Die Joker sorgten für die Tore im Viertelfinale zwischen Spanien und Deutschland. Für den Siegtorschütze Mikel Merino stand sein Kopfball zum 2:1 exemplarisch für die gute Team-Chemie – auch wenn er etwas Zeit brauchte, um den Siegtreffer zu realisieren.
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Mikel Merino setzte erst zum Kopfball und dann zum Jubelsprung an.
IMAGO/Jan Huebner
Es lief die 119. Spielminute, als sich Mikel Merino im deutschen Strafraum im Rücken Antonio Rüdigers davonschlich und Dani Olmos Maßflanke ins linke Toreck köpfte. Was folgte, war spanische Ekstase, auf den Rängen und auf dem Feld in Stuttgart. Einer brauchte aber etwas, um das eben Geschehene zu realisieren – der Torschütze selbst.
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“Ich muss ehrlich sein, in den ersten zwei Sekunden war mir nicht bewusst, was passiert ist. Ich habe nichts gehört … völlige Stille”, berichtete der 28-Jährige bei der UEFA. Erst als seine Mitspieler auf ihn zustürmten, wurde Merino klar, “dass es ein Tor war. Es war unglaublich.”
“Nur noch rennen, springen und den Kopfball koordinieren”
Dass der ehemalige Dortmunder, der für den BVB 2016/17 acht Bundesliga-Spiele bestritt, erst mit Verzögerung seinen Treffer registrierte, lag an der Entstehung: “Alles passierte in einer Millisekunde. Sobald ich sah, dass Dani Olmo den Ball hatte, wusste ich, dass er viel Qualität hat und eine tolle Flanke schlagen würde.” So musste Merino “nur noch rennen, springen und den Kopfball koordinieren. Der Rest ist Geschichte.”
Mit seinem zweiten Treffer im 26. Länderspiel sorgte der Mittelfeldspieler von Real Sociedad für die nächste Halbfinal-Teilnahme der Iberer, der Traum des vierten EM-Titels und des ersten seit 2012 lebt damit weiter. Für den Siegtorschützen war der Treffer “ein Beweis für die Familie, die wir sind” und der Lohn “für die Anstrengungen, die wir auf dem Trainingsplatz unternommen haben. Die Momente, die sonst niemand sehen kann.”
Weil auch der erste spanische Treffer von Dani Olmo sowie Deutschlands zwischenzeitlicher Ausgleich in der 89. Minute durch Florian Wirtz von Einwechselspielern erzielt wurden, war die Partie auch aus Statistik-Sicht eine besondere. Das Viertelfinale war nämlich erst das vierte Spiel der EM-Geschichte, in dem drei verschiedene Spieler eingewechselt wurden und auch trafen (ohne Eigentore). Zuvor war Jokern Vergleichbares nur 1996 beim 3:3 zwischen Russland und Tschechien sowie dem wilden 5:3 der Spanier gegen Kroatien und Italiens 2:1 gegen Österreich – beides jeweils nach Verlängerung im Achtelfinale vor drei Jahren – gelungen.
Die Joker-Spiele
Laporte zieht den Hut
Kein Wunder, dass also auch die Einwechselspieler im Mittelpunkt der spanischen Lobeshymnen standen. “Ich ziehe meinen Hut vor diesen Jungs – sie haben alle ein besonderes Spiel abgeliefert”, sagte Aymeric Laporte über die Rolle der Joker. “In den entscheidenden Momenten” verliehen Dani Olmo, Merino und Co. dem gesamten Team “Frische und Stabilität”, lobte Laporte. “Ich möchte den Jungs wirklich gratulieren und ihnen danken.”
Einen hob Laporte besonders heraus, den in der 80. Minute eingewechselten Matchwinner Merino: “Aber vor allem gratuliere ich Mikel – dieses tolle Tor wird er nie vergessen!”