“Wir haben Charakter bewiesen”: St. Paulis Vasilj als Wegweiser

Der Weg zurück in die Erfolgsspur war mühsam für den FC St. Pauli, und zum Wegweiser in Hannover wurde Nikola Vasilj. Der bosnische Keeper hielt die Hamburger gerade zu Beginn mehrfach im Spiel und legte den Grundstein für den wichtigen 2:1-Erfolg.

St. Paulis Keeper Nikola Vasilj war ein starker Rückhalt.

St. Paulis Keeper Nikola Vasilj war ein starker Rückhalt.

IMAGO/MIS

Für den 28-Jährigen ist die Spielzeit durchaus wechselhaft. Trainer Fabian Hürzeler und Sportchef Andreas Bornemann betonen zwar regelmäßig den Wert des Schlussmannes und dessen wichtigen Anteil am mutigen Spielaufbau von hintenheraus, immer wieder aber unterliegt sein Spiel auch Schwankungen. Allein in der Rückserie unterliefen ihm in Kiel (4:3), Magdeburg (0:1) und Karlsruhe (1:2) klare Fehler. Offensichtlich indes wird: Im Saisonendspurt ist Nikola Vasilj da. Schon beim vorangegangenen 3:4 gegen Elversberg hatte er im ersten Durchgang fast ein halbes Dutzend Hochkaräter entschärft, am Sonntag in Hannover rettete er St. Pauli in einer Anfangsphase, in der deutlich sichtbar geworden ist, dass die jüngsten beiden Niederlagen Spuren hinterlassen haben. “Niko”, schwärmt Kapitän Jackson Irvine, “hat uns mit tollen Paraden im Spiel gehalten.”

“Ich hoffe, dieser Sieg gibt uns wieder Auftrieb”

Vasilj selbst weiß um seinen Anteil an dem Dreier in Niedersachsen. “Ich hatte etwas mehr zu tun als sonst, aber es war sehr wichtig, dass wir diese Momente überstehen.” Weil St. Pauli in der Folge wieder zu seinem Stil gefunden und mit der 2:1-Führung im Rücken auch zur gewohnten Dominanz zurückgefunden hat. “Wir haben in der zweiten Hälfte wieder besser zu unserem Rhythmus und unserem Aufbauspiel gefunden”, sagt der Keeper und setzt auf die befreiende Wirkung für das Nervenkostüm: “Ich hoffe, dieser Sieg gibt uns wieder Auftrieb. Er war unfassbar wichtig. Wir haben als Mannschaft Charakter bewiesen, darauf bin ich unfassbar stolz.”

Vier Partien vor dem Ende hält St. Pauli mit fünf Zählern Vorsprung vor dem Dritten Fortuna Düsseldorf nun alle Karten in den eigenen Händen und hat mit zunächst Rostock sowie außerdem Osnabrück und Wehen Wiesbaden noch drei Gegner aus dem Souterrain der Tabelle. Vasilj strahlt folglich Zuversicht aus, ohne in Übermut zu verfallen. Zur Erinnerung: Der hatte dem Kiez-Klub nach elf Zählern Vorsprung an Ostern nicht gut getan. “Hannover war ein großer Schritt. Aber wir sind noch nicht am Ziel.”

Sebastian Wolff

St. Paulis Suche nach der direkten Antwort

An der Entstehung der 1:2-Niederlage in Karlsruhe hatte Nikola Vasilj entscheidenden Anteil. Der nach vorn abgewehrte Ball von St. Paulis Schlussmann war entscheidend für den frühen Rückstand. Einen Rückschlag im Aufstiegskampf fürchtet der 28-Jährige jedoch nicht.

Wollen nach der Niederlage wieder die richtige Antwort geben: Die Spieler des FC St. Pauli.

Wollen nach der Niederlage wieder die richtige Antwort geben: Die Spieler des FC St. Pauli.

IMAGO/eu-images

“Wir sind nach den Niederlagen in Magdeburg und auf Schalke zurückgekommen”, sagt Vasilj und ist sicher: “Wir werden das wieder tun.” Tatsächlich hat der Noch-Spitzenreiter, dessen Vorsprung auf Kiel nur noch zwei Punkte beträgt, auf die ersten beiden Saison-Niederlagen jeweils mit Siegen geantwortet: Dem 0:1 in Magdeburg war ein 1:0 gegen Braunschweig gefolgt, dem 1:3 in Gelsenkirchen ein 2:0 gegen Hertha BSC.

Auch auf den Pokal-K.-o. im Elfmeterschießen gegen Düsseldorf hatten die Kiez-Kicker mit einem 3:2 gegen Greuther Fürth reagiert. Hauke Wahl glaubt daher wie der Schlussmann: “Das wird uns nicht umhauen.” Hinzu kommt aus seiner Sicht: “Bei den anderen beiden Niederlagen in der Liga waren unsere Spiele schlechter als in Karlsruhe. Wir waren nicht schlecht, aber unglücklich, haben mehr Fehler gemacht als sonst und waren nicht so geduldig. Wir haben zu häufig zu schnell Lösungen gesucht.”

Fabian Hürzeler bemängelt in der Analyse des Samstagabends noch etwas anders. Nachdem der Trainer schon beim 2:1-Sieg gegen Paderborn kritisiert hatte, seine Spieler hätten im Gefühl des sicheren Sieges einen Schritt weniger gemacht, missfiel ihm auch der Start in die Partie im Wildpark, insbesondere das Pressingverhalten. Dass Schiedsrichter Michael Bacher bei einem nicht gegebenen Strafstoß gegen Manolis Saliakas (77.) und aus der nicht überprüften Szene dann die Ampelkarte gegen Wahl erfolgt ist, hat der Coach während der Partie zwar gewohnt emotional aufgenommen, mit Abstand aber sagt er: “Wir müssen uns an die eigene Nase fassen. Wir müssen so gut sein, dass der Schiedsrichter unser Spiel nicht beeinflussen kann.”

Und zwar schon am kommenden Sonntag gegen Elversberg – um wieder die gewohnte Reaktion zu zeigen. Dann wird Wahl gesperrt fehlen, dafür aber Eric Smith nach verbüßter Sperre zurückkehren. Ein weiterer Hoffnungsschimmer: Auch Flügelstürmer Oladapo Afolayan kam in Karlsruhe schon wieder zu einem ersten Jokereinsatz, Philipp Treu wird ebenso zurückerwartet.

Sebastian Wolff