Bittere Diagnose: Chrintz erneut schwer am Knie verletzt

Erst vor einem Monat hatte Valter Chrintz nach einer langen verletzungsbedingten Pause sein Comeback gegeben. Am vergangenen Wochenende verletzte sich der schwedische Rechtsaußen dann erneut schwer. Am Dienstag gaben die Füchse Berlin die bittere Diagnose bekannt.

Hat sich erneut schwer am Knie verletzt: Valter Chrintz.

Hat sich erneut schwer am Knie verletzt: Valter Chrintz.

IMAGO/Eibner

Anfang November 2022 hatte sich Valter Chrintz während der Partie gegen GWD Minden eine schwere Knieverletzung zugezogen. Damals waren es ein Riss des vorderen Kreuzbandes sowie ein Meniskusschaden im rechten Knie. Erst in diesem März kehrte der 23-Jährige nach insgesamt 15 Monaten Pause auf die Platte zurück. Und zwar im Trikot des 1. VfL Potsdam, da sich die Füchse Berlin und ihr Kooperationspartner auf eine Leihe des Schweden bis zum Saisonende geeinigt hatten.

Doch am vergangenen Wochenende erfolgte der bittere Rückschlag. Beim Heimspiel der Potsdamer gegen die HSG Nordhorn-Lingen kam Chrintz zu Beginn der zweiten Halbzeit zum Wurf und verdrehte sich bei der Landung das Knie. Die Partie war für den Rechtsaußen, der das Feld humpelnd verließ, sofort beendet. Doch nicht nur das – die ganze Saison ist vorzeitig gelaufen.

Wie die Füchse am Dienstag mitteilten, hat sich Chrintz einen Kreuzbandriss im rechten Knie zugezogen. “Valter ist jetzt auf dem Weg nach Schweden, wo er in 14 Tagen operiert wird. Danach wird er zu den Füchsen zurückkehren”, erklärt VfL-Trainer und Füchse-Geschäftsführer Bob Hanning.

“Ich will kämpfen und zurückkommen”

Chrintz selbst meldete sich auf Instagram zu Wort: “Leere ist das richtige Wort, um das Gefühl zu beschreiben, das ich in den letzten Tagen hatte. 15 Monate Reha führten zu fünf Spielen und 16 Toren, leider nicht besonders viel, aber es hat total Spaß gemacht. Ich will kämpfen und zurückkommen, um wieder Handball spielen zu können.”

Ein vorzeitiges Karriereende schließt Chrintz trotz der zwei schweren Knieverletzungen nacheinander aus. “Ich habe vielleicht noch 15 Jahre Handball vor mir, wenn ich mein Knie in Ordnung bringe”, wird er vom schwedischen Aftonbladet zitiert. “Es geht definitiv ein oder vielleicht zwei Schritte zurück, aber es gibt immer noch eine Menge Handball zu spielen.” Die langersehnte Rückkehr in die Handball-Bundesliga muss aber erst mal auf sich warten lassen.

Große Ziele: Füchse binden Zweitliga-Toptorjäger Beneke langfristig

Die Füchse Berlin halten an ihrem Konzept fest, junge Talente auf der größtmöglichen Bühne performen zu lassen: Mit Max Beneke wurde ein weiterer U-21-Weltmeister mit einem Vertrag bis 2027 ausgestattet.

Er wird fester Bestandteil im Berliner Profi-Kader: Max Beneke.

Er wird fester Bestandteil im Berliner Profi-Kader: Max Beneke.

imago images

Überraschend kommt die Meldung mit Blick auf das Berliner Konzept und die Leistungen von Max Beneke beim Zweitliga-Spitzenreiter Potsdam nicht. 247 Tore in 28 Spielen (davon 88 Siebenmeter) sind einsame Spitze im deutschen Unterhaus und einer der Hauptgründe, warum Potsdam mehr denn je vom Aufstieg in die Bundesliga träumen darf.

“Max ist eine der herausragenden Figuren in der zweiten Handball-Bundesliga und hat mit den parallelen Einsätzen in der Bundesliga und im Europapokal bei den Füchsen seine Bedeutung schon unter Beweis gestellt”, wird Berlins Geschäftsführer Bob Hanning zitiert, der gleichzeitig in Potsdam Benekes Trainer ist: “Er stößt jetzt wieder fest zum Kader der Füchse Berlin, und ich freue mich sehr für ihn und für uns als Verein.”

Der 20-Jährige erhält in der Hauptstadt einen Dreijahresvertrag bis 2027. “Ich hatte zwei schöne Jahre beim 1. VfL Potsdam, in denen wir als Team schon sehr viel erreicht haben”, erklärt Beneke selbst: “Als junger Spieler habe ich die Spielzeit bekommen, die ich für meine Entwicklung brauchte. Ein traumhafter Abschluss der diesjährigen Saison wäre der Aufstieg in die erste Bundesliga. Dann ist es Zeit für den nächsten Schritt.”

Potsdam führt die Zweitliga-Tabelle mit 47:9 Punkten vor Bietigheim (43:13) und Absteiger Hamm-Westfalen (41:15) an. “In den letzten Jahren war ich bei den Füchsen Berlin eher der Springer und habe nur sporadisch integriert werden können”, weiß Beneke: “Jetzt will ich ein fester Bestandteil der Mannschaft sein, von den erfahrenen Spielern lernen und hier bei den Füchsen meine sportliche Entwicklung fortsetzen.”

Zufällig entdeckt – Studium an der Uni Potsdam

Beneke startete mit fünf Jahren seine Handballkarriere beim HSV Peenetal Loitz. Mit elf Jahren wurde der wurfgewaltige Linkshänder zufällig von einem Potsdamer Trainer entdeckt, der ihn zum 1. VfL und ins dortige Internat lotste. 2019 wechselte Beneke zu den Füchsen Berlin, mit deren A-Jugend der 1,98 Meter große Rückraumrechte in der Saison 2020/21 die Deutsche A-Jugend-Meisterschaft feierte.

Bereits in der Saison 2021/22 debütierte Beneke in der European League und der Handball-Bundesliga. Beneke wurde 2023 mit der deutschen U-21-Nationalmannschaft Weltmeister im eigenen Land und gab im April 2023 im EHF EURO Cup sein Debüt in der deutschen A-Nationalmannschaft. Neben seiner sportlichen Laufbahn studiert er an der Universität Potsdam Geschichte und Sport auf Lehramt.

Für mich ist er eines der größten Linkshänder-Talente in Deutschland.

Stefan Kretzschmar

“Ich freue mich sehr darüber, dass wir im eigenen Nachwuchs ein so großes Talent wie Max haben”, sagt Sportvorstand Stefan Kretzschmar: “Ich glaube, dass Max das Zeug dazu hat, auf absehbarer Zeit die Position auch in der Nationalmannschaft einzunehmen. Für mich ist er eines der größten Linkshänder-Talente in Deutschland. Das zeigt er dieses Jahr eindrucksvoll in der zweiten Liga, wo er die Torschützenliste anführt und Woche für Woche abliefert.”

“Ideale Ergänzung” zu Welthandballer Gidsel

Kretzschmar sieht Beneke “reif genug” für die Bundesliga und als “ideale Ergänzung” zu Welthandballer Mathias Gidsel. “Ich bin mir sicher, dass er sich nochmal steigern wird, wenn er vollwertiges Mitglied dieser Mannschaft wird und permanent mit Jaron, Max und den Jungs arbeitet und trainiert”, so der einstige Weltklasse-Linksaußen, der anfügt: “Natürlich wird er sich noch in vielen Bereichen entwickeln müssen, Abwehr ist ein ganz großes Thema, aber er ist eines die größten Talente im deutschen Handball, und ich freue mich, dass wir ihn nächstes Jahr in der Mannschaft haben und die Tradition fortführen, Nachwuchsspieler in unseren Kader einzubauen.”

Gummersbach träumt – Mini-Krise in Hannover – Potsdam kommt der Bundesliga näher

Während der VfL Gummersbach seinen Traum von Europa hegt und pflegt, steckt die TSV Hannover-Burgdorf in der Krise. Derweil dürften in Potsdam so langsam die Planungen für die Bundesliga anlaufen.

Am Freitagabend im Fokus: Lukas Blohme, Marian Michalczik und Max Beneke (v.li.).

Am Freitagabend im Fokus: Lukas Blohme, Marian Michalczik und Max Beneke (v.li.).

IMAGO/Eibner

Am Freitagabend hat der VfL Gummersbach mit einem nach der Pause ungefährdeten 33:25 (14:12)-Erfolg gegen Schlusslicht HBW Balingen-Weilstetten den Traum von europäischem Handball genährt. Der Traditionsklub rückte mit dem achten Heimsieg im 13. Spiel vor eigenem Publikum bis auf drei Punkte an den Fünften Melsungen heran, der am Samstag die SG Flensburg-Handewitt empfängt.

“33 Tore zu werfen ist gut, aber eine 60 Prozent-Ausbeute ist natürlich etwas, womit ich nicht glücklich sein kann”, stellte VfL-Coach Gudjon Valur Sigurdsson hinterher klar: “Elf technische Fehler sind auch zu viel. In der zweiten Hälfte haben wir es gut gemacht, auch wenn wir uns insgesamt schwergetan haben. Das war mir aber vorher schon bewusst.”

Verlass war beim VfL auf Linksaußen Milos Vujovic, der zehn Tore bei zwölf Versuchen erzielte. Bezeichnend: Der beste Werfer beim Liga-Schlusslicht – Linksaußen Oddur Gretarsson – kam nur auf vier Treffer.

Hannover hat kein Mittel gegen Ilic

In einer Mini-Krise steckt derweil die TSV Hannover-Burgdorf, die das Spätspiel gegen den HSV Hamburg überraschend mit 25:26 (11:12) verlor – die dritte Pflichtspielpleite in Folge für die “Recken”, die gerade erst das Aus in der European League zu verkraften hatten. Kein Mittel fanden die Niedersachsen vor 7764 Zuschauern gegen Linkshänder Zoran Ilic, der mit sieben Toren bei acht Würfen erfolgreichster Werfer der Partie war.

Ein Garant für den Hamburger Auswärtssieg war Routinier Johannes Bitter, der mit elf Paraden und einer Fangquote von knapp 31 Prozent aufwartete. Ebenfalls elf Bälle parierte Gegenüber Dario Quenstedt (30 Prozent Fangquote). In der Tabelle steht der HSVH nun vorerst direkt hinter Hannover auf Rang acht.

Dank Beneke: Hanning triumphiert über Romero

Eine Liga tiefer stand am Freitagabend das Schlagerspiel an – Bob Hanning traf mit dem VfL Potsdam auf seinen engen Freund Iker Romero und die SG BBM Bietigheim. Weil der Spitzenreiter das Heimspiel mit 34:31 (16:17) gewann, rückt der erstmalige Aufstieg in die Bundesliga immer näher.

Potsdam steht nach 27 Spielen bei 47:7 Punkten, die Verfolger Bietigheim und Hamm-Westfalen haben bereits 13 Minuspunkte auf dem Konto. Überragender Werfer der Partie war einmal mehr Potsdams Linkshänder Beneke, der zehn Tore bei 17 Würfen erzielte. Mit 233 Treffern führt der U-21-Weltmeister überdeutlich die Torschützenliste im Unterhaus an.

Bei Bietigheim, das um die Rückkehr ins Oberhaus bangen muss, erzielten Rechtsaußen Christian Schäfer (6/6) und Rückraum-Ass Alexander Velz (6/11) die meisten Tore.

Gummersbach träumt – Mini-Krise in Hannover – Potsdam kommt der Bundesliga näher

Während der VfL Gummersbach seinen Traum von Europa hegt und pflegt, steckt die TSV Hannover-Burgdorf in der Krise. Derweil dürften in Potsdam so langsam die Planungen für die Bundesliga anlaufen.

Am Freitagabend im Fokus: Lukas Blohme, Marian Michalczik und Max Beneke (v.li.).

Am Freitagabend im Fokus: Lukas Blohme, Marian Michalczik und Max Beneke (v.li.).

IMAGO/Eibner

Am Freitagabend hat der VfL Gummersbach mit einem nach der Pause ungefährdeten 33:25 (14:12)-Erfolg gegen Schlusslicht HBW Balingen-Weilstetten den Traum von europäischem Handball genährt. Der Traditionsklub rückte mit dem achten Heimsieg im 13. Spiel vor eigenem Publikum bis auf drei Punkte an den Fünften Melsungen heran, der am Samstag die SG Flensburg-Handewitt empfängt.

“33 Tore zu werfen ist gut, aber eine 60 Prozent-Ausbeute ist natürlich etwas, womit ich nicht glücklich sein kann”, stellte VfL-Coach Gudjon Valur Sigurdsson hinterher klar: “Elf technische Fehler sind auch zu viel. In der zweiten Hälfte haben wir es gut gemacht, auch wenn wir uns insgesamt schwergetan haben. Das war mir aber vorher schon bewusst.”

Verlass war beim VfL auf Linksaußen Milos Vujovic, der zehn Tore bei zwölf Versuchen erzielte. Bezeichnend: Der beste Werfer beim Liga-Schlusslicht – Linksaußen Oddur Gretarsson – kam nur auf vier Treffer.

Hannover hat kein Mittel gegen Ilic

In einer Mini-Krise steckt derweil die TSV Hannover-Burgdorf, die das Spätspiel gegen den HSV Hamburg überraschend mit 25:26 (11:12) verlor – die dritte Pflichtspielpleite in Folge für die “Recken”, die gerade erst das Aus in der European League zu verkraften hatten. Kein Mittel fanden die Niedersachsen vor 7764 Zuschauern gegen Linkshänder Zoran Ilic, der mit sieben Toren bei acht Würfen erfolgreichster Werfer der Partie war.

Ein Garant für den Hamburger Auswärtssieg war Routinier Johannes Bitter, der mit elf Paraden und einer Fangquote von knapp 31 Prozent aufwartete. Ebenfalls elf Bälle parierte Gegenüber Dario Quenstedt (30 Prozent Fangquote). In der Tabelle steht der HSVH nun vorerst direkt hinter Hannover auf Rang acht.

Dank Beneke: Hanning triumphiert über Romero

Eine Liga tiefer stand am Freitagabend das Schlagerspiel an – Bob Hanning traf mit dem VfL Potsdam auf seinen engen Freund Iker Romero und die SG BBM Bietigheim. Weil der Spitzenreiter das Heimspiel mit 34:31 (16:17) gewann, rückt der erstmalige Aufstieg in die Bundesliga immer näher.

Potsdam steht nach 27 Spielen bei 47:7 Punkten, die Verfolger Bietigheim und Hamm-Westfalen haben bereits 13 Minuspunkte auf dem Konto. Überragender Werfer der Partie war einmal mehr Potsdams Linkshänder Beneke, der zehn Tore bei 17 Würfen erzielte. Mit 233 Treffern führt der U-21-Weltmeister überdeutlich die Torschützenliste im Unterhaus an.

Bei Bietigheim, das um die Rückkehr ins Oberhaus bangen muss, erzielten Rechtsaußen Christian Schäfer (6/6) und Rückraum-Ass Alexander Velz (6/11) die meisten Tore.

Ist der VfL Potsdam gut genug für die Handball-Bundesliga?

Der 1. VfL Potsdam kann mit einem Sieg gegen die SG BBM Bietigheim einen großen Schritt in Richtung Aufstieg machen. Aber ist die junge Mannschaft überhaupt gut genug für die Bundesliga? Und wie sieht der Kader für die nächste Spielzeit aus?

Trainer Bob Hanning steht mit dem 1. Vfl Potsdam vor dem Bundesliga-Aufstieg

Trainer Bob Hanning steht mit dem 1. Vfl Potsdam vor dem Bundesliga-Aufstieg

Sylvia Goeres, VfL

Damit hätte wohl vor der Saison keiner der Verantwortlichen beim 1. VfL Potsdam gerechnet. Die Brandenburger stehen acht Spieltage vor Schluss an der Tabellenspitze der zweiten Liga. Dabei haben sie bereits sechs Punkte Vorsprung auf den ersten Nichtaufstiegsplatz, die Spitzenklasse ist also zum Greifen nah.

Für den VfL, der sich aus der Betriebssportgemeinschaft der DDR-Firma DEFA gegründet hat, wäre der Aufstieg der größte Erfolg der noch jungen Vereinsgeschichte. Doch bei aller Vorfreude auf Duelle mit Teams wie dem THW Kiel oder SC Magdeburg stellt sich die Frage: Kann Potsdam in der Bundesliga überhaupt bestehen? handball-world wirft einen Blick auf den Kader für die neue Saison.

Wer ersetzt Lasse Ludwig?

Torhüter

Dort muss der Klub im Sommer einen herben Verlust hinnehmen. U21-Weltmeister Lasse Ludwig wechselt zurück zu den Füchse Berlin. Dieser Transfer ist wenig verwunderlich, denn Ludwig hat in dieser Spielzeit die drittmeisten Paraden aller Zweitliga-Keeper.

Unklar ist auch die Zukunft von der Nummer zwei Mark Ferjan, der mit einer Fangquote von 30,77 Prozent zu überzeugen wusste. Sein Vertrag läuft ebenso aus wie der von Routinier Blaz Voncina, der allerdings kaum zum Zug kam. Sollte Potsdam mit keinem dieser Spieler verlängern, droht ein Problem. Schließlich steht sonst nur Talent Frederik Höler im Kader. Potsdam hat also Handlungsbedarf auf der Position, um in der Bundesliga bestehen zu können.

Linksaußen

Nach dem Wechsel von Tim Grüner Anfang Februar ist Eigengewächs Nils Fuhrmann quasi Alleinunterhalter auf der Position. Diesen Job löst der 20-Jährige aber bisher mit Bravour und weist eine starke Wurfquote von 75,47 Prozent auf. Die Vertragsverlängerung bis 2026 ist ein klares Bekenntnis des Vereins.

Dahinter dürfte der Klub weiter auf Marvin Siemer, der nach dem Grüner-Wechsel per Zweitspielrecht von den Füchsen Berlin kam, bauen. Der U20-Nationalspieler hat bereits sein Potential angedeutet, dennoch fehlt ihm die Erfahrung. Die Besetzung ist somit (noch) nicht auf Bundesliga-Niveau.

Sorgen auf der Königsposition

Rückraum links

Die Königsposition ist eine große Baustelle im Kader der Potsdamer. Mittelmann Moritz Sauter, der häufig die Position eingenommen hat, verlässt den Verein in Richtung Hamburg. Er ist ein wichtiger Torgarant für das Team.

Diese Torgefährlichkeit geht seinen Positionskollegen ab. Marko Katic, Emil Hansson und Ole Schramm kommen zusammen bislang nur auf 27 Törchen. Während Hansson vor allem als Abwehrchef überzeugt, liegen die Hoffnungen auf Katic, der erst im Laufe der Saison gekommen war. Bundesliga-Niveau sieht – Stand jetzt – anders aus, wenngleich Maxim Orlov als weitere Option zur Verfügung steht.

Rückraum Mitte

In seiner ersten Saison in Deutschland hat Elias Kofler eingeschlagen wie eine Granate. Mit 73 Vorlagen ist er einer der besten Vorlagengeber der Liga und glänzt zudem als Torschütze. Dass er bereits für die EM nominiert wurde, untermauert den Aufschwung des 23-jährigen Österreichers.

Dahinter wirbelt Orlov nach seiner schweren Knieverletzung wieder. Zwar ist er erst 22 Jahre alt, allerdings beweist er regelmäßig seinen Wert für das Team. Somit ist Potsdam auf der Mitte gut besetzt und muss sich nicht verstecken.

Was passiert mit Beneke?

Rückraum Rechts

Die große Frage auf dieser Position lautet: Wie geht es mit Max Beneke weiter? Der U21-Weltmeister ist 223 Toren der beste Torjäger der zweiten Liga – und das mit deutlichem Abstand! Seine Zeit in Potsdam läuft ab, sodass er eigentlich zurück nach Berlin wechselt.

Da er dort aber wohl nur Nummer drei wäre, könnte eine Leihe im Falle des Aufstiegs im Rahmen des möglichen sein. Sollte das nicht gelingen, ergibt sich Handlungsbedarf. Schließlich wird auch Kapitän Karl Roosna den Klub in Richtung Großwallstadt verlassen.

Rechtsaußen

Deutlich besser sieht das Bild auf dem rechten Flügel aus. David Cyrill Akakpo hat seinen auslaufenden Vertrag um zwei Jahre verlängert und will nun auch verlässlich in der Bundesliga netzen.

Da Valter Chrintz im Sommer aber wieder zu den Füchsen zurückkehren wird, braucht der Klub allerdings noch eine Backup-Lösung, denn Marcel Nowak geht nach Dessau.

Verlust eines weiteren Leistungsträgers droht

Kreisläufer

Hausaufgaben müssen die Verantwortlichen auch auf der Kreisposition erledigen. Josip Simic hat mit 112 Toren fleißig Eigenwerbung betrieben und dürfte angesichts seines Alters von 23 Jahren einige Angebote bekommen, denn sein Arbeitspapier läuft im Sommer auf.

Dahinter wird es dünn. Joshua Thiele spielt solide, aber auch sein Kontrakt läuft aus. Derweil konnte Sergey Gorpishin seine Verpflichtung noch nicht rechtfertigen, sucht er nach seiner schweren Fußverletzung im Vorjahr noch seine Form. Somit hat lediglich Simic Bundesliga-Niveau unter Beweis gestellt.

Fazit

Der Klub hat in den kommenden Wochen also einiges an Aufgaben zu erledigen, wenn er in der Bundesliga bestehen will. Durch die Kooperation mit den Füchsen Berlin dürften allerdings auch für alle Positionen auch ein Zugriff auf entsprechende Nachwuchstalente als Absicherung vorhanden sein.

Dabei gilt es nicht zuletzt die Frage zu klären, wer den Trainerposten vom scheidenden Bob Hanning übernimmt. Diese Personalie dürfte letztlich auch darüber entscheiden, wie der Kader in der höchsten deutschen Spielklasse bestehen kann.

Sebastian Mühlenhof

“Dritt- oder viertstärkste Liga der Welt”: Hanning und Romero im Doppel-Interview

Bob Hanning und Iker Romero sind enge Freunde – und sie trainieren die derzeit besten Teams der 2. Bundesliga im Handball. Am Freitag treffen Hannings VfL Potsdam und die SG BBM Bietigheim nun im Topspiel aufeinander. Wie ist es da um die Freundschaft bestellt? Und warum wettet Romero nur noch ungern gegen seinen Kumpel? Im Doppel-Interview von handball-world sprechen die einstigen Weggefährten über Aufstieg, Rivalität und ihre besondere Beziehung.

Ihr seid gute Freunde, ihr mögt beide gerne Rotwein. Wird diesmal schon vor dem Spiel angestoßen?

Iker Romero: (lacht) Normalerweise haben wir uns wirklich fast immer vor unseren Spielen auf ein Glas getroffen. Das geht diesmal leider nicht, weil wir in einem kleinen Dorf zwei Stunden von Potsdam entfernt übernachten.

Bob Hanning: Ich mach dir einen Vorschlag. Du fährst am Donnerstagabend dann einfach eine Stunde in Richtung Potsdam und ich eine Stunde in deine Richtung, dann treffen wir uns in der Mitte.

Iker Romero: Soll ich dann mit unserem Mannschaftsbus fahren, oder was? (lacht)

Oder Bob bringt einfach eine Flasche Rotwein mit zum Spiel und ihr trinkt sie danach?

Bob Hanning: Das kann ich machen…

Iker Romero: Nein! Ich muss das machen, weil ich unsere letzte Wette verloren habe.

Was für eine Wette?

Iker Romero: Es ging um das Hinspiel in Bietigheim und wer es gewinnt. Haben wir leider verloren…

Also bringst du deine Wettschulden am Freitag gleich mit nach Potsdam?

Iker Romero, Bock auf Handball

Iker Romero in einer früheren Ausgabe von Bock auf Handball über seine Philosophie.
Bock auf Handball

Iker Romero: Genau.

Bob Hanning: Er kann gleich eine doppelte Flasche Magnum Rotwein mitbringen, den trink ich am liebsten (lacht).

Iker Romero: (lacht) Ich wette nicht mehr mit dir, ist meistens schlecht für mich ausgegangen.

Im Ernst: Ihr trefft jetzt im absoluten Topspiel aufeinander, Erster gegen Zweiter, für euch beide geht es um viel. Lässt sich eure Freundschaft 60 Minuten lang wirklich so einfach abstellen?

Iker Romero: Das geht ab dem Moment, in dem der Schiedsrichter anpfeift. Bob wird dann total im Fokus sein und will das Spiel gewinnen. Genau das will ich natürlich auch. Ich habe schon gegen so viele gute Freunde gespielt. Wenn angepfiffen wird, zählt nur der Sieg. So war es schon immer. So wird es auch Freitag sein.

Bob Hanning: Iker ist an der Seitenlinie die maximale Emotion. Selbst wenn wir mal aneinandergeraten würden – was nicht passieren wird – ist nach dem Spiel wieder alles gut. Ich habe so viel von ihm lernen dürfen: über Professionalität, über Handball, über Vertrauen – uns verbindet dadurch wirklich eine enge Freundschaft. Ein Spiel wird nie Einfluss darauf haben.

Es dürfte für euch beide dennoch ein besonderes Duell sein. Immerhin kann es direkte Auswirkungen auf den Aufstieg haben…

Bob Hanning: Ich freue mich wirklich auf das Spiel. Und ich hoffe, dass es dem Anspruch beider Mannschaften auch gerecht wird: nämlich dem Anspruch, Bundesliga-Handball zu zeigen. Das sind die Spiele, wo jeder nochmal extra motiviert ist.

» Tabelle 2. Handball Bundesliga

Bob Hanning: “Für mich sind wir immer Favorit”

Bob Hanning, VfL Potsdam

Bob Hanning will mit Potsdam den nächsten Schritt in Richtung Aufstieg machen.
Sylvia Goeres, VfL

Potsdam führt die Tabelle souverän an, ist seit Wochen ungeschlagen. Ist der VfL Favorit, Iker?

Bob Hanning: (schmunzelt)

Iker Romero: Natürlich! Aber das hat Potsdam auch verdient, Favorit zu sein. Sie sind Erster und sie spielen zuhause. Sie machen überragende Arbeit, es macht richtig Spaß, diese Mannschaft zu sehen. Aber, Achtung Potsdam: Wir werden kämpfen! (lacht)

Bob Hanning: Für mich sind wir immer Favorit, weil wir immer gewinnen wollen. Aber das will Iker auch. Das ist ja das, was ich an Iker schon immer so geschätzt habe: dass er von Anfang an gesagt hat, sie wollen Meister werden.

Ich bin ein großer Freund davon, lieber mal ein Ziel nicht zu erreichen, als sich keine Ziele zu stecken. Natürlich wollen wir die letzten acht Spiele gewinnen. Aber wir wissen, dass manchmal Nuancen entscheiden. Angst vor der Favoritenrolle habe ich aber nie. Ich kann das einordnen.

Iker Romero: “Dritt- oder viertstärkste Liga der Welt”

Spricht das auch für die Qualität der Liga, dass es Duelle wie eures gibt und das Titelrennen so eng ist?

Iker Romero: Ich bin sicher, das wird ein großartiges Spiel von beiden Seiten – und am Ende gewinnt die Liga, gewinnt der Handball. Die Bundesliga ist die beste Liga der Welt. Und ich würde sogar sagen: die 2. Bundesliga ist die dritt- oder viertstärkste Liga der Welt. In der Breite jedenfalls.

Bob Hanning: Es sind ja nicht nur Bietigheim und wir, der ASV Hamm-Westfalen ist ja ebenfalls noch nah dran am Aufstieg. Die leisten dort genauso tolle Arbeit mit ihrem Trainer Michael Lerscht. Am Ende kann es ja durchaus sein, dass Bietigheim und Hamm aufsteigen. Nichts ist sicher.

Trotzdem dominiert vor allem Potsdam seit Monaten die Liga. Du kennst Bob schon ewig, Iker. Ist er als Trainer wie ein guter Wein? Je älter, desto besser…

Iker Romero: Ja, zu 100 Prozent. Alles, was Bob macht, ist einfach richtig gut. Er weiß, was er kann und was er will. Er macht alles mit voller Energie. Für mich ist das alles in Potsdam keine Überraschung, weil ich ihn schon so lange kenne.

2011 hat Bob dich vom großen FC Barcelona zu den damals noch kleinen Füchsen Berlin geholt. Bob, hast du damals schon geahnt, dass Iker mal eine Trainerkarriere starten würde?

Iker Romero, Pokalsieg 2014, Füchse Berlin, Handball

Iker Romero nahm 2014 als Kapitän den DHB-Pokal für die Füchse Berlin entgegen.
Sascha Klahn

Bob Hanning: Erst mal muss ich sagen, dass Iker unseren Verein revolutioniert hat. Er war der erste Weltstar der Füchse, ein ganz großes Vorbild für alle. Die Erfahrung, die er gerade an die jungen Spieler weitergegeben hat, seine Bescheidenheit … All das war beeindruckend. Ich habe dazu eine Lieblingsgeschichte zu ihm.

Bitte…

Bob Hanning: Wir hatten ein Auswärtsspiel in Göppingen, da war Paul Drux gerade 17. Da kam Iker kurz vor dem Spiel zu mir und meinte: “So ein Mist, jetzt fängt Paul vor mir an, was soll das?!”

Dann hat er einmal durchgeatmet und kam 30 Sekunden später wieder: “Ach übrigens, der Trainer hat Recht mit dieser Entscheidung! Und außerdem ist es am wichtigsten, dass man zum Schluss auf der Platte steht!” (lacht) So war Iker. Also ja: Es war klar, dass er ein toller Trainer werden würde.

Iker, du hast als Spieler alle großen Titel gewonnen, warst ein Weltstar, hast mit anderen Weltstars zusammengespielt. Zählt Bob trotzdem zu den Menschen, die dich im Handball am meisten überrascht und beeindruckt haben?

Iker Romero: Ja. Er gehört in dieser Kategorie zu meinen Top 3. Aus den Gründen, die ich oben schon genannt habe.

Wette und “Freunde fürs Leben”

Würdest du diesmal auch wieder mit ihm wetten, obwohl du zuletzt nicht so viel Glück hattest?

Iker Romero: Natürlich!

Bob Hanning: Klar!

Liveticker Potsdam – Bietigheim

Zwei Flaschen oder eine?

Bob Hanning: Eine Flasche Magnum?

Iker Romero: Okay!

Zum Abschluss, welche Botschaft wollt ihr euch noch mitgeben kurz vorm Spiel?

Bob Hanning: Das fällt mir leicht: “Freunde fürs Leben!”

Iker Romero: (lacht) Das hätte ich nicht besser sagen können.

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Nils Bastek