Finanzvorstand Frankenbach erklärt den Wert der Europa League für die Eintracht

Die Teilnahme an der Europa League ist für Eintracht Frankfurt drei Spieltage vor Schluss zum Greifen nah. Der kicker sprach mit Finanzvorstand Oliver Frankenbach über die monetäre Bedeutung des Wettbewerbs. Durch die Transfererlöse im vergangenen Sommer erzielen die Hessen in dieser Saison einen Rekordumsatz.

Markus Krösche (Vorstand Eintracht Frankfurt), Oliver Frankenbach (Vorstand Eintracht Frankfurt).

Markus Krösche (Vorstand Eintracht Frankfurt), Oliver Frankenbach (Vorstand Eintracht Frankfurt).

picture alliance / Pressefoto Rudel

Die Transferaktivitäten der Eintracht im Sommer 2023 versetzten selbst die Konkurrenz ins Staunen. “130 Millionen in einer Woche zu machen, das hätten wir gerne in Köln“, sagte der damalige FC-Coach Steffen Baumgart. Eine Anspielung auf die Verkäufe von Randal Kolo Muani (Paris, inklusive Bonus bis zu 95 Millionen Euro Ablöse) und Jesper Lindström (Neapel, bis zu 35 Mio.).

Erlöse aus der Saison 2022/23 werden deutlich übertroffen

Die Transfers sorgen in der laufenden Spielzeit für einen Rekord-Umsatz am Main: Finanzvorstand Oliver Frankenbach spricht von knapp 380 Millionen Euro, der Überschuss wird sich auf 30 bis 35 Millionen Euro belaufen. Damit wird der Umsatz aus der vergangenen Spielzeit (310,2 Millionen Euro), in der Frankfurt an der Champions League teilnahm und ins DFB-Pokal-Finale einzog, deutlich übertroffen. Zur neuen Normalität werden Erlöse in dieser Höhe jedoch nicht. “Das wird nicht die neue Benchmark, da es unrealistisch ist, dass wir jedes Jahr Transfererlöse dieser Größenordnung erzielen”, sagt Frankenbach im Gespräch mit dem kicker.

Neben den Transfereinnahmen waren in den vergangenen Jahren auch die Europapokal-Teilnahmen eine wichtige Erlösquelle. Mit Ausnahme der Saison 2020/21 spielte die SGE seit dem DFB-Pokal-Sieg 2018 jedes Jahr in einem internationalen Wettbewerb: dreimal in der Europa League, einmal in der Champions League und einmal in der Conference League. Aktuell ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass Frankfurt in der neuen Saison in der Europa League antritt.

Einnahmen in der Ligaphase der Europa League fallen geringer aus

Obwohl es nach der Europapokal-Reform in der Ligaphase zwei Spiele mehr gibt als bislang in der Gruppenphase (sechs Partien), ist der Wettbewerb zunächst etwas weniger lukrativ. Frankenbach erläutert: “Der Verteilungsmodus ist etwas anders als in der Vergangenheit, in der sich relativ viele Zahlungsströme auf die Gruppenphase konzentrierten. Das ist jetzt etwas in Richtung der K.-o.-Runden verschoben worden. Wir haben es mal kalkuliert: Wenn wir in der Europa League nur in der Ligaphase spielen, erzielen wir nach Abzug aller Kosten ein wettbewerbsbezogenes Ergebnis in Höhe von etwa 17,5 Millionen Euro. In der Vergangenheit waren es eher 20 Millionen Euro.”

Der Umsatz würde sich in der Ligaphase auf etwa 24,7 Millionen Euro belaufen. Zum Vergleich: In der Ligaphase der Conference League würde die Eintracht mit 15,5 Millionen Euro Umsatz und einem wettbewerbsbezogenen Ergebnis in Höhe von 11,1 Millionen Euro kalkulieren. In dieser Saison erwies sich die Gruppenphase der Conference League für die Eintracht mit 12,8 Millionen Euro (wettbewerbsbezogenes Ergebnis) als etwas werthaltiger.

Trotz der zunächst geringeren Erlöse in der Ligaphase betont Frankenbach: “Ich will die Einnahmen aus dem internationalen Wettbewerb nicht schlechtreden – die sind sehr wichtig für uns. Zumal der Europapokal auch eine Plattform bietet, an anderen Stellen Erlöse zu erzielen. Auch der Marktwert der Spieler kann auf einem gewissen Niveau gehalten oder verbessert werden. Das ist wichtig für uns. Deshalb sollten wir alles daransetzen, Platz 6 abzusichern.” Zumal durch eine besondere Konstellation sogar die klitzekleine Chance besteht, dass dieser Rang für eine Teilnahme an der Champions League berechtigt.  Der Vorsprung auf den Tabellensiebten SC Freiburg beträgt drei Spieltage vor Schluss fünf Punkte.

Julian Franzke

Finanzvorstand Frankenbach erklärt den Wert der Europa League für die Eintracht

Die Teilnahme an der Europa League ist für Eintracht Frankfurt drei Spieltage vor Schluss zum Greifen nah. Der kicker sprach mit Finanzvorstand Oliver Frankenbach über die monetäre Bedeutung des Wettbewerbs. Durch die Transfererlöse im vergangenen Sommer erzielen die Hessen in dieser Saison einen Rekordumsatz.

Markus Krösche (Vorstand Eintracht Frankfurt), Oliver Frankenbach (Vorstand Eintracht Frankfurt).

Markus Krösche (Vorstand Eintracht Frankfurt), Oliver Frankenbach (Vorstand Eintracht Frankfurt).

picture alliance / Pressefoto Rudel

Die Transferaktivitäten der Eintracht im Sommer 2023 versetzten selbst die Konkurrenz ins Staunen. “130 Millionen in einer Woche zu machen, das hätten wir gerne in Köln“, sagte der damalige FC-Coach Steffen Baumgart. Eine Anspielung auf die Verkäufe von Randal Kolo Muani (Paris, inklusive Bonus bis zu 95 Millionen Euro Ablöse) und Jesper Lindström (Neapel, bis zu 35 Mio.).

Erlöse aus der Saison 2022/23 werden deutlich übertroffen

Die Transfers sorgen in der laufenden Spielzeit für einen Rekord-Umsatz am Main: Finanzvorstand Oliver Frankenbach spricht von knapp 380 Millionen Euro, der Überschuss wird sich auf 30 bis 35 Millionen Euro belaufen. Damit wird der Umsatz aus der vergangenen Spielzeit (310,2 Millionen Euro), in der Frankfurt an der Champions League teilnahm und ins DFB-Pokal-Finale einzog, deutlich übertroffen. Zur neuen Normalität werden Erlöse in dieser Höhe jedoch nicht. “Das wird nicht die neue Benchmark, da es unrealistisch ist, dass wir jedes Jahr Transfererlöse dieser Größenordnung erzielen”, sagt Frankenbach im Gespräch mit dem kicker.

Neben den Transfereinnahmen waren in den vergangenen Jahren auch die Europapokal-Teilnahmen eine wichtige Erlösquelle. Mit Ausnahme der Saison 2020/21 spielte die SGE seit dem DFB-Pokal-Sieg 2018 jedes Jahr in einem internationalen Wettbewerb: dreimal in der Europa League, einmal in der Champions League und einmal in der Conference League. Aktuell ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass Frankfurt in der neuen Saison in der Europa League antritt.

Einnahmen in der Ligaphase der Europa League fallen geringer aus

Obwohl es nach der Europapokal-Reform in der Ligaphase zwei Spiele mehr gibt als bislang in der Gruppenphase (sechs Partien), ist der Wettbewerb zunächst etwas weniger lukrativ. Frankenbach erläutert: “Der Verteilungsmodus ist etwas anders als in der Vergangenheit, in der sich relativ viele Zahlungsströme auf die Gruppenphase konzentrierten. Das ist jetzt etwas in Richtung der K.-o.-Runden verschoben worden. Wir haben es mal kalkuliert: Wenn wir in der Europa League nur in der Ligaphase spielen, erzielen wir nach Abzug aller Kosten ein wettbewerbsbezogenes Ergebnis in Höhe von etwa 17,5 Millionen Euro. In der Vergangenheit waren es eher 20 Millionen Euro.”

Der Umsatz würde sich in der Ligaphase auf etwa 24,7 Millionen Euro belaufen. Zum Vergleich: In der Ligaphase der Conference League würde die Eintracht mit 15,5 Millionen Euro Umsatz und einem wettbewerbsbezogenen Ergebnis in Höhe von 11,1 Millionen Euro kalkulieren. In dieser Saison erwies sich die Gruppenphase der Conference League für die Eintracht mit 12,8 Millionen Euro (wettbewerbsbezogenes Ergebnis) als etwas werthaltiger.

Trotz der zunächst geringeren Erlöse in der Ligaphase betont Frankenbach: “Ich will die Einnahmen aus dem internationalen Wettbewerb nicht schlechtreden – die sind sehr wichtig für uns. Zumal der Europapokal auch eine Plattform bietet, an anderen Stellen Erlöse zu erzielen. Auch der Marktwert der Spieler kann auf einem gewissen Niveau gehalten oder verbessert werden. Das ist wichtig für uns. Deshalb sollten wir alles daransetzen, Platz 6 abzusichern.” Zumal durch eine besondere Konstellation sogar die klitzekleine Chance besteht, dass dieser Rang für eine Teilnahme an der Champions League berechtigt.  Der Vorsprung auf den Tabellensiebten SC Freiburg beträgt drei Spieltage vor Schluss fünf Punkte.

Julian Franzke

Ekitikés Bestätigung auf großer Bühne

Längere Zeit stellte Hugo Ekitiké die Geduld der Eintracht-Anhänger auf die Probe. Nach und nach wird das Potenzial des Rekord-Einkaufs indes offensichtlich.

Traf sehenswert beim FC Bayern: Hugo Ekitiké.

Traf sehenswert beim FC Bayern: Hugo Ekitiké.

IMAGO/Jan Huebner

Vor gut zwei Wochen, nach dem enttäuschenden 0:3 beim VfB Stuttgart, klang die Prognose von Markus Krösche noch wie das berühmte Pfeifen im Walde. Zwei Großchancen hatte Hugo Ekitiké (21) da vergeben, wartete auch nach elf Pflichtspiel-Einsätzen immer noch auf den ersten Treffer im Eintracht-Trikot. Im Umfeld machte sich bereits Verzweiflung breit mit Blick auf den von Paris St. Germain im Winter losgeeisten Hochbegabten, der zunächst mit frappierenden Fitnessmängeln beim neuen Arbeitgeber angetreten war.

Frankfurts Sportvorstand aber prophezeite den Skeptikern in Stuttgart direkt: “Nächste Woche macht er ihn.” Die Gefahr, in diesem speziellen Fall hinterher als Dampfplauderer dazustehen, nahm Krösche in Kauf. Und Ekitiké bestätigte das Vertrauen eindrucksvoll. Erst mit seiner Tor-Premiere gegen Augsburg (3:1), der an diesem Samstag beim FC Bayern (1:2) gleich das nächste persönliche Erfolgserlebnis folgte mit einem Traumtreffer zum zwischenzeitlichen 1:1.

“Das ist Hugos Qualität. Fußballerisch ist er sowieso über jeden Zweifel erhaben”

Wie Ekitiké die Gegenspieler Thomas Müller und Konrad Laimer austanzte, dann technisch anspruchsvoll mit der Innenseite auch Nationalkeeper Manuel Neuer düpierte, verdeutlichte auf großer Bühne, was Eintrachts Verantwortliche von Anfang an in dem jungen Mann gesehen hatten, der klubintern inzwischen das Etikett “Rekordeinkauf” trägt. Vergangene Woche zog Frankfurt die Kaufoption und stattete den Angreifer mit einem bis 2029 laufenden Vertrag aus. Inklusive vorab entrichteter Leihgebühr für die laufende Saison summiert sich die Ablöse auf knapp 20 Millionen Euro.

Das “große Potenzial”, von dem Krösche bei der Verpflichtung schwärmte, trat bei der sehenswerten Aktion in München nun offen zutage. Was Krösche wiederum relativ nüchtern kommentiert: “Natürlich freut es mich, dass er jetzt zweimal hintereinander getroffen hat. Das ist eben Hugos Qualität. Fußballerisch ist er sowieso über jeden Zweifel erhaben und jetzt auch in einem guten Fitnesszustand.”

Gegen Leverkusen wieder fest in der Startelf eingeplant

Über die volle Distanz zu gehen, wäre für Ekitiké grundsätzlich kein Problem gewesen, lässt der Boss durchblicken. Grund für die Auswechslung nach knapp 70 Minuten: Ein Schlag auf den Oberschenkel, der aber offenbar keine gravierenden Konsequenzen nach sich zieht. Der schlaksige Franzose, so der Stand am Montag, wird im Lauf der Woche wieder im Mannschaftstraining und am Sonntag gegen Bayer Leverkusen erneut in der Startelf erwartet. Vielleicht kommt der bereits feststehende Titelträger ja gerade Recht für Ekitikés nächstes kleines Meisterstück.

Thiemo Müller

Ekitikés Bestätigung auf großer Bühne

Längere Zeit stellte Hugo Ekitiké die Geduld der Eintracht-Anhänger auf die Probe. Nach und nach wird das Potenzial des Rekord-Einkaufs indes offensichtlich.

Traf sehenswert beim FC Bayern: Hugo Ekitiké.

Traf sehenswert beim FC Bayern: Hugo Ekitiké.

IMAGO/Jan Huebner

Vor gut zwei Wochen, nach dem enttäuschenden 0:3 beim VfB Stuttgart, klang die Prognose von Markus Krösche noch wie das berühmte Pfeifen im Walde. Zwei Großchancen hatte Hugo Ekitiké (21) da vergeben, wartete auch nach elf Pflichtspiel-Einsätzen immer noch auf den ersten Treffer im Eintracht-Trikot. Im Umfeld machte sich bereits Verzweiflung breit mit Blick auf den von Paris St. Germain im Winter losgeeisten Hochbegabten, der zunächst mit frappierenden Fitnessmängeln beim neuen Arbeitgeber angetreten war.

Frankfurts Sportvorstand aber prophezeite den Skeptikern in Stuttgart direkt: “Nächste Woche macht er ihn.” Die Gefahr, in diesem speziellen Fall hinterher als Dampfplauderer dazustehen, nahm Krösche in Kauf. Und Ekitiké bestätigte das Vertrauen eindrucksvoll. Erst mit seiner Tor-Premiere gegen Augsburg (3:1), der an diesem Samstag beim FC Bayern (1:2) gleich das nächste persönliche Erfolgserlebnis folgte mit einem Traumtreffer zum zwischenzeitlichen 1:1.

“Das ist Hugos Qualität. Fußballerisch ist er sowieso über jeden Zweifel erhaben”

Wie Ekitiké die Gegenspieler Thomas Müller und Konrad Laimer austanzte, dann technisch anspruchsvoll mit der Innenseite auch Nationalkeeper Manuel Neuer düpierte, verdeutlichte auf großer Bühne, was Eintrachts Verantwortliche von Anfang an in dem jungen Mann gesehen hatten, der klubintern inzwischen das Etikett “Rekordeinkauf” trägt. Vergangene Woche zog Frankfurt die Kaufoption und stattete den Angreifer mit einem bis 2029 laufenden Vertrag aus. Inklusive vorab entrichteter Leihgebühr für die laufende Saison summiert sich die Ablöse auf knapp 20 Millionen Euro.

Das “große Potenzial”, von dem Krösche bei der Verpflichtung schwärmte, trat bei der sehenswerten Aktion in München nun offen zutage. Was Krösche wiederum relativ nüchtern kommentiert: “Natürlich freut es mich, dass er jetzt zweimal hintereinander getroffen hat. Das ist eben Hugos Qualität. Fußballerisch ist er sowieso über jeden Zweifel erhaben und jetzt auch in einem guten Fitnesszustand.”

Gegen Leverkusen wieder fest in der Startelf eingeplant

Über die volle Distanz zu gehen, wäre für Ekitiké grundsätzlich kein Problem gewesen, lässt der Boss durchblicken. Grund für die Auswechslung nach knapp 70 Minuten: Ein Schlag auf den Oberschenkel, der aber offenbar keine gravierenden Konsequenzen nach sich zieht. Der schlaksige Franzose, so der Stand am Montag, wird im Lauf der Woche wieder im Mannschaftstraining und am Sonntag gegen Bayer Leverkusen erneut in der Startelf erwartet. Vielleicht kommt der bereits feststehende Titelträger ja gerade Recht für Ekitikés nächstes kleines Meisterstück.

Thiemo Müller

Frankfurt nach dem FCB-Spiel: Unsichtbarer “Spirit”, erstaunliche Harmonie

Die Aussichten von Eintracht Frankfurt haben sich durch das 1:2 beim FC Bayern nicht verschlechtert. Dass die Konkurrenz im Rennen um Platz 6 patzte, sollte aber nicht zum Schönfärben des eigenen Auftritts verleiten.

Sah einen ordentlichen Auftritt seines Teams: Dino Toppmöller.

Sah einen ordentlichen Auftritt seines Teams: Dino Toppmöller.

picture alliance/dpa

Stillstand ist Rückschritt? Aus Sicht der Beteiligten bei Eintracht Frankfurt gilt das an diesem Wochenende nicht. Im Kampf um Platz 6 hat sich trotz des 1:2 beim FC Bayern “die Situation faktisch verbessert”, wie Trainer Dino Toppmöller festhält. Da nach Hoffenheim in Bochum (2:3) am Samstag überraschend auch der FC Augsburg gegen Bremen (0:3) und Freiburg gegen Wolfsburg (1:2) unterlagen, blieb mit Blick auf Frankfurts Verfolger “der Abstand der gleiche, aber es ist ein Spiel weniger geworden”, so Toppmöller. “Darüber freuen wir uns natürlich.”

Wobei wohlgemerkt “viel wichtiger” sei, “dass wir uns unserem Spiel viele positive Dinge mitnehmen können”. Konkret mit Blick aufs bevorstehende Heimduell mit dem Deutschen Meister: “Mit diesem Spirit wollen wir auch gegen Leverkusen reingehen, um einen großen Schritt zu machen für unser großes Ziel.”

In der zweiten Halbzeit waren wir vielleicht zu passiv, nicht zielstrebig genug.

Dino Toppmöller

Der Haken daran: Der von Toppmöller beschworene “Spirit” blieb zumindest für Außenstehende beim Auftritt in der Allianz-Arena weitgehend unsichtbar. “In der zweiten Halbzeit waren wir vielleicht ein bisschen zu passiv, nicht zielstrebig genug”, räumt sogar Sportvorstand Markus Krösche ein. Provokant formuliert machte die Eintracht da eher den Eindruck, als wolle sie lieber eine achtbare Niederlage verwalten, als mit aller Macht etwas mitzunehmen beim Favoriten, der in Gedanken jedoch teilweise schon beim anstehenden Champions-League-Halbfinale gegen Real Madrid am Dienstag war. Letzteres ließ Bayern-Trainer Thomas Tuchel jedenfalls unverblümt durchblicken.

Pachos fahrlässiger Querpass, Kochs dilettantisches Foul im Strafraum

Für dessen Kollegen Toppmöller fühlte es sich indes ganz anders an: “Die Bayern waren total scharf, total ballsicher. Ich glaube, dass unsere Jungs es schon versucht haben. Aber Bayern hat uns wenig angeboten. Man muss akzeptieren, dass der Gegner einen Tick zu gut für uns war. Wenn die Bayern an ihr Leistungslimit kommen, wird es für viele sehr, sehr schwer.”

Allein: Wer die beiden Gegentreffer betrachtet, kann auch zu dem Schluss kommen, dass Toppmöllers Profis den Gegner zum Toreschießen eingeladen haben. Vorm 0:1 durch Willian Pachos fahrlässigen Querpass, der Mario Götze auf dem falschen Fuß erwischte. Vorm 1:2 durch ein haarsträubendes Foul von Robin Koch, der Gegenspieler Thomas Müller in Erwartung einer Flanke mit dem Arm im Gesicht traf. Mag sein, dass es sich dabei nicht um Absicht gehandelt hat – dann aber in jedem Fall um dilettantisches Zweikampfverhalten des Nationalverteidigers.

Der Anlass für Krösches Schiri-Kritik ist mehr als fragwürdig

Statt auf den Fauxpas des EM-Kandidaten versuchte Krösche wiederum den Fokus auf eine angebliche Benachteiligung der Eintracht durch die Schiedsrichter zu lenken: “In der ganzen Saison werden alle 50:50-Entscheidungen gegen uns getroffen. Das geht halt nicht. Vielleicht war das ein Elfmeter – aber dann müssen wir auch gleichberechtigt werden.” Mehr als fragwürdig ist dabei mindestens der Anlass für Krösches Kritik. War doch der Strafstoß am Samstag eben keine 50:50-Entscheidung, sondern glasklar. Ebenso wie letztlich das Bemühen Krösches und Toppmöllers, den Auftritt ihres Teams unter bestimmten Aspekten schönzufärben.

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“Fortuna für Alle”: Zur Nachahmung empfohlen?

Außerdem: BVB-Reporter Patrick Kleinmann rechnet vor, warum Rang fünf höchstwahrscheinlich zur Champions-League-Qualifikation reicht, Kevin de Bruyne sorgt für eine Premiere und beim NFL-Draft gibt’s eine dicke Überraschung.

15:53 Minuten

alle Folgen

Harmonie statt Reibung lautet das erstaunliche Motto für den Endspurt – also zumindest in der öffentlichen Aufarbeitung. Wobei Krösche zwar von einem “ordentlichen Auswärtsspiel” spricht, aber immerhin diesen Unterschied zu Toppmöller markiert: “Die anderen Ergebnisse sind nicht relevant. Wir müssen nach uns schauen. Deshalb ist es extrem ärgerlich, dass wir keinen Punkt mitgenommen haben.” Zumindest dieses Gefühl sollten bei der Eintracht intern alle teilen.

Thiemo Müller

Kaufoption aktiviert: Ekitiké wird Frankfurts Rekordeinkauf

Eintracht Frankfurt hat wie erwartet den bisher nur ausgeliehenen Hugo Ekitiké langfristig an sich gebunden und den Franzosen zum teuersten Einkauf der Vereinsgeschichte gemacht.

Trägt weiter das Eintracht-Trikot: Hugo Ekitiké.

Trägt weiter das Eintracht-Trikot: Hugo Ekitiké.

IMAGO/osnapix

Am Freitag teilte die SGE mit, dass der Verein die Kaufoption bei Ekitiké aktiviert hat. Bisher war der Franzose, der auf dem letzten Drücker im Wintertransfer-Fenster 2023/24 an den Main gekommen war, nur von Paris Saint-Germain ausgeliehen. Nun steht er bei der Eintracht bis Juni 2029 unter Vertrag.

“Hugo hat in seinen bisherigen Einsätzen angedeutet, welche Qualität in ihm steckt”, wird Frankfurts Sportvorstand Markus Krösche zitiert. “Wir sind von seinem großen Potenzial fest überzeugt und freuen uns darauf, ihn über die aktuelle Saison hinaus im Eintracht-Trikot zu sehen.”

Ekitiké kam bisher für die Eintracht in zwölf Pflichtspielen zum Einsatz, zehnmal davon in der Bundesliga. Am vergangenen Wochenende gelang ihm beim 3:1-Sieg über den FC Augsburg sein erstes Tor für die Adlerträger.

Dass Frankfurt Ekitiké fest an sich binden würde, war erwartet worden. Der 21-Jährige wird damit zum teuersten Einkauf in der Geschichte von Eintracht Frankfurt. Zur Leihgebühr in Höhe von 3,5 Millionen Euro kommt nun eine Sockelablöse in Höhe von etwa 16 Millionen Euro hinzu.

Toppmöller: “Er hatte eine schwierige Zeit”

Ekitiké schaffte seinen Durchbruch in Frankreich bei Stade Reims, vor der Saison 2022/23 wechselte er für viel Geld zu PSG. Allerdings wurde er in der Hauptstadt nicht glücklich, sein letztes Tor im PSG-Trikot gelang im am 11. Januar 2023, zuletzt spielte er dann fast keine Rolle mehr. Umso mehr freuten sich seine Eintracht-Kollegen, dass er nach einigen Anpassungsschwierigkeiten in Frankfurt angekommen ist: “Er hatte eine schwierige Zeit, nicht nur in der Anfangsphase bei uns, sondern auch in den letzten ein, zwei Jahren”, sagte SGE-Coach Dino Toppmöller.

Toppmöller: Erinnerungen an das 5:1 lösen noch immer eine “Gänsehaut” aus

Angstgegner Bayern? Nicht in der jüngeren Vergangenheit. Nach dem furiosen 5:1-Erfolg in der Hinrunde rechnet sich die Eintracht auch in München Chancen aus. Setzt Trainer Dino Toppmöller in der Offensive auf vier schnelle Umschaltspieler?

Mittendrin: Frankfurts Coach Dino Toppmöller (Mi.) jubelt mit den Spielern nach einem Tor beim 5:1 im Hinspiel gegen den FC Bayern.

Mittendrin: Frankfurts Coach Dino Toppmöller (Mi.) jubelt mit den Spielern nach einem Tor beim 5:1 im Hinspiel gegen den FC Bayern.

picture alliance / Hasan Bratic

Die Eintracht ist der einzige Bundesligist, der die jüngsten zwei Gastspiele in München nicht verloren hat. In der Saison 2021/22 feierte Oliver Glasner am 7. Spieltag bei den Bayern seinen ersten Bundesligasieg als Eintracht-Trainer (Tore: Hinteregger, Kostic); vergangene Spielzeit gab es ein 1:1 (Tor: Kolo Muani). Erstaunlich: Die Hessen weisen in den jüngsten neun Duellen gegen die Münchner – seit dem 5:1-Sieg 2019 – eine ausgeglichene Bilanz auf (vier Siege, vier Niederlagen, ein Remis). Allerdings gelang es Frankfurt erst in zweimal, beide Partien gegen die Bayern innerhalb einer Saison zu gewinnen: 1966/67 und 1976/77.

Erinnerungen mit “Gänsehaut”

Wenn die Eintracht am Samstagnachmittag (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) eine kleine Chance haben will, muss sie so auftreten wie im Hinspiel. Da agierte die Mannschaft äußerst kompakt, lief die Münchner im Vollsprint an und schaltete nach Ballgewinnen blitzschnell um. “Das war eine absolute Top-Leistung von allen. Da sind wir an die Grenzen gegangen, hatten aber auch das nötige Quäntchen Glück, dass sehr viel in unserer Richtung lief. Wir hatten uns das aber auch verdient”, rekapituliert Trainer Dino Toppmöller. “Die Stimmung war fantastisch. Ich bekomme immer noch ein Stück weit eine Gänsehaut, wenn ich an diesen Moment zurückdenke. Das war ein großartiges Spiel und großartiges Gefühl.”

Objektiv betrachtet darf man aus den kommenden beiden Partien – das nächste Heimspiel ist gegen Leverkusen – keine Punkte erwarten. Überraschungen sind wohl nur möglich, wenn die Gegner die Tür einen Spalt breit öffnen, indem sie den Fokus primär auf die internationalen Spiele richten. Ausgeschlossen ist das nicht. Timothy Chandler betont: “Es geht darum, ihnen auf den Sack zu gehen und sie nicht einfach spielen zu lassen. Wir müssen das Spiel intensiv gestalten, dann wissen wir, dass wir auch die Bayern schlagen können.”

Toppmöller wünscht sich bei seiner Rückkehr an die alte Wirkungsstätte eine gute Mischung aus hohem Anlaufen und tiefem Verteidigen im Block. Er weiß: “Es ist der Qualität des Gegners geschuldet, dass du auch mal hinten reingedrängt wirst.” Trotzdem müsse seine Mannschaft “immer mal wieder den Übergang ins höhere Pressing” finden. Den Mannschaftsbus will er jedenfalls nicht vor dem eigenen Tor parken: “Das passt nicht zu uns.”

Ersetzt Knauff den kranken Chaibi?

Personell muss er neben den langzeitverletzten Sebastian Rode und Sasa Kalajdzic (beide Knie-OP) womöglich auch auf Fares Chaibi verzichten. Der offensive Mittelfeldspieler fehlte am Mittwoch und Donnerstag wegen einer Erkältung im Training. Gut möglich, dass Ansgar Knauff für ihn in die Elf rückt. Knauff ist aufgrund seiner Tempovorteile ohnehin eine naheliegende Wahl für die Elf am Samstag. Mit Eric Junior Dina Ebimbe, Omar Marmoush, Hugo Ekitiké und eben Knauff könnte Toppmöller gleich vier schnelle Offensivspieler aufbieten, die nach Ballgewinnen in die Tiefe stoßen.

Tuta kehrt zurück und dürfte Buta verdrängen

Zurückkehren wird Verteidiger Tuta, der zuletzt zweimal wegen einer Roten Karte fehlte. Vermutlich wird der Brasilianer rechts in der Viererkette anstelle von Aurelio Buta auflaufen, er stellt aber auch eine Alternative auf der Sechs dar. Im Spiel gegen den Ball dürfte sich Dina Ebimbe zurückfallen lassen, sodass eine Fünferkette entsteht. Grundsätzlich sind aber keine größeren Veränderungen zu erwarten. “Wir versuchen, die Spieler, die gespielt haben, in einen Flow zu bekommen”, sagt Toppmöller. Daran haperte es in der Rückrunde, nicht zuletzt aufgrund diverser Verletzungen, die den Coach immer wieder zum Umstellen zwangen.

Julian Franzke

Koch: “Es kann ein sehr besonderer Sommer in Deutschland werden”

Robin Koch steht in doppelter Sicht vor wegweisenden Wochen: Mit Eintracht Frankfurt kämpft er um den Einzug in die Europa League, persönlich will er sich mit starken Leistungen für die Europameisterschaft empfehlen.

Hofft sich im Saisonendspurt für die Europameisterschaft empfehlen zu können: Frankfurts Robin Koch.

Hofft sich im Saisonendspurt für die Europameisterschaft empfehlen zu können: Frankfurts Robin Koch.

IMAGO/Kessler-Sportfotografie

Das Restprogramm der Eintracht hat es mit den Spielen in München, gegen Leverkusen, in Gladbach und gegen Leipzig in sich. Für Innenverteidiger Koch ist es die große Chance, sich noch einmal auf Top-Niveau zu beweisen und für ein EM-Ticket zu bewerben.

“Die Erwartungen sind schon ein bisschen größer”

“Bei der EM will jeder dabei sein. Der Fokus liegt darauf, in den verbleibenden Bundesliga-Spielen sowohl als Team als auch individuell zu performen. Dann wird man sehen, in welche Richtung es geht. Aber da ich beim letzten Mal dabei war und wir als Mannschaft gut funktionierten, sind die Erwartungen schon ein bisschen größer”, sagt der Frankfurter Abwehrboss im Interview mit dem kicker (aktuelle Donnerstagsausgabe).

Bei der vergangenen Europameisterschaft war Koch bereits dabei, kam aber nicht zum Einsatz. Auch diesmal dürfte es schwierig werden, auf größere Spielzeiten zu kommen. An Antonio Rüdiger und Jonathan Tah führt in der Innenverteidigung normalerweise kein Weg vorbei. Dennoch sagt Koch: “Im Turnier ist man einfach stolz, dass man für sein Land dabei ist. Natürlich will man spielen, und es ist schade, wenn es nicht so ist. Trotzdem habe ich mich nicht ausgegrenzt gefühlt. Ich habe auch da versucht, zum Erfolg beizutragen, gut zu trainieren und die Jungs zu pushen.”

Einen kleinen Vorteil könnte er womöglich daraus ziehen, dass sich die Anforderungen in der Nationalmannschaft und im Verein sehr ähneln. Das ist auf die gemeinsame Vergangenheit von Bundestrainer Julian Nagelsmann und dem Frankfurter Chefcoach zurückzuführen. Koch erklärt: “Da Dino Toppmöller mit ihm in München und Leipzig zusammengearbeitet hat, gibt es viele ähnliche Ansätze. Als Innenverteidiger bist du im Spielaufbau gefordert, gegen den Ball gehst du aggressiv ran. Beide Trainer lassen oft relativ hoch spielen, die Kette schiebt immer wieder raus. Für mich persönlich gibt es deshalb viele Parallelen.”

“Vor zwei Spielen hatte gefühlt halb Deutschland keine Lust auf die EM”

Der Fokus der Öffentlichkeit liegt naturgemäß auf den elf Spielern auf dem Feld. Koch weiß aber, dass mehr dazu gehört, um bei Welt- und Europameisterschaften erfolgreich abzuschneiden. “Bei Turnieren ist die ganze Mannschaft wichtig, gerade auch mit Blick auf die Teamchemie. Jene Spieler, die erst mal hinten dran sind, müssen im Training die anderen pushen und auch die Stimmung hochhalten und zu 100 Prozent da sein, wenn die Mannschaft sie braucht”, sagt der 27-Jährige und betont: “Es geht darum, während des Turniers zu einer Einheit zusammenzuwachsen. Beim letzten Lehrgang herrschte rund um die zwei Spiele schon eine sehr gute Stimmung. Das übertrug sich auch auf den Platz.”

Die Siege in Frankreich und gegen die Niederlande änderten auch in Deutschland die Stimmung rund um die Nationalmannschaft grundlegend. “Im Fußball geht es manchmal sehr schnell: Vor zwei Spielen hatte gefühlt halb Deutschland keine Lust auf die EM. Jetzt spürt man, dass es jeder kaum erwarten kann, bis es losgeht. Die Leistungen in den Spielen haben auch gezeigt, dass einiges möglich ist”, sagt Koch. Gibt es nach 2006 ein neues Sommermärchen? “Ich glaube, dass es ein sehr besonderer Sommer in Deutschland werden kann. Auch wenn die vergangenen Turniere weniger erfolgreich verliefen, gehört Deutschland immer zu den Favoriten.”

Lesen Sie im kicker-Interview der Donnerstagsausgabe oder schon Mittwochabend im eMagazine außerdem, was Koch über das kommende Auswärtsspiel in München und das Duell mit Harry Kane denkt, wie er auf sein erstes Jahr bei der Eintracht blickt und warum er zwar vorangehen will, aber niemanden aufwecken muss. Außerdem spricht er darüber, was das bevorstehende Karriereende der Identifikationsfiguren Makoto Hasebe und Sebastian Rode bedeutet, und er erklärt, wie er Frankfurts Sturmhoffnung Hugo Ekitiké einschätzt.

Julian Franzke

“Es gibt Leute, die pfeifen wollen”: Chandler scherzt und warnt

Routinier hat “schon einige Kilometer drauf” 24.04.2024

“Es gibt Leute, die pfeifen wollen”: Chandler scherzt und warnt

2:05Eintracht Frankfurt muss am Samstag beim FC Bayern antreten. Timothy Chandler sprach auf der Pressekonferenz am Mittwoch Klartext, wie man gegen die Münchner spielen muss und warum es keine Rechenspiele gibt, in der SGE-Kabine.

Chandler versteht Kritik: “Die Pfiffe muss man einfach mal akzeptieren”

Mit erfrischender Offenheit spricht Timothy Chandler über die schwierige Saison der Eintracht und die Kritik von außen. Dabei zeigt er auch Verständnis für die Pfiffe der Fans. Zudem lässt er durchklingen, dass Trainer Dino Toppmöller umdenken muss.

Bezog mit ungeschminkten Worte Stellung zur Lage in Frankfurt:  Timothy Chandler.

Bezog mit ungeschminkten Worte Stellung zur Lage in Frankfurt:  Timothy Chandler.

IMAGO/osnapix

Als die Eintracht im vergangenen Heimspiel gegen Augsburg 0:1 zur Pause zurücklag, begleitete die Mannschaft auf dem Weg in die Kabine ein Pfeifkonzert. “Ich kann es nicht nachvollziehen”, sagte Torhüter Kevin Trapp hinterher. Eintracht-Urgestein Timothy Chandler zeigt hingegen Verständnis für den Unmut von den Rängen.

Pfiffe haben “in den Köpfen etwas bewegt”

“Die Pfiffe muss man einfach auch mal akzeptieren – und eher dagegen arbeiten. Das haben wir in der zweiten Hälfte gemacht, und dann haben sie auch wieder geklatscht. Ich sehe nicht alles so negativ. Die Leute können ihre Meinung äußern. Wichtig ist, wie man damit umgeht”, sagt Chandler. Er glaubt sogar, dass die Pfiffe “in den Köpfen etwas bewegt” haben. “In der Halbzeit haben wir gesagt: Das geht nicht, wir müssen etwas anderes zeigen”, erzählt Chandler.

In der Tat spielte die Mannschaft danach mit mehr Herz, drehte das Spiel, gewann mit 3:1 und wurde von den Rängen lautstark gefeiert. In den vergangenen Jahren hätte die Eintracht gerade in den am Abend stattfindenden Heimspielen “immer die Hütte abgebrannt”, betont Chandler. Was er meint: Es zeichnete die Mannschaft aus, dass sie mit großen Emotionen spielte und auf diese Weise nicht selten über sich hinauswuchs.

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Der 34-Jährige ist überzeugt, dass das auch weiterhin die Basis sein muss. Exemplarisch führt er eine Szene an, in der Neuzugang Hugo Ekitiké gegen Augsburg einen verlorengegangenen Ball zurückeroberte: “Das sind die Emotionen, mit denen wir in den letzten Jahren etwas aufgebaut haben, von denen wir gelebt und die uns so erfolgreich gemacht haben. Diese Grundsätze müssen wir bei allen Entwicklungen beibehalten, wir dürfen sie niemals verlieren”, betont Chandler.

Das müsse auch den Neuzugängen erklärt werden. Weise Worte. Denn insbesondere an den lethargischen Auftritten entzündete sich in dieser Saison oft die Kritik.

“Vielen hat die Leidenschaft gefehlt”

Das weiß auch Chandler. “Es ist ja nicht so, dass ich Eintracht Frankfurt nur hier am Campus lebe. Ich kenne sehr viele Eintracht-Fans und Leute aus der Kurve, bin viel unterwegs. Vielen hat einfach die Leidenschaft, der Ball nach vorne oder auch der gewisse Zweikampf gefehlt”, erzählt der frühere US-Nationalspieler.

Das sei den Anhängern im Stadion “auf den Sack gegangen”. Genau deshalb dürfe die Eintracht nicht das “wegwerfen”, was sie in den vergangenen Jahren erfolgreich gemacht habe. Gegen Augsburg sei die Reaktion der Mannschaft in der zweiten Hälfte “überragend” gewesen, meint Chandler, “wie wir da rausgekommen sind und uns auch in die Zweikämpfe geworfen haben”.

Auch für Dino Toppmöller, der erstmals als Cheftrainer in einer großen Liga arbeitet, sei das “ein Lernprozess”. Auf den Coach prassele in Frankfurt viel ein. Chandler erklärt: “Das ist ja auch nicht immer so leicht, wenn man einen Plan hat und vielleicht merkt, dass er nicht so ganz funktioniert.” Ungeschminkte Worte, die im Profifußball heutzutage selten sind. Dabei liegt es auf der Hand, dass Toppmöller in Frankfurt nur dann reüssieren wird, wenn er sich der DNA des Klubs anpasst – und nicht umgekehrt.

Einmal Adler, immer Adler

Chandler wird definitiv langfristig bei der Eintracht bleiben, erst kürzlich verlängerte er seinen auslaufenden Vertrag bis 2025. Die Kritik, die vor allem in den sozialen Netzwerken auch auf ihn seit Jahren einprasselt, lässt ihn kalt: “Ich sage immer zu meiner Frau: Wenn es danach gehen würde, was die Leute da reinschreiben, hätte ich schon vor zehn Jahren mit dem Fußball aufhören müssen.”

Wie lange er seine aktive Karriere fortsetzen will, kann er nicht genau beziffern. Aber er erklärt: “Solange ich Woche für Woche ohne Schmerzen auf dem Trainingsplatz stehen kann, ich fit bin und mich gut fühle, solange will ich Fußball spielen – am besten natürlich bei Eintracht Frankfurt. Danach werde ich auf jeden Fall bei der Eintracht bleiben. Das weiß ich schon.”

Offen ist noch, in welcher Position das sein wird. Klar ist: Die Eintracht ohne ihre immer zu Späßen aufgelegte Frohnatur Chandler kann und will sich niemand vorstellen.

Julian Franzke