Fiels zweistufiger Plan

Besser machen als zuletzt – nach der jüngsten 0:4-Heimniederlage gegen Kiel stellt FCN-Trainer Cristian Fiel die Fahrt auf Schalke unter diese Prämisse. Besagtes besser machen bedeutet für ihn konkret, nach drei sieglosen Partien mit einem Dreier nach Hause zu fahren.

Auswärtssieg vor Fanfreundschaft: Cristian Fiels Prioritäten auf Schalke sind klar.

Auswärtssieg vor Fanfreundschaft: Cristian Fiels Prioritäten auf Schalke sind klar.

IMAGO/Zink

Dass diese Partie zwischen den beiden Traditionsvereinen allein schon wegen der mit außergewöhnlicher Wucht gelebten Fanfreundschaft keine gewöhnliche ist, weiß Fiel hinlänglich – und genau deswegen will er nun im Vorfeld der Samstagabendpartie kein Wort über sie verlieren. “Zuletzt haben wird die Fanfreundschaft immer groß thematisiert. Am Ende haben dann immer die Schalker gewonnen. Nun lassen wir das Thema ruhen und wollen die Punkte holen. Dann können wir gerne gemeinsam feiern”, sagt der FCN-Coach und betont im gleichen Atemzug, wie sehr es ihn freut, dass sich rund 6000 Fans auf den Weg in den Ruhrpott machen.

Ein Plan, der so eigentlich nicht aufgehen kann. Erfüllen seine Spieler den ersten Teil, wird es mit dem zweiten Teil schwierig bis zäh. Luchsen nämlich die Franken den ihnen nahestehenden Knappen drei Punkte ab, vergrößern sie deren Abstiegsnöte derart, dass ihnen kaum nach Feiern zu Mute sein wird.

Dass der FCN darauf keine Rücksicht nehmen will und kann, versteht sich von selbst. Und wie die Club-Elf das Vorhaben in die Tat umzusetzen kann, dafür bekommt sie von Fiel und seinem Stab das passende theoretische Rüstzeug mit auf den Rasen. Das fängt damit an, dass der FCN, weil im Vergleich zum Schalker Team ehr kleingewachsen, versuchen sollte, erstens Flanken zu blocken und zweitens diejenigen, die dann doch kommen, hochkonzentriert zu verteidigen. Letzteres gilt auch für die sogenannten zweiten Bällen, auf deren Gewinn Schalke setzen wird.

Sich auf die einfachen Sachen besinnen

Apropos hochkonzentriert – das bekam die FCN-Mannschaft zuletzt selten über eine gesamte Spielzeit gebacken, krasse individuelle Fehler zogen sich einem roten Faden gleich durch die vergangenen Partien. “Keiner macht das ja mit Absicht. Oftmals hatte derjenige bereits die übernächsten Aktion im Kopf”, sagt Fiel. Das Gegenrezept: sich auf die einfachen Dinge besinnen, lieber mal den nächsten freistehenden Mann anspielen, anstatt mit einem zu komplizierten Pass einen Ballverlust zu erzeugen.

Ein Thema, das der Trainerstab zu einem der Schwerpunkte dieser Trainingswoche gemacht hat – und dabei im Großen und Ganzen das gesehen hat, was es sehen wollte. “Es steht zwar die Abschlusseinheit noch aus, doch ich bin bislang mit der Trainingswoche sehr zufrieden”, betont Fiel. Passend dazu, dass er nahezu aus dem Vollen schöpfen kann und ihm somit keinerlei Aufstellungssorgen plagen.

Was der Spanier auch thematisiert hat: die Wucht des körperlich starken Gegners. Die Bereitschaft entschlossen dagegenzuhalten, wird für den FCN zur elementaren Voraussetzung, um in der Veltins-Arena bestehen zu können. Dass dieses voll besetzte Stadion allein noch mal für eine zusätzliche Wucht sorgen wird, steht für Fiel außer Frage: “Wer das schon mal erlebt hat, weiß, was das bedeutet. Ich bin selbst gespannt, wie einige meiner Spieler damit fertigwerden.”

Andersson als “realistische” Variante

Und weil die physische Komponente am Samstag von so großer Bedeutung sein wird, könnte es gut sein, dass der kantige 1,90-Meter-Mittelstürmer Sebastian Andersson nach zuletzt zwei Spielen ohne Einsatz wieder von Beginn an spielt. Zuletzt hat sich Fiel mit dem wendigen, schwer auszurechnenden Lukas Schleimer für die Variante “falsche Neun” entschieden.

“Wir überlegen immer, welcher Spielertyp gegen den jeweiligen Gegner besser passt”, führt Fiel aus, um nun die Option Andersson als “realistisch” zu bezeichnen. Das allein besagt noch nicht viel, denn realistisch wäre es auch, ganz vorne nichts zu ändern: Die bisherige Saison hat gezeigt, dass Schalke höchst anfällig wird, wenn es das Duell um den zweiten Ball verliert – und die sich dann bietende Räume sind wiederum ein gutes Terrain für Spielertypen à la Schleimer.

Wer letztendlich beim FCN beginnt, wird ohnehin nicht die ausschlaggebende Frage sein, sondern die nach dem Wie. Je entschlossener er in die Zweikämpfe gegen die heimstarken Schalker geht, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass Fiels Plan aufgeht – zumindest der erste Teil.

Chris Biechele