“Jeder hat uns abgeschrieben”: Balingen hat den Klassenerhalt längst nicht aufgeben

Geht da noch etwas im Abstiegskampf für die TSG Balingen? Für die Schwaben kommt das Derby gegen den VfR Aalen jedenfalls einem weiteren Endspiel gleich. Nur gut, dass der Ostalbklub Balingens Lieblingsgegner ist. Oder war.

Tobias Dierberger

Tobias Dierberger

IMAGO/Eibner

Mehr zur Regionalliga Südwest

Nur eine ihrer vier Partien nach der Winterpause hat die TSG Balingen verloren – gegen die Stuttgarter Kickers. Und selbst das Württemberg-Derby hätten die Balinger nicht abgeben müssen. Denn beim 1:2 vor zwei Wochen war die Mannschaft von Trainer Murat Isik dem Südwest-Tabellenführer mindestens ebenbürtig. Auch das 2:2 in der Woche zuvor bei der U 21 des VfB Stuttgart schmerzt das Team um Kapitän Matthias Schmitz noch immer, weil die Balinger spät eine 2:0-Führung und damit im Abstiegskampf wichtige Zähler aus der Hand gaben.

Und doch wittert man am Rande der Schwäbischen Alb im Rennen um den Regionalliga-Erhalt wieder Morgenluft, nicht nur hinter vorgehaltener Hand. Nach sieben Punkten aus den letzten vier Spielen, darunter überzeugenden Siegen gegen den ebenfalls abstiegsbedrohten TSV Steinbach Haiger (1:0) und zuletzt beim Tabellen-14. FC Astoria Walldorf (3:0), beträgt der Abstand des Tabellendrittletzten auf Steinbach und Platz 13, der am Saisonende definitiv den Ligaverbleib bedeuten wird, zwar weiterhin stattliche neun Punkte. Doch die Form stimmt. Umso beachtlicher ist die Steigerung, weil die Württemberger markante Ausfälle verkraften müssen; zuletzt reihten sich etwa Offensivallrounder Jonas Meiser (Schienbeinentzündung) und Leistungsträger Moritz Kuhn (Kreuzbandriss) in das üppige Lazarett ein.

Wie also lässt sich der Leistungsumschwung nach der Winterpause erklären? Marcel Binanzer muss es wissen, kein Balinger ist länger dabei als der Keeper des Amateurklubs. “Ich glaube, dass wir eine intensive Vorbereitung hatten, in der uns der neue Trainer seine Spielphilosophie sehr gut vermitteln konnte”, sagt der 32-Jährige. “Man merkt, dass wir die Prinzipien von Woche zu Woche besser umsetzen können und deutlich selbstbewusster auftreten”, so Binanzer. Auch Abwehrchef Schmitz, ebenfalls bei der TSG großgeworden, verweist auf die Veränderungen in der Winterpause, in der Murat Isik in Balingen das Traineramt übernahm und der Mannschaft eine offensivere Spielweise einimpfte. “Der Trainer legt großen Wert auf spielerische Elemente, auf Kurzpass und Zocken”, sagt der 30-jährige Abwehrchef. “Unser Spiel ist sehr flexibel geworden.”

Neuzugänge bringen neuen Schwung

Der Trainerwechsel von Martin Braun zu Murat Isik also – der Grund für die kleine Trendwende? Jein. Denn zur Wahrheit gehört auch, dass Isik in der spielfreien Zeit gleich sechs Neue verpflichten konnte. Nicht alle direkt einsatzfähig, aber allesamt in Nachwuchsleistungszentren bestens ausgebildete Talente. Und Transfers, die Braun von der Vereinsführung zuvor offenbar verwehrt geblieben waren. Denn auch der im Winter entlassene vormalige Coach, der der TSG mit Platz 6 in der Vorsaison und dem erstmaligen Gewinn des württembergischen Landespokals die größten Erfolge der Vereinsgeschichte bescherte, auch Braun also hatte zuvor immer wieder Neuzugänge gefordert – vergeblich.

25. Spieltag

“Unsere Neuzugängen haben sich sehr gut in die Mannschaft integriert und beweisen bisher auch ihre besonderen Fähigkeiten”, urteilt Schmitz entsprechend. Und relativiert zugleich: “Wir haben in den letzten Jahren, also vor dem Trainerwechsel, ebenfalls sehr gute Spiele gemacht und können auf eine erfolgreiche Zeit zurückblicken – das sollte man nicht vergessen.” So oder so glaubt der Balinger Kapitän noch fest daran, dass sich die Schwaben im Saisonendspurt ein weiteres Regionalliga-Jahr sichern werden. “Natürlich glauben wir an die Sensation. Jeder hat uns abgeschrieben, aber wir als Team nicht.” Binanzer ergänzt: “Solange rechnerisch alles möglich ist, werden wir den Klassenerhalt keinesfalls aus den Augen verlieren. Wir fahren aber gut damit, uns auf unsere Leistung und die Entwicklung zu konzentrieren. Die können wir nämlich zu 100 Prozent beeinflussen.”

Diesen Samstag wartet auf die Isik-Elf nun das nächste Endspiel, wenn mit dem VfR Aalen der Regionalliga-Zwölfte zum Württemberg-Derby zu Gast ist. Der Ostalbklub war lange Zeit so etwas wie der Lieblingsgegner der TSG. Zumindest bis zur Hinrunde, als der VfR beim 1:0 erstmals überhaupt ein Pflichtspiel gegen die Balinger gewann. Beide Seiten sind gewarnt. Denn nicht nur in Balingen zeigt die Kurve nach oben. Auch in Aalen übernahm im Winter mit Markus Pflanz ein neuer Coach das Ruder. Und: Unter dem Cramer-Nachfolger sind die Ostälbler noch ungeschlagen.

Marcel Schlegel

“Jeder hat uns abgeschrieben”: Balingen hat den Klassenerhalt längst nicht aufgegeben

Geht da noch etwas im Abstiegskampf für die TSG Balingen? Für die Schwaben kommt das Derby gegen den VfR Aalen jedenfalls einem weiteren Endspiel gleich. Nur gut, dass der Ostalbklub Balingens Lieblingsgegner ist. Oder war.

Marcel Binanzer:

Marcel Binanzer: “Man merkt, dass wir die Prinzipien von Woche zu Woche besser umsetzen können.”

IMAGO/Eibner

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Nur eine ihrer vier Partien nach der Winterpause hat die TSG Balingen verloren – gegen die Stuttgarter Kickers. Und selbst das Württemberg-Derby hätten die Balinger nicht abgeben müssen. Denn beim 1:2 vor zwei Wochen war die Mannschaft von Trainer Murat Isik dem Südwest-Tabellenführer mindestens ebenbürtig. Auch das 2:2 in der Woche zuvor bei der U 21 des VfB Stuttgart schmerzt das Team um Kapitän Matthias Schmitz noch immer, weil die Balinger spät eine 2:0-Führung und damit im Abstiegskampf wichtige Zähler aus der Hand gaben.

Und doch wittert man am Rande der Schwäbischen Alb im Rennen um den Regionalliga-Erhalt wieder Morgenluft, nicht nur hinter vorgehaltener Hand. Nach sieben Punkten aus den letzten vier Spielen, darunter überzeugenden Siegen gegen den ebenfalls abstiegsbedrohten TSV Steinbach Haiger (1:0) und zuletzt beim Tabellen-14. FC Astoria Walldorf (3:0), beträgt der Abstand des Tabellendrittletzten auf Steinbach und Platz 13, der am Saisonende definitiv den Ligaverbleib bedeuten wird, zwar weiterhin stattliche neun Punkte. Doch die Form stimmt. Umso beachtlicher ist die Steigerung, weil die Württemberger markante Ausfälle verkraften müssen; zuletzt reihten sich etwa Offensivallrounder Jonas Meiser (Schienbeinentzündung) und Leistungsträger Moritz Kuhn (Kreuzbandriss) in das üppige Lazarett ein.

Wie also lässt sich der Leistungsumschwung nach der Winterpause erklären? Marcel Binanzer muss es wissen, kein Balinger ist länger dabei als der Keeper des Amateurklubs. “Ich glaube, dass wir eine intensive Vorbereitung hatten, in der uns der neue Trainer seine Spielphilosophie sehr gut vermitteln konnte”, sagt der 32-Jährige. “Man merkt, dass wir die Prinzipien von Woche zu Woche besser umsetzen können und deutlich selbstbewusster auftreten”, so Binanzer. Auch Abwehrchef Schmitz, ebenfalls bei der TSG großgeworden, verweist auf die Veränderungen in der Winterpause, in der Murat Isik in Balingen das Traineramt übernahm und der Mannschaft eine offensivere Spielweise einimpfte. “Der Trainer legt großen Wert auf spielerische Elemente, auf Kurzpass und Zocken”, sagt der 30-jährige Abwehrchef. “Unser Spiel ist sehr flexibel geworden.”

Neuzugänge bringen neuen Schwung

Der Trainerwechsel von Martin Braun zu Murat Isik also – der Grund für die kleine Trendwende? Jein. Denn zur Wahrheit gehört auch, dass Isik in der spielfreien Zeit gleich sechs Neue verpflichten konnte. Nicht alle direkt einsatzfähig, aber allesamt in Nachwuchsleistungszentren bestens ausgebildete Talente. Und Transfers, die Braun von der Vereinsführung zuvor offenbar verwehrt geblieben waren. Denn auch der im Winter entlassene vormalige Coach, der der TSG mit Platz 6 in der Vorsaison und dem erstmaligen Gewinn des württembergischen Landespokals die größten Erfolge der Vereinsgeschichte bescherte, auch Braun also hatte zuvor immer wieder Neuzugänge gefordert – vergeblich.

25. Spieltag

“Unsere Neuzugängen haben sich sehr gut in die Mannschaft integriert und beweisen bisher auch ihre besonderen Fähigkeiten”, urteilt Schmitz entsprechend. Und relativiert zugleich: “Wir haben in den letzten Jahren, also vor dem Trainerwechsel, ebenfalls sehr gute Spiele gemacht und können auf eine erfolgreiche Zeit zurückblicken – das sollte man nicht vergessen.” So oder so glaubt der Balinger Kapitän noch fest daran, dass sich die Schwaben im Saisonendspurt ein weiteres Regionalliga-Jahr sichern werden. “Natürlich glauben wir an die Sensation. Jeder hat uns abgeschrieben, aber wir als Team nicht.” Binanzer ergänzt: “Solange rechnerisch alles möglich ist, werden wir den Klassenerhalt keinesfalls aus den Augen verlieren. Wir fahren aber gut damit, uns auf unsere Leistung und die Entwicklung zu konzentrieren. Die können wir nämlich zu 100 Prozent beeinflussen.”

Diesen Samstag wartet auf die Isik-Elf nun das nächste Endspiel, wenn mit dem VfR Aalen der Regionalliga-Zwölfte zum Württemberg-Derby zu Gast ist. Der Ostalbklub war lange Zeit so etwas wie der Lieblingsgegner der TSG. Zumindest bis zur Hinrunde, als der VfR beim 1:0 erstmals überhaupt ein Pflichtspiel gegen die Balinger gewann. Beide Seiten sind gewarnt. Denn nicht nur in Balingen zeigt die Kurve nach oben. Auch in Aalen übernahm im Winter mit Markus Pflanz ein neuer Coach das Ruder. Und: Unter dem Cramer-Nachfolger sind die Ostälbler noch ungeschlagen.

Marcel Schlegel