So schlecht wie 2001/02: Fünf Fakten zur Krise des 1. FC Köln

Fünf Punkte trennen den 1. FC Köln nach dem 0:2 gegen Darmstadt vom Relegationsplatz. Der sportliche Niedergang ist auch an den Fakten abzulesen.

Zum Schreien: Faride Alidou und dem 1. FC Köln droht der Abstieg in die 2. Liga.

Zum Schreien: Faride Alidou und dem 1. FC Köln droht der Abstieg in die 2. Liga.

picture alliance / Chai von der Laage

Die Hoffnung war groß, die Enttäuschung noch größer: Nach dem desolaten 0:2 des 1. FC Köln gegen Darmstadt 98 stehen die Geißböcke mit einem Bein in der 2. Liga. Eine Krise, die viele Gründe hat. Der kicker nennt fünf Fakten, an denen die Krise der Rheinländer abzulesen sind.

Einfach zu harmlos

Köln gab gegen Darmstadt insgesamt 19 Torschüsse ab und blieb dennoch torlos. Bei mindestens so vielen Versuchen war das diese Saison nur beim 0:4 gegen Dortmund der Fall – da waren es ebenfalls 19.

Nur in der Abstiegssaison 2001/02 hatte Köln zu diesem Zeitpunkt der Saison noch weniger Tore (18) als aktuell (23). Als die Geißböcke 2017/18 das bislang letzte Mal ins Unterhaus mussten, verzeichnete das Team des damaligen Trainers Stefan Ruthenbeck immerhin 29 Treffer nach dem 30. Spieltag.

Die Darmstadt-Serie reißt

Vorbei: Köln war vor dem vergangenen Wochenende in allen neun Duellen gegen Darmstadt unbesiegt. Nur Bayern hat zwei beeindruckendere Serien: Zehnmal blieb der Rekordmeister gegen Union Berlin und die Lilien ohne Niederlage. Nach zehn Duellen ohne Niederlage (fünf Siege, fünf Remis) mit Aufsteigern ging Köln nun erstmals wieder gegen einen Liga-Neuling als Verlierer vom Platz.

Schwach vor den eigenen Leuten

Der FC kassierte in der laufenden Spielzeit schon neun Heimniederlagen und stellte damit den Vereins-Negativrekord aus den Spielzeiten 2003/04, 2017/18 sowie 2020/21 ein. Ein schlechtes Vorzeichen: 2004 und 2018 stiegen die Kölner schließlich als Liga-Schlusslicht ab, 2021 retteten sie sich immerhin in die Relegation.

Köln geriet in den vergangenen neun Partien stets in Rückstand. Der bislang letzte Kölner Coach, der so etwas erlebte, war Uwe Rapolder, der 2005 nach zwölf Spielen mit jeweils einem Rückstand entlassen wurde. Umgekehrt lag Köln lag in dieser Saison nur 259 Minuten in Führung.

Darmstadt war vor dem Spiel gegen den FC in dieser Hinsicht das Schlusslicht der Liga, übergab mit nun 264 Minuten die Rote Laterne aber an die Rheinländer.

Jim Decker, Volker Schwerdtfeger

Millionenloch droht: Keller skizziert die Lage bei Kölner Abstieg

Nach dem 0:2 gegen Darmstadt steht der 1. FC Köln mit einem Bein in der 2. Liga. Sport-Geschäftsführer Christian Keller äußerte sich nun zu den möglichen wirtschaftlichen Folgen für den Verein.

Glaubt an seinen Sanierungskurs: Sport-Geschäftsführer Christian Keller.

Glaubt an seinen Sanierungskurs: Sport-Geschäftsführer Christian Keller.

IMAGO/Beautiful Sports

Noch ist der Klassenverbleib in der Bundesliga für den 1. FC Köln theoretisch möglich. Doch der Abstand auf den Relegationsrang 16 oder gar Platz 15, der den FC direkt in der Liga halten würde, ist bereits beträchtlich. Das begriffen am Samstag auch die Fans, die nach dem 0:2 der Geißböcke gegen Schlusslicht Darmstadt 98 erstmals lautstark gegen Sport-Geschäftsführer Christian Keller wetterten.

So viel ist jedenfalls klar: Der erste Abstieg seit 2018 würde den Verein hart treffen. kicker-Recherchen zufolge würden die Einnahmen aus Sponsoring und TV-Geldern in der 2. Liga um circa 45 Millionen Euro zurückgehen. Zahlen, deren Größenordnung Keller nun im “Doppelpass” von Sport1 bestätigte: “Die 2. Liga ist mit einem erheblichen Umsatzeinbruch verbunden.”

Vorsichtiger Optimismus bei Keller

Allerdings, das betonte Keller auch, werde sich der Personalaufwand für den Profikader “deutlich reduzieren” – etwa durch Abgänge, oder auch nach dem Abstieg reduzierte Gehälter. Zudem hofft er, im Unterhaus eine “weitaus geringere Stadionpacht” an die Stadt Köln überweisen zu müssen. Bislang zahlt der 1. FC Köln für die Heimspiele im Rhein-Energie-Stadion rund zehn Millionen Euro im Jahr. Allerdings hatte die Stadt kicker-Informationen zufolge zuletzt über eine weitere Anhebung der Pacht nachgedacht. Der bisherige Vertrag endet in diesem Sommer und muss neu ausgehandelt werden.

Unwägbarkeiten, die Keller trotzdem vorsichtig optimistisch stimmen – jedenfalls, was das rein Finanzielle angeht. “Der 1. FC Köln wird auch in der 2. Liga in der Lage sein, sich aus eigener Kraft zu tragen und ein positives Ergebnis zu erzielen”, betonte der Geschäftsführer am Sonntag. Dafür machte er auch den Sparkurs der vergangenen Wochen verantwortlich: In einem Interview mit der Kölnischen Rundschau hatte Keller zuletzt noch betont, der Klub habe während der Corona-Zeit am Rande der Insolvenz gestanden. Nun sprach Keller von rund 80 Millionen Euro Schulden durch die Pandemie.

“Es ging um Existenzsicherung oder den sportlichen Invest. Aus unternehmerischer Sicht ist die Existenzsicherung besser, denn nur dann kann es auch eine sportliche Entwicklung geben”, begründete Keller sein Vorgehen. Das Kaderbudget habe er inzwischen um ein Drittel reduziert, was ein “klarer Auftrag” an ihn und Finanz-Geschäftsführer Philipp Türoff gewesen sein. Damit rangiere der FC unter den letzten drei im Liga-Vergleich.

Doch die langfristigen wirtschaftlichen Folgen eines Abstiegs dürften deutlich weitreichender sein, als derzeit abzusehen ist. “Die entscheidende Frage ist, ob man mit dem massiv reduzierten Budget bessere Personalentscheidungen hätte treffen können”, sinnierte Keller. Der Blick auf die Tabelle könnte jedenfalls einen Hinweis darauf geben.

Reicht die Qualität oder nicht? Kellers Tanz um die Kaderfrage

Nach dem 0:2 gegen Darmstadt 98 ist der Klassenerhalt für den 1. FC Köln weit weg. Bei der Frage nach den Verantwortlichen rückt Sport-Geschäftsführer Christian Keller in den Fokus, der wiederum seine Spieler hart kritisiert.

Das liegt der Hase im Pfeffer: Kölns Sportdirektor Christian Keller tröstet nach dem 0:2 gegen Darmstadt Steffen Tigges, Timo Hübers und Jeff Chabot (von links).

Das liegt der Hase im Pfeffer: Kölns Sportdirektor Christian Keller tröstet nach dem 0:2 gegen Darmstadt Steffen Tigges, Timo Hübers und Jeff Chabot (von links).

picture alliance/dpa

Eines muss man Christian Keller lassen: Der Geschäftsführer Sport des 1. FC Köln versteckt sich nicht. Wo in der Krise so manch anderer Verantwortliche im Klub gerne auf Tauchstation geht, stellt sich Keller. So auch nach dem desolaten 0:2 gegen Darmstadt 98 am Samstagnachmittag: Nachdem die FC-Profis die Hoffnungen auf den Klassenerhalt mit ihrer Vorstellung im Rhein-Energie-Stadion fast komplett zunichte gemacht hatten, beantwortete Keller in der Mixed-Zone die Fragen der Journalisten.

Was da von ihm kam, ging über bloße Kritik hinaus. “Was wir qualitativ auf den Platz gebracht haben, hatte kein Bundesliga-Niveau”, wetterte Keller äußerlich gefasst und innerlich kochend. Lediglich die beiden Innenverteidiger Jeff Chabot und Timo Hübers hätten “relativ solide” gespielt, andere akzeptable Leistungen fielen ihm nicht ein. “Angst vor dem Verlieren anstatt Freude, dass wir spielen dürfen”, hatte Keller gesehen, auf den sich der größte Teil der Fan-Wut entlud. Im Raum stand zum wiederholten Mal in dieser Saison die Qualitäts-Frage: Reicht das Können dieses Kaders einfach nicht für den Klassenverbleib aus?

Kellers Fehleinschätzung wird offensichtlich

Die Tabelle ist sich da sicher: Jämmerliche 23 Tore bedeuten die schlechteste Offensive der Liga. Auch die nur 22 Punkte nach 30 Spieltagen lassen keinen anderen Schluss zu. Was schlicht und einfach auch bedeutet, dass Keller einen untauglichen Kader zusammengestellt hat. Das sieht der FC-Boss naturgemäß anders, doch auch seine Sicht auf die Dinge ändert sich Stück für Stück. Nach dem heftigen 1:5 gegen RB Leipzig vor fünf Wochen hatte Keller sein Team verbal bereits ähnlich hart angefasst, die Frage nach der Qualität aber entscheiden zurückgewiesen.

Nun gestand er vor dem Darmstadt-Spiel bereits im Interview mit der Kölnischen Rundschau: “Ich war jedoch der Meinung, dass es mindestens drei Mannschaften geben würde, die wir bis zum aktuellen Saisonzeitpunkt auf jeden Fall hinter uns lassen. Das war eine Fehleinschätzung von mir. Da muss ich mir an die eigene Nase fassen.” Nach der Partie wehrte Keller nur noch halbherzig ab: Viele Spieler hätten “nicht das auf den Platz gebracht, was sie können.” Womit Keller in einigen Punkten sicherlich Recht hat. In vielen aber auch nicht.

Schultz gelingt der Umgang mit dem Druck nicht

Der Sportchef tanzt damit weiter um die zentrale Frage der Krise, die den FC so nah an die 2. Liga bringt wie letztmals beim Abstieg 2018: Taugt der Kader, oder taugt er nicht? Die Antwort auf diese Frage ist für Viele längst klar, doch Keller steckt in der Zwickmühle. Einerseits darf er über seinen Spielern noch nicht den Stab brechen. Denn theoretisch ist ja noch nichts verloren und im Sommer wird Keller viele der Protagonisten dieser Saison erneut brauchen: Die vom internationalen Sportgerichtshof bestätigte Transfersperre der FIFA gegen den FC unterbindet einen Umbruch im Sommer, der wohl bitter nötig wäre.

Andererseits sind die Defizite des Teams offensichtlich. Es fehlt ein tauglicher Angreifer, aus dem Mittelfeld kommen viel zu wenig Impulse nach vorne. Dass zu Beginn gegen die Lilien vor allem der 22 Jahre alte Jacob Christensen bei seinem zweiten Startelfeinsatz und der 20 Jahre alte Max Finkgräfe, der seine erste Profisaison bestreitet, vorneweg gingen, spricht Bände. Dem Team fehlt ein Kopf und dem zum Jahresbeginn installierten Trainer Timo Schultz gelingt es offenbar trotz aller Bemühungen nicht, den Druck vom Team zu nehmen und in Energie umzuwandeln.

Das Präsidium hält die Köpfe unten

Das alles sieht auch Keller, der sich aber mit dem Aussprechen des Offensichtlichen nur selbst beschädigen würde – und deswegen einen kommunikativen Eiertanz um die Thematik vollführt. “Generell würde ich sagen, dass es beim FC im Innenverhältnis sehr ruhig ist, sehr nach vorne gerichtet und auf die Sache bezogen”, sagte der 47-Jährige der Kölnischen Rundschau. Das dürfte sich nun aber ändern. Die Fans sehen Keller in der Verantwortung und auch das Präsidium um Werner Wolf. Das übrigens ganz anders als Keller die Köpfe lieber unten hält und die sich anbahnende Katastrophe aussitzt.

Die kommenden Kölner Aufgaben

Denn das sportliche Malheur wird auch Auswirkungen auf den Rest des Vereins haben. “Im Sommer 2025 werden wir ligaunabhängig den Großteil der Verbindlichkeiten abgetragen haben. Dann ist der 1. FC Köln so gesund, wie seit ganz vielen Jahren nicht mehr”, prognostizierte Keller bei der Kölnischen Rundschau. Eine Rechnung, die angesichts der einbrechenden Einnahmen nach einem Abstieg ganz anders ausgehen könnte.

Auch das ist Keller bewusst. In der Mixed-Zone von Köln-Müngersdorf bereitete er sich gedanklich wohl schon auf herausfordernde Wochen vor: “Jetzt wird es noch unangenehmer.”

Jim Decker

Pfiffe und “Keller-raus-Rufe”: In Köln kippt die Stimmung

Das Duell mit dem Liga-Schlusslicht hätte keine größere Bedeutung für den 1. FC Köln haben können, doch am Ende verloren die Geißböcke mit 0:2. Das sorgte für einen Stimmungsumschwung. Die Fans nehmen Geschäftsführer Christian Keller ins Visier.

Fans des 1. FC Köln sagen den Profis im Innenraum des Rhein-Energie-Stadions ihre Meinung.

Fans des 1. FC Köln sagen den Profis im Innenraum des Rhein-Energie-Stadions ihre Meinung.

IMAGO/Beautiful Sports

Alle zwei Wochen pilgern 50.000 Fans zu den Heimspielen des 1. FC Köln. Kein Platz blieb im Rhein-Energie-Stadion in dieser Saison leer – und das, obwohl die Geißböcke eigentlich allen Grund dafür liefern. Der Tabellenvorletzte zeigt Woche für Woche fußballerische Magerkost, doch bislang erduldeten die Fans das mit beeindruckender Leidensfähigkeit.

Erstmals richten sich die Fans gegen Keller

Am Samstagnachmittag änderte sich das allerdings: Mit 0:2 gegen Darmstadt 98 verlor das Team von Trainer Timo Schultz und taumelt damit dem Abstieg in die 2. Liga entgegen. Ein schlimmer Auftritt, den die Menschen auf den Rängen mit Pfiffen beantworteten. Erstmals zur Pause, gefolgt von wütenden Rufen: “Wir wollen euch kämpfen sehen!”

“Die Fans haben uns lange gut unterstützt”, sagt Innenverteidiger Timo Hübers anerkennend, gibt aber zu: “Das haben wir nicht für uns nutzen können.” Schlimmer noch: Nach dem zweiten Gegentreffer begannen die Ultras bereits ihre Banner abzuhängen, nach dem Abpfiff schallen “Buh”-Rufe durch Köln-Müngersdorf. Einige Menschen klettern in den Innenraum und erteilen dann den Profis eine kurze Standpauke. Von der Südtribüne wird “Wir haben die Schnauze voll” gerufen, gefolgt von “Keller raus”.

Hübers kann den Unmut verstehen

Die Fans zielten damit erstmals auch in Richtung des Sport-Geschäftsführers Christian Keller, der für die Zusammenstellung der Mannschaft verantwortlich ist. Der gibt sich allerdings verständnisvoll. “Es war ein brutal wichtiges Spiel, und wir waren größtenteils nicht auf Bundesliganiveau”, kritisiert Keller. “Dann verstehe ich, dass hier jeder im Stadion sehr verärgert ist und da bin ich der Hauptverantwortliche. Deswegen ist es okay, wenn die Leute ihren Frust rauslassen.”

Die kommenden Kölner Aufgaben

Auch Hübers konnte den Unmut nachvollziehen: “Es ist nicht so, als wären wir super zufrieden in die Kurve gegangen. Für uns war es ein absoluter Scheißnachmittag.” Was die Fans den Profis mitgaben? “Dass sie nicht zufrieden sind, wir alles reinhauen sollen und sie uns jetzt erst mal nicht sehen wollen”, verriet Kapitän Florian Kainz. Das wird bis zum 4. Mai auch nicht der Fall sein. Dann empfängt der 1. FC Köln den SC Freiburg in Müngersdorf und die Atmosphäre könnte noch kühler werden, wenn der Abstieg auch rechnerisch feststehen sollte.

Köln droht beim Abstieg ein Millionen-Loch

Der 1. FC Köln kämpft am Samstag gegen Darmstadt ums sportliche Überleben. Ein Abstieg würde den Klub finanziell hart treffen.

Auf ihn kommt viel Arbeit zu: Kölns Geschäftsführer Christian Keller wird nach einem möglichen Abstieg mit einem deutlich geringeren Etat arbeiten müssen als zuletzt.

Auf ihn kommt viel Arbeit zu: Kölns Geschäftsführer Christian Keller wird nach einem möglichen Abstieg mit einem deutlich geringeren Etat arbeiten müssen als zuletzt.

picture alliance/dpa

Während der 1. FC Köln in der Bundesliga ums sportliche Überleben kämpft und am Samstag im Rhein-Energie-Stadion gegen Darmstadt 98 zwingend gewinnen muss, laufen beim Vorletzten parallel die Vorbereitungen auf die neue Spielzeit. Sprechen möchte darüber lieber noch niemand – doch angesichts von Platz 17 in der Liga und bereits vier Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz wäre es grob fahrlässig, nicht auch zweigleisig für die 2. Liga zu planen.

Durchaus möglich, dass die Geißböcke erstmals seit der Saison 2018/19 wieder im Unterhaus antreten müssen. Eine Abstufung, die nicht nur sportlich schmerzhaft wäre – sondern auch wirtschaftlich.

Bislang gab es rund 50 Millionen Euro

Zwar würden sich die Personalkosten für den Profikader spürbar reduzieren: Top-Verdiener wie etwa Torhüter Marvin Schwäbe oder Verteidiger Jeff Chabot werden nicht zu halten sein und Ablösen einbringen, außerdem dürften sich die Gehälter der meisten Profis entsprechend anpassen. Allerdings würden dem 1. FC Köln in der 2. Liga gleich in mehreren Bereichen die Einnahmen einbrechen.

Da wären vor allem die Erlöse aus den TV-Einnahmen: Wie viel jeder Bundesligist davon bekommt, ergibt sich aus mehreren Säulen. In der laufenden Saison bekam der Klub insgesamt rund 50 Millionen Euro. Den größten Einbruch würde der FC nach einem Abstieg wohl bei der Säule “Gleichverteilung national” hinnehmen müssen: Hier dürfte es nach kicker-Recherchen 18 Millionen Euro weniger geben, bei der “Leistung national” etwa sieben Millionen Euro. Durch die Teilnahme an der Gruppenphase der Europa Conference League in der vergangenen Saison partizipierte Köln auch bei internationalen Töpfen, die nun um vier Millionen Euro schrumpfen.

Der Hauptsponsor zahlt in der 2. Liga weniger

Damit könnte sich allein durch die einbrechenden TV-Gelder ein Minus von circa 29 Millionen Euro ergeben. Dazu kommen Mindereinnahmen im Sponsoring. Nach kicker-Recherchen würde sich das Hauptsponsoring der “REWE”-Gruppe von aktuell 6,5 Millionen Euro pro Saison – die prämienbedingt ab Tabellenplatz 14 sogar auf sieben Millionen Euro anwachsen können – auf weniger als vier Millionen Euro reduzieren.

Allerdings würde im Fall des direkten Wiederaufstiegs eine mittlere, sechsstellige Summe als Prämie das Minus zumindest etwas abfedern. In Sachen Sponsoring und Hospitality rechnet man intern offenbar mit einem Rückgang von insgesamt zehn bis 15 Millionen Euro.

Pacht-Poker um die Stadionmiete

Im schlimmsten Fall müsste der Klub so mit rund 45 Millionen Euro weniger auskommen. Zum Vergleich: In der Saison 2022/23 erwirtschaftete die 1. FC Köln GmbH & Co. KGaA einen Jahresumsatz von insgesamt 172,2 Millionen Euro, davon blieben – auch wegen der Teilnahme an der Conference League und Transfererlösen – 12,4 Millionen Euro Gewinn hängen.

Die kommenden Kölner Aufgaben

Umso schlimmer könnten daher die Forderungen der Stadt Köln bei der Stadionmiete ins Konto schlagen. Bislang zahlt der FC – wichtigster Hauptmieter im Rhein-Energie-Stadion – rund zehn Millionen Euro pro Jahr an die Betreibergesellschaft Kölner Sportstätten. Im Sommer dieses Jahres endet der bisherige Pachtvertrag allerdings und muss neu verhandelt werden. Aufgrund gestiegener Energie- und Baukosten hätte die Stadt die Pacht wohl gern weiter erhöht – gut möglich, dass daher die geforderte Miete selbst nach einem Abstieg nicht signifikant sinken könnte.

Schwierige Zeiten womöglich für die Geschäftsführer Philipp Türoff (Finanzen) und Christian Keller (Sport), die den 1. FC Köln eigentlich finanziell sanieren wollen. Wobei die durch die FIFA und den CAS verhängte Transfersperre zumindest Keller das Sparen etwas leichter machen dürfte. Eine Situation, auf die alle Beteiligten aber wohl bestens verzichten können, die aber nur die Mannschaft noch abwenden kann. Der erste Schritt wäre ein klarer Sieg gegen Darmstadt.

Jim Decker

Ex-Chefcoach Schaefer kehrt in beratender Funktion zum 1. FC Köln zurück

Frank Schaefer kehrt zum 1. FC Köln zurück. Wie die Geißböcke bekanntgaben, wird der ehemalige Chefcoach Mitglied des Kompetenzteams, das den Vorstand in sportlichen Fragen berät.

Frank Schaefer, hier als Leiter der Nachwuchsabteilung von Fortuna Düsseldorf im Jahr 2022, kehrt in beratender Funktion zum 1. FC Köln zurück.

Frank Schaefer, hier als Leiter der Nachwuchsabteilung von Fortuna Düsseldorf im Jahr 2022, kehrt in beratender Funktion zum 1. FC Köln zurück.

picture alliance / Fotostand

“Wir freuen uns sehr, dass unser Kompetenzteam Sport mit Frank Schaefer nun wieder ergänzt ist”, sagte FC-Präsident Wolf Werner. “Mehr als das, denn Frank Schaefer genießt nicht nur im Rheinland, sondern über die Grenzen hinaus hohes Ansehen für seine geleistete Arbeit auf all seinen Stationen, seine Expertise, die alle Bereiche des Fußballs umfasst und seine ruhige, sachliche Art.”

Vor allem ist Schaefer am Geißbockheim kein Unbekannter. Bereits von 1982 bis 1997 war er als Nachwuchscoach für den FC tätig, ehe er sich ausgerechnet zum Rivalen Bayer Leverkusen verabschiedete. 2003 kehrte er aber wieder über den Rhein zurück, wo er zunächst wieder im Nachwuchsleistungszentrum arbeitete. Anschließend übernahm er die Zweitvertretung der Rheinländer, in der Saison 2010/11 übernahm er ab Oktober dann die Lizenzmannschaft. Aus persönlichen Gründen gab er diesen kurz vor Saisonende im April 2011 wieder ab. Allerdings sprang er in der Folgesaison interimsweise noch einmal als Chefcoach ein, konnte den Abstieg in die 2. Liga aber nicht verhindern. Anschließend bekleidete er zunächst das Amt des Sportlichen Leiters, ehe er wieder in das Nachwuchsleistungszentrum wechselte. 2016 verließ er dann Köln zum zweiten Mal.

Nun erfolgt die Rückkehr – zumindest in beratender Funktion. Schaefer wird diese Aufgabe parallel zu seiner Tätigkeit beim Fußball-Verband Mittelrhein ausüben. Beim FVM gehört Schaefer seit 2009 dem Trainerstab an, seit 2023 ist er zudem in der Position des leitenden Verbandssportlehrers.

“Wir bedanken uns in diesem Zusammenhang beim Fußball-Verband Mittelrhein für die guten Gespräche und die Bereitschaft, es Frank Schaefer – neben seiner Tätigkeit beim FVM – zu ermöglichen, diese Rolle bei uns zu übernehmen”, sagte Wolf. Der FC rief das Kompetenzteam im Jahr 2019 ins Leben, um “eine verstetigte und institutionalisierte Beratung des Vorstands zu sportlichen Fragen zu ermöglichen.”

Der 1. FC Köln schwebt als Tabellen-17. in höchster Abstiegsgefahr. Am 30. Spieltag empfangen die Geißböcke Schlusslicht Darmstadt 98.

Schultz: “Ich höre immer nur Druck, Druck, Druck”

Der 1. FC Köln steht womöglich vor den beiden entscheidenden Wochen im Endspurt um den Klassenerhalt. Trainer Timo Schultz möchte dem vielen Druck auf sein Team Lockerheit entgegensetzen.

Lässt sich die gute Laune nicht verderben: FC-Coach Timo Schultz setzt auf Lockerheit.

Lässt sich die gute Laune nicht verderben: FC-Coach Timo Schultz setzt auf Lockerheit.

IMAGO/Beautiful Sports

Die Kölner spielen an den nächsten beiden Spieltagen gegen die direkten Konkurrenten Darmstadt (Samstag, 15.30 Uhr) und in Mainz (Sonntag, 28. April, 17.30 Uhr, jeweils LIVE! bei kicker). Entsprechend ist der Druck auf das Team in den wegweisenden Spielen enorm hoch.

“Ich höre immer nur Druck, Druck, Druck. Druck wegen Abstiegskampf, Druck wegen Favoritenrolle …”, sagte Coach Timo Schultz zur ungewohnten Situation, dass der FC gegen Schlusslicht Darmstadt ausnahmsweise mal in der Favoritenrolle in die Partie gehen wird.

“Ganz ehrlich, wir spielen am Wochenende ein Fußballspiel und kennen unsere Situation”, ergänzte er, “aber wir brauchen jetzt nicht immer noch mehr draufladen. Ein Stück Lockerheit und Vorfreude aufs Spiel dürfen wir uns auch nicht nehmen lassen”.

Ljubicic fällt aus

Klar gehe seine Mannschaft die letzten Partien allesamt wie Endspiele an und man werde alles dafür geben, am Samstag drei Punkte zu holen. “Danach schauen wir uns die Tabelle am Sonntag aufs Neue an. Dann sieht die Welt schon wieder ganz anders aus”, so zumindest die Hoffnung am Rhein. An Platz 17 wird sich unabhängig vom Ergebnis zunächst wenig ändern, allerdings könnte der Rückstand auf die Konkurrenz geschmolzen sein.

Saison 2023/24

Personell wird Schultz gegen die Lilien auf den kranken Dejan Ljubicic verzichten müssen. Für Sorgenfalten sorgt der Ausfall indes weniger. “Jacob Christensen hat ein gutes Startelf-Debüt hingelegt, er ist wieder mehr als nur eine Alternative. Eric Martel kann wieder spielen, Denis Huseinbasic auch, wir haben also noch genug Möglichkeiten auf der Sechs.”

Waldschmidt soll beginnen – Kaderplatz für Uth?

Im Sturm werde Luca Waldschmidt – zuletzt dreimal in Folge eingewechselt – beginnen, verriet Schultz am Donnerstag. Zudem könnte Mark Uth nach langer Verletzungspause zumindest in den Kader zurückkehren. “Mit Mark werde ich nochmal sprechen. Er war eine lange Zeit raus, aber er braucht nicht viel Anlaufzeit”, kommentierte Schultz die Personalie. “Der Ball gehört zu seinem Fuß. Er kann ein ganz entscheidendes Element sein, auch wenn die Kraft nur für ein paar Minuten reicht.”

Schultz: “Ich höre immer nur Druck, Druck, Druck”

Der 1. FC Köln steht womöglich vor den beiden entscheidenden Wochen im Endspurt um den Klassenerhalt. Trainer Timo Schultz möchte dem vielen Druck auf sein Team Lockerheit entgegensetzen.

Lässt sich die gute Laune nicht verderben: FC-Coach Timo Schultz setzt auf Lockerheit.

Lässt sich die gute Laune nicht verderben: FC-Coach Timo Schultz setzt auf Lockerheit.

IMAGO/Beautiful Sports

Die Kölner spielen an den nächsten beiden Spieltagen gegen die direkten Konkurrenten Darmstadt (Samstag, 15.30 Uhr) und in Mainz (Sonntag, 28. April, 17.30 Uhr, jeweils LIVE! bei kicker). Entsprechend ist der Druck auf das Team in den wegweisenden Spielen enorm hoch.

“Ich höre immer nur Druck, Druck, Druck. Druck wegen Abstiegskampf, Druck wegen Favoritenrolle …”, sagte Coach Timo Schultz zur ungewohnten Situation, dass der FC gegen Schlusslicht Darmstadt ausnahmsweise mal in der Favoritenrolle in die Partie gehen wird.

“Ganz ehrlich, wir spielen am Wochenende ein Fußballspiel und kennen unsere Situation”, ergänzte er, “aber wir brauchen jetzt nicht immer noch mehr draufladen. Ein Stück Lockerheit und Vorfreude aufs Spiel dürfen wir uns auch nicht nehmen lassen”.

Ljubicic fällt aus

Klar gehe seine Mannschaft die letzten Partien allesamt wie Endspiele an und man werde alles dafür geben, am Samstag drei Punkte zu holen. “Danach schauen wir uns die Tabelle am Sonntag aufs Neue an. Dann sieht die Welt schon wieder ganz anders aus”, so zumindest die Hoffnung am Rhein. An Platz 17 wird sich unabhängig vom Ergebnis zunächst wenig ändern, allerdings könnte der Rückstand auf die Konkurrenz geschmolzen sein.

Saison 2023/24

Personell wird Schultz gegen die Lilien auf den kranken Dejan Ljubicic verzichten müssen. Für Sorgenfalten sorgt der Ausfall indes weniger. “Jacob Christensen hat ein gutes Startelf-Debüt hingelegt, er ist wieder mehr als nur eine Alternative. Eric Martel kann wieder spielen, Denis Huseinbasic auch, wir haben also noch genug Möglichkeiten auf der Sechs.”

Waldschmidt soll beginnen – Kaderplatz für Uth?

Im Sturm werde Luca Waldschmidt – zuletzt dreimal in Folge eingewechselt – beginnen, verriet Schultz am Donnerstag. Zudem könnte Mark Uth nach langer Verletzungspause zumindest in den Kader zurückkehren. “Mit Mark werde ich nochmal sprechen. Er war eine lange Zeit raus, aber er braucht nicht viel Anlaufzeit”, kommentierte Schultz die Personalie. “Der Ball gehört zu seinem Fuß. Er kann ein ganz entscheidendes Element sein, auch wenn die Kraft nur für ein paar Minuten reicht.”

Für St. Paulis Beifus ist die Saison beendet

Das 2:3 auf Schalke bedeutete nicht nur das Ende aller Aufstiegsträume in St. Pauli, es war zugleich das Saisonende für Marcel Beifus.

Verabschiedet sich frühzeitig aus der Saison: Marcel Beifus.

Verabschiedet sich frühzeitig aus der Saison: Marcel Beifus.

IMAGO/KBS-Picture

Der 19-Jährige hatte in der 81. Spielminute nach einem harten Foul an Florian Flick die Rote Karte gesehen. Nun wurde der Innenverteidiger vom DFB-Sportgericht “im Einzelrichterverfahren nach Anklageerhebung durch den DFB-Kontrollausschuss wegen eines rohen Spiels gegen den Gegner mit einer Sperre von zwei Meisterschaftsspielen der Lizenzligen belegt”.

Damit ist klar, dass Beifus sowohl das Saisonfinale am kommenden Sonntag gegen Fortuna Düsseldorf (LIVE! ab 15.30 Uhr bei kicker) als auch das erste Ligaspiel in der kommenden Zweitliga-Spielzeit verpassen wird.

Da die Kiezkicker dem Urteil zugestimmt haben, ist dieses rechtskräftig. Beifus bestritt 2021/22 elf Ligaspiele für St. Pauli, erzielte dabei ein Tor und bringt es auf einen kicker-Notenschnitt von 4,25.

St. Pauli: Der Absturz. Die Gründe. Die Folgen.

Der Herbstmeister FC St. Pauli hat durch eine enttäuschende Rückrunde die Chance auf den Aufstieg vergeben. Der unbefriedigende Saisonausklang wird Veränderungen nötig machen.

St. Paulis Coach Timo Schultz kündigte eine eingehende Analyse an, beim Kiez-Klub stehen die Zeichen auf Veränderung.

St. Paulis Coach Timo Schultz kündigte eine eingehende Analyse an, beim Kiez-Klub stehen die Zeichen auf Veränderung.

Als der Aufstiegskampf noch nicht verloren war, hat Andreas Bornemann vor zwei Wochen diese These aufgestellt: Eine schlechte Saison, sagte der Sportchef des FC St. Pauli, könne es nicht mehr werden. Das liegt jetzt, da der souveräne Herbstmeister in einer auf allen Ebenen enttäuschenden Rückrunde krachend gescheitert ist, im Auge des Betrachters – fraglos aber wird die Spielzeit 2021/22 als eine enttäuschende in die Vereinshistorie eingehen. Und als eine der verpassten Möglichkeiten.

Vortrag auf Schalke komprimierte Zusammenfassung einer gesamten Saison

Der Vortrag auf Schalke am Wochenende war dabei so etwas wie die komprimierte Zusammenfassung. 90 Minuten als Spiegelbild einer gesamten Saison: Zur Halbzeit vorn mit der Aussicht, alles in der Hand zu haben, und am Ende in der Rolle des bitteren und verdienten Verlierers. So wie sich St. Paulis Profis nach einer 2:0-Halbzeitführung am Samstag mit tölpelhaften Fehlern und zwei Platzverweisen selbst ein Bein stellten, stand sich auch die Mannschaft nach 36 Punkten in der ersten Halbserie selbst im Weg. Einzelne, wie Torwart Nikola Vasilj, Aufsteiger Jakov Medic oder Torjäger Guido Burgstaller, verloren ihre grandiose Vorjahres-Form, wieder andere mit auslaufenden Verträgen, rückten die eigene Zukunft in den Vordergrund und erzeugten ein Störfeuer, das spätestens seit Anfang März, also in der entscheidenden Saisonphase, loderte und letztlich auch von den Verantwortlichen nicht mehr zu löschen war.

Timo Schultz hat eine eingehende Analyse angekündigt. “Wir werden genau hinschauen, warum wir in der Hinrunde so gut waren und warum es in der Rückrunde nicht mehr so geklappt hat. Da werden wir unsere Erkenntnisse rausziehen.” Zur Ursachenforschung gehört auch, an welcher Stelle der Trainer korrigierend hätte eingreifen können. Vor dem Aufbruch ins Wintertrainingslager hatte der 44-Jährige angekündigt, das Hauptaugenmerk darauf zu legen, wieder defensiv kompakter zu werden. Herausgekommen sind 26 Gegentreffer in bislang 16 Partien – nur drei Teams kassierten mehr. Hinzu kommt: Als sich die Gegner auf St. Paulis Offensivstil eingestellt hatten, fehlten Lösungsansätze. “Die Rückserie gibt Anlass, kritisch zu sein”, verhehlt Schultz nicht.

Schultz: “Müssen uns ein Stück weit neu erfinden”

Der Coach ahnt, “dass wir uns ein Stück weit neu erfinden werden müssen.” Weil der unbefriedigende Saisonausklang Veränderungen nötig macht, die durch Abschiede langjähriger Gesichter wie Philipp Ziereis, Christopher Buchtmann, Rico Benatelli oder James Lawrence auch vollzogen werden. Aber weil auch jene, die St. Pauli gern halten würde, nach Neuem streben. Daniel-Kofi Kyereh etwa, der einzige Profi, der in dieser Saison in beiden Halbserien Bundesligaformat nachgewiesen hat, will ins Oberhaus. Und weil der Vertrag des 26-jährigen Spielmachers nur noch bis 2023 läuft, wird Bornemann diesem Wunsch stattgeben müssen, um finanziell nicht leer auszugehen wie zum Beispiel bei Eigengewächs Finn Ole Becker, den es nach Hoffenheim zieht.

“Wir werden einen neuen Anlauf nehmen”, sagt Schultz. Dieser könnte beschwerlich werden, wenn die anstehenden Veränderungen die zu erwartende Zeit in Anspruch nehmen. Womöglich wird den verbleibenden Protagonisten dann nochmals so richtig klar, wie sehr 2021/22 eine Saison der verpassten Möglichkeiten war.

Sebastian Wolff