Saad und die Hoffnung auf den nächsten großen Moment

Vor fast genau einem Jahr war sein Stern im Volkspark aufgegangen. Im April 2023 wurde Elias Saad beim Stadt-Derby zum erst zweiten Mal im Profifußball eingewechselt, traf erstmals und wurde fortan zu St. Paulis Überflieger. Vor der Neuauflage ist er unsanft gelandet.

Hat gute Erinnerungen an den Volkspark: Elias Saad.

Hat gute Erinnerungen an den Volkspark: Elias Saad.

IMAGO/MIS

Das Aufeinandertreffen vor rund zwölf Monaten war denkwürdig. Aufgrund des Spielverlaufs, des Ergebnisses von 4:3 – und auch aufgrund der Geschichte von Elias Saad. Der gebürtige Hamburger war erst vier Monate zuvor aus der Regionalliga von Eintracht Norderstedt ans Millerntor gewechselt, hatte für den HSV zwischendurch mal Futsal gespielt. Ausgerechnet im Derby erzielte er seinen ersten Treffer und startete eine Reise, die ausschließlich Höhepunkte bereithielt: ein Stammplatz auf St. Paulis linker Außenbahn, der Spitzenplatz in der 2. Liga, der erste Länderspieleinsatz für Tunesien.

Findet “Straßenkicker” Saad im Derby zu alter Stärke zurück?

Danach setzte ein Prozess ein, den sein Trainer und Förderer Fabian Hürzeler “völlig normal” findet: Der 24-Jährige, dessen größte Stärke laut Hürzeler  “seine Straßenkicker-Mentalität” ist, begann das Nachdenken, er verlor seine Einfachheit und Selbstverständlichkeit – und seinen Stammplatz: In Hannover (2:1) kam er erst in der Nachspielzeit, beim 1:0-Sieg gegen Rostock gar nicht ins Spiel. Und im Volkspark, wo vor rund einem Jahr sein Stern aufging?

Schon nach der Partie in Hannover hatte Hürzeler Enttäuschung bei seinem Flügelstürmer registriert und erklärt, es gehe nun um dessen Reaktion. Dass er in der Woche darauf keine Einsatzminute bekam, ist ein Indiz, dass diese ausgeblieben ist. In der Trainingswoche vor dem Derby hat der Coach nach eigener Aussage hingegen eine gesehen. “Elias hat sehr, sehr gut trainiert, er hat eine sehr, sehr gute Reaktion gezeigt.” Er sagt: “Natürlich darf er enttäuscht sein, aber mir ist wichtig, dass jeder sein Ego hintenanstellt.”

Hürzeler: “Vielleicht hat er am Freitag ja wieder einen großen Moment”

Hürzeler ist es wichtig, Saads Situation sachlich einzuordnen. “Elias ist ein junger Spieler, es ging seit dem Derby im letzten Jahr für ihn sehr rasant nach oben. Aber es gehört dazu, auch Schwächephasen auszuhalten und durchzumachen. Er kommt da nur allein raus.” Aber er muss nicht allein durch. “Es ist klar, dass er von uns die komplette Unterstützung bekommt.” Dann lächelt der 31-jährige Trainer versöhnlich und gleichzeitig herausfordernd: “Vielleicht hat er am Freitag ja wieder einen großen Moment.”

Sebastian Wolff