Eberl: “Es gibt Spieler, die es in Zukunft schwerer haben könnten”

Nach der Trainer-Verpflichtung ist vor dem Transfermarkt: Sportvorstand Max Eberl (50) über die Kaderplanung beim FC Bayern.

Treibt die Kaderplanung beim FC Bayern voran: Max Eberl.

Treibt die Kaderplanung beim FC Bayern voran: Max Eberl.

IMAGO/Sven Simon

Etwas Gutes hatte sie sogar, die langatmige Trainersuche des FC Bayern. Auch wenn Max Eberl am Donnerstag versicherte, dass der vorgestellte Vincent Kompany schon ganz lange auf der Liste gestanden habe und auch eigentlich die beste Lösung für die Bayern sei.

Das Gute jedenfalls war aus Eberls Sicht, dass “jede Medaille zwei Seiten” habe. Was die andere sei, sagte er nicht. Die eine war, dass sich “die Berichterstattung auf die Trainersuche fokussiert hat”. Der Sportvorstand Eberl und der Sportdirektor Christoph Freund haben “aber nicht nur die Trainersuche, sondern auch die Kaderplanung vorangetrieben – mit der Idee, einen Trainer zu finden, der dazu passt.”

Deswegen sind wir bei der Kaderplanung doch vielleicht schon ein Stück weiter, als man denkt.

Gleich nach den ersten Gesprächen mit Kompany, erzählte Eberl, habe er gemerkt, “dass wir mit unserer Vorarbeit schon sehr, sehr gut lagen.” Also mit den Zu- und Abgängen, die er und Freund sich überlegt haben, und die Sichtweise von Kompany auf den jetzigen Kader. “Bei unseren Vorstellungen, wie der Kader auszusehen hat; was wir verändern wollen. Deswegen sind wir bei der Kaderplanung doch vielleicht schon ein Stück weiter, als man denkt.”

Nachdem die Bayern Anfang April eine 2:0-Führung bei Aufsteiger Heidenheim aus der Hand gegeben und tatsächlich noch 2:3 verloren hatten, hatte Eberl im Anschluss gedroht und geglaubt, “dass schon einiges geändert werden muss” am bestehenden Aufgebot. Auch wenn er nicht von einem “radikalen Umbruch” sprechen möchte. “Radikal”, findet Eberl, “ist ein Adjektiv, das sehr, sehr krass ist.”

Kaderplanung mit Kompany

Gedanken machen werden er und Freund sich, gemeinsam mit Kompany, der “natürlich einbezogen” ist. “Es gibt bei uns keine Streichlisten. Es gibt bei uns Spieler, die es in Zukunft schwerer haben könnten, das kann man auch ganz offen mit den Spielern kommunizieren. Das ist nur fair und korrekt, wie man damit umgeht. Das ist im Leben halt so. Wir reden über Leistungssport auf allerhöchstem Niveau.”

Auf eine “lange Rede” folgte letztlich ein “kurzer Sinn”: “Bei der Kaderplanung sind wir schon einige Schritte vorangegangen.” Kompany selbst beließ es bei einem nüchternen Satz: “Was der Kader braucht, werden wir intern besprechen.”

Mario Krischel

Warum Kompany Trainer wurde – und was ihn für Bayern spannend macht

Mit Vincent Kompany (38) hat der FC Bayern einen aufstrebenden Trainer verpflichtet. Die Münchner hoffen derweil auf ein ähnliches Juwel wie Leverkusen.

Hatte bei Burnley eine klare Spielidee: Vincent Kompany.

Hatte bei Burnley eine klare Spielidee: Vincent Kompany.

picture alliance / empics

Einen “Schock für City” beschrieb der kicker in seinem Live-Ticker vor etwas mehr als acht Jahren, am 4. Mai 2016. Manchester City war fürs Halbfinal-Rückspiel in der Königsklasse zu Gast bei Real Madrid, als Vincent Kompany in der 8. Minute einen Vorstoß ins Mittelfeld wagte, sich an die Adduktoren fasste und liegen blieb. Monatelang fiel der Kapitän anschließend aus, verpasste deshalb die Sommervorbereitung unter dem neuen Trainer Pep Guardiola und konnte nur zuschauen, wie der gerade vom FC Bayern gekommene Katalane selbst einen Vorbereitungskick gegen Thomas Tuchels Dortmunder (6:5 i. E.) so akribisch anging, als wäre es ein Champions League-Spiel. Damals, sagte der Belgier später in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung, “stand für mich fest, eines Tages auch Trainer werden zu wollen”.

Gesagt, getan. Nach elf Jahren, vier Meisterschaften und sechs Pokalsiegen bei ManCity ließ Kompany seine Karriere als spielender Trainer bei RSC Anderlecht ausklingen, übernahm das Ruder bei seinem Kindheitsverein anschließend komplett und zog im Juli 2022 weiter zum FC Burnley in die zweite englische Liga. “Ich war früher Verteidiger, aber meine Leidenschaft ist das Toreschießen”, sagte er selbst, als er sich seinen Spielern vorstellte. “Meine Leidenschaft ist es, Mannschaften zu haben, die jede Gelegenheit nutzen, um Tore zu schießen. In jeder Phase des Spiels sollten wir einen Plan und eine Idee haben, um ein Tor zu erzielen.”

Mit den Clarets verzeichnete Kompany in der Championship den höchsten Ballbesitzanteil (64 Prozent, Allzeit-Rekord), die meisten Tore (87), sammelte satte 101 Punkte, kassierte mit 35 die wenigsten Gegentreffer und musste in 46 Spielen nur drei Niederlagen verantworten.

Der dominante Aufsteiger stieg sang- und klanglos

“Ich mag die Reise, ich mag die Arbeit mit den Spielern, und ich mag es, sie zu verbessern”, meinte Kompany, bevor er im vergangenen Sommer als Trainer in die Premier League zurückkehrte. Doch die Reise hielt einige Prüfungen bereit für den immer noch relativ unerfahrenen Trainer, der schnell erkennen musste, dass seine Spielweise im hochklassigen Oberhaus nicht fruchtete. Zu unerfahren war seine für 115 Millionen Euro verstärkte Mannschaft, zu schlecht im Vergleich. Kompany fand keine Anpassungen. Oder wollte nichts anpassen, wie Experten kritisieren.

Der dominante Aufsteiger stieg sang- und klanglos ab: als Vorletzter mit lediglich fünf erreichten Siegen 24 mickrigen Punkten. Kompany war wieder in der zweitklassigen Championship angekommen – bis ihn der FC Bayern am vergangenen Montag kontaktierte und ihn im Handumdrehen von der Aufgabe in München überzeugte.

Inzwischen hat Kompany einen Dreijahresvertrag bis 2027 unterschrieben. Und die Münchner Verantwortlichen, gebrannte Kinder nach der monatelangen Suche für einen Tuchel-Nachfolger, hoffen, dass ihr neuer Trainer ähnlich einschlägt wie Xabi Alonso bei Bayer Leverkusen, der in diesem Sommer für den Rekordmeister nicht zu haben war. Xabi Alonso, Rangnick, dazwischen Ex-Trainer Julian Nagelsmann, Oliver Glasner oder wieder Tuchel: Eine in der Geschichte des FC Bayern beispiellose Suche hat ihr Ende gefunden.

Kompany mag noch keine ausgeprägte Trainererfahrung auf großer Bühne mitbringen: Bei Xabi Alonso, Pep Guardiola einst in Barcelona oder Zinedine Zidane bei Real Madrid war es jedoch nicht anders. Umgekehrt lässt sich daraus keine Erfolgsgarantie ableiten. Der Abstieg mit dem FC Burnley muss kein Makel sein, diese schmerzvolle Erfahrung erlebten auch ein Jürgen Klopp in Mainz oder ein Otto Rehhagel bei Arminia Bielefeld zu Beginn ihrer glorreichen Trainerkarrieren.

Kompany ist Eberls und Freunds Wahl

Kompany ist die Wahl von Sportvorstand Max Eberl und Sportdirektor Christoph Freund, die am Ende den Aufsichtsrat um Ehrenpräsident Uli Hoeneß und Ex-CEO Karl-Heinz Rummenigge überzeugen mussten. Vor allem Eberl kämpfte um eine Lösung in seinem Sinne, er möchte für Entscheidungen geradestehen, die er tatsächlich auch verantwortet.

Das Trio Eberl/Freund/Kompany muss sich nun schleunigst um den Kaderumbau kümmern. Spannend, ob der Belgier auch einen Wunschspieler bekommt wie einst Jupp Heynckes mit Javi Martinez oder Pep Guardiola mit Thiago. Gesucht werden in jedem Fall ein Angreifer, mindestens ein Spieler für die offensive Außenbahn und ein Sechser. Sollte Alphonso Davies wechseln, gilt Theo Hernandez (AC Mailand) als Wunschlösung, der Franzose wäre allerdings eine sehr teure Wahl. Jonathan Tah wird als neuer Innenverteidiger gehandelt, dann aber müsste der FCB mindestens einen abgeben: Dayot Upamecano oder Min-Jae Kim.

Weil die Bayern erstmals seit 2011 nicht im Supercup spielen, wird die 1. Runde im DFB-Pokal Mitte August Kompanys erstes Pflichtspiel. Bis dahin muss er seiner neuen Mannschaft eine Spielidee vermitteln, die Mannschaft hinter sich bringen. Das Problem: Aufgrund der EM werden zahlreiche Spieler erst spät zum Team stoßen, mutmaßlich zur Asien-Reise Ende Juli, Anfang August.

Kompanys Vorteile

Kompanys Vorteil: Er mag beim FC Bayern zwar zunächst nicht die erste Wahl gewesen sein, er bringt jedoch die natürliche Aura mit, um trotzdem genug Selbstvertrauen auszustrahlen und den Respekt dieser chronisch kribbeligen Kabine zu gewinnen. Er spricht fließend Deutsch, Französisch und Englisch, kennt Leroy Sané bestens aus gemeinsamen Zeiten bei ManCity zwischen 2016 und 2019. Und er versprüht nach all den Absagen von Xabi Alonso über Rangnick bis Tuchel den Charme, ein neues Projekt auf die Beine stellen zu können.

Der frühere HSV-Verteidiger, der angeblich zwischen zwölf bis vierzehn Stunden pro Tag im Trainerbüro verbringt, bringt seine Assistenten Floribert Ngalula und Bram Geers aus Burnley mit. Das Team vervollständigen wird Bayerns bisheriger U-19-Trainer René Maric. Als Ablöse für Kompany zahlt der FCB kolportierte zehn bis zwölf Millionen Euro. Für Nagelsmann waren es vor drei Jahren rund 20 Millionen Euro, Tuchel bekommt das Gehalt für seinen bis 2025 laufenden Vertrag. Viel Geld, das der FC Bayern in den vergangenen Jahren für seine Trainer rausgepulvert hat.

Kompany dürfte derweil zugutekommen, dass sein auf Ballbesitz ausgelegter Stil durchaus einhergeht mit dem bayerischen Selbstverständnis. “Wenn man gegen einen tiefen Block spielt, wird es schwer zu treffen”, erzählte Kompany seiner Mannschaft in Burnley vor der ersten Saison. “Ich denke, es könnte uns sogar Spaß machen, die richtigen Muster dafür zu finden.” Was sich bewahrheiten sollte, zumindest in der Championship. Gerade mit Ball mangelte es den Münchnern in den vergangenen Jahren oft an Esprit, häuften sich individuelle Fehler, sah es häufiger nach Zufall als nach einstudierten Mustern aus.

Das Spielerpotenzial in München bietet Kompany mehr als beim FC Burnley. Wie es ausgeht? Das kann niemand seriös vorhersagen. Das Lob seines einstigen Trainers Guardiola begleitet ihn aber: “Ich habe eine sehr hohe Meinung von Vinnie, die höchste bezüglich seiner Arbeit, Persönlichkeit, seines Spielverständnisses und des Umgangs mit Medien.” Na dann. Bestätigen muss Kompany es schon bald.

Mario Krischel, Frank Linkesch

Kompany: Große Chance, großes Risiko

Die schier endlose Trainerfindungs-Posse beim FC Bayern hat ein Ende gefunden: Vincent Kompany kommt von Premier-League-Absteiger FC Burnley. Eine mutige und phantasievolle Wahl, die aus der Not geboren wurde. Ein Kommentar von kicker-Reporter Frank Linkesch.

Vincent Kompany wird neuer Bayern-Trainer.

Vincent Kompany wird neuer Bayern-Trainer.

imago images

Machen wir uns nichts vor: Vincent Kompany ist eine Notlösung, ohne ihm und Max Eberl sowie Christoph Freund Böses zu wollen. Das allein verrät schon die Chronologie der dreimonatigen Trainersuche. Die hübscheste Braut auf dem Markt sagte in Person von Xabi Alonso frühzeitig ab. Der von Sportvorstand  Eberl gepushte Julian Nagelsmann wäre nur ein Jahr nach seinem Rauswurf aus berechtigten Gründen intern nicht vermittelbar gewesen. Ralf Rangnick wollte zunächst und dann doch nicht, Oliver Glasner konnte nicht von Crystal Palace losgeeist werden, Thomas Tuchel mochte die spektakuläre Kehrtwende nicht vollziehen und doch bleiben. Glücklich lief das alles, vorsichtig ausgedrückt, nicht.

Nun also Vincent Kompany, der ehemalige Nationalverteidiger Belgiens, Kapitän unter Pep Gurdiola bei Manchester City und als Trainer nach den Stationen RSC Anderlecht und Burnley relativ unerfahren. Doch wo andere, bekanntere Namen wie Hansi Flick oder Erik ten Hag mit dem Stempel der Notlösung hätten leben müssen, darf Kompany diese Berufung als einmalige Chance zum Aufstieg in die erste Trainergilde begreifen, egal, welche Nummer auf der Trainerliste er war.

Parallelen zu Rehhagel und Klopp

Kompany ist eine sehr mutige Entscheidung von Eberl und Sportdirektor Christoph Freund, aber auch eine phantasievolle. Er führte den FC Burnley mit dem vom FC Bayern präferierten Ballbesitzfußball in die Premier League, stieg allerdings auch sofort wieder ab. Ein Makel? Kann sein, muss nicht, Otto Rehhagel oder Jürgen Klopp widerfuhr dieses Schicksal zu Beginn ihrer glanzvollen Trainerkarrieren ebenfalls. Geschadet hat es ihnen nicht. Man darf auch getrost davon ausgehen, dass die FCB-Bosse ihren nach wie vor kurzen Draht zu Guardiola genutzt und Erkundungen über Kompany eingeholt haben.

Ein Risiko stellt die Installierung Kompanys dennoch dar. Geht’s schief, beginnt das Chaos an der Säbener Straße von vorne, bleibt der Trainerverschleiß deutlich zu hoch, den auch Kapitän Manuel Neuer anprangert.

Es braucht Ruhe und Kontinuität

Gut gehen kann es sowieso nur, wenn Kompany vom ersten Tag an die Rückendeckung aller in der Mannschaft bekommt, nach außen, aber auch intern gegenüber den Spielern. Dies gilt vor allem für die Überväter Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge, deren Einfluss nach wie vor (zu) gewaltig ist. Sie müssen die Verantwortlichen im Tagesgeschäft in Ruhe arbeiten lassen, auch mal gemeinsam eine sportliche Krise überstehen, sich nicht ständig einmischen. Ruhe und Kontinuität gehen dem Rekordmeister schon viel zu lange ab. Klappt es mit Kompany, haben Eberl und Freund ihr Profil extrem geschärft. Misslingt es, wird mit dem Finger auf sie gezeigt werden. So ist das Geschäft.

Mit Kompany ist ihre Arbeit in diesem Sommer ohnehin längst nicht erledigt. Neben der Ruhe und der Rückendeckung benötigt Kompany einen Kader, der kräftig auf links gedreht werden muss, dringend neue Frische und Klasse benötigt. Denn nicht immer ist der Trainer der Alleinschuldige, wenn es nicht läuft. Die Erfahrung mit Thomas Tuchel lässt grüßen.

Guardiola war sich bereits 2023 sicher: Kompany legt große Trainer-Karriere hin

Belgier ab Sommer neuer Trainer des FC Bayern 29.05.2024

Guardiola war sich bereits 2023 sicher: Kompany legt große Trainer-Karriere hin

1:02Vincent Kompany wird ab der kommenden Saison und im Optimalfall über Jahre hinaus Trainer des FC Bayern München sein. Sein ehemaliger Coach Pep Guardiola, unter dem der einstige Abwehrmann bei Manchester City gespielt hatte, war sich schon früher sicher, dass der Belgier einmal eine große Trainer-Karriere hinlegen würde.

Suche beendet: Kompany wird neuer Coach des FC Bayern

Selten hat sich die Suche nach einem neuen Trainer für den FC Bayern länger hingezogen: Nach quälend langen Monaten kann der deutsche Rekordmeister nun endlich seinen neuen Chefcoach präsentieren.

Vincent Kompany wird neuer Chefcoach beim FC Bayern München.

Vincent Kompany wird neuer Chefcoach beim FC Bayern München.

picture alliance / empics

Wie der FCB mitteilte, wird Vincent Kompany auf Thomas Tuchel folgen. Der Belgier, der zuletzt den FC Burnley trainierte, unterschrieb an der Säbener Straße einen Vertrag bis Juni 2027.

“Wir alle im Klub sind uns einig, dass Vincent Kompany der richtige Trainer für den FC Bayern ist, und freuen uns sehr auf die Zusammenarbeit”, sagte Jan-Christian Dreesen, Vorstandsvorsitzender der Münchner. “Max Eberl und Christoph Freund haben nie lockergelassen und akribisch gearbeitet, um einen Trainer zu finden, der den FC Bayern zu Erfolgen führt und mit neuen Ideen weiterentwickelt. Vincent Kompany steht für genau das Miteinander und den Teamgeist, den wir brauchen.”

Als Wunschlösung dürfte man Kompany nicht verkaufen

Damit hat die Trainer-Posse beim FC Bayern endlich ein Ende gefunden: Seitdem der FCB Ende Februar nach zuvor drei Niederlagen in Folge die Trennung von Tuchel nach dieser Saison bekanntgegeben hatte, handelte sich der deutsche Rekordmeister eine Absage nach der anderen ein. Die absolute Wunschlösung Xabi Alonso wollte lieber bei Bayer Leverkusen bleiben, der ehemalige Bayern-Coach Julian Nagelsmann – ironischerweise Tuchels Vorgänger – entschied sich für einen Verbleib bei der deutschen Nationalmannschaft. Mit Ralf Rangnick schien dagegen bereits alles klar zu sein, doch dann machte der aktuelle österreichische Nationalcoach doch einen Rückzieher.

Und so schien sich in den letzten Wochen sogar eine spektakuläre Trendumkehr beim FCB einzustellen. Nach dem knappen Aus im Halbfinale der Champions League gegen Real Madrid (2:2; 1:2) gingen Sportvorstand Max Eberl und Sportdirektor Christoph Freund auf Tuchel zu, um ihn doch von einem Verbleib zu überzeugen. Vergeblich, Tuchel gab dem Ansinnen der Bayern-Verantwortlichen einen Korb – die Chance für Kompany.

“In den Gesprächen mit ihm waren wir sofort auf einer gemeinsamen Ebene”, sagte FCB-Sportvorstand Max Eberl. “Dabei hat er uns klar gezeigt, wie sehr ihn die Aufgabe FC Bayern reizt und dass er sie unbedingt annehmen möchte.” Eberl betonte, dass man sich auf dieser Position wieder mehr Kontinuität wünsche.

Kompany: “Ich liebe es, den Ball zu haben”

Kompanys Verdienste als Spieler sind unbestritten, als Innenverteidiger führte er lange Jahre sowohl Manchester City als auch die belgische Nationalmannschaft als Kapitän auf das Feld. Doch als Trainer steht der ehemalige HSV-Spieler (29 Bundesligaspiele, ein Tor zwischen 2006 und 2008) noch am Anfang seiner Karriere. Bei seiner Premierenstation in seiner Heimat hatte er mit dem RSC Anderlecht nur mäßigen Erfolg, im Sommer 2022 erfolgte die vorzeitige Trennung. Den FC Burnley führte er dann zwar 2022/23 in die Premier League zurück, allerdings ging es für ihn und die Clarets nach nur einer Saison wieder in die Zweitklassigkeit.

Entsprechend groß ist der Sprung zum FCB für Kompany: “Ich freue mich auf die Herausforderung FC Bayern”, sagte der Belgier selbst. “Es ist eine große Ehre, für diesen Klub tätig sein zu dürfen – der FC Bayern ist eine Institution im internationalen Fußball. Als Trainer musst du für das stehen, was du als Persönlichkeit bist: Ich liebe es, den Ball zu haben, kreativ zu sein – und wir müssen auch aggressiv sein auf dem Platz und mutig.”

Kompanys erste Baustelle dürfte die Defensive sein: Die 94 geschossenen Tore in der Saison 2023/24 hätten im Normalfall für den FC Bayern zum Titel reichen sollen. Doch die 45 Gegentore – die meisten seit der Saison 1995/96 – waren indiskutabel.

Rummenigge bestätigt Kompany-Deal: “Guardiola hat uns geholfen”

Der FC Bayern hat mit Vincent Kompany einen neuen Trainer gefunden, das hat Aufsichtsratsmitglied Karl-Heinz Rummenigge nun bestätigt. Zudem verriet er, dass die Meinung von Pep Guardiola eingeholt wurde.

Kennen sich gut: Vincent Kompany und Pep Guardiola.

Kennen sich gut: Vincent Kompany und Pep Guardiola.

IMAGO/NurPhoto

Obwohl es seit Tagen ein offenes Geheimnis ist, dass Vincent Kompany nach einer langen Odyssee des FC Bayern München das Traineramt von Thomas Tuchel übernehmen wird, gab es bisher kein offizielles Statement vom Verein. Zu tief sitzt der Stachel, der die überraschende Absage von Ralf Rangnick bei Sportvorstand Max Eberl zuletzt hinterlassen hat.

Und so war es am Dienstag Aufsichtsratsmitglied und früherer Vorstandchef Karl-Heinz Rummenigge, der den Deal bestätigte und ein Detail verriet. “Unser Vorstand hat sich für Vincent Kompany als neuen Cheftrainer entschieden. Wir sind dabei, die letzten Details zu vervollständigen, und dann wird es offiziell sein”, sagte Rummenigge dem Sender Sky Italia.

Rummenigge: “Guardiola hat uns geholfen”

Außerdem berichtete Rummenigge, dass der FC Bayern die Meinung von Manchester Citys Coach Pep Guardiola, der drei Jahre in München unter Vertrag stand, eingeholt hat. “Pep Guardiola hat uns ebenfalls mit Kompany geholfen, er hat sich sehr lobend über Vincent als einen talentierten Trainer geäußert. Pep kennt Vincent sehr gut und seine Meinung wird geschätzt”, so der 68-Jährige weiter. Kompany hat bis 2019 insgesamt drei Jahre unter Coach Guardiola gespielt.

Da Kompanys Vertrag in Burnley noch bis 2028 läuft, muss der FC Bayern eine Ablösesumme von kolportierten zehn bis zwölf Millionen Euro bezahlen. In München soll er einen Vertrag bis 2027 erhalten. Tuchel steht bis 2025 für seinen laufenden Vertrag auch noch auf der Gehaltsliste des Rekordmeisters.

Die Bayern werden erst die dritte Trainerstation für den ehemaligen Abwehrspieler des Hamburger SV sein. Bei RSC Anderlecht fungierte Kompany nach seinem Abschied bei Manchester City ab 2019 zunächst als Spielertrainer. Vor zwei Jahren übernahm er den FC Burnley, mit dem er in die Premier League aufstieg und in dieser Saison direkt wieder abstieg.

Müller über Kompany: “Das tangiert mich erstmal nicht”

Thomas Müller (34) hat nach der Europameisterschaft einen neuen Trainer beim FC Bayern – und gleich eine besondere Verbindung zu Vincent Kompany (38).

Qualifikationsspiel für die EM 2012: Die Wege von Vincent Kompany und Thomas Müller kreuzten sich schon einige Male.

Qualifikationsspiel für die EM 2012: Die Wege von Vincent Kompany und Thomas Müller kreuzten sich schon einige Male.

imago sportfotodienst

Aus Blankenhain berichtet Mario Krischel

Fast 16 Jahre sind inzwischen vergangen, seit ein noch 18-jähriger Thomas Müller unter Trainer Jürgen Klinsmann in der Bundesliga debütierte. Das war damals, beim 2:2 gegen den Hamburger SV am 1. Spieltag der Saison 2008/09, jedoch nicht die einzige Geschichte eines Auftaktspiels, das bis heute den letzten Hamburger Punktgewinn in München hervorbrachte.

Saison 2008/09, 1. Spieltag

Während beim FCB eine Karriere mal anklingen durfte, endete auf der Gegenseite, beim UEFA-Cup-Teilnehmer HSV, eine andere – zumindest in der Bundesliga. Ein gewisser Vincent Kompany wurde in Abschnitt zwei, bevor Piotr Trochowski den zwischenzeitlichen 0:2-Rückstand ausglich, zwar nochmal eingewechselt, zog eine Woche später jedoch für rund achteinhalb Millionen Euro zu Manchester City weiter.

Müller über geplatzten Hoffenheim-Wechsel: “Die haben einfach nicht genug bezahlt”

Auch Müller tauchte lange nicht mehr im Oberhaus auf, spielte stattdessen für die zweite Mannschaft in der 3. Liga und wäre im darauffolgenden Januar um ein Haar bei der TSG Hoffenheim gelandet. “Die haben einfach nicht genug bezahlt”, wie er am Dienstag auf der Nationalmannschafts-Pressekonferenz süffisant zurückblickte. “So einfach war’s.” Also blieb Müller und fasste unter Klinsmann- und Heynckes-Nachfolger Louis van Gaal richtig Fuß.

Zwölf Meisterschaften, sechs Pokal- und zwei Champions-League-Siege später ist Müller immer noch beim FC Bayern und darf sich dort nach der anstehenden Europameisterschaft zum dritten Mal in den vergangenen drei Jahren auf einen neuen Trainer einstellen. Es wird mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit jener Kompany, dessen Weg Müller im August 2008 kurz kreuzte.

“Falls es wirklich jetzt stimmt, aber es wirkt ja so, bin ich erstmal froh, dass wir im Verein jetzt einen Trainer haben und sozusagen in die Planung gehen können”, findet Müller. “Alles Weitere passiert dann im Juli. Also mich persönlich tangiert das jetzt erstmal nicht, das ist komplett ausgeblendet.” Sein Fokus liegt auf der Europameisterschaft im eigenen Land. “Aber klar bin ich froh, dass wir da jetzt sattelfest in die Zukunft schauen können.”

Müller über Kompany: “Das tangiert mich erstmal nicht”

Thomas Müller (34) hat nach der Europameisterschaft einen neuen Trainer beim FC Bayern – und gleich eine besondere Verbindung zu Vincent Kompany (38).

Qualifikationsspiel für die EM 2012: Die Wege von Vincent Kompany und Thomas Müller kreuzten sich schon einige Male.

Qualifikationsspiel für die EM 2012: Die Wege von Vincent Kompany und Thomas Müller kreuzten sich schon einige Male.

imago sportfotodienst

Aus Blankenhain berichtet Mario Krischel

Fast 16 Jahre sind inzwischen vergangen, seit ein noch 18-jähriger Thomas Müller unter Trainer Jürgen Klinsmann in der Bundesliga debütierte. Das war damals, beim 2:2 gegen den Hamburger SV am 1. Spieltag der Saison 2008/09, jedoch nicht die einzige Geschichte eines Auftaktspiels, das bis heute den letzten Hamburger Punktgewinn in München hervorbrachte.

Saison 2008/09, 1. Spieltag

Während beim FCB eine Karriere mal anklingen durfte, endete auf der Gegenseite, beim UEFA-Cup-Teilnehmer HSV, eine andere – zumindest in der Bundesliga. Ein gewisser Vincent Kompany wurde in Abschnitt zwei, bevor Piotr Trochowski den zwischenzeitlichen 0:2-Rückstand ausglich, zwar nochmal eingewechselt, zog eine Woche später jedoch für rund achteinhalb Millionen Euro zu Manchester City weiter.

Müller über geplatzten Hoffenheim-Wechsel: “Die haben einfach nicht genug bezahlt”

Auch Müller tauchte lange nicht mehr im Oberhaus auf, spielte stattdessen für die zweite Mannschaft in der 3. Liga und wäre im darauffolgenden Januar um ein Haar bei der TSG Hoffenheim gelandet. “Die haben einfach nicht genug bezahlt”, wie er am Dienstag auf der Nationalmannschafts-Pressekonferenz süffisant zurückblickte. “So einfach war’s.” Also blieb Müller und fasste unter Klinsmann- und Heynckes-Nachfolger Louis van Gaal richtig Fuß.

Zwölf Meisterschaften, sechs Pokal- und zwei Champions-League-Siege später ist Müller immer noch beim FC Bayern und darf sich dort nach der anstehenden Europameisterschaft zum dritten Mal in den vergangenen drei Jahren auf einen neuen Trainer einstellen. Es wird mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit jener Kompany, dessen Weg Müller im August 2008 kurz kreuzte.

“Falls es wirklich jetzt stimmt, aber es wirkt ja so, bin ich erstmal froh, dass wir im Verein jetzt einen Trainer haben und sozusagen in die Planung gehen können”, findet Müller. “Alles Weitere passiert dann im Juli. Also mich persönlich tangiert das jetzt erstmal nicht, das ist komplett ausgeblendet.” Sein Fokus liegt auf der Europameisterschaft im eigenen Land. “Aber klar bin ich froh, dass wir da jetzt sattelfest in die Zukunft schauen können.”

Kompanys Erfolg ist an Eberl geknüpft: “Wäre gut, wenn das funktioniert”

Druck auf Sportvorstand ist groß 27.05.2024

Kompanys Erfolg ist an Eberl geknüpft: “Wäre gut, wenn das funktioniert”

1:16Max Eberl ist unweigerlich mit dem Erfolg oder Misserfolg des neuen Bayern-Trainers verbunden. Wie es dazu kam, warum der Druck schon jetzt hoch ist und warum das bei Hasan Salihamidzic und Julian Nagelsmann nicht anders war, erklärt kicker-Reporter Mario Krischel.

“Charmante Notlösung”: Warum Kompany das Zeug zum Bayern-Trainer hat

Bereit für die “berüchtigte Bayern-Kabine”? 27.05.2024

“Charmante Notlösung”: Warum Kompany das Zeug zum Bayern-Trainer hat

3:10Der FC Bayern scheint mit Vincent Kompany seinen neuen Trainer gefunden zu haben. Wie der Belgier zu seinem neuen Job kam und warum er beim FC Burnley am Ende gescheitert ist, erklärt kicker-Reporter Mario Krischel.