Henriksen: “Für mich gibt es nur eine Religion, die heißt gewinnen”

Dieser Abstiegskampf macht Spaß, das ist von vielen Spielern von Mainz 05 zu hören und auf dem Platz zu sehen. Mit seiner positiven Art hat Bo Henriksen den angeschlagenen Klub wachgeküsst und auf einen Nicht-Abstiegsplatz geführt. Dabei setzt er auf ein interessantes Detail.

Sorgte für Spaß im Mainzer Abstiegskampf: Trainer Bo Henriksen.

Sorgte für Spaß im Mainzer Abstiegskampf: Trainer Bo Henriksen.

IMAGO/Steinsiek.ch

Als Bo Henriksen Mitte Februar das Traineramt in Mainz übernahm, führte er viele Gespräche und entschied sich für eine ungewöhnliche Maßnahme. Statt im Mannschaftshotel dürfen die Profis zuhause übernachten. “Die Spieler haben gesagt, was ihnen guttut. Wenn es ihnen hilft, nichts ins Mannschaftshotel zu gehen, dann machen wir das. Ich will jeden Tag Hingabe sehen, wenn sie die zeigen, dann können wir es so umsetzen, wie sie wollen”, erläutert Henriksen und schiebt ein Bonmot hinterher: “Es gibt verschiedene Religionen im Fußball, für mich gibt es nur eine, die heißt gewinnen.”

Eine Spielvorbereitung ohne Mannschaftshotel ist auch für Henriksen ungewöhnlich, an seinen vorherigen Stationen ist er anders verfahren. “Es ist den Spielern freigestellt, ein paar wenige gehen weiter ins Hotel”, sagt Henriksen. Zum Beispiel Nadiem Amiri. “Manche fühlen sich wohler zuhause. Ich gehe trotzdem lieber ins Hotel. Seit ich Vater bin, kann ich da besser durchschlafen. Außerdem will ich am Spieltag nicht mehr die Stunde von Ludwigshafen aus im Auto sitzen. So kann ich mich abends schon aufs Spiel fokussieren. Ich gehe auf mein Zimmer, esse auch dort und gehe gedanklich den kommenden Gegner durch. In dieser Zeit ganz für mich zu sein, ist für mich der beste Ablauf”, erläutert Amiri im kicker-Interview (Printausgabe oder hier im eMagazine).

Hanche-Olsen fällt für Kellerduell aus – Barreiro fraglich

Entsprechend wird auch die Vorbereitung auf das Kellerduell gegen den 1. FC Köln (Sonntag, 17.30 Uhr, LIVE! bei kicker) verlaufen. Auf welches Personal Henriksen zurückgreifen kann, ist noch nicht ganz sicher. Bei Andreas Hanche-Olsen, der am Mittwoch das Training abbrechen musste, ist eine Außenbandverletzung im rechten Sprunggelenk festgestellt worden. Dort war der Norweger in der Hinrunde operiert worden. Erst im Februar feierte er sein Comeback.

Fraglich ist auch der Einsatz von Leandro Barreiro, der beim 1:1 in Freiburg eine Hüftprellung erlitt. Er machte am Donnerstag aber immerhin schon wieder Teile des Mannschaftstrainings mit. Auf jeden Fall ersetzen muss Henriksen Jae-Sung Lee und Tom Krauß, die gegen Köln gelbgesperrt sind.

Michael Ebert

Hanche-Olsen sorgt für eine Schrecksekunde in Mainz

Quasi mit der letzten Aktion des Vormittagstrainings sackte Andreas Hanche-Olsen auf den Rasen. Der Mainzer Innenverteidiger ist mit dem rechten Sprunggelenk, an dem er in der Hinrunde operiert wurde, umgeknickt.

Knickte im Training um: Andreas Hanche-Olsen.

Knickte im Training um: Andreas Hanche-Olsen.

IMAGO/Rene Schulz

Chefcoach Bo Henriksen und zwei der drei Co-Trainer wollten aus nächster Nähe sehen, was passiert war, als Andreas Hanche-Olsen minutenlang von den Physiotherapeuten behandelt wurde auf dem Nebenplatz des Wolfgang-Frank-Campus. Nachdem das rechte Sprunggelenk bandagiert und mit einem Eisbeutel gekühlt war, der Spieler es beim Gang vom Trainingsplatz schon wieder einigermaßen belastete, hellten sich die Mienen der Trainer etwas auf.

“Er hat sich den Knöchel verdreht, wir müssen abwarten, was die Untersuchungen ergeben, vielleicht werden wir ein MRT machen”, erklärt Henriksen. Von der langen Leidenszeit seines Leistungsträgers weiß der neue Cheftrainer nur vom Hörensagen. Der Norweger hatte sich bereits in der Sommervorbereitung am rechten Sprunggelenk verletzt, bestritt dann sogar noch zwei Kurzeinsätze, bevor er sieben Wochen später auf Anraten des medizinischen Staffs seiner Nationalmannschaft doch unters Messer kam. Es sei so ziemlich alles kaputt gewesen, was kaputt gehen konnte. Hanche-Olsen fiel bis Februar aus. Beim 1:1 in Freiburg absolvierte er am vergangenen Wochenende erst seinen zwei Saisoneinsatz über 90 Minuten.

Mainz 05: Die nächsten Gegner

Ob der Mainzer mit der Rückennummer 25 am Sonntag gegen den 1. FC Köln (17.30 Uhr, LIVE! bei kicker) auflaufen kann, ist ungewiss. Gegebenenfalls können Josuha Guilavogui oder Edimilson Fernandes einspringen, denen Henriksen engagierte Trainingsleistungen bescheinigt. Die Übungseinheit am Mittwoch fand noch ohne Leandro Barreiro statt, der nach seiner Hüftprellung aus dem letzten Spiel lediglich eine Laufeinheit absolvierte und in den nächsten Tagen ins Mannschaftstraining einsteigen soll.

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Lizenz für beide Ligen ohne Bedingungen und Auflagen

Während die FSV-Mannschaft mit einem Sieg gegen Köln seinen Vorsprung gegenüber Platz 17 auf acht Punkte vergrößern kann und in den restlichen drei Saisonspielen nur noch theoretisch direkt absteigen könnte, hat der Klub seine Hausaufgaben im Hinblick auf die nächste Saison bereits “abgezeichnet” bekommen. Mainz 05 erhält die Lizenz für die Bundesliga und 2. Liga “ohne Auflagen und Bedingungen”, wie Sportvorstand Christian Heidel auf Nachfrage erklärt.

Michael Ebert

Henriksens Liebeserklärung an Lee

Anders als beim jüngsten 2:0 im Schlüsselspiel gegen Bochum wartet bei RB Leipzig nun wieder ein Spitzenteam auf Mainz 05. Für den Trainer der Rheinhessen kein Anlass, die grundsätzliche Herangehensweise zu ändern.

Jae-Sung Lee (li.) und Mainz-Trainer Bo Henriksen.

Jae-Sung Lee (li.) und Mainz-Trainer Bo Henriksen.

IMAGO/Martin Hoffmann

Gedanken an die 1:8-Klatsche beim FC Bayern, das bislang letzte Auswärtsspiel, will 05-Coach Bo Henriksen gar nicht erst aufkommen lassen: “Natürlich geht es jetzt wieder gegen eine Top-Mannschaft”, sagt der Däne, “aber das ist Leverkusen auch. Und dort hätten wir beinahe einen Punkt geholt.” Weshalb man die bevorstehende Partie in Leipzig “lieber mit Leverkusen als mit Bayern vergleichen” wolle. Henriksens Ansage: “Wir wissen natürlich um die Leipziger Klasse – aber wir fahren trotzdem dahin, um gewinnen.” Entscheidend fürs Gelingen seien “harte Arbeit, die Performance und Gewinnermentalität. Wenn das alles stimmt, haben wir immer eine Chance, egal gegen wen.”

Auch aus der Länderspielpause leitet der Coach etliche Fortschritte ab

Positivität bleibt also der Schlüssel in der Herangehensweise des Fußballlehrers, der auch aus der zurückliegenden Länderspielpause wieder etliche Fortschritte ableitet. “Hauptsache war, die Spieler, die aus Verletzungen gekommen sind, fitter zu kriegen. Das haben wir geschafft, zudem hat uns die Zeit mental weitergebracht. Ich erlebe ein Team mit großem Spirit.”

Außer für Leandro Barreiro, der mit Luxemburg die EM-Teilnahme verpasst hat, gab es auch für die Länderspielreisenden durchweg Erfolgserlebnisse. Jae-sung Lee trat bei Südkoreas 3:0 gegen Thailand ebenso als Torschütze in Erscheinung wie Brajan Gruda beim 2:0-Erfolg der deutschen U 21 gegen Israel. Phillipp Mwene siegte mit Österreich 6:1 gegen die Türkei, Silvan Widmer mit der Schweiz 1:0 in Irland. Andreas Hanche-Olsen war vergangenen Freitag bei Norwegens 1:2 gegen Tschechien über die komplette Distanz am Start, wurde dann am Dienstag gegen die Slowakei (1:1) absprachegemäß geschont. “Auch das war gut für uns”, so Henriksen, “erstmals nach seiner Verletzung hat Andreas wieder volle 90 Minuten absolviert.”

“Lee ist kein Mann großer Worte – er zeigt es einfach auf dem Platz”

Ebenso wie Sepp van den Berg dürfte Hanche-Olsen damit in der Dreierkette gesetzt sein. Wer dort den gelbgesperrten Dominik Kohr ersetzt, ließ der Coach am Donnerstag noch offen. Als Optionen nannte er Edimilson Fernandes, Josuha Guilavogui und Anthony Caci. Nahezu die maximale Auswahl zu haben, freut Henriksen generell hörbar. Lob aus Trainermund gibt es für seine Profis querbeet, auch für die unter seiner Regie bislang noch erfolglosen Torjäger Karim Onisiwo (“Er hat fantastisch trainiert, als hätten wir einen neuen Spieler”) und Ludovic Ajorque (“Ich war zufrieden mit seiner Arbeit gegen Bochum, und er hat es auch im Training sehr gut gemacht”).

Eine regelrechte Hymne stimmte Henriksen gar auf Lee an: “Er ist ein Kämpfer, der für uns durchs Feuer geht. Auf ihn kann man immer zählen, dabei ist er kein Mann großer Worte. Sondern er zeigt es einfach auf dem Platz. Das liebe ich.” Weshalb Lee trotz der strapaziösen Länderspielreise auch in Leipzig nicht wegzudenken sein dürfte. Thiemo Müller

Thiemo Müller