Verlängerungen, Abschiede, Ziele: So geht es in Balingen nach dem Abstieg weiter

Ein schwäbisches Wunder hätte es im Saisonendspurt gebraucht. Stattdessen gab’s für die TSG Balingen im vorerst fünftletzten Regionalliga-Spiel eine hessische Abreibung. Die Folge: In der kommenden Saison geht es in der Oberliga weiter – die soll aber nur ein Intermezzo sein.

Ein Trainer im Regen: Nach dem 0:5 in Offenbach gibt es für Balingen und Coach Murat Isik keine Hoffnung mehr.

Ein Trainer im Regen: Nach dem 0:5 in Offenbach gibt es für Balingen und Coach Murat Isik keine Hoffnung mehr.

IMAGO/Eibner

Regionalliga Südwest

Mit 0:5 unterlagen die Württemberger am Samstag bei Kickers Offenbach. Nach sechs Jahren, in denen sich die Balinger TSG mit einer Mannschaft aus Amateurfußballern in der Südweststaffel gehalten hatte, steht der Abstieg der Schwaben in die Oberliga Baden-Württemberg damit fest. Enttäuscht, gewiss. Ein bisschen traurig, ja auch das sei er schon, sagte Vereinschef Eugen Straubinger auf dem Bieberer Berg. Andererseits habe man sich spätestens seit der Winterpause behutsam auf das Abstiegsszenario vorbereiten und entsprechende Planungsschritte einleiten können.

Dies zum einen, weil die Kluft zum rettenden Ufer bereits zur Jahreswende eklatant war und der Abstiegskampf im Südwesten durch die Dominanz Südwest-relevanter Teams im Tabellenkeller der 3. Liga verschärft wird. Und zum anderen, weil der Trainerwechsel im Winter – von Martin Braun hin zu Murat Isik – zwar anfangs Früchte trug, aber zuletzt verpuffte und schließlich von erheblichem Verletzungspech torpediert wurde.

“Muss schon alles passen”

“Wir waren uns zu jedem Zeitpunkt unserer möglichen Regionalliga-Endlichkeit bewusst”, sagte Straubinger nach dem Spielende in Offenbach. “Wir haben den Abstieg als denkbares Szenario also immer auch in unsere Planungen miteinbezogen”, so der Vorsitzende des 2020 vom Hauptverein abgespaltenen Fußballclubs weiter. “Damit du als Amateurverein, dessen Grundgerüst aus Ehrenamt, Eigengewächsen und einem lokalen Sponsorennetz besteht, in einer Profiliga bestehen kannst, muss schon alles passen.”

Sechs Jahre passte am Rande der Schwäbischen Alb tatsächlich sehr vieles sehr gut zusammen. Sechs Sommer lang hatten die Balinger in Sachen Neuverpflichtungen ein goldenes Händchen bewiesen, der namhaften Konkurrenz Vereinsmentalität, Teamgeist und eine geschlossenes Kollektiv entgegengestellt – und gewiss hie und da auch Glück gehabt, etwa in der Corona-Saison 2020/21, die annulliert wurde und der TSG so den Klassenerhalt bescherte. Sechs Balinger Jahre am Rande des Profifußballs waren es, in denen sich die TSG zusehends professionalisierte und durch Strukturreformen sukzessive zur Viertliga-Reife gelangte. Und dabei auch sportlich eine annähernd tadellose Entwicklung nahm, im vergangene Jahr mit Platz 6 und dem erstmaligen Gewinn des württembergischen Landespokals die größten Erfolge der Vereinsgeschichte feierte.

Sechs Spielzeiten aber auch, in denen ein Aufstiegsheld nach dem anderen der Doppelbelastung aus Hauptjob und Feierabendfußball in der vierten Liga Tribut zollte, es zuweilen auch Störfeuern zu löschen gab – und der TSG-Kader infolgedessen nach und nach immer weniger Local Heroes bereithielt. Doch genau auf die wird es in Balingen nun wieder ankommen.

Bleiben die Spieler?

Das weiß auch Straubinger, der gemeinsam mit Trainer Murat Isik und Manager Jonathan Annel schon seit der Winterpause in Verhandlungen mit den Spielern des aktuellen Kaders ist und auch erste Zusagen erhalten hat (unter anderem Eisele, Müller, Kuhn). “Wir wollen die Mannschaft bestmöglich zusammenhalten, auch werden wir niemanden vor die Tür setzen”, sagt der Funktionär. “Sprich, alle haben von uns ein Vertragsangebot erhalten.”

Dennoch weiß auch der Schulleiter im Ruhestand, dass gerade für jene Spieler, die eben nicht aus der eigenen Jugend oder der direkten Umgebung kommen, die TSG Balingen vor allem wegen der Möglichkeit interessant war, sich auf der Plattform Regionalliga zu beweisen. Dieses Argument im Werben um Spieler fällt nun weg. Straubinger rechnet daher mit weiteren Abgängen – neben Lukas Ramser, Aron Viventi und Tim Wöhrle (alle Ziel unbekannt), die ihren Abschied schon verkündeten.

Fragezeichen hinter Leistungsträgern

Gerade hinter Leistungsträgern wie Leander Vochatzer (liebäugelte immer wieder mit einem Abschied), Pedro Almeida Morais (steigerte sich unter Isik), Jonas Meiser (derzeit verletzt) und selbst den Lokalmatadoren Jan Ferdinand (von Isik wenig berücksichtigt) und Kaan Akkaya (von Isik überhaupt nicht berücksichtigt) prangern daher große Fragezeichen, trotz teils laufender Verträge.

Wie also geht es weiter im tiefen Württemberg? Der Umbruch jedenfalls wurde schon im Winter eingeleitet. Mit Braun musste erst der erfolgreichste Trainer der Vereinsgeschichte gehen – ein Schritt, der Straubinger schmerzte. Dann verabschiedete sich auch Brauns spielender Co-Trainer Lukas Foelsch (FC Holzhausen) von seinem Heimatverein, weil letzterer in Foelsch nicht den designierten Trainer-Thronfolger sah – anders als das Urgestein selbst. Auch dieser Abschied ging nicht spurlos am Vereinschef vorbei, weil Foelsch einer der letzten echten Urgesteine war, die den Verein schon zu Verbandsliga-Zeiten durch dick und dünn trugen und somit genuin TSG-DNA verkörperte.

Es kamen Isik und “Co” Kerem Arslan und mit ihnen sechs neue Spieler auf die Alb (Pilic, Brugger, Eroglu, Sanchez, Campanile, für diese Saison Griebsch und zur neuen Runde zudem Görr). Schon da deutete sich an, dass man in Balingen eher auf den langen Atem und abermals auf die eigene Jugend (Schaber, Schneider) setzt. Denn statt erfahrene Ex-Profis zu verpflichten, die im Abstiegskampf womöglich direkt hätten weiterhelfen können, sicherte man sich die Dienste von jungen Spielern mit Perspektive und zum Teil mit Verletzung – und stattete sie mit Oberliga-Verträgen aus.

Regionalliga-Rückkehr als Ziel

“Unser Ziel ist es, schnellstmöglich wieder in die Regionalliga zurückzukehren”, erklärte Straubinger. “Das haben wir in unserem Strategie-Papier so festgehalten: Wir wollen uns mittel- und langfristig in der Regionalliga Südwest etablieren.” Und kurzfristig? “Es wäre natürlich ideal, wenn wir den Wiederaufstieg direkt schaffen würden”, antwortete Straubinger. “Aber wir wissen um die Stärke der Oberliga Baden-Württemberg und kennen auch die Möglichkeiten der dortigen Vereine – wie vom Spitzenduo FC 08 Villingen und SG Sonnenhof Großaspach oder auch dem 1. Göppinger SV und dem SSV Reutlingen 05.”

Zudem dürfte es im Regionalliga-Abstiegskampf auch noch den VfR Aalen treffen und womöglich sogar den FC-Astoria Walldorf. “Diese wären im Aufstiegskampf starke Konkurrenten”, sagte der Balinger Verantwortliche, der nicht davon ausgeht, dass die TSG in Sachen Etat in der Oberliga künftig ganz oben mitspielen wird, aber den Verein rein finanziell zumindest im oberen Drittel sieht.

Apropos Etat: Straubinger ist sich sicher, dass sich in Sachen Sponsoring durch den Abstieg nichts Wesentliches ändern wird. “Wir haben das Glück, über treue Partner zu verfügen, die sich auch durch langfristige Verträge an uns gebunden haben.” Auch Heinrich Sülzle, Aufsichtsratsvorsitzender der TSG und Geschäftsführer des Hauptsponsors, versicherte kürzlich, dass er sein Engagement in der Oberliga wie gehabt fortsetzen werde. “Wichtiger Faktor sind die gemeinsamen Werte. Hier finden wir uns wieder. Wenn das auch in Zukunft passt, werden wir die TSG weiter unterstützen – unabhängig von der Liga”, sagte der Stahlunternehmen.

“Im Leben ist es doch oft so, dass nach einem Hoch auch mal ein Tief kommen kann. Und so ist es im Sport eben auch.” Sechs Jahre ging es in Balingen fast nur noch. Das Tief wollen die Schwaben nun deutlich schneller durchschreiten.

Marcel Schlegel

TSG Balingen stellt die Weichen für die Zukunft

Zwei Abgänge, ein weiterer Neuzugang sowie Jugendspieler, die hochgezogen werden und Urgesteine, die bleiben – die Verantwortlichen der TSG Balingen drehen weiter am Personalrad.

Trainer Murat Isik (links) und Manager Jonathan Annel feilen am Kader für die neue Spielzeit

Trainer Murat Isik (links) und Manager Jonathan Annel feilen am Kader für die neue Spielzeit

IMAGO/Ulmer/Teamfoto

Mehr zur Regionalliga südwest

Manager Jonathan Annel und Trainer Murat Isik wollen ihren Kader für die neue Saison offenbar frühzeitig aufgestellt wissen. Nach den sechs, ausnahmslos jungen Neuzugängen (Brugger, Campanile, Eroglu, Griebsch, Pilic, Katsianas Sanchez), die in der Winterpause kamen und von den Verantwortlichen der TSG Balingen als vorgezogene Sommer-Transfers eingestuft wurden, steht mit Simon Gorr nun eine weitere Neuverpflichtung fest. Der 19-jährige Defensiv-Allrounder, im NLZ des 1. FC Heidenheim ausgebildet, kommt zur neuen Saison vom VfL Pfullingen (Verbandsliga Württemberg). Analog zu den besagten Winter-Transfers hat Görr beim Regionalliga-Drittletzten einen Vertrag unterschrieben, der auch im Falle des realistischen Abstiegs in die Oberliga gültig wäre.

Leistungsträger Ramser geht

Unterdessen gab Manager Annel am Montagnachmittag auch erste Abgänge bekannt und ließ durchblicken, dass wohl weitere folgen könnten: So werden Lukas Ramser und Aron Viventi (beide seit 2021 bei der TSG) den Verein nach dieser Spielzeit verlassen. Insbesondere Ramser hatte maßgeblichen Anteil an der erfolgreichen Entwicklung, die der Amateurklub unter Ex-Coach Martin Braun bis zu dieser Saison nahm und die im Vorjahr unter anderem in Regionalliga-Platz 6 und dem erstmaligen Gewinn des württembergischen Landespokals mündete. Viventi kämpfte in seinen annähernd drei Balinger Jahren derweil vor allem mit Verletzungen, zuletzt arbeitete der Ex-Ulmer in der U 23 an seinem Comeback.

In “ehrlichen und aufrichtigen Gesprächen” seien die jeweiligen Spieler und der Verein zum Schluss gekommen, dass man künftig getrennte Wege gehen werde, so Annel. “Wir sind den Spielern sehr dankbar. Sie haben die erfolgreichste Zeit des Vereins zum Teil maßgeblich mitgeprägt.” Ramser bestätigte gegenüber dem Kicker, dass die anstehende Trennung harmonisch verlaufen sei. “Nach den ersten Gesprächen mit der TSG war mir schnell klar, dass der gemeinsame Weg im Sommer endet”, sagte der frühere Bayern-Jugendspieler, der kurz vor dem Abschluss seines Sportmanagement-Studiums steht. “Es waren drei sehr schöne und erfolgreiche Jahre, an die ich mich immer gerne erinnern werde.” Ramser ist noch ohne neuen Verein, zu Viventis Zukunft ist bisher nichts bekannt.

Vertragsverlängerungen

Fest stehen darüber hinaus die Vertragsverlängerungen von TSG-Kapitän Matthias Schmitz, Sascha Eisele, Elias Wolf und Adrian Müller. Neben den Balinger Eigengewächsen hat zudem Ex-Profi Moritz Kuhn sein Arbeitspapier bei der TSG verlängert. Alle Spieler würden mit den Schwaben auch in die Oberliga gehen. Kuhn riss sich vor wenigen Wochen das Kreuzband. Da das Knie aber offenbar stabil ist, wird der frühere Wiesbadener auf eine Operation verzichten. “Vermutlich werde ich noch diese Woche auf den Platz zurückkehren und zunächst individuell trainieren”, erklärte Kuhn.

Aus der U 23 (Landesliga) zieht der schwäbische Klub im Sommer zudem drei Eigengewächse in die erste Mannschaft hoch, namentlich Noel Feher (Offensivspieler), Bastian Maier (Innenverteidiger) und Samuel Schneider (zentrales Mittelfeld). Das Trio sei mit langfristigen Verträgen ausgestattet worden, erklärte Geschäftsführer Annel. “Bezieht man die Winter-Neuzugänge mit ein, sind wir auf einem sehr guten Weg, für das kommende Jahr eine gute Mannschaft zusammenzustellen – und das unabhängig der Liga.”

Marcel Schlegel

TSG Balingen stellt die Weichen für die Zukunft

Zwei Abgänge, ein weiterer Neuzugang sowie Jugendspieler, die hochgezogen werden und Urgesteine, die bleiben – die Verantwortlichen der TSG Balingen drehen weiter am Personalrad.

Trainer Murat Isik (links) und Manager Jonathan Annel feilen am Kader für die neue Spielzeit

Trainer Murat Isik (links) und Manager Jonathan Annel feilen am Kader für die neue Spielzeit

IMAGO/Ulmer/Teamfoto

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Manager Jonathan Annel und Trainer Murat Isik wollen ihren Kader für die neue Saison offenbar frühzeitig aufgestellt wissen. Nach den sechs, ausnahmslos jungen Neuzugängen (Brugger, Campanile, Eroglu, Griebsch, Pilic, Katsianas Sanchez), die in der Winterpause kamen und von den Verantwortlichen der TSG Balingen als vorgezogene Sommer-Transfers eingestuft wurden, steht mit Simon Gorr nun eine weitere Neuverpflichtung fest. Der 19-jährige Defensiv-Allrounder, im NLZ des 1. FC Heidenheim ausgebildet, kommt zur neuen Saison vom VfL Pfullingen (Verbandsliga Württemberg). Analog zu den besagten Winter-Transfers hat Görr beim Regionalliga-Drittletzten einen Vertrag unterschrieben, der auch im Falle des realistischen Abstiegs in die Oberliga gültig wäre.

Leistungsträger Ramser geht

Unterdessen gab Manager Annel am Montagnachmittag auch erste Abgänge bekannt und ließ durchblicken, dass wohl weitere folgen könnten: So werden Lukas Ramser und Aron Viventi (beide seit 2021 bei der TSG) den Verein nach dieser Spielzeit verlassen. Insbesondere Ramser hatte maßgeblichen Anteil an der erfolgreichen Entwicklung, die der Amateurklub unter Ex-Coach Martin Braun bis zu dieser Saison nahm und die im Vorjahr unter anderem in Regionalliga-Platz 6 und dem erstmaligen Gewinn des württembergischen Landespokals mündete. Viventi kämpfte in seinen annähernd drei Balinger Jahren derweil vor allem mit Verletzungen, zuletzt arbeitete der Ex-Ulmer in der U 23 an seinem Comeback.

In “ehrlichen und aufrichtigen Gesprächen” seien die jeweiligen Spieler und der Verein zum Schluss gekommen, dass man künftig getrennte Wege gehen werde, so Annel. “Wir sind den Spielern sehr dankbar. Sie haben die erfolgreichste Zeit des Vereins zum Teil maßgeblich mitgeprägt.” Ramser bestätigte gegenüber dem Kicker, dass die anstehende Trennung harmonisch verlaufen sei. “Nach den ersten Gesprächen mit der TSG war mir schnell klar, dass der gemeinsame Weg im Sommer endet”, sagte der frühere Bayern-Jugendspieler, der kurz vor dem Abschluss seines Sportmanagement-Studiums steht. “Es waren drei sehr schöne und erfolgreiche Jahre, an die ich mich immer gerne erinnern werde.” Ramser ist noch ohne neuen Verein, zu Viventis Zukunft ist bisher nichts bekannt.

Vertragsverlängerungen

Fest stehen darüber hinaus die Vertragsverlängerungen von TSG-Kapitän Matthias Schmitz, Sascha Eisele, Elias Wolf und Adrian Müller. Neben den Balinger Eigengewächsen hat zudem Ex-Profi Moritz Kuhn sein Arbeitspapier bei der TSG verlängert. Alle Spieler würden mit den Schwaben auch in die Oberliga gehen. Kuhn riss sich vor wenigen Wochen das Kreuzband. Da das Knie aber offenbar stabil ist, wird der frühere Wiesbadener auf eine Operation verzichten. “Vermutlich werde ich noch diese Woche auf den Platz zurückkehren und zunächst individuell trainieren”, erklärte Kuhn.

Aus der U 23 (Landesliga) zieht der schwäbische Klub im Sommer zudem drei Eigengewächse in die erste Mannschaft hoch, namentlich Noel Feher (Offensivspieler), Bastian Maier (Innenverteidiger) und Samuel Schneider (zentrales Mittelfeld). Das Trio sei mit langfristigen Verträgen ausgestattet worden, erklärte Geschäftsführer Annel. “Bezieht man die Winter-Neuzugänge mit ein, sind wir auf einem sehr guten Weg, für das kommende Jahr eine gute Mannschaft zusammenzustellen – und das unabhängig der Liga.”

Marcel Schlegel

Nach langer Leidenszeit: Ex-Freiburger Florian Kath startet neuen Profi-Anlauf in der Oberliga

Florian Kath ist zurück, zumindest ein bisschen. Nach erneut langer Leidenszeit hat der frühere Bundesliga-Spieler zuletzt wieder ein Pflichtspiel bestritten – in der Oberliga NOFV-Süd.

Florian Kath arbeitet bei der U 23 des 1. FC Magdeburg am Profi-Comeback.

Florian Kath arbeitet bei der U 23 des 1. FC Magdeburg am Profi-Comeback.

IMAGO/Christian Schroedter

Immer wieder ist Florian Kath in seiner Profi-Karriere von langen Verletzungspausen ausgebremst worden. Immer wieder, wieder und wieder hatte sich der gebürtige Balinger in zähen, schmerzhaften und zuweilen einsamen Reha-Einheiten an die Mannschaften des SC Freiburg (von 2013 bis 2016 sowie 2021) und des 1. FC Magdeburg (von 2017 bis 2020 sowie 2021 bis 2023) zurück gekämpft. Und immer wieder hatte Kath, aufgrund seiner außergewöhnlichen Fähigkeiten, auch das Vertrauen der Freiburger und Magdeburger Verantwortliche erhalten, die dem 29-jährigen Allrounder immer wieder Zeit für die Rückkehr gaben.

Doch der letzte Sommer bedeutete für Florian Kath eine Zäsur. Erneut laborierte der frühere Spieler der TSG Balingen an einer langwierigen Verletzung, in deren Folge er in der Saison 2022/23 keine einzige Partie für den 1. FC Magdeburg bestreiten konnte: diesmal am Pfeifferschen Drüsenfieber, dann wechselweise an der Achillessehne und Achillesferse. Zudem lief Kaths Vertrag in Magdeburg aus – mit wenig Aussicht auf Verlängerung. Also ging Kath einen ungewöhnlichen Weg und beschloss, ohne Vereinszugehörigkeit und ohne Profivertrag an seinem Comeback zu arbeiten, in Eigenregie also.

Mein Herz wollte nach wie vor Fußball spielen, es ist dann nicht leicht, sich auf etwas Neues einzulassen.

Florian Kath über den Versuch sich aus der “Blase Fußball” zu entfernen.

“Das letzte halbe Jahr war das schwierigste, seitdem ich Fußball zu meinem Beruf gemacht habe”, berichtet Kath, der zuletzt aber wieder auf dem Feld stand. Zunächst habe er bewusst versucht, sich von der “Blase Fußball” zu entfernen. “Ich hatte ja im Prinzip keine andere Wahl, weil ich körperlich nicht mehr zu trainieren in der Lage gewesen war. Leider musste ich dann aber feststellen, dass es schwieriger ist, zum Fußball eine gesunde Distanz aufzubauen, als ich das mir hätte vorstellen können”, so Kath weiter. “Vermutlich auch, weil mein Herz nach wie vor Fußball spielen wollte und es dann nicht leicht ist, sich auf etwas Neues einzulassen.”

Dieses Neue war in gewisser Weise auch das Bewährte. Denn obwohl Kath bei den Magdeburger Profis keinen neuen Vertrag erhielt, blieb er der Elbestadt treu. Zunächst kurierte er sich aus, dann trainierte er als “Free Agent” bei der U 23 des FCM in der Oberliga NOFV-Süd mit. “Nach einer so langen Auszeit muss man das Training natürlich gut steuern und kann nur langsam aufbauen”, erklärt Kath. “Aber seit ein paar Wochen bin ich wieder im Mannschaftstraining, das täglich und quasi auf Profiniveau.” Und weiterhin ohne Vertrag, aber mit einer Spiellizenz für die Magdeburger Oberliga-Fußballer. Dankbar sei er dem Verein, bei dem er immer zu den Publikumslieblingen zählte, “dass der 1. FC Magdeburg mir das seit Januar ermöglicht und die Jungs in der U 23 mich so gut aufgenommen haben.”

Ich habe mir bis zum Sommer eine Deadline gesetzt. Bis dahin möchte ich sehen, ob ich nochmal richtig fit werde und ins Fußballgeschäft zurückkehren kann.

Florian Kath über seinen angestrebten Comeback-Plan

Für den SC Freiburg absolvierte Kath unter anderem 25 Erstliga- und vier Zweitliga-Spiele. Für Magdeburg lief der Balinger insgesamt 50-mal auf, damals noch in der 3. Liga. Den Profifußball abgehakt, das hat Kath noch nicht. In seinen Vorgaben aber scheint er indes strikt. Es soll, da wird Kath deutlich, der letzte Anlauf sein. “Ich habe mir bis zum Sommer eine Deadline gesetzt. Bis dahin möchte ich sehen, ob ich nochmal richtig fit werde und ins Fußballgeschäft zurückkehren kann.” Und weiter: “Letztendlich möchte ich es mir noch einmal beweisen, bin mir aber sehr bewusst, einen Plan B entwickeln zu müssen und den treibe ich voran.” Heißt: Parallel bereitet er sich auch auf den Worst Case vor und geht in Kooperation mit den Blau-Weißen erste berufliche Schritte. “Hier habe ich die optimale Gelegenheit, beides miteinander zu vereinen. Ohnehin war es mein großer Wunsch noch einmal, das FCM-Trikot tragen zu können, weil das ungeplante Ende mit dem Spiel in Würzburg damals sehr an mir genagt hat.”

Siegtreffer beim Comeback

Damals, am 26. Februar 2022 war das, bestritt Kath sein letztes Spiel für die Magdeburger Profis. Beim 4:2-Sieg über die Würzburger Kickers erzielte der vielseitig einsetzbare Spieler sogar ein Tor. Nun, nach 24 schwierigen Monaten, ist Kath also wieder aufs Feld zurückgekehrt, kam für die Magdeburger U 23 im Duell mit dem FSV Motor Marienberg in der 66. Minute auf den Platz, stand in der 80. Minute goldrichtig und erzielte den Siegtreffer zum 1:0. “Der Verlauf meiner Rückkehr könnte natürlich schöner nicht sein”, sagte Kath danach. “Man spricht immer davon, dass nur der Fußball solche Geschichten schreibt – und genau so eine Geschichte ist mir jetzt passiert.”

Marcel Schlegel

“Jeder hat uns abgeschrieben”: Balingen hat den Klassenerhalt längst nicht aufgeben

Geht da noch etwas im Abstiegskampf für die TSG Balingen? Für die Schwaben kommt das Derby gegen den VfR Aalen jedenfalls einem weiteren Endspiel gleich. Nur gut, dass der Ostalbklub Balingens Lieblingsgegner ist. Oder war.

Tobias Dierberger

Tobias Dierberger

IMAGO/Eibner

Mehr zur Regionalliga Südwest

Nur eine ihrer vier Partien nach der Winterpause hat die TSG Balingen verloren – gegen die Stuttgarter Kickers. Und selbst das Württemberg-Derby hätten die Balinger nicht abgeben müssen. Denn beim 1:2 vor zwei Wochen war die Mannschaft von Trainer Murat Isik dem Südwest-Tabellenführer mindestens ebenbürtig. Auch das 2:2 in der Woche zuvor bei der U 21 des VfB Stuttgart schmerzt das Team um Kapitän Matthias Schmitz noch immer, weil die Balinger spät eine 2:0-Führung und damit im Abstiegskampf wichtige Zähler aus der Hand gaben.

Und doch wittert man am Rande der Schwäbischen Alb im Rennen um den Regionalliga-Erhalt wieder Morgenluft, nicht nur hinter vorgehaltener Hand. Nach sieben Punkten aus den letzten vier Spielen, darunter überzeugenden Siegen gegen den ebenfalls abstiegsbedrohten TSV Steinbach Haiger (1:0) und zuletzt beim Tabellen-14. FC Astoria Walldorf (3:0), beträgt der Abstand des Tabellendrittletzten auf Steinbach und Platz 13, der am Saisonende definitiv den Ligaverbleib bedeuten wird, zwar weiterhin stattliche neun Punkte. Doch die Form stimmt. Umso beachtlicher ist die Steigerung, weil die Württemberger markante Ausfälle verkraften müssen; zuletzt reihten sich etwa Offensivallrounder Jonas Meiser (Schienbeinentzündung) und Leistungsträger Moritz Kuhn (Kreuzbandriss) in das üppige Lazarett ein.

Wie also lässt sich der Leistungsumschwung nach der Winterpause erklären? Marcel Binanzer muss es wissen, kein Balinger ist länger dabei als der Keeper des Amateurklubs. “Ich glaube, dass wir eine intensive Vorbereitung hatten, in der uns der neue Trainer seine Spielphilosophie sehr gut vermitteln konnte”, sagt der 32-Jährige. “Man merkt, dass wir die Prinzipien von Woche zu Woche besser umsetzen können und deutlich selbstbewusster auftreten”, so Binanzer. Auch Abwehrchef Schmitz, ebenfalls bei der TSG großgeworden, verweist auf die Veränderungen in der Winterpause, in der Murat Isik in Balingen das Traineramt übernahm und der Mannschaft eine offensivere Spielweise einimpfte. “Der Trainer legt großen Wert auf spielerische Elemente, auf Kurzpass und Zocken”, sagt der 30-jährige Abwehrchef. “Unser Spiel ist sehr flexibel geworden.”

Neuzugänge bringen neuen Schwung

Der Trainerwechsel von Martin Braun zu Murat Isik also – der Grund für die kleine Trendwende? Jein. Denn zur Wahrheit gehört auch, dass Isik in der spielfreien Zeit gleich sechs Neue verpflichten konnte. Nicht alle direkt einsatzfähig, aber allesamt in Nachwuchsleistungszentren bestens ausgebildete Talente. Und Transfers, die Braun von der Vereinsführung zuvor offenbar verwehrt geblieben waren. Denn auch der im Winter entlassene vormalige Coach, der der TSG mit Platz 6 in der Vorsaison und dem erstmaligen Gewinn des württembergischen Landespokals die größten Erfolge der Vereinsgeschichte bescherte, auch Braun also hatte zuvor immer wieder Neuzugänge gefordert – vergeblich.

25. Spieltag

“Unsere Neuzugängen haben sich sehr gut in die Mannschaft integriert und beweisen bisher auch ihre besonderen Fähigkeiten”, urteilt Schmitz entsprechend. Und relativiert zugleich: “Wir haben in den letzten Jahren, also vor dem Trainerwechsel, ebenfalls sehr gute Spiele gemacht und können auf eine erfolgreiche Zeit zurückblicken – das sollte man nicht vergessen.” So oder so glaubt der Balinger Kapitän noch fest daran, dass sich die Schwaben im Saisonendspurt ein weiteres Regionalliga-Jahr sichern werden. “Natürlich glauben wir an die Sensation. Jeder hat uns abgeschrieben, aber wir als Team nicht.” Binanzer ergänzt: “Solange rechnerisch alles möglich ist, werden wir den Klassenerhalt keinesfalls aus den Augen verlieren. Wir fahren aber gut damit, uns auf unsere Leistung und die Entwicklung zu konzentrieren. Die können wir nämlich zu 100 Prozent beeinflussen.”

Diesen Samstag wartet auf die Isik-Elf nun das nächste Endspiel, wenn mit dem VfR Aalen der Regionalliga-Zwölfte zum Württemberg-Derby zu Gast ist. Der Ostalbklub war lange Zeit so etwas wie der Lieblingsgegner der TSG. Zumindest bis zur Hinrunde, als der VfR beim 1:0 erstmals überhaupt ein Pflichtspiel gegen die Balinger gewann. Beide Seiten sind gewarnt. Denn nicht nur in Balingen zeigt die Kurve nach oben. Auch in Aalen übernahm im Winter mit Markus Pflanz ein neuer Coach das Ruder. Und: Unter dem Cramer-Nachfolger sind die Ostälbler noch ungeschlagen.

Marcel Schlegel

“Jeder hat uns abgeschrieben”: Balingen hat den Klassenerhalt längst nicht aufgegeben

Geht da noch etwas im Abstiegskampf für die TSG Balingen? Für die Schwaben kommt das Derby gegen den VfR Aalen jedenfalls einem weiteren Endspiel gleich. Nur gut, dass der Ostalbklub Balingens Lieblingsgegner ist. Oder war.

Marcel Binanzer:

Marcel Binanzer: “Man merkt, dass wir die Prinzipien von Woche zu Woche besser umsetzen können.”

IMAGO/Eibner

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Und doch wittert man am Rande der Schwäbischen Alb im Rennen um den Regionalliga-Erhalt wieder Morgenluft, nicht nur hinter vorgehaltener Hand. Nach sieben Punkten aus den letzten vier Spielen, darunter überzeugenden Siegen gegen den ebenfalls abstiegsbedrohten TSV Steinbach Haiger (1:0) und zuletzt beim Tabellen-14. FC Astoria Walldorf (3:0), beträgt der Abstand des Tabellendrittletzten auf Steinbach und Platz 13, der am Saisonende definitiv den Ligaverbleib bedeuten wird, zwar weiterhin stattliche neun Punkte. Doch die Form stimmt. Umso beachtlicher ist die Steigerung, weil die Württemberger markante Ausfälle verkraften müssen; zuletzt reihten sich etwa Offensivallrounder Jonas Meiser (Schienbeinentzündung) und Leistungsträger Moritz Kuhn (Kreuzbandriss) in das üppige Lazarett ein.

Wie also lässt sich der Leistungsumschwung nach der Winterpause erklären? Marcel Binanzer muss es wissen, kein Balinger ist länger dabei als der Keeper des Amateurklubs. “Ich glaube, dass wir eine intensive Vorbereitung hatten, in der uns der neue Trainer seine Spielphilosophie sehr gut vermitteln konnte”, sagt der 32-Jährige. “Man merkt, dass wir die Prinzipien von Woche zu Woche besser umsetzen können und deutlich selbstbewusster auftreten”, so Binanzer. Auch Abwehrchef Schmitz, ebenfalls bei der TSG großgeworden, verweist auf die Veränderungen in der Winterpause, in der Murat Isik in Balingen das Traineramt übernahm und der Mannschaft eine offensivere Spielweise einimpfte. “Der Trainer legt großen Wert auf spielerische Elemente, auf Kurzpass und Zocken”, sagt der 30-jährige Abwehrchef. “Unser Spiel ist sehr flexibel geworden.”

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Diesen Samstag wartet auf die Isik-Elf nun das nächste Endspiel, wenn mit dem VfR Aalen der Regionalliga-Zwölfte zum Württemberg-Derby zu Gast ist. Der Ostalbklub war lange Zeit so etwas wie der Lieblingsgegner der TSG. Zumindest bis zur Hinrunde, als der VfR beim 1:0 erstmals überhaupt ein Pflichtspiel gegen die Balinger gewann. Beide Seiten sind gewarnt. Denn nicht nur in Balingen zeigt die Kurve nach oben. Auch in Aalen übernahm im Winter mit Markus Pflanz ein neuer Coach das Ruder. Und: Unter dem Cramer-Nachfolger sind die Ostälbler noch ungeschlagen.

Marcel Schlegel