Köln droht beim Abstieg ein Millionen-Loch

Köln droht beim Abstieg ein Millionen-Loch

Der 1. FC Köln kämpft am Samstag gegen Darmstadt ums sportliche Überleben. Ein Abstieg würde den Klub finanziell hart treffen.

Auf ihn kommt viel Arbeit zu: Kölns Geschäftsführer Christian Keller wird nach einem möglichen Abstieg mit einem deutlich geringeren Etat arbeiten müssen als zuletzt.

Auf ihn kommt viel Arbeit zu: Kölns Geschäftsführer Christian Keller wird nach einem möglichen Abstieg mit einem deutlich geringeren Etat arbeiten müssen als zuletzt.

picture alliance/dpa

Während der 1. FC Köln in der Bundesliga ums sportliche Überleben kämpft und am Samstag im Rhein-Energie-Stadion gegen Darmstadt 98 zwingend gewinnen muss, laufen beim Vorletzten parallel die Vorbereitungen auf die neue Spielzeit. Sprechen möchte darüber lieber noch niemand – doch angesichts von Platz 17 in der Liga und bereits vier Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz wäre es grob fahrlässig, nicht auch zweigleisig für die 2. Liga zu planen.

Durchaus möglich, dass die Geißböcke erstmals seit der Saison 2018/19 wieder im Unterhaus antreten müssen. Eine Abstufung, die nicht nur sportlich schmerzhaft wäre – sondern auch wirtschaftlich.

Bislang gab es rund 50 Millionen Euro

Zwar würden sich die Personalkosten für den Profikader spürbar reduzieren: Top-Verdiener wie etwa Torhüter Marvin Schwäbe oder Verteidiger Jeff Chabot werden nicht zu halten sein und Ablösen einbringen, außerdem dürften sich die Gehälter der meisten Profis entsprechend anpassen. Allerdings würden dem 1. FC Köln in der 2. Liga gleich in mehreren Bereichen die Einnahmen einbrechen.

Da wären vor allem die Erlöse aus den TV-Einnahmen: Wie viel jeder Bundesligist davon bekommt, ergibt sich aus mehreren Säulen. In der laufenden Saison bekam der Klub insgesamt rund 50 Millionen Euro. Den größten Einbruch würde der FC nach einem Abstieg wohl bei der Säule “Gleichverteilung national” hinnehmen müssen: Hier dürfte es nach kicker-Recherchen 18 Millionen Euro weniger geben, bei der “Leistung national” etwa sieben Millionen Euro. Durch die Teilnahme an der Gruppenphase der Europa Conference League in der vergangenen Saison partizipierte Köln auch bei internationalen Töpfen, die nun um vier Millionen Euro schrumpfen.

Der Hauptsponsor zahlt in der 2. Liga weniger

Damit könnte sich allein durch die einbrechenden TV-Gelder ein Minus von circa 29 Millionen Euro ergeben. Dazu kommen Mindereinnahmen im Sponsoring. Nach kicker-Recherchen würde sich das Hauptsponsoring der “REWE”-Gruppe von aktuell 6,5 Millionen Euro pro Saison – die prämienbedingt ab Tabellenplatz 14 sogar auf sieben Millionen Euro anwachsen können – auf weniger als vier Millionen Euro reduzieren.

Allerdings würde im Fall des direkten Wiederaufstiegs eine mittlere, sechsstellige Summe als Prämie das Minus zumindest etwas abfedern. In Sachen Sponsoring und Hospitality rechnet man intern offenbar mit einem Rückgang von insgesamt zehn bis 15 Millionen Euro.

Pacht-Poker um die Stadionmiete

Im schlimmsten Fall müsste der Klub so mit rund 45 Millionen Euro weniger auskommen. Zum Vergleich: In der Saison 2022/23 erwirtschaftete die 1. FC Köln GmbH & Co. KGaA einen Jahresumsatz von insgesamt 172,2 Millionen Euro, davon blieben – auch wegen der Teilnahme an der Conference League und Transfererlösen – 12,4 Millionen Euro Gewinn hängen.

Die kommenden Kölner Aufgaben

Umso schlimmer könnten daher die Forderungen der Stadt Köln bei der Stadionmiete ins Konto schlagen. Bislang zahlt der FC – wichtigster Hauptmieter im Rhein-Energie-Stadion – rund zehn Millionen Euro pro Jahr an die Betreibergesellschaft Kölner Sportstätten. Im Sommer dieses Jahres endet der bisherige Pachtvertrag allerdings und muss neu verhandelt werden. Aufgrund gestiegener Energie- und Baukosten hätte die Stadt die Pacht wohl gern weiter erhöht – gut möglich, dass daher die geforderte Miete selbst nach einem Abstieg nicht signifikant sinken könnte.

Schwierige Zeiten womöglich für die Geschäftsführer Philipp Türoff (Finanzen) und Christian Keller (Sport), die den 1. FC Köln eigentlich finanziell sanieren wollen. Wobei die durch die FIFA und den CAS verhängte Transfersperre zumindest Keller das Sparen etwas leichter machen dürfte. Eine Situation, auf die alle Beteiligten aber wohl bestens verzichten können, die aber nur die Mannschaft noch abwenden kann. Der erste Schritt wäre ein klarer Sieg gegen Darmstadt.

Jim Decker