Wieder der Mittelfuß: Saison für Kölns Selke vorzeitig beendet

In den eminent wichtigen 2:1-Sieg des 1. FC Köln im Kellerkrimi gegen den VfL Bochum ist ein ganz bitterer Wermutstropfen gefallen: Davie Selke verletzte sich schwer.

Davie Selke wird in dieser Saison nicht mehr für den 1. FC Köln spielen können.

Davie Selke wird in dieser Saison nicht mehr für den 1. FC Köln spielen können.

picture alliance/dpa

Es war das Lebenszeichen des 1. FC Köln im Rennen um den Klassenerhalt: In den letzten Sekunden wandelten die Geißböcke im Heimspiel gegen den VfL Bochum einen 0:1-Rückstand noch in einen 2:1-Sieg um.

Den grenzenlosen Jubel erlebte Davie Selke schon nicht mehr vom Rasen aus. Der Top-Torschütze der Rheinländer musste bereits in der 68. Minute verletzungsbedingt ausgewechselt werden. Mit schmerzverzerrtem Gesicht und dick bandagiert am linken Fuß verfolgte er das Geschehen auf dem Platz von der Bank aus. Schon unmittelbar nach Abpfiff befürchteten die FC-Verantwortlichen Schlimmeres: “Das fühlt sich jetzt nicht gut an“, sagte FC-Coach Timo Schultz. Bei einer MRT-Untersuchung am Montag bestätigten sich nun die ersten Befürchtungen:

Demnach hat sich Selke erneut einen Mittelfußbruch zugezogen. Bereits im Januar im ersten Pflichtspiel des Jahres (1:1 gegen Heidenheim) erlitt Selke die gleiche Blessur und fiel dadurch längere Zeit aus. Dieses Mal hat die medizinische Abteilung der Geißböcke sich entschieden, die Verletzung operativ zu behandeln. Damit ist die Saison für Selke sicher beendet.

Selke ist mit sechs Treffern der beste Torschütze in den Reihen der Kölner – und dies, obwohl er nur 19 Spiele absolvieren konnte, nur fünf davon über die komplette Spielzeit. Der 29-Jährige spielt seit Winter 2022/23 für den FC, insgesamt erzielte er in 36 Bundesligaspielen für die Kölner elf Tore.

Waldschmidt nun mehr im Fokus

Der 1. FC Köln steht trotz des Erfolgs gegen Bochum mit 22 Punkten noch unter dem Strich, der Relegationsrang ist aber nur einen Zähler entfernt, zum rettenden Ufer fehlen vier Zähler. Gegen Bochum wechselte  Schultz Luca Waldschmidt für Selke ein, der ehemalige Nationalspieler dürfte auch in den restlichen Spielen nun eine größere Rolle einnehmen.

Schon wieder: Köln bangt um Selke

Es waren Szenen, die dem 1. FC Köln in dieser Saison bekannt vorkommen. Angreifer Davie Selke verzieht schmerzverzerrt das Gesicht und muss verletzt ausgewechselt werden. Der beste Kölner Angreifer droht dem Effzeh damit in der entscheidenden Saisonphase erneut auszufallen.

Pechvogel, wenn es um Verletzungen geht: Kölns Davie Selke,

Pechvogel, wenn es um Verletzungen geht: Kölns Davie Selke,

IMAGO/Treese

Eine dicke Packung Eis hatte man Davie Selke auf den linken Fuß gepackt. Aber nachdem der 29 Jahre alte Stürmer des 1. FC Köln nach dem 2:1-Sieg gegen den VfL Bochum auf dem Rasen noch von Kollegen gestützt worden war, musste er eigenständig in die Kabine kommen. Auf einem Bein humpelte er so die wenigen Treppenstufen in den Katakomben des Rhein-Energie-Stadions hinunter. Das sah nicht gut aus – und nicht nur diese Szene nährte die Befürchtungen, dass Selke erneut Lange fehlen könnte.

Mitte der zweiten Hälfte hatte sich der Torjäger verletzt, musste an der Seitenlinie behandelt werden und schließlich für den späteren Siegtorschützen Luca Waldschmidt vom Platz. Bitter: Betroffen ist offenbar der linke Fuß, in dem sich Selke bereits beim 1:1 gegen Heidenheim im ersten Spiel des Jahres einen Knochen gebrochen hatte. Gegen Bochum nun hatte er erst zum zweiten Mal seitdem wieder in der Startelf gestanden.

Schultz: “Das fühlt sich jetzt nicht gut an”

“Es ist der Fuß, der gebrochen war”, bestätigte Trainer Timo Schultz und gab zu: “Das fühlt sich jetzt nicht gut an”. Sport-Geschäftsführer Christian Keller war zumindest milde optimistisch, dass zumindest kein Knochen erneut gebrochen ist. Gut möglich aber, dass Selke erneut lange fehlt – oder zumindest am kommenden Wochenende beim Auswärtsspiel gegen den FC Bayern.

Das wäre für den offensivschwachen FC bitter: Mit sechs Treffern in 19 Einsätzen ist Selke der treffsicherste Angreifer des Teams. Seine Tore könnte der Klub im Abstiegskampf auch nach dem Erfolg am Samstagnachmittag sicher gut gebrauchen.

Jim Decker

“Offensichtlich gut funktioniert”: Köln hofft auf den Zweiersturm

Beim 1:1 gegen den FC Augsburg stürmten erstmals in dieser Saison Sargis Adamyan und Davie Selke nebeneinander. Welchen Vorteil das haben kann, war beim Tor zu sehen, doch das Duo ist auf seine Mitspieler angewiesen.

Sofort wieder erfolgreich: Davie Selke erzielte gegen Augsburg sein sechstes Saisontor.

Sofort wieder erfolgreich: Davie Selke erzielte gegen Augsburg sein sechstes Saisontor.

picture alliance / BEAUTIFUL SPORTS

Zwei Torschüsse reichten Davie Selke, um sich sofort zurückzumelden. An der Mittellinie hatte er gemeinsam mit Sargis Adamyan gelauert, war nach dem tollen, langen Zuspiel des ansonsten schwachen Kapitäns Florian Kainz in die Tiefe gestartet. Und hatte in der 38. Minute beim 1:1 in Augsburg tatsächlich wieder eingenetzt, nachdem der Armenier ihn vorbildlich bedient hatte. Ein Erfolgserlebnis nach elf Wochen: Zuvor hatte Selke zuletzt beim 1:1 gegen Heidenheim Anfang des Jahres in der Startelf gestanden – und auch in diesem Spiel getroffen.

Selke, das ist jedem in Köln klar, ist unersetzbar für den 1. FC Köln. “Wenn er fit ist, wird er auch spielen”, bestätigte FC-Trainer Timo Schultz am Sonntag nach dem Spiel. Selke hat den Torriecher und die Präsenz im Strafraum, die den Geißböcken so lange so schmerzlich gefehlt hatte. Nun hat der 29-Jährige bereits sechs Saisontore auf dem Konto.

Sinnlose Fragen, die trotzdem quälen

“Davie ist mit seiner Präsenz nicht nur in den 90 Minuten, sondern auch davor und danach in der Kabine, ein Spieler, den wir schwer ersetzen können”, lobt Schultz, und in dem Satz schwingt wohl neben Anerkennung für diese Rolle auch etwas das Gefühl mit, dass es besser wäre, Selke adäquater ersetzen zu können. Das aber gibt der Kader nicht her: Steffen Tigges und Florian Dietz etwa schafften es mal wieder nicht einmal in den Kader.

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“Er gewinnt viele Luftduelle und reibt sich in den Zweikämpfen immer auf. Davie versucht, vorne immer Druck auf den Ball zu bekommen”, zählt der Coach weitere Qualitäten seines Vorzeige-Angreifers auf. Die Frage danach, wie diese Spielzeit mit einem fitteren Selke verlaufen wäre ist, sinnlos, nagt aber wohl doch in so einigen Köpfen rund ums Geißbockheim.

Zu wenig Unterstützung aus dem Mittelfeld

Die Fußverletzung, die Selke zuletzt stoppte, ist jedenfalls auskuriert. “Er wollte viel früher runter”, berichtete Schultz über die Belastung im ersten Bundesliga-Startelfeinsatz seit Januar und betonte: “Ich hätte ihn am liebsten durchspielen lassen.” Denn gemeinsam mit Adamyan machte Selke einen guten Eindruck. Der Zweiersturm Selke/Adamyan macht derzeit die meiste Hoffnung: Weil Adamyan sich ebenso kämpferisch aufopfert, Vorstöße initiiert und auch Torgefahr erzeugt. Und, weil er in Selke nun einen Partner gefunden haben könnte, mit dem er das Ganze im Duett umsetzen kann.

“Das Zusammenspiel hat zumindest in einer Situation offensichtlich sehr gut funktioniert”, lobte auch Schultz in Anspielung auf den Ausgleichstreffer. Der Coach dürfte aber auch gesehen haben, dass die beiden Angreifer viel selbst anschieben mussten. Faride Alidou blieb wirkungslos nach vorn, Kainz trat nur mit dem vorletzten Pass beim Tor in Erscheinung. Und auch die Doppelsechs aus Dejan Ljubicic und Denis Huseinbasic schob viel zu wenige Angriffe an. Dabei sind beide eigentlich eher offensiv veranlagte und denkende Akteure.

Bei Waldschmidt wird Schultz unvernünftig

Drei Chancen kamen so für den 1. FC Köln zustande. Mal wieder zu wenig im Kampf um den Klassenerhalt. Selke und Adamyan werden die Unterstützung ihrer Hinterleute benötigen, wenn sie ihre Rolle als Hoffnungsträger erfüllen sollen. Luca Waldschmidt könnte da helfen: Der 27-Jährige stand sogar erstmals seit dem 0:2 kurz vor Weihnachten bei Union Berlin wieder auf Bundesligarasen. Er kam, als Selke völlig entkräftet seine Auswechslung erbeten hatte.

Die kommenden Kölner Aufgaben

“Manchmal muss man als Trainer Entscheidungen treffen, die unvernünftig sind”, gab Schultz zu. Er hatte wohl auf ein entscheidendes Tor gehofft und Waldschmidt reingeworfen, obwohl der nach seinem Wadenbeinbruch ebenfalls quälend lange gefehlt hatte. “Er war fast zehn Wochen raus und hat nicht eine Trainingswoche voll mitgemacht”, berichtete der Trainer, schilderte aber auch: “In den zehn Minuten auf dem Platz hat man gesehen, wieso ich ihn eingewechselt habe. Er ist ein absoluter Unterschiedsspieler für uns.”

Einer, der vorne für zusätzlichen Druck sorgen kann und soll. Ein Startelfeinsatz am kommenden Samstag gegen Bochum, wenn es für den 1. FC Köln um die letzte Chance auf den direkten Klassenerhalt geht, dürfte aber zu früh kommen. Oder doch nicht? “Luca ist deutlich vor dem Zeitplan”, deutete Schultz an, bekräftigte aber, “kein Risiko eingehen zu wollen”. Es gebe ja noch viele wichtige Spiele. Eines davon ist das gegen den VfL. Und Schultz sagte ja selbst: Manchmal treffen Fußballtrainer unvernünftige Entscheidungen …

Jim Decker

Kölns gefährlicher Tanz am Rande der Katastrophe

Der 1. FC Köln kann auch nach der Länderspielpause nicht gewinnen und verpasst die Trendwende. Nun steuert das Team von Trainer Timo Schultz auf die erste Entscheidung der Saison zu.

Gespaltenes Fazit: Kölns Trainer Timo Schultz wollte in Augsburg gewinnen, musste aber mit einem Remis leben.

Gespaltenes Fazit: Kölns Trainer Timo Schultz wollte in Augsburg gewinnen, musste aber mit einem Remis leben.

IMAGO/MIS

Für den größten Erfolg des 1. FC Köln sorgen am Sonntagabend mal wieder andere. Weil Bochum und Darmstadt am Ende 2:2 spielten, veränderte sich in der Rangordnung der vier Teams am Tabellenende nichts. Sieben Punkte trennen die Geißböcke von Platz 15 und dem VfL, einer vom Relegationsrang 16 und Mainz 05. Alles so wie vor dem Spieltag, alles wie immer. Dabei hatten die Kölner doch endlich zum Befreiungsschlag ansetzen wollen. Es wurde ein 1:1 in Augsburg.

Große Worte, wenige Taten

“Wir wollten nicht mehr unentschieden spielen”, betonte FC-Coach Timo Schultz, gab aber auch zu: “Den Punkt nehme ich gern mit nach Köln.” Damit hatte er das ganze Dilemma seines Vereins schon zusammengefasst: Die Länderspielpause inklusive des Trainingslagers in Spanien hätte der große (positive) Bruch in der Saison sein sollen. Alle in der Domstadt wissen, dass dringend Siege her müssen. Aber am Ende war es das sechste Remis im elften Spiel in diesem Jahr. Mehr scheint einfach nicht drin zu sein. Derzeit jedenfalls.

So läuft den Kölnern die Zeit davon, doch noch irgendwie den Sprung aufs rettende Ufer zu schaffen. Und selbst mit Mainz könnte es nun ein Hauen und Stechen um die Chance in der Relegation geben. Denn so optimistisch die Kölner aus Spanien zurückgekehrt waren und so offensiv sie von Siegen sprechen, so wenig änderte sich auf dem Platz.

Nur gute Ansätze reichen nicht

Mit der Doppelsitze Sargis Adamyan/Davie Selke, der offensiv ausgerichteten Doppelsechs Dejan Ljubicic/Denis Huseinbasic und Jan Thielmann als Rechtsverteidiger hatte sich Schultz auch personell auf dem Papier für maximale Angriffslust entschieden. “Viele vielversprechende Ansätze in der Offensive” lobte Schultz, sah aber auch: “Wir haben es leider nicht geschafft, einige Situationen noch klarer für uns auszuspielen.” Auch da war alles wie immer.

Stattdessen ließ der FC insgesamt 25 Torschüsse der Augsburger zu und gab selbst nur zwölf ab. Zwölf Ecken der Hausherren standen sechs der Gäste gegenüber, 31 Flanken segelten in den Strafraum der Kölner. Nur sechs in den des FCA. Von der groß angekündigten Frühlings-Offensive wurde nur wenig Realität. Auch, weil etwa Faride Alidou und Florian Kainz nur selten am Spiel teilnahmen. Der Kapitän bereitete zwar den Ausgleich wunderbar mit einer direkten Weiterleitung für Adamyan vor, tauchte aber ansonsten ab. Wie zuletzt so oft.

Gewinnen ist alternativlos

Die kommenden Kölner Aufgaben

Dafür konnten sich die Rheinländer mal wieder bei Marvin Schwäbe bedanken, der gegen Kevin Mbabu (36. Minute) und Kristijan Jakic (48.) zweimal in höchster Not eingriff. Thielmann musste auch noch auf der Linie ein Debakel verhindern (70.). Die Verunsicherung, die in Spanien bekämpft werden sollte, war den Profis wieder anzumerken. Mit Folgen: Der 1. FC Köln tanzt Anfang April 2024 nicht nur auf dem Feld, sondern auch in der Tabelle am Rande der Katastrophe.

Und nun? Steht als nächstes das Duell mit Bochum an. Es wird diesmal die letzte Chance sein, noch ein anderes Ziel als den Relegationsplatz im Blick zu halten. “Wir haben intern wie extern gesagt: Wir müssen unser Mindset anpassen und auf Dreier gehen”, bekräftigte Schultz, dem der Ernst der Lage bewusst ist. Er weiß, dass die Begegnung mit dem VfL die erste Weiche stellt. Deshalb ist gewinnen alternativlos, wieder mal: “Wir sollten schleunigst damit anfangen.”

Jim Decker

Magath und die drei Fragezeichen

Hertha BSC will am Samstag in Dortmund den Sturz auf den Relegationsplatz verhindern. Mit welchem Personal das gelingen soll, ist noch offen.

Hat viele Überlegungen anzustellen: Felix Magath.

Hat viele Überlegungen anzustellen: Felix Magath.

picture alliance / nordphoto GmbH / Engler

Geduldig erfüllte Felix Magath nach dem Training am Mittwochvormittag alle Autogramm- und Selfiewünsche, und als er sich dann auf den Weg zur Kabine aufmachte, wartete Dieter Burdenski auf ihn. Werder Bremens Torwart-Legende hatte die Übungseinheit aufmerksam verfolgt. Danach gab’s noch einen kurzen Plausch mit Magath, dem Mann, der sich in seiner Zeit als HSV-Regisseur etliche Duelle mit Burdenskis Bremern geliefert hatte.

Viel Zeit für Nostalgie bleibt in dieser Woche allerdings nicht. Magath, dessen Team in Bielefeld (1:1) und gegen Mainz (1:2) zwei Matchbälle auf dem Weg zum erhofften Klassenerhalt vergeben hat, stellen sich vor dem finalen Ligaspiel in Dortmund mindestens drei knifflige Fragen.

Welche Verteidiger werden fit?

Kapitän Dedryck Boyata (Grippe) fehlte wie schon tags zuvor auch am Mittwoch. Beim belgischen Innenverteidiger muss die gesundheitliche Entwicklung Tag für Tag abgewartet werden. Kein Zweifel: In der Form der vergangenen Wochen wäre Boyatas Absenz ein Verlust. Auch die anderen beiden Rechtsfüßer aus der Innenverteidigung sind durch einen Infekt gehandicapt. Niklas Stark lief am Mittwoch, Linus Gechter fehlte komplett.

Wer an der Seite von Marc Oliver Kempf in Dortmund im Abwehrzentrum aufläuft, ist damit weiter offen – wie auch die Besetzung links in der Viererkette. Marvin Plattenhardt, der unter Magath zu seiner Topform fand, fehlte gegen Mainz wegen Adduktorenproblemen. Die Beschwerden schränken ihn seit Wochen ein, auch am Mittwoch konnte der Ex-Nationalspieler nur laufen. Marton Dardai, der gegen Mainz links in der Kette Plattenhardt vertrat, arbeitete über weite Strecken der Einheit am Mittwoch nur individuell.

Dem Vernehmen nach plagen den etatmäßigen Innenverteidiger leichte Oberschenkelprobleme, für Donnerstag ist Dardais Rückkehr ins Mannschaftstraining vorgesehen. Weitere Alternativen für Plattenhardt sind Maximilian Mittelstädt und Fredrik Björkan. Allerdings: Magath sieht Mittelstädt eher auf der offensiven Außenbahn – und ob der dynamische, aber defensiv nicht durchgehend verlässliche Winter-Zugang Björkan gegen Dortmunds Offensivwucht die richtige Wahl wäre, ist fraglich.

Hilft Kevin-Prince Boateng in Dortmund?

Bei den Siegen in Augsburg (1:0) und gegen Stuttgart (2:0) wie auch beim Remis in Bielefeld bewies der Altmeister seinen Wert fürs Team. Er brachte Struktur, Orientierung und Leadership, an seiner Seite wuchs das Selbstvertrauen der anderen. Gegen Mainz fand Boateng wie seine Kollegen kaum ins Spiel, nach der Niederlage sagte er: “Es war für ein so wichtiges Spiel zu wenig. Es ist genau so gelaufen, wie wir’s nicht wollten.”

Mit Dortmund kommt jetzt ein Kaliber auf Hertha zu, bei dem sich die Frage stellt: Ist Boateng der richtige Mann auf der Zehn – oder braucht es dort unter Pressing-Gesichtspunkten einen körperlich fitteren, laufstärkeren Spieler wie Vladimir Darida? Auch Suat Serdar, der mit der Rolle auf links weiterhin fremdelt, wäre ein Kandidat für die Zentrale. Im September etwa, vor Herthas Gastspiel bei RB Leipzig, das in ein 0:6-Fiasko mündete, kam Boateng mit dem damaligen Coach Pal Dardai überein, nicht zu spielen. Allerdings hat Boateng unter Magath einen anderen Stellenwert.

Wer stürmt?

Davie Selke, der das Training am Dienstag wegen Oberschenkelbeschwerden vorzeitig beendet hatte, lief am Mittwoch nur. Sein Einsatz in Dortmund soll aber dem Vernehmen nach recht wahrscheinlich sein. Allerdings bietet sich Magath mit Stevan Jovetic, der am Dienstag und Mittwoch im Training einen guten Eindruck machte, eine attraktive Alternative. Der Montenegriner, der wegen eines Muskelfaserrisses im Oberschenkel fast einen Monat gefehlt hatte, könnte Herthas zuletzt arg durchsichtigem Offensivspiel dringend benötigte Raffinesse und Abschlussstärke zuführen.

Auch Ishak Belfodil – ein feiner Fußballer, der aber in der Rückwärtsbewegung nach Magaths Geschmack etwas zu oft den Abwesenheitsassistenten aktiviert – ist ein Kandidat. Und Myziane Maolida, der am Dienstag erkältet gefehlt hatte, kehrte am Mittwoch ins Training zurück. Der Franzose, den Magath allerdings bisher erst einmal brachte (beim 1:4 gegen Union), steht für eine Komponente, die Herthas Offensive nicht im Übermaß hat: für Geschwindigkeit.

Steffen Rohr

Magath und die drei Fragezeichen

Hertha BSC will am Samstag in Dortmund den Sturz auf den Relegationsplatz verhindern. Mit welchem Personal das gelingen soll, ist noch offen.

Hat viele Überlegungen anzustellen: Felix Magath.

Hat viele Überlegungen anzustellen: Felix Magath.

picture alliance / nordphoto GmbH / Engler

Geduldig erfüllte Felix Magath nach dem Training am Mittwochvormittag alle Autogramm- und Selfiewünsche, und als er sich dann auf den Weg zur Kabine aufmachte, wartete Dieter Burdenski auf ihn. Werder Bremens Torwart-Legende hatte die Übungseinheit aufmerksam verfolgt. Danach gab’s noch einen kurzen Plausch mit Magath, dem Mann, der sich in seiner Zeit als HSV-Regisseur etliche Duelle mit Burdenskis Bremern geliefert hatte.

Viel Zeit für Nostalgie bleibt in dieser Woche allerdings nicht. Magath, dessen Team in Bielefeld (1:1) und gegen Mainz (1:2) zwei Matchbälle auf dem Weg zum erhofften Klassenerhalt vergeben hat, stellen sich vor dem finalen Ligaspiel in Dortmund mindestens drei knifflige Fragen.

Welche Verteidiger werden fit?

Kapitän Dedryck Boyata (Grippe) fehlte wie schon tags zuvor auch am Mittwoch. Beim belgischen Innenverteidiger muss die gesundheitliche Entwicklung Tag für Tag abgewartet werden. Kein Zweifel: In der Form der vergangenen Wochen wäre Boyatas Absenz ein Verlust. Auch die anderen beiden Rechtsfüßer aus der Innenverteidigung sind durch einen Infekt gehandicapt. Niklas Stark lief am Mittwoch, Linus Gechter fehlte komplett.

Wer an der Seite von Marc Oliver Kempf in Dortmund im Abwehrzentrum aufläuft, ist damit weiter offen – wie auch die Besetzung links in der Viererkette. Marvin Plattenhardt, der unter Magath zu seiner Topform fand, fehlte gegen Mainz wegen Adduktorenproblemen. Die Beschwerden schränken ihn seit Wochen ein, auch am Mittwoch konnte der Ex-Nationalspieler nur laufen. Marton Dardai, der gegen Mainz links in der Kette Plattenhardt vertrat, arbeitete über weite Strecken der Einheit am Mittwoch nur individuell.

Dem Vernehmen nach plagen den etatmäßigen Innenverteidiger leichte Oberschenkelprobleme, für Donnerstag ist Dardais Rückkehr ins Mannschaftstraining vorgesehen. Weitere Alternativen für Plattenhardt sind Maximilian Mittelstädt und Fredrik Björkan. Allerdings: Magath sieht Mittelstädt eher auf der offensiven Außenbahn – und ob der dynamische, aber defensiv nicht durchgehend verlässliche Winter-Zugang Björkan gegen Dortmunds Offensivwucht die richtige Wahl wäre, ist fraglich.

Hilft Kevin-Prince Boateng in Dortmund?

Bei den Siegen in Augsburg (1:0) und gegen Stuttgart (2:0) wie auch beim Remis in Bielefeld bewies der Altmeister seinen Wert fürs Team. Er brachte Struktur, Orientierung und Leadership, an seiner Seite wuchs das Selbstvertrauen der anderen. Gegen Mainz fand Boateng wie seine Kollegen kaum ins Spiel, nach der Niederlage sagte er: “Es war für ein so wichtiges Spiel zu wenig. Es ist genau so gelaufen, wie wir’s nicht wollten.”

Mit Dortmund kommt jetzt ein Kaliber auf Hertha zu, bei dem sich die Frage stellt: Ist Boateng der richtige Mann auf der Zehn – oder braucht es dort unter Pressing-Gesichtspunkten einen körperlich fitteren, laufstärkeren Spieler wie Vladimir Darida? Auch Suat Serdar, der mit der Rolle auf links weiterhin fremdelt, wäre ein Kandidat für die Zentrale. Im September etwa, vor Herthas Gastspiel bei RB Leipzig, das in ein 0:6-Fiasko mündete, kam Boateng mit dem damaligen Coach Pal Dardai überein, nicht zu spielen. Allerdings hat Boateng unter Magath einen anderen Stellenwert.

Wer stürmt?

Davie Selke, der das Training am Dienstag wegen Oberschenkelbeschwerden vorzeitig beendet hatte, lief am Mittwoch nur. Sein Einsatz in Dortmund soll aber dem Vernehmen nach recht wahrscheinlich sein. Allerdings bietet sich Magath mit Stevan Jovetic, der am Dienstag und Mittwoch im Training einen guten Eindruck machte, eine attraktive Alternative. Der Montenegriner, der wegen eines Muskelfaserrisses im Oberschenkel fast einen Monat gefehlt hatte, könnte Herthas zuletzt arg durchsichtigem Offensivspiel dringend benötigte Raffinesse und Abschlussstärke zuführen.

Auch Ishak Belfodil – ein feiner Fußballer, der aber in der Rückwärtsbewegung nach Magaths Geschmack etwas zu oft den Abwesenheitsassistenten aktiviert – ist ein Kandidat. Und Myziane Maolida, der am Dienstag erkältet gefehlt hatte, kehrte am Mittwoch ins Training zurück. Der Franzose, den Magath allerdings bisher erst einmal brachte (beim 1:4 gegen Union), steht für eine Komponente, die Herthas Offensive nicht im Übermaß hat: für Geschwindigkeit.

Steffen Rohr