Kommen die Bayern gerade recht? Hasenhüttl: “Große Last ist von den Schultern”

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Kommen die Bayern gerade recht? Hasenhüttl: “Große Last ist von den Schultern”

1:50Nach dem Ausscheiden aus der Champions League trudelt die Saison des FC Bayern nun dem Ende entgegen. Wolfsburg befindet sich in einer ähnlichen Situation, so dass VfL-Coach Ralph Hasenhüttl ein interessantes Spiel mit offenem Visier erwartet.

Hasenhüttls Talente-Casting: “Es kann sein, dass man sie auf dem Platz sieht”

Talente-Casting beim VfL Wolfsburg: Trainer Ralph Hasenhüttl erwägt, dem VfL-Nachwuchs in den letzten zwei Saisonspielen Einsatzminuten zu geben. Er selbst hat früher beim FC Bayern noch mit zwei großen Talenten zusammengespielt.

Wolfsburger Talente: Dzenan Pejcinovic (links) und Bennit Bröger (Mitte) erhalten womöglich Einsatzminuten.

Wolfsburger Talente: Dzenan Pejcinovic (links) und Bennit Bröger (Mitte) erhalten womöglich Einsatzminuten.

IMAGO/Zink

Wenn Ralph Hasenhüttl an den Abschluss seiner Karriere denkt, dann kommen ihm große Namen in den Sinn. Philipp Lahm etwa. Oder Bastian Schweinsteiger. Beim FC Bayern München II machte der heutige Wolfsburger Trainer von 2002 bis 2004 die letzten Schritte seiner aktiven Karriere, die späteren Weltmeister von 2014 legten damals gerade los beim Rekordmeister. “Es war eine lehrreiche Zeit”, erinnert sich Hasenhüttl, “es war interessant zu sehen, was sie damals schon konnten und wie sie sich zu Weltklassespielern entwickelt haben.” Vor dem Wolfsburger Gastspiel am Sonntag (17.30 Uhr, LIVE! bei kicker) beim FC Bayern stehen nun auch Wolfsburger Talente im Blickpunkt.

In den vergangenen Wochen, als es um den Klassenerhalt ging, blieb für sie kein Platz. Im Abstiegskampf setzte Hasenhüttl auf die Profierfahrung seines Kaders, nun aber “können wir mutig und befreit spielen”. Und mit den Talenten aus der eigenen Akademie? “Es kann sein, dass man sie auf dem Platz sieht”, kündigt der 56-Jährige an, es sei “eine gute Möglichkeit, dem einen oder anderen noch mal ein paar Minuten zu geben”.

Torjäger Pejcinovic erzielte 28 Tore in 18 Spielen

Dem einen oder anderen. Gemeint sind vor allem drei U-19-Spieler, die schon voll integriert sind in das Profitraining. Allen voran Torjäger Dzenan Pejcinovic, der die Torjägerliste in der U-19-Bundesliga mit 28 Treffern in 18 Spielen deutlich anführt. Der 19-Jährige kam in dieser Saison unter Ex-Trainer Niko Kovac schon zu drei Kurzeinsätzen, wartet seither aber auf seine Chance. Am Mittwoch traf der U-19-Nationalspieler im NFV-Pokalfinale für die Wolfsburger A-Junioren gegen den SV Meppen (5:0), musste jedoch anschließend mit einer Fußverletzung, die offenbar nicht schlimmer ist, ausgewechselt werden.

Amoako könnte vom Fehlen von Svanberg und Vranckx profitieren

Angeschlagen am Sprunggelenk war zuletzt auch Kofi Amoako, mittlerweile ist der defenive Mittelfeldspieler aber ins Training zurückgekehrt. Der U-19-Kapitän feierte in dieser Saison am 15. Spieltag (1:0 in Darmstadt) sein Bundesligadebüt, kam kurze Zeit später auch noch mal in Heidenheim (1:1) zum Einsatz. Und könnte von Verletzungsproblemen im zentralen Mittelfeld profitieren. Mattias Svanberg, der erfolgreich an der Schulter operiert wurde, fällt ebenso aus wie Aster Vranckx, den Wadenprobleme plagen. Hasenhüttl: “Ich hätte kein Problem damit, Kofi mal reinzuwerfen.“

Schon früh schwärmte Hasenhüttel von Talent Bröger

Der dritte im Bunde der Youngster ist Bennit Bröger. Schon vor seinem ersten Spiel als VfL-Trainer hatte Hasenhüttel vom offensiven Mittelfeldmann geschwärmt, zum Einsatz kam er bislang aber nicht. Und dennoch hat der 17-Jährige unter dem Österreicher einen großen Schritt gemacht, ist mit dabei im Profitraining. Und nun auch gegen die Bayern oder am letzten Spieltag gegen Mainz? “Es ist eine super Gelegenheit”, sagt Hasenhüttl, “um zu beweisen, wie weit wir in unserer Entwicklung schon sind.” Das gilt für sein Team wie auch für den eigenen Nachwuchs.

Thomas Hiete

Hasenhüttl gegen Tuchel: Beim letzten Mal siegte der Wolfsburger

Der VfL Wolfsburg hat zwei Spieltage vor Saisonende plötzlich die Chance, doch noch in den internationalen Wettbewerb einziehen. Dazu muss was Zählbares in München her – beim Wiedersehen von Ralph Hasenhüttl und Thomas Tuchel.

Wiedersehen: Zuletzt trafen Ralph Hasenhüttl (links, Southampton) und Thomas Tuchel (Chelsea) in England aufeinander.

Wiedersehen: Zuletzt trafen Ralph Hasenhüttl (links, Southampton) und Thomas Tuchel (Chelsea) in England aufeinander.

Getty Images

Das letzte Aufeinandertreffen liegt fast zwei Jahre zurück. Es ist der 30. August 2022, 5. Spieltag in der Premier League, ein warmer Sommerabend an der Südküste Englands. Beim Schlusspfiff ballt Ralph Hasenhüttl als Trainer des FC Southampton die Fäuste, Thomas Tuchel geht enttäuscht davon, sein FC Chelsea hat gerade 1:2 verloren. Hasenhüttls Triumph über den Giganten aus London, den Champions-League Sieger von 2021, ist erst sein zweiter Erfolg über Tuchel im neunten Aufeinandertreffen, vier Monate zuvor hatte es in der Premier League noch ein 0:6 gegeben. Nun sehen sich die Trainer wieder. Beide sind zurück in der Bundesliga, am Sonntag (17.30 Uhr, LIVE! bei kicker) treffen Tuchels Bayern auf Hasenhüttls Wolfsburger.

Wolfsburg hat noch nie in München gewonnen

Gelingt dem Coach die Wiederholung des Sieges aus dem August 2002, würde ihm Historisches gelingen. In 26 Auswärtsspielen in München gab es noch nie einen dreifachen Punktgewinn für die Niedersachsen, zwei Unentschieden stehen 24 Niederlagen gegenüber. Doch jetzt sollte der VfL etwas holen, will er seine Chance auf die Teilnahme am internationalen Geschäft wahren. Bis zu Rang acht sind es nach zuletzt drei Siegen am Stück nur noch drei Zähler. Verrückte Bundesliga, der Weg vom Abstiegskampf bis nach Europa ist in diesem Jahr ganz besonders kurz.

Geht da was für Hasenhüttl gegen Tuchel, für Wolfsburg in München? Fakt ist: Die Münchner kehren abgekämpft und geknickt vom dramatischen Aus in der Champions League bei Real Madrid in den Ligaalltag zurück, für sie geht es nur noch um den Erhalt von Platz zwei und die voraussichtliche Teilnahme am Supercup.

Hasenhüttl zufrieden: “Die Körpersprache ist eine andere”

Beim VfL wiederum hat sich ein bisschen was getan seit Hasenhüttls Amtsübernahme Mitte März. Der Klassenerhalt ist gesichert, das Saisonziel “Europa” plötzlich wieder erreichbar. “Der Glaube ist jetzt mehr da, das ist den Ergebnissen geschuldet”, sagt der Trainer über den letzten Auftritt seiner Mannschaft beim 3:0 gegen Darmstadt. “Die Körpersprache ist eine andere, das Selbstvertrauen, die Ruhe mit dem Ball.”

Auch in der Bundesliga hat Hasenhüttl seinen Kollegen Tuchel schon einmal bezwungen, im September 2016 gab es ein 1:0 mit RB Leipzig über Borussia Dortmund mit dem heutigen Bayern-Coach an der Seitenlinie. Der trotzdem im direkten Vergleich deutlich die Nase vorn hat: In der Premier League feierte er zwei Siege bei einem Remis und der besagten Niederlage, im englischen Carabao-Cup setzte sich Tuchel 2021 im Elfmeterschießen durch. In der Bundesliga behielt er in drei von vier Duellen mit Leipzig und Ingolstadt die Oberhand.

Nun kommt es zum Wiedersehen im deutschen Oberhaus, Tuchel gegen Hasenhüttl. Nach dessen Triumph im August 2022 hatte der damalige Chelsea-Coach besorgt gesagt: “Es braucht nicht viel, um uns zu schlagen, und das gefällt mir nicht.” Mal sehen, wie es am Sonntag aussieht.

Thomas Hiete

Heiß begehrt, nicht nur beim VfL: Wolfsburg hat Amoura im Visier

40 Tore in 32 Spielen, offensiv hat sich der VfL Wolfsburg das in dieser Saison anders vorgestellt. Das Gesicht der Angriffsreihe der Niedersachsen wird sich im Sommer verändern. Ein Torjäger aus Belgien ist dabei ins Visier geraten.

Heiß begehrt: Der VfL Wolfsburg hat Stürmer Mohammed Amoura im Visier.

Heiß begehrt: Der VfL Wolfsburg hat Stürmer Mohammed Amoura im Visier.

IMAGO/Photo News

Jonas Wind hält sich noch bedeckt, über seine Zukunft mag der Däne aktuell nicht reden. “Jetzt zählt nur Wolfsburg”, sagt der Stürmer, der sich mit 19 Scorerpunkten (elf Tore, acht Vorlagen) ins Visier von Premier-League-Klubs gespielt hat. Dem Vernehmen nach tendiert der 25-Jährige zum Karriereschritt, beim VfL indes ist noch kein Angebot eingegangen.

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Der große Poker geht womöglich erst nach der EM los. Im Januar 2022 war Wind für zwölf Millionen Euro aus Kopenhagen gekommen, ab 20 Millionen dürfte Wolfsburg gesprächsbereit sein. Geld, das reinvestiert werden dürfte in neue Offensivkräfte.

Im Werben um Amoura ist der VfL nicht in der Favoritenrolle

Dabei ist nach kicker-Informationen ein Angreifer aus der belgischen Jupiler Pro League ins Wolfsburger Visier geraten: Mohammed Amoura heißt der algerische Angreifer von Union Saint-Gilloise. Mit 17 Treffern in 23 Spielen rangiert der 1,70 Meter kleine Angreifer auf Rang zwei der Torjägerliste, alle 84 Minuten hat er getroffen –  das ist unerreicht in Belgien.

Und hat Amoura zu einem begehrten Objekt auf dem Transfermarkt gemacht. Der VfL hat seinen Hut in den Ring geworfen, ist dabei aber nicht alleine. Und angesichts der zahlungskräftigen Konkurrenz aus der Premier League, wo auch der FC Liverpool als Interessent gehandelt wird, gewiss nicht in der Favoritenrolle im Werben um den quirligen und schnellen Torjäger.

Ob Amoura oder nicht – verstärken wird sich der VfL im Angriff auf jeden Fall. Weil mit Lukas Nmecha, der in dieser Saison nach seiner Patellasehnen-OP und einer schweren Muskelverletzung nur zu drei Kurzeinsätzen kam, noch nicht wieder seriös geplant werden kann.

Weil Leihspieler Amin Sarr den Klub wieder in Richtung Olympique Lyon verlassen wird, weil Kevin Behrens, von Trainer Ralph Hasenhüttl sehr geschätzt, perspektivisch mehr Back-up als Stammkraft sein wird. Und weil Sturmtalent Dzenan Pejcinovic womöglich ebenfalls andernorst den nächsten Entwicklungsschritt machen soll.

Sarr geht, Pejcinovic könnte verliehen werden

Der 19-Jährige kam in dieser Saison unter Niko Kovac zu drei Kurzeinsätzen, in der U-19-Bundesliga ist er mit 28 Toren in 18 Spielen der mit Abstand beste Torjäger. Der deutsche U-19-Nationalspieler (neun Treffer in neun Länderspielen) könnte an den letzten beiden Spieltagen noch einmal unter Hasenhüttl zum Einsatz kommen. Und dann? “Eine Leihe ist denkbar”, sagt der Coach. An Interessenten mangelt es nach kicker-Informationen nicht.

Thomas Hiete

Majers harte Wochen auf der Bank: “Da geht dir alles durch den Kopf”

Lovro Majer war der Wolfsburger Königstransfer im vergangenen Sommer, unter Neu-Trainer Ralph Hasenhüttl kam der 25-Millionen-Euro-Mann zunächst aber fast gar nicht zum Zug. Nun spielte er wieder – und sprach mit dem kicker.

Redebedarf: Lovro Majer (links) stand unter Trainer Ralph Hasenhüttl erstmals in der Startelf - und überzeugte.

Redebedarf: Lovro Majer (links) stand unter Trainer Ralph Hasenhüttl erstmals in der Startelf – und überzeugte.

IMAGO/Christian Schroedter

Es liegen harte Wochen hinter Lovro Majer. Nach dem Trainerwechsel von Niko Kovac zu Ralph Hasenhüttl war der Stammplatz des Spielmachers die Bank. In den ersten fünf Partien unter dem Österreicher gehörte der Kroate nicht zur Startelf, zweimal saß er zuletzt 90 Minuten komplett draußen. “Es war nicht leicht”, sagt Majer im Gespräch mit dem kicker. Am Samstag beim 3:0 gegen Darmstadt durfte er erstmals wieder von Beginn an ran – mit einem Assist trug er maßgeblich zum so wichtigen Heimerfolg bei. Die Wende für Majer? Oder muss sich der 25-Millionen-Euro-Neuzugang im Sommer umorientieren?

Vom Trainer jedenfalls gibt es großes Lob. Für Majers Spiel am Samstag, für sein Verhalten in den zurückliegenden Wochen. “Lovro”, sagt Hasenhüttl, “ist ein absoluter Profi, es hat mir wirklich wehgetan in den letzten Wochen, dass ich ihn nicht von Anfang an bringen konnte.” Der Abstiegskampf aber habe andere Spielertypen erfordert. “Es war wichtig, dass man Spieler auf dem Platz hat, die taktisch sehr diszipliniert sind, Lovro ist manchmal ein bisschen leichtsinnig.” Davon war gegen Darmstadt nichts zu sehen. Wiederholt war er der Spieler mit den meisten Kilometern (12,68) auf dem Feld, drei Torschüsse gab er ab, drei legte er auf. Ein offensiver Unterschiedsspieler. Hasenhüttl: “Er hat ein sehr seriöses Spiel gemacht, sehr einfach gespielt. Dann ist Lovro für unser Spiel sehr wertvoll.”

Hasenhüttls Lob für den “absoluten Profi”

Der Kroate ist trotz seiner komplizierten Saison weit davon entfernt, als Fehleinkauf eingestuft zu werden. Mit nun fünf Toren und sieben Vorlagen ist er zweitbester Scorer seiner Mannschaft hinter Jonas Wind, dem er gegen Darmstadt das 2:0 servierte. “Man muss nur eine Position für ihn finden, wo er sich taktisch freier bewegen kann”, erklärt der Trainer. “Das haben wir mit der hängenden Spitze geschafft, da hat er sich sehr wohl gefühlt, da ist er ein bisschen ein Freigeist und kann seine Qualitäten einbringen. Das war das, was ich mir von ihm erwartet habe.”

Wenn ich nach vorne Freiheiten habe, kann ich am besten sein.

VfL-Regisseur Lovro Majer

Zufrieden war auch der Regisseur. “Es war ein gutes Spiel”, sagt Majer, “ich bin glücklich, mit meinem Assist, mit dem Sieg. Ich bin dieser Teamplayer, den sich der Trainer wünscht. Wenn ich dann nach vorne Freiheiten habe, kann ich am besten sein.”

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Zuletzt aber durfte er es kaum zeigen. Majer sagt dazu: “Ich will jedes Spiel spielen, aber der Trainer hat so entschieden. Ich habe versucht, hart zu arbeiten, nicht so viel darüber nachzudenken.” Was gleichwohl nicht einfach war. “Wenn du nicht spielst, geht dir alles durch den Kopf”, erklärt der 26-Jährige, der seine Gedanken in die richtigen Bahnen zu lenken versucht. “Jeder Spieler erlebt solche Phasen in seiner Karriere. Du hast zwei Optionen: Entweder, du suchst die Verantwortung bei allen anderen, oder du fokussiert dich auf dich selbst, bist von den eigenen Qualitäten überzeugt und arbeitest hart. Diesen Weg habe ich gewählt. Diese Einstellung hat mich hierher gebracht.”

Weiter in Wolfsburg? Über die Zukunft redet Majer nicht

Nach Wolfsburg, in die kroatische Nationalmannschaft. Wie geht es weiter? Passt “Freigeist” Majer, der für 25 Millionen Euro von Stade Rennes kam, dauerhaft zur Spielidee von Hasenhüttl? Hat ihn die persönliche Situation mit Blick auf die Wechselperiode im Sommer ins Grübeln gebracht? “Im Moment denke ich nicht darüber nach”, sagt Majer. “Es sind noch zwei Spiele zu spielen, danach ist die EM. Und dann werden wir sehen.”

Am Sonntag (17.30 Uhr, LIVE! bei kicker) geht’s zu den Bayern, zum Saisonabschluss kommt Mainz. Und dann geht’s zur Europameisterschaft. Oder hat die Situation in Wolfsburg etwas an Majers Status unter Trainer Zlatko Dalic verändert? “Natürlich macht man sich auch darüber Gedanken”, sagt Majer, “aber ich habe keine Sorgen. Meine letzten Spiele in der Nationalmannschaft waren gut, ich habe zwei Tore geschossen. Es gibt keine Garantie, aber ich habe gezeigt, was ich kann.” Endlich auch wieder in Wolfsburg.

Thomas Hiete

Gerettet! Nun nimmt die Wolfsburger Managersuche an Fahrt auf

Wer wird Nachfolger von Wolfsburgs Ex-Geschäftsführer Marcel Schäfer? Nach dem Klassenerhalt starten nun die Gespräche mit den Kandidaten.

Es passt zwischen ihnen: Wolfsburgs Trainer Ralph Hasenhüttl (links) und Sportdirektor Sebastian Schindzielorz.

Es passt zwischen ihnen: Wolfsburgs Trainer Ralph Hasenhüttl (links) und Sportdirektor Sebastian Schindzielorz.

IMAGO/Jan Huebner

Die Erleichterung war ihnen anzusehen, als die Wolfsburger Aufsichtsräte Frank Witter und Bernd Osterloh am Samstag nach dem 3:0-Heimerfolg über Darmstadt 98 in den Wolfsburger Kabinengang marschierten, um den Verantwortlichen zu gratulieren. Der Klassenerhalt, das steht seit Sonntag fest, ist nun endgültig geschafft, an etwaigen Europa-Träumereien wollte sich Witter, der Boss des VfL-Kontrollgremiums, erst einmal nicht beteiligen. Durchatmen ist  angesagt. Und arbeiten. Denn: Nun nimmt die Managersuche beim VfL an Fahrt auf.

Bundesliga, 32. spieltag

“Erst retten, dann reden”, diesen Fahrplan bei der Suche nach einem Nachfolger des freigestellten Geschäftsführers Marcel Schäfer hatte Witter unter der Woche verkündet. Nun ist der Klassenerhalt unter Dach und Fach, “wie wir uns zukünftig in der sportlichen Führung aufstellen, werden wir danach klären”.

Es ist zu erwarten, dass in dieser Woche die ersten konkreten Kontaktaufnahmen erfolgen, die ersten Kandidaten ihre Konzepte vorstellen dürfen. Geht es nach Teilen der Fans, soll Ex-Erfolgscoach Dieter Hecking, der als Sportvorstand beim 1. FC Nürnberg seinen Hut nehmen musste, dabei keine Rolle spielen. “Hecking könnt ihr behalten”, stand am Samstag in großen Lettern in der Wolfsburger Nordkurve geschrieben, adressiert an den Club aus Mittelfranken.

Hecking könnt ihr behalten.

Spruchband der VfL-Fans

VfL-Fans erstellen ein Geschäftsführer-Jobprofil

Zuvor schon hatte die Fankurve ein Jobprofil für den neuen Geschäftsführer mit Plakaten erstellt. “Voraussetzung: Fußballkompetenz, Bodenständigkeit, Fannähe, VfL-Identifikation.” Klingt beinahe nach Ex-Boss Schäfer, der von sich aus zum Saisonende gehen wollte und sich dann direkt verabschieden musste.

Wer wird’s? Fredi Bobic, der zur Verfügung stünde und einst Eintracht Frankfurt in einer ähnlichen Lage übernahm und nach oben führte? Fabian Wohlgemuth, der in Stuttgart zum Sport-Vorstand aufsteigen könnte? Dies käme einem Wolfsburger Coup gleich. Oder geht’s gar weiter mit Sportdirektor Sebastian Schindzielorz und Trainer Ralph Hasenhüttl, die aktuell gemeinsam die Planungen vorantreiben ?

Hasenhüttl kann mit Schindzielorz “wunderbar leben”

Der Coach hält dies nicht für abwegig. “Ich kann mit der Situation, wie sie jetzt ist, wunderbar leben”, betont Hasenhüttl. “Ich habe mit Sebastian Schindzielorz einen Mann an meiner Seite, der mir sehr viele Dinge abnimmt, der sehr wichtig ist für mich.” Jedoch: Die unklare sportliche Zukunft bremste den VfL zuletzt: “Die Kaderplanung haben wir noch nicht richtig vorangetrieben, das kommt die nächsten Wochen”, erklärt Hasenhüttl. Mit Torwart Kamil Grabara und Mittelfeldtalent Bence Dardai stehen immerhin schon zwei Zugänge fest.

Die Zeit drängt dennoch, der Wolfsburger Aufsichtsrat muss nun zügig eine Entscheidung treffen, will einen neuen Geschäftsführer Sport berufen. Hasenhüttl ist überzeugt: “Der Verein findet die Lösungen, die für uns die besten sind.”

Thomas Hiete

Drei Punkte bis Europa? Hasenhüttl: “Ich habe die Frage schon erwartet”

3:0 gegen Darmstadt: Zwei Spieltage vor Saisonende, so war es der Wunsch von Trainer Ralph Hasenhüttl, ist der Klassenerhalt geschafft. Verrückt: Jetzt kann der VfL Wolfsburg sogar noch sein ursprüngliches Saisonziel erreichen.

Hat die Wende geschafft: Wolfsburgs Trainer Ralph Hasenhüttl.

Hat die Wende geschafft: Wolfsburgs Trainer Ralph Hasenhüttl.

IMAGO/Jan Huebner

Es ist kaum zu glauben. Vor drei Spieltagen noch stand der VfL Wolfsburg dicht am Abgrund, es drohte der Abstieg in die 2. Liga. Drei Spiele und drei Siege später können die Niedersachsen durchatmen. Der Klassenerhalt ist geschafft, und plötzlich ist sogar das Saisonziel wieder erreichbar. Das internationale Geschäft sollte es sein, geriet im Laufe dieser über weite Strecken verkorksten Spielzeit jedoch komplett aus den Augen.

Bis Ralph Hasenhüttl das Ruder von Niko Kovac übernahm, zuletzt vier Siege in sechs Spielen einfuhr. Und nun sind es nur noch drei Punkte bis Rang acht – der unter Umständen zur Teilnahme an den Play-offs zur Europa Conference League berechtigt. Schafft Wolfsburg noch das kleine Wunder?

Es war wahrscheinlich noch nie so einfach, in einen europäischen Wettbewerb zu kommen.

Ralph Hasenhüttl

“Ich habe die Frage schon erwartet”, antwortet Hasenhüttl, der das schnelllebige Geschäft bestens kennt. “Vor zwei Wochen waren wir noch in höchster Abstiegsgefahr, jetzt reden wir über Europa. Es war wahrscheinlich noch nie so einfach, in einen europäischen Wettbewerb zu kommen. Die deutschen Vereine haben es international überragend gemacht, deswegen haben wir vielleicht auch die Möglichkeit.”

Dazu bedarf es jedoch weiterer Erfolge. Nicht so einfach: Am Sonntag (17.30 Uhr, LIVE! bei kicker) geht’s zum FC Bayern, zum Saisonabschluss kommt der abstiegsbedrohte 1. FSV Mainz 05.

“Wir haben zwei schwere Spiele”, weiß der Wolfsburger Trainer, “aber es ist ein angenehmes Gefühl, in diese Richtung orientiert zu werden”. Sich selbst wollte Hasenhüttl nach dem 3:0-Erfolg über Schlusslicht Darmstadt noch nicht zu den Europapokal-Anwärtern zählen: “Bis jetzt war es nicht in unseren Köpfen.” Das hat sich nun geändert. Der VfL ist gerettet – und hat nun sogar noch die Chance, die gesamte Saison zu retten.

Thomas Hiete

Ohne “Chef” Bornauw: Hasenhüttls Abwehr-Puzzle geht in die nächste Runde

Gegen Absteiger Darmstadt muss der VfL Wolfsburg ohne Sebstiaan Bornauw auskommen. Ein herber Verlust für Ralph Hasenhüttl, der in der Innenverteidigung eine “prekäre Situation” sieht.

Der Coach und sein Abwehrchef: Am Samstag muss Ralph Hasenhüttl ohne Sebstiaan Bornauw auskommen.

Der Coach und sein Abwehrchef: Am Samstag muss Ralph Hasenhüttl ohne Sebstiaan Bornauw auskommen.

IMAGO/Christian Schroedter

Sollte man den Begriff Stammspieler definieren, würde sich dieser Wochen in Wolfsburg ein Mann besonders eignen: Sebastiaan Bornauw spielte unter dem neuen Wolfsburger Coach Ralph Hasenhüttl jede mögliche Bundesligaminute. Alle fünf Partien absolvierte der Belgier über die volle Distanz und war damit ein Fixpunkt der immer wieder von erzwungener Rotation betroffenen Hintermannschaft. Vor dem Heimspiel gegen Darmstadt hat es den ehemaligen Kölner nun selbst erwischt. Er fehlt aufgrund der fünften Gelben Karte.

Bornauw und Zesiger verstärken Abwehr-Sogen

Für seinen Trainer ein schmerzhafter Ausfall, bescheinigt der Österreicher seinem Schützling doch so einige Qualitäten: “Als zentraler Spieler im Dreieraufbau strahlt er eine gewisse Souveränität und Ruhe aus. Er hat es in den letzten Spielen gut gemacht, hat gute Lösungen und ist der Spieler, der eine Chefrolle eingenommen hat. Das hat mir sehr gut gefallen.”

Ganz und gar nicht gefällt Hasenhüttl derweil das sich stetig selbst wieder zerlegende Abwehr-Puzzle, dem er sich fast wöchentlich gegenübersieht. Einzig in den letzten beiden Spielen in Freiburg und gegen Bochum konnte er zweimal die identische Hintermannschaft aufbieten. Womöglich gibt es gegen Darmstadt die fünfte Konstellation im sechsten Anlauf – auch, da mit Cedric Zesiger ein weiterer Innenverteidiger auszufallen droht. Weshalb der VfL-Coach nicht weniger als eine “prekäre Situation” in der Innenverteidigung erkennt.

“Er hat am Sonntag das Spielersatztraining mitgemacht und sich bei einem Zusammenprall eine Sprunggelenksverletzung zugezogen”, so Hasenhüttl, laut dessen Auskunft sich Zesigers Blessur zwar “als nicht so schlimm” herausgestellt, aber dennoch für einen mehrtägigen Ausfall gesorgt hätte: “Er hat erst heute die ersten Laufversuche auf dem Platz unternommen.” Die Startelf käme daher zu früh für den Schweizer, der aufgrund des Fehlens von Bornauw eine wichtige Alternative auf der Bank wäre. “Wir hoffen, dass wir ihn zumindest als Option dabei haben.”

Vranckx zurück im Training – Paredes “voll dabei”

Ähnlich könnte es auch bei Bornauws Landsmann Aster Vranckx aussehen, der ebenfalls erst am Donnerstag wieder in den Trainingsbetrieb einstieg, nachdem er im Breisgau verletzt ausgewechselt worden war. “Er hat über Schmerzen geklagt und war die ganze Woche bis heute raus. Wir müssen mal schauen, wie er darauf reagiert, wieder auf dem Platz gestanden zu haben”, ließ Hasenhüttl offen, gab sich aber vorsichtig optimistisch: “Das Knie hat nichts Größeres abbekommen und die Wade nur einen Schlag. Das geht mit den Tagen besser.”

Zumindest leicht fraglich war nach der letzten Partie auch Kevin Paredes. Dieser war von Kiliann Sildillia, für sein Einsteigen mit Rot bedacht, übel am Knie getroffen worden, konnte das Gastspiel in Freiburg aber beenden. “Er hatte Glück, dass sein Knie stabil geblieben ist”, ließ sein Coach die Szene Revue passieren, und fügte an: “Der Unterschenkel hat außer einer extremen Schwellung nichts abbekommen.” Ein Problem, das sich “beruhigt” hätte: “Er ist voll im Training dabei.” Zumindest diese Sorge ist der VfL Wolfsburg also los.

Erste Klasse aus der zweiten Reihe: Arnold gleichauf mit Lewandowski

Wenn Maximilian Arnold aus der zweiten Reihe abzieht, wird es gefährlich. Seit 2011 traf kein Bundesligaspieler häufiger aus der Distanz als der Wolfsburger – der nun mit Robert Lewandowski gleichzog.

Gefühlsexplosion: Maximilian Arnold nach seinem Treffer in Freiburg.

Gefühlsexplosion: Maximilian Arnold nach seinem Treffer in Freiburg.

IMAGO/regios24

Er musste noch einmal treffen in dieser Saison, mindestens zwei Tore hat Maximilian Arnold in seiner Bundesligakarriere bislang schließlich in jedem Jahr erzielt. Angefangen am 13. April 2013 gegen die TSG Hoffenheim (2:2), als er als gerade Volljähriger seinen Premierentreffer im Oberhaus erzielte.

In Freiburg (2:1) nun gelang ihm Tor Nummer 41 in der Liga. Das wichtigste, weil der VfL sich mal wieder mitten im Abstiegskampf befindet? “Auf jeden Fall nicht unwichtig”, sagt der 29-Jährige, der schon viel erlebt hat.

Und der mit diesem an den Innenpfosten gezirkelten Freistoß einen weiteren Meilenstein erreichte. Seit seinem Bundesligadebüt im November 2011 erzielte Arnold 19 Weitschusstore. In diesem Zeitraum traf nur der Ex-Dortmunder und Ex-Münchner Robert Lewandowski genauso häufig von außerhalb des Sechzehners.

Arnold verwandelte zum neunten Mal einen direkten Freistoß

Erste Klasse aus der zweiten Reihe. Arnolds Schussgewalt gehört zu den großen Stärken des Wolfsburger Kapitäns, der einst als Zehner in die Bundesliga kam und mittlerweile auf der Sechs agiert. Demnach auch nicht mehr so häufig wie früher in den Gefahrenbereich kommt. Bei ruhenden Bällen aber ist er gefragt, in Freiburg verwandelte er zum neunten Mal einen direkten Freistoß.  Er habe zwar anders geschossen als trainiert, verrät der Schütze. Aber drin ist drin.

Mit neun Verwarnungen ins Spiel gegen Darmstadt

Und der VfL im Rennen um den Klassenerhalt in guter Position. Mit einem Sieg am Samstag (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) gegen Absteiger Darmstadt will der VfL den nächsten großen Schritt machen, erstmals in dieser Saison würde Wolfsburg drei Siege in Serie einfahren. Arnold warnt: “Das wird ein ganz schweres Spiel, das dürfen wir nicht auf die leichte Schulter nehmen.”

Ein griffiger Anführer ist gefordert, jedoch geht Arnold mit neun Gelben Karten in diese Partie. Bei einer Verwarnung würde er im letzten Auswärtsspiel der Saison in der darauffolgenden Woche bei den Bayern fehlen. Im Hinspiel hatte der Routinier beim 1:2 seinen ersten Saisontreffer erzielt. Wie? Natürlich per Fernschuss.

Thomas Hiete

“Torjäger” Lacroix: Sein Gespräch mit Glasner, seine Warnung an Wind

Maxence Lacroix hat den VfL Wolfsburg mit seinem 2:1-Siegtreffer gegen Freiburg in Richtung Klassenerhalt geschossen. Doch geht der Franzose in seine letzten drei Spiele beim VfL? Hartnäckig halten sich Wechselgerüchte.

Immer noch in Kontakt: Crystal-Palace-Trainer Oliver Glasner und Wolfsburgs Innenverteidiger Maxence Lacroix.

Immer noch in Kontakt: Crystal-Palace-Trainer Oliver Glasner und Wolfsburgs Innenverteidiger Maxence Lacroix.

Getty Images

Er strahlt über das ganze Gesicht. Maxence Lacroix hat dieser Tage gut lachen. Zum Ende einer Saison, die Höhen und Tiefen mit sich brachte. Die sportliche Talfahrt mit dem VfL, dazu persönliche Rückschläge in Form von drei Platzverweisen. Aktuell aber überwiegt die Freude, auch dank der vier Saisontore, die den Franzosen zum torgefährlichsten Innenverteidiger der Liga machen. “Zu Jonas Wind habe ich schon gesagt”, erzählt Lacroix lachend vom Gespräch mit dem VfL-Toptorjäger (zehn Treffer): “Achtung, ich komme.” Drei Spiele sind es noch bis Saisonende. Die letzten drei von Lacroix im Wolfsburger Trikot?

Der Vertrag des Franzosen bei den Niedersachsen endet 2025, im Sommer könnte es also bedeuten für den Klub: verlängern oder verkaufen. Gerüchte gibt es immer wieder um den Innenverteidiger. Die AC Mailand, wo sich der Ex-Wolfsburger Simon Kjaer nach der Saison verabschiedet, gilt als potenzieller neuer Arbeitgeber, der britische “Telegraph” berichtet nun vom Interesse von Crystal Palace am Wolfsburg. Nicht so abwegig, schließlich trainiert dort mit Oliver Glasner der Ex-Coach von Lacroix.

Mitte April gratulierte Lacroix Ex-Coach Glasner

Zu dem auch immer noch Kontakt besteht. Letztmals Mitte April. “Nach dem Spiel gegen Liverpool”, verrät der 24-Jährige auf kicker-Nachfrage, habe er zuletzt mit Glasner geredet und ihm beglückwünscht zum 1:0-Erfolg über die von Jürgen Klopp trainierten Reds. “Dort zu gewinnen”, weiß Lacroix, “das ist nicht so einfach.” Tiefere Einblicke in den Austausch mit dem ehemaligen Wolfsburger Trainer mag er aber nicht geben. Und überhaupt: Auch über einen möglichen Abschied möchte er nicht reden.

“Es ist nicht der Moment, um darüber zu sprechen”, betont Lacroix. “Ich kann nicht auf der einen Seite sagen, dass ich ein Leader sein möchte, und mich dann auf der anderen Seite öffentlich mit solchen Dingen beschäftigen. Sonst bin ich nicht zu 100 Prozent bei der Sache.”

Fokus auf den Klassenerhalt – und dann Wechsel?

Der Fokus auf die letzten drei Spiele ist ihm wichtig, und da ist Lacroix rechtzeitig in Form gekommen. Mit seinem Last-Minute-Traumtor in Freiburg (2:1) sorgte er für einen großen VfL-Schritt in Richtung Klassenerhalt. “Das war das schönste und wichtigste Tor meiner Karriere”, sagt der Defensivmann, der nach drei Platzverweisen in dieser Saison nur noch positive Schlagzeilen erzeugen möchte. “Ich will auch zeigen: Ihr könnt mir vertrauen.” Gegen Freiburg gelang ihm das eindrucksvoll.

Thomas Hiete