Kölns Hoffnung auf Uth und Ljubicic

Es ist ein Kommen und Gehen. Und keimt links gerade Optimismus auf, erlischt rechts schon wieder ein Hoffnungsfunke.

Mark Uth ist ein Kölner Hoffnungsträger.

Mark Uth ist ein Kölner Hoffnungsträger.

IMAGO/Herbert Bucco

Es ist nicht einfach für Timo Schultz, in diesen Tagen im Kopf die Elf zu formen, die am Samstag Teil eins des Wunders bewerkstelligen soll. Verletzungen und Erkrankungen wichtiger Spieler zwingen den Coach immer wieder dazu, die Gedanken in andere Richtungen zu lenken.

Zunächst die frohe Kunde: “Mark Uth und Dejan Ljubicic sind wieder dabei.” Schulz zeigt sich zuversichtlich, “dass sie im Verlauf der Woche alles steigern können”. Bei Abwehrchef Jeff Chabot und Sechser Eric Martel – beide trainieren aktuell individuell – zeigt sich der Trainer weniger zuversichtlich: “Jeff Chabot hatte im Spiel ein leichtes Zwicken im Oberschenkel. Wir hoffen, dass er im Laufe der Tage auf den Platz zurückkehren kann und am Samstag wieder zur Verfügung steht.” Bei Martel sei es das Knie: “Nicht schwerwiegend, aber schmerzhaft.” Der U-21-Nationalspieler habe gegen Freiburg auf die Zähne gebissen “und dies richtig gut gemacht.”

Nicht dabei am Dienstag neben den Langzeitverletzten Davie Selke und Luca Kilian waren auch Linksverteidiger Leart Pacarada und Offensiv-Allrounder Luca Waldschmidt. Schultz klärte auf: “Leart hat noch eine Untersuchung und steht hoffentlich ab morgen wieder auf dem Platz. Luca ist krank. Ich hoffe, dass es ihm schnell wieder besser geht, er in die Bewegung kommt und wir am Wochenende wieder mehr Alternativen haben.”

Wer immer auch am Samstag gegen Union Berlin (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) aufläuft – er entscheidet mit seiner Leistung über die Zukunft des 1. FC Köln. Gelingt es dem Team erneut nicht, einen Dreier einzufahren, ist der Abstieg besiegelt. Vielleicht sollte man sich die Aufzeichnungen der vergangenen Spiele noch einmal zu Gemüte führen. Damit man weiß, wo man ansetzen kann, um endlich mal wieder ein Tor mehr zu schießen als die Konkurrenz. Fußball kann doch so einfach sein.

Frank Lußem

Warum macht Wolf dieses Fass auf?

Als hätte der 1. FC Köln dieser Tage nicht genügend Sorgen, erklärte nun auch noch Präsident Werner Wolf im Abstiegsfall den mehr oder minder unmittelbaren Wiederaufstieg zum Ziel. Angesichts des zu erwartenden Aderlasses und der Transfersperre ohne Not ein frommer Wunsch.

Werner Wolf erklärte den schnellen Wiederaufstieg des 1. FC Köln zum Ziel.

Werner Wolf erklärte den schnellen Wiederaufstieg des 1. FC Köln zum Ziel.

IMAGO/Sven Simon

Es sind die stressigen Momente, in denen sich zeigt, ob die Klasse reicht, eine Aufgabe so gut wie möglich bewältigen zu können. Werner Wolf erlebt Stress in diesen Tagen. Kein Wunder, dem 1. FC Köln droht der siebte Abstieg seit 1998, auch dieser Präsident konnte mit seiner Arbeit nicht verhindern, dass der Klub seinem Image als Fahrstuhlmannschaft treu bleibt. Die Wahrscheinlichkeit, dass der FC absteigt, ist nach 32 Spieltagen mit 24 erzielten Toren und kümmerlichen vier Siegen weitaus größer als ein Liga-Verbleib. Und Auftritte wie der in Mainz oder gegen Freiburg belegen dies eher, als dass sie Mut machen würden.

“Wiederaufstieg in den ersten beiden Jahren – trotz der Sperre”

Offensichtlich jedoch glaubt Wolf selbst nicht mehr daran, dass dieser Kader die Klasse hält. So beantwortete er in einem Interview mit der Kölnischen Rundschau eine Frage zur drohenden Perspektive des FC mit diesen Worten: “Sollte es so kommen, dann werden wir uns das Ziel Wiederaufstieg in den ersten beiden Jahren setzen – trotz der Sperre.” Mit der Sperre ist das Transferverbot durch die FIFA gemeint.

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Union feuert Bjelica – und was macht Köln noch Hoffnung?


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Eine Maßnahme, die den Handlungsspielraum der Kölner einengt. Warum der Klub-Chef dieses Fass aufmacht, bleibt sein Geheimnis. Traut er der Mannschaft nichts zu? Will er mittels zusätzlichem Druck Motivation erzeugen? Fakt ist: Stand heute ist überhaupt nicht absehbar, wie viele Profis zum Start in die Vorbereitung auf dem Platz stehen werden. Gelingt die Rettung, hält dies den Schaden in Grenzen. Steigt man ab, wird es bitter. Es droht ein Exodus von unbekanntem Ausmaß. Leistungsträger wie Marvin Schwäbe, Jeff Chabot, Mark Uth oder Davie Selke werden den Klub verlassen.

Trotz allem Talent kein Personal für die Zweitliga-Spitze

Dejan Ljubicics Wechselwunsch aus dem vergangenen Jahr wird sicherlich nicht kleiner, ein Talent wie Justin Diehl (zum VfB Stuttgart) wird gehen, andere Spieler warten auf Gespräche mit der Geschäftsführung, die sich dem Vernehmen nach allerdings bisher damit zurückhält, Perspektiven aufzuzeichnen. Zunächst einmal sollen Leihspieler (Jonas Urbig, Tim Lemperle, Marvin Obuz, Nikola Soldo, Maximilian Schmid) zurückgeholt werden, dazu könnte aus der U 21 Mittelfeldspieler Meiko Wäschenbach integriert werden. Auch die Stürmer Jaka Potocnik und Damion Downs sollen hochgezogen werden.

Mit Verlaub ist dies nicht das Personal, mit dem man die Zweitliga-Spitze auf Anhieb durcheinanderwirbeln kann, bei allem Talent. Frag nach in Berlin, Hamburg, Schalke, Nürnberg, Hannover oder Kaiserslautern.

Frank Lußem

Die Wende bleibt aus: Kölns stiller Absturz

Schon so oft in dieser Saison hatten die Protagonisten des 1. FC Köln angekündigt, “ein anderes Gesicht zu zeigen”. Doch die Wende blieb erneut aus – und nun steht der siebte Abstieg aus der Bundesliga bevor.

Geschlagen: Kölns Spieler um Florian Kainz (Mitte) stehen vor der Südkurve.

Geschlagen: Kölns Spieler um Florian Kainz (Mitte) stehen vor der Südkurve.

picture alliance/dpa

Am Ende war es ganz still. Keine Pyros, keine Pfiffe, keine Buhrufe. Als am Samstagabend das 0:0 des 1. FC Köln gegen den SC Freiburg abgepfiffen war, kam von den Rängen schlicht gar nichts. Eine beklemmende Atmosphäre, wo doch sonst bei Abstiegen oftmals der große Knall folgt. Der ist zwar rechnerisch noch nicht fix, kann es im Laufe des Sonntags aber werden. Und selbst wenn es noch einen Woche lang eine “Mini-Chance” für die Kölner gibt, wie es Sport-Geschäftsführer Christian Keller nennt, sind die Aussichten doch extrem gering.

“Die Gründe dafür sind vielschichtig”, analysierte ein sichtbar geknickter Timo Schultz und sagte offen: “Man muss der Wahrheit ins Gesicht schauen, es sind zu wenige Tore.” Denn in diesem Alles-oder-Nichts-Spiel gab es mal wieder Nichts: Zum 14. Mal in dieser Bundesliga-Spielzeit blieb der 1. FC Köln torlos. Und das, obwohl die FC-Profis 20-mal auf den gegnerischen Kasten feuerten.

Zu wenig Power gegen “bezwingbare Freiburger”

So engagiert und positiv Schultz den Auftritt seines Teams gesehen hatte: Gefährlich waren von den Versuchen wieder mal nur eine Handvoll. Elf Torschüsse kamen von außerhalb des Strafraums, innerhalb der Box wurde ein Abschluss geblockt und fünf gingen vorbei, oder sogar weit vorbei. “Freiburg war bezwingbar”, fand Keller zurecht und schlug in dieselbe Kerbe wie Schultz: “Aber am Schluss sind wir nicht in der Lage, die entscheidende Momente in der Offensive zu nutzen.”

Davon, “ein anderes Gesicht zu zeigen”, blieb am Ende wenig übrig. Und so verpuffte diese Ankündigung zum wiederholten Mal, stattdessen steht der siebte Abstieg aus der Bundesliga bevor. Wie die Spieler den möglicherweise entscheidenden Sonntag verbringen, ist ihnen weitgehend selbst überlassen. Keller wird sich die Partien zwischen Union Berlin und dem VfL Bochum sowie dem 1. FC Heidenheim und dem 1. FSV Mainz 05 anschauen.

Schultz’ vielsagende Begründung

Spätestens mit der rechnerischen Hoffnungslosigkeit wird dann auch das Ende der Stille eintreten – und die Fragen nach der Aufarbeitung dieser Saison beginnen. Die Frage nach der Qualität des von ihm zusammengestellten Kaders umschiffte Keller nach dem Freiburg-Spiel, gab aber zu, sich mit dem Sparkurs möglicherweise verkalkuliert zu haben: “Wir hatten gedacht, dass wir eine bessere Balance herstellen können, das ist jetzt nicht gelungen.”

Die kommenden Kölner Aufgaben

Er selbst hat allerdings wohl vorerst keine Konsequenzen zu fürchten, nachdem ihn Präsident Werner Wolf zuletzt öffentlich stärkte. Für Schultz, dessen Vertrag sich beim Klassenerhalt verlängert hätte, dagegen dürfte seine Zeit in Köln nach dem 34. Spieltag enden. Wo der 46-Jährige die Gründe für die Misere sieht, deutete er zumindest kurz an: “Es liegt bestimmt nicht am Engagement oder der Umsetzung des Spielplans oder am Willen.” Da bleibt dann eigentlich nur noch fehlende Qualität. Wohin das führen wird, ist in der Tabelle abzulesen.

Jim Decker

Kainz resigniert: “Es ist üblich, dass von außen etwas kommt”

In der vergangenen Woche hatte sich Kölns Präsident Werner Wolf gleich zweimal geäußert – und auch über mögliche Ziele in der 2. Liga gesprochen. Das kam nicht bei allen Beteiligten gut an.

Resigniert: Kölns Kapitän Florian Kainz war kein Fan der Aussagen seines Präsidenten.

Resigniert: Kölns Kapitän Florian Kainz war kein Fan der Aussagen seines Präsidenten.

IMAGO/RHR-Foto

Das 0:0 des 1. FC Köln gegen den SC Freiburg am Samstagabend war noch weit weg, da war schon die 2. Liga Thema beim Noch-Bundesligisten. Präsident Werner Wolf hatte erst in einem Interview auf der Klub-Webseite den aktuellen Kurs der Führungsriege verteidigt und außerdem Sport-Geschäftsführer Christian Keller den Rücken gestärkt.

“Viele Fans sind sehr enttäuscht von dieser Saison, manche wütend. Das kann ich verstehen”, hatte Wolf zugegeben. Aber: Ein Rücktritt des Vorstands komme nicht infrage. “Zweifel, Nebengeräusche und Personal-Debatten bringen uns jetzt nicht weiter”, so der Präsident. Die “intensive Aufarbeitung der Fehler”, beispielsweise in Sachen Kaderzusammenstellung oder beim Umgang mit der Transfersperre, “aber vor allem die Fortschritte in nahezu allen anderen Bereichen des FC (…) überzeugen uns, an der Zusammenarbeit festzuhalten”.

Es ist beim FC so üblich, dass immer wieder was von außen kommt.

Florian Kainz

Anschließend hatte Wolf bei der Kölnischen Rundschau nachgelegt und den Wiederaufstieg innerhalb von zwei Saisons nach dem möglichen Abstieg als Ziel ausgegeben. Und das, während die Mannschaft um Trainer Timo Schultz und Kapitän Florian Kainz sich noch darauf vorbereitet hatte, die letzte Chance auf den Klassenerhalt in der Bundesliga zu wahren.

Wolfs Aussagen seien auch im Team aufgenommen worden, stellte Kapitän Kainz fest, nachdem der Gang in die 2. Liga nun durch das enttäuschende 0:0 gegen Freiburg näher rückte. Der 31-Jährige versuchte, sich bedeckt zu halten. “Das alles registriert man, beeinflusst die Mannschaft aber nicht”, sagte der in der 68. Minute eingewechselte Mittelfeldspieler und konnte dann einen Kommentar in Richtung Wolf doch nicht unterdrücken.

Der eigene Präsident als Kommentar “von außen”

“Es ist beim FC so üblich, dass immer wieder was von außen kommt”, sagte Kainz sichtbar angefasst und ergänzte dann trotzig: “Das hat uns als Mannschaft aber nicht tangiert.” Bemerkenswert dabei ist, dass Kainz die Worte des eigenen Klub-Präsidenten als “von außen” bezeichnete.

Keller, den Wolf in Schutz genommen hatte, verteidigte wiederum den Interview-Drang seines Präsidenten. “Das Wichtigste ist die Wirkung im Innenverhältnis, und da hat der Präsident ganz klar Orientierung gegeben”, befand der Sport-Geschäftsführer des “Effzeh”. Schließlich sei der 1. FC Köln ein mitgliedergeführter Verein mit 140.000 Mitgliedern. “Dann ist es auch die Aufgabe, dahin zu kommunizieren.”

Wolfs Blick auf einen möglichen Gang ins Unterhaus sah Keller ebenfalls verständnisvoll, schließlich habe der Präsident nur über einen naheliegendes Szenario gesprochen. “Wir müssen nicht naiv sein, denn das schlechte ist ein reales Szenario”, gab Keller zu. Eines, das nach dem 0:0 gegen Freiburg schon am Sonntag bittere Realität werden könnte.

Zum Thema: FC-Präsident Wolf vor drohendem Abstieg – “Wir sind felsenfest von unserem Kurs überzeugt”

Jim Decker

“Die Gemütslage ist sehr schlecht”: Kainz und Köln am Boden

Der 1. FC Köln steht unmittelbar vor dem siebten Bundesliga-Abstieg. Nach dem enttäuschenden 0:0 gegen Freiburg sprach Kapitän Florian Kainz Klartext, während es selbst aus dem Lager der Breisgauer Mitleid gegeben hatte.

Niedergeschlagen: Der Blick des 1. FC Köln um Kapitän Florian Kainz geht gen Abstieg und 2. Bundesliga.

Niedergeschlagen: Der Blick des 1. FC Köln um Kapitän Florian Kainz geht gen Abstieg und 2. Bundesliga.

IMAGO/Treese

Vier Punkte Rückstand auf Relegationsrang 16 und die Gewissheit im Nacken, dass die direkte Konkurrenz aus Mainz, Bochum und Berlin (Union) am Sonntag für den auch mathematisch sicheren Abstieg sorgen können. Kurzum: Die Lage beim 1. FC Köln ist schlechter geworden, dazu passte auch die Kulisse am Samstagabend.

Hatten die FC-Fans über die gesamte Spieldauer das leidenschaftlich agierende, aber nach vorn einmal mehr zu harmlos und ungenau agierende Team lautstark angetrieben, war unmittelbar nach dem Schlusspfiff Geisterspielkulisse angesagt. Stille und die Klarheit, dass der siebte Niedergang in Liga zwei wohl nicht mehr abzuwenden ist, machte sich über die Ränge binnen Sekundenbruchteilen breit.

Günter leidet mit Köln: “Als Fußballer blutet da jedem das Herz”

“Das müssen wir uns ankreiden lassen, das ist zu wenig”, fasste Torwart Marvin Schwäbe im Gespräch mit Sky sichtlich niedergeschlagen zusammen. Von Trainer Timo Schultz kamen folgende Worte: “Das Spiel heute ist ein Spiegelbild der gesamten Rückrunde. Ich kann meinen Jungs nichts vorwerfen, wir dürfen aber nicht drumherum reden: Die Art und Weise, wie wir die Box bespielen, da fehlt die Überzeugung.” Geschäftsführer Christian Keller ergänzte: “Wir nutzen unsere Chancen nicht, das zieht sich durch die gesamte Saison. So schießt du am Ende kein Tor, das ist bitter.”

Und sogar Freiburgs Kapitän Christian Günter litt nach Schlusspfiff mit dem Traditionsklub aus der Domstadt am Rhein mit: “Als Fußballer blutet da jedem das Herz. Eine kleine Restchance haben sie noch, ich drücke ihnen die Daumen. Die Fans, die Stadt und das Stadion haben es verdient, in der ersten Liga zu sein.”

Einsatzbereitschaft, Kampfbereitschaft, Laufbereitschaft ja – Tore nein

Das dürfte auch Florian Kainz sicherlich so sehen. Der gegen die Breisgauer eingewechselte 31-jährige Routiniert musste sich allerdings eher zur Stimmung nach dem verpassten Heimsieg äußern – und sprach Klartext: “Die Gemütslage ist sehr schlecht, alle Spieler waren im Kreis eben sehr niedergeschlagen.” Auch die stille Kulisse im Stadion habe aus seiner Sicht dazu gepasst – alle seien “einfach enttäuscht.”

Besonders bitter einmal mehr für ihn: “Einsatzbereitschaft war da, Kampfbereitschaft war da, Laufbereitschaft war da. Wir haben sehr viel investiert, waren von Anfang an da und griffiger in den ersten Minuten. Wir haben es aber hinten raus nicht geschafft, die hundertprozentigen Torchancen zu enwickeln.” Und das sei, so der österreichische Führungsspieler quasi tongleich mit Keeper Schwäbe, “zu harmlos. Da muss man ganz klar sagen: Wenn man wieder Zuhause kein Tor schießt, dann ist das einfach zu wenig.”

Und letzten Endes eben auch zu wenig für die eigene Anhängerschaft, wie Schwäbe anmerkte: “Es ist extrem traurig, dass wir den Fans nicht das geben konnten, was sie verdienen.”

Lesen Sie auch: Kainz resigniert – “Es ist üblich, dass von außen etwas kommt”

Freiburger Mitleid für Köln – “Die Gemütslage ist sehr schlecht”

Der 1. FC Köln steht unmittelbar vor dem siebten Bundesliga-Abstieg. Nach dem enttäuschenden 0:0 gegen Freiburg sprach Kapitän Florian Kainz Klartext, während es selbst aus dem Lager der Breisgauer Mitleid gegeben hatte.

Niedergeschlagen: Der Blick des 1. FC Köln um Kapitän Florian Kainz geht gen Abstieg und 2. Bundesliga.

Niedergeschlagen: Der Blick des 1. FC Köln um Kapitän Florian Kainz geht gen Abstieg und 2. Bundesliga.

IMAGO/Treese

Vier Punkte Rückstand auf Relegationsrang 16 und die Gewissheit im Nacken, dass die direkte Konkurrenz aus Mainz, Bochum und Berlin (Union) am Sonntag für den auch mathematisch sicheren Abstieg sorgen können. Kurzum: Die Lage beim 1. FC Köln ist schlechter geworden, dazu passte auch die Kulisse am Samstagabend.

Hatten die FC-Fans über die gesamte Spieldauer das leidenschaftlich agierende, aber nach vorn einmal mehr zu harmlos und ungenau agierende Team lautstark angetrieben, war unmittelbar nach dem Schlusspfiff Geisterspielkulisse angesagt. Stille und die Klarheit, dass der siebte Niedergang in Liga zwei wohl nicht mehr abzuwenden ist, machte sich über die Ränge binnen Sekundenbruchteilen breit.

Günter leidet mit Köln: “Als Fußballer blutet da jedem das Herz”

“Das müssen wir uns ankreiden lassen, das ist zu wenig”, fasste Torwart Marvin Schwäbe im Gespräch mit Sky sichtlich niedergeschlagen zusammen. Von Trainer Timo Schultz kamen folgende Worte: “Das Spiel heute ist ein Spiegelbild der gesamten Rückrunde. Ich kann meinen Jungs nichts vorwerfen, wir dürfen aber nicht drumherum reden: Die Art und Weise, wie wir die Box bespielen, da fehlt die Überzeugung.” Geschäftsführer Christian Keller ergänzte: “Wir nutzen unsere Chancen nicht, das zieht sich durch die gesamte Saison. So schießt du am Ende kein Tor, das ist bitter.”

Und sogar Freiburgs Kapitän Christian Günter litt nach Schlusspfiff mit dem Traditionsklub aus der Domstadt am Rhein mit: “Als Fußballer blutet da jedem das Herz. Eine kleine Restchance haben sie noch, ich drücke ihnen die Daumen. Die Fans, die Stadt und das Stadion haben es verdient, in der ersten Liga zu sein.”

Einsatzbereitschaft, Kampfbereitschaft, Laufbereitschaft ja – Tore nein

Das dürfte auch Florian Kainz sicherlich so sehen. Der gegen die Breisgauer eingewechselte 31-jährige Routiniert musste sich allerdings eher zur Stimmung nach dem verpassten Heimsieg äußern – und sprach Klartext: “Die Gemütslage ist sehr schlecht, alle Spieler waren im Kreis eben sehr niedergeschlagen.” Auch die stille Kulisse im Stadion habe aus seiner Sicht dazu gepasst – alle seien “einfach enttäuscht.”

Besonders bitter einmal mehr für ihn: “Einsatzbereitschaft war da, Kampfbereitschaft war da, Laufbereitschaft war da. Wir haben sehr viel investiert, waren von Anfang an da und griffiger in den ersten Minuten. Wir haben es aber hinten raus nicht geschafft, die hundertprozentigen Torchancen zu enwickeln.” Und das sei, so der österreichische Führungsspieler quasi tongleich mit Keeper Schwäbe, “zu harmlos. Da muss man ganz klar sagen: Wenn man wieder Zuhause kein Tor schießt, dann ist das einfach zu wenig.”

Und letzten Endes eben auch zu wenig für die eigene Anhängerschaft, wie Schwäbe anmerkte: “Es ist extrem traurig, dass wir den Fans nicht das geben konnten, was sie verdienen.”

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Schultz hofft wieder: “Wir wollen ein anderes Gesicht zeigen”

Am Samstagabend muss der 1. FC Köln unbedingt den SC Freiburg besiegen, wenn die Hoffnung auf den Klassenerhalt nicht verschwinden soll. Der Trainer glaubt fest an die Trendwende, muss aber ohne Hoffnungsträger Mark Uth auskommen.

Letzte Chance: Der 1. FC Köln und Timo Schultz brauchen gegen Freiburg unbedingt einen Sieg.

Letzte Chance: Der 1. FC Köln und Timo Schultz brauchen gegen Freiburg unbedingt einen Sieg.

picture alliance/dpa

Die schlechten Nachrichten zuerst. “Die Zeit bis zum Freiburg-Spiel wird zu kurz sein”, verkündete Timo Schultz auf der Pressekonferenz vor dem Heimspiel seines 1. FC Köln am Samstagabend gegen den SC Freiburg mit Blick auf einen Einsatz von Mark Uth. Ab 18.30 Uhr kämpfen die Geißböcke dann ums sportliche Überleben. Ohne einen Sieg gegen die Südbadener droht sogar schon der rechnerische Abstieg am Sonntag.

Umso schlimmer, dass mit Uth einer nicht mitmachen kann, der zuletzt beim weitgehend enttäuschenden 1:1 gegen Mainz 05 für spürbare Verbesserung im Angriffsspiel gesorgt hatte. Uth fehlt ebenso wie Linksverteidiger Leart Paqarada erkrankt, beide konnten weder am Mittwoch noch am Donnerstag trainieren. Dafür sei immerhin wieder Talent Justin Diehl eine Option, deutete Schultz an. Angesichts der chronischen Harmlosigkeit des FC kann der 46-Jährige auch jeden Angreifer gebrauchen: Mit 24 Toren stellt Köln die schlechteste Offensive der Liga.

Kesser fordert die Emotionalität aus Mainz

Ganz grundsätzlich gab sich Schultz trotz der bedrohlichen Lage im Tabellenkeller betont locker und zuversichtlich. Viele Wechsel in der Startformation wolle er nicht vornehmen, verriet der Coach und forderte dann das von seinen Profis, was er sich bereits seit Monaten erhofft, aber nur ganz selten zu sehen bekommt: “Wir wollen zu Hause ein anderes Gesicht zeigen und mutiger auftreten.”

Die kommenden Kölner Aufgaben

Diesen Satz oder sehr ähnliche spricht Schultz Woche für Woche, aber in den Spielen zeigt sein Team dann immer wieder die gleichen enttäuschenden Leistungen. “Die Mannschaft macht den Eindruck, dass sie daran glaubt”, sagt Schultz trotzdem und schließt an: “Sie wissen, dass sie unsere Ausgangsposition deutlich verbessern können.” Wobei verbessern in diesem Falle eher das Abwenden der großen Katastrophe “Abstieg in die 2. Liga” meint.

Die Emotionalität, die in der Schlussphase der Mainz-Partie im Kölner-Spiel zu sehen war, ist die große Hoffnung. Und auch der Leiter Lizenz Thomas Kessler nimmt die Spieler in die Pflicht. “Ich wünsche mir, dass wir diese Energie auf den Platz bekommen”, sagt der Ex-Profi und baut auch auf die Wucht der 50.000 Fans im Rhein-Energie-Stadion, die das Team anpeitschen sollen: “Es muss das Ziel sein, dass wir von der ersten Minute an zeigen, dass dieses Stadion eine große Wucht sein kann und dass wir das Spiel gewinnen können.”

Wahre Worte. Denen allerdings zuletzt viel zu oft Enttäuschungen folgten.

Jim Decker

Auf der Couch? Wie Köln schon am 32. Spieltag absteigen kann

Steht am Sonntag schon der zweite direkte Bundesliga-Absteiger fest? Die Ausgangslage für den 1. FC Köln vor dem 32. Spieltag.

Der Abgrund ist nah: Köln-Trainer Timo Schultz.

Der Abgrund ist nah: Köln-Trainer Timo Schultz.

IMAGO/Sven Simon

Seit Monaten droht dem 1. FC Köln der bereits siebte Abstieg aus der Bundesliga, an diesem Wochenende könnte er rechnerisch erstmals feststehen. Vor dem Heimspiel gegen den SC Freiburg am Samstagabend (18.30 Uhr) liegt der Bundesliga-Vorletzte fünf Punkte hinter dem 1. FSV Mainz 05 und dem Relegationsplatz sowie sieben hinter dem VfL Bochum und dem punktgleichen 1. FC Union Berlin, die derzeit die ersten Nicht-Abstiegsplätze belegen.

Vor dem 32. Spieltag ergeben sich daraus für die Kölner drei Szenarien:

Bei einem Sieg gegen Freiburg erhält der FC definitiv noch eine weitere Chance, sich zu retten. Abhängig davon, wie am Sonntag Union im direkten Duell mit Bochum (15.30 Uhr) und die Mainzer beim 1. FC Heidenheim (19.30 Uhr, alle LIVE! bei kicker) spielen, betrüge der Rückstand auf den Relegationsplatz dann weiterhin fünf, vier, drei oder nur noch zwei Punkte.

Bei einem Remis gegen Freiburg drohen die Kölner am Sonntag abzusteigen – auf der Couch. Dazu müssten sich Union und Bochum unentschieden trennen und Mainz in Heidenheim gewinnen. Gibt es bei einem Mainzer Dreier einen Sieger an der Alten Försterei, gäbe es bei dann sechs Punkten Rückstand noch eine Resthoffnung, auch wenn die Kölner Tordifferenz (-30) aktuell die schlechteste, wenn man den feststehenden Absteiger Darmstadt 98 außer Acht lässt.

Bei einer Niederlage gegen Freiburg wäre das FC-Schicksal besiegelt, wenn am Tag danach Mainz in Heidenheim gewinnt. Unions Spiel gegen Bochum ist in diesem Szenario nicht mehr relevant. Holt der FSV nur einen Punkt, hätten die Kölner bei sechs Punkten Rückstand und einer um mindestens 14 Tore schlechteren Tordifferenz noch sehr theoretische Chancen auf den Klassenerhalt.

Für eine Mannschaft, die in 31 Spielen nur dreimal gewann, ist die Ausgangslage also ziemlich katastrophal. 1998 war der FC erstmals aus der Bundesliga abgestiegen, seitdem so oft wie kein anderer Klub in der Drei-Punkte-Ära.

Freiburg und Köln: So nah beisammen und doch so weit entfernt

Während der SC Freiburg am Samstag einen großen Schritt Richtung Europa machen kann, droht dem 1. FC Köln der siebte Abstieg der Vereinsgeschichte. So unterschiedlich die tabellarische Lage ist, so nah sind sich die Klubs in mancher Statistik.

Nah beisammen auch beim letzten Spiel: In der Hinrunde hat Freiburg mit 2:0 gewonnen.

Nah beisammen auch beim letzten Spiel: In der Hinrunde hat Freiburg mit 2:0 gewonnen.

IMAGO/Sportfoto Rudel

Ein berauschendes Offensivfestival in Köln erwartet ohnehin niemand, der den “Effzeh” in dieser Saison hat spielen sehen. Die Erwartungen an das Spiel gegen den SC Freiburg am Samstagabend (18.30 Uhr, LIVE! bei kicker) erhalten durch folgende Statistik also keinen großen Dämpfer: Nur die Aufsteiger Darmstadt (549) und Heidenheim (597) haben in dieser Saison weniger Ballkontakte im gegnerischen Strafraum als Köln (598) und Freiburg (609).

Der Minimalismus in Köln und Freiburg führt jedoch zu Recht unterschiedlichen Ausgängen. Dass man mit nur 24 Toren nach 31 Spielen vermutlich nicht die Klasse halten kann, beweist Köln gerade. Da hilft die verhältnismäßig ordentliche Abwehr mit “nur” 54 Gegentoren auch nicht. Spannend ist: Freiburg hat sogar ein Gegentor mehr kassiert.

Mit negativer Tordifferenz nach Europa? Typisch SC

Doch die 43 geschossenen Tore reichen vermutlich für einen Europa-Pokal-Platz. Der Sport-Club liegt mit einer Tordifferenz von minus zwölf auf Rang 7 der Tabelle. Das ist insofern bemerkenswert: Nur einmal schloss eine Mannschaft mit einer solch schwachen Torbilanz die Saison so weit oben ab: Freiburg selbst hatte in der Saison 2016/17 sogar eine Torbilanz von minus 18 und wurde dennoch Siebter.

Falls in Köln angesichts der bescheidenen Zahlen aus Freiburg neue Hoffnung aufkeimen sollte, aufgepasst. Neben der allgemein bekannten Lage beider Klubs spricht fast alles für die Breisgauer:  Köln verlor die jüngsten drei Duelle mit Freiburg jeweils zu Null. Gegen keine andere Mannschaft wartet der FC aktuell länger auf etwas Zählbares. Unter Christian Streich feierte Freiburg elf Siege in 16 Duellen mit Köln (ein Remis, vier Niederlagen). Mehr Siege gab es für die Breisgauer unter ihrem aktuellen Trainer nur gegen Augsburg (12), allerdings in 23 Duellen (sechs Remis, fünf Niederlagen).

Bei Freiburger Sieg fallen zwei Rekorde

Während die Kölner vier der jüngsten fünf Heimspiele verloren, ging Freiburg zuletzt drei Mal in Serie als Sieger in der Fremde vom Feld. Es winkt ein neuer Vereinsrekord: Vier Auswärtssiege nacheinander gab es in der Freiburger Bundesligageschichte noch nie. Dieser Rekord würde zwangsläufig zu einem anderen führen: Köln hat bereits neun Heimspiele verloren, der Negativrekord aus den Spielzeiten 2003/04, 2017/18 sowie 2020/21 ist bereits eingestellt. Zehn Niederlagen im eigenen Stadion gab es noch nie.

Sollte es dazu kommen, könnte Köln am Sonntagabend als Absteiger feststehen, sofern Mainz 05 in Heidenheim (19.30 Uhr) gewinnt. Es wäre der siebte Abstieg in der Vereinsgeschichte. Dabei waren die Kölner erst 1998 erstmals aus dem Oberhaus abgestiegen. Keine andere Mannschaft stieg in der Drei-Punkte-Ära so oft ab wie die Kölner.  Der Abstieg würde zugleich die längste Phase Bundesliga-Zugehörigkeit des FC in diesem Jahrtausend beenden. Seit 2019 und damit seit fünf Spielzeiten sind die Rheinländer erstklassig.

Und der SC Freiburg? Der könnte mit einem Sieg einen großen Schritt machen, um zum dritten Mal in Folge eine Saison in der oberen Tabellenhälfte zu beenden. Vor dieser Phase war es den Breisgauern kein einziges Mal gelungen, zweimal hintereinander unter den ersten neun Plätzen zu landen.

Moritz Kreilinger, Ullrich Schindler

Diehl zurück bei der Mannschaft – Uth und Paqarada fehlen im Kölner Training

Der 1. FC Köln bereitet sich aktuell intensiv auf das nächste Abstiegs-Endspiel vor. Beim öffentlichen Training am Mittwoch sind allerdings nicht alle Hoffnungsträger mit von der Partie.

Er wird stückweise integriert: Köln-Talent Justin Diehl.

Er wird stückweise integriert: Köln-Talent Justin Diehl.

imago images

Beim Blick auf die Tabelle klammert sich der 1. FC Köln an den letzten Strohhalm. Wohl sogar sechs Punkte aus den verbleibenden drei Spielen dürften nicht für den Sprung auf den Relegationsplatz reichen.

Mainz, mit 28 Zählern aktuell fünf vor den Geißböcken, zählt zu den formstärksten Teams im Bundesliga-Keller. Auch wenn das Restprogramm der Rheinhessen mit dem besten Aufsteiger Heidenheim (A), Champions-League-Halbfinalist Dortmund (H) und Wolfsburg (A) durchaus anspruchsvolle Aufgaben bereithält.

Köln aber muss den Fokus ohnehin auf seinen eigenen Kampf lenken. Dem Heimspiel gegen den SC Freiburg am Samstagabend (18.30 Uhr, LIVE! bei kicker) folgen das Heimspiel gegen das ebenfalls schwer abstiegsbedrohte Union Berlin (H) sowie der Auftritt in Heidenheim am letzten Spieltag.

Uth wusste in Mainz als Joker zu gefallen

Kleinere Personalsorgen plagen Kölns Cheftrainer Timo Schultz schon für die unmittelbare Zukunft: Bei der öffentlichen Trainingseinheit am Mittwoch im Franz-Kremer-Stadion – am Dienstag hatten die FC-Profis frei – fehlen Offensivspieler Mark Uth und Verteidiger Leart Paqarada. Das Duo muss krankheitsbedingt passen.

Paqarada hatte bereits die beiden Spiele gegen Darmstadt und Mainz verpasst, Uth wurde beim Abstiegskrimi in Mainz (1:1) für den enttäuschenden Luca Waldschmidt (kicker-Note 5,5) eingewechselt und wusste durchaus zu gefallen (Note 3).

Keine Option für Schultz waren nicht nur am Mittwoch Davie Selke (Mittelfußbruch) und Luca Kilian (Kreuzbandverletzung), die weiterhin ihr Reha-Programm absolvieren. Dejan Ljubicic trainiert nach seiner Krankheit noch individuell. Besser sieht es derweil bei Justin Diehl aus. Das Kölner Talent, dessen Sommerabgang bereits seit Mitte März feststeht, steht wieder mit der Mannschaft auf dem Platz und wird stückweise integriert.