Nochmal 250-Kramaric-Spiele? “Andrej entscheidet”

Das 250. Bundesligaspiel von Andrej Kramaric wäre beinahe in die Hose gegangen – doch am Ende konterte Anton Stach den Last-Minute-Ausgleich der Mönchengladbacher mit dem 4:3-Siegtreffer, sodass der Kroate sein Jubiläum genießen konnte. Den Fans machte er später Hoffnung auf einen Verbleib bis zur sportlichen Rente.

“Ich kann noch 250 Spiele mehr machen”: Andrej Kramaric.

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“Eine super Show für die Fans im Stadion”, hatte Kramaric nach eigenem Bekunden gesehen und dem war angesichts sieben Toren, darunter sehenswerte Weitschusstreffer von Ozan Kabak und Grischa Prömel, schwerlich zu widersprechen. Genausowenig wie der Gesamtanalyse des wahrscheinlich besten Individualisten der TSG Hoffenheim: “Ich glaube, wir haben den Sieg verdient, wir waren über 90 Minuten die bessere Mannschaft, außer in den zehn Minuten vom 3:1 zum 3:3.” In der Tat hatte es die Elf von Trainer Pellegrino Matarazzo lange verstanden, mit hohem Anlaufen die Borussen zu dominieren und deren spielstarkes Zentrum um Julian Weigl aus der Partie zu nehmen. Allerdings hatte die TSG nach dem 3:1 eben auch mal wieder den Fokus verloren, was beinahe zur Riesenenttäuschung geführt hätte. Dass es nicht so kam, lag am dilettantischen Verteidigen der Gäste, der Übersicht von Ihlas Bebou und dem kühlen Kopf von Siegtorschütze Stach.

Das Gefühl ist: Ich kann noch 250 Spiele mehr machen.

Andrej Kramaric

Im Rennen um die Conference League ein wichtiger Sieg, die Europa League hat Kramaric ohnehin schon abgeschrieben: “Sechs Punkte sind zu weit weg. Wir wollen vor Augsburg oder Freiburg sein, Siebter oder Achter. Ich hoffe darauf, nächstes Jahr europäisch zu spielen.” Es wäre laut aktuellem Vertrag das vorerst letzte Jahr des 32-Jährigen im Kraichgau, der in seinem Jubiläumsspiel selbst einen Assist beisteuerte und unterstrich: “Das Gefühl ist: Ich kann noch 250 Spiele mehr machen.”

Dass er die besondere Verbundenheit mit seinem Klub unterstrich, ist dem Offensivallrounder durchaus abzunehmen, angesichts seiner Fähigkeiten wird es ihm in den vergangenen Jahren nicht gemangelt haben an reizvollen Offerten. Zudem hob Kramaric neben Anhängern und Mitarbeitern auch den amtierenden Sportgeschäftsführer, dessen Zukunft ungewiss ist, hervor: “Ohne Alex Rosen wäre das nicht möglich, wegen ihm fühle ich mich hier wie zu Hause. Nach 250 Spielen muss ich auch den Fans Danke sagen, ohne Unterstützung geht es nicht, im Leben und im Fußball.”

Kramaric kann “selbst entscheiden, wie lange er bleiben möchte”

Dass es keiner Charmeoffensive gegenüber dem Management bedarf für ein neues Arbeitspapier beim Bundesliga-Achten, weiß Kramaric selbst. Das versicherte auch der von Rosen in die sportliche Leitung geholte Pirmin Schwegler mit einem Lächeln: “Er darf gerne nochmal 250 Spiele machen, wenn er wirklich so lange spielen will.” Nun, der Direktor Profifußball hätte es doch ein Stück weit mit in der Hand mit einem neuen Kontrakt?

“Ich glaube, Andrej entscheidet, wann er die Geschichte hier beenden will”, antwortete der 37-Jährige, der selbst noch zwischen Januar 2016 und Sommer 2017 mit Kramaric im TSG-Kader stand, und ergänzte: “Aber davon sind wir noch ein Stück weit entfernt. Da muss von uns kein Zeichen kommen. Andrej weiß, dass er hier, glaube ich, sogar selbst entscheiden kann, wie lange er bleiben möchte.” Das klingt dann fast schon nach Rentenvertrag für die “Legende” (O-Ton Schwegler).

Benni Hofmann

Prömel: “Trotzdem ist es kein cooles Gefühl”

Man könnte meinen, dass in Hoffenheim nach dem 4:3-Spektakel gegen Gladbach eitel Sonnenschein herrscht. Doch das war nicht der Fall, zu sehr drückte ein Problem auf die Stimmung.

Er traf, siegte und übte Kritik: Grischa Prömel.

Er traf, siegte und übte Kritik: Grischa Prömel.

IMAGO/Jan Huebner

Platz sieben könnte in diesem Jahr reich, um in der kommenden Saison international zu spielen – und Platz sieben scheint für die TSG Hoffenheim auch erreichbar, immerhin ist man punktgleich mit dem FC Augsburg, der aber die bessere Tordifferenz hat. Und da liegt der Hund begraben, denn die Kraichgauer haben ein gewichtiges Defensivproblem.

Gegen Gladbach gewann man zwar ein wildes Spiel mit 4:3, doch am Ende waren es eben wieder drei Gegentore, die man schlucken musste. “Für den neutralen Zuschauer oder für die Fans ist das 4:3 wie aus dem Drehbuch”, gab Grischa Prömel nach Abpfiff am Sky-Mikrofon zu und betonte zugleich: “Aber man kann nicht in jedem Spiel vier Tore schießen, um drei Punkte mitzunehmen.”

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In der Tat ist die Abwehr ein Problem in Hoffenheim, das schon 60 Gegentore kassiert hat – nur Schlusslicht Darmstadt ist schlechter (72); Bochum und Gladbach haben ebenfalls 60. “Das ist die Baustelle, die uns unfassbar nervt, wo wir von Woche zu Woche probieren, besser zu werden, aber irgendwie kriegen wir es zurzeit nicht hin”, gab Prömel zu und merkte mit Blick auf den Auftritt gegen die Borussia an, dass man “ein unfassbar gutes Spiel” gemacht habe: “Wir spielen sehr dominant, investieren unglaublich viel, aber kriegen die Gegentore einfach zu leicht. Es ist einfach traurig, dass wir das so aus der Hand gegeben haben.”

Prömels Forderung

“Das zieht sich durch die Saison”, weiß der 29-Jährige und forderte, dass “man besser, abgeklärter und fokussierter” auftreten müsse. Der Mittelfeldmann kritisierte dabei auch einen ganz bestimmten Punkt. “Auch wenn wir gerade am Drücker sind und offensiv viel investieren, kann nicht jeder das Gefühl haben, dass er das entscheidende Tor macht. Es müssen auch ein paar defensiv denkende Spieler auf dem Platz sein, die an die Konterabsicherung denken und vielleicht auch mal ein cleveres Foul ziehen.”

Gerade in hektischen Phasen sei es wichtig, dass “wir Ruhe reinkriegen. Wir dürften uns nicht anstecken lassen, müssen auch mal in Ballbesitzphasen kommen und das Spiel kontrollieren.” Genau das sei in der Schlussphase gegen Gladbach aber nicht der Fall gewesen, vielmehr habe man Glück gehabt, dass man das 4:3 gemacht hat. Der Sieg sei “wahrscheinlich schon verdient, aber trotzdem ist es kein cooles Gefühl”, gab Prömel zu, freute sich zugleich aber auch über den Sieg: “Wir haben drei Punkte und sind erstmal happy.”

Matarazzo spricht von “keiner angenehmen Woche”

Den Blick nach vorne zu richten fiel Pellegrino Matarazzo in dieser Woche schwer. Der Stachel vom 1:4 in Mainz saß beim Trainer der TSG Hoffenheim nach wie vor tief.

Pellegrino Matarazzo muss gegen Gladbach weiterhin auf Dennis Geiger verzichten.

Pellegrino Matarazzo muss gegen Gladbach weiterhin auf Dennis Geiger verzichten.

IMAGO/foto2press

“Das Spiel tut nach wie vor weh. Den Schmerz in die Trainingswoche mit reinzubringen ist richtig und wichtig. Wir haben in ihre Stärken gespielt. Wenn wir nach vorne hätten spielen können, haben wir zum Torwart gespielt und sie eingeladen, höher zu pressen”, kritisierte der 46-Jährige auch noch fünf Tage nach der Pleite und zwei Tage vor dem Duell mit Borussia Mönchengladbach an diesem Samstag (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker.de) den Auftritt bei den Rheinhessen, der den Kraichgauern nach dem so wichtigen 3:1 gegen den FC Augsburg eine Woche zuvor gefühlt sämtliche Euphorie wieder raubte. “Wie wir gegen Mainz performt haben, das geht nicht in der Bundesliga”, legt Matarazzo nach und berichtet von “keiner angenehmen Woche für alle. Vielleicht war das genau richtig”, hofft der Coach, der zugleich aber unterstreicht: “Die Mannschaft ist immer wieder aufgestanden nach Rückschlägen.” Das gilt für die Vorsaison, wo Matarazzo mitten im Abstiegskampf mit fünf Niederlagen in Serie einen denkbar schlechten Einstand feierte. Und das gilt auch für die aktuelle Spielzeit, in der ein längeres Tief im Winter die TSG beschäftigte.

Wie wir gegen Mainz performt haben, das geht nicht in der Bundesliga.

Pellegrino Matarazzo

Gebrochen haben es die Hoffenheimer mit dem überraschenden 3:2 bei Borussia Dortmund, dem ein 2:1 gegen Werder Bremen folgte. Dann der erneute Knick: ein ganz schwacher Auftritt in Frankfurt (1:3) und Chancenlosigkeit gegen einen an diesem Tag aber auch formidablen VfB Stuttgart (0:3). Auf und Ab, so lautet das Programm in Hoffenheim derzeit. “Diese Inkonstanz gehört zur Mannschaft”, weiß Matarazzo, “aber sie gehört zu fast allen Mannschaften der Liga, außer vielleicht zwei, drei Teams.” Für seine Elf gehe es darum, zu lernen, mit allen Situationen eines Spiels umzugehen. “Wir lassen uns zu oft aus der Balance bringen”, hat der Italo-Amerikaner erkannt.

Ruhe zu behalten und dennoch den Fokus nicht zu verlieren, bei solchen Dingen sind die Führungskräfte gefragt, weniger die Jungen – doch ausgerechnet die wie Maxi Beier, Umut Tohumcu oder Tim Drexler wirkten zuletzt in komplizierten Phasen stabiler als die vermeintlichen Leitfiguren. Matarazzo hat offenbar eine gewisse Eigenart im Kader ausgemacht, anders lassen sich seine folgenden Worte kaum erklären: “Den Gruppencharakter zu verändern, braucht Zeit. Während einer Saison ist der Prozess sehr langsam. Den größten Hebel hat man in den Pausen, wenn man auch Transfers tätigen kann.”

Geiger muss auch gegen Gladbach passen

Den Hebel angesetzt haben aber wird Matarazzo auch in der Trainingswoche, um mehr Feuer als gegen Mainz in die Truppe zu bringen. Dass ausgerechnet der giftige Dennis Geiger (Adduktorenprobleme) gegen die Elf vom Niederrhein fehlen wird, ist vor dem Hintergrund fehlender Emotionalität zuletzt ärgerlich für die TSG. Neben dem Mittelfeldmann fallen noch die Langzeitverletzten Mergim Berisha und Marco John sowie fällt Stanley Nsoki (Hüftprobleme) aus.

Benni Hofmann

Rosens Zukunft hängt vom Saisonfinale ab – Schicker im Fokus der TSG

Wie sieht die Führung der Zukunft aus bei der TSG Hoffenheim? Das wird auch davon abhängen, ob den Kraichgauern im Saisonendspurt die Qualifikation für das internationale Geschäft gelingt.

Sportgeschäftsführer: Alexander Rosen (TSG Hoffenheim) und Andreas Schicker (Sturm Graz).

Sportgeschäftsführer: Alexander Rosen (TSG Hoffenheim) und Andreas Schicker (Sturm Graz).

imago images (2)

Am vergangenen Wochenende jedenfalls hat die Elf von Trainer Pellegrino Matarazzo ihre Chancen verschlechtert mit einem desaströsen 1:4 bei Mainz 05. Nur sechs Tage nach dem so wichtigen 3:1-Erfolg gegen den direkten Konkurrenten FC Augsburg war die TSG nicht wiederzuerkennen und fiel im Rennen um die europäischen Ränge auf Tabellenplatz neun zurück – wobei sowohl der FCA als auch der SC Freiburg (je drei Punkte mehr) und Eintracht Frankfurt als Sechster (sechs Punkte mehr) längst nicht uneinholbar vorne liegen. Vor dem Duell mit Borussia Mönchengladbach an diesem Samstag (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) steht Hoffenheim dennoch ein Stück weit unter Zugzwang nach der Niederlage in Mainz.

Zwar sprach Sportgeschäftsführer Alexander Rosen jüngst davon, dass man keinesfalls Druck habe, sondern es nach der vom Abstiegskampf geprägten Vorsaison eher als positive Herausforderung empfinde, um Europa mitzuspielen: “Das Schöne ist, wenn man darum spielen darf, nicht wenn man muss. Das ist ein Unterschied, wir sind kein etablierter Top-Sechs-Klub, der da reinkommen muss.”

Nichtsdestotrotz hängt nach kicker-Informationen auch Rosens Zukunft trotz bis 2025 laufenden Vertrags von dem finalen Ausgang dieser Spielzeit ab, vor der nach dem Verkauf von Leistungsträger Christoph Baumgartner (RB Leipzig) kräftig investiert wurde in Mergim Berisha (FCA), Attila Szalai (Fenerbahce) und Anton Stach (Mainz 05). In der Gesamtbewertung wird es dabei eine Rolle spielen, ob den Kraichgauern die Qualifikation fürs internationale Geschäft gelingt.

Interesse an Schicker

Dazu passt, dass nun erstmals ein konkreter Name als potenzieller Nachfolger auftaucht im Umfeld des Klubs, nämlich der von Andreas Schicker. Der 37-Jährige soll nach kicker-Informationen das Interesse der Hoffenheimer auf sich gezogen haben für den Fall einer Trennung von Rosen. Die TSG wäre nicht der erste Bundesligist, der auf Schickers gute Arbeit als Sportgeschäftsführer bei Sturm Graz aufmerksam geworden ist. Sowohl Werder Bremen (als Nachfolger für Frank Baumann) als auch Darmstadt 98 (als Nachfolger für Carsten Wehlmann) hatten den Österreicher im Auge, es kam allerdings jeweils anders. Schicker arbeitet seit 2018 in der Steiermark, zunächst als Chefscout, seit 2020 als Sportgeschäftsführer. Aktuell liegt Sturm in der Meistergruppe auf Rang 2 und steht im österreichischen Pokalfinale gegen Rapid Wien. Sein Vertrag in Graz ist bis 2026 datiert.

Benni Hofmann

TSG: Sieben Millionen stehen im Feuer

Nur noch gut ein Jahr lang läuft die strategische Partnerschaft zwischen der TSG Hoffenheim und der Schwarz-Gruppe, zu der unter anderem die Discounter-Giganten Lidl und Kaufland gehören. Dem Vernehmen nach soll die Fortführung des Engagements des Milliarden-Unternehmens auf der Kippe stehen.

Auf der Kippe? Die Hoffenheimer PreZero-Arena könnte ihren Namensgeber verlieren.

Auf der Kippe? Die Hoffenheimer PreZero-Arena könnte ihren Namensgeber verlieren.

IMAGO/Michael Weber

Für die Kraichgauer wäre das ein herber Schlag ins Kontor, schließlich stellt die Heilbronner Firmengruppe mit Pre-Zero seit 2019 nicht nur den Namensgeber der Sinsheimer Arena, sondern taucht mittlerweile mit mehreren Töchtern im Werbeumfeld der TSG auf. So etwa mit der Getränkemarke Saskia, dem hauseigenen Cloud-Dienstleister Stack-IT – und dem Cybersicherheits-Anbieter XM Cyber, den die Schwarz-Gruppe im November 2021 übernommen hatte. Und genau in diesem Bereich soll einer der Hintergründe liegen, weswegen es zuletzt Ärger gegeben haben soll.

TSG im Interessenskonflikt zweier Cybersicherheits-Dienstleister

Seit Anfang 2023 bezieht die TSG Leistungen der Stack-IT und von XM Cyber. “Dafür wurden entsprechende Verträge, die auch Werbeleistungen inkludieren, geschlossen”, teilt der Bundesliga-Neunte mit. Parallel unterhalten die Hoffenheimer seit Februar 2024 eine Partnerschaft mit einem weiteren Cybersicherheits-Dienstleister. Dazu gab es im Klubmagazin “Spielfeld”, in dem auch die Stack-IT und XM Cyber mit Anzeigen werben, ein ganzseitiges Interview mit einem für das Thema IT-Sicherheit zuständigen Direktor der TSG, das als Advertorial gekennzeichnet war.

Anzeigen hier, eine im Gewand eines redaktionellen Beitrags daherkommende Annonce mit Lobesworten für den anderen Dienstleister da – das soll dem Vernehmen nach nicht besonders gut angekommen sein bei der Schwarz-Gruppe. In der Folge, so berichten es mehrere Mitarbeiter respektive dem Bundesligisten nahestehende Personen, sollen bei Heimspielen die Logen und Business-Seat-Kontingente der Heilbronner zuletzt kaum bis gar nicht genutzt worden sein. Gekündigt allerdings wurden sie nicht, erklärt die TSG auf Nachfrage.

Schwarz-Gruppe äußert sich nicht

Die Schwarz-Gruppe gibt sich schmallippig. XM Cyber möchte nicht über die Partnerschaft mit Hoffenheim sprechen. Die Konzern-Mutter beantwortete Mitte März konkrete Fragen – ob sie ihre Business-Seat-Kontingente gegen Union Berlin (17. Februar) und Werder Bremen (3. März) größtenteils nicht ausgeschöpft habe und ob es stimme, dass sie wegen der Sache mit dem Konkurrenzdienstleister von XM Cyber darüber nachdenke, die Partnerschaften ihrer Töchter mit der TSG zum jeweils nächstmöglichen Zeitpunkt auslaufen zu lassen – lediglich mit dem Allgemeinplatz: “Wir äußern uns grundsätzlich nicht zu den Aktivitäten unserer Partner in Bezug auf Dritte. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir darüber hinaus weiterhin keine Angaben zu Vertragsinhalten und zur künftigen Vertragsgestaltung machen.”

Bei der TSG heißt es zu der Frage, ob denn bereits ein Austausch über eine Verlängerung der 2025 endenden Partnerschaft mit Stadionnamensgeber Pre-Zero stattgefunden habe: “Wir sind mit unseren Partnern nahezu täglich in einem engen und konstruktiven Austausch. Über Details von Vertragsgesprächen können wir uns nicht äußern.” Hinter der Kulissen versucht man, die Situation zu klären, was in das Ressort des für Sponsoring zuständigen Geschäftsführers Denni Strich fällt. Nach kicker-Informationen soll dabei auch TSG-Beiratsmitglied Gerhard Oswald um Vermittlung gebeten worden sein, nicht zuletzt, weil der SAP-Aufsichtsrat mit einem führenden Schwarz-Mitarbeiter in einer KI-Initiative sitzt. Zuletzt soll immerhin ein wenig Entspannung eingekehrt sein.

Es geht um eine erhebliche Summe für die TSG

Was das für die Zukunft des Milliardenkonzerns als TSG-Partner bedeutet? Unklar, genauso wie die Tatsache, dass sich die Schwarz-Gruppe seit Juli 2023 mit exakt den Töchtern, die auch in Hoffenheim im Portfolio sind, beim Branchenprimus FC Bayern engagiert. Insider beziffern das Sponsoring der Heilbronner auf etwa sieben Millionen Euro pro Saison. Eine für einen mittelgroßen Bundesligisten erhebliche Summe, die da im Feuer steht.

Benni Hofmann

Stach sieht “eine Menge Qualität” – die Frage ist nur wo?

Einen unrühmlichen Vereinsrekord aus der Saison 2013/14 hat die TSG Hoffenheim mit dem 1:4 in Mainz eingestellt, seit nunmehr 24 Spielen wartet sie auf eine Partie ohne Gegentor. Schwer zu glauben angesichts der Tatsache, dass sie zuletzt besonders in Defensivkräfte investierte – aber wahr.

“Wir lassen einfach zu viel zu.” Anton Stach kassierte mit der TSG schon 57 Gegentreffer.

IMAGO/TSG 1899 Hoffenheim

Sowohl im Sommer 2022 (Ozan Kabak, Stanley Nsoki) als auch 2023 (Attila Szalai) wurden jeweils zweistellige Millionenbeträge in Innenverteidiger gesteckt, dazu kam im Januar 2023 eine günstige “Notnachbesserung” mit John Anthony Brooks sowie im Januar 2024 die Leihe von Linksverteidiger David Jurasek.

Alles große Namen, entsprechend müsste es schon so sein, wie es Anton Stach skizziert: “Wir haben eine Menge Qualität in der Abwehr.” Zu sehen aber ist davon nichts. Bis auf Brooks und mit Abstrichen Kabak floppten die defensiven Nachbesserungen. Der zuletzt von Trainer Pellegrino Matarazzo immer wieder gelobte Jurasek mag nach vorne großes Potenzial haben, nach hinten aber agiert der Tscheche ohne Biss, leichtfertig und taktisch ähnlich unbedarft wie phasenweise Nsoki.

Wir lassen einfach zu viel zu.

Anton Stach

Das Resultat ist bedenklich: Mit nunmehr 57 Gegentreffern stellt die TSG die drittschlechteste Abwehrreihe der Bundesliga – nicht auszudenken, würde Oliver Baumann nicht eine konstant starke Runde spielen, der Schlussmann verhinderte oftmals Schlimmeres in dieser Saison.

Natürlich liegt es nicht allein an der Dreier- respektive Fünferreihe, wenn eine Mannschaft ein Gegentor ums andere fängt, sondern am Gesamtverhalten des Teams. Doch was sagt es aus, wenn etwa Stach wie nach der Pleite in Mainz fordert: “Wir müssen daran arbeiten, uns immer reinzuhauen, damit es immer schwer wird, gegen uns zu Torchancen zu kommen. Wir lassen einfach zu viel zu.” Das impliziert im Endeffekt, dass sich diese Hoffenheimer Truppe eben nicht immer voll reinhaut – auch wenn der 25-Jährige das sicherlich nicht so gemeint haben wird.

Unabhängig vom Trainer: Abwehrprobleme bleiben im Kraichgau

Aber ein bisschen was könnte dran sein an der These. Defensivpersonal ausgetauscht, Trainer ausgetauscht von Alfred Schreuder über Sebastian Hoeneß und Andre Breitenreiter nun zu Matarazzo – nur die Probleme scheinen zu verbleiben im Kraichgau. Wo sich das Anspruchsdenken womöglich noch in der Nagelsmann-Ära befindet, der Personalaufwand aber fairerweise wohl die Realität abbildet, die im Niemandsland der Tabelle liegt mit dem aktuellen neunten Rang.

Die gute Nachricht aus Hoffenheimer Sicht: Im Schneckenrennen um die Plätze sechs und sieben (und womöglich den ebenfalls für Europa reichenden Rang acht) macht ein 1:4 nicht wirklich viel aus. Und auch eine Serie von 24 Partien mit mindestens einem Gegentreffer offenbar nicht.

Benni Hofmann

Matarazzo fehlen Herz und Härte: “Das ist talentfrei”

Das 1:4 bei Mainz 05 dürfte heftige Nachwirkungen haben bei der TSG Hoffenheim. Zumindest kündigte Pellegrino Matarazzo diese an, indem er mit seiner Mannschaft hart ins Gericht ging.

Schwer enttäuscht über Hoffenheims Leistung in Mainz: Pellegrino Matarazzo.

Schwer enttäuscht über Hoffenheims Leistung in Mainz: Pellegrino Matarazzo.

IMAGO/Nordphoto

“Ich bin sehr, sehr enttäuscht über unsere Leistung”, leitete der Trainer seine Spielanalyse auf der Pressekonferenz ein und fällte ein vernichtendes Urteil: “Wir waren nicht in der Lage, mit Mainz und deren Intensität zu konkurrieren. Da fehlten uns die Lösungen und die Entscheidungsfindung auf dem Platz, aber auch das Herz und die Intensität, zu verteidigen und sich im richtigen Moment durchzusetzen.” Allein diese Worte klingen nach Alarmsignal, weil fehlendes Herz und fehlende Intensität im Endeffekt grundlegende Elemente im Sport sind – egal ob nun professionell betrieben oder nicht – um dauerhaft erfolgreich zu sein.

Und dauerhafter Erfolg, also Konstanz, ist das große Manko dieser Hoffenheimer Truppe. Das ist sicherlich nicht erst so, seit Matarazzo auf der Bank sitzt, sondern seit Jahren. Entsprechend hart ging der Italo-Amerikaner mit seiner Elf ins Gericht: “Für mich ist das das Einfachste: Hart zu sein, intensiv zu sein. Das ist talentfrei. Mainz war in dieser Hinsicht einfach besser. Das ist sicher eine Frage des Profils, wir waren nicht am Maximum heute.”

Matarazzo kündigt  Aufarbeitung an

Die Tatsache, dass auch die TSG-Profis nichts an der Leistung beschönigten, ist immerhin ein kleiner Grund zur Hoffnung aus Hoffenheimer Sicht. Besonders heftig ins Kontor schlug Grischa Prömel bei TV-Sender Sky („von allem zu wenig“, “das reicht in der Bundesliga nicht”, “desaströs“). Matarazzo betrachtete es als nachvollziehbar, dass der Mittelfeldspieler mit sich und den Kollegen hart ins Gericht ging und pflichtete Prömel bei: „Gemäßigte Töne sind nach diesem Spiel nicht angebracht.” Zudem kündigte der 46-Jährige eine Aufarbeitung des Debakels von Mainz an: “Wir werden das nicht schnell abhaken können, wir gehen tief in die Wunde rein. Denn wenn wir aus diesem Spiel nicht lernen, werden wir auch künftig nicht in der Lage sein, gegen so einen Gegner zu gewinnen.”

Wer glaubte, das 3:1 gegen den FC Augsburg in der Vorwoche könne als Musterbeispiel für die TSG, der man im Prinzip seit Jahren bei aller fußballerischen Qualität fehlende Resilienz nachsagt, gegen unangenehme Kontrahenten dienen, sieht sich getäuscht. Und sollte im Rückblick den Dreier gegen die bayerischen Schwaben nicht überhöhen. Denn diese waren 30 Minuten lang quasi nicht auf dem Platz. Ähnlich wie die TSG Hoffenheim in Durchgang zwei am Samstag in Mainz …

Benni Hofmann

Hoffenheim und das lange Warten aufs zu null: “… dann kommt es von alleine”

Letztmals am 23. September 2023, beim 2:0 beim 1. FC Union, stand bei der TSG Hoffenheim die defensive Null. Pellegrino Matarazzo sieht Anzeichen dafür, dass seine Schützlinge diesen Bann bald brechen werden.

Blieb zuletzt im September ohne Gegentor: Oliver Baumann.

Blieb zuletzt im September ohne Gegentor: Oliver Baumann.

IMAGO/foto2press

“Ich hatte in den letzten zwei Spielen das Gefühl, dass alle Spieler bereit waren, das Tor zu verteidigen. Das ist der erste Schritt”, beschreibt der Trainer die jüngste Entwicklung seiner Elf nach dem 1:2 bei Bayer Leverkusen und dem 3:1 gegen den FC Augsburg.

In der Tat wirkten die Kraichgauer vor allem gegen den FCA defensiv wesentlich stabiler als noch in den Wochen zuvor. Insofern wird es spannend zu sehen sein, wen Matarazzo am Samstag in Mainz (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker.de) in der Dreierreihe hinten aufbietet.

Sie haben mit ihrem Trainer zu alten Stärken zurückgefunden.

Pellegrino Matarazzo

Wie zuletzt Ozan Kabak, der gegen Augsburg angeschlagen vom Feld musste, aber fürs Wochenende fit ist, Florian Grillitsch und Tim Drexler? Oder auch den eingewechselten John Anthony Brooks, der gegen den FCA in der Schlussphase massiv stabilisierte? Übermäßigen Fokus auf das lange Ausbleiben einer “weißen Weste” für Keeper Oliver Baumann will der Coach ins gesamt allerdings nicht legen: “Vielleicht ist es wichtiger, das nicht mehr zu thematisieren, dann kommt das von alleine.”

Definitiv nicht von alleine kommen werden die Punkte aus Rheinhessen. Matarazzo imponiert, wie sich die Nullfünfer gerade aus dem Abstiegssumpf ziehen: “Sie haben mit ihrem Trainer zu alten Stärken zurückgefunden, sie spielen intensiv, das ganze Umfeld ist emotionalisiert. Das kommt auf uns zu. Sie kommen mit dem Messer zwischen den Zähnen auf den Platz. Darauf müssen wir vorbereitet sein.”

Am Samstag ist die Frage der Resilienz entscheidend

Vor allem die Frage der Resilienz dürfte am Samstag entscheidend sein, eigentlich eine Kategorie, die der TSG nicht immer schmeckt. Allerdings: Dass sie gegen eine ebenfalls – im positiven Sinne – unangenehm auftretende Mannschaft wie Augsburg vom Anpfiff weg dominierte und sich fußballerisch zunächst kaum beirren ließ, dürfte Matarazzo Mut machen.

“Es wird wichtig sein, sofort da zu sein”, unterstreicht der 46-Jährige, weiß aber auch, dass der offene Schlagabtausch dem Kontrahenten womöglich besser liegt als seiner Truppe: “Wenn wir die Möglichkeit haben, den Rhythmus während des Spiels zu steuern, dann tun wir das. Wenn nicht, geht es darum, dagegenzuhalten.” Gut für Matarazzo: Er kann personell quasi aus dem Vollen schöpfen, neben den Langzeitverletzten Mergim Berisha und Marco John (beide Kreuzbandriss) muss nur Stanley Nsoki wegen wiederkehrender Hüftprobleme sehr wahrscheinlich passen.

Benni Hofmann

Bei Skov riecht es nach Abschied

Satte 9 Millionen Euro an Sockelablöse hatte Robert Skov die TSG Hoffenheim im Sommer 2019 gekostet, mit Boni dürfte sich die Summe auf einen zweistelligen Millionenbetrag erhöht haben. Doch die Zeit des Dänen im Kraichgau endet wohl.

Die Zeit von Robert Skov bei der TSG Hoffenheim neigt sich dem Ende entgegen.

Die Zeit von Robert Skov bei der TSG Hoffenheim neigt sich dem Ende entgegen.

IMAGO/Nordphoto

Zumindest deutet sehr vieles darauf hin, dass mit Ablauf des im Sommer endenden Vertrags Skov und die TSG getrennte Wege gehen, nicht zuletzt die Tatsache, dass selbst David Jurasek an ihm vorbeigezogen ist in der Hierarchie. Und die Leihgabe von Benfica Lissabon, für die die TSG eine bis zu 12 Millionen Euro hohe Kaufoption ziehen könnte, hatte speziell defensiv nicht wirklich überzeugende Leistungen an den Tag gelegt. Dennoch hatte der Tscheche zuletzt dreimal den Vorzug vor Skov erhalten auf der linken Seite.

Dass Skov, einst als Torschützenkönig der dänischen Liga mit 29 Treffern verpflichtet, nie so recht den Durchbruch im Kraichgau geschafft hatte, liegt an mehreren Gründen. Einer davon: Die Rolle, mit der er den FC Kopenhagen 2018/19 zum Meistertitel in seinem Heimatland schoss, gibt es so nicht bei der TSG. Den Linksfüßer im rechten offensiven Mittelfeld, der nach innen zieht und abschließt, abgesichert in einem Viererkettensystem von einem Außenverteidiger. Und die gut gemeinte Umschulung von Ex-Trainer Alfred Schreuder zum Linksverteidiger beraubte Skov seiner größten Stärke: des Abschlusses. Elf Treffer in 111 Bundesligapartien sind für den Fuß eines Robert Skov eine zu geringe Quote.

Zuletzt hatte auch Pellegrino Matarazzo die Klasse des 27-Jährigen hervorgehoben, zugleich allerdings klar gesagt, dass Skov die Konstanz fehlt: “Robert Skov hat in der Vergangenheit gezeigt, dass er einen unfassbar guten linken Fuß hat, dass er in der Lage ist, auch Spiele zu entscheiden. Wenn er das regelmäßig auf den Platz bekommen würde, dann würde er einen richtig guten Schritt machen. Robert ist ein Spieler, wo es definitiv an der Konstanz liegt. Er hat alle Anlagen dazu, ein Top-Spieler zu sein.”

Nicht nur die Arbeitspapiere von Skov enden

Ob er das in Hoffenheim nochmal wird? Die Zweifel sind groß, obgleich Matarazzo seine Aussagen keinesfalls als Prognose für die Zukunft des Profis verstanden wissen will. Neben Skovs Vertrag enden im Sommer bei der TSG auch die die Arbeitspapiere von John Anthony Brooks, Kasim Adams und Luca Philipp sowie die der Leihgaben Jurasek und Wout Weghorst (FC Burnley).

Benni Hofmann

Beier, Bebou, Kramaric oder Weghorst? Matarazzos Qual der Wahl

Pünktlich zum Saisonendspurt kommen neben dem konstantesten Angreifer der TSG Hoffenheim, Maximilian Beier, auch die anderen Offensivkräfte in Schwung. Was Pellegrino Matarazzo vor eine komplizierte Aufgabe stellt.

TSG-Coach Pellegrino Matarazzo hat viele Optionen in Mainz.

TSG-Coach Pellegrino Matarazzo hat viele Optionen in Mainz.

IMAGO/Avanti

Denn er muss sich für zwei bis drei Angreifer entscheiden bis zum Samstag, wenn die Kraichgauer bei Mainz 05 gefordert sind (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker). Schließlich kommt es bei aller offensiven Qualität auch auf die richtige Balance an. Das hat das 3:1 gegen den FC Augsburg einmal mehr verdeutlicht. Nach der gelungenen Anfangsphase war es nämlich vornehmlich die geschlossene Defensivleistung, die ausschlaggebend war für den Dreier gegen den direkten Konkurrenten im Rennen um Europa. Das wird Matarazzo bedenken, wenn er seine Startelf für das Gastspiel in Rheinhessen zusammenstellt.

Beier dürfte als 13-Tore-Stürmer gesetzt sein, auch wenn der 21-Jährige gegen Augsburg in Sachen Offensivaktionen eher unter dem Rader lief. Zumal der Youngster sich als fleißiger Arbeiter und Anläufer bei gegnerischem Ballbesitz stets vorbildlich verhält. Dass Andrej Kramaric und Wout Weghorst ihre zwei respektive drei Monate dauernden Torflauten beendet haben, macht sie streng genommen eigentlich zu den beiden weiteren Verdächtigen in der offensiven Dreierreihe, wobei der Kroate hier eher von der Zehnerposition aus agiert. Denkbar wäre allerdings auch, Weghorst als Zielspieler ins Sturmzentrum zu setzen, flankiert von den schnellen Beier und Ihlas Bebou, der gegen Augsburg ebenfalls getroffen hatte. Der Charme dieser Option: Das durchaus gefürchtete Mainzer Mittelfeldpressing könnte die TSG so mit Chipbällen auf Weghorst umspielen und liefe weniger Gefahr, den Nullfünfern Umschaltszenen zu ermöglichen.

Matarazzo hat nicht nur offensiv viele Optionen

Doch ob Matarazzo Kramaric opfert? Seine Auswechslung am Sonntag goutierte der Kroate sichtlich nicht – überinterpretieren sollte man die Reaktion des 32-Jährigen jedoch keineswegs, der als ehrgeiziger Heißsporn gilt und am liebsten immer 90 Minuten auf dem Feld sein möchte. Taktisch jedenfalls war der Tausch gegen den defensiveren Umut Tohumcu in der 74. Minute nachvollziehbar, am Ende ging Matarazzos Plan auf. Eine weitere Option mit defensiverer Ausrichtung: Zwei Spitzen zu stellen und den dynamischen Anton Stach von der Doppelsechs auf die Zehn vorziehen, weil der Coach mit den zurückgekehrten Grischa Prömel und Dennis Geiger in der Schaltzentrale mittlerweile wieder auf ein großes Angebot zurückgreifen kann. Nicht nur offensiv also hat Matarazzo die Qual der Wahl.

Benni Hofmann