Lippstadt vor dem Abgrund: “Eifer und Wille sind unverändert da”

Das Auf und Ab im bisherigen Saisonverlauf hat den SV Lippstadt 08 an die Kante zur Oberliga geführt. Noch ist aber nichts verloren, die Westfalen versuchen vor dem Kellerduell beim FC Wegberg-Beeck den Optimismus aufrecht zu erhalten.

Fragezeichen hinter seinem Einsatz: Lippstadts Torjäger Viktor Maier plagte sich zuletzt mit Knieproblemen und einer Erkältung herum.

Fragezeichen hinter seinem Einsatz: Lippstadts Torjäger Viktor Maier plagte sich zuletzt mit Knieproblemen und einer Erkältung herum.

IMAGO/Dünhölter SportPresseFoto

MEHR ZUR REGIONALLIGA WEST

Vom großen Hoffnungsschimmer zum herben Dämpfer: Der SV Lippstadt 08 erlebte im Kampf um den Klassenverbleib in der Regionalliga West an den zurückliegenden Spieltagen beide Stimmungslagen innerhalb weniger Tage. Hatte sich das Team von Trainer Felix Bechtold nach zuvor drei Niederlagen in der Partie beim SV Rödinghausen (3:2) noch nach einem Zwei-Tore-Rückstand zurückgemeldet und die Hoffnung auf die Rettung genährt, gab es im Heimspiel gegen die U 21 des 1. FC Köln (1:3) nichts zu holen.

Schlimmer noch: Da die U 23 von Borussia Mönchengladbach das Nachwuchsduell bei der zweiten Mannschaft von Fortuna Düsseldorf (3:0) für sich entscheiden konnte, wuchs der Rückstand auf einen sicheren Nichtabstiegsplatz bei noch drei ausstehenden Partien auf fünf Punkte an.

“Dieses Auf und Ab ist ein wenig das Sinnbild für unsere Berg- und Talfahrt in dieser Saison”, meint SVL-Sportdirektor Dirk Brökelmann im kicker-Gespräch. “Auf Höhepunkte wie die Partie in Rödinghausen folgen hin und wieder auch gegensätzliche Spiele wie gegen Köln. Der Auftritt im ersten Durchgang war noch in Ordnung. In der zweiten Halbzeit haben uns jedoch die Mittel und Ideen sowie die letzte Entschlossenheit im Angriffsdrittel gefehlt.”

Zu viele Gegentore

Ein weiteres Problem: In den zurückliegenden fünf Partien kassierten die Westfalen insgesamt 15 Gegentreffer, im Schnitt also drei pro Spiel. “Die Anzahl ist definitiv zu hoch”, so Brökelmann. “Das war bei unserer Aufarbeitung natürlich ein Thema. Viele Gegentore sind sowohl nach individuellen als auch nach taktischen Fehlern gefallen. Bei unserem jungen Team mit einem Altersschnitt von unter 23 Jahren darf man aber auch nicht vergessen, dass die Spieler mit jeder Minute dazulernen.”

Wie das Team mit der aktuellen Situation umgeht, stimmt Brökelmann trotz der Tabellensituation zuversichtlich. “Im Training merkt man, dass vom Trainerteam über den Betreuerstab bis hin zu den Jungs weiterhin alle an den Klassenverbleib glauben. Der komplette Kader zieht an einem Strang. Auch in Einzelgesprächen ist zu spüren, dass der Eifer und der Wille unverändert da sind.” Dem Sportchef ist allerdings bewusst, dass am Samstag (ab 14 Uhr) beim sportlich so gut wie abgestiegenen FC Wegberg-Beeck “für uns wohl nur ein Sieg zählt. So lange eine Chance auf den Klassenverbleib besteht, werden wir alles dafür investieren, ihn auch zu erreichen”, verspricht Brökelmann.

Ob dabei Kapitän Viktor Maier helfen kann, ist derzeit höchst fraglich. Gegen Köln biss der mit zwölf Treffern erfolgreichste Torschütze trotz Außenbandproblemen und leichten Erkältungssymptomen auf die Zähne und kam als “Joker” zum Einsatz. Zu Wochenbeginn lag Maier allerdings komplett flach. Dafür hat sich Mittelfeldspieler Lars Holtkamp nach einer Nasennebenhöhlen-Entzündung zurückgemeldet.

Dominik Dittmar

“Du bist Fortuna Düsseldorf”: Der emotionale Abschied von Vereinslegende Bodzek

Ein Großer dankt ab. Im Rahmen des Spiels ihrer U 23 hat Fortuna Düsseldorf vergangenen Sonntag Vereinslegende Adam Bodzek verabschiedet. Der 38-Jährige war die letzten zwei Jahre Führungsspieler bei der Düsseldorfer Zweitvertretung gewesen und wird den Verein im Sommer in neuer Funktion unterstützen.

Wird Fortuna Düsseldorf ab Sommer in neuer Funktion zur Verfügung stehen: Vereinslegende Adam Bodzek.

Wird Fortuna Düsseldorf ab Sommer in neuer Funktion zur Verfügung stehen: Vereinslegende Adam Bodzek.

IMAGO/Zink

Mehr zur Regionalliga West

Ob es im Fußball jemals eine Rote Karte gab, die so gefeiert wurde, wie die von Adam Bodzek in seinem eigenen Abschiedsspiel bei Fortuna Düsseldorf? Beim Stand von 0:3 im Duell der Zweitvertretungen zwischen Düsseldorfer und Borussia Mönchengladbach sah sich der 38-Jährige an seinem besonderen Tag dazu gezwungen, den frei aufs Tor zulaufenden Gladbacher Ryan Naderi zu Fall zu bringen und folgerichtig von Dominic Schiedsrichter Stock vom Platz geschickt zu werden.

Sich verbeugend und beschallt von Gesängen seines eigenen Namens verließ er den Platz und trat die Ehrenrunde durch das Stadion an, während die 21 übrig gebliebenen Spieler und Schiedsrichter Stock geduldig warteten.

Danke, Adam, sei stolz auf dich, wir, die Fortuna, sind stolz auf dich. Du bist Fortuna Düsseldorf und du bleibst es und das finden wir alle miteinander unglaublich toll.

Die Fans mit emotionalen Worten an Vereinslegende Adam Bodzek (38)

Üblicherweise bedeutet ein Platzverweis eine Verbannung aus dem Innenraum des Stadions. Doch dieses Spiel war kein normales Spiel, und so durfte Bodzek Richtung Nordkurve samt aktiver Fanszene ziehen, die ihren Superstar, wie er an diesem Tag besungen wurde, schon erwartete. Nach einem kurzen Gespräch mit dem Düsseldorfer Vorsänger kletterte Bodzek rauf zu seinen treuen Begleitern und feierte in der Rot-Weißen Menschenmenge seinen Abschied.

Eine Szene, sinnbildlich für Bodzeks Zeit bei der Fortuna, die dann nach dem Spiel von Fortuna-Sportvorstand Alexander Jobst noch einmal in emotionale Worte gegossen wurde: “Danke, Adam, sei stolz auf dich, wir, die Fortuna, sind stolz auf dich. Du bist Fortuna Düsseldorf und du bleibst es und das finden wir alle miteinander unglaublich toll.”

Emotionale Worte

Danach sprach der Mann mit über 300 Einsätzen für die Fortuna selbst und richtete berührende Worte an die Fans und besonders die aktive Fanszene, die extra für ihre Vereinslegende gekommen waren: “Ich wollte mich einfach verabschieden, ich habe es vorhin schon in der Kurve gesagt, vielen vielen Dank. Mit sehr viel Demut und sehr viel Respekt vor euch sag ich einfach Danke für die 13 Jahre, die wir zusammen hatten. Wir hatten schwierige Zeiten, wir hatten echt coole Zeiten. Es hat Spaß gemacht jedes einzelne Spiel und bin sehr happy, dass ich ein Teil davon war.”

“Und natürlich macht es mich auch unfassbar Stolz, dass heute so viele zum Abschiedsspiel gekommen sind. Dass ihr irgendwo wegen mir hier seid, ist für mich speziell und ist mir eine ganz große Ehre. Vielen Dank für die Bühne, vielen Dank an meine Ex-Mitspieler, vielen Dank an meine Mannschaft, meine Jungs und an alle anderen, wir sehen uns. Danke und Tschüss.”

Große Fußstampfen

Die Lücke, die der Sechser hinterlässt, ist gewaltig. Zwei Jahre lang war er der unumstrittene Führungsspieler der “Zwoten”. Für Cheftrainer Jens Langeneke, der den Bodzek wie einen “verlängerten Arm” auf dem Platz sieht, ist klar: “Natürlich wird es kein Spieler mit der Erfahrung und der Karriere von Adam sein, der diese entstehende Lücke füllen wird. Aber es muss auch nicht eine Person sein, die diese Rolle übernimmt. „Das, was uns mit Adam wegbricht, können auch zwei oder drei Spieler ausfüllen.”

In “Bodzes” Abschied, der mit den Landeshauptstädtern zweimal in die Bundesliga aufgestiegen war, steckt somit auch ein großes Potential: “Es ist natürlich eine Chance für die Spieler, die nächstes Jahr da sind, Verantwortung zu übernehmen. Das ist eine andere Baustelle und Aufgabe als einfach „nur” Fußball zu spielen“, erklärt Langeneke.

Sich mit Bodzek über die Geschehnisse der “Zwoten” auszutauschen, bleibt Langeneke aber wohl auch in der nächsten Saison nicht verwehrt. Denn die Reise von Bodzek bei den Rheinländern ist noch nicht vorbei. Ab dem 1. Juli soll Bodzek eine neue Rolle im Trainerbereich des Nachwuchsleistungszentrums übernehmen. Welche das ist, steht noch aus.

Kernsanierung bei RW Ahlen: “Hatten die Qualität, aber nicht die Mentalität und den Charakter”

Spätestens seit dem letzten Wochenende sind die Ahlener Resthoffnungen im Keller auf ein absolutes Minimum geschrumpft. Im Sommer – dann höchstwahrscheinlich in der Oberliga – soll sich einiges ändern.

Bei RW Ahlen wird sich im Sommer einiges ändern.

Bei RW Ahlen wird sich im Sommer einiges ändern.

IMAGO/Dünhölter SportPresseFoto

Mehr zur Regionalliga West

Irgendwie sind sie ja Profis im steten Hoch und Runter. Seit dem ersten Aufstieg in die Regionalliga 1996 als TuS Ahlen ist man als LR und später RW Ahlen viermal ab- und viermal wieder aufgestiegen. “Seit 28 Jahren pendeln wir zwischen Ober- und Regionalliga. Das ist doch auch was, oder?”, kommentiert der Aufsichtsratschef Heinz-Jürgen Gosda diesen jetzt neunten Umzug – diesmal mal wieder mal eine Etage tiefer. Und das alles überraschend entspannt.

Im Tal der Tränen streuten sie sich gerade mal eine Nacht lang Asche aufs Haupt. Schon der Montagmorgen strahlte Zuversicht aus allen Poren. Oder, wie es Trainer Björn Joppe formulierte: “Natürlich war das bitter, als der Abstieg mit dem Gladbacher Sieg feststand. Aber jetzt bin ich schon wieder positiver gestimmt.” Mit anderen Worten, alle feiern das Ende des Schreckens ohne Ende und können es nicht abwarten, endlich neu aufzubauen statt sich immer blutige Nasen zu holen.

Die Mannschaft hatte die Qualität, aber nicht Mentalität und Charakter

Aufsichtsratschef Heinz-Jürgen Gosda spricht sich für einen Umbruch im Sommer aus

Frischer Kader und ein verjüngter Vorstand – das sollen die Pfeiler der Kernsanierung werden. “Die Mannschaft hatte die Qualität, aber nicht Mentalität und Charakter”, glaubt Gosda. Da trifft es sich gut, dass mit Luka Tankulic, Emanuel De Lemos und Torwart Luis Ackermann nur drei Spieler noch Vertrag haben. Drumherum will man unter Federführung Björn Joppes neu zusammenstellen.

Neues Anforderungsprofil

“Schlagfertig, ambitioniert und konkurrenzfähig”, sollen die neuen Jungs sein, verlangt Vorstandsmitglied Dennis Kocker, neben dem Übungsleiter selber, Gosdas Sohn Bent und dem Finanzvorstand Jens Michelis einer der neuen starken Männer im Vorstand. Eine Generation von Renovierern, die RW Ahlen – so der streng geheime Plan – mittelfristig in die Regionalliga zurückbringen soll. Natürlich wird man sich darauf einstellen müssen, dass der Etat, der in dieser Saison sogar nochmal um 250 000 bis auf fast eine Millionen Euro aufgestockt worden war, nun zurückgeht. “Dafür sind aber neue Sponsoren hinzugekommen”, verspricht Kocker.

Auch der Sportliche Leiter Orhan Özkara bleibt an Bord. Schließlich hat der 44-Jährige noch ein weiteres Jahr Vertrag. Auf welchem Posten aber, das ist aber weder bei ihm noch bei anderen Mitarbeitern sicher. Dass das Team der noch aktuellen Saison einfach nur schlecht zusammengestellt gewesen sei, lässt Özkara, der mit 23 Mann einen fast komplett neuen Kader zusammengeholt hatte, hingegen nicht unwidersprochen. “Mit dieser Kritik muss man leben”, sagt er. “So ist Fußball. Ich bin aber weiter der Meinung, dass die Mannschaft durchaus regionalligatauglich war.” Liga-Spitzenwerte bei der Herausarbeitung von Chancen oder Ecken, aber mangelhaft bei Effizienz und der Anfälligkeit für Konter – so präsentiert Özkara seine Statistiken.

Soll jetzt alles besser werden. “Es wird sich viel bewegen”, krempelt Joppe schon die Ärmel hoch. Da freut sich Gosda schon: “Ich bin immer glücklich, wenn wir aufsteigen …”, sagt er und fügt vorsichtig an: “… und uns halten können.” Er und seine Mitstreiter sind halt Aufzugsprofis. Auf eine zehnte Tour im Sommer 2025 kommt es da nicht mehr an. Und diesmal bitte: wieder aufwärts.

Uwe Gehrmann

RWO-Umbruch unter “Top-Trainer” Gunkel? “Der eine oder andere Alte sollte bleiben”

Mit Sebastian Gunkel bekommt Rot-Weiß Oberhausen im Sommer einen neuen Trainer, dessen große Stärke in der Entwicklung von jungen Spielern liegt. Wenn es nach Kapitän Sven Kreyer geht, sollten aber auch erfahrene Spieler Kernbestandteil der Mannschaft bleiben.

Übernimmt zur neuen Saison das Zepter in Oberhausen: Sebastian Gunkel

Übernimmt zur neuen Saison das Zepter in Oberhausen: Sebastian Gunkel

IMAGO/KBS-Picture

Mehr zur Regionalliga West

Mit Sebastian Gunkel wird Rot-Weiß Oberhausen zur neuen Saison einen Trainer bekommen, dem man in Kiel Tränen nachweint : “Er ist ein absoluter Top-Trainer mit tollen Fähigkeiten in der Weiterentwicklung von Fähigkeiten”, sagt ein Insider. Dass die KSV Holstein Kiel als Noch-Arbeitgeber eine Art “Nachrichtensperre” verhängt hat, habe mit einer gewissen Sprachlosigkeit zu tun: Man hätte den 48-Jährigen wohl gern bei der U 23 in der Regionalliga Nord behalten, obwohl der schon Ende Februar mitgeteilt hatte, nicht mehr zur Verfügung stehen zu wollen.

Im Kapitel “Entwicklung” hat Gunkel als einstiger Co-Trainer von Freiburgs Legende Christian Streich und in den U-17- bis U-19-Abteilungen des SC Freiburg, FC Augsburg, VfB Stuttgart und Eintracht Braunschweig Kenntnisse und Erfahrungen gesammelt. “Jetzt”, so meint man in Kiel, “ist mal eine Mannschaft im Männerfußball in seiner Verantwortung dran.”

Frischer Wind im Saisonendspurt?

Dass die Trainer-Entscheidung nach diversen Ankündigungen und immer wieder verschobenen Terminen gefallen ist, sollte auch in der Mannschaft frische Bewegung auslösen: “Zuletzt war ja etwas die Luft raus”, meint Mike Terranova vor dem Samstagsspiel bei der Kölner U 23, “aber jetzt ist es spätestens an der Zeit, sich zu empfehlen – sowohl einem neuen Trainer als auch der eigenen Zukunft.”

Verjüngung ist immer gut, aber der eine oder andere Alte sollte bleiben, wenn er anleiten oder führen oder noch mehr kann.

Kapitän Sven Kreyer (32) über den Verjüngungsprozess in Oberhausen

Mannschaftskapitän Sven Kreyer, der zuletzt gegen Rödinghausen stark verbessert aufgespielt hatte, wird den Kleeblättern ein weiteres Jahr erhalten bleiben und freut sich: “Verjüngung ist immer gut, aber der eine oder andere Alte sollte bleiben, wenn er anleiten oder führen oder noch mehr kann.” Bemühen will sich der Verein um einen Verbleib von Moritz Stoppelkamp, der eine leichte Formdelle gleichfalls überwunden haben dürfte. “Da sehe ich uns auf einem guten Weg”, ist der Sportleiter optimistisch.

Etwas getrübt ist die Stimmung an der Lindnerstraße durch die Entscheidung beim Fußballverband Niederrhein, das Pokalfinale um den FVN-Cup an der Essener Hafenstraße austragen zu lassen. Lieber hätte man Heimrecht, obwohl: “Heimstärke zählt in dieser Saison ja nicht zu unseren Trümpfen”, ist Präsident Hajo Sommers Realist.

Gustav Wentz

RWO-Umbruch unter “Top-Trainer” Gunkel? “Der eine oder andere Alte sollte bleiben”

Mit Sebastian Gunkel bekommt Rot-Weiß Oberhausen im Sommer einen neuen Trainer, dessen große Stärke in der Entwicklung von jungen Spielern liegt. Wenn es nach Kapitän Sven Kreyer geht, sollten aber auch erfahrene Spieler Kernbestandteil der Mannschaft bleiben.

Übernimmt zur neuen Saison das Zepter in Oberhausen: Sebastian Gunkel

Übernimmt zur neuen Saison das Zepter in Oberhausen: Sebastian Gunkel

IMAGO/KBS-Picture

Mehr zur Regionalliga West

Mit Sebastian Gunkel wird Rot-Weiß Oberhausen zur neuen Saison einen Trainer bekommen, dem man in Kiel Tränen nachweint : “Er ist ein absoluter Top-Trainer mit tollen Fähigkeiten in der Weiterentwicklung von Fähigkeiten”, sagt ein Insider. Dass die KSV Holstein Kiel als Noch-Arbeitgeber eine Art “Nachrichtensperre” verhängt hat, habe mit einer gewissen Sprachlosigkeit zu tun: Man hätte den 48-Jährigen wohl gern bei der U 23 in der Regionalliga Nord behalten, obwohl der schon Ende Februar mitgeteilt hatte, nicht mehr zur Verfügung stehen zu wollen.

Im Kapitel “Entwicklung” hat Gunkel als einstiger Co-Trainer von Freiburgs Legende Christian Streich und in den U-17- bis U-19-Abteilungen des SC Freiburg, FC Augsburg, VfB Stuttgart und Eintracht Braunschweig Kenntnisse und Erfahrungen gesammelt. “Jetzt”, so meint man in Kiel, “ist mal eine Mannschaft im Männerfußball in seiner Verantwortung dran.”

Frischer Wind im Saisonendspurt?

Dass die Trainer-Entscheidung nach diversen Ankündigungen und immer wieder verschobenen Terminen gefallen ist, sollte auch in der Mannschaft frische Bewegung auslösen: “Zuletzt war ja etwas die Luft raus”, meint Mike Terranova vor dem Samstagsspiel bei der Kölner U 23, “aber jetzt ist es spätestens an der Zeit, sich zu empfehlen – sowohl einem neuen Trainer als auch der eigenen Zukunft.”

Verjüngung ist immer gut, aber der eine oder andere Alte sollte bleiben, wenn er anleiten oder führen oder noch mehr kann.

Kapitän Sven Kreyer (32) über den Verjüngungsprozess in Oberhausen

Mannschaftskapitän Sven Kreyer, der zuletzt gegen Rödinghausen stark verbessert aufgespielt hatte, wird den Kleeblättern ein weiteres Jahr erhalten bleiben und freut sich: “Verjüngung ist immer gut, aber der eine oder andere Alte sollte bleiben, wenn er anleiten oder führen oder noch mehr kann.” Bemühen will sich der Verein um einen Verbleib von Moritz Stoppelkamp, der eine leichte Formdelle gleichfalls überwunden haben dürfte. “Da sehe ich uns auf einem guten Weg”, ist der Sportleiter optimistisch.

Etwas getrübt ist die Stimmung an der Lindnerstraße durch die Entscheidung beim Fußballverband Niederrhein, das Pokalfinale um den FVN-Cup an der Essener Hafenstraße austragen zu lassen. Lieber hätte man Heimrecht, obwohl: “Heimstärke zählt in dieser Saison ja nicht zu unseren Trümpfen”, ist Präsident Hajo Sommers Realist.

Gustav Wentz

“Neuer Weg” in Oberhausen: Kiels Talentförderer Gunkel wird RWO-Trainer

Die Trainersuche des SC Rot-Weiß Oberhausen ist beendet: Zur kommenden Saison wird Sebastian Gunkel die Kleeblätter coachen, der bisher in der Regionalliga Nord die U 23 von Holstein Kiel anleitete.

Soll auch in Oberhausen sein Händchen für junge Talente gewinnbringend einsetzen: Sebastian Gunkel

Soll auch in Oberhausen sein Händchen für junge Talente gewinnbringend einsetzen: Sebastian Gunkel

IMAGO/KBS-Picture

MEHR ZUR REGIONALLIGA WEST

Lange hat Rot-Weiß Oberhausen gesucht, geplante Fristen verschoben, doch jetzt steigt analog zur Papstwahl im Vatikan weißer Rauch über der Lindnerstraße auf: Sebastian Gunkel wird ab kommender Saison RWO trainieren. Der aktuelle Interimscoach Mike Terranova wird sich dann wieder seinen eigentlichen Aufgaben im Jugendbereich zuwenden können.

Der 48-Jährige erblickte in Mainz das Licht der Welt und coacht seit 2020 die zweite Mannschaft von Holstein Kiel, die sich unter Gunkels Regie in der Spitzengruppe der Regionalliga Nord etabliert hat. “Sebastian hat uns in unseren Gesprächen mit seinem Konzept rundum überzeugt. Sebastian bringt alles mit, um in den nächsten Jahren Erfolg in Oberhausen zu haben”, zeigt sich Sport-Vorstand Klaus-Werner Conrad in einer Meldung überzeugt.

Der Sportliche Leiter Dennis Lichtenwimmer-Conversano geht ins Detail: “Mit der Wahl von Sebastian Gunkel gehen wir einen neuen Weg in Oberhausen. Er hat in Kiel über einen längeren Zeitraum bewiesen, dass er eine Mannschaft aus vor allem jungen und einigen erfahrenen Spielern weiter formen und entwickeln kann. Gepaart mit unserer zukünftigen Spielidee, proaktiven, intensiven sowie mutigen Offensivfußball zu spielen, sind das genau die Attribute, die wir für unseren Cheftrainer-Posten gesucht haben.”

Gunkel möchte im Moment gar nicht so viel zur neuen Aufgabe sagen, sondern mit Anstand die letzten Wochen in Kiel bestreiten. Dennoch äußert er sich schon jetzt kurz zum Wechsel nach Oberhausen: “Rot-Weiß Oberhausen ist ein Traditionsklub mit Bundesliga-Vergangenheit, dessen Name noch immer einen sehr guten Klang hat. Ich freue mich, dass ich diesen Verein ab Sommer in der unheimlich attraktiven Regionalliga West trainieren darf.”

Vertrauen in aktuelles Trainergespann: Wegberg-Beeck plant für die Mittelrheinliga

Ein Klassenerhalt des FC Wegberg-Beeck in der Regionalliga West ist nicht viel mehr als graue Theorie. Daher hat der FCW schon jetzt Fakten geschaffen und sich für die neue Saison in der Mittelrheinliga personell und finanziell aufgestellt.

Werden den FC Wegberg-Beeck in die Mittelrheinliga begleiten: Stephan Houben und Mike Schmalenberg (rechts)

Werden den FC Wegberg-Beeck in die Mittelrheinliga begleiten: Stephan Houben und Mike Schmalenberg (rechts)

IMAGO/Fotostand

MEHR ZUR REGIONALLIGA WEST

Es müsste schon viel passieren, dass der FC Wegberg-Beeck kommende Saison in der Regionalliga spielt: Der aktuelle Fünf-Punkte-Rückstand auf Platz 15 müsste in den verbleibenden drei Spielen aufgeholt werden und dazu dürfte aus der 3. Liga kein West-Klub absteigen. Da aber dort der MSV Duisburg auch nur noch überschaubare Chancen auf den Klassenerhalt hat, muss Wegberg-Beeck sich aller Voraussicht nach mit der Mittelrheinliga anfreunden.

Sieht auch der Vorstand des Vereins so und hat am späten Montagabend entschieden, dass das aktuelle Trainerduo Stephen Houben und Mike Schmalenberg weiterhin die Mannschaft betreuen wird. Der Vertrag des Sportlichen Leiters Friedel Henßen hingegen wird nicht verlängert.

Ebenfalls steht nun fest, dass Präsident Werner Tellers als Hauptsponsor weitermacht, mit einem an die neue Liga angepassten Budget. Tellers wird dem Vorstand erhalten bleiben, obgleich er “zeitlich und personell” kürzertritt. Der 1. Vorsitzende Marcus Johnen wird deswegen mehr Verantwortung “bei der Gesamtstrukturierung des Vereins” übernehmen müssen.

Neue Schlüsselrolle: Matuschyk wird den 1. FC Düren auch als Sportdirektor lenken

Adam Matuschyk wird für den 1. FC Düren immer wichtiger. Der frühere Bundesliga-Spieler übernimmt die Rolle des Sportdirektors und will darüber hinaus auch weiter in der Regionalliga auf dem Platz stehen.

Führungsfigur: Adam Matuschyk (vorne) erhält beim 1. FC Düren weitreichende Kompetenzen.

Führungsfigur: Adam Matuschyk (vorne) erhält beim 1. FC Düren weitreichende Kompetenzen.

IMAGO/Funke Foto Services

MEHR ZUR REGIONALLIGA WEST

“Es ist nun Realität geworden”, schreibt der 1. FC Düren in einer Meldung und bezieht sich damit auf die neue Doppelrolle für Adam Matuschyk: Der Mittelfeldlenker, der in seiner Karriere 21 Länderspiele für Polen absolvierte und für den 1. FC Köln 52-mal in der Bundesliga auf dem Platz stand, wird die Rolle des Sportdirektors übernehmen. Zudem will der 35-Jährige auch kommende Saison für Düren Regionalliga-Fußball spielen.

“Seine persönlichen Ambitionen und seine Leidenschaft für den Fußball werden auch in seiner neuen Doppelrolle eine treibende Kraft des 1. FC Düren sein”, betont der Verein. Parallel sucht der FCD noch nach einem kaufmännischen Experten, der gemeinsam mit Matuschyk künftig die Geschicke der Dürener lenken soll.

Das Ziel sei laut FCD, weiterhin an einer stabilen Position des 1. FC Düren in der Regionalliga zu arbeiten und die Förderung junger Talente sowie die Etablierung des Vereins als Sprungbrett für aufstrebende Spieler als zentrales Element der Vereinsstrategie beizubehalten.

Unbequemer Party-Gast: Bocholt schlägt Aachen vor Rekordkulisse

Alemannia Aachen hat am Samstag gegen den 1. FC Bocholt eine Heimniederlage hinnehmen müssen. Viel wichtiger waren aber die Aufstiegsfeierlichkeiten und der neue Regionalliga-Zuschauer-Rekord.

Früher Jubel: Malek Fakhro schoss Bocholt am Tivoli in der 8. Minute in Führung.

Früher Jubel: Malek Fakhro schoss Bocholt am Tivoli in der 8. Minute in Führung.

IMAGO/Klumpen Sportfoto

Mehr zur Regionalliga west

Nachdem Alemannia Aachen durch die Wuppertaler Niederlage bei Fortuna Köln schon am Freitag auf dem Sofa aufgestiegen war, stand das Samstagsspiel gegen den 1. FC Bocholt vor allem im Zeichen großer Emotionen. Passend dazu: Eine sehenswerte Choreografie der Heimkurve, die von einer großen Blockfahne überzogen wurde.

Vor der Allzeit-Regionalliga-Rekordkulisse von 31.034 Zuschauern dämpfte Fakhro in der 8. Minute die Feierstimmung etwas. Mit einem sehenswerten Schuss vom linken Strafraumrand brachte er den FCB in Führung.

Danach: Viel Bemühen, aber genauso viel Leerlauf. Aachen prallte immer wieder an der massierten Bocholter Defensive ab, den gelegentlichen schnellen Umschaltmomenten der Gäste fehlte im letzten Drittel die notwendige Präzision. Erst in der 41. Minute brannte es wieder im Aachener Strafraum: Lorch kam aus kurzer Distanz zum Schuss, Aachens Torhüter Johnen rettete mit einem tollen Reflex. Mit dem knappen FCB-Vorsprung ging es in die Kabinen.

Lorch und Bapoh mit Alu-Pech

Lorch hatte acht Minuten nach Wiederbeginn den nächsten Hochkaräter, diesmal war der Pfosten im Weg. Doch auch die Alemannia tat jetzt mehr, ein abgefälschter Distanzschuss von Schwermann nach knapp einer Stunde stellte Gäste-Keeper Fox vor große Herausforderungen, doch schlussendlich parierte er. Die anschließende Flanke köpfte Heinz drüber.

Ganz nahe am Ausgleich waren die Hausherren in der 64. Minute. Nach schönem Doppelpass kam Bapoh aus rund zehn Metern zum Schuss, der Ball prallte gleich zweimal an die Unterkante der Latte und dann ins Feld zurück. Die TV-Bilder legten allerdings den Schluss nahe, dass das Leder hinter der Linie aufgesprungen sein könnte.

Zweifelsfrei hinter der Linie parkte König den Ball in der 67. Minute. Nach weitem Ball war der Bocholter Angreifer frei durch, umspielte Johnen und schob ins leere Tor zum 2:0 ein. Die Aachener Abseitsfalle hatte hier nicht funktioniert. In der 74. Minute durfte Bapoh dann doch jubeln. Am Fünfer tunnelte er Fox. es stand nur noch 1:2. Kurz vorher hatte Fakhro eine Großchance auf das mögliche dritte Bocholter Tor vergeben.

Die letzten Minuten drückte Aachen mit großer Vehemenz auf den Ausgleich, während der Tivoli lautstark den Aufstieg feierte. Das Ordnungspersonal räumte für den bevorstehenden Platzsturm die letzten mobilen Werbebanden weg. Es blieb beim Auswärtssieg des FCB, spätestens mit Abpfiff interessierte die überwiegende Mehrheit der 31.034 Zuschauer aber selbstredend nur der Aufstieg, der standesgemäß auf dem Rasen gefeiert wurde.

31. Spieltag

Aachen im Aufstiegsjubel: “Aus meinem Traum bin ich heut’ aufgewacht”

Auf der Couch feierte Alemannia Aachen am Freitag den Aufstieg in die 3. Liga. Elf Jahre Regionalliga mit all den anvisierten, aber gescheiterten Anläufen sind vorbei. Da freuten sich auch ehemalige Weggefährten aus noch erfolgreicheren Zeiten mit.

Die Feier kann beginnen: Alemannia Aachen steht seit Freitagabend als Aufsteiger in die 3. Liga fest.

Die Feier kann beginnen: Alemannia Aachen steht seit Freitagabend als Aufsteiger in die 3. Liga fest.

Andre van Elten

MEHR ZUR REGIONALLIGA WEST

Als der Aufstieg endlich, endlich perfekt war, brachen bei Alemannia Aachen alle Dämme. Vor einer Leinwand im Tivoli hatte die Mannschaft die Partie des Konkurrenten Wuppertaler SV verfolgt, in der Stadionkneipe “Klömpchensklub” zitterten die Fans mit. Als die Niederlage des WSV bei Fortuna Köln besiegelt war, tanzten Spieler und Anhänger Ringelpiez – mit einer Plastik-Meisterschale in der Hand.

Elf Jahre hatte der Traditionsverein und ehemalige Europapokalteilnehmer darauf gewartet, die trostlose Regionalliga nach oben zu verlassen. Am Freitag war es endlich so weit, und zu den ersten Gratulanten gehörte Ex-Spieler Erik Meijer. “Aufstieg, endlich, nach all den Jahren. Ich bin sowas von froh, dass ihr es geschafft habt”, sagte Meijer in einer Video-Botschaft an die “Aachener Zeitung”.

100 Aachen-Fans in Köln

Auch in der Stadt feierten Tausende Fans vor dem Rathaus und in den Kneipen der Pontstraße eine Spontan-Party, zündeten ein Feuerwerk und machten die Nacht zum Tag. Etwa 100 Alemannen waren sogar ins Kölner Südstadion gefahren, um die Wuppertaler Niederlage hautnah zu erleben. “Es ist wahnsinnig, da hat sich nichts geändert. Fans bleiben Fans und wissen immer, den Weg zum Tivoli zu finden. Es ist euch sowas von gegönnt”, sagte Meijer.

Der ehemalige Bundesligist hatte in der Saison 2004/05 als Pokalfinalist noch am UEFA-Pokal teilgenommen. Danach folgte der freie Fall, seit 2013 spielte die Alemannia nur noch in der vierten Liga. Zeitweise kamen nur noch 4000 Fans an den neuen Tivoli, der sich als Millionengrab des Klubs erwies. Doch das Stadion ist längst wieder voll, für die große Aufstiegsparty im Heimspiel gegen den 1. FC Bocholt am Samstag hatte die Alemannia 30.000 Tickets verkauft.

Glückwünsche aus Heidenheim

Grüße kamen nach dem Aufstieg auch aus Heidenheim von FCH-Trainer Frank Schmidt, der von 1998 bis 2003 für die “Kartoffelkäfer” gespielt hatte. “Herzlichen Glückwunsch Alemannia. Ich wünsche euch für die 3. Liga viel Erfolg – auch für die Aufgaben, die sich neu stellen werden”, sagte Schmidt. Sportlich scheint der TSV zumindest gewappnet für höhere Aufgaben, das Team ist seit November ungeschlagen.

Und auch feiern kann die Mannschaft. Zu später Stunde präsentierten sich die Spieler am Tivoli den ersten Fans – und stimmten einen Klassiker an. “Aus meinem Traum bin ich heut’ aufgewacht” heißt das Lied, das durch die Nacht hallte. Dabei war es wohl eher ein Alptraum, der an diesem Abend endlich endete.