Rhein-Neckar Löwen trumpfen mit Sieg bei THW Kiel auf

Eric Johansson und der THW Kiel wurden von den Rhein-Neckar Löwen gestoppt.

Eric Johansson und der THW Kiel wurden von den Rhein-Neckar Löwen gestoppt.

Sascha Klahn

Mit dem THW Kiel und den Rhein-Neckar Löwen standen sich am heutigen Abend zwei Teams gegenüber, die zwar im internationalen Wettbewerb den Einzug in die Finalturniere der Champions bzw. European League geschafft haben, für die die Saison in der Handball Bundesliga aber nicht nach Plan verlief. Der THW Kiel hätte mit einem Sieg zumindest die theoretische Chance auf die erneute Qualifikation für die Königsklasse am Leben erhalten – für die Löwen ging es hingegen lediglich noch um einen einstelligen Tabellenplatz.

weitere Informationen zum Spiel folgen …

HSV Hamburg kann Tempospiel der SG Flensburg-Handewitt nur teilweise mitgehen

Rund 40 Minuten insgesamt konnte der HSV Hamburg der Angriffspower der SG Flensburg-Handewitt etwas entgegensetzen, doch in den Schlussphasen der jeweiligen Halbzeiten drückten die Gäste vor fast 9.000 Zuschauern das Gaspedal durch, am Ende unterlagen die Hanseaten deutlich mit 30:41 (11:18).

Flensburgs Johannes Golla bekam der HSV Hamburg nicht kontrolliert.

Flensburgs Johannes Golla bekam der HSV Hamburg nicht kontrolliert.

Ingrid Anderson-Jensen

Es war eine nervöse Anfangsphase, das Tempo zwar von beiden Seiten hoch – aber die Teams ließen die Treffsicherheit vermissen. Flensburg konnte sich gleich durch Johan Hansen die Vorlage sichern. Bei den Fördestädtern funktionierte vor allem das Zusammenspiel von Simon Pytlick mit Johannes Golla, beim HSV riss Dani Baijens die Aktionen in der Offensive immer wieder an sich.

Von Torsten Jansens Wunsch die Gäste nicht ins Tempospiel kommen zu lassen, war wenig zu sehen. Dennoch konnte man die Partie ausgeglichen gestalten – auch weil Bitter gegen den konternden Pytlick zur Stelle war. Zoran Ilic warf so die Hamburg beim 4:3 (8.) erstmals in Führung.

Hamburg lässt nach dem 6:7 abreißen

Aber der hochgewachsene Innenblock der SG mit Blaz Blagotinsek und Johannes Golla und auch Kevin Möller im Gehäuse mit einem gehaltenen Siebenmeter gegen Mortensen sorgten schnell wieder für einen Umschwung und dem 4:6 (11.) und als Johan Hansen nach einer weiteren Möller-Parade zum 6:9 (16.) konterte, nahm Torsten Jansen seine erste Auszeit.

Personell erhoffte man sich vor allem mit der Einwechselung von Dino Corak einen Impuls, doch auch der Winterneuzugang sollte keine großartigen Lücken in die Flensburger Deckung reißen können. Flensburg löste sich weiter auf fünf Tore, ehe dann der nun für Baijens ebenfalls ins Spiel gekommene Jacob Lassen dann gemeinsam mit Zoran Ilic sein Team zum 9:12 (21.) führte.

Doch auf Dauer war die Fehlerquote der Hanseaten zu hoch, trotz zwischenzeitlichen Unterzahlsituationen und auch gegen den eingewechselten Jens Vortmann konnte Flensburg bis zur Pause auf acht Tore (11:18) wegziehen.

Hamburg kann Rückstand nur 25 Minuten begrenzen

Torsten Jansen erlöste den unglücklich agierenden Casper Mortensen zur Pause, der unbedingt zu Ehren seines verstorbenen Vaters sein 1000. HBL-Tor in der Barclays Arena werfen wollte. Doch nachdem zwei Siebenmeter und ein Gegenstoß nicht im Flensburger Tor landeten, bekam in Durchgang zwei dann Alexander Hartwig das Vertrauen des HSV-Coaches. Richtig ins Spiel kamen die Hausherren allerdings nicht, Flensburg konnte seine Führung behaupten, auch weil die Abpraller bei der SG landeten.

Trotz der komfortablen Führung beim 20:27 war Nicolej Krickau nicht zufrieden, bemängelte die fehlende Intensität seiner Defensive. Die Gäste versuchten defensiv eine Schippe draufzulegen, doch mit weiten Laufwegen konnte Hamburg nun Lücken reißen und den Rückstand beim 23:31 (47.) halten. Krickau entschied sich zum Wechsel auf Benjamin Buric für die letzten dreizehn Minuten. Auch Hamburg wechselte noch einmal zurück auf Bitter.

Die Partie plätscherte vor sich hin – der Spielstand hatte sich ständig bei sieben bis neun Toren Rückstand für Hamburg eingependelt. Nachdem August Pedersen zum 27:36 (55.) konterte, nahm auch Torsten Jansen noch einmal eine Auszeit, um mit der Umstellung auf eine 5:1-Abwehr noch einmal einen positiven Abschluss der Partie zu bekommen.

Aber die SG drückte auch noch einmal das Gaspedal durch, noch zweimal Pytlick und ein weiterer Konter von Pedersen und dann auch Mads Mensah Larsen sorgen für das 28:40. Am Ende hieß es 30:41, auch weil Pytlick noch einen Siebenmeter verwarf.

HSV Hamburg – SG Flensburg-Handewitt 30:41 (11:18)

HSV Hamburg: Bitter, Vortmann; Ilic 6, Tissier 5, Weller 5, Andersen 4, Baijens 4, Lassen 4, Corak 1, Niemann 1, Hartwig 1, Mortensen, Risom, Bergemann, Benkendorf, Valiullin

SG Flensburg-Handewitt: Buric, K. Möller; Golla 8, Jakobsen 7, Pytlick 6, Jörgensen 5, Einarsson 4, Pedersen 4, Hansen 2, Gottfridsson 2, Mensah Larsen 2, Horgen, L. Möller, Zivkovic, Blagotinsek

Zuschauer: 8973 (Barclays Arena)
Schiedsrichterinnen: Marcus Hurst (Berlin) / Mirko Krag (Frankfurt/Main)
Siebenmeter: 1/3 ; 3/4
Strafminuten: 4 / 6

Christian Stein

Road to Paris: Deutsche Handballer starten gegen Olympiasieger

Dieser Sommer wird heiß für die deutschen Handball-Nationalmannschaften – und das schon vor Beginn der olympischen Handball-Turniere: In der Vorbereitung auf Paris (und die angestrebte Finalrunde in Lille) hat der Deutsche Handballbund für die Nationalmannschaften der Frauen und Männer ein hochkarätiges Programm zusammengestellt.

Nikola Karabatic (mit Ball) wird wohl Mitte Juli zum letzten Mal in Deutschland spielen.

Nikola Karabatic (mit Ball) wird wohl Mitte Juli zum letzten Mal in Deutschland spielen.

Ingrid Anderson-Jensen

Am 13. Juli wird in der Dortmunder Westfalenhalle gespielt und vom 19. bis zum 21. Juli in der Stuttgarter Porsche-Arena. Gegner werden für die Männer Frankreich als aktueller Olympiasieger und Europameister sowie Ungarn und Japan sein, bei den Frauen sind Panamerika-Champion Brasilien und ebenfalls Ungarn die Herausforderer.

Erstmals seit 2008 sind Frauen und Männer des Deutschen Handballbundes wieder für Olympische Spiele qualifiziert. Die Chance auf Doppelpässe nutzt der DHB an beiden Spielorten. „Mit Top-Spielen gegen Top-Teams können wir großartige vorolympische Tage anbieten”, sagt Mark Schober, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Handballbundes.

„Stuttgart und Dortmund sind gerade aus Sicht unserer Frauen-Nationalmannschaft hochinteressant – denn Porsche-Arena und Westfalenhalle werden 2025 Spielorte der Frauen-WM sein. Frauen- und Männer-Länderspiele am selben Tag durchzuführen, war in der Vergangenheit ein erfolgreiches Konzept, welches wir gern erneut umsetzen.”

Gislason: “Phänomenal”

“Dass sich Frankreich als Heimmannschaft der Olympischen Spiele und überragender Gegner bereiterklärt hat, in der Vorbereitung zu uns zu kommen, ist phänomenal. Zudem kann das die letzte Chance sein, Nikola Karabatic, einen der besten Handballer der Geschichte, in Dortmund noch ein letztes Mal in Deutschland als Spieler zu erleben”, meint Männer-Bundestrainer Alfred Gislason. Superstar Karabatic will nach Olympia seine Karriere beenden.

“In Stuttgart werden wir zwei sehr starke Gegner haben: Ungarn hat uns sehr früh zugesagt, da sie in Paris nicht in unserer Gruppe sein werden. Japan wird dagegen unser zweiter Gegner sein – das Team spielt einen sehr schnellen Handball und einen nicht-europäischen Stil. Dass sich Japan für die Olympischen Spiele qualifiziert und dabei Gegner wie Katar aus dem Weg geräumt hat, sagt alles über die Qualität dieser Mannschaft”, so Gislason.

Frauen-Bundestrainer Markus Gaugisch: „Brasilien bringt mit Bruna de Paula eine internationale Top-Spielerin sowie mit Gabriela Moreschi und Bárbara Arenhart sehr gute Torfrauen mit. Das werden interessante Spiel, weil Brasilien eine andere Art Handball lebt – und das wird uns auch helfen mit Blick auf das Olympia-Auftaktspiel gegen Südkorea.”

Gaugisch: “Super Sache”

“Ungarn ist eine klassisch-europäische Mannschaft, die wir gut kennen. Insgesamt freuen wir uns sehr auf die Doppel-Veranstaltungen. Wenn sich unsere Nationalmannschaften wie beim Tag des Handballs zusammen zeigen können, ist das eine super Sache. Wir freuen uns in Dortmund und Stuttgart auf volle Arenen und wollen diesen Schwung mit nach Paris nehmen”, sagt Gaugisch.

Im olympischen Turnier werden die deutschen Handballerinnen zunächst am 25. Juli auf Südkorea treffen; es folgen die weiteren Partien gegen Schweden, Slowenien, Dänemark und Norwegen. Zum Auftakt müssen sich die deutschen Handballer am 27. Juli mit Schweden auseinandersetzen. Die weiteren Gegner lauten in der Reihenfolge Japan, Kroatien, Spanien und Slowenien. Die besten vier Teams jeder Vorrundengruppe erreichen die Viertelfinals, die ab dem 6. August in Lille ausgetragen werden.

Das Programm auf einen Blick:

Doppel-Länderspiel Westfalenhalle Dortmund

Samstag, 13. Juli:

15.00 Uhr, Frauen: Deutschland- Brasilien
17.30 Uhr, Männer: Deutschland – Frankreich

Doppel-Drei-Länder-Turnier Porsche-Arena Stuttgart

Freitag, 19. Juli:

17.15 Uhr, Männer: Deutschland – Ungarn
19.45 Uhr, Frauen: Deutschland – Ungarn

Samstag, 20. Juli:

15.00 Uhr, Männer: Ungarn – Japan

Sonntag, 21. Juli:

15.00 Uhr, Frauen: Deutschland- Brasilien
17.30 Uhr, Männer: Deutschland – Japan

Deutschland verliert nach schwacher erster Halbzeit in Schweden

Die Ausfälle von Juri Knorr, Sebastian Heymann, Jannik Kohlbacher und Nils Lichtlein wogen unter anderem zu schwer, reichen aber nicht als Erklärung für die deutliche Niederlage. 28:34 (11:19) hieß es am Ende, vor allem die Stammkräfte hatten im ersten Durchgang sich mit einer schwachen Chancenverwertung den deutlichen Rückstand eingefangen. Am Ende wurden Schwedens Torhüter Tobias Thulin, Linksaußen Lucas Pellas und Deutschlands Julian Köster als beste Spieler der Partie ausgezeichnet.

Die Partie nahm schnell Fahrt auf. Eine einfache Kreuzung reichte, um Lukas Sandell in Position für den Auftakttreffer zu bringen. Die Tre Kronor drückten auf das Tempo, suchten schnelle Abschlüsse im Positionsangriff. Deutschland hingegen agierte unter der Regie von Marian Michalczik deutlich ruhiger. War zunächst Julian Köster mit dem ersten Wurf noch an Tobias Thulin gescheitert, schien man mit zwei Treffern von Kai Häfner zum 3:2 (4.) ins Spiel zu finden.

Schwedens offensiv interpretierte 6:0-Formation bereitete dem DHB-Team Schwierigkeiten, zumal Johannes Golla auch einmal frei vom Kreis scheiterte. Die eigene Deckung hingegen kam bei Schwedens schnellen Passstafetten nicht mit, da war dann auch David Späth im deutschen Tor auf verlorenem Posten. Erst beim 7:4 (8.) sollte der deutsche Keeper seine erste Parade verbuchen können.

Thulin der spielentscheidende Faktor im ersten Durchgang

Schweden hatte hingegen mit Tobias Thulin ein deutliches Plus zwischen den Pfosten, der GOG-Keeper setzte, vor allem bei freien Würfen, immer wieder seine Akzente und sorgte dafür, dass der eingewechselte Eric Johansson beim 12:7 (16.) die erste Auszeit von Alfred Gislason erzwang.

Personell setzte der Isländer nun auf eine Hannover-Connection neben Michalczik und ließ Martin Hanne und Justus Fischer auf das Parkett kommen – aber beide scheiterten mit den ersten Würfen ebenfalls an Thulin.

Beim 13:9 war dann Platz auf dem Parkett, Martin Hanne und Daniel Pettersson hatten innerhalb von 34 Sekunden die ersten Zeitstrafen der insgesamt fairen Partie kassiert. Bis auf ein erfolgreiches Abräumen auf Lucas Pellas, der auch durch zwei Siebenmetertore schon seinen fünften Treffer beim 14:9 (22.) erzielte, konnten beide Teams ihre Angriffsüberzahl allerdings nicht nutzen.

Schweden wechselte munter durch auch Youngster Kasper Palmar sollte in seinem zweiten Länderspiel beim 16:10 erstmals für sein Land treffen. Deutschland hatte derweil den Faden verloren, scheiterte immer wieder an Thulin und musste mit fünf Gegentoren in Folge abreißen lassen. Erst mit dem Halbzeitpfiff sollte Julian Köster, zum 19:11-Pausenstand, noch einmal treffen.

Resetknopf mit zahlreichen Wechseln

Mit Verzögerung aufgrund von Problemen mit der Hallenuhr startete man in den zweiten Spielabschnitt. Alfred Gislason wollte mit Andreas Wolff, Rune Dahmke, Luca Witzke, Franz Semper und Tim Hornke den Resetknopf setzen. Der Plan schien aufzugehen: Der Leipziger Linkshänder traf zweimal zum 19:14 (34.) und Wolff war gleich mit der ersten Parade zur Stelle.

Schweden fand danach wieder seinen Spielrhythmus, Glenn Solberg vertraute dabei erneut auf die Aufstellung der Anfangsviertelstunde im Rückraum mit Carlsbogard, Claar und dem treffsicheren Sandell. Nur auf den Außenpositionen hatte der Norweger zur Pause gewechselt, mit Hampus Wanne und Sebastian Karlsson frische Kräfte gebracht. Jeden leichten Fehler der Deutschen bestraften die Tre Kronor dabei weiter konsequent, Karlsson konterte zum 24:17 (42.).

Erfolgreiches Debüt von Marko Grgic

Hinten setzte Wolff nun die Impulse, vorne übernahmen vor allem Semper, Köster und Golla die Verantwortung im Abschluss und beim 24:20 (45.) ging es in die Schlussviertelstunde. Wenig später holte dann auch Marko Grgic, für Köster nun offensiv eingewechselt, bei seinem Länderspieldebüt einen Siebenmeter heraus, doch Hornke verzog vom Strich. Kurz darauf sollte das Duo einen der wenigen deutschen Gegenstöße zum 26:23 (51.) nutzen – Grgic legte für Hornke auf.

Einen Moment später kamen Emotionen auf – nach einem Zweikampf gingen Michalczik und Gottfridsson zu Boden, der Schwede traf den deutschen Abwehrspieler beim Versuch wieder aufzustehen noch mit dem Ellenbogen im Gesicht und Michalczik musste raus, um die Blutung zu stoppen. Alfred Gislason vermisste die Bestrafung für den Spielmacher der Tre Kronor, einen Videobeweis hatten die ungarischen Schiedsrichter aber nicht zur Verfügung.

Als Semper wenig später zum 28:24 (54.) stellte, nahm Glenn Solberg seine Auszeit. Die Hausherren mussten nun deutlich mehr für ihre Treffer arbeiten, mit der verbesserten Chancenverwertung gab Deutschland im zweiten Durchgang kaum mehr Möglichkeiten zum Tempospiel.

Einiges passte im deutschen Spiel aber auch in der Schlussphase nicht, Lukas Sandell setzte seinen siebten Treffer zum 32:27 (58.). Ein Ergebnis in dieser Höhe gab man mit weiteren einfachen Fehlern aus der Hand, Gottfridssons Anwurf ins noch leere Tor bei Überzahl und ein weiterer Kontertreffer des Flensburgers sorgten für den 34:28-Endstand.

Schweden – Deutschland 34:28 (19:11)

Schweden: Thulin, Möller, Sävinger; Sandell 7, Pellas 6/2, Wanne 4/2, Gottfridsson 4, Claar 3, Carlsbogard 2, Pettersson 2, Johansson 2, Darj 1, Palmar 1, Karlsson 1, Wallinius 1, Bergendahl, Nilsson

Deutschland: Späth, Wolff; Köster 5, Golla 5, Semper 5, Witzke 4, Häfner 3, Fischer 2, Zerbe 1, Michalczik 1, Mertens 1, Hornke 1, Dahmke, Fischer, Zerbe, Hanne, Grgic, Steinert

Zuschauer: 5.014 (Vida Arena, Växjö/SWE)
Schiedsrichter: Adam Biro / Oliver Kiss (HUN)
Strafminuten: 4/6

Christian Stein

Hannover lässt Vujovic trotz Vertrags ziehen – und holt dafür einen Färinger

Die TSV Hannover-Burgdorf hat auf Wunsch den Vertrag von Branko Vujovic vorzeitig aufgelöst. Die Nachfolgelösung gaben die Niedersachsen in diesem Zuge auch bekannt: Mit Vilhelm Poulsen kommt der nächste Färinger in die Bundesliga.

Rollentausch in Hannover: Branko Vujovic (li.) verlässt die Recken, Vilhelm Poulsen kommt im Sommer.

Rollentausch in Hannover: Branko Vujovic (li.) verlässt die Recken, Vilhelm Poulsen kommt im Sommer.

imago images/Die Recken – Franziska Zech

Noch vor Ende der Saison 2023/24 treibt die TSV Hannover-Burgdorf ihre Planungen für die kommende Spielzeit voran. Wie die Niedersachsen am Freitagmittag mitteilten, wird der ursprünglich bis 2025 laufende Vertrag mit Branko Vujovic bereits in diesem Sommer aufgelöst. Auf Wunsch des montenegrinischen Nationalspielers hin.

“Branko kam mit dem Wunsch auf uns zu, den Verein im Sommer zu verlassen”, wird Sven-Sören Christophersen, Sportlicher Leiter der Recken, zitiert: “Dabei wollen wir ihm keine Steine in den Weg legen und möchten uns im gleichen Zug für seinen Einsatz bei den Recken bedanken.”

Vujovic war im Sommer 2022 nach Hannover gewechselt. Zuvor hatte er unter anderem mit Kielce im Champions-League-Finale gestanden. In Niedersachen konnte der montenegrinische Nationalspieler sein hohes Leistungsvermögen immer wieder andeuten und gemeinsam mit dem Team direkt in der ersten Saison die Qualifikation für die European League sichern. In 77 Pflichtspielen erzielte der Linkshänder 206 Tore für die Niedersachsen.

Vujovic, der “ein neues Kapitel im Sommer” aufschlägt, spricht von einer “sehr spannenden Erfahrung” in der Bundesliga. Cheftrainer Christian Prokop bezeichnet die “individuelle Stärke” des Linkshänders als wichtigen Baustein der jüngsten Erfolge.

Neue Nummer 9 in Niedersachsen

Die Verantwortlichen hatten allerdings nach Vujovics vorgebrachtem Wunsch bereits einen Plan B in der Tasche: Vilhelm Poulsen wechselt nämlich im Sommer zu den Recken, schließt die entstandene Lücke und unterzeichnete bereits einen Zweijahresvertrag. Der Halbrechte wird künftig mit der Rückennummer 9 auflaufen.

Nach Torhüter Joel Birlehm und Kreisläufer Thomas Alfred Solstad ist Poulsen der dritte Neue in dieser Saison. Er ist auch der dritte große Name einer “goldenen” Handball-Generation: Wie Elias Ellefsen a Skipagötu (THW Kiel) und Hakun West av Teigum (Füchse Berlin) kommt Poulsen von den nur 53.000 Einwohner fassenden Färöer Inseln, die ihren Aufschwung mit der ersten EM-Teilnahme in Deutschland eindrucksvoll unter Beweis gestellt haben.

Er gilt als ein deckungs- und zweikampfstarker Spieler, der auch auf menschlicher Ebene gut in unser Team passt.

Sven-Sören Christophersen, Sportlicher Leiter der Recken

“Wir freuen uns sehr, dass wir die offene Lücke mit der Verpflichtung von Vilhelm schließen konnten”, sagt Christophersen: “Er gilt als ein deckungs- und zweikampfstarker Spieler, der auch auf menschlicher Ebene gut in unser Team passt. Ich bin mir sicher, dass er gemeinsam mit Renars ein gutes Duo auf der halbrechten Position bilden wird.”

Prokop lobt “breite Spielanlage und Kämpfer-Mentalität”

Der 24-jährige Färinger wurde in Torshavn geboren und hat bei H71 seine ersten Schritte im Profihandball gemacht. Über Fram Reykjavik ging der Weg 2022 nach Dänemark zu Lemvig-Thyboron, wo der 1,90 Meter große und 102 Kilogramm schwere Linkshänder seit zwei Jahren aktiv ist. Der Wechsel in die Bundesliga kann als der berühmte nächste Schritt bezeichnet werden.

“Er hat uns besonders mit seinem Ehrgeiz und Abwehrverhalten überzeugt”, gibt Coach Prokop offen zu: “Vilhelm bringt eine breite Spielanlage und Kämpfer-Mentalität mit, die unserer Mannschaft gut zu Gesicht stehen wird. Bei uns bekommt er die Chance, seine persönliche Entwicklung – die noch nicht vollumfänglich abgeschlossen ist – weiter voranzutreiben.”

Ohne Knorr: Handballer starten Olympia-Casting gegen Schweden

Für die deutschen Handballer beginnt mit dem Länderspiel gegen Schweden die Olympia-Vorbereitung. Der Bundestrainer muss dabei auf einige Leistungsträger verzichten.

Aus nach Infekt: Juri Knorr kann Trainer Alfred Gislason nicht helfen.

Aus nach Infekt: Juri Knorr kann Trainer Alfred Gislason nicht helfen.

picture alliance/dpa/Kessler-Sportfotografie

Begleitet von etwas Unruhe um den unfreiwilligen Abschied von Sportvorstand Axel Kromer zum Jahresende und einigen prominenten Ausfällen starten Deutschlands Handballer ihr Olympia-Casting. Bundestrainer Alfred Gislason wird bei der Neuauflage des kleinen Finales der zurückliegenden Europameisterschaft gegen Schweden an diesem Sonntag (14.30 Uhr/ZDF Livestream) in Växjö ganz genau hinschauen. Sind es doch bis zum Olympia-Auftakt am 27. Juli gegen den gleichen Gegner nur noch elf Wochen.

Handball-Testspiel

“Wir werden das eine oder andere probieren, aber natürlich ist es nicht unwichtig, wie die Leistung gegen Schweden sein wird. Wir wollen ein gutes Spiel zeigen”, sagte Gislason am Donnerstag in Kopenhagen, wo sich die DHB-Auswahl seit Wochenbeginn auf das Duell mit dem EM-Dritten vorbereitet. Für den 64 Jahre alten Isländer dürfte die Partie einige Fingerzeige Richtung Paris liefern, zumal er für die Sommerspiele nur 14 Spieler plus drei Ersatzleute nominieren darf.

Ein ordentlicher Auftritt wäre wichtig für die Stimmung in der Mannschaft, die seit acht Jahren auf einen Sieg gegen das Drei-Kronen-Team wartet. Der bisher letzte Erfolg gelang 2016 bei den Olympischen Spielen Rio, wo sich die DHB-Auswahl in der Vorrunde mit 32:29 durchsetzte und später Bronze holte. In den folgenden sieben Duellen gab es fünf Niederlagen und zwei Unentschieden.

“Schweden ist eine Mannschaft, die zur Weltspitze gehört. Genau diesen Gradmesser brauchen wir, um uns an das höhere Niveau heranzutasten. Für uns ist das eine gute Gelegenheit zu testen, wo wir stehen”, sagte Kapitän Johannes Golla zur Bedeutung des Länderspiels.

Gislason traurig über Kromer-Abschied

Die Vorbereitung darauf wurde ein wenig überschattet von der Nachricht, dass der Deutsche Handballbund den am 31. Dezember auslaufenden Vertrag mit Sportvorstand Kromer nicht verlängert. Das hatte das DHB-Präsidium am vergangenen Samstag in Bremen beschlossen. “Wir sind darüber sehr traurig”, sagte Gislason.

Der 47 Jahre alte Kromer arbeitet seit 2012 in verschiedenen Funktionen für den Verband und ist seit 2017 Sportvorstand. “Es ist immer schade, wenn jemand, mit dem man viele Jahre gut zusammengearbeitet hat, den Weg nicht weiter mitgehen kann. Es ist schade, dass wir jemanden verlieren, der viel Arbeit und Herzblut in den vergangenen Jahren in das ganze Konstrukt hineingesteckt hat”, sagte Golla zu der Causa.

Infekt setzt Knorr matt

Wenn das 16-köpfige DHB-Team am Freitag aus der dänischen Hauptstadt nach Südschweden reist, dürfte die aber kein Thema mehr sein. Der Fokus gilt dann nur der Partie, die eine Reihe von Leistungsträgern verpassen wird. Neben den verletzten Sebastian Heymann, Jannik Kohlbacher, Nils Lichtlein und Renars Uscins fehlt auch Regisseur Juri Knorr, der am Donnerstag seinen 24. Geburtstag feierte.

Aufgrund eines Infekts verzichtete der Rückraumspieler vom Bundesligisten Rhein-Neckar Löwen auf eine nachträgliche Anreise zum DHB-Lehrgang. “Juri ist krank und befindet sich in Mannheim in Behandlung. Es hat daher keinen Sinn. Er soll jetzt richtig gesund werden für die Saison-Schlussphase in der Bundesliga”, sagte Gislason.

Damit steht der 20 Jahre alte Rückraumspieler Marko Grgic vom Bundesliga-Aufsteiger ThSV Eisenach vor seinem Debüt. “Er hat eine sehr gute Saison gespielt, deshalb haben wir ihn mitgenommen. Er wird mit großer Sicherheit sein erstes Länderspiel machen”, kündigte Gislason an. Für das Olympia-Turnier sei Grgic aber kein Thema.

Kurswechsel: MT Melsungen plant mit “deutlich geringerem Spieler-Etat”

Die MT Melsungen hat in der Bundesliga noch immer realistische Chancen auf einen Platz unter den Top 4. Künftig wollen die Nordhessen aber etwas an ihrer Ausrichtung verändern.

Voller Fokus: MT-Coach Roberto Garcia Parrondo.

Voller Fokus: MT-Coach Roberto Garcia Parrondo.

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Eine Saison, in der Melsungen am 31. Spieltag mit 41:21 Punkten auf Rang fünf steht, hätten die MT-Verantwortlichen vor der Saison sicherlich blind unterschrieben. Andreas Mohr, seit 15. Januar Vorstand Finanzen und Administration sowie MT-Vorstandssprecher, spricht von “turbulenten Monaten”.

Die “unglaublich positive Atmosphäre” habe der sportliche Erfolg befördert. “Aber auch unabhängig davon herrscht ein wirklich guter Spirit. Der Blick ist nach vorn gerichtet”, sagt Mohr im Interview auf der Vereinswebsite.

Auch beim 49-Jährigen, der große Herausforderungen wird bewältigen müssen. Welche genau? “Eine entscheidende Aufgabe sehe ich darin, uns finanziell neu auszurichten, speziell was den Spieler-Etat anbelangt”, beginnt Mohr, um auszuführen: “Wir wollen weg von dem Image, dass Profis nur zur MT kommen, weil sie hier überdurchschnittlich entlohnt werden. Unser klares Ziel ist es, die Qualität in der Bundesligamannschaft mindestens zu halten, jedoch bei einem perspektivisch deutlich geringeren Spieler-Etat.”

Von schnellen Trends freimachen

Die “fetten” Jahre in Melsungen, sie scheinen gezählt. Mohr spricht von einer Basis, die “aus Scouting im Profibereich, Nachwuchsarbeit, regionaler Verwurzelung und wirtschaftlicher Nachhaltigkeit” bestehen soll. Der Finanzvorstand betont aber auch, dass der sportliche Erfolg “immer ein wesentlicher Baustein unseres Agierens sein” wird.

Mohr will sich auch von schnellen Trends freimachen. “Wir dürfen uns von möglichen Negativserien nicht zurückwerfen lassen”, mahnt er: “Ich bin kein Freund davon, alles zu verteufeln, wenn es mal nicht so gut läuft. Die Wahrnehmung der MT darf nicht nur vom reinen Ergebnis abhängen. Die MT befindet sich in einem Umstrukturierungsprozess. Das, was wir aufbauen und entwickeln, soll nachhaltig wirken. Unsere Arbeit sollten wir nicht von Kommentaren in den Sozialen Medien abhängig machen.”

Auch Träumereien von Meisterschaft und Champions League helfe den Nordhessen nicht. Im Liga-Endspurt warten die HSG Wetzlar (H), Frisch Auf Göppingen (A) sowie das Highlight gegen den THW Kiel vor eigenem Publikum.

Die fünf Kandidaten fürs Amateurtor des Monats – Jetzt abstimmen!

Die fünf finalen Kandidaten für das Amateurtor des Monats im April stehen fest. Jetzt seid ihr wieder am Ball – votet für euren Favoriten und gewinnt mit etwas Glück ein Fan-Paket.

Der Ball klebt: Fünf Kandidaten stehen zur Auswahl beim Amateurtor des Monats März.

Der Ball klebt: Fünf Kandidaten stehen zur Auswahl beim Amateurtor des Monats März.

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Folgende fünf Kandidaten haben es in die Endauswahl geschafft:

Robert Krass – HSG Krefeld Niederrhein

Mit einem platzierten Freiwurf besorgte Robert Krass von der HSG Krefeld Niederrhein gegen den TV Gelnhausen den Halbzeitstand von 19:16 für sein Team und baute die Führung der Auswärtsmannschaft damit auf drei Tore aus. Die Partie gegen den Siebtplatzierten konnten der Rückraumspieler und sein Team am Ende mit 32:27 für sich entscheiden, wodurch die HSG ihre Position unter den drei besten Teams der 3. Liga Staffel Süd-West festigte.

Timo Wieland – HSG Ebersbach/Bünzwangen

Einen schnell ausgespielten Angriff vollendete Timo Wieland klassisch mit einem Kempa-Trick – die Abwehr des TV Jahn Göpping konnte den Treffer des vorgerückten Rückraumspielers nicht mehr verhindern. Das Spiel in der Landesliga Württemberg endete 31:22 für die HSG Ebersbach/Bünzwangen – Wieland war mir zehn Treffern maßgeblich am deutlichen Heimsieg beteiligt. Überzeugt euch sein Tor?

Mats Neukirch – DJK VfR Mühlheim Saarn

Spannend wurde es in der Verbandsliga der Männer: Mit 21:20 setzte sich Torschütze Mats Neukirch mit seinem Verein DJK VfR Mühlheim Saarn gegen den Cronenberger TG durch. Bei seinem Treffer bewies er viel Sprungkraft und Genauigkeit, brachte den Ball wuchtig rechts oben unter.

Nico Harmening – HSG Schaumburg Nord II

Nico Harmening bewies im Spiel seiner HSG Schaumburg Nord II gegen die HSG Nienburg II, dass er den Ball auch mit dem Rücken zum Tor dort unterbringen kann. Vom Kreis aus ließ er sich nicht vom Torerfolg abbringen und steuerte damit einen von insgesamt fünf Toren zum 32:27 in der Landesliga bei.

Sören Lange – SV Alfeld

Mit viel Tempo und einer geschickten Körpertäuschung setzte sich Sören Lange in der Männer Oberliga auf Rechtsaußen durch und verwandelte dann mit einem feinen Händchen über dem Schlussmann des TV Jahn Duderstadt. Für einen Sieg seines SV Alfeld hat es beim 27:28 nicht gereicht, dafür ist er ein Kandidat auf den Titel “Amateurtor des Monats”.

Stimmt jetzt für euren Favoriten ab!

Das Voting, auf das ihr über diesen Link kommt, läuft bis 19. Mai 2024 um 23.59 Uhr. Der/Die Sieger*in der Abstimmung wird anschließend auf den Kanälen von handball.net und kicker bekanntgegeben. Unter allen Votings verlosen handball.net und der kicker ein Fan-Paket mit tollen Preisen. Abstimmen lohnt sich also auch für euch!

Habt ihr im Mai bereits einen sehenswerten Treffer erzielt oder mitgefilmt? Dann schickt uns euren Vorschlag für das Amateurtor des Monats Mai und füllt das Einsendeformular aus!

Amateurtor des Monats Mai – Schickt uns euren Handball-Treffer!

Amateurtor des Monats Mai 2024 – handball.net und der kicker suchen ab der Saison 2023/24 das schönste Amateurtor des Monats. Auf den spektakulärsten Torschützen warten attraktive Preise.

Der Ball zappelt spektakulär im Netz? Dann schick uns dein Video aus dem Mai.

Der Ball zappelt spektakulär im Netz? Dann schick uns dein Video aus dem Mai.

imago images

Egal ob in der Halle oder auf Sand, im Handball gibt es viele sehenswerte Tore. Schickt uns euren Vorschlag für das “Amateurtor des Monats” Mai und füllt das hier verlinkte Einsendeformular aus. Auf den oder die Spieler*in, die den schönsten Treffer erzielt hat, warten eine eigens angefertigte Trophäe und ein DHB-Trikot.

Dabei ist es egal, ob ihr selbst das Leder eingenetzt habt oder ihr einen Mitspieler / eine Mitspielerin nominieren wollt: Jede Einsendung hat die Chance als “Amateurtor des Monats” von handball.net und dem kicker ausgezeichnet zu werden.

Mit etwas Glück landet euer Vorschlag in der engeren Auswahl. Unter den besten fünf Einsendungen wählt dann die Community, wer das “Amateurtor des Monats” erzielt hat.

Gesucht werden ausschließlich Tore unterhalb der ersten und zweiten Bundesliga der Männer und Frauen. Im Jugend-Bereich sind alle Wettbewerbe einschließlich Jugendbundesliga erlaubt. Einsendeschluss ist der 31. Mai 2024, 23.59 Uhr. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Teilnahme ab 18 Jahren.

Hanning im Aufstiegs-Interview: “Für den Verband ist das ein traumhaftes Angebot”

Den 1. VfL Potsdam hat Bob Hanning erstmals in der Vereinsgeschichte in die Handball-Bundesliga geführt. Wie es um das “Team Deutschland” steht, warum er Emir Kurtagic als Nachfolger wählte und warum ihm der Abschied schwer fällt, erklärt Hanning dem kicker im Aufstiegs-Interview.

Ohne Bob Hanning wäre der 1. VfL Potsdam heute nicht dort, wo er steht. In den vergangenen drei Jahren hat der Talentförderer sukzessive den Grundstein für die Erfolgsgeschichte des jüngsten Teams der 2. Liga gelegt, es aus der 3. Liga zunächst ins Unterhaus geführt und mit dem deutlichen Heimsieg gegen Großwallstadt am vergangenen Wochenende den erstmaligen Aufstieg in die Bundesliga gesichert. Und jetzt?

Potsdams Aufstiegsspiel

Erstmal herzlichen Glückwunsch zum Aufstieg, Herr Hanning. Sie hatten im Vorfeld ja schon fest damit gerechnet, dass es am Samstag klappen würde. Wie sind die Feierlichkeiten ausgefallen?

Es war eine sehr ausgelassene Feier, von der ich mich rechtzeitig verabschiedet habe. Die Jungs haben viel Freude gehabt, es ging bis morgens um sieben. Und trotzdem liegt jetzt der Fokus wieder auf der regulären Arbeit, weil wir wollen nicht nur aufsteigen, sondern auch Meister werden.

Mit dem nun feststehenden Aufstieg nehmen die Planungen so richtig Fahrt auf. Seit heute steht Ihr Nachfolger auf der Trainerposition fest. Warum hat sich der VfL für Emir Kurtagic entschieden?

Emir war eine meiner drei Wunschlösungen. Wir haben nach einem Trainer gesucht, der Bundesliga-Stallgeruch hat und mit jungen Leuten arbeiten kann. Und dann sind wir im Grunde beim DHB fündig geworden. Wir freuen uns sehr, dass er dieses Projekt in Zukunft ligaunabhängig begleiten wird.

Hat es Überzeugungsarbeit beim DHB gebraucht?

Nein, hat es nicht wirklich. Obwohl Emirs Vertrag ohnehin ausgelaufen ist, haben wir sehr offen kommuniziert. So kommt es auch, dass Emir noch die U-18-Europameisterschaft in Montenegro (4. bis 17. August 2024, Anm. d. Red.) bestreiten wird und ich dadurch mein Ehrenamt als Trainer bis zum 14. August verlängert habe.

Welche Rolle werden Sie künftig genau beim VfL einnehmen?

Wir sind alle sehr davon überzeugt, dass wir maximal voneinander profitieren können. Und viel wichtiger ist es, dass die jungen Spieler davon profitieren können. Von daher werde ich die sportlichen Belange – gerade beim Thema Nachwuchs und Entwicklung unserer Spieler – als “Head of Sport” weiter verantworten. Aber eben nicht mehr als Trainer. Dennoch gilt: Wir sind alle von der Idee, junge Menschen zu entwickeln, weiter fasziniert.

Ein klares persönliches Ja.

Bob Hanning über den schweren Abschied

Fällt es Ihnen dennoch schwer, nach so einer Saison das Traineramt in Potsdam niederzulegen?

Ein klares persönliches Ja, trotzdem es ist auch genau der richtige Zeitpunkt aufzuhören. Unabhängig davon, dass man nicht gegen seinen eigenen Arbeitgeber spielen sollte, endet jetzt auch die Zeit mit meinen jungen Spielern. Wir sind mit den Jungs drei- bis viermal deutscher Jugendmeister geworden. Wir haben die Schulweltmeisterschaft geholt. Wir sind U-21-Weltmeister geworden. Es sind jetzt alle in der Bundesliga untergekommen, sodass das auch persönlich ein schöner Abschluss ist.

Klingt wirklich nach dem perfekten Zeitpunkt.

Viel wichtiger als die sportlichen Erfolge ist mir aber, dass das alles einfach tolle Menschen sind. Von daher gibt es wahrscheinlich gar keinen besseren Zeitpunkt. Trotzdem macht man das mit einem weinenden Auge. Wenn ich ehrlich bin, bin ich froh, dass ich noch mal sechs Wochen Vorbereitung machen kann. So fällt der Abschied vielleicht nicht ganz so schwer.

Mit Max Beneke und Lasse Ludwig holen Sie zwei absolute Leistungsträger bewusst zu den Füchsen. Wie haben Sie ihre Entwicklung erlebt und was trauen Sie ihnen ab Sommer zu?

Lasse hat mit David Späth ein sehr gutes Duo bei der U-21-Weltmeisterschaft gebildet. Lasse ist natürlich jemand, der nach draußen nicht so der emotionale Torwart ist, wie es David verkörpert. Er ist trotzdem ein exzellenter Torwart und ich glaube, dass sein Weg noch lange nicht fertig ist und dass er auch damals schon auf Augenhöhe mit David war. Und ich glaube, dass er bei uns zusammen mit Dejan Milosavljev ein tolles Torhüter-Duo bilden wird. Davon sind alle maximal überzeugt. Bei den Füchsen musste ich den einen oder anderen doch mal überzeugen von einem Transfer eines Top-Talents: Bei Lasse gab es eine komplette Übereinstimmung aller Entscheider.

Und bei Beneke?

Max Beneke wird ziemlich sicher Zweitliga-Torschützenkönig (268 Treffer, 53-Tore-Vorsprung, Anm. d. Red.) und hat in den Einsätzen, die er bei den Füchsen hatte, auch schon helfen können. Ich bin mal gespannt, wie lange er braucht, das zu adaptieren. Trotzdem haben wir uns entschieden, den Schritt auch zu machen, weil wir fest davon überzeugt sind und das Training mit Gidsel, Andersson und Marsenic wird ihn nicht schlechter machen.

Bei den Füchsen hatten Sie bei Verletzungsproblemen durch die enge Kooperation mit dem VfL häufiger spontan auf Talente aus Potsdam zurückgreifen können. Wie ist der Plan für die neue Saison?

Wir haben auch immer wieder auf den eigenen Nachwuchs, sprich die zweite Mannschaft und die A-Jugend, zurückgegriffen. Auch da gibt es viel Talent, weswegen mir nicht bange wird.

Die drängendste Frage, die sich nun natürlich stellt: Im Januar haben Sie das “Team Deutschland” vorgestellt. Wird es zur Umsetzung kommen?

Ich glaube, dass der Verband schon die Vorteile für sich erkannt hat. Und in der Liga ist es ja so, dass es nur um Spieler geht, die in ihren eigenen Vereinen nicht genügend Spielanteile kriegen können. Und man kann das jetzt mal am Beispiel von Nico Schöttle machen, der jetzt in Hamm spielt, den wir gerne geholt hätten, aber der jetzt in Stuttgart seine Einsatzzeiten kriegen soll. Uns geht es wirklich nur um Talente, die Spielpraxis brauchen. Wir sind noch mit ein, zwei Spielern auch im Gespräch.

Welche Namen muss man sich noch merken mit Blick auf die nächste Saison?

Wir werden jetzt Jannek Klein aus Friesenheim holen. Im Übrigen haben wir auch genug Talent in den eigenen Reihen. So haben wir mit Max Günther einen ganz jungen Rechtsaußen geholt aus der eigenen Jugend, mit Marvin Siemer einen Linksaußen, der mit Nils Fuhrmann das Duo bilden kann. Das ist ja auch unser Weg. Dieses “Team Deutschland” ist nur ein Angebot. Und man kann ja keinem böse sein, wenn er das nicht annehmen will. Und vielleicht ist die Zeit noch nicht so weit. Aber für den Verband ist das eigentlich ein traumhaftes Angebot.

Die Mannschaft von vornherein abzuschreiben, das würde ich niemandem raten.

Bob Hanning

Wenn Sie sich die aktuelle Bundesliga anschauen. Gibt es da Vorbilder, wie man sich als Potsdam präsentieren will?

Also ich sage mal so: Die Mannschaft von vornherein abzuschreiben, das würde ich niemandem raten. Sie wird jung und hungrig sein. Und ich habe auch für die Jungs keine Angst vor der Liga. Das Schöne ist, sie können, sie müssen aber nicht. Und so wie ich sie habe aufsteigen lassen, weil ich einfach gesagt habe, wenn sie es schaffen, sollen sie es auch machen. Genauso wäre ein Abstieg kein Beinbruch. Aber das wird sich in dem nächsten halben Jahr zeigen, wie sie sich entwickeln. Aber wir haben auf jeden Fall sehr viel Talent in unseren eigenen Reihen.

Was braucht es, dass es nicht bei einer einzigen Bundesliga-Saison in Potsdam bleibt?

Das sind für mich drei Dinge: Leidenschaft, Herz und ein Stückchen Glück.

Interview: Maximilian Schmidt