Henriksen: “Wir haben die Chance auf etwas Magisches”

Um Eventualitäten in anderen Stadien muss sich Mainz 05 am 34. Spieltag nicht mehr kümmern – wenn die Rheinhessen in Wolfsburg mindestens einen Punkt holen. Oder gar für eine Saisonpremiere sorgen.

Mit einem Remis wäre der Klassenerhalt wohl perfekt: Bo Henriksen wird auch am letzten Spieltag seine Energie an der Linie einbringen.

Mit einem Remis wäre der Klassenerhalt wohl perfekt: Bo Henriksen wird auch am letzten Spieltag seine Energie an der Linie einbringen.

IMAGO/Steinbrenner

Informationen von anderen Schauplätzen, insbesondere vom Duell zwischen Union Berlin und Freiburg, will Bo Henriksen am Samstagnachmittag ignorieren: “Ich habe meinem Staff gesagt: Ich will gar nicht wissen, wie es anderswo steht”, erklärte der Mainzer Fußballlehrer auf der Pressekonferenz vorm letzten Saisonspiel in Wolfsburg. “Wir wollen es selbst entscheiden. Denn das macht auch zehn Mal mehr Spaß als wenn andere es für dich erledigen.” Dass ein Taktieren je nach Zwischenständen überhaupt Sinn ergeben könnte, ist ohnehin unwahrscheinlich. Angesichts einer aktuell um zwölf Treffer besseren Tordifferenz im Vergleich zu Union reicht den Rheinhessen nach menschlichem Ermessen auf jeden Fall ein Remis zur Rettung, selbst bei einem Sieg der Eisernen.

Das ganze Team kann sich eine Statue verdienen.

Bo Henriksen

Ausgehend von der Lage bei Amtsantritt nach dem 21. Spieltag, als Mainz mit neun Zählern Rückstand auf den damaligen Tabellenfünfzehnten Union Vorletzter war, erklärt Henriksen: “Wir hatten von Anfang an die Hoffnung und den Glauben, in so eine Situation zu kommen, dass wir es selbst entscheiden können. Darauf freuen wir uns jetzt und werden mit voller Energie reingehen.” Angesichts der einstigen Ausgangssituation, so der begeisterungsfähige Coach, “haben wir die Chance, etwas Großes, etwas Magisches zu erreichen für diesen Klub. Das ganze Team kann sich eine Statue verdienen.”

Mehr als ein Hauch von Heimspiel: Mit über 5000 Fans nach Wolfsburg

Bis auf Langzeit-Ausfall Maxim Leitsch steht Henriksen nach eigener Auskunft der komplette Kader zur Verfügung. Ob der zuvor gesetzte Philipp Mwene nach abgelaufener Zwei-Spiele-Rotsperre wieder in die Anfangsformation rückt oder Kapitän Silvan Widmer seinen Platz verteidigen kann, “wird man am Samstag sehen”, sagt der Coach, der sich nicht in die Karten schauen lassen will und nur klarstellt: “Beide hätten es verdient zu spielen.”

Gesteigert wird auch Henriksens Vorfreude durch die Erwartung von 5000 bis 6000 Mainzer Anhänger in der VW-Arena: “Wir lieben unsere Fans und haben vom ersten Tag an die Unterstützung gespürt”, frohlockt der Trainer, “ich hoffe, es kommen so viele wie möglich. Es wird ein sehr wichtiger, ein verrückter Tag für uns”. Voraussichtlich mit mehr als nur einem Hauch von Heimspiel-Atmosphäre. Was wiederum helfen könnte, auch diesen Makel zu tilgen: Als einziges Team der Liga sind die Mainzer in dieser Saison ohne Auswärtssieg. Noch …

Thiemo Müller

Henriksen lässt in Wolfsburg auf Sieg spielen: “Das ist Mainzer DNA”

Mainz 05 reicht am 34. Spieltag ein Punkt zum Klassenverbleib. Doch Trainer Bo Henriksen lässt auch in Wolfsburg auf Sieg spielen. Zum Wochenauftakt holte sich Sepp van den Berg einen Brummschädel im Training.

Hält die Abwehr dicht: Sepp van den Berg (re.) im Zweikampf mit Youssoufa Moukoko.

Hält die Abwehr dicht: Sepp van den Berg (re.) im Zweikampf mit Youssoufa Moukoko.

IMAGO/Xinhua

“Wir müssen jagen, jagen, jagen”, bekräftigte 05-Trainer Bo Henriksen seine Devise nach dem ersten Training in dieser Woche. Auf Unentschieden zu spielen ist nicht das Ding von Henriksen und seinem Team: “Wir müssen angreifen, das ist unsere DNA – und wir wissen, dass es funktioniert.”

Die Mainzer haben zuletzt gegen den Champions-League-Finalisten Borussia Dortmund einen 3:0-Sieg gefeiert. BVB-Trainer Edin Terzic hatte zwar mächtig rotieren lassen, bot andererseits aber fast die gleiche Elf auf, die eine Woche zuvor den FC Augsburg 5:1 abgefertigt hatte.

“Wir haben nur ein Ziel, und das ist, am Samstag den Klassenerhalt zu erreichen”, beteuerte Henriksen. Nachdem der FSV am 33. Spieltag in der Tabelle Union Berlin überholt hat, gilt es nun die Relegation zu vermeiden. Seit Wochen spricht der 49-Jährige, der mittlerweile seit drei Monaten im Amt ist und auf eine Serie von acht Spielen ohne Niederlage zurückblicken kann, vor jeder Partie von einem Endspiel.

Weiper schießt van den Berg im Training ab

Vor dem aus Mainzer Sicht hoffentlich letzten Finale in dieser Saison macht Henriksen (fast) alles wie gewohnt. Am Dienstag startete das Team mit einer intensiven Einheit in die Woche, bei der sich Sepp van den Berg einen Brummschädel holte.

Ein Volleyschuss von Nelson Weiper landete aus der Nahdistanz am Kopf des niederländischen Innenverteidigers. Van den Berg ging zu Boden, rappelte sich sofort wieder auf, um wenig später doch vorzeitig in die Kabine zu gehen. “Ich denke, es ist nicht so schlimm”, meinte der Trainer.

Die Nachmittagseinheiten am Dienstag und Mittwoch fallen in dieser Woche aus, weil sich die Halbserie dem Ende neigt und die Belastung in dieser Phase prinzipiell reduziert wird. Bis auf Maxim Leitsch und Karim Onisiwo konnte Henriksen auf den gesamten Kader zurückgreifen, beide fehlen verletzungsbedingt.

Michael Ebert

Barreiro und Papela vor dem Abschied, Amiri lässt Mainz hoffen

Öffentliche Personaldebatten meidet Mainz 05 aktuell. Die gesamte Energie gilt dem Abstiegskampf, wo dem Klub noch ein Punkt zum Klassenerhalt fehlt. Doch bei Barreiro, Amiri und Papela zeichnet sich die Zukunft mehr oder weniger deutlich ab.

Die Trennung naht: Nadiem Amiri (l.) und Leandro Barreiro.

Die Trennung naht: Nadiem Amiri (l.) und Leandro Barreiro.

IMAGO/Jan Huebner

Dass 1:0-Torschütze Leandro Barreiro von den Fans in den Block gebeten wurde, war Sportdirektor Martin Schmidt nicht recht. Doch das überragende 3:0 gegen den Champions-League-Finalisten Borussia Dortmund ließ die Dämme brechen. Gemeinsam mit Nadiem Amiri bewegte sich Barreiro in den Q-Block, um per Mikrofon das Humba Täterä anzustimmen. “Eigentlich hätte kein Spieler auf den Zaun gehen sollen”, stellte Schmidt etwas zerknirscht fest. Groß gefeiert werden soll bei Mainz 05 erst, wenn beim VfL Wolfsburg (Samstag, 15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) der Klassenverbleib perfekt gemacht wurde.

In der neuen Saison wird der 24-jährige Barreiro wohl nicht mehr zum Kader von Mainz 05 gehören. Nach acht Jahren am Bruchweg zieht es den luxemburgischen Nationalspieler mit portugiesischen Wurzeln zu Benfica Lissabon, wo er laut örtlichen Medien mit einem Fünfjahresvertrag ausgestattet werden soll. Der FSV will den Abgang nicht bestätigen, Schmidt sagt inzwischen immerhin, dass es “in Richtung Vereinswechsel geht”.

Amiri wird mit VfB und Eintracht in Verbindung gebracht

Ganz andere Stimmungen sind zu vernehmen, was die Personalie Nadiem Amiri betrifft. Der Winterzugang, der entscheidend zur sportlichen Wende bei den 05ern beigetragen hat, wird mit dem VfB Stuttgart und Eintracht Frankfurt in Verbindung gebracht und könnte aufgrund einer Ausstiegsklausel den bis 2026 laufenden Erstligavertrag auflösen. Intern geht der FSV jedoch davon aus, dass die Identifikation und der Wohlfühlfaktor des ehemaligen Leverkusen-Reservisten beim FSV derart groß ist, dass er die neu gewonnene Rolle als Führungsspieler weiter ausüben möchte.

Keine Zukunft mehr am Bruchweg hat Merveille Papela, dessen Vertrag wie der von Barreiro ausläuft. Der 23-Jährige sucht nach elf überwiegend kürzeren Bundesligaeinsätzen in dieser Saison nach einer neuen Herausforderung. Das Eigengewächs war 2022/23 an den SV Sandhausen verliehen, wo sich die Weiterentwicklung auch wegen einer Verletzung sehr überschaubar darstellte.

Michael Ebert

Zentner “So einen 19-Jährigen wie Gruda habe ich noch nicht erlebt”

Unter Trainer Bo Henriksen setzt Mainz 05 wieder stärker auf spielerische Elemente. Das kommt auch Toptalent Brajan Gruda entgegen, der sich für höhere Aufgaben empfiehlt.

Schwer zu stoppen: Brajan Gruda (M.).

Schwer zu stoppen: Brajan Gruda (M.).

IMAGO/Jan Huebner

“Ich möchte kein Linksverteidiger sein”, erklärt Robin Zentner und schmunzelt, so einen abgeklärt spielenden 19-Jährigen “habe ich noch nicht erlebt”. Bis auf eine starke Parade gegen Mateu Morey, mit dem der FSV-Keeper Dortmunds 1:3 verhinderte, hat der Keeper von Mainz 05 beim 3:0-Sieg der Rheinhessen relativ wenig zu tun und ausreichend Gelegenheit, das Tun von Brajan Gruda auf der rechten Offensivseite zu bewundern. Da ließ Gruda ebendiesen Morey defensiv mehrmals alt aussehen, woraufhin der Spanier zur Pause seinen Platz räumen musste.

“Brajan hat Dortmunds Defensive aufgescheucht”, resümiert Sportdirektor Martin Schmidt und bescheinigt dem Youngster eine “herausragende Leistung”. Damit trug Gruda dazu bei, dass Mainz früh in Führung gehen konnte. Direkt nach der Pause wäre ihm sogar fast das 4:0 gelungen, als er Niklas Süle austanzte, aber sein Schuss wurde geblockt. Nachdem Gruda und Nadiem Amiri eine Woche zuvor beim 1:1 in Heidenheim gelbgesperrt fehlten, dokumentierte die Partie gegen den BVB, wie das Duo die Mainzer spielerisch weiterbringt, auch wenn ihm diesmal keine direkte Torbeteiligung gelang.

Spielbericht

Die Effizienz ist nach Ansicht von Bo Henriksen ohnehin ein Punkt, bei dem sich Gruda noch steigern muss: “Ich liebe diesen Kerl. Er spielt einfach nach Gefühl, er wird seinen Weg machen, aber natürlich muss er noch viel dazulernen. So wie er mit dem Ball umgeht, ist er schwierig zu verteidigen – egal für wen.”

Coach Henriksen: Gruda kann “die Sterne erreichen”

Steigerungsbedarf sieht sein Trainer bei “Abschlüssen, Vorlagen und Toren”. Aber aktuell ist er auch so ziemlich zufrieden: “Seit ich gekommen bin, haben wir viel darüber geredet, dass er hart arbeiten muss und kürzlich war er der Spieler mit den meisten Metern auf dem Platz. Manchmal spielt Brajan fantastisch, manchmal durchschnittlich, aber nie richtig schlecht. Ich sehe eine gute Zukunft für ihn, weil er ein unglaublicher Fußballer ist.”

Was den Juniorennationalspieler immer interessanter für größere Vereine macht. Wie lange der Tempodribbler mit Vertrag bis 2026 noch bei Mainz 05 spielt, vermag der Coach nicht zu prognostizieren. “Diese Frage müssen andere beantworten, ich würde ihn sehr gerne weiter trainieren, weil er ein Kerl ist, der die Sterne erreichen kann, wenn er die richtige Entwicklung erfährt”, glaubt er.

Michael Ebert

“Köln hat uns einen Push gegeben”: Mainz fehlt noch ein Schritt

Der 1. FSV Mainz 05 hat das Glück selbst in die Hand genommen und acht Bundesliga-Spiele in Folge nicht mehr verloren. Neuester Coup: ein klares 3:0 gegen Dortmund. Im Anschluss wurde natürlich euphorisch gefeiert.

Mainz, wie es singt und lacht - und das 3:0 gegen Dortmund sowie Top-Talent Brajan Gruda feiert.

Mainz, wie es singt und lacht – und das 3:0 gegen Dortmund sowie Top-Talent Brajan Gruda feiert.

IMAGO/Beautiful Sports

Mehr Kilometer abgespult, mehr Zweikämpfe gewonnen, klar mehr Chancen herausgespielt und vor allem: drei Tore geschossen. Der 1. FSV Mainz 05 hat dem auf zehn Stellen umgebauten und an diesem 33. Spieltag arg enttäuschenden Champions-League-Finalisten beim verdienten 3:0 mehr als nur den Schneid abgekauft.

Neben den Möglichkeiten, darunter auch zwei Aluminiumtreffern, sorgten vor allem die Treffer von Leandro Barreiro und Doppelpacker Jae-Sung Lee für Euphorie in Rheinhessen – erst recht, weil mit dem Dreier schon einmal der Relegationsplatz gesichert wurde. Sollte nun am letzten Spieltag in Wolfsburg (Samstag um 15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) ein weiterer Dreier gelingen und damit auch die neunte Bundesliga-Partie in Serie (vier Siege, vier Remis) nicht verloren gehen, wäre sogar der direkte Klassenerhalt erreicht.

Aggressivität als Schlüssel

Um diese Leistung gegen den BVB abrufen zu können, habe laut Martin Schmidt auch der Bundesliga-Nachmittag geholfen – speziell das komplett gedrehte 0:2 des 1. FC Köln im direkten Abstiegsduell mit Union Berlin. “Das Kölner Resultat hat uns nochmal einen Push gegeben”, wird der Mainzer Sportdirektor auf der Vereins-Website zitiert. “Jetzt ist im letzten Spiel alles möglich. Wir müssen die Vorlage verwerten und wollen in Wolfsburg auf Sieg spielen.”


  • Die aktuelle Tabelle

Dass die Dortmunder an diesem Samstag in veränderter Startformation womöglich eher auf Sparflamme gekocht hatten, wollte Schmidt auch nicht unter den Tisch fallen lassen – kehrte dabei aber doch verstärkt die ausgespielte Qualität seiner Mannen hervor: “Wir haben es gut gemacht, ganz klar. Dass der Gegner mit einer neu zusammengestellten Mannschaft auf dem Platz stand, haben wir ausgenutzt. Bevor sie in den Spielfluss und ihre Automatismen kommen konnten, haben wir da reingestochen, wo es wehtut. Wir hatten viele hohe Balleroberungen, waren viel aggressiver, das war der Schlüssel.”

Kapitän Silvan Widmer schlug in dieselben Kerben: “Wir können einfach stolz sein auf unsere Leistung. Von der ersten Sekunde an war hier Feuer drin. Es kamen nie Zweifel auf, wer die Punkte mehr braucht. Ich muss der Mannschaft ein großes Kompliment aussprechen. Viel besser als in der ersten Halbzeit geht es nicht. Das war überragend, auch die Stimmung im Stadion. Das hat uns nach vorne gepusht.”

Gruda wird gefeiert

Ein Sonderlob verdiente sich Brajan Gruda. Das 19-jährige Top-Talent, das in dieser Saison seinen Durchbruch geschafft hatte (27 Bundesliga-Einsätze, drei Tore, zwei Assists), habe die Dortmunder laut Sportdirektor Schmidt “immer wieder aufgescheucht mit seinen Dribblings. Das hat dazu geführt, dass wir schnell in Führung gehen konnten, das gab Selbstvertrauen, wir sind drangeblieben. Genau das, was der Trainer verlangt hat.”

Jener Coach, Bo Henriksen, ergänzte am Sky-Mikrofon zu seinem Schützling Gruda: “Dieser Spieler ist unglaublich. Er will spielen, will den Ball haben. Es ist sehr schwer, das zu verteidigen, so einen Spieler mit diesen Qualitäten. Das ist schön.”

Henriksen setzt auf “good vibes” und die Mainzer Heimstärke

Gegen Borussia Dortmund kommt Mainz-Trainer Bo Henriksen die Rückkehr von Nadiem Amiri und Brajan Gruda gerade recht. Sorgen bereitet nur noch Karim Onisiwo.

Große Lust auf Dortmund: Bo Henriksen.

Große Lust auf Dortmund: Bo Henriksen.

Getty Images

Am Donnerstag absolvierte Karim Onisiwo, der sich am vorletzten Spieltag beim 1:1 gegen den 1. FC Köln drei Finger brach und operiert wurde, leichte Laufübungen. Nachdem die Schwellung an der Hand abgeklungen ist, bekommt er am Freitag eine Schiene angepasst. “Wir werden versuchen, ihn fit zu bekommen”, kündigt Trainer Bo Henriksen vor der Partie gegen Borussia Dortmund (Samstag, 18.30 Uhr, LIVE! bei kicker) an.

Gegen den Champions-League-Finalisten kann Mainz auf Nadiem Amiri und Brajan Gruda zurückgreifen, die beim 1:1 in Heidenheim aufgrund von Gelbsperren fehlten. “Sie sind wichtig für uns”, betont Henriksen. Amiri ist in der Lage, die Mitspieler mit genialen Pässen zu füttern, zudem sorgen seine Standards für Torgefahr. Tempodribbler Gruda kann mehrere Gegenspieler auf einmal beschäftigen, Löcher in die Abwehr des Gegners reißen und Freistöße herausholen.

Mehrmals Leistungsabfall nach der Pause

Ein Mainzer Problem war zuletzt, dass es mit und ohne das FSV-Offensivduo in der zweiten Halbzeit einen Leistungsabfall gab und die Führung in mehreren Partien verspielt wurde, weshalb der Bundesligaklub trotz einer Serie von sieben Spielen ohne Niederlage auf der Stelle tritt und nach wie vor auf dem Relegationsplatz liegt. Was sich am Samstag möglichst ändern soll, wobei die 05er auf fremde Hilfe angewiesen sind.

Und wie schon in den vergangenen Wochen ist das Henriksen-Team auch diesmal wieder teilweise nach der Konkurrenz dran, was für zusätzlichen Druck sorgen kann. Während Mainz erst abends an der Reihe ist, stehen sich am Samstagnachmittag der 1. FC Köln und Union Berlin gegenüber sowie Borussia Mönchengladbach und Eintracht Frankfurt. Aktuell könnte Mainz Union und Gladbach noch überholen, genauso wie den VfL Bochum, der allerdings erst Sonntagabend spielt. Köln müsste siegen, um den Abstieg aufzuschieben. Holt der FC weniger als drei Punkte, hat Mainz mindestens den Relegationsplatz sicher.

Im letzten Saisonspiel vor eigenem Publikum baut Henriksen auf die Heimstärke. Im eigenen Stadion ist die Mannschaft seit dem Amtsantritt des neuen Trainers ungeschlagen und gewann vier von sechs Spielen. “Dieser tolle Gegner, dazu das Gefühl, dass die gesamte Stadt hinter uns steht. Das wird fantastisch”, sagt der Däne, der viele “good vibes” spürt. Seine Schwärmerei hat sich übrigens bis in die Heimat herumgesprochen. Zur Partie gegen Dortmund “erwarte ich 14 Verwandte und Freunde”.

Michael Ebert

Schmidt setzt in Mainz auf die Unbekümmertheit von Weiper

Die sportliche Dauerkrise von Mainz 05 erlebte Nelson Weiper als Zuschauer. Im September zog er sich eine Knieverletzung zu, erst am Wochenende feierte er sein Comeback. Mit seiner Unbekümmertheit könnte der Stürmer noch zum Faktor werden.

Nelson Weiper war in dieser Saison lange im Wartestand.

Nelson Weiper war in dieser Saison lange im Wartestand.

IMAGO/Beautiful Sports

Vor dem Auswärtsspiel in Heidenheim lobte Bo Henriksen Marco Richter nach Kräften, zu seinen ersten Spielminuten nach dem 1:8 beim FC Bayern Anfang März wollte der 05-Coach dem Flügelstürmer dann aber doch nicht verhelfen. Den gelbgesperrten Brajan Gruda ersetzte er durch Ludovic Ajorque. Und nachdem er seinen Zielspieler vom Platz nahm, kam kurze Zeit später Nelson Weiper zu seinem Comeback.

Der Junioren-Nationalspieler hatte sich im September mit einer Knieverletzung abgemeldet. Der erste arthroskopischen Eingriff am Meniskus brachte nicht den gewünschten Erfolg, im Januar erfolgte ein weiterer. In Heidenheim war es Weipers erster Einsatz nach 246 Tagen. “Er hat daran gearbeitet, dass er demnächst noch ein paar Minuten mehr bekommt”, stellt Sportdirektor Martin Schmidt fest, “seine Unbekümmertheit kann im Spiel den Unterschied ausmachen”.

Weiper hat gute Chancen auf eine Kadernominierung

Der 19-Jährige mühte sich ab der 75. Minute nach Kräften, um Mainz zum Siegtreffer zu verhelfen. Zu Beginn der Nachspielzeit wurde er im Fünfer von Danny da Costa in Szene gesetzt, dessen Flanke bekam der 1,91 Meter große Mittelstürmer aber nicht mehr aufs Tor gedrückt. Doch Weiper darf sich gute Chancen ausrechnen, gegen Dortmund (Samstag, 18.30 Uhr, LIVE! bei kicker) wieder zum 20er-Kader zu gehören.

Beim Training am Mittwoch war zu sehen, wie er vor Tatendrang sprüht. Ausgebremst wurde hingegen Sepp van den Berg, der aus Gründen der Belastungssteuerung nur Laufrunden absolvierte. Jessic Ngankam musste die Übungseinheit vorzeitig beenden. Nach einem Zusammenprall mit Andreas Hanche-Olsen blutete er aus der Nase.

Michael Ebert

Widmer: “Es hat Spaß gemacht – mehr gibt es nicht zu sagen”

Sechsmal kam Kapitän Silvan Widmer nur als Ersatzspieler von Mainz 05 zur Geltung, in Heidenheim durfte er erstmals wieder von Anfang an ran. Beim Thema Reservistenrolle wird er einsilbig.

Weiter gehts: Silvan Widmer knickte in Heidenheim um.

Weiter gehts: Silvan Widmer knickte in Heidenheim um.

picture alliance / Eibner-Pressefoto

“Es hat Spaß gemacht und ich habe mich sehr gefreut – mehr gibt es nicht zu sagen”, blockt Silvan Widmer alle Fragen zu seinem Gemütszustand konsequent ab. Seit dem 1:8 von Mainz 05 beim FC Bayern war dem 31-Jährigen kein Startelf-Einsatz mehr vergönnt. Erst die Sperre von Phillipp Mwene beförderte ihn wieder bei Anpfiff aufs Feld. Da Mwene zwei Spiele aussetzen muss, ist Widmer am kommenden Samstag gegen Borussia Dortmund (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) so gut wie gesetzt.

In den sechs Spielen vor dem 1:1 in Heidenheim setzte Trainer Bo Henriksen erfolgreich auf Anthony Caci als Rechts- und Mwene als Linksverteidiger – Mainz 05 ist seitdem ungeschlagen, das Duo trat als Torschütze bzw.  Vorlagengeber in Erscheinung. Teamplayer Widmer pushte die Kollegen von der Bank aus und erhielt für seine Einstellung mehrmals Lob von Henriksen. Die Rolle selbst bleibt für den Schweizer EM-Fahrer jedoch extrem unbefriedigend, was die Frage aufwirft, wie es im Sommer für den Außenverteidiger, der beim FSV einen Vertrag bis 2026 besitzt, weitergeht.

Auf die Zähne gebissen

Zunächst steht jedoch der Kampf um den Ligaverbleib im Vordergrund – und die Gesundheit. Kurz vor der Pause rutschte Widmer weg und musste behandelt werden. “Ich bin blöd umgeknickt, aber habe dann auf die Zähne gebissen und es ist gut gegangen”, erklärt er hinterher. Doch mit dem Seitenwechsel schwand ähnlich wie schon in der Vorwoche beim 1:1 gegen den 1. FC Köln die Mainzer Überlegenheit, wieder hatte die Führung keinen Bestand.

“Mit dem Unentschieden können und müssen wir leben, auch wenn wir mehr Punkte mit nach Hause nehmen wollten. Aber es ist nichts verloren und wir fokussieren uns jetzt auf das wichtige nächste Heimspiel”, betont der 05-Kapitän. “Aus dem Spiel in Heidenheim können wir einiges mitnehmen. Dortmund und Wolfsburg sind spielerisch sehr gute Mannschaften. Wir werden über den Kampf versuchen, die Spiele auf unserer Seite zu ziehen”, verspricht er.

Michael Ebert

“Ein Punkt ist besser als keiner”: Mainz zwischen Ernüchterung und Akzeptanz

Ein Punkt gewonnen oder doch zwei verloren? Über die Bewertung des Remis beim 1. FC Heidenheim herrschte im Anschluss an die Partie ein wenig Uneinigkeit bei den Protagonisten des 1. FSV Mainz 05, die es verpasst hatten, den Sprung auf Rang 15 zu schaffen.

Die Spieler von Mainz 05 um Robin Zentner (li.) und Jonathan Burkardt beim Gang in die Fankurve.

Die Spieler von Mainz 05 um Robin Zentner (li.) und Jonathan Burkardt beim Gang in die Fankurve.

IMAGO/Sven Simon

“Wir sehen das trotzdem positiv, wir sind einen Punkt näher herangerutscht”, bewertete der Mainzer Sportdirektor Martin Schmidt das 1:1-Remis beim FCH im Anschluss an die Partie bei DAZN. Torschütze Jonathan Burkardt war dagegen der Auffassung, dass der Punkt “ein Stück weit zu wenig für uns” sei. Ähnlich sah es auch Torwart Robin Zentner. “Im ersten Moment natürlich schon ernüchternd, aber auf jeden Fall ein verdientes Unentschieden. Wir haben jetzt auch nicht mehr verdient, muss man auch ehrlich sagen.”

Burkardts Ärger über vergebene Top-Chance

Bundesliga, 32. Spieltag

In der Tat konnten die Mainzer angesichts des Spielverlaufs mit dem 1:1 am Ende zufrieden sein, hatten die Gastgeber das Spiel durch den Treffer von Tim Kleindienst in der 65. Minute nicht nur egalisiert, sondern durch eine große Chance durch Eren Dinkci sowie zwei Kopfbälle an den Pfosten von Patrick Mainka und Stefan Schimmer sogar beinahe gedreht.

So kam auch Burkardt schließlich zu der Erkenntnis, dass es “trotzdem sinnvoll” sei, “es einen Ticken positiv zu sehen, weil in Heidenheim ist es nicht einfach”. “Ein Punkt”, so der Torschütze, sei “am Ende besser als keiner”.

Aber auch Mainz hatte nach der Pause durch ebenjenen Burkardt eine große Gelegenheit, sich sogar mit drei Punkten zu belohnen. Doch der 23-Jährige vergab, nachdem er frei auf das gegnerische Tor zugelaufen und von FCH-Keeper Kevin Müller nach außen getrieben worden war.

Burkardt selbst war es hinterher, der sich am meisten über seine vergebene Chance ärgerte: “Das ist einfach schlecht gemacht. Ich nehme den ersten Kontakt auf den Linken und einen Ticken zu weit. Dann kommt der Torwart schon ziemlich weit raus – und ich will da vorbeigehen.” Dies sei aber “einfach die falsche Entscheidung” gewesen. “Vielleicht hätte ich ihn chippen können. Es ist bitter, weil ich doch gerne mal einen dreckigen Sieg eingefahren hätte.”

Schmidt: “Wir jagen weiter”

Besonders ärgerlich aus Sicht der Nullfünfer war, dass trotz nun sieben Spielen in Serie ohne Niederlage wie bereits gegen Köln eine Woche zuvor eine Führung nicht über die Zeit gerettet werden konnte. Beim Gegentreffer durch Kleindienst, der nach einer Halbfeldflanke frei zum Kopfball gekommen war, äußerte Torwart Zentner gegenüber seiner Hintermannschaft aber nur bedingt einen Vorwurf. “Es ist unglaublich schwer, die dann in der Box zu verteidigen”, so der 29-Jährige, der Kleindienst attestierte, es auch “überragend” zu machen. Stattdessen müsse man die Flanke bereits “einfach außen besser verteidigen”.

Ziel müsse es deshalb nun sein, das in den verbleibenden beiden Wochen zu machen, wenn die Gegner Borussia Dortmund und VfL Wolfsburg heißen. “Jeder muss gegen jeden spielen – und wir haben sie jetzt halt am Schluss. Wir stehen da so tief drin, dass es egal ist, gegen wen wir spielen”, will Zentner nichts davon hören, welche Qualität die Gegner im Saisonendspurt mitbringen. “Wir müssen die Spiele gewinnen, um drin zu bleiben – und das ist das Einzige, was zählt.” Auch Sportdirektor Schmidt fand zum Abschluss noch einmal aufmunternden Worte: “Wir jagen weiter. Wir haben zwei Spiele und können da mit eigener Kraft noch raus – und das ist sehr gut.”

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