Lindemann: “Ich hatte Gefühlschaos im Kopf”

Björn Lindemann will den SSV Jeddeloh II vor dem Abstieg retten. Mit dem kicker spricht der Ex-Profi über sein Comeback im Ammerland, die Ausrichtung des Kaders und seine Pläne für den Fall, dass der Klassenerhalt nicht gelingt.

Mehr zur Regionalliga Nord

Herr Lindemann, die ersten beiden Spiele seit Ihrer Rückkehr zum SSV liegen hinter Ihnen. Wie fallen Ihre Eindrücke nach dem 1:1 gegen Teutonia Ottensen und dem 2:4 beim Bremer SV aus?

Nach dem Ottensen-Spiel hatten wir natürlich ein anderes Gefühl als nun nach der Partie in Bremen. Die ganze Saison ist ein Auf und Ab, es gibt keine Konstanz. Das Teamgefüge war nicht ganz so gut, als ich kam. Das muss ich ehrlich sagen. Die meisten haben mehr auf den anderen als auf sich selbst geschaut. Die Mannschaft war verunsichert und es wurden viele Ausreden gesucht. Nun heißt es nach vorne schauen und Gas im Training geben. Die Spieler müssen einfach besser ihr Potenzial ausschöpfen.

Ein Punkt gegen Ottensen ist in Ordnung, aber das direkte Duell am Ostermontag beim Bremer SV verloren zu haben, war im Kampf um den Klassenerhalt eine schmerzhafte Niederlage.

Das tat sehr weh, aber wir waren selber schuld. Wir sind die erste Halbzeit nicht so angegangen wie die Bremer. Da wollten wir zu viel Fußballspielen, aber das geht auf den Plätzen aktuell einfach nicht. Gebraucht hätten wir mehr Leidenschaft. Wir sind maximal unten drin. Das heißt: Erst kämpfen, dann Fußball spielen.

Im vergangenen Sommer trennten der Klub und Sie sich nach nur einer Saison. Sind Sie selbst überrascht davon, dass Sie nun zurück sind?

Als der Anruf von Olaf (Blancke, Sportlicher Leiter, Anm. d. Red.) kam, war ich dienstagmittags gerade im Auto mit der Familie. Ich hatte, ehrlich gesagt, gar nicht mehr damit gerechnet, bis zum Sommer einen Trainerjob anzutreten. Es gab ein paar Gespräche, aber dann ging es schnell immer um das Thema Erfahrung. Ich habe deshalb beim JFV Calbenberger Land die U 19 in der Regionalliga übernommen. Das hat mir Spaß gemacht. Da konnte ich auch mal ein paar Dinge ausprobieren. Das hat mir auch als Trainer weitergeholfen, um mich zu entwickeln. Dann kam der Anruf von Olaf .

Und Sie waren direkt Feuer und Flamme?

Ich hatte erst mal Gefühlschaos im Kopf und habe Olaf auch nicht direkt zugesagt. Zunächst wollte ich mit meiner Frau darüber sprechen. Mal ehrlich: Es ist ja schon eine komische Situation. Im Sommer trennen der Klub und ich uns – und dann kommt so ein Anruf. Meine Kleine hat sich sofort gefreut. Sie will immer gerne nach Jeddeloh und hat direkt gefragt: ‘Papa, wann können wir hinfahren?’ Und meine Frau meinte dann auch: ‘Komm, mach das. Du hast doch die A-Lizenz für solche Aufgaben gemacht.’ Dann habe ich zugesagt. Ich hatte zuvor ja auch keine Probleme mit jemandem in Jeddeloh.

“Bevor es in der neuen Saison einmal eklig wird, gehen wir jetzt lieber im Guten auseinander”, sagten Sie im Juni im Gespräch mit dem kicker. Warum sind Sie sich nun sicher, dass es definitiv nicht eklig wird?

Manchmal unterschätzt man den Trainermarkt vielleicht auch ein bisschen. Ich wollte einen Schritt nach vorne machen und dachte mir: ‘Dann konzentrierst du dich jetzt erstmal auf den Trainerschein und nimmst dann das nächste Angebot an.’ Aber so einfach ist es nicht. Ich bin jetzt nicht zurückgekommen, um einfach so weiterzumachen. Der Verein weiß schon, dass er etwas machen und neue Wege einschlagen muss. Da werden wir einen guten Mittelweg finden.

Sie hatten sich im vergangenen Sommer vor allem Verbesserungen bei den Trainingsmöglichkeiten gewünscht. “Der Klub möchte nicht so viel verändern. Wir hatten einfach unterschiedliche Vorstellungen”, sagten Sie seinerzeit. Nun sind Sie also auf einen Nenner gekommen? Oder hat sich einfach ihre Kompromissbereitschaft erhöht?

Mit einigen Dingen muss ich mich bei einem Verein wie Jeddeloh einfach arrangieren. Der Verein arbeitet aber daran, auch für die Wintermonate bessere Möglichkeiten zu finden. Das ist auch unabdingbar.

Der Verein weiß schon, dass er etwas machen und neue Wege einschlagen muss.

Björn Lindemann

War auch ein bisschen Genugtuung dabei, als der Anruf von Olaf Blancke kam?

Natürlich dachte ich mir auch: ‘Na, vielleicht war doch nicht alles verkehrt, was ich gemacht und gesagt habe.’ Also war es auch ein schönes Gefühl. Aber natürlich ist das auch eine Aufgabe, die vor uns liegt. Die Mannschaft müsste aus meiner Sicht gar nicht dort sein, wo sie aktuell steht. Ich will jetzt zeigen, dass ich es gemeinsam mit den Jungs schaffe.

Ihr Vorgänger Key Riebau sagte hingegen zuletzt im kicker-Interview, dass der SSV in der Tabelle genau dort stünde, wo er hingehört. Dies sehen Sie also explizit anders?

Ja. Es ist aber ja auch gut, dass wir nicht alle gleich sind. Ich sehe, was an Potenzial aus den Spielern rausgeholt werden kann. Die Puzzle-Teile müssen richtig zusammengesetzt werden, damit jeder dem Team einen Mehrwert gibt. Da sollte man es sich nicht so einfach machen und sagen: ‘Okay, ich habe keinen guten Kader. Deshalb klappt es nicht.’ Die Jungs haben vorher ja nicht in der Kreisliga gespielt, sondern viele besitzen schon Erfahrung in der Regionalliga.

Im vergangenen Sommer gab es auch unterschiedliche Vorstellungen bei der Zusammenstellung des Kaders. Konnten auch diese ausgeräumt werden?

Ich brauche nicht die besten Spieler. Ich möchte die beste Mannschaft haben. Wichtig ist für mich, dass meine Jungs einen Schritt nach vorne machen. Das ist für mich das Spannende am Trainersein. Ich will, dass wir hier mit vielen Spielern aus der Umgebung arbeiten und diese weiterbringen. Wir müssen das Ammerland zurückgewinnen und brauchen dafür ein festes Gerüst aus der Region. Dafür sollten wir keine Kohle für Spieler von weit weg verschleudern, sondern die Jungs hier vor Ort langfristig fördern.

Ein wichtiger Spieler war in den vergangenen Jahren für den SSV häufig Stürmer Julian Bennert. Im März 2023 sprachen Sie schon davon, dass dieser regelmäßig davon rede, in die Kreisliga zu wechseln. Nun verlässt er im Sommer den Klub nach zehn Jahren und wechselt zu GW Firrel in die Landesliga. Welche Rolle kann Bennert beim “Projekt Klassenerhalt” noch spielen?

Würden Sie sich nach so langer Zeit mit einem Abstieg verabschieden wollen? Benne ist manchmal ein Pappenheimer, aber er ist auch extrem ehrgeizig und durch und durch Fußballer. Er will garantiert nicht als Absteiger gehen und wird für uns noch sehr wichtig sein.

Ihr Vertrag läuft über das Saisonende hinaus. Sie würden mit dem SSV also auch im Fall der Fälle in die Oberliga gehen?

Das würde ich auf jeden Fall machen. Aber das ist Zukunftsmusik. Ich gehe stark davon aus, dass wir es schaffen werden und uns am letzten Spieltag in den Armen liegen. Notfalls auch erst nach der Relegation.

Wir müssen das Ammerland zurückgewinnen. Dafür sollten wir keine Kohle für Spieler von weit weg verschleudern, sondern die Jungs hier vor Ort langfristig fördern.

Björn Lindemann

Sehr eng war Ihr Draht in der vergangenen Saison zu ihrem Co-Trainer Kevin Samide, mit dem Sie sehr gut befreundet sind. Wie sehr schmerzt es, dass er nun nicht dabei ist?

Bei Kevin und mir passt es wie die Faust aufs Auge. Wir verstehen uns blind und telefonieren auch jetzt jede Woche. Er ist zwar nicht wieder als Co-Trainer dabei, aber schaut sich trotzdem auch mal die Spiele der Gegner an. Ihn würde ich immer mit Kusshand nehmen. Er hat jetzt ein Haus gebaut, wollte mal mehr Zeit für die Familie haben und hat auch den Job gewechselt. Das akzeptiere ich natürlich. Trotzdem ist er nah dran an Jeddeloh. Sein Herz schlägt ja weiterhin für diesen Verein.

Und ab dem Sommer ist er womöglich dann auch wieder ihr Co-Trainer?

Mit Koka (Konstantin Engel, Anm. d. Red.) habe ich jetzt einen spielenden Co-Trainer, den ich ja auch seit Jahren kenne. Mit ihm habe ich genauso viel Fachwissen dabei wie bei Kevin. Koka ist aber etwas diplomatischer (lacht). Er bringt aus dem Profifußball jede Menge Erfahrung mit und zerreißt sich, wenn wir ihn reinwerfen. Vielleicht ginge es auch mit Koka und Kevin als meine Co-Trainer. Das wäre natürlich ein Dreamteam. Aber darüber können wir nach der Saison reden. Jetzt geht es erstmal darum, dass wir die nötigen Punkte für den Klassenerhalt holen.

Interview: Karsten Lübben

SSV Jeddeloh II: Lindemann widerspricht Riebau und will das Ammerland zurückgewinnen

Björn Lindemann will den SSV Jeddeloh II vor dem Abstieg retten. Mit dem kicker spricht der Ex-Profi über sein Comeback im Ammerland, die Ausrichtung des Kaders und seine Pläne für den Fall, dass der Klassenerhalt nicht gelingt.

Mehr zur Regionalliga Nord

Herr Lindemann, die ersten beiden Spiele seit Ihrer Rückkehr zum SSV liegen hinter Ihnen. Wie fallen Ihre Eindrücke nach dem 1:1 gegen Teutonia Ottensen und dem 2:4 beim Bremer SV aus?

Nach dem Ottensen-Spiel hatten wir natürlich ein anderes Gefühl als nun nach der Partie in Bremen. Die ganze Saison ist ein Auf und Ab, es gibt keine Konstanz. Das Teamgefüge war nicht ganz so gut, als ich kam. Das muss ich ehrlich sagen. Die meisten haben mehr auf den anderen als auf sich selbst geschaut. Die Mannschaft war verunsichert und es wurden viele Ausreden gesucht. Nun heißt es nach vorne schauen und Gas im Training geben. Die Spieler müssen einfach besser ihr Potenzial ausschöpfen.

Ein Punkt gegen Ottensen ist in Ordnung, aber das direkte Duell am Ostermontag beim Bremer SV verloren zu haben, war im Kampf um den Klassenerhalt eine schmerzhafte Niederlage.

Das tat sehr weh, aber wir waren selber schuld. Wir sind die erste Halbzeit nicht so angegangen wie die Bremer. Da wollten wir zu viel Fußballspielen, aber das geht auf den Plätzen aktuell einfach nicht. Gebraucht hätten wir mehr Leidenschaft. Wir sind maximal unten drin. Das heißt: Erst kämpfen, dann Fußball spielen.

Im vergangenen Sommer trennten der Klub und Sie sich nach nur einer Saison. Sind Sie selbst überrascht davon, dass Sie nun zurück sind?

Als der Anruf von Olaf (Blancke, Sportlicher Leiter, Anm. d. Red.) kam, war ich dienstagmittags gerade im Auto mit der Familie. Ich hatte, ehrlich gesagt, gar nicht mehr damit gerechnet, bis zum Sommer einen Trainerjob anzutreten. Es gab ein paar Gespräche, aber dann ging es schnell immer um das Thema Erfahrung. Ich habe deshalb beim JFV Calbenberger Land die U 19 in der Regionalliga übernommen. Das hat mir Spaß gemacht. Da konnte ich auch mal ein paar Dinge ausprobieren. Das hat mir auch als Trainer weitergeholfen, um mich zu entwickeln. Dann kam der Anruf von Olaf .

Und Sie waren direkt Feuer und Flamme?

Ich hatte erst mal Gefühlschaos im Kopf und habe Olaf auch nicht direkt zugesagt. Zunächst wollte ich mit meiner Frau darüber sprechen. Mal ehrlich: Es ist ja schon eine komische Situation. Im Sommer trennen der Klub und ich uns – und dann kommt so ein Anruf. Meine Kleine hat sich sofort gefreut. Sie will immer gerne nach Jeddeloh und hat direkt gefragt: ‘Papa, wann können wir hinfahren?’ Und meine Frau meinte dann auch: ‘Komm, mach das. Du hast doch die A-Lizenz für solche Aufgaben gemacht.’ Dann habe ich zugesagt. Ich hatte zuvor ja auch keine Probleme mit jemandem in Jeddeloh.

“Bevor es in der neuen Saison einmal eklig wird, gehen wir jetzt lieber im Guten auseinander”, sagten Sie im Juni im Gespräch mit dem kicker. Warum sind Sie sich nun sicher, dass es definitiv nicht eklig wird?

Manchmal unterschätzt man den Trainermarkt vielleicht auch ein bisschen. Ich wollte einen Schritt nach vorne machen und dachte mir: ‘Dann konzentrierst du dich jetzt erstmal auf den Trainerschein und nimmst dann das nächste Angebot an.’ Aber so einfach ist es nicht. Ich bin jetzt nicht zurückgekommen, um einfach so weiterzumachen. Der Verein weiß schon, dass er etwas machen und neue Wege einschlagen muss. Da werden wir einen guten Mittelweg finden.

Sie hatten sich im vergangenen Sommer vor allem Verbesserungen bei den Trainingsmöglichkeiten gewünscht. “Der Klub möchte nicht so viel verändern. Wir hatten einfach unterschiedliche Vorstellungen”, sagten Sie seinerzeit. Nun sind Sie also auf einen Nenner gekommen? Oder hat sich einfach ihre Kompromissbereitschaft erhöht?

Mit einigen Dingen muss ich mich bei einem Verein wie Jeddeloh einfach arrangieren. Der Verein arbeitet aber daran, auch für die Wintermonate bessere Möglichkeiten zu finden. Das ist auch unabdingbar.

Der Verein weiß schon, dass er etwas machen und neue Wege einschlagen muss.

Björn Lindemann

War auch ein bisschen Genugtuung dabei, als der Anruf von Olaf Blancke kam?

Natürlich dachte ich mir auch: ‘Na, vielleicht war doch nicht alles verkehrt, was ich gemacht und gesagt habe.’ Also war es auch ein schönes Gefühl. Aber natürlich ist das auch eine Aufgabe, die vor uns liegt. Die Mannschaft müsste aus meiner Sicht gar nicht dort sein, wo sie aktuell steht. Ich will jetzt zeigen, dass ich es gemeinsam mit den Jungs schaffe.

Ihr Vorgänger Key Riebau sagte hingegen zuletzt im kicker-Interview, dass der SSV in der Tabelle genau dort stünde, wo er hingehört. Dies sehen Sie also explizit anders?

Ja. Es ist aber ja auch gut, dass wir nicht alle gleich sind. Ich sehe, was an Potenzial aus den Spielern rausgeholt werden kann. Die Puzzle-Teile müssen richtig zusammengesetzt werden, damit jeder dem Team einen Mehrwert gibt. Da sollte man es sich nicht so einfach machen und sagen: ‘Okay, ich habe keinen guten Kader. Deshalb klappt es nicht.’ Die Jungs haben vorher ja nicht in der Kreisliga gespielt, sondern viele besitzen schon Erfahrung in der Regionalliga.

Im vergangenen Sommer gab es auch unterschiedliche Vorstellungen bei der Zusammenstellung des Kaders. Konnten auch diese ausgeräumt werden?

Ich brauche nicht die besten Spieler. Ich möchte die beste Mannschaft haben. Wichtig ist für mich, dass meine Jungs einen Schritt nach vorne machen. Das ist für mich das Spannende am Trainersein. Ich will, dass wir hier mit vielen Spielern aus der Umgebung arbeiten und diese weiterbringen. Wir müssen das Ammerland zurückgewinnen und brauchen dafür ein festes Gerüst aus der Region. Dafür sollten wir keine Kohle für Spieler von weit weg verschleudern, sondern die Jungs hier vor Ort langfristig fördern.

Ein wichtiger Spieler war in den vergangenen Jahren für den SSV häufig Stürmer Julian Bennert. Im März 2023 sprachen Sie schon davon, dass dieser regelmäßig davon rede, in die Kreisliga zu wechseln. Nun verlässt er im Sommer den Klub nach zehn Jahren und wechselt zu GW Firrel in die Landesliga. Welche Rolle kann Bennert beim “Projekt Klassenerhalt” noch spielen?

Würden Sie sich nach so langer Zeit mit einem Abstieg verabschieden wollen? Benne ist manchmal ein Pappenheimer, aber er ist auch extrem ehrgeizig und durch und durch Fußballer. Er will garantiert nicht als Absteiger gehen und wird für uns noch sehr wichtig sein.

Ihr Vertrag läuft über das Saisonende hinaus. Sie würden mit dem SSV also auch im Fall der Fälle in die Oberliga gehen?

Das würde ich auf jeden Fall machen. Aber das ist Zukunftsmusik. Ich gehe stark davon aus, dass wir es schaffen werden und uns am letzten Spieltag in den Armen liegen. Notfalls auch erst nach der Relegation.

Wir müssen das Ammerland zurückgewinnen. Dafür sollten wir keine Kohle für Spieler von weit weg verschleudern, sondern die Jungs hier vor Ort langfristig fördern.

Björn Lindemann

Sehr eng war Ihr Draht in der vergangenen Saison zu ihrem Co-Trainer Kevin Samide, mit dem Sie sehr gut befreundet sind. Wie sehr schmerzt es, dass er nun nicht dabei ist?

Bei Kevin und mir passt es wie die Faust aufs Auge. Wir verstehen uns blind und telefonieren auch jetzt jede Woche. Er ist zwar nicht wieder als Co-Trainer dabei, aber schaut sich trotzdem auch mal die Spiele der Gegner an. Ihn würde ich immer mit Kusshand nehmen. Er hat jetzt ein Haus gebaut, wollte mal mehr Zeit für die Familie haben und hat auch den Job gewechselt. Das akzeptiere ich natürlich. Trotzdem ist er nah dran an Jeddeloh. Sein Herz schlägt ja weiterhin für diesen Verein.

Und ab dem Sommer ist er womöglich dann auch wieder ihr Co-Trainer?

Mit Koka (Konstantin Engel, Anm. d. Red.) habe ich jetzt einen spielenden Co-Trainer, den ich ja auch seit Jahren kenne. Mit ihm habe ich genauso viel Fachwissen dabei wie bei Kevin. Koka ist aber etwas diplomatischer (lacht). Er bringt aus dem Profifußball jede Menge Erfahrung mit und zerreißt sich, wenn wir ihn reinwerfen. Vielleicht ginge es auch mit Koka und Kevin als meine Co-Trainer. Das wäre natürlich ein Dreamteam. Aber darüber können wir nach der Saison reden. Jetzt geht es erstmal darum, dass wir die nötigen Punkte für den Klassenerhalt holen.

Interview: Karsten Lübben

Lizenz beantragt: Teutonia Ottensen will in der Regionalliga bleiben

Der FC Teutonia Ottensen will auch in der bevorstehenden Saison Regionalliga-Fußball spielen, das gab der Klub am späten Donnerstagabend bekannt und räumt damit Spekulationen über einen Rückzug aus der 4. Liga beiseite.

Enge Regionalliga-Zweikämpfe (wie hier zwischen Fabian Graudenz und Drilon Demaj) wird es in Ottensen auch in der nächsten Saison geben.

Enge Regionalliga-Zweikämpfe (wie hier zwischen Fabian Graudenz und Drilon Demaj) wird es in Ottensen auch in der nächsten Saison geben.

IMAGO/Nordphoto

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In den letzten Tagen wurde in und um Hamburg über einen möglichen Rückzug des FC Teutonia Ottensen aus der Regionalliga Nord spekuliert. Nun hat der Klub von der Kreuzeiche doch noch fristgerecht die Unterlagen zur Lizenzierung für die 4. Liga eingereicht, das teilten die Hamburger am späten Donnerstagabend auf seiner Homepage mit.

“Wir freuen uns, dass wir im Sommer in unsere fünfte Regionalliga-Saison in Folge gehen. Mit der Einreichung der Unterlagen haben wir jetzt für Planungssicherheit gesorgt. Wir wollen die verbleibenden Spiele so positiv wie möglich gestalten, viele Punkte holen und am 25. Mai unser drittes Pokalfinale gewinnen, um auch nächste Saison wieder im DFB-Pokal spielen zu können”, wird Liborio Mazzagatti, 1. Vorsitzender, auf der Homepage zur Einreichung der Unterlagen zitiert.

Auf Mazzagatti, der in Personalunion auch Sportlicher Leiter ist, wartet in den nächsten Wochen und Monaten auch nach der Meldung für die Regionalliga viel Arbeit. Bisher hat nur ein Spieler einen Vertrag für die kommende Runde. Und auch wer den Regionalligisten trainieren wird, ist aktuell noch unklar.

Ziele erneut weit verfehlt

Die Teutonen, die seit längerem die 3. Liga als Ziel ausgerufen haben, hinken auch in dieser Spielzeit den eigenen Ansprüchen erneut meilenweit hinterher und haben bereits 21 Punkte Rückstand auf den Tabellenführer aus Hannover – in Summe heißt das derzeit Platz 7. Zudem wurde mit Dominik Glawogger der nächste Trainer verschlissen. Einzig im Landespokal performt Ottensen regelmäßig. Dort ist der Hamburger Stadtteil-Klub seit 22 Spielen in Folge ungeschlagen. Im bereits erwähnten Finale wartet nun der USC Paloma, der in der Oberliga Hamburg derzeit ebenfalls den 7. Rang belegt.

Teutonia Ottensen: Spekulationen über einen Rückzug aus der Regionalliga

In der Liga ist der Meisterschaftszug für Teutonia Ottensen schon längst abgefahren. Zwar bleibt den Teutonen immer noch der Traum vom DFB-Pokal, aufgrund der unterm Strich doch enttäuschenden Spielzeit soll nun aber ein Rückzug aus der Regionalliga im Raum stehen.

Teutonia Ottensen blickt aktuell in eine ungewisse Zukunft

Teutonia Ottensen blickt aktuell in eine ungewisse Zukunft

IMAGO/Nordphoto

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Die Saison ist noch nicht vorbei für Teutonia 05. Auch wenn der ehemalige Aufstiegsaspirant in der Liga jenseits von Gut und Böse steht, gibt es weiterhin ein Ziel: den Hattrick im Hamburger Pokal. Am Montag qualifizierte sich das Team von Trainer Immanuel Höhn (32) durch einen 1:0-Erfolg beim Sechstligisten SSV Rantzau für das Endspiel. Leon Brodersen gelang in der fünften Minute der Nachspielzeit das Goldene Tor. Für die Ottenser war es der 22. Sieg in Folge in diesem Wettbewerb, die nun am 22.Mai an der (heimischen) Hoheluft auf den Norderstedt-Bezwinger USC Paloma treffen, der momentan in der Oberliga auf Platz sieben steht und wie Teutonia bereits zweimal den Hamburger Pokal gewann (2002 und 2014).

Unruhige Sponsoren

Nicht ausgeschlossen ist, dass sich die beiden Vereine in der nächsten Saison im Kampf um Punkte wiedersehen. Im Raum steht ein freiwilliger Rückzug des Stadtteilklubs – was dem Abstiegskampf in der Regionalliga eine neue Dynamik verleihen würde. Bis Freitag hat Präsident und Sportchef Liborio Mazzagatti noch Zeit, die 05er für das jährliche Zulassungsverfahren anzumelden.

Der 50-Jährige soll nach dem wiederholtem Scheitern im Aufstiegsrennen intern seinen Rücktritt angeboten haben. Die sehr potenten Sponsoren im Hintergrund, die aus einem mittelmäßigen Landesligisten eine Profi-Mannschaft mit täglichem Vormittagstraining gemacht haben, sind längst unruhig geworden. Doch an Mazzagatti allein liegt es trotz der jahrelang verfehlten Personalplanungen mit diversen Trainerwechseln auch nicht. Schließlich wird es in Hamburg auch in absehbarer Zeit kein Stadion für einen Drittligisten geben, die Stadt kann auch für ein vom Verein geplantes überdimisionales Trainingszentrum keine Flächen zur Verfügung stellen. Alternativen fand Mazzagatti bislang nur außerhalb der Hamburger Stadtgrenzen. Doch ob die sowieso wenigen 05-Fans jemals den Weg nach Bremen oder gar ins drei Stunden entfernte Lotte finden würden, sei dahingestellt.

Viele offene Baustellen

Und so könnte man doch in der nächsten Saison gleich wieder an der wirklich heimischen Kreuzkirche kicken. Also macht objektiv ein erneuter Anlauf Richtung 3. Liga überhaupt keinen Sinn mehr – und damit auch die Teilnahme an der Regionalliga. Bislang hat zumindest nur ein Spieler einen Vertrag für die neue Saison, und die Trainerfrage ist völlig ungeklärt. So wäre es also nicht unlogisch, wenn sich am Freitag der Verein offiziell von dem jahrelang gescheiterten Projekt zurückzöge – und sich damit sogar der abendliche Gegner Eimsbütteler TV neue Hoffnungen im Abstiegskampf machen dürfte.

Harry Borchardt

Ein Fingerzeig im Titelkampf: Hannoveraner Doppelschlag zieht Lübeck den Zahn

Die U 23 von Hannover 96 steuert auf die Aufstiegsspiele zu. Phönix Lübeck erholte sich bei der 2:3-Niederlage nicht von drei Nackenschlägen nach der Pause.

Hannover 96 II (Archivbild) steuert auf Kurs.

Hannover 96 II (Archivbild) steuert auf Kurs.

IMAGO/Werner Scholz

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Das Spitzenspiel der Regionalliga Nord hatte keinen vorentscheidenden Charakter, zu viele Spiele sind vor allem für Phönix Lübeck noch zu absolvieren. Doch nach dem 3:2-Erfolg liegt der Vorteil im Titelrennen nun bei Hannover 96 II.

Mit professioneller Unterstützung – Weinkauf, Oudenne, Damar und Lühres standen ebenso in der Startelf wie Torjäger Gindorf – begann der aktuelle Tabellenführer aktiver. Die erste echte Chance hatten aber die Hausherren, Ntika köpfte nach einer Ecke knapp vorbei. In der Folge sahen die 1.305 Zuschauer – Rekordkulisse für Phönix – ein temporeiches und umkämpftes Spiel, in dem es in der 17. Minute Elfmeter für die Hannoveraner gab: Damar wurde gehalten und verwandelte den fälligen Strafstoß aus elf Metern selbst souverän zum 1:0 für die Gäste.

Zweiter Strafstoß

Der Profi-Nachwuchs wirkte in der Folge zwingender und hätte beinahe nachgelegt, doch Oudenne scheiterte aus halbrechter Position an Keeper Sprang. Dann war wieder Lübeck an der Reihe: Nach einem tollen Ball von Berger aus dem Mittelfeld stand Fritzsche vor dem Tor, doch H96-Keeper Weinkauf war zur Stelle.

Die Intensität nahm zu, eine Reihe Gelber Karten war die Folge. Und wenig später gab es den zweiten Elfmeter der Partie: Lübecks Meier kam im Strafraum zu Fall, der Schiedsrichter pfiff, Berger war mit dem 1:1 zur Stelle (34.) – nicht unverdient, denn die Hausherren waren in dieser Spielphase auch kämpferisch endgültig angekommen. Bis zur Pause ging es hin und her, mit Vorteilen für Lübeck – ein hochklassiges Duell ging mit einem Unentschieden in die Kabinen.

Doppelschlag und Ampelkarte

Doch die zweite Halbzeit begann mit drei entscheidenden Nackenschlägen für Phönix: Erst wurde der zur Pause eingewechselte Chakroun über links per Steilpass bedient und zielte platziert neben den zweiten Pfosten – 2:1 (47.) -, dann schnappte sich der auffällige Damar im Mittelfeld den Ball, ließ einen Gegenspieler aussteigen und nagelte aus rund 20 Metern das 3:1 für Hannover in die Maschen (49.). Und es kam noch dicker: Iloka flog nach einem Foul mit der Ampelkarte vom Platz, Lübeck war nur mehr zu zehnt.

Die Gäste waren nun klar auf Kurs, Podrimaj und Gindorf verpassten den vierten Treffer. Die Lübecker waren zwar weit davon entfernt, das Spiel abzuschenken, doch wirklich zwingend waren ihre Angriffsbemühungen nicht. Die dickste Chance hatten weiterhin die Gäste: Oudenne schoss aus kurzer Distanz vorbei. So tröpfelte die Partie dem Ende entgegen; aus dem Nichts verkürzte Sadrifar nach einem langen Ball und einem Heber zwar noch auf 2:3 (87.), doch mehr war auch in der fünfminütigen Nachspielzeit nicht mehr drin. Damar verpasste alleine vor dem Tor noch das 4:2.

Ex-Trainer Riebau: “Jeddeloh steht genau dort, wo es hingehört”

Key Riebau musste jüngst beim SSV Jeddeloh II gehen. Eine Entscheidung, die der einstige “Nagelsmann der Regionalliga” nicht nachvollziehen kann.

MEHR ZUR REGIONALLIGA NORD

In der vergangenen Woche hat der SSV Jeddeloh II Key Riebau beurlaubt. Im Interview mit dem kicker spricht der 33-Jährige über sein Unverständnis für diese Entscheidung, eigene Fehler und die Punkte, an denen der Klub sich seiner Meinung nach verbessern muss.

Herr Riebau, in der vergangenen Woche hat der SSV Jeddeloh II sich von Ihnen getrennt. Weshalb hat Sie dies trotz nur 25 Punkten aus 23 Spielen überrascht?

Der Zeitpunkt hat mich extrem gestört. Kurz zuvor hatten wir mit drei Siegen in Folge einiges an Punkten aufgeholt. Dass wir in Hamburg nach einer kräftezehrenden Woche mit drei Spielen Federn lassen, kann passieren. Das folgende Spiel gegen Norderstedt dann als “Do-or-die” auszurufen, kann ich nicht nachvollziehen. Vermutlich wurde intern bereits das Lohne-Spiel als ein solches “Do-or-die”-Spiel ausgerufen. Dann haben wir dreimal in Folge unter meiner Regie gewonnen. Danach hätte aus meiner Sicht mal ein bisschen Ruhe einkehren müssen.

Zuvor hatten Sie während der Saison allerdings von Mitte September bis Ende Februar kein einziges Spiel gewonnen. Viele Klubs hätten vermutlich schon viel früher reagiert.

Da gehe ich mit. Wenn der SSV im Winter gesagt hätte, dass er aufgrund der Ergebnisse nicht mehr zufrieden ist und sich deshalb trennen möchte, hätte ich die Argumentation nicht okay gefunden, aber dann wäre es eben so gewesen. Nach zehn Punkten aus sieben Spielen in der Rückrunde ist der Schritt meiner Meinung nach aber nicht gerechtfertigt. Der Punkteschnitt ist völlig in Ordnung. Und wir müssen ehrlich sein: Jeddeloh steht mit Blick auf die Kadertiefe und das Verletzungspech in der Tabelle genau dort, wo es hingehört. Wir hätten auf der ein oder anderen Position einfach tiefer besetzt sein müssen.

Sie haben in der vergangenen Woche betont, Sie seien sich sicher, dass Sie mit dem SSV noch den Klassenerhalt geschafft hätten. Was macht Sie da so optimistisch?

Wenn wir das Norderstedt-Spiel rauslassen, war die Tendenz positiv. Durch die kämpferischen Leistungen konnten wir das Spielerische wettmachen. Jetzt werden die Plätze wieder besser. Das wäre uns entgegengekommen. Auch das Restprogamm hätte für uns gesprochen, weil wir noch zweimal gegen den Bremer SV, einmal gegen Eimsbüttel und zu Hause gegen Spelle-Venhaus gespielt hätten. Ich bin mir sicher, dass wir da die nötigen Punkte geholt hätten. Außerdem: Wir haben in 23 Spielen auch nur achtmal verloren. Dazu kamen viele unglückliche Unentschieden.

Die Trainingsbedingungen ab Ende Oktober bis in den März taugen nicht für die Regionalliga.

Key Riebau über die Verhältnisse bei Jeddeloh II

Schon Mitte November monierten Sie, dass beim SSV wieder der Schlendrian einkehrt. Warum wiederholt sich dieses Prozedere seit Jahren immer wieder?

Hier muss der Verein wirklich ganz dringend ansetzen, um ein erfolgreiches Arbeiten für uns Trainer besser zu unterstützen. Die Trainingsbedingungen ab Ende Oktober bis in den März taugen nicht für die Regionalliga. Die Jungs müssen im Training die Möglichkeit haben, an ihre Grenzen zu gehen. Nur dann können sie das auch auf dem Feld, wenn das Spiel angepfiffen wird.

Sie waren aber ja bereits zuvor einmal Trainer in Jeddeloh und kannten daher die Bedingungen. Haben Sie das Problem jetzt unterschätzt? Oder wurden einige Versprechungen nicht erfüllt?

Das habe ich ein Stück weit unterschätzt. Ich habe gedacht, dass wir den Kunstrasenplatz in Edewecht häufiger nutzen können. Ab Ende Oktober waren die Witterungsbedingungen eine Katastrophe. Dennoch hat es mich überrascht, dass der Klub seit meinem ersten Weggang im November 2018 infrastrukturell nicht besser geworden ist.

War die Rückkehr nach Jeddeloh im Nachhinein ein Fehler?

Nein, ich würde diese Entscheidung wieder so treffen. Der Trainermarkt in der Regionalliga ist derart überlaufen, dass es immer ein Privileg ist, diesen Job machen zu dürfen. Ich kannte ja viele Verantwortliche und viele Spieler. Am Ende sind viele Dinge an der Kommunikation gescheitert. Da hätten wir einiges besser machen können.

Was lief aus Ihrer Sicht in der Kommunikation konkret falsch?

Ich weiß ja aus meiner ersten Zeit, wie es damals beim SSV war. Ansgar, Gerdi (der damalige Sportlicher Leiter Ansgar Schnabel und Geschäftsführer Gerhard Meyer, Anm. d. Red.) und ich haben damals eigentlich täglich geschnackt und uns über viele Themen ausgetauscht. Jetzt war es so, dass sich alle zurückgezogen haben. Jeder ist in seiner kleinen Jeddeloh-Welt und versucht, für sich das Bestmögliche zu machen. Aber sich mal an einen Tisch setzen und Probleme gemeinsam angehen? Das gab es einfach nicht. Es war nie so, dass man auf mich zukam und gefragt hat: “Hey, wie könntest du dir das vorstellen? Und was sollten wir aus deiner Sicht mal angehen?” Die Impulse gingen lediglich von mir aus. Im Team hätten wir viel mehr Kraft entwickeln können. In den Gesprächen mit den Spielern habe ich gemerkt, dass auch sie wenig Planungssicherheit haben. Ein Klub wie Jeddeloh muss den Kader aber einfach zweigleisig planen. Auch mit mir wurde nicht über meine Zukunft gesprochen. Nur im Winter gab es mal einen Austausch. Da habe ich schon gemerkt, dass es am seidenen Faden hängt.

Der Klub hat im Winter nochmal nachgelegt und Dennis Lerche, Bowen Wang, Allah Aid Hamid und Willem Hoffrogge verpflichtet. Warum hat es aus Ihrer Sicht dennoch nicht für den nachhaltigen Turnaround gereicht?

Trotzdem haben wir gesehen, welche Qualität der ein oder andere Spieler dem Team direkt geben kann. Lerche macht in seinen ersten vier Spielen gleich vier Tore. Wenn er dann aber direkt für sechs bis acht Wochen ausfällt, ist doch klar, dass dies etwas mit der Mannschaft macht. Das war im Sturmzentrum nicht zu kompensieren.

Mit Marcel Andrijanic, Ibrahim Temin, Shaun Minns und Miguel Fernandes sind vor der Saison mehrere Spieler mit Erfahrung gegangen. Hat dies stärker geschmerzt als der Klub zunächst dachte?

Was im Sommer gegangen ist, konnte qualitativ nicht aufgefangen werden. Temin hätte man niemals abgeben dürfen. Mit seiner Mentalität ist er für die Teamstruktur einfach enorm wichtig. Ja, wir haben einige talentierte Spieler dazugeholt. Und ja, mit Pierre Becken und Kamen Hadzhiev kam auch Erfahrung dazu. Aber am Grundgerüst des Teams wurde eben extrem gerüttelt. Und Hadzhiev hat uns im Winter dann ja auch wieder verlassen, weil es seinem kleinen Sohn in Bulgarien einfach besser geht. Dafür hatte ich nach einem guten Gespräch mit ihm totales Verständnis, aber für uns war das natürlich ein Verlust.

Ihm und vielen Jungs wünsche ich viel Erfolg. Tatsächlich mehr als dem Verein.

Key Riebau über Nachfolger Björn Lindemann

Ihr Vorgänger Björn Lindemann ist nun auch ihr Nachfolger. Im vergangenen Sommer betonte Lindemann, dass Ihr gutes Verhältnis darunter nicht leiden wird. Ist dies nun auch im umgekehrten Fall so?

Absolut. “Linde” ist ein geiler Typ. Wir haben auch schon telefoniert. Ihm und vielen Jungs wünsche ich viel Erfolg. Tatsächlich mehr als dem Verein.

Als Sie 2017 erstmals beim SSV mit gerade einmal 27 Jahren als Cheftrainer übernahmen, galten Sie als “Nagelsmann der Regionalliga”, führten den Klub ins Pokalfinale und spielten in der ersten Saisonphase ganz oben mit. Nun mussten Sie als Trainer zweimal in Jeddeloh und einmal in Delmenhorst gehen. Wie soll es für Sie persönlich als Trainer weitergehen?

Die Erfahrung, dies mit 27 schon machen zu dürfen, war extrem geil. Klar, ein oder zwei Sachen würde ich im Nachhinein anders angehen. Die Schnelllebigkeit im Geschäft ist schon krass. Mir ist es zu einfach, immer zu sagen, dass die Trainer nun ihren Stuhl räumen müssen. Auch in Delmenhorst waren viele Sachen gut. Ich habe aber Erfahrungswerte gesammelt, die ich anderen in meinem Alter voraushabe. Und ich bin ja auch erst 33 und will noch viele Dinge lernen.

NACHHOLSPIEL

Sie arbeiten als Lehrer, sind im Nordwesten also gebunden. Befürchten Sie, dass es das für Sie im höherklassigen Amateurbereich nun erst einmal war?

Der Markt ist brutal. Denken wir allein an Dario Fossi, Benedetto Muzzicato, Benjamin Duda oder Olufemi Smith. Alles sehr gute Trainer hier aus der Region, die aktuell ohne Verein sind. Ich denke, dass die Verantwortlichen anderer Vereine aber auch sehen, was ich an guter Arbeit geleistet habe. Immerhin bin ich mit 33 schon zweimal aus der Oberliga in die Regionalliga aufgestiegen. Mich würde es vor allem reizen, in den Leistungszentren oder mit einer U 23 zu arbeiten. Dort ist die Infrastruktur einfach eine ganz andere. Das könnte super zu mir passen.

Karsten Lübben

“Wahnsinniger Push und Selbstvertrauen”: Meppen zieht den Kopf aus der Schlinge

Der SV Meppen hat seine Serie von vier sieglosen Spielen ausgerechnet im Schlager gegen Phönix Lübeck beendet (1:0). Ganz wichtig ist der Erfolg für Trainer Adrian Alipour schon mit Blick auf das Niedersachsenpokalfinale am Donnerstag in der ausverkauften Hänsch-Arena gegen BW Lohne.

Jubel im Topspiel: Meppen schlägt Phönix Lübeck mit 1:0

Jubel im Topspiel: Meppen schlägt Phönix Lübeck mit 1:0

IMAGO/Werner Scholz

Mehr zur Regionalliga Nord

Was der Dreier im noch langen Schlussspurt wert sein kann, ist nur schwer einzuschätzen. Gegen ein Topteam der Liga gewonnen zu haben, gebe aber “einen wahnsinnigen Push und Selbstvertrauen” – vor allem mit Blick auf das bevorstehende Pokalfinale am Donnerstag in der ausverkauften Hänsch-Arena gegen BW Lohne -, erklärt Cheftrainer Adrian Alipour. Im fünften Anlauf hat der SV Meppen im März den ersten Sieg geholt und ausgelassen mit den Fans gefeiert. Schließlich ist die Personaldecke immer dünner geworden. Es fehlten die gesperrten Sander van Looy und Lars Spit sowie Kapitän Jonas Fedl, Daniel Haritonov, Fynn Seidel, Tobias Mißner, Tjark Reinert und Louis Gravemann.

Weil Außenbahnspieler Marvin Benjamins auch noch kurzfristig verletzt ausfiel, musste Jonathan Wensing, der sonst hinter den Spitzen spielt, auf der linken Seite der Fünferkette ran.”Wir hatten keinen, der die Position herkömmlich spielt”, ließ sich der vielseitige 19-jährige Ex-Freiburger nicht lange bitten.

Trotz aller Sorgen ging die erste Halbzeit im Spitzenspiel an Meppen. Für die Intensitiät, die Leidenschaft und die Bereitschaft, “sich in jeden Zweikampf reinzuhauen”, machte Alipour seinem Team ein Riesenkompliment. Er sah starke Balleroberungen und gute Kombinationen. Zur Führung benötigte Meppen einen Strafstoß. Willi Evseev schoss den Ball links unten ins Eck, verlud Torwart Carl Leonhard. Etwa zehn Minuten später verpasste der Mannschaftskapitän die zweite Chance vom Punkt, schoss den Ball in dieselbe Ecke, in der Leonhard schon lauerte. “So gut der erste war, so schlecht war der zweite”, bedankte sich der 32-Jährige bei der Mannschaft, “dass sie hinterher so gut verteidigt hat”.

Lange zweite Halbzeit

Mit dem Fehlschuss verpasste sie einen sonst womöglich etwas ruhigeren Nachmittag. Denn nach der Pause zeigte Lübeck die von Alipour erwartete Offensivwucht, wollte den Ausgleich. “Brenzlig wurde es aus dem Spiel heraus eher selten. Bei Standardsituationen war es extrem gefährlich”, sah der Coach zwei Situationen, in denen “wir großes Glück gehabt haben, dass wir den Ausgleichstreffer nicht kassieren”. Für die zweite Halbzeit machte Phönix-Coach Christiano Adigo seiner Mannschaft ein “Riesenkompliment. Die ging komplett an uns.”

Allerdings habe es sein Team, das ohne die gesperrten Offensivspieler Julian Meier und den Ex-Meppener Haris Hyseni auskommen musste, nicht geschafft, “das Tor, das wir verdient gehabt hätten, zu schießen.” Meppen sei zwar durch den Strafstoß verdient in Führung gegangen, aber seine Mannschaft sei zurückgekommen. “Je länger das Spiel dauerte, desto sicherer wurden wir in den Kombinationen.” In dem flotten Spitzenspiel ging es im zweiten Durchgang noch intensiver zur Sache. Die Niederlage sei für Lübeck kein Beinbruch, meinte Adigo. Phönix habe gewusst, “dass es für die Meppener die letzte Chance ist, vielleicht ein Wörtchen mitzureden oben um die Meisterschaft”. Lübeck weist einen Punkt weniger auf als der SVM, hat aber noch vier Nachholspiele in der Hinterhand.

Uli Mentrup

“Wahnsinniger Push und Selbstvertrauen”: Meppen zieht den Kopf aus der Schlinge

Der SV Meppen hat seine Serie von vier sieglosen Spielen ausgerechnet im Schlager gegen Phönix Lübeck beendet (1:0). Ganz wichtig ist der Erfolg für Trainer Adrian Alipour schon mit Blick auf das Niedersachsenpokalfinale am Donnerstag in der ausverkauften Hänsch-Arena gegen BW Lohne.

Jubel im Topspiel: Meppen schlägt Phönix Lübeck mit 1:0

Jubel im Topspiel: Meppen schlägt Phönix Lübeck mit 1:0

IMAGO/Werner Scholz

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Was der Dreier im noch langen Schlussspurt wert sein kann, ist nur schwer einzuschätzen. Gegen ein Topteam der Liga gewonnen zu haben, gebe aber “einen wahnsinnigen Push und Selbstvertrauen” – vor allem mit Blick auf das bevorstehende Pokalfinale am Donnerstag in der ausverkauften Hänsch-Arena gegen BW Lohne -, erklärt Cheftrainer Adrian Alipour. Im fünften Anlauf hat der SV Meppen im März den ersten Sieg geholt und ausgelassen mit den Fans gefeiert. Schließlich ist die Personaldecke immer dünner geworden. Es fehlten die gesperrten Sander van Looy und Lars Spit sowie Kapitän Jonas Fedl, Daniel Haritonov, Fynn Seidel, Tobias Mißner, Tjark Reinert und Louis Gravemann.

Weil Außenbahnspieler Marvin Benjamins auch noch kurzfristig verletzt ausfiel, musste Jonathan Wensing, der sonst hinter den Spitzen spielt, auf der linken Seite der Fünferkette ran.”Wir hatten keinen, der die Position herkömmlich spielt”, ließ sich der vielseitige 19-jährige Ex-Freiburger nicht lange bitten.

Trotz aller Sorgen ging die erste Halbzeit im Spitzenspiel an Meppen. Für die Intensitiät, die Leidenschaft und die Bereitschaft, “sich in jeden Zweikampf reinzuhauen”, machte Alipour seinem Team ein Riesenkompliment. Er sah starke Balleroberungen und gute Kombinationen. Zur Führung benötigte Meppen einen Strafstoß. Willi Evseev schoss den Ball links unten ins Eck, verlud Torwart Carl Leonhard. Etwa zehn Minuten später verpasste der Mannschaftskapitän die zweite Chance vom Punkt, schoss den Ball in dieselbe Ecke, in der Leonhard schon lauerte. “So gut der erste war, so schlecht war der zweite”, bedankte sich der 32-Jährige bei der Mannschaft, “dass sie hinterher so gut verteidigt hat”.

Lange zweite Halbzeit

Mit dem Fehlschuss verpasste sie einen sonst womöglich etwas ruhigeren Nachmittag. Denn nach der Pause zeigte Lübeck die von Alipour erwartete Offensivwucht, wollte den Ausgleich. “Brenzlig wurde es aus dem Spiel heraus eher selten. Bei Standardsituationen war es extrem gefährlich”, sah der Coach zwei Situationen, in denen “wir großes Glück gehabt haben, dass wir den Ausgleichstreffer nicht kassieren”. Für die zweite Halbzeit machte Phönix-Coach Christiano Adigo seiner Mannschaft ein “Riesenkompliment. Die ging komplett an uns.”

Allerdings habe es sein Team, das ohne die gesperrten Offensivspieler Julian Meier und den Ex-Meppener Haris Hyseni auskommen musste, nicht geschafft, “das Tor, das wir verdient gehabt hätten, zu schießen.” Meppen sei zwar durch den Strafstoß verdient in Führung gegangen, aber seine Mannschaft sei zurückgekommen. “Je länger das Spiel dauerte, desto sicherer wurden wir in den Kombinationen.” In dem flotten Spitzenspiel ging es im zweiten Durchgang noch intensiver zur Sache. Die Niederlage sei für Lübeck kein Beinbruch, meinte Adigo. Phönix habe gewusst, “dass es für die Meppener die letzte Chance ist, vielleicht ein Wörtchen mitzureden oben um die Meisterschaft”. Lübeck weist einen Punkt weniger auf als der SVM, hat aber noch vier Nachholspiele in der Hinterhand.

Uli Mentrup

Fernandes’ später Glanzmoment: Drochtersen/Assel macht auch Hannover II nass

Das Team der Stunde in der Regionalliga Nord ist die SV Drochtersen/Assel. Gegen Spitzenreiter Hannover 96 II feierten die Kehdinger tief in der Nachspielzeit den goldenen Treffer von Miguel Fernandes und damit den siebten Sieg in Serie.

Surfen auf der Erfolgswelle: Die SV Drochtersen/Assel (Archiv-Foto) bezwang auch den Spitzenreiter.

Surfen auf der Erfolgswelle: Die SV Drochtersen/Assel (Archiv-Foto) bezwang auch den Spitzenreiter.

IMAGO/Nordphoto

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Die SV Drochtersen/Assel ging in das Sonntagsspiel gegen Hannover 96 II mit der beeindruckenden Bilanz von sechs Siegen am Stück. Der richtige Gradmesser also für den Spitzenreiter, der schon reichlich Distanz auf seine Verfolger aufwies.

Bereits in der 2. Minute tauchte Schmiederer im Gäste-Strafraum auf, Weinkauf musste mit einer Glanztat den frühen Einschlag verhindern. D/A hielt auch danach erstmal den Druck aufrecht. Erst nach knapp 20 Minuten waren die Landeshauptstädter angekommen und erspielten sich erste Torgelegenheiten. Da beide Teams ihre dominanten Phasen hatten, war es verdient, dass zur Pause das Ergebnis ausgeglichen war.

Ähnliches Bild im zweiten Durchgang, wobei jetzt die Anzahl der Chancen sehr zu wünschen übrig ließ. Doch in der 75. Minute war Schmiederer hellwach und staubte nach einem Pfostentreffer von Sattler zur heimischen Führung ab. Die Freude der heimischen Fans hielt jedoch nicht lange, fünf Zeigerumdrehungen segelte ein Einwurf in den D/A-Strafraum, der mit dem Kopf zu Brandt verlängert wurde, was dieser mit einem Volley zum Ausgleich nutzte. Je näher der Schlusspfiff kam, desto stärker roch es logischerweise nach einem Unentschieden. Nicht mit Fernandes, der in der dritten Minute der Nachspielzeit nach einem Konter aus halblinker Position noch mal abzog und die Kugel im kurzen Eck unterbrachte. Hannovers Torwart Weinkauf sah zumindest nicht komplett schuldlos aus, anderseits war der seifige Boden sicher auch ein Faktor.

Drochtersen/Assel konnte es nur recht sein, mit dem siebten Sieg in Folge halten die Kehdinger Platz 5. Bei noch zwölf Punkten Rückstand auf Hannover wäre es zumindest verfrüht, schon jetzt Drochtersen/Assel im Dunstkreis der Meisterschaftsanwärter zu verorten. Die 96-Reserve kann sich damit trösten,, dass sie mit einem Acht-Punkte-Vorsprung auf Meppen aus diesem Spieltag geht.

27. Spieltag