Köln im Saisonfinale ohne Waldschmidt – Bangen um Finkgräfe

Der 1. FC Köln darf nach dem 3:2 gegen Union Berlin weiter von der Relegation träumen. Einer, der bei der Mission Klassenerhalt nicht mehr helfen kann, ist Luca Waldschmidt. Auch Max Finkgräfe ist für das Saisonfinale fraglich.

Verletzten sich beim spektakulären 3:2 gegen Union Berlin: Luca Waldschmidt und Max Finkgräfe (v. li.).

Verletzten sich beim spektakulären 3:2 gegen Union Berlin: Luca Waldschmidt und Max Finkgräfe (v. li.).

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Der Schreck saß tief bei Luca Waldschmidt, den ein böser Tritt des Berliners Rani Khedira früh außer Gefecht setzte. Ausgerechnet die Stelle, an der das Wadenbein des Kölner Angreifers vor Monaten brach, wurde bei dieser rüden Attacke erneut in Mitleidenschaft gezogen. Mit welchen Konsequenzen, dies wird sich nach abschließenden Untersuchungen am Montag herausstellen. Klar ist nur, dass die Saison für die Leihgabe aus Wolfsburg gelaufen ist. Am kommenden Samstag in Heidenheim wird Waldschmidt auf keinen Fall für den FC spielen können.

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Ob dies auch für Max Finkgräfe gilt, bleibt abzuwarten. Der Linksverteidiger knickte kurz vor Schluss um, musste direkt nach dem Spiel behandelt werden. In seinem Fall hoffen die Kölner darauf, die Problematik mittels Physiotherapie und Schmerzmitteln in den Griff zu bekommen.

Rücken die Joker in die Startelf?

Waldschmidts Pech kann das Glück für Steffen Tigges bedeuten. Der Joker vom Samstag könnte in einem 4-2-3-1 als vorderste Spitze auflaufen, in einem 4-4-2 als Partner von Damion Downs. Zwei Zielspieler könnte einer zu viel sein? Nicht in jedem Fall. Denn gegen Heidenheim ist Körperlichkeit gefragt, wichtig ist die Präsenz im gegnerischen Strafraum. Deshalb dürfte Sargis Adamyan keine Alternative darstellen, der Angreifer war auch gegen Union keine Belebung, sein Zwischenhoch vor Wochen entsprang wohl doch nur einem Strohfeuer.

Sollte Finkgräfe pausieren müssen, dürfte dies eine Chance für Dominique Heintz bedeuten. Der 30-jährige ist in der Lage, die linke Bahn zu besetzen, er schlägt gute Flanke aus dem Halbfeld, kann mittels exakter Flugbälle die Seiten verlagern und ist bei Standards immer ein Faktor im gegnerischen Strafraum. Genau hier müssen die Kölner ansetzen, weil der Spielaufbau nach wie vor hakt. Und dass die Heidenheimer ihnen kurz vor Schluss einen Konter gönnen, wie die Berliner es machten, davon darf man nicht unbedingt ausgehen.

Frank Lußem

Frage der Woche: Schafft Köln noch den Klassenerhalt?

Unsere Frage der Woche …

Großer Jubel in Köln nach dem Tor zum 3:2.

Großer Jubel in Köln nach dem Tor zum 3:2.

IMAGO/pepphoto

Der 1. FC Köln hat gegen Union das Spiel ganz spät umgebogen und noch 3:2 gewonnen. Damit haben die Rheinländer den Abstieg vorerst abgewendet. Der direkte Klassenerhalt ist nicht mehr möglich, es geht nur noch um Relegationsrang 16. Bei noch einem offenen Spieltag beträgt der Rückstand auf die Eisernen drei Punkte und drei Tore.

Die Kölner brauchen also am letzten Spieltag einen Sieg in Heidenheim sowie eine Niederlage Unions gegen Freiburg. Zudem muss es mit der Tordifferenz dann aus FC-Sicht auch hinhauen. Schafft der Effzeh doch noch den Klassenerhalt über die Relegation? Stimmen Sie hier ab:

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Schultz frohlockt: “Kann einer der kuriosesten Klassenerhalte werden”

Auf dramatische Weise sprang der 1. FC Köln dem siebten Abstieg aus der Bundesliga in der Vereinsgeschichte vorerst noch einmal von der Schippe. Die Rheinländer erlebten auch im Anschluss eine Achterbahn der Gefühle.

Der Coach und sein Siegtorschütze: Die Kölner Timo Schultz (re.) und Damion Downs.

Der Coach und sein Siegtorschütze: Die Kölner Timo Schultz (re.) und Damion Downs.

IMAGO/Beautiful Sports

“Das ist gar nicht richtig zu greifen”, meinte Timo Hübers bei Sky nach der zwar alles andere als hochklassigen, aber gerade in der Schlussphase hochdramatischen Partie am Samstag. “Wir waren schon abgestiegen. Wir sind körperlich und mental am Ende. Jetzt haben wir wirklich ein Endspiel”, meinte der Kölner Abwehrspieler weiter, der den späten Anschlusstreffer seines Team zum 1:2 mit vorbereitet hatte.

“Das kann einer der kuriosesten Klassenerhalte werden, die es seit langer Zeit gegeben hat”, freute sich derweil der Kölner Trainer Timo Schultz. Nach dem entscheidenden 3:2 von Damion Downs in der Nachspielzeit sei er “froh” gewesen, “dass das Dach noch drauf ist”, meinte Schultz mit einem Lächeln: “Es war so laut, dass es fast hätte abheben können.”

Waldschmidt und Finkgräfe “haben kein gutes Gefühl”

Vor dem entscheidenden Spiel in Heidenheim am 34. Spieltag zeigte sich Schultz hoffnungsvoll. “Der Druck ist unglaublich hoch, aber die Mannschaft glaubt an sich”, meinte Schultz angesichts der Situation kämpferisch: “Wir werden nächste Woche gewinnen und dann schauen wir weiter.” Heidenheim befindet sich als derzeitiger Tabellenneunter noch im Kampf um das internationale Geschäft.

Über einen ersten kleinen Dämpfer nach dem erleichterten Siegesjubeln berichtete Schultz allerdings auch. Denn bis zu vier Spieler aus der Startelf vom Samstag werden in Heidenheim fehlen: Benno Schmitz und Denis Huseinbasic sahen gegen Union jeweils die fünfte Gelbe Karte der Saison und fehlen im entscheiden Spiel damit gesperrt.

Luca Waldschmidt – schon früh im Spiel nach einem Tritt von Rani Khedira in den Achillessehnenbereich – sowie Max Finkgräfe trugen womöglich folgenschwere Verletzungen davon. “Beide habe kein gutes Gefühl”, meinte Schultz, der hinzufügte: “Es scheint wieder eine verlustreiche Schlacht gewesen zu sein. Aber wir haben so viele Spieler, und alle brennen.”

Dortmunder Pleite in Mainz als Dämpfer

Der zweite Rückschlag in Sachen Klassenerhalt folgte für die Rheinländer bereits wenige Stunden später am Samstagabend. Denn aufgrund des klaren 3:0-Erfolgs des 1. FSV Mainz 05 gegen Champions-League-Finalist Borussia Dortmund kann der FC den Klassenerhalt nicht mehr direkt schaffen, so wie es noch nach dem Abpfiff der Partie gegen Union um etwa 17.30 Uhr möglich schien, sondern nur noch den Relegationsplatz 16 erreichen.

Dafür muss die Geißbockelf in Heidenheim gewinnen und gleichzeitig auf eine Niederlage der Eisernen hoffen, die zu Hause gegen den Tabellensiebten SC Freiburg antreten, der ebenfalls noch um die internationalen Plätze spielt.

Aufgrund der weniger erzielten Tore müssen die Kölner dabei in Sachen Tordifferenz (-29 im Vergleich zu Unions -26) zudem voraussichtlich – falls die Partie in Heidenheim nicht entsprechend torreich enden würde – vier Tore auf die Köpenicker aufholen. Dennoch: Anders, als es über weite Strecken im Spiel zwischen Köln und Union den Anschein hatte, ist “einer der kuriosesten Klassenerhalte” noch immer möglich. Er wäre dann nur noch ein Stück kurioser.

Kölns Statistik gegen Union: Bloß nicht hinschauen

Siegen oder scheitern – für keinen der in den Abstiegskampf involvierten Klubs gilt dies mehr als für den 1. FC Köln. “Es gibt nur einen Gang, und der geht nach vorne”, so ein fast kämpferisch wirkender Timo Schultz am Freitag vor “einem Endspiel, in dem man sich ein weiteres Endspiel erspielen” kann.

FC-Trainer Timo Schultz fordert vor dem letzten Heimspiel Mut von seinem Team.

FC-Trainer Timo Schultz fordert vor dem letzten Heimspiel Mut von seinem Team.

IMAGO/Beautiful Sports

Während Jeff Chabot seine Oberschenkelprobleme überwunden hat und auf jeden Fall auflaufen wird, muss Schultz auf Linksverteidiger Leart Paqarada ebenso verzichten wie auf Dejan Ljubicic, die sich mit Mandelproblemen herum schlugen und nicht spielfit sind, wenngleich beide Teile des Trainings wieder absolvieren konnten.

Bis auf dieses Duo und die Langzeitverletzten Davie Selke und Luca Kilian kann der Trainer aus dem Vollen schöpfen. Wenn auch, wie im Falle Mark Uth, nicht von Beginn an. Der von Verletzungen geplagte Offensiv-Allrounder musste wegen Krankheit ein paar Einheiten aussetzen. Schultz: „Er war auf einem guten Weg, das haben wir in Mainz gesehen. Er ist wieder im Training, aber für 100 Prozent reicht es noch nicht. Es ist für mich trotzdem ein gutes Gefühl, ihn auf der Bank zu wissen.”

Kessler: “Es ist die letzte Chance”

Mut und Intensität fordert der Trainer von seinem Team, logisch, es kann nur um drei Punkte gehen, da kann es kein Zaudern und kein Zögern mehr geben. Lizenzspielerchef Thomas Kessler verbreitet Optimismus: “Die Leistungen in den letzten beiden Spielen in Mainz und gegen Freiburg stimmen mich positiv. Wir haben gut gespielt, konnten die Begegnungen aber nicht für uns entscheiden. Das wollen wir morgen ändern. Es ist die letzte Chance, die müssen wir nutzen. Dass wir unsere Fans im Rücken haben, gibt uns zusätzliche Energie.”

Köln in den vergangenen vier Spielen torlos gegen Union

Worauf die Kölner verzichten sollten, ist der Blick in die Statistik. Denn sowohl gegen Union als auch gegen Heidenheim ist der FC in der Bundesliga sieglos. Schlimmer noch: In neun Duellen mit Union holte der FC nur zwei Punkte – beim 2:2 am 11. Spieltag 2021/22 sowie beim 0:0 am 23. Spieltag der Vorsaison. In den vergangenen vier Spielen gelang dem FC nicht ein Treffer gegen die Berliner.

Immerhin haben die Gäste eine ähnlich ausgeprägte Torschuss-Allergie wie die Kölner selbst: Der FC weist die schwächste Chancenverwertung auf (17,8 %), Union die zweitschwächste mit 21,6 %. Und nur die als Absteiger feststehenden Darmstädter erspielten sich weniger Chancen als Union (134) und Köln (135). Beide Teams haben dementsprechend den niedrigsten Expected-Goals-Wert, hinter Darmstadt (31,8) folgen Köln (34,6) und Union (36,5). In Worte gefasst: Ein Tor-Festival sollte niemand erwarten am Samstag, es dürfte eine zähe Angelegenheit werden.

Frank Lußem

Satte Strafe für Köln – und ein besorgniserregender Trend

Der 1. FC Köln muss wegen unsportlichen Verhaltens seiner Anhänger tief in die Tasche greifen. Ein ligaweit besorgniserregender Trend setzt sich also fort. DFB-Präsident Bernd Neuendorf sprach nun auch darüber, wie man dem entgegenwirken möchte.

Das bunte Bild täuschte: Kölner Fans benahmen sich gegen Hoffenheim daneben.

Das bunte Bild täuschte: Kölner Fans benahmen sich gegen Hoffenheim daneben.

IMAGO/Jan Huebner

Der 1. FC Köln steht vor dem Abstieg in die 2. Liga – und erhielt nun auch noch eine unerwartete Rechnung ins Haus geflattert. Weil während des 1:1 bei der TSG Hoffenheim am 11. Februar Kölner Fans pyrotechnische Gegenstände abgebrannt und durch das Werfen von Tennisbällen sowie anderen Gegenständen für eine Spielunterbrechung gesorgt hatten, wurde der Effzeh vom Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) wegen unsportlichen Verhaltens seiner Anhänger zu einer Geldstrafe von 57.000 Euro verdonnert. Die Kölner haben dem Urteil bereits zugestimmt, es ist rechtskräftig.

Immer mehr Geldstrafen durch den DFB

Der 1. FC Köln ist längst nicht der einzige deutsche Fußballklub, der wegen Fehlverhaltens seiner Fans bestraft wird. Von Woche zu Woche hagelt es Strafen – ein besorgniserregender Trend, der auch die Verantwortlichen auf den Plan ruft.

Beim DFB sucht man auch weiter nach dem richtigen Umgang mit Pyrotechnik. “Wir haben eine Arbeitsgruppe Stadionsicherheit eingerichtet, weil das Abbrennen von Pyrotechnik nach der Corona-Pandemie noch einmal zugenommen und die Strafzahlungen deutlich nach oben gegangen sind”, sagte DFB-Präsident Bernd Neuendorf der Mitteldeutschen Zeitung und verriet auch, dass über das kontrollierte Abbrennen in bestimmten Bereichen “in der Arbeitsgruppe sicher diskutiert” werde.

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Der 62-Jährige verwies aber explizit darauf, dass Pyrotechnik grundsätzlich “gefährlich und deshalb verboten” sei und es daher sanktioniert werden müsse. “Denn mit der steigenden Zahl pyrotechnischer Vorfälle geht nun mal auch eine höhere Gefahr für Verletzungen und Verbrennungen einher.” Es sei “unsere Verantwortung, ein sicheres Stadionerlebnis für alle zu gewährleisten. “Ziel ist es, dass wir bis Ende des Jahres zu Ergebnissen kommen”, sagte der DFB-Präsident.

Ein Mittel, um dagegen vorzugehen, sind Geldstrafen – und davon wird mehr und mehr Gebrauch gemacht. So habe das DFB-Sportgericht in der Spielzeit 2022/23 wegen gewalttätiger Vorkommnisse im Stadion und Vorfällen aus dem Zuschauerbereich, was auch beleidigende und diskriminierende Banner oder auch Flitzer subsummiert, Geldstrafen in Höhe von rund 7,3 Millionen Euro verhängt. 2018/19 waren es noch rund 3,2 Millionen Euro gewesen.

Kölns Hoffnung auf Uth und Ljubicic

Es ist ein Kommen und Gehen. Und keimt links gerade Optimismus auf, erlischt rechts schon wieder ein Hoffnungsfunke.

Mark Uth ist ein Kölner Hoffnungsträger.

Mark Uth ist ein Kölner Hoffnungsträger.

IMAGO/Herbert Bucco

Es ist nicht einfach für Timo Schultz, in diesen Tagen im Kopf die Elf zu formen, die am Samstag Teil eins des Wunders bewerkstelligen soll. Verletzungen und Erkrankungen wichtiger Spieler zwingen den Coach immer wieder dazu, die Gedanken in andere Richtungen zu lenken.

Zunächst die frohe Kunde: “Mark Uth und Dejan Ljubicic sind wieder dabei.” Schulz zeigt sich zuversichtlich, “dass sie im Verlauf der Woche alles steigern können”. Bei Abwehrchef Jeff Chabot und Sechser Eric Martel – beide trainieren aktuell individuell – zeigt sich der Trainer weniger zuversichtlich: “Jeff Chabot hatte im Spiel ein leichtes Zwicken im Oberschenkel. Wir hoffen, dass er im Laufe der Tage auf den Platz zurückkehren kann und am Samstag wieder zur Verfügung steht.” Bei Martel sei es das Knie: “Nicht schwerwiegend, aber schmerzhaft.” Der U-21-Nationalspieler habe gegen Freiburg auf die Zähne gebissen “und dies richtig gut gemacht.”

Nicht dabei am Dienstag neben den Langzeitverletzten Davie Selke und Luca Kilian waren auch Linksverteidiger Leart Pacarada und Offensiv-Allrounder Luca Waldschmidt. Schultz klärte auf: “Leart hat noch eine Untersuchung und steht hoffentlich ab morgen wieder auf dem Platz. Luca ist krank. Ich hoffe, dass es ihm schnell wieder besser geht, er in die Bewegung kommt und wir am Wochenende wieder mehr Alternativen haben.”

Wer immer auch am Samstag gegen Union Berlin (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) aufläuft – er entscheidet mit seiner Leistung über die Zukunft des 1. FC Köln. Gelingt es dem Team erneut nicht, einen Dreier einzufahren, ist der Abstieg besiegelt. Vielleicht sollte man sich die Aufzeichnungen der vergangenen Spiele noch einmal zu Gemüte führen. Damit man weiß, wo man ansetzen kann, um endlich mal wieder ein Tor mehr zu schießen als die Konkurrenz. Fußball kann doch so einfach sein.

Frank Lußem

Warum macht Wolf dieses Fass auf?

Als hätte der 1. FC Köln dieser Tage nicht genügend Sorgen, erklärte nun auch noch Präsident Werner Wolf im Abstiegsfall den mehr oder minder unmittelbaren Wiederaufstieg zum Ziel. Angesichts des zu erwartenden Aderlasses und der Transfersperre ohne Not ein frommer Wunsch.

Werner Wolf erklärte den schnellen Wiederaufstieg des 1. FC Köln zum Ziel.

Werner Wolf erklärte den schnellen Wiederaufstieg des 1. FC Köln zum Ziel.

IMAGO/Sven Simon

Es sind die stressigen Momente, in denen sich zeigt, ob die Klasse reicht, eine Aufgabe so gut wie möglich bewältigen zu können. Werner Wolf erlebt Stress in diesen Tagen. Kein Wunder, dem 1. FC Köln droht der siebte Abstieg seit 1998, auch dieser Präsident konnte mit seiner Arbeit nicht verhindern, dass der Klub seinem Image als Fahrstuhlmannschaft treu bleibt. Die Wahrscheinlichkeit, dass der FC absteigt, ist nach 32 Spieltagen mit 24 erzielten Toren und kümmerlichen vier Siegen weitaus größer als ein Liga-Verbleib. Und Auftritte wie der in Mainz oder gegen Freiburg belegen dies eher, als dass sie Mut machen würden.

“Wiederaufstieg in den ersten beiden Jahren – trotz der Sperre”

Offensichtlich jedoch glaubt Wolf selbst nicht mehr daran, dass dieser Kader die Klasse hält. So beantwortete er in einem Interview mit der Kölnischen Rundschau eine Frage zur drohenden Perspektive des FC mit diesen Worten: “Sollte es so kommen, dann werden wir uns das Ziel Wiederaufstieg in den ersten beiden Jahren setzen – trotz der Sperre.” Mit der Sperre ist das Transferverbot durch die FIFA gemeint.

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Eine Maßnahme, die den Handlungsspielraum der Kölner einengt. Warum der Klub-Chef dieses Fass aufmacht, bleibt sein Geheimnis. Traut er der Mannschaft nichts zu? Will er mittels zusätzlichem Druck Motivation erzeugen? Fakt ist: Stand heute ist überhaupt nicht absehbar, wie viele Profis zum Start in die Vorbereitung auf dem Platz stehen werden. Gelingt die Rettung, hält dies den Schaden in Grenzen. Steigt man ab, wird es bitter. Es droht ein Exodus von unbekanntem Ausmaß. Leistungsträger wie Marvin Schwäbe, Jeff Chabot, Mark Uth oder Davie Selke werden den Klub verlassen.

Trotz allem Talent kein Personal für die Zweitliga-Spitze

Dejan Ljubicics Wechselwunsch aus dem vergangenen Jahr wird sicherlich nicht kleiner, ein Talent wie Justin Diehl (zum VfB Stuttgart) wird gehen, andere Spieler warten auf Gespräche mit der Geschäftsführung, die sich dem Vernehmen nach allerdings bisher damit zurückhält, Perspektiven aufzuzeichnen. Zunächst einmal sollen Leihspieler (Jonas Urbig, Tim Lemperle, Marvin Obuz, Nikola Soldo, Maximilian Schmid) zurückgeholt werden, dazu könnte aus der U 21 Mittelfeldspieler Meiko Wäschenbach integriert werden. Auch die Stürmer Jaka Potocnik und Damion Downs sollen hochgezogen werden.

Mit Verlaub ist dies nicht das Personal, mit dem man die Zweitliga-Spitze auf Anhieb durcheinanderwirbeln kann, bei allem Talent. Frag nach in Berlin, Hamburg, Schalke, Nürnberg, Hannover oder Kaiserslautern.

Frank Lußem

Die Wende bleibt aus: Kölns stiller Absturz

Schon so oft in dieser Saison hatten die Protagonisten des 1. FC Köln angekündigt, “ein anderes Gesicht zu zeigen”. Doch die Wende blieb erneut aus – und nun steht der siebte Abstieg aus der Bundesliga bevor.

Geschlagen: Kölns Spieler um Florian Kainz (Mitte) stehen vor der Südkurve.

Geschlagen: Kölns Spieler um Florian Kainz (Mitte) stehen vor der Südkurve.

picture alliance/dpa

Am Ende war es ganz still. Keine Pyros, keine Pfiffe, keine Buhrufe. Als am Samstagabend das 0:0 des 1. FC Köln gegen den SC Freiburg abgepfiffen war, kam von den Rängen schlicht gar nichts. Eine beklemmende Atmosphäre, wo doch sonst bei Abstiegen oftmals der große Knall folgt. Der ist zwar rechnerisch noch nicht fix, kann es im Laufe des Sonntags aber werden. Und selbst wenn es noch einen Woche lang eine “Mini-Chance” für die Kölner gibt, wie es Sport-Geschäftsführer Christian Keller nennt, sind die Aussichten doch extrem gering.

“Die Gründe dafür sind vielschichtig”, analysierte ein sichtbar geknickter Timo Schultz und sagte offen: “Man muss der Wahrheit ins Gesicht schauen, es sind zu wenige Tore.” Denn in diesem Alles-oder-Nichts-Spiel gab es mal wieder Nichts: Zum 14. Mal in dieser Bundesliga-Spielzeit blieb der 1. FC Köln torlos. Und das, obwohl die FC-Profis 20-mal auf den gegnerischen Kasten feuerten.

Zu wenig Power gegen “bezwingbare Freiburger”

So engagiert und positiv Schultz den Auftritt seines Teams gesehen hatte: Gefährlich waren von den Versuchen wieder mal nur eine Handvoll. Elf Torschüsse kamen von außerhalb des Strafraums, innerhalb der Box wurde ein Abschluss geblockt und fünf gingen vorbei, oder sogar weit vorbei. “Freiburg war bezwingbar”, fand Keller zurecht und schlug in dieselbe Kerbe wie Schultz: “Aber am Schluss sind wir nicht in der Lage, die entscheidende Momente in der Offensive zu nutzen.”

Davon, “ein anderes Gesicht zu zeigen”, blieb am Ende wenig übrig. Und so verpuffte diese Ankündigung zum wiederholten Mal, stattdessen steht der siebte Abstieg aus der Bundesliga bevor. Wie die Spieler den möglicherweise entscheidenden Sonntag verbringen, ist ihnen weitgehend selbst überlassen. Keller wird sich die Partien zwischen Union Berlin und dem VfL Bochum sowie dem 1. FC Heidenheim und dem 1. FSV Mainz 05 anschauen.

Schultz’ vielsagende Begründung

Spätestens mit der rechnerischen Hoffnungslosigkeit wird dann auch das Ende der Stille eintreten – und die Fragen nach der Aufarbeitung dieser Saison beginnen. Die Frage nach der Qualität des von ihm zusammengestellten Kaders umschiffte Keller nach dem Freiburg-Spiel, gab aber zu, sich mit dem Sparkurs möglicherweise verkalkuliert zu haben: “Wir hatten gedacht, dass wir eine bessere Balance herstellen können, das ist jetzt nicht gelungen.”

Die kommenden Kölner Aufgaben

Er selbst hat allerdings wohl vorerst keine Konsequenzen zu fürchten, nachdem ihn Präsident Werner Wolf zuletzt öffentlich stärkte. Für Schultz, dessen Vertrag sich beim Klassenerhalt verlängert hätte, dagegen dürfte seine Zeit in Köln nach dem 34. Spieltag enden. Wo der 46-Jährige die Gründe für die Misere sieht, deutete er zumindest kurz an: “Es liegt bestimmt nicht am Engagement oder der Umsetzung des Spielplans oder am Willen.” Da bleibt dann eigentlich nur noch fehlende Qualität. Wohin das führen wird, ist in der Tabelle abzulesen.

Jim Decker

Kainz resigniert: “Es ist üblich, dass von außen etwas kommt”

In der vergangenen Woche hatte sich Kölns Präsident Werner Wolf gleich zweimal geäußert – und auch über mögliche Ziele in der 2. Liga gesprochen. Das kam nicht bei allen Beteiligten gut an.

Resigniert: Kölns Kapitän Florian Kainz war kein Fan der Aussagen seines Präsidenten.

Resigniert: Kölns Kapitän Florian Kainz war kein Fan der Aussagen seines Präsidenten.

IMAGO/RHR-Foto

Das 0:0 des 1. FC Köln gegen den SC Freiburg am Samstagabend war noch weit weg, da war schon die 2. Liga Thema beim Noch-Bundesligisten. Präsident Werner Wolf hatte erst in einem Interview auf der Klub-Webseite den aktuellen Kurs der Führungsriege verteidigt und außerdem Sport-Geschäftsführer Christian Keller den Rücken gestärkt.

“Viele Fans sind sehr enttäuscht von dieser Saison, manche wütend. Das kann ich verstehen”, hatte Wolf zugegeben. Aber: Ein Rücktritt des Vorstands komme nicht infrage. “Zweifel, Nebengeräusche und Personal-Debatten bringen uns jetzt nicht weiter”, so der Präsident. Die “intensive Aufarbeitung der Fehler”, beispielsweise in Sachen Kaderzusammenstellung oder beim Umgang mit der Transfersperre, “aber vor allem die Fortschritte in nahezu allen anderen Bereichen des FC (…) überzeugen uns, an der Zusammenarbeit festzuhalten”.

Es ist beim FC so üblich, dass immer wieder was von außen kommt.

Florian Kainz

Anschließend hatte Wolf bei der Kölnischen Rundschau nachgelegt und den Wiederaufstieg innerhalb von zwei Saisons nach dem möglichen Abstieg als Ziel ausgegeben. Und das, während die Mannschaft um Trainer Timo Schultz und Kapitän Florian Kainz sich noch darauf vorbereitet hatte, die letzte Chance auf den Klassenerhalt in der Bundesliga zu wahren.

Wolfs Aussagen seien auch im Team aufgenommen worden, stellte Kapitän Kainz fest, nachdem der Gang in die 2. Liga nun durch das enttäuschende 0:0 gegen Freiburg näher rückte. Der 31-Jährige versuchte, sich bedeckt zu halten. “Das alles registriert man, beeinflusst die Mannschaft aber nicht”, sagte der in der 68. Minute eingewechselte Mittelfeldspieler und konnte dann einen Kommentar in Richtung Wolf doch nicht unterdrücken.

Der eigene Präsident als Kommentar “von außen”

“Es ist beim FC so üblich, dass immer wieder was von außen kommt”, sagte Kainz sichtbar angefasst und ergänzte dann trotzig: “Das hat uns als Mannschaft aber nicht tangiert.” Bemerkenswert dabei ist, dass Kainz die Worte des eigenen Klub-Präsidenten als “von außen” bezeichnete.

Keller, den Wolf in Schutz genommen hatte, verteidigte wiederum den Interview-Drang seines Präsidenten. “Das Wichtigste ist die Wirkung im Innenverhältnis, und da hat der Präsident ganz klar Orientierung gegeben”, befand der Sport-Geschäftsführer des “Effzeh”. Schließlich sei der 1. FC Köln ein mitgliedergeführter Verein mit 140.000 Mitgliedern. “Dann ist es auch die Aufgabe, dahin zu kommunizieren.”

Wolfs Blick auf einen möglichen Gang ins Unterhaus sah Keller ebenfalls verständnisvoll, schließlich habe der Präsident nur über einen naheliegendes Szenario gesprochen. “Wir müssen nicht naiv sein, denn das schlechte ist ein reales Szenario”, gab Keller zu. Eines, das nach dem 0:0 gegen Freiburg schon am Sonntag bittere Realität werden könnte.

Zum Thema: FC-Präsident Wolf vor drohendem Abstieg – “Wir sind felsenfest von unserem Kurs überzeugt”

Jim Decker

“Die Gemütslage ist sehr schlecht”: Kainz und Köln am Boden

Der 1. FC Köln steht unmittelbar vor dem siebten Bundesliga-Abstieg. Nach dem enttäuschenden 0:0 gegen Freiburg sprach Kapitän Florian Kainz Klartext, während es selbst aus dem Lager der Breisgauer Mitleid gegeben hatte.

Niedergeschlagen: Der Blick des 1. FC Köln um Kapitän Florian Kainz geht gen Abstieg und 2. Bundesliga.

Niedergeschlagen: Der Blick des 1. FC Köln um Kapitän Florian Kainz geht gen Abstieg und 2. Bundesliga.

IMAGO/Treese

Vier Punkte Rückstand auf Relegationsrang 16 und die Gewissheit im Nacken, dass die direkte Konkurrenz aus Mainz, Bochum und Berlin (Union) am Sonntag für den auch mathematisch sicheren Abstieg sorgen können. Kurzum: Die Lage beim 1. FC Köln ist schlechter geworden, dazu passte auch die Kulisse am Samstagabend.

Hatten die FC-Fans über die gesamte Spieldauer das leidenschaftlich agierende, aber nach vorn einmal mehr zu harmlos und ungenau agierende Team lautstark angetrieben, war unmittelbar nach dem Schlusspfiff Geisterspielkulisse angesagt. Stille und die Klarheit, dass der siebte Niedergang in Liga zwei wohl nicht mehr abzuwenden ist, machte sich über die Ränge binnen Sekundenbruchteilen breit.

Günter leidet mit Köln: “Als Fußballer blutet da jedem das Herz”

“Das müssen wir uns ankreiden lassen, das ist zu wenig”, fasste Torwart Marvin Schwäbe im Gespräch mit Sky sichtlich niedergeschlagen zusammen. Von Trainer Timo Schultz kamen folgende Worte: “Das Spiel heute ist ein Spiegelbild der gesamten Rückrunde. Ich kann meinen Jungs nichts vorwerfen, wir dürfen aber nicht drumherum reden: Die Art und Weise, wie wir die Box bespielen, da fehlt die Überzeugung.” Geschäftsführer Christian Keller ergänzte: “Wir nutzen unsere Chancen nicht, das zieht sich durch die gesamte Saison. So schießt du am Ende kein Tor, das ist bitter.”

Und sogar Freiburgs Kapitän Christian Günter litt nach Schlusspfiff mit dem Traditionsklub aus der Domstadt am Rhein mit: “Als Fußballer blutet da jedem das Herz. Eine kleine Restchance haben sie noch, ich drücke ihnen die Daumen. Die Fans, die Stadt und das Stadion haben es verdient, in der ersten Liga zu sein.”

Einsatzbereitschaft, Kampfbereitschaft, Laufbereitschaft ja – Tore nein

Das dürfte auch Florian Kainz sicherlich so sehen. Der gegen die Breisgauer eingewechselte 31-jährige Routiniert musste sich allerdings eher zur Stimmung nach dem verpassten Heimsieg äußern – und sprach Klartext: “Die Gemütslage ist sehr schlecht, alle Spieler waren im Kreis eben sehr niedergeschlagen.” Auch die stille Kulisse im Stadion habe aus seiner Sicht dazu gepasst – alle seien “einfach enttäuscht.”

Besonders bitter einmal mehr für ihn: “Einsatzbereitschaft war da, Kampfbereitschaft war da, Laufbereitschaft war da. Wir haben sehr viel investiert, waren von Anfang an da und griffiger in den ersten Minuten. Wir haben es aber hinten raus nicht geschafft, die hundertprozentigen Torchancen zu enwickeln.” Und das sei, so der österreichische Führungsspieler quasi tongleich mit Keeper Schwäbe, “zu harmlos. Da muss man ganz klar sagen: Wenn man wieder Zuhause kein Tor schießt, dann ist das einfach zu wenig.”

Und letzten Endes eben auch zu wenig für die eigene Anhängerschaft, wie Schwäbe anmerkte: “Es ist extrem traurig, dass wir den Fans nicht das geben konnten, was sie verdienen.”

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