Eine Frage des Geldes: Trainersuche in Oberhausen zieht sich hin

Rot-Weiß Oberhausen braucht bei der Suche nach einem neuen Trainer mehr Geduld als erwartet. Der Amtsinhaber bis Sommer, Mike Terranova, hat indes mit unverblümten Worten auf kritische Stimmen nach der jüngsten Pleite gegen Wuppertal reagiert.

Angespannte Lage: Rot-Weiß Oberhausen ist auf Platz 9 abgerutscht.

Angespannte Lage: Rot-Weiß Oberhausen ist auf Platz 9 abgerutscht.

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Eine Industriestadt ist Oberhausen seit dem Rückzug von Kohle und Stahl schon lange nicht mehr, aber die Malocher-Mentalität ist weitgehend ungebrochen: So nehmen Raunen und Unbehagen zu, wenn Wartende immer wieder vertröstet, künftige Partner hingehalten werden. Etwa das widerfährt gerade den Verantwortlichen bei Rot-Weiß Oberhausen, die eigentlich am Montag ihrem Aufsichtsrat den neuen Trainer für die nächste Spielzeit vorstellen wollten.

“Wir werden das nun am 15. April tun”, teilt Präsident Hajo Sommers die Verschiebung um eine glatte Woche mit. Fühlt man sich da allmählich nicht vorgeführt, Herr Präsident? “Wenn’s um die Kohle geht, wird man doch immer vorgeführt. Das meinen die gar nicht so”, sieht Sommers das eher flapsig. Hintergrund des Lavierens: Mindestens einer der beiden verbliebenen Kandidaten, deren Namen von den Offiziellen nicht genannt werden, befindet sich noch in einem festen Vertrag und muss diese Angelegenheit klären. Dass RWO – trotz gerade aufgelegter und mit knapp 400.000 Euro gezeichneter Kleeblatt-Anleihe nicht auf Rosen gebettet – hier helfend einspringt, darf man als eher unwahrscheinlich abtun.

Bei dem anderen Übungsleiter handelt es sich um Pascal Bieler, der Ende Februar beim Südwest-Regionalligisten TSV Steinbach Haiger freigestellt worden war. Zeit will man beiden geben: “Uns drängt ja keiner”, meint Sommers, “und spätestens zu Saisonbeginn wird ein Nachfolger von Mike Terranova auf der Platz stehen”.

Was sich in der Findungsphase gezeigt hat, ist der sehr gute Eindruck, den zwei “Neue” gemacht haben: Sportvorstand Klaus-Werner Conrad, seit Februar ist der frühere “Vize” in dieser Verantwortung, und Dennis Lichtenwemmer-Conversano, ab der nächsten Saison Sportleiter. Letzterer soll auch – mit Noch-Sportleiter Patrick Bauder – den Kontakt zu Bieler hergestellt haben, den er aus dessen Wuppertaler Zeiten kennt, wo Bieler U-19-Trainer war.

Wenn ich dann Dinge höre wie “So vergrault man die Zuschauer”, wird mir kotzübel.

RWO-Trainer Mike Terranova über die Kritik nach dem 0:3 in Wuppertal

Einmal mehr behält man in Oberhausen also in unübersichtlicher Situation die Ruhe. Das ist eine im Fußball nicht gerade weitverbreitete Tugend. Dabei ärgert man sich im Kleeblatt-Land über die letzten Wochen, die zwar den Einzug ins Pokalfinale gebracht haben, den Klub aber in der Tabelle auf den indiskutablen 9. Platz haben abrutschen lassen. Stinksauer ist Coach Mike Terranova, der für den geschassten Jörn Nowak eingesprungen war: “Mit fehlten zuletzt zehn Spieler aus der so genannten ‘Ersten’, da kann ich mich nicht wundern, gegen eine so formstarke Mannschaft wie Wuppertal 0:3 zu verlieren. Aber wenn ich dann Dinge höre wie ‘So vergrault man die Zuschauer’, wird mir kotzübel.”

Gustav Wentz

Entscheidende Woche für RWO: Finanzsituation bestimmt die Trainersuche

Bei Rot-Weiß Oberhausen steht die Suche nach einem neuen Trainer vor dem Abschluss. Bevor der neue Mann vorgestellt wird, müssen in Sachen Verbandspokal und Kleeblatt-Anleihe aber noch einige wichtige Voraussetzungen geschaffen werden.

Möchte mit Rot-Weiß Oberhausen unbedingt ins Finale des Landespokals: Präsident Hajo Sommers

Möchte mit Rot-Weiß Oberhausen unbedingt ins Finale des Landespokals: Präsident Hajo Sommers

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Von dem frischen Wind, der durch den SC Rot-Weiß Oberhausen nach Trainerentlassung, Vorstands-Abdankung und Sportleiter-Positionswechsel gezogen war, ist rein sportlich nichts zu merken. Vier sieglose Spiele in Folge (zwei Unentschieden, zwei Niederlagen) hatten die Kleeblätter in dieser Spielzeit noch nicht zu verzeichnen, und entsprechend entschlossen zeigt sich Trainer Mike Terranova: “Am Gründonnerstag gegen den 1. FC Düren wollen wir nicht nur unbedingt gewinnen, sondern auch ein Zeichen setzen für die nächsten Wochen.”

Die nächsten Wochen – damit spricht Terranova vor allem die kommende Woche an, denn am Dienstag, 2. April, geht’s im Stadion Niederrhein gegen den Oberligisten Sportfreunde Baumberg ins Halbfinale um den Niederrheinpokal. “Von dem Ausgang”, blickt Präsident Hajo Sommers cool wie immer voraus, “hängt auch die nächste Saison ein gutes Stück ab”. Intern steht nämlich der Fahrplan: Am Montag, 8. April, wird das Präsidium dem Aufsichtsrat den neuen Trainer und die Finanzplanung für das Spielzeit 2024/25 vorstellen – eine Spielzeit, in deren Mitte der 120. Geburtstag des Vereins liegt.

… dann werden wir zwar nicht aus dem Vollen schöpfen können, uns aber doch mal ganz gut fühlen.

Hajo Sommers über die Anleihe und einen eventuellen Einzug ins Pokalfinale

Der 8. April ist nicht ganz zufällig gewählt, denn am 7. April endet die Zeichnungsfrist der Kleeblatt-Anleihe, deren Volumen sich auf eine Summe irgendwo zwischen 300.000 und 400.000 Euro belaufen dürfte. “Wenn dann auch noch das Pokalfinale sicher sein sollte”, so Sommers, “werden wir zwar nicht aus dem Vollen schöpfen können, uns aber doch mal ganz gut fühlen”.

Zwei Kandidaten – deren Namen nicht genannt werden – sind dem Vernehmen nach noch für die Trainer-Stelle im Rennen, und die Entscheidung über den Zuschlag hängt auch von der finanziellen Ausstattung des Vereins ab. Daher wird noch gewartet, denn die Anspruchsprofile an das sportliche Personal sind laut Sommers klar: “Wir wollen eine junge, heiße, hungrige Mannschaft, geführt von ein paar gestandenen Männern und Routiniers, die als Führungsspieler den Weg durch die Saison weisen. Und der Trainer muss genau damit umgehen können.”

Nach den letzten Auftritten der Rot-Weißen, die so schlecht nicht, aber überaus glücklos waren, hatte Terranova am spielfreien Wochenende mit Borussia Dortmund II einen Test unter Ausschluss der Öffentlichkeit abgeschlossen. Trotz der 2:3-Niederlage nach zweimaliger RWO-Führung war der Coach angetan: “Wir haben mit Moritz Stoppelkamp unseren Ältesten, aber auch Besten geschont und hatten vier Jungs aus der U 19 dabei, von denen niemand enttäuscht hat. Die Zukunft hat schon begonnen.”

Gustav Wentz