Saison-Aus für St. Paulis Zoller

Kurz vor Ende der Sommertransferperiode schien dem FC St. Pauli mit der Verpflichtung von Simon Zoller ein echter Coup gelungen. Doch der mit großen Hoffnungen geholte Angreifer kam verletzungsbedingt nie über eine Nebenrolle hinaus, jetzt ist seine Saison gar vorzeitig beendet.

St. Paulis Simon Zoller kommt in dieser Saison nicht mehr zum Einsatz.

St. Paulis Simon Zoller kommt in dieser Saison nicht mehr zum Einsatz.

IMAGO/eu-images

Lediglich vier Einwechslungen in der Liga stehen für den 32-Jährigen in der Saison-Statistik – weil immer wieder die Muskulatur streikte. Zuletzt hatte sich der vom VfL Bochum verpflichtete Stürmer nach einem Muskelfaserriss im Training zurückgemeldet, die Hoffnungen, im Aufstiegsendspurt vielleicht doch noch eine Rolle als Joker spielen zu können, aber haben sich nun endgültig zerschlagen. Simon Zoller, die medizinische Abteilung und die sportlichen Verantwortlichen trafen am Montag die gemeinsame Entscheidung, dass der Profi seine Reha-Maßnahmen in seiner Heimatstadt Köln fortsetzen wird. Der Grund: Anhaltende Rückenprobleme, die immer wieder muskuläre Probleme verursachen.

Fabian Hürzeler hatte im Herbst Zollers großes Engagement gelobt und die Vermutung geäußert, dass er zu viel wolle und deshalb verkrampfe. “Simon macht sich unheimlich viel Druck, will unbedingt helfen. Ist der Kopf nicht frei, dann ist es auch der Muskel nicht.” Bereits zum Jahreswechsel wurde dann ein behutsames Aufbauprogramm für den Rücken ausgearbeitet, zur Alternative aber wurde Zoller auch in der zweiten Saisonhälfte nicht.

Nun haben alle Beteiligten die Konsequenzen aus den immer wieder gestarteten und ins Leere gegangenen Anläufen gezogen. “Simon wurde in dieser Saison immer wieder durch verschiedene Beschwerden ausgebremst”, sagt Andreas Bornemann, “alle haben ursächlich mit seinen Rückenproblemen zu tun.” Der Sportchef hatte im Spätsommer 2023 gehofft, mit dem Ex-Bochumer das “fehlende Puzzleteil für unseren Kader” gefunden zu haben. Doch es passte gesundheitlich nie. “Um diese Problematik nachhaltig in den Griff zu kriegen, haben wir uns nun zu diesem Schritt entschieden.”

Neuer Anlauf mit St. Pauli in der Bundesliga?

Ziel der Maßnahme ist es, dass Zoller mit einem knappen Jahr Anlauf dann vielleicht doch noch ins St. Pauli-Puzzle passt. Bornemann erklärt: “Wir erhoffen uns davon, dass er dann zur Vorbereitung auf die neue Spielzeit wieder komplett einsteigen kann.” Dann möglichst bei einem Bundesligisten FC St. Pauli.

Sebastian Wolff

Derby als Sinnbild: Vasilj auf Berg- und Talfahrt

Ausgerechnet der Garant für die jüngsten beiden Erfolge in Hannover (2:1) und gegen Rostock (1:0) patzte im Derby folgeschwer: Das entscheidende Tor für den HSV durch Robert Glatzel fiel, weil St. Paulis Keeper Nikola Vasilj einen Eckball unterlaufen hatte.

Im Fokus beim Hamburger Derby: St. Paulis Keeper Nikola Vasilj.

Im Fokus beim Hamburger Derby: St. Paulis Keeper Nikola Vasilj.

picture alliance / Eibner-Pressefoto

Der Auftritt des bosnischen Nationalkeepers unter den Augen seines neuen Nationaltrainers Sergej Barbarez war symptomatisch für dessen bisherige Spielzeit: Immer wieder wechseln sich Glanztage mit schwarzen Tagen, auch Vasiljs 90 Minuten im Volkspark waren eine Berg- und Talfahrt. Im ersten Durchgang hatte er mehrfach stark reagiert, vor allem eine Großchance durch Immanuel Pherai herausragend vereitelt, dazu auch den Strafstoß von Ludovit Reis in der Nachspielzeit pariert. In der entscheidenden Szene aber hat der 28-Jährige folgeschwer danebengegriffen.

Von seinem Trainer und den Kollegen bekommt Vasilj die komplette Rückendeckung. “Kein Vorwurf an ihn, er hat bei der Ecke eine Entscheidung getroffen, rauszugehen”, erklärt Marcel Hartel. “Ich mache Niko überhaupt keinen Vorwurf”, sagt auch Fabian Hürzeler und findet: “Es ist menschlich, dass ein Torwart auch mal einen Fehler macht. Er spielt bisher eine überragende Saison.”

Genau diese Aussage aber gehört auf den Prüfstand. Unstrittig ist, dass der Schlussmann in den zurückliegenden beiden Partien herausragend gehalten hat, aber: Vor dem Fehler am Freitagabend hatte er allein in der Rückrunde bereits bei den Spielen in Magdeburg (0:1), Kiel (4:3) und Karlsruhe (1:2) klare Fehler gemacht. Sie stehen im krassen Gegensatz zu den außergewöhnlichen Rettungstaten, weswegen etwa Verteidiger Hauke Wahl zu dem Schluss kommt: “Niko ist ein unfassbarer Torwart.”

Vasilj selbst war nach der Derby-Pleite und dem vorzeitig verpassten Aufstieg im Volkspark untröstlich. “Es ist sehr bitter für mich und die Mannschaft.” Die entscheidende Szene hat er so gesehen: “Ich komme raus, weil ich sehe, dass der Eckball auf den langen Pfosten kommt. Ich wurde dann etwas geblockt und komme nicht an den Ball. Das Spiel nach einem Eckball zu verlieren, ist umso ärgerlicher.” Seine Hoffnung: Am kommenden Sonntag gegen Osnabrück soll die persönliche Berg- und Talfahrt dann wieder in die andere Richtung gehen.

Sebastian Wolff

Zu wenig für den Aufstieg: St. Pauli vergibt ersten Matchball

Der erste Aufstiegs-Matchball ist weg, und zur Wahrheit der zwar späten, aber verdienten 0:1-Niederlage beim HSV gehört: Für ein Verwandeln kam der FC St. Pauli am Freitagabend im Volkspark eigentlich zu keiner Zeit in Frage.

Enttäuscht nach dem Schlusspfiff im Volksparkstadion: St. Pauli-Kapitän Jackson Irvine.

Enttäuscht nach dem Schlusspfiff im Volksparkstadion: St. Pauli-Kapitän Jackson Irvine.

IMAGO/Philipp Szyza

Eine Kopfballmöglichkeit für Johannes Eggestein aus dem ersten Durchgang steht am Ende auf dem Chancenzettel des Spitzenreiters. “An viel mehr”, merkt der Mittelstürmer kritisch an, “kann ich mich nicht erinnern.” Die Gründe dafür sind vielschichtig: St. Pauli setzte sich im Zentrum nicht durch, schaffte nicht die gefürchteten Verlagerungen, dazu fand Marcel Hartel in der weniger geliebten Rolle auf dem linken Flügel gar nicht und Oladapo Afolayan auf dem rechten Flügel nur wenig statt.

Hamburger Stadtderby

Fabian Hürzeler ist in seiner Analyse schonungslos. “Wir hatten mit dem Ball eigentlich eine gute Struktur, waren gut im Positionsspiel, aber wir sind in den jeweiligen Positionen nicht ans Maximum gekommen, haben die 50-zu-50-Bälle nicht geholt, hatten zu viele einfache Fehler. Wir waren phasenweise so mutlos, das bin ich von meiner Mannschaft nicht gewohnt.” Sein Urteil: “So kannst du beim HSV kein Derby gewinnen.”

Hat am Ende der Kopf nicht mitgespielt bei der Aussicht auf die große Aufstiegs-Party, ausgerechnet im Wohnzimmer des großen Nachbarn? Hauke Wahl sagt nein. “Wir haben uns keinen Druck gemacht oder vorher darüber geredet, was nachher passieren könnte”, erklärt der Abwehrchef, “ich finde nicht, dass man uns angemerkt hat, dass wir uns besonderen Druck gemacht hätten.” Wie sein Trainer sieht auch er die Gründe rein sportlich: “Wir haben die direkten Duelle nicht so gewonnen.” Hartel stimmt mit ein: “Der HSV hat fast jeden zweiten Ball gewonnen, wir sind nicht in unsere Abläufe gekommen.”

Saliakas fehlt gesperrt – Wahl und Afolayan bleiben optimistisch

Die Folge: Durch den Düsseldorfer Sieg (3:1 im Parallelspiel gegen Nürnberg) braucht St. Pauli nun den zweiten Matchball, am kommenden Sonntag (13.30 Uhr) gegen den VfL Osnabrück. Und zwar ohne Manolis Saliakas, der nach seiner Gelb-Roten Karte gesperrt fehlt. “Das”, bekennt Hartel, “tut uns weh, er ist ein sehr wichtiger Spieler.”

Dennoch regiert trotz des Dämpfers im Volkspark weiterhin Zuversicht. “Uns wird das Spiel nicht umwerfen”, verspricht Wahl. Und Afolayan war auch nach Abpfiff im Derby-Modus. “Jetzt feiert der HSV, diesen Moment können sie haben. Wir haben in dieser Saison noch Größeres vor.” Genau das aber war im hitzigen Stadt-Duell zu selten zu sehen.

Sebastian Wolff

Saad und die Hoffnung auf den nächsten großen Moment

Vor fast genau einem Jahr war sein Stern im Volkspark aufgegangen. Im April 2023 wurde Elias Saad beim Stadt-Derby zum erst zweiten Mal im Profifußball eingewechselt, traf erstmals und wurde fortan zu St. Paulis Überflieger. Vor der Neuauflage ist er unsanft gelandet.

Hat gute Erinnerungen an den Volkspark: Elias Saad.

Hat gute Erinnerungen an den Volkspark: Elias Saad.

IMAGO/MIS

Das Aufeinandertreffen vor rund zwölf Monaten war denkwürdig. Aufgrund des Spielverlaufs, des Ergebnisses von 4:3 – und auch aufgrund der Geschichte von Elias Saad. Der gebürtige Hamburger war erst vier Monate zuvor aus der Regionalliga von Eintracht Norderstedt ans Millerntor gewechselt, hatte für den HSV zwischendurch mal Futsal gespielt. Ausgerechnet im Derby erzielte er seinen ersten Treffer und startete eine Reise, die ausschließlich Höhepunkte bereithielt: ein Stammplatz auf St. Paulis linker Außenbahn, der Spitzenplatz in der 2. Liga, der erste Länderspieleinsatz für Tunesien.

Findet “Straßenkicker” Saad im Derby zu alter Stärke zurück?

Danach setzte ein Prozess ein, den sein Trainer und Förderer Fabian Hürzeler “völlig normal” findet: Der 24-Jährige, dessen größte Stärke laut Hürzeler  “seine Straßenkicker-Mentalität” ist, begann das Nachdenken, er verlor seine Einfachheit und Selbstverständlichkeit – und seinen Stammplatz: In Hannover (2:1) kam er erst in der Nachspielzeit, beim 1:0-Sieg gegen Rostock gar nicht ins Spiel. Und im Volkspark, wo vor rund einem Jahr sein Stern aufging?

Schon nach der Partie in Hannover hatte Hürzeler Enttäuschung bei seinem Flügelstürmer registriert und erklärt, es gehe nun um dessen Reaktion. Dass er in der Woche darauf keine Einsatzminute bekam, ist ein Indiz, dass diese ausgeblieben ist. In der Trainingswoche vor dem Derby hat der Coach nach eigener Aussage hingegen eine gesehen. “Elias hat sehr, sehr gut trainiert, er hat eine sehr, sehr gute Reaktion gezeigt.” Er sagt: “Natürlich darf er enttäuscht sein, aber mir ist wichtig, dass jeder sein Ego hintenanstellt.”

Hürzeler: “Vielleicht hat er am Freitag ja wieder einen großen Moment”

Hürzeler ist es wichtig, Saads Situation sachlich einzuordnen. “Elias ist ein junger Spieler, es ging seit dem Derby im letzten Jahr für ihn sehr rasant nach oben. Aber es gehört dazu, auch Schwächephasen auszuhalten und durchzumachen. Er kommt da nur allein raus.” Aber er muss nicht allein durch. “Es ist klar, dass er von uns die komplette Unterstützung bekommt.” Dann lächelt der 31-jährige Trainer versöhnlich und gleichzeitig herausfordernd: “Vielleicht hat er am Freitag ja wieder einen großen Moment.”

Sebastian Wolff

So plant Hürzeler den doppelten St. Pauli-Triumph

Der erste Matchball zum Bundesliga-Aufstieg liegt ausgerechnet im Volkspark parat. Fabian Hürzeler versucht gar nicht erst, diese Besonderheit für den FC St. Pauli kleinzureden, ist aber dennoch bemüht, den Fokus allein auf die sportliche Aufgabe zu richten.

“Große Chance, diesen Schritt zu machen”: Fabian Hürzeler will den Derby-Sieg und den Aufstieg.

IMAGO/Noah Wedel

“Es ist im Training und im gesamten Verein, in allen Gebäuden zu spüren, dass große Vorfreude und positive Emotionen da sind”, sagt der Trainer, “für uns aber ist es entscheidend, die Balance hinzubekommen aus Emotionen und Verstand. Darauf wird es ankommen.” Und darauf arbeitet er als Chef hin.

Hürzeler bestreitet die Vorbereitung auf sein drittes Stadt-Derby als Hauptverantwortlicher mit einem Kader, der sich wieder füllt. Abwehr-Chef und Chef-Stratege Eric Smith ist ebenso wieder im Training wie der linke Schienenspieler Lars Ritzka – das bedeutet für ihn einen Abwägungsprozess, insbesondere im Fall Smith. Der Schwede ist mit seinen herausragenden Fähigkeiten im Aufbauspiel ein Unterschiedsspieler, gleichzeitig besteht nach seinen auskurierten muskulären Problemen ein Restrisiko, dazu hat Hauke Wahl im Zentrum zuletzt in Hannover (2:1) und gegen Rostock (1:0) absolute defensive Verlässlichkeit garantiert.

Hürzeler sagt: “Eric ist unser Bindeglied, schafft es die Balance zwischen Offensive und Defensive herzustellen. Er ist ein Ausnahmespieler und hat herausragende Fähigkeiten, trotzdem haben wir es zuletzt auch ohne ihn geschafft.” Das bedeutet: Der Coach hofft, “dass Eric dabei ist, aber wir werden bei ihm und auch Lars Ritzka von Tag zu Tag sehen.”

Hürzeler will ersten Derby-Sieg

Von Tag zu Tag wird auch der Pulsschlag höher rund ums Millerntor, und Hürzeler nimmt dies auch genauso wahr. “Wir können die Bedeutung des Derbys gar nicht wegdiskutieren und wollen es auch nicht. Wir streben nach dem Höchsten.”

Ein Aufstieg ist das Resultat einer Saison, ein Derby-Sieg das Resultat eines Spiels. Ich denke, ich würde den Aufstieg höher bewerten.”

Fabian Hürzeler

Vor allem sagt er: “Ich habe das Derby als Cheftrainer jetzt zwei Mal gespielt und noch nie gewonnen.” Vor einem Jahr im Volkspark gab es eine 3:4-Niederlage in einem denkwürdigen und hochklassigen Stadt-Duell, im Hinspiel am Millerntor ein 2:2 nach 2:0-Führung. “Jetzt”, sagt Hürzeler, “will ich unseren Fans etwas zurückgeben.”

Hürzeler: “Daraus können wir auch Kraft ziehen”

Der Triumph wäre gleichbedeutend mit dem Aufstieg und aus seiner Sicht auch mit dem Erklimmen einer nächsten Entwicklungsstufe. “Natürlich spielt der Kopf eine große Rolle, aber irgendwann ist das überthematisiert, dann geht es darum, unter Druck abzuliefern und damit auch den nächsten Schritt zu gehen. Beim HSV haben wir die große Chance, diesen Schritt zu machen.”

Denn angesichts der großen Brisanz, dass der HSV daheim ausgerechnet im direkten Duell alles verlieren und der einst kleine Nachbar alles gewinnen kann, ahnt der 31-Jährige: “Wir werden ganz sicher nicht mit offenen Armen empfangen. Es wird hitzig, und daraus können wir auch Kraft ziehen.”

Deutlich macht er bei aller Rivalität, dass es ihm um mehr als den Derby-Sieg geht. “Die Bedeutung ist riesig, das weiß ich. Aber ein Aufstieg ist das Resultat einer ganzen Saison, ein Derby-Sieg das Resultat eines Spiels. Ich denke, ich würde den Aufstieg noch höher bewerten.”

Sebastian Wolff

So plant Hürzeler den doppelten St. Pauli-Triumph

Der erste Matchball zum Bundesliga-Aufstieg liegt ausgerechnet im Volkspark parat. Fabian Hürzeler versucht gar nicht erst, diese Besonderheit für den FC St. Pauli kleinzureden, ist aber dennoch bemüht, den Fokus allein auf die sportliche Aufgabe zu richten.

“Große Chance, diesen Schritt zu machen”: Fabian Hürzeler will den Derby-Sieg und den Aufstieg.

IMAGO/Noah Wedel

“Es ist im Training und im gesamten Verein, in allen Gebäuden zu spüren, dass große Vorfreude und positive Emotionen da sind”, sagt der Trainer, “für uns aber ist es entscheidend, die Balance hinzubekommen aus Emotionen und Verstand. Darauf wird es ankommen.” Und darauf arbeitet er als Chef hin.

Hürzeler bestreitet die Vorbereitung auf sein drittes Stadt-Derby als Hauptverantwortlicher mit einem Kader, der sich wieder füllt. Abwehr-Chef und Chef-Stratege Eric Smith ist ebenso wieder im Training wie der linke Schienenspieler Lars Ritzka – das bedeutet für ihn einen Abwägungsprozess, insbesondere im Fall Smith. Der Schwede ist mit seinen herausragenden Fähigkeiten im Aufbauspiel ein Unterschiedsspieler, gleichzeitig besteht nach seinen auskurierten muskulären Problemen ein Restrisiko, dazu hat Hauke Wahl im Zentrum zuletzt in Hannover (2:1) und gegen Rostock (1:0) absolute defensive Verlässlichkeit garantiert.

Hürzeler sagt: “Eric ist unser Bindeglied, schafft es die Balance zwischen Offensive und Defensive herzustellen. Er ist ein Ausnahmespieler und hat herausragende Fähigkeiten, trotzdem haben wir es zuletzt auch ohne ihn geschafft.” Das bedeutet: Der Coach hofft, “dass Eric dabei ist, aber wir werden bei ihm und auch Lars Ritzka von Tag zu Tag sehen.”

Hürzeler will ersten Derby-Sieg

Von Tag zu Tag wird auch der Pulsschlag höher rund ums Millerntor, und Hürzeler nimmt dies auch genauso wahr. “Wir können die Bedeutung des Derbys gar nicht wegdiskutieren und wollen es auch nicht. Wir streben nach dem Höchsten.”

Ein Aufstieg ist das Resultat einer Saison, ein Derby-Sieg das Resultat eines Spiels. Ich denke, ich würde den Aufstieg höher bewerten.”

Fabian Hürzeler

Vor allem sagt er: “Ich habe das Derby als Cheftrainer jetzt zwei Mal gespielt und noch nie gewonnen.” Vor einem Jahr im Volkspark gab es eine 3:4-Niederlage in einem denkwürdigen und hochklassigen Stadt-Duell, im Hinspiel am Millerntor ein 2:2 nach 2:0-Führung. “Jetzt”, sagt Hürzeler, “will ich unseren Fans etwas zurückgeben.”

Hürzeler: “Daraus können wir auch Kraft ziehen”

Der Triumph wäre gleichbedeutend mit dem Aufstieg und aus seiner Sicht auch mit dem Erklimmen einer nächsten Entwicklungsstufe. “Natürlich spielt der Kopf eine große Rolle, aber irgendwann ist das überthematisiert, dann geht es darum, unter Druck abzuliefern und damit auch den nächsten Schritt zu gehen. Beim HSV haben wir die große Chance, diesen Schritt zu machen.”

Denn angesichts der großen Brisanz, dass der HSV daheim ausgerechnet im direkten Duell alles verlieren und der einst kleine Nachbar alles gewinnen kann, ahnt der 31-Jährige: “Wir werden ganz sicher nicht mit offenen Armen empfangen. Es wird hitzig, und daraus können wir auch Kraft ziehen.”

Deutlich macht er bei aller Rivalität, dass es ihm um mehr als den Derby-Sieg geht. “Die Bedeutung ist riesig, das weiß ich. Aber ein Aufstieg ist das Resultat einer ganzen Saison, ein Derby-Sieg das Resultat eines Spiels. Ich denke, ich würde den Aufstieg noch höher bewerten.”

Sebastian Wolff

Ligaunabhängig: FC St. Pauli verlängert mit Hauptsponsor

Der FC St. Pauli arbeitet bereits seit zehn Jahren ununterbrochen mit seinem Hauptsponsor zusammen. Nun wurde die Zusammenarbeit um drei weitere Jahre verlängert.

Der Schriftzug des Mobilfunkanbieters Congstar wird weiterhin das Trikot des FC St. Pauli (hier: Oladapo Afolayan) zieren.

Der Schriftzug des Mobilfunkanbieters Congstar wird weiterhin das Trikot des FC St. Pauli (hier: Oladapo Afolayan) zieren.

IMAGO/Noah Wedel

Bereits in den Jahren 2006 bis 2009 liefen die Profis des FC St. Pauli mit dem Mobilfunkanbieter Congstar auf dem Trikot auf, zur Saison 2014/15 folgte das zweite Engagement des Unternehmens, das seither ununterbrochen besteht. Am Montag gab der Zweitliga-Spitzenreiter nun die Verlängerung mit seinem Hauptsponsor um drei weitere Jahre bekannt. Bis Ende der Saison 2027/28 wird die Zusammenarbeit ausgeweitet.

“Mit Congstar verbindet uns seit vielen Jahren eine enge und vertrauensvolle Partnerschaft auf Augenhöhe. Es ist nicht selbstverständlich, dass ein Partner seine Zusammenarbeit stets vorzeitig verlängert hat”, freut sich Wilken Engelbrecht, kaufmännischer Geschäftsleiter beim FC St. Pauli. “Zusammen wollen wir auch in Zukunft gesellschaftlich relevante Themen progressiv und kreativ angehen. Gerade in einer Zeit, in der sich der gesellschaftliche Diskurs immer mehr nach rechts verschiebt, sind wir sehr dankbar einen Hauptsponsor wie Congstar an unserer Seite zu haben, der mutig seine gesellschaftliche Verantwortung wahrnimmt. Wir stehen auch in unserem Land in diesem Jahr vor richtungsweisenden Wahlen und sehen es gemeinsam mit Congstar als unsere Verantwortung an, klare Kante für demokratische und gesellschaftliche Grundwerte zu zeigen. Es ist alles andere als gewöhnlich, dass ein Unternehmen wie Congstar bereit ist, seine mediale Reichweite für diese wichtigen Haltungsthemen einzusetzen.”

Ligaunabhängige Verlängerung

“Die Zusammenarbeit mit dem FC St. Pauli ist etwas ganz Besonderes. Wir verstehen sie daher auch nicht als ein klassisches Sponsoring, sondern als eine echte Partnerschaft. Den erfolgreichen gemeinsamen Weg werden wir – unabhängig von der Ligazugehörigkeit – sehr gerne und voller Leidenschaft weiterbeschreiten. Dabei werden wir auch zukünftig Botschaften für Toleranz, Vielfalt, Respekt und gegen Rassismus setzen und unsere Gaming-Aktivitäten weiter stärken. Wenn das eine oder andere dabei vielleicht auf den ersten Blick für das fußballerische Umfeld ungewöhnlich ist, passt es aber zu unseren gemeinsamen Werten”, so Congstar-Geschäftsführer Axel Orbach.

St. Paulis Ziel: Als Stadtmeister in die Bundesliga

Das Schalker Unentschieden gegen Fortuna Düsseldorf macht’s möglich: Ausgerechnet im Stadt-Derby beim HSV kann der FC St. Pauli am Freitag den Bundesliga-Aufstieg vorzeitig perfekt machen.

St. Pauli will mit einem Sieg im Stadt-Derby den Aufstieg perfekt machen.

St. Pauli will mit einem Sieg im Stadt-Derby den Aufstieg perfekt machen.

IMAGO/Steinbrenner

Das Credo am Millerntor ist klar und branchenüblich: “Wir schauen nur auf uns.” Das predigen alle Protagonisten seit Wochen und Monaten. Zumindest am Samstagabend, das hat Marcel Hartel verraten, haben sie auf St. Pauli auch Fernsehen geschaut. “Ich gucke generell viel Fußball”, hatte der Topscorer mit einem Augenzwinkern erklärt. Seit dem 1:1 und nun sieben Zählern Vorsprung vor der Fortuna soll der große Schritt nach oben gleich beim ersten Anlauf gelingen. Ausgerechnet im Volkspark. “Es ist ganz klar das Ziel, das Derby zu gewinnen”, unterstreicht Hartel, “darauf werden wir die ganze Woche hinarbeiten.”

Hürzeler noch ohne Stadt-Derby-Sieg als Trainer

Fabian Hürzeler ist grundsätzlich unverdächtig, ein Ankündigungs-Meister zu sein. Der designierte Aufstiegs-Trainer aber erklärt mit Blick hinüber in den Volkspark: “Ich habe als Cheftrainer noch kein Stadt-Derby gewonnen.” Durch das 1:0 gegen Rostock haben der 31-Jährige und seine Spieler bereits Historisches geschaffen: St. Pauli wird erstmals überhaupt im Profifußball in einer Abschlusstabelle vor dem großen Nachbarn stehen, der Coach aber will mehr: “Um die Nummer 1 der Stadt zu sein, muss man auch im Stadt-Derby bestehen.”

In Phasen, in denen es um alles geht, sind auch mal andere Tugenden gefragt

Johannes Eggestein

Anhaltspunkte, dass St. Pauli am Freitagabend bestehen kann, wurden bereits gegen Rostock geliefert. Weil die Mannschaft, wie schon in Hannover nachwies, dass sie auch dann erfolgreich sein kann, wenn ihr nicht mehr alles spielerisch leicht fällt. “In Phasen, in denen es um alles geht, sind auch mal andere Tugenden gefragt”, sagt Johannes Eggestein, “die haben wir gegen Hansa auf den Rasen gebracht. Wir haben uns wie schon in Hannover durchgekämpft.” Und sie haben wieder nach einer Ecke getroffen, schon im vierten Spiel in Folge. “Wir arbeiten jede Woche hart daran”, verrät Hartel.

Intensive Arbeit an den Details wird zum Schlüssel in einem Aufstiegskampf, in dem St. Pauli die Lösungen in den Partien nicht mehr zufliegen, diese aber beharrlich gesucht werden. “Wenn du stabil stehst und gut verteidigst, entscheiden Standards Spiele”, sagt Hartel. Und auch den Aufstieg. Womöglich schon am Freitag. Im Stadt-Derby.

Sebastian Wolff