Stach sieht “eine Menge Qualität” – die Frage ist nur wo?

Einen unrühmlichen Vereinsrekord aus der Saison 2013/14 hat die TSG Hoffenheim mit dem 1:4 in Mainz eingestellt, seit nunmehr 24 Spielen wartet sie auf eine Partie ohne Gegentor. Schwer zu glauben angesichts der Tatsache, dass sie zuletzt besonders in Defensivkräfte investierte – aber wahr.

“Wir lassen einfach zu viel zu.” Anton Stach kassierte mit der TSG schon 57 Gegentreffer.

IMAGO/TSG 1899 Hoffenheim

Sowohl im Sommer 2022 (Ozan Kabak, Stanley Nsoki) als auch 2023 (Attila Szalai) wurden jeweils zweistellige Millionenbeträge in Innenverteidiger gesteckt, dazu kam im Januar 2023 eine günstige “Notnachbesserung” mit John Anthony Brooks sowie im Januar 2024 die Leihe von Linksverteidiger David Jurasek.

Alles große Namen, entsprechend müsste es schon so sein, wie es Anton Stach skizziert: “Wir haben eine Menge Qualität in der Abwehr.” Zu sehen aber ist davon nichts. Bis auf Brooks und mit Abstrichen Kabak floppten die defensiven Nachbesserungen. Der zuletzt von Trainer Pellegrino Matarazzo immer wieder gelobte Jurasek mag nach vorne großes Potenzial haben, nach hinten aber agiert der Tscheche ohne Biss, leichtfertig und taktisch ähnlich unbedarft wie phasenweise Nsoki.

Wir lassen einfach zu viel zu.

Anton Stach

Das Resultat ist bedenklich: Mit nunmehr 57 Gegentreffern stellt die TSG die drittschlechteste Abwehrreihe der Bundesliga – nicht auszudenken, würde Oliver Baumann nicht eine konstant starke Runde spielen, der Schlussmann verhinderte oftmals Schlimmeres in dieser Saison.

Natürlich liegt es nicht allein an der Dreier- respektive Fünferreihe, wenn eine Mannschaft ein Gegentor ums andere fängt, sondern am Gesamtverhalten des Teams. Doch was sagt es aus, wenn etwa Stach wie nach der Pleite in Mainz fordert: “Wir müssen daran arbeiten, uns immer reinzuhauen, damit es immer schwer wird, gegen uns zu Torchancen zu kommen. Wir lassen einfach zu viel zu.” Das impliziert im Endeffekt, dass sich diese Hoffenheimer Truppe eben nicht immer voll reinhaut – auch wenn der 25-Jährige das sicherlich nicht so gemeint haben wird.

Unabhängig vom Trainer: Abwehrprobleme bleiben im Kraichgau

Aber ein bisschen was könnte dran sein an der These. Defensivpersonal ausgetauscht, Trainer ausgetauscht von Alfred Schreuder über Sebastian Hoeneß und Andre Breitenreiter nun zu Matarazzo – nur die Probleme scheinen zu verbleiben im Kraichgau. Wo sich das Anspruchsdenken womöglich noch in der Nagelsmann-Ära befindet, der Personalaufwand aber fairerweise wohl die Realität abbildet, die im Niemandsland der Tabelle liegt mit dem aktuellen neunten Rang.

Die gute Nachricht aus Hoffenheimer Sicht: Im Schneckenrennen um die Plätze sechs und sieben (und womöglich den ebenfalls für Europa reichenden Rang acht) macht ein 1:4 nicht wirklich viel aus. Und auch eine Serie von 24 Partien mit mindestens einem Gegentreffer offenbar nicht.

Benni Hofmann