Tuchel: “Eines der schwierigsten Stadien zu gewinnen, aber nicht unmöglich”

Die Ausgangslage nach dem 2:2 im Hinspiel ist klar: Der Sieger am morgigen Mittwochabend im Bernabeu wird ins Champions-League-Finale in Wembley einziehen. Trainer Thomas Tuchel erinnerte seine Spieler vor Ort an ihre Kindheitsträume.

Thomas Tuchel bei der Abschlusspressekonferenz in Madrid

Thomas Tuchel bei der Abschlusspressekonferenz in Madrid

Getty Images

Aus Madrid berichten Georg Holzner und Frank Linkesch

In Anzug und Krawatte, im Mittelkreis des Rases im Bernabeu hielt Trainer Thomas Tuchel nach der Ankunft am Dienstagabend eine Ansprache an seine Mannschaft, energisch, gestikulierend. “Es war nicht taktisch, sondern ging eher darum, dass jeder Spieler als Kind Träume hatte: bei Real Madrid im Bernabeu zu spielen, die Champions League zu gewinnen. Daran sollten wir uns erinnern”, verriet Kapitän Manuel Neuer in der anschließenden Pressekonferenz. “Mir war es ein Bedürfnis, ein paar Sachen zu sagen”, erklärte der Trainer wenig später. “Eins davon, so einen Tag wie heute und so eine Ankunft zu genießen. Wir dürfen dankbar und stolz sein, hier zu sein, als Kind haben wir davon geträumt.”

Tuchel gehört zu den größten Hoffnungen des Rekordmeisters auf den Finaleinzug in der Königsklasse. Erstens hatte er seine Mannschaft bereits im Viertelfinale gegen den FC Arsenal hervorragend auf den Gegner eingestellt, zweitens nennt er eine hervorragende Bilanz von drei Siegen, fünf Remis und nur einer Niederlage gegen die Königlichen sein Eigen. Den Mythos Real Madrid will er bis zum Anpfiff von seinem Team möglichst fernhalten, es nicht komplizierter als ohnehin machen.

“Die komplette Vorbereitung ist inhaltlich, wir sprechen nicht über den Mythos. Es ist eines der schwierigsten Stadien zu gewinnen, aber es ist nicht unmöglich. Wegen des Heimvorteils liegt die Ausgangslage vielleicht zu 51 Prozent bei Real Madrid”, schätzt er die Chancen ein. Wichtig ist Tuchel, den FC Bayern und seine Mannschaft nicht kleiner zu machen: “Wir sind auch ein sehr traditionsreicher, erfolgreicher und dominanter Klub in Europa. Es geht morgen um Wembley, es ist das Spiel der Spiele.”

Tuchel erwartet ein “wellenartiges Spiel mit mehreren Phasen”

Was für eine Partie er erwarte? “Ich glaube, dass es ein wellenartiges Spiel mit mehreren Phasen geben wird. Beide Teams werden es aushalten müssen zu verteidigen, zu leiden, zäh zu sein im Ballbesitz des Gegners. Beide sind sehr stark im schnelles Umschaltspiel.” Tuchel erwartet deshalb ein komplexes Spiel, in dem es auf Spielglück, Präzision, Überzeugung und kleine Entscheidungen zu deinen Gunsten ankomme.

Toni Kroos, beim 2:2 im Hinspiel bester Madrilene, hält er für “einen absoluten Schlüsselspieler, der den Rhythmus vorgibt.” Tuchel lobt: “Er geht mühelos mit dem Druck um, dieses Trikot zu tragen, hat Trophäen eingesammelt ohne Ende. Er macht es herausragend gut, wir spielen aber nicht gegen Toni, sondern das gesamte Team Real Madrid.”

Grünes Licht hat Matthijs de Ligt gegeben, der im Hinspiel wegen einer Knieblessur fehlte. Tuchel legte sich fest: Der Niederländer und Eric Dier werden in der Innenverteidigung beginnen.

Neuer und ein mögliches Elfmeterschießen: “Wir sind auf alles vorbereitet”

Der FC Bayern ist gefordert und so nah am Endspiel in der Champions League wie lange nicht mehr. Ein Bonus auf Seiten der Münchner ist gewiss die Erfahrung ihres Trainers und Kapitäns.

Ist auf alle Szenarien vorbereitet: Bayern-Keeper Manuel Neuer.

Ist auf alle Szenarien vorbereitet: Bayern-Keeper Manuel Neuer.

IMAGO/Ulmer/Teamfoto

Aus Madrid berichten Frank Linkesch und Georg Holzner

An solchen Tagen wie an diesem Mittwoch ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass ein oder die Torhüter in den Mittelpunkt rücken. Manuel Neuer, Bayerns Kapitän, hat dies schon mehrmals eindrucksvoll unter Beweis gestellt: dann da zu sein, wenn er dringend benötigt wird. Ob im Champions-League-Finale 2013, im WM-Finale 2014 oder eben im Königsklassen-Halbfinal-Rückspiel 2012, als er im Elfmeterschießen erst gegen Cristiano Ronaldo und dann gegen Kaka parierte – und damit den Einzug ins deutsche Endspiel im Wembley sorgte.

Diese Erfahrung ist enorm viel wert, haben in dieser Bayernmannschaft wenige. Denn: Diesmal könnte es wieder so kommen – und die Münchner auf ihren Keeper angewiesen sein. Natürlich bereitet sich der fünfmalige Welttorwart auch auf ein mögliches Elfmeterschießen vor. “Es ist ein Halbfinale, ein K.-o.-Spiel, da sind wir Torhüter auf alles vorbereitet. Auch wir als Mannschaft sind darauf vorbereitet, dass es 120 Minuten oder ins Elfmeterschießen gehen kann.”

Die Uhr jedenfalls wird nach dem 2:2 auf null gestellt. Das ist bei einem Remis aus den ersten 90 Minuten spätestens seit der Abschaffung der Auswärtstorregel der Fall. Real Madrid gehört allein der Heimvorteil. Dass die Königlichen in ihrem Stadion bezwingbar sind, weiß Trainer Tuchel. Er ist der bislang letzte Coach, dem es gelang, in der Champions League im Estadio Bernabeu zu gewinnen. Außerdem hat er noch nie ein K.-o.-Spiel in Madrid verloren – ebenso wenig wie ein Halbfinale in seiner gesamten Karriere.

Die Erfahrung von Tuchel und Neuer kann in jedem Fall ein Vorteil für die Bayern sein – zumindest ist es ein statistischer Mutmacher auf dem Papier.

Freund warnt: “Oft wirkt es, als hätte man alles unter Kontrolle …”

Bayerns Sportdirektor Christoph Freund sprach kurz vor dem Abflug nach Madrid über Reals versteckte Stärke, ein mögliches deutsches Champions-League-Finale – und auch kurz über die anhaltende Trainersuche.

“Das wäre natürlich ein Traum”: Christoph Freund hat Lust auf ein deutsches Champions-League-Finale.

IMAGO/ActionPictures

Bevor der Tross des FC Bayern am Dienstag in Richtung Madrid abhob, stellte sich Sportdirektor Christoph Freund noch kurz den Fragen der Medien. Die 1:3-Niederlage gegen Stuttgart am Wochenende habe man “schnell abgehakt” und direkt nach vorn geblickt – auf das so wichtige Rückspiel im Champions-League-Halbfinale am Mittwoch (21 Uhr, LIVE! bei kicker) gegen Real.

“Man hat schon im Hinspiel gesehen, dass Madrid immer wieder Tore aus dem Nichts machen kann”, erklärte Freund. “Oft wirkt es so, als hätte man alles unter Kontrolle, und fünf, sechs Sekunden später stehen sie vor der Hütte.”

Freund rechtfertigt öffentlich stattfindende Trainersuche

Meinen dürfte er damit besonders Vinicius Junior, Rodrygo und Jude Bellingham. Falls sich die Bayern nach dem 2:2 aus der Vorwoche nun tatsächlich im Estadio Santiago Bernabeu durchsetzen sollten, könnte es sogar zu einem deutsches Finale kommen. “Das wäre natürlich ein Traum”, fand Freund, der die Bundesliga lobte: “Zwei deutsche Vereine im Halbfinale der Champions League, Bayer Leverkusen ganz nah dran am Finale in der Europa League. Das spricht für Deutschland, für die Bundesliga – auch vor der Europameisterschaft.”

Auch auf die mahnenden Worte von Ex-Boss Karl-Heinz Rummenigge ging er ein. Der hatte in einem Interview mit der spanischen Zeitung AS mehr Diskretion beim FC Bayern eingefordert. “Der FC Bayern ist ein Verein, der sehr interessant ist”, rechtfertigte Freund die immer wieder nach außen dringenden Wasserstände in der Trainersuche.

Nach Ralf Rangnicks Absage läuft diese weiter. “Wir wollen jemand finden, der 100 Prozent zu Bayern München passt, der richtig Bock auf diese Geschichte hat”, sagte Freund, der einen Zeitrahmen für die Entscheidung verneinte: “Eine Deadline haben wir uns noch nie gesetzt.” Es stehe “nach wie vor ganz oben, dass wir das Richtige machen”.

Freund warnt: “Oft wirkt es, als hätte man alles unter Kontrolle …”

Bayerns Sportdirektor Christoph Freund sprach kurz vor dem Abflug nach Madrid über Reals versteckte Stärke, ein mögliches deutsches Champions-League-Finale – und auch kurz über die anhaltende Trainersuche.

“Das wäre natürlich ein Traum”: Christoph Freund hat Lust auf ein deutsches Champions-League-Finale.

IMAGO/ActionPictures

Bevor der Tross des FC Bayern am Dienstag in Richtung Madrid abhob, stellte sich Sportdirektor Christoph Freund noch kurz den Fragen der Medien. Die 1:3-Niederlage gegen Stuttgart am Wochenende habe man “schnell abgehakt” und direkt nach vorn geblickt – auf das so wichtige Rückspiel im Champions-League-Halbfinale am Mittwoch (21 Uhr, LIVE! bei kicker) gegen Real.

“Man hat schon im Hinspiel gesehen, dass Madrid immer wieder Tore aus dem Nichts machen kann”, erklärte Freund. “Oft wirkt es so, als hätte man alles unter Kontrolle, und fünf, sechs Sekunden später stehen sie vor der Hütte.”

Freund rechtfertigt öffentlich stattfindende Trainersuche

Meinen dürfte er damit besonders Vinicius Junior, Rodrygo und Jude Bellingham. Falls sich die Bayern nach dem 2:2 aus der Vorwoche nun tatsächlich im Estadio Santiago Bernabeu durchsetzen sollten, könnte es sogar zu einem deutsches Finale kommen. “Das wäre natürlich ein Traum”, fand Freund, der die Bundesliga lobte: “Zwei deutsche Vereine im Halbfinale der Champions League, Bayer Leverkusen ganz nah dran am Finale in der Europa League. Das spricht für Deutschland, für die Bundesliga – auch vor der Europameisterschaft.”

Auch auf die mahnenden Worte von Ex-Boss Karl-Heinz Rummenigge ging er ein. Der hatte in einem Interview mit der spanischen Zeitung AS mehr Diskretion beim FC Bayern eingefordert. “Der FC Bayern ist ein Verein, der sehr interessant ist”, rechtfertigte Freund die immer wieder nach außen dringenden Wasserstände in der Trainersuche.

Nach Ralf Rangnicks Absage läuft diese weiter. “Wir wollen jemand finden, der 100 Prozent zu Bayern München passt, der richtig Bock auf diese Geschichte hat”, sagte Freund, der einen Zeitrahmen für die Entscheidung verneinte: “Eine Deadline haben wir uns noch nie gesetzt.” Es stehe “nach wie vor ganz oben, dass wir das Richtige machen”.

Beispiel Guardiola: Rummenigge mahnt zu mehr Diskretion bei Bayern

Die Trainersuche beim FC Bayern gestaltet sich weiter schwierig. In einem Interview mahnte der einstige Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge nun vor allem zu mehr Diskretion.

Erfolgsduo in München: Der ehemalige Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge (li.) und Ex-Trainer Pep Guardiola.

Erfolgsduo in München: Der ehemalige Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge (li.) und Ex-Trainer Pep Guardiola.

imago images

Noch immer sucht der FC Bayern nach einem Trainer, der den Verein ab Sommer in eine neue Erfolgsära führen soll. Eine neue Spur in München führt seit der Absage von Ralf Rangnick zum aktuellen Coach von Manchester United. Erik ten Hag hat Vergangenheit beim FC Bayern – und Zukunft?

Karl-Heinz Rummenigge, 2021 als Vorstandschef in München zurückgetreten, trifft bei Bayern keine Entscheidungen mehr, hat aber einen Tipp für Sportvorstand Max Eberl und die neuen Verantwortlichen beim FCB. “Mein einziger Ratschlag ist, wieder etwas mehr Geheimhaltung walten zu lassen”, erklärt der 68-Jährige in einem Interview mit der spanischen Zeitung AS vor dem Halbfinal-Rückspiel in Madrid: “Als wir Pep unter Vertrag genommen haben, haben wir insgesamt sechs Monate an dem Deal gearbeitet, und niemand wusste davon.”

“… dass der nächste Zug jeden Tag in allen Zeitungen steht”

Gespräche über potenzielle Trainer müssten im Vorstand bleiben. Man sollte verhindern, “dass der nächste Zug jeden Tag in allen Zeitungen steht”, so Rummennige. Speziell die Avancen bei der Personalie Ralf Rangnick hatten verschiedenste Münchner Entscheider öffentlich kommuniziert, ehe sich der Teamchef der österreichischen Nationalmannschaft doch für einen Verbleib beim deutschen Nachbarn entschied.

Die allgemeine Entwicklung in München stimmt Rummenigge nachdenklich. “Das Wichtigste ist Kontinuität, und hier müssen wir selbstkritisch sein”, stellt er klar: “Wir sind in letzter Zeit ein bisschen vom Kurs abgekommen, sowohl auf der Trainerbank als auch in der Chefetage.”

Bayern müsse “auf allen Ebenen die Stabilität zurückgewinnen, die den Verein immer ausgezeichnet hat”. Mit dem besten Beispiel sei auch er selbst vorangegangen: “Man muss sich vor Augen halten, dass Leute wie Uli, Franz und ich seit hundert Jahren am Ruder dieses Schiffes standen, zumindest war das mein Gefühl.”

Freilich sei “eine derartige Langlebigkeit” nicht zwingend ein Maßstab, “aber Bayern muss auf den Weg der Kontinuität zurückkehren”. Umso wichtiger erscheint die Wahl des Trainers, die Eberl & Co. alsbald treffen wollen.

“Beste Balance herrscht dort nicht”: Wo Lizarazu Bayerns Kernproblem sieht

Am Mittwoch muss der FC Bayern bei Real Madrid bestehen. Bixente Lizarazu weiß aus eigener Erfahrung, wie schwierig das ist – und wo Münchens Schwachstelle liegt.

Ruhig, Liza? Von wegen! Bixente Lizarazu, hier gegen Luis Figo, galt als verbissener Zweikämpfer.

Ruhig, Liza? Von wegen! Bixente Lizarazu, hier gegen Luis Figo, galt als verbissener Zweikämpfer.

IMAGO/Newscom World

Wenn Lizarazu an Madrid denkt, kommt ihm gleich eine skurrile Szene in den Sinn, die er recht vielsagend findet. “Einmal stieg Stefan Effenberg – das muss man sich vorstellen: im Bernabeu! – auf die Tribüne, um den Ball zu holen, weil ihn die Fans nicht herausgaben”, so der Franzose in seiner kicker-Kolumne (Montagsausgabe).

Er selbst musste sich auf seiner linken Seite mit Luis Figo herumschlagen. “Schon beim ersten Zweikampf kam ich jedes Mal höchst aggressiv mit der Grätsche, der Portugiese sagte: ‘Ruhig, Liza!’ Ich entgegnete: ‘Entschuldige, Luis, es ist Champions League, kein Freundschaftsspiel.’ Wir lachten, es konnte weitergehen.”

Champions League

Diesen Spirit wird auch der FC Bayern im Jahr 2024 brauchen , um mal wieder zur “Bestia negra”, zur schwarzen Bestie, für Real zu werden. So werden die Münchner rund um Madrid schließlich genannt, weil sie die Königlichen schon so manches Mal mit Haut und Haaren verputzt haben.

“Real hatte und hat großen Respekt vor den Bayern. Hinter dieser Paarung steht eine enorme Tradition”, sagt der 54-Jährige, der fünfmal im Bernabeu auflief und mit dem FCB 2013 die Champions League gewann. “Diese Partie ist ein Kampf um jeden Ball und ein Kampf im Kopf: Du musst auf alles gefasst sein und darfst keine verrückten Dinge machen.”

Tat Bayern ja auch im Hinspiel nicht. Dass es dennoch nur zu einem 2:2 reichte vor dem Rückspiel am Mittwochabend (21 Uhr, LIVE! bei kicker), dafür hat der ehemalige Linksverteidiger eine eindeutige Erklärung. “Das einzige Problem waren Min-Jae Kims Patzer, die zu beiden Gegentreffern führten. Auf diesem Niveau zahlst du für solche Fehler einen hohen Preis”, sagt Lizarazu.

Die anderen Mittelfeldakteure laufen für Kroos.

Bixente Lizarazu

Generell macht sich Lizarazu die meisten Sorgen um die Defensive. “Im FCB-Abwehrzentrum gibt es häufigen Personalwechsel, die beste Balance herrscht dort nicht. Es ist nicht hilfreich, wenn du in der jetzigen Saisonphase nicht weißt, wer in der Innenverteidigung gesetzt ist.”

Und wie sieht’s bei Real aus? Dort sieht Lizarazu natürlich Vinicius Junior als “Schlüsselspieler”, aber auch Toni Kroos mit seinen Pässen. “Mit seiner Persönlichkeit verleiht er der Elf Stabilität, er ist die technische Sicherheit des Teams. Die anderen Mittelfeldakteure laufen für Kroos.” Genauso wie bei München lägen die Stärken Reals hauptsächlich in der Offensive.

Was für einen Spielverlauf Lizarazu für das Rückspiel zwischen Paris St. Germain und Borussia Dortmund prognostiziert, welchen Borussen er für sein Spiel “liebt” und wie sich Paris im Vergleich zu den vergangenen Jahren verändert hat, erfahren Sie in der ganzen Kolumne in der kicker-Montagsausgabe oder im eMagazine.

“Beste Balance herrscht dort nicht”: Wo Lizarazu Bayerns Kernproblem sieht

Am Mittwoch muss der FC Bayern bei Real Madrid bestehen. Bixente Lizarazu weiß aus eigener Erfahrung, wie schwierig das ist – und wo Münchens Schwachstelle liegt.

Ruhig, Liza? Von wegen! Bixente Lizarazu, hier gegen Luis Figo, galt als verbissener Zweikämpfer.

Ruhig, Liza? Von wegen! Bixente Lizarazu, hier gegen Luis Figo, galt als verbissener Zweikämpfer.

IMAGO/Newscom World

Wenn Lizarazu an Madrid denkt, kommt ihm gleich eine skurrile Szene in den Sinn, die er recht vielsagend findet. “Einmal stieg Stefan Effenberg – das muss man sich vorstellen: im Bernabeu! – auf die Tribüne, um den Ball zu holen, weil ihn die Fans nicht herausgaben”, so der Franzose in seiner kicker-Kolumne (Montagsausgabe).

Er selbst musste sich auf seiner linken Seite mit Luis Figo herumschlagen. “Schon beim ersten Zweikampf kam ich jedes Mal höchst aggressiv mit der Grätsche, der Portugiese sagte: ‘Ruhig, Liza!’ Ich entgegnete: ‘Entschuldige, Luis, es ist Champions League, kein Freundschaftsspiel.’ Wir lachten, es konnte weitergehen.”

Champions League

Diesen Spirit wird auch der FC Bayern im Jahr 2024 brauchen , um mal wieder zur “Bestia negra”, zur schwarzen Bestie, für Real zu werden. So werden die Münchner rund um Madrid schließlich genannt, weil sie die Königlichen schon so manches Mal mit Haut und Haaren verputzt haben.

“Real hatte und hat großen Respekt vor den Bayern. Hinter dieser Paarung steht eine enorme Tradition”, sagt der 54-Jährige, der fünfmal im Bernabeu auflief und mit dem FCB 2013 die Champions League gewann. “Diese Partie ist ein Kampf um jeden Ball und ein Kampf im Kopf: Du musst auf alles gefasst sein und darfst keine verrückten Dinge machen.”

Tat Bayern ja auch im Hinspiel nicht. Dass es dennoch nur zu einem 2:2 reichte vor dem Rückspiel am Mittwochabend (21 Uhr, LIVE! bei kicker), dafür hat der ehemalige Linksverteidiger eine eindeutige Erklärung. “Das einzige Problem waren Min-Jae Kims Patzer, die zu beiden Gegentreffern führten. Auf diesem Niveau zahlst du für solche Fehler einen hohen Preis”, sagt Lizarazu.

Die anderen Mittelfeldakteure laufen für Kroos.

Bixente Lizarazu

Generell macht sich Lizarazu die meisten Sorgen um die Defensive. “Im FCB-Abwehrzentrum gibt es häufigen Personalwechsel, die beste Balance herrscht dort nicht. Es ist nicht hilfreich, wenn du in der jetzigen Saisonphase nicht weißt, wer in der Innenverteidigung gesetzt ist.”

Und wie sieht’s bei Real aus? Dort sieht Lizarazu natürlich Vinicius Junior als “Schlüsselspieler”, aber auch Toni Kroos mit seinen Pässen. “Mit seiner Persönlichkeit verleiht er der Elf Stabilität, er ist die technische Sicherheit des Teams. Die anderen Mittelfeldakteure laufen für Kroos.” Genauso wie bei München lägen die Stärken Reals hauptsächlich in der Offensive.

Was für einen Spielverlauf Lizarazu für das Rückspiel zwischen Paris St. Germain und Borussia Dortmund prognostiziert, welchen Borussen er für sein Spiel “liebt” und wie sich Paris im Vergleich zu den vergangenen Jahren verändert hat, erfahren Sie in der ganzen Kolumne in der kicker-Montagsausgabe oder im eMagazine.

Rangnick: “Hoeneß’ Aussagen hatten keinen Einfluss auf meine Entscheidung”

Bayerns Trainersuche verläuft zäh. Gerade die Absage von Ralf Rangnick traf die Münchner in ihrem Findungsprozess hart. Nun reagiert der 65-Jährige gegenüber dem kicker auf jüngst kursierende Gerüchte.

Ralf Rangnick bleibt beim ÖFB.

Ralf Rangnick bleibt beim ÖFB.

IMAGO/Sven Simon

Es sollte bislang noch nicht klappen, den Nachfolger für Thomas Tuchel zu finden. Dass Xabi Alonso lieber in Leverkusen bleibt, hatte die Münchner Verantwortlichen wenig überrascht. Eine potenzielle Rückholaktion von Julian Nagelsmann stieß in der Klubspitze beim FC Bayern auf eine zu starke Opposition. Und Ralf Rangnick zieht sein Projekt mit der Österreichischen Nationalmannschaft gegenüber eines Engagements in Münchens vor.

Die Bayern-Bosse hatten seine Zusage einkalkuliert, gab es doch die grundsätzliche Bereitschaft für den Trainerjob beim FCB. Letztlich kam es anders und der 65-Jährige sagte dem Deutschen Rekordmeister am vorigen Mittwoch ab. Über die Gründe wurde viel spekuliert – auch, ob die Aussagen von Ehrenpräsident Uli Hoeneß im Rahmen einer “FAZ”-Veranstaltung ausschlaggebend gewesen seien. Der Bayern-Macher hatte suggeriert, dass Rangnick nur die dritte Wahl sei, weil die Sportchefs um Max Eberl und Christoph Freund nie mit mehreren Kandidaten gleichzeitig gesprochen haben sollen.

“Ich habe bereits seit längerer Zeit ein sehr freundschaftliches Verhältnis zu Uli Hoeneß”

Der Auftritt von Hoeneß jedoch habe nicht dazu beigetragen, sich gegen das Trainer-Amt beim FC Bayern zu entscheiden, stellt Rangnick jetzt gegenüber dem kicker klar. “Ich habe bereits seit längerer Zeit ein sehr freundschaftliches Verhältnis zu Uli Hoeneß”, unterstreicht er: “Entgegen einiger Medienberichte hatten seine öffentlichen Aussagen keinen Einfluss auf meine Entscheidung, beim ÖFB zu bleiben.”

Rangnick will den Fokus allein auf die Europameisterschaft richten und nicht aufgrund einer Doppelfunktion, sich nebenbei mit der Kaderplanung der Bayern beschäftigen zu müssen, davon abgelenkt sein. Die Münchner haben dafür Verständnis – und sind nun weiter auf der Suche nach einem Tuchel-Nachfolger. Die neue Spur, die konkret wird, führt zu Erik ten Hag. Ersten Kontakt hat es bereits gegeben.

Unabhängig davon geht es für die Bayern jetzt erstmal ums Sportliche. Am Mittwochabend gastieren die Münchner bei Real Madrid und kämpfen nach dem 2:2 aus den ersten 90 Minuten nun im Rückspiel des Champions-League-Halbfinals um den Einzug ins Endspiel.

Oliver Hartmann, Georg Holzner

Bayerns Trainersuche: Die neue Spur führt zu ten Hag

Der Fokus gilt derzeit allein dem Rückspiel im Champions-League-Halbfinale bei Real Madrid (Mi., 21 Uhr LIVE! bei kicker). Danach soll die Trainersuche wieder intensiviert werden. Nach der Absage von Ralf Rangnick starteten die Münchner in ihrem Findungsprozess nahezu bei null. Jetzt steht ein alter Bekannter auf der Liste.

Wird er Trainer der Bayern? Erik ten Hag.

Wird er Trainer der Bayern? Erik ten Hag.

IMAGO/PA Images

Die Trainersuche beim FC Bayern läuft weiter – und gestaltet sich alles andere als einfach. Der Kandidatenkreis ist nämlich überschaubar. Und die ganz klare Linie scheint nach der jüngsten Absage von Ralf Rangnick kurzzeitig verloren gegangen zu sein, hatten die bayerischen Entscheider doch die Zusage des österreichischen Nationaltrainers fest einkalkuliert. Nach dem Rangnick-Nein begann der Trainer-Findungs-Prozess wieder nahezu bei null.

Pep Guardiola geistert als Traumlösung durch die Geschäftsstelle an der Säbener Straße, eine Rückkehr des Spaniers in diesem Sommer aber ist unwahrscheinlich, heißt es beim FC Bayern. Ebenso wie ein Weitermachen von Thomas Tuchel, worüber zwischenzeitlich ebenfalls nachgedacht wurde, aber sich keine Mehrheit fand. Und auch Tuchel selbst – im rein theoretischen Fall – wäre wohl nur schwer zu überzeugen.

Hansi Flick (59), Louis van Gaal (72) und Lucien Favre (66) wurden diskutiert, die Ideen dahinter allerdings (noch) nicht ernsthaft verfolgt. Nun gibt es nach kicker-Informationen eine neue konkrete Spur. Und die führt zu Erik ten Hag (54). Der Niederländer hatte von 2013 bis 2015 die zweite Mannschaft der Münchner trainiert und ist aktuell noch als Chefcoach bei Manchester United im Amt. In England wird jedoch über sein Aus nach der Saison spekuliert – und Noch-FCB-Trainer Thomas Tuchel gilt bei den Red Devils als heißer Nachfolger-Kandidat.

Die Sportchefs um Max Eberl und Christoph Freund jedenfalls haben ten Hag in ihre Pläne aufgenommen. Momentan aber hat das anstehende Rückspiel im Champions-League-Halbfinale bei Real Madrid höchste Priorität. Der Münchner Tross hebt am Dienstag, um 15.30 Uhr, mit einem Sonderflug in Richtung Spanien ab und wird am Donnerstagnachmittag wieder in München landen. Erst dann soll die Trainersuche wieder intensiviert werden. Stand jetzt ist ein möglicher Tausch Tuchel/ten Hag zur neuen Saison nicht ausgeschlossen.

Georg Holzner