Uzun versteht EM-Aus nicht: “Mit ganz anderen Erwartungen gekommen”

Trotz starker Leistungen beim 1. FC Nürnberg hat es Can Uzun (18) nicht in das endgültige EM-Aufgebot der Türkei geschafft. Seine Enttäuschung darüber verhehlte der Youngster nicht, drückt der türkischen Nationalmannschaft aber dennoch die Daumen.

Can Uzun fehlt im endgültigen EM-Aufgebot der Türkei.

Can Uzun fehlt im endgültigen EM-Aufgebot der Türkei.

picture alliance / Anadolu

In der Bundesliga wird sich Can Uzun im kommenden Jahr zeigen dürfen – bei der Europameisterschaft in Deutschland hingegen nicht. Der 18-jährige Offensivspieler vom 1. FC Nürnberg war einer der neun Akteure aus dem vorläufigen Aufgebot der türkischen Nationalmannschaft, die es nicht in den endgültigen EM-Kader geschafft haben.

Entsprechend groß war die Enttäuschung bei Uzun, um den sich auch der DFB lange bemüht hatte. Er sei “mit ganz anderen Erwartungen” zur Nationalmannschaft gekommen, schrieb der 18-Jährige am Samstag in einem auf Instagram veröffentlichten Statement. Nach einer starken Spielzeit 2023/24, in der er für den FCN in 30 Zweitligapartien 16 Treffer erzielt und zwei weitere vorbereitet hatte, sei er “sehr enttäuscht”, nicht im endgültigen Aufgebot zu stehen.

Meine Zeit wird kommen.

Nachvollziehen, so schrieb der Youngster weiter, könne er die Entscheidung nicht, “aber ich werde sie respektieren und mich nun intensiv auf die neue Saison vorbereiten”. Dann wird Uzun für Eintracht Frankfurt auflaufen, auch wenn der Transfer weiterhin nicht offiziell verkündet ist und auch Uzun in seinem Beitrag nur bestätigte, ins Oberhaus zu wechseln. Seine Aufgabe sei es nun, “noch härter zu arbeiten, eine gute Saison bei meinem neuen Verein in der Bundesliga zu haben und mich erneut zu beweisen”, schrieb Uzun dahingehend.

Trotz der Enttäuschung über die Nichtberücksichtigung drücke er aber weiterhin der türkischen Nationalmannschaft die Daumen, daran ließ Uzun in seinem Statement keine Zweifel. Sein “größter Wunsch” sei es, “dass die Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft gut abschneidet”, erklärte der 18-Jährige. “Meine Zeit wird kommen und ich werde alles tun, um an der Weltmeisterschaft 2026 teilzunehmen und zu spielen, das ist mein Ziel”, so Uzun weiter, der seine Stellungnahme mit den Worten schloss: “Auf geht’s Türkei”.

Uzun fehlt im finalen EM-Kader der Türkei

35 Spieler hatte Nationaltrainer Vincenzo Montella in den vorläufigen Kader der Türkei für die EM in Deutschland berufen, neun Spieler mussten gestrichen werden: Nürnbergs Shootingstar Can Uzun fehlt im endgültigen Aufgebot der Türkei, Dortmunds Salih Özcan dagegen ist dabei.

Konnte sich letztlich nicht durchsetzen und ist bei der EM nicht dabei: Can Uzun.

Konnte sich letztlich nicht durchsetzen und ist bei der EM nicht dabei: Can Uzun.

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Das vorläufige Aufgebot der Türkei für die anstehende Europameisterschaft in Deutschland war mit 35 Spielern äußert groß, Nationaltrainer Vincenzo Montella hatte also einige Streichkandidaten auf der Liste, um auf die von der UEFA geforderten 26 Akteure zu kommen – darunter auch Can Uzun von Zweitligist 1. FC Nürnberg.

Der 18-Jährige, der in seinem ersten Profijahr in der 2. Bundesliga beim Club mächtig einschlug, mit 16 Toren und zwei Vorlagen auf sich aufmerksam machte und Ende März im Qualifikationsspiel gegen Ungarn (0:1) debütierte, verpasst die große Bühne, er fehlt im Kader der Türkei. Gleiches gilt für Ozan Kabak, der sich aber im Testspiel gegen Italien (0:0) vor wenigen Tagen das Kreuzband gerissen hatte. Die Titelkämpfe in Deutschland finden ohne den Profi von der TSG Hoffenheim statt.

Im endgültigen Kader der Türkei ist dagegen Salih Özcan von Champions-League-Finalist Borussia Dortmund zu finden, der beim Test gegen die Italiener noch fehlte.

Türkei startet gegen Georgien

Die Türkei startet am 18. Juni gegen Georgien in das Turnier, in der Gruppe F warten zudem Portugal und Tschechien. Am kommenden Montag steht für die Türken noch die EM-Generalprobe in Polen an.

Cristante und Raspadori verpassen Italiens Siegtreffer – Sorge um Kabak

Der EM-Titelverteidiger hat noch Verbesserungspotenzial. Beim Testspiel gegen die ordentlich dagegenhaltenden Türken hatte sich die italienische Nationalmannschaft aber vor allem nach der Pause sehr gut angestellt. Einzig die ganz große Kreativität und die letzte Konsequenz machte einem möglichen Sieg einen Strich durch die Rechnung.

Da wäre mehr drin gewesen: Bryan Cristante musste sich beim 0:0 gegen die Türkei mit seinen Kollegen ärgern.

Da wäre mehr drin gewesen: Bryan Cristante musste sich beim 0:0 gegen die Türkei mit seinen Kollegen ärgern.

IMAGO/Nicolo Campo

Mit klaren Ambitionen visieren die beiden Nationen Italien und Türkei die unmittelbar bevorstehende Europameisterschaft in Deutschland (14. Juni bis 14. Juli) an – und standen sich deshalb noch bei einem Vorbereitungstest in Bologna gegenüber.

Beim Titelverteidiger setzte der neue Trainer Luciano Spalletti (“Wir müssen vergessen, dass wir wohlhabend sind und alles haben”) etwa auf Stürmer Retegui mit dessen famoser Bilanz (vier Tore aus fünf Länderspielen), schonte Barella von Serie-A-Meister Inter und konnte noch nicht auf Europa-League-Sieger Scamacca von Atalanta Bergamo zurückgreifen. EM-Ausfälle in Form von Routinier Acerbi (Inter Mailand) und Talent Scalvini (Atalanata Bergamo) hatte es außerdem schon gehagelt.

Apropos EM-Ausfall: Ein solcher droht nach diesem Test in Italien auch den vom ehemaligen Roma-Stürmer Vincenzo Montella betreuten Türken. Denn Abwehrmann Kabak, mit seinen 24 Jahren als Führungskraft im Defensivverbund gesetzt, verletzte sich in der 38. Minute bei einem handelsüblichen Zweikampf gegen den Körper reinstellenden Retegui eventuell schwer am rechten Knie.

Der Hoffenheimer Bundesliga-Profi signalisierte sofort Schmerzen, konnte nicht mehr aufstehen und wurde auf einer Trage abtransportiert (42.) und direkt mit dem Verdacht auf eine schwere Verletzung in ein naheliegendes Krankenhaus gebracht.

Cristante hat Alu-Pech

Sportlich konnten die ersten 45 Minuten übrigens schnell zusammengefasst werden: Die heimischen Azzurri hatten über weite Strecken die Spielkontrolle, kamen gegen diszipliniert agierende Türken aber kaum durch. Retegui verzeichnete mal einen Abschluss (7. Minute), während Pellegrini bei einem aussichtsreichen Freistoß zu ungenau zielte (19.).

Gefährlicher waren da schon die Versuche von Retegui aus kürzester Distanz knapp am Kasten vorbei (23.), während auf der anderen Seite Ayhan verfehlte (24.). Richtig eng wurde es nochmals in der Nachspielzeit und damit in einer Phase, in der die Türkei eigentlich mehr Betrieb machtee und mehr Risiko ging. Die Chance aber hatte die Squadra Azzurra in Form von Cristante, der eine starke Ecke seines Roma-Vereinspartners Pellegrini an den rechten Pfosten köpfte (45.+3).

Raspadori lässt auch die letzte Chance aus

Den Schwung dieser Chance bekamen die Hausherren auch rüber mit in Durchlauf zwei. Mit massig Ballbesitz und deutlich mehr Druck schoben die Spalletti-Schützlinge nun an – und kamen durch Retegui (52.), Joker Zaccagni (57.) sowie nochmals Retegui (Fallrückzieherversuch in der 59.) zu Abschlüssen. Auf der anderen Seite musste sich aber auch Vicario, der bei der EM im italienischen Kasten natürlich hinter Kapitän Donnarumma rücken wird, mal gegen Demiral auszeichnen (63.).

Ansonsten aber gaben die Azzurri den Ton an, auch wenn in der Schlussphase ruhigere Phasen mit wenig Spielfluss – womöglich aufgrund einiger Wechsel – ebenfalls zu diesem Test gehörten. So feierten hier etwa noch Türkeis 18-jähriger Kilicsoy von Besiktas sein Debüt, genauso wie der 22-jährige Calafiori. Der Abwehrmann wurde in seinem Heimstadion zu Bologna mit lautstarkem Applaus empfangen – und half in den finalen Minuten nochmals beim Anschieben. Doch auch der gefundene Angreifer Raspadori brachte den letzten Abschluss nicht unter (90.+3). So musste das durchaus in Phasen dominante Italien und die Türkei, die auch gute Ansätze zeigte, mit einer Nullnummer leben.

Montella beruft Uzun in den vorläufigen EM-Kader der Türkei

Zum sechsten Mal nimmt die Türkei an der Endrunde einer Europameisterschaft teil. Im 35 Mann starken vorläufigen Kader finden sich drei in Deutschland aktive Profis wieder. Der 18 Jahre alte Can Uzun hatte erst im März sein Debüt gefeiert.

Can Uzun darf auf die Teilnahme an der EM in Deutschland hoffen.

Can Uzun darf auf die Teilnahme an der EM in Deutschland hoffen.

Anadolu via Getty Images

Can Uzuns traumhaftes erstes Profijahr erhält womöglich ein weiteres Kapitel. Der 18-Jährige, der dem 1. FC Nürnberg mit 16 Toren und zwei Vorlagen beinahe als offensiver Alleinunterhalter die ganz großen Abstiegsnöte erspart hat, darf sich Hoffnung auf Auftritte auf der ganz großen Bühne machen. Der gebürtige Regensburger wurde von Nationaltrainer Vincenzo Montella in den vorläufigen Kader für die EM in Deutschland berufen.

35 Spieler zählt das Aufgebot des Italieners, der somit allerdings noch neun Spieler streichen muss – die UEFA hat die Kaderstärke zwar angehoben, doch mehr als 26 Akteure sind nicht erlaubt. Ob Uzun, der Ende März im Qualifikationsspiel gegen Ungarn (0:1) debütierte, tatsächlich auch in den Gruppenspielen gegen Georgien (18.6.), Portugal (22.6.) und Tschechien (26.6.) mitwirken darf, wird sich also noch zeigen. Bei den Testspielen gegen Italien (4.6.) und Polen (10.6.) kann sich der begehrte Angreifer aber noch einmal empfehlen.

Bundesliga-Erfahrung und der Juwelen-Jahrgang 2005

Neben Uzun haben es zwei weitere in Deutschland tätige Profis in den Kader geschafft. Sowohl Ozan Kabak von der TSG Hoffenheim als auch Dortmunds Salih Özcan wurden berufen, Akteure wie Caglar Söyüncü (ehemals Freiburg), Kaan Ayhan (Schalke/Düsseldorf) oder Kapitän Hakan Calhanoglu (Karlsruher SC/Hamburger SV/Bayer Leverkusen) sind in der Bundesliga ebenfalls keine Unbekannten.

In Uzuns Jugendfreund Kenan Yildiz (Juventus Turin), Semih Kilicsoy (Besiktas) sowie Real Madrids Arda Güler zählt der Kader weitere Top-Talente aus dem türkischen Juwelen-Jahrgang 2005.