Schmidts Bekenntnis zu Benfica: Bayern kann weiteren Kandidaten streichen

Die Trainersuche des FC Bayern geht unvermindert weiter, nach etlichen Absagen soll die Kandidatenliste parallel zueinander abgearbeitet werden. Klar ist: Roger Schmidt können die Münchner von dieser Liste streichen. Der 57-Jährige hat ein klares Bekenntnis zu Benfica Lissabon abgegeben.

Sieht sich auch in der neuen Saison bei Benfica: Roger Schmidt.

Sieht sich auch in der neuen Saison bei Benfica: Roger Schmidt.

IMAGO/ZUMA Wire

Der frühere Leverkusener hat sich auf seinen Auslandsstationen längst zu einem international begehrten Trainer entwickelt, hat mit der PSV Eindhoven in den Niederlanden den Pokal gewonnen, seit seinem Wechsel nach Portugal vor knapp zwei Jahren den Meistertitel und den Supercup geholt, war in der Champions League und in der Europa League jeweils im Viertelfinale und ist der Benfica-Trainer mit dem besten Punkteschnitt in der Liga – obwohl in dieser Spielzeit voraussichtlich Stadtrivale Sporting den Titel holen wird.

Amtsmüde und wechselwillig ist Schmidt dennoch nicht. Daran würde auch eine Anfrage des FC Bayern nichts ändern. Auf der Pressekonferenz vor dem Auswärtsspiel beim FC Famalicao gab er am Samstagmittag ein deutliches Bekenntnis ab. “Ich habe meinen Vertrag bei Benfica im vergangenen Jahr ganz bewusst bis 2026 verlängert. Die Mannschaft hat in den zurückliegenden zwei Jahren eine überragende Entwicklung genommen, und wir sind gemeinsam dabei, die neue Saison zu planen.”

Bekenntnisse dieser Art hatte es von Schmidt in der Vergangenheit schon häufiger gegeben, da sein Name zuletzt immer wieder mal bei europäischen Top-Klubs gehandelt wurde. Dass diese ernst zu nehmen sind und auch eine mögliche Bundesliga-Rückkehr nichts an seinem Grundsatz ändert, musste im Dezember 2021 auch RB Leipzig erfahren. Die Sachsen wollten ihn nach dem Aus von Jesse Marsch verpflichten, Schmidt aber sagte ab und erklärte dazu später mal in einem kicker-Interview: “Es ist ein Grundsatz von mir und keine Option, eine Mannschaft mitten in der Saison zu verlassen.” Bei Benfica denkt er auch am Ende einer Spielzeit nicht daran.

Frank Linkesch

“Diese Personen brauchen wir nicht”: Benfica-Fan bewirft Schmidt mit Wasserflasche

Benfica Lissabon wird die Meisterschaft in dieser Saison aller Voraussicht nach verpassen. Teile des Anhangs quittieren dies mit Pfiffen und Kritik. Roger Schmidt hat sich in Faro am Montagabend gewehrt.

Muss Kritik der Benfica-Fans über sich ergehen lassen: Roger Schmidt.

Muss Kritik der Benfica-Fans über sich ergehen lassen: Roger Schmidt.

IMAGO/Maciej Rogowski

Auch ein 3:1-Sieg beim SC Farense konnte die Wogen nicht glätten. Rund um Benfica herrscht weiterhin keine gute Stimmung. Zwar brachte der Dreier an der Algarve den amtierenden Meister wieder auf sieben Punkte an den tags zuvor ebenfalls siegreichen Stadtrivalen Sporting heran. Doch es sind nur noch vier Spieltage im portugiesischen Oberhaus – ein Wunder muss her.

Die meisten Benfica-Fans glauben an ein solches nicht. Nach dem Spiel wurden Roger Schmidt und seine Mannschaft lautstark ausgepfiffen, der deutsche Trainer von einem Anhänger aus dem Gästeblock beim Verlassen des Feldes sogar mit einer Wasserflasche beworfen.

Schmidt (57) übte danach deutliche Kritik. “Diese Leute sind für mich keine Benfica-Fans”, sagte der ehemalige Leverkusener Coach, seit 2022 für den Traditionsklub tätig. “Ich weiß, dass ich das nicht ändern kann. Ich will nur sagen, dass wir unsere Fans brauchen. Wir wollen nichts Besonderes, nur Unterstützung in schwierigen Spielen.”

Aus in Pokal und Europa League

Den Fans geht es offensichtlich nicht nur um den Tabellenplatz, die Spielweise der Mannschaft um die argentinischen Routiniers Nicolas Otamendi und Angel di Maria (beide 36) gefällt dem Publikum nicht.

Das war zuletzt auch nach dem 2:1-Erfolg im Viertelfinal-Hinspiel der Europa League gegen Olympique Marseille offenkundig geworden – als hätten die Fans eine Ahnung gehabt, dass das nicht reichen würde, kam es im Rückspiel in Südfrankreich zum dramatischen Aus im Elfmeterschießen.

Auch vor einem Liga-Spiel hatte es gegen Schmidt und sein Team von Teilen des Benfica-Anhangs Pfiffe sowie Buhrufe gegeben. “Wir brauchen positive Fans, die Benfica lieben und die Mannschaft unterstützen. Aber diese Personen brauchen wir nicht. Ich hoffe, dass sie demnächst zu Hause bleiben”, sagte Schmidt, der Anfang des Monats auch im nationalen Pokal-Halbfinale an Sporting gescheitert war.

Patzt Sporting in Porto?

Es droht also eine titellose Benfica-Saison. Was ist noch drin für die Adler? Gegen Braga, bei Famalicao, gegen Arouca und bei Rio Ave muss wohl die Maximalzahl von zwölf Punkten eingefahren werden. Die Hoffnung besteht darin, dass Sporting am Sonntagabend beim FC Porto stolpert und dann das große Nervenflattern bekommt gegen Mannschaften, die allesamt tief in den Abstiegskampf verstrickt sind.

Gelingt Benfica im Endspurt noch die Aufholjagd? Im Tabellenrechner zur portugiesischen Liga kannst du das Saisonfinale durchspielen.

Titellose Saison nimmt Formen an: Schmidt hat wohl zwei Chancen

Roger Schmidt war mit der Leistung seiner Mannschaft in Marseille zufrieden, ausgeschieden ist Benfica in der Europa League trotzdem. Jetzt bleiben dem Trainer noch fünf Spiele für zwei Optionen.

Die eigenen Fans hat Roger Schmidt aktuell nur bedingt im Rücken.

Die eigenen Fans hat Roger Schmidt aktuell nur bedingt im Rücken.

IMAGO/Sports Press Photo

Er ist der Trainer, der den portugiesischen Rekordmeister in der vergangenen Saison zum ersten Titel seit 2019 führte, doch davon hat Roger Schmidt bei Benfica aktuell nicht mehr viel. Die Rückschläge reißen einfach nicht ab, die damit verbundene Unzufriedenheit erst recht nicht.

“Ich muss mich nicht rechtfertigen”, erklärte der 57-Jährige nach Benficas Aus im Elfmeterschießen im Europa-League-Viertelfinale gegen Olympique Marseille gegenüber Sport TV+. Er habe seine Mannschaft phasenweise als bessere gesehen, so der ehemalige Trainer von Bayer Leverkusen, der allerdings offen ihre Chancenverwertung bemängelte.

Die Mourinho-Gerüchte sprechen Bände

Wie es in ihr aussieht, ist von außen schwer einzusehen, große Teile des Anhangs weiß Schmidt jedoch kaum noch hinter sich. Unlängst war er von den Rängen mit Gegenständen beworfen worden – er warf auch zurück -, speziell seine Spielphilosophie, die offensive Herangehensweise mit riskantem Pressing, wird zunehmend in Frage gestellt.

Passend dazu kursierten zuletzt vom Verein dementierte Gerüchte, der aktuell vereinslose José Mourinho könnte Schmidt zeitnah beerben. Ausgerechnet “The special one”, dessen Spielphilosophie Schmidts alles andere als gleicht. Mourinho war 2000, als Nachfolger von Jupp Heynckes, schon einmal kurzzeitig Benfica-Trainer gewesen.

Überzeugung oder Silberware: Schmidt bleiben zwei Chancen

Nahezu wöchentlich deutet aktuell immer weniger darauf hin, dass Schmidt seinen noch bis 2026 gültigen Vertrag erfüllen wird. Die Entscheidung, wie es weitergeht, liegt in erster Linie bei Benfica-Präsident Rui Costa, der zuletzt etwas auf Zeit zu spielen schien. Doch mit der nächsten geplatzten Titelchance – im Pokal-Halbfinale war Benfica vor zwei Wochen an Erzrivale Sporting gescheitert – steigt die Wahrscheinlichkeit, dass ein sichtlich entnervter Schmidt vorzeitig gehen muss.

Im bekannten portugiesischen Fußball-Blatt A Bola stand nach dem Aus gegen Marseille zwar geschrieben, dass der verpasste EL-Titel nichts am Wesentlichen ändere. Weil es thematisch mehr um Schmidts Fußball gehe, der Costa und Co. in puncto Nachhaltigkeit überzeugen muss. Dafür bleiben ihm jetzt aber nur noch fünf Spieltage. Natürlich auch für seine zweite Chance, die sieben Punkte Rückstand auf Sporting aufzuholen. Mit einem Meistertrainer hat man wahrscheinlich mehr Geduld.

“Für diese Phase bereit sein”: Benfica steht vor entscheidenden Wochen

Zwei Spiele gegen den Stadtrivalen Sporting können für Benfica Lissabon in der kommenden Woche über Wohl und Wehe der Saison entscheiden. Trainer Roger Schmidt freut sich auf die Wochen der Entscheidung, jedoch gibt es auch Unruhe im Vereinsumfeld.

Steht mit Benfica Lissabon vor Wochen der Entscheidung: Roger Schmidt.

Steht mit Benfica Lissabon vor Wochen der Entscheidung: Roger Schmidt.

IMAGO/GlobalImagens

Es sah schon düster aus für Roger Schmidt bei Benfica Lissabon. Ende Februar verlor Benfica im Halbfinal-Hinspiel der Taca de Portugal, dem portugiesischen Pokalwettbewerb, mit 1:2 gegen den Stadtrivalen Sporting Lissabon. Drei Tage später gingen die Adler im portugiesischen Clássico gegen den FC Porto mit 0:5 unter.

Schmidt sah nach der Pleite zwar “keinen Grund, sich zu entschuldigen”, denn: “Wir haben es nicht absichtlich getan, es war einfach nicht unser Tag”. Doch Vereinspräsident Rui Costa war ganz anderer Auffassung: “Dieser Abend entspricht nicht den Maßstäben und Zielen des Klubs, er war für alle katastrophal!” Danach galt der 57-jährige Trainer trotz eines Vertrags bis 2026 als angezählt.

Schmidt: “Liegt an uns, die Chance zu nutzen”

Knapp vier Wochen später sieht es schon wieder anders aus: Benfica hat als Tabellenzweiter lediglich einen Punkt Rückstand auf Spitzenreiter Sporting (bei einem absolviertem Spiel mehr), in der Europa League setzte man sich im Achtelfinale gegen die Glasgow Rangers durch (2:2 und 1:0) und auch im Pokal hat man trotz der Niederlage im Hinspiel noch Hoffnung. Kurz: Benfica hält weiter alle Trümpfe in der eigenen Hand für eine erfolgreiche Saison.

“Wenn du Ende März noch drei Titel gewinnen kannst, dann ist es eine sehr gute Saison”, gab sich Schmidt vor der Pflichtaufgabe in der Liga gegen Abstiegskandidat GD Chaves am Karfreitag (19 Uhr) erfreut. “Die entscheidende Phase der Saison beginnt nun und es liegt nur an uns, die Chance zu nutzen und unser Top-Level in allen Bereichen zu zeigen.”

120. Vereinsgeburtstag gibt Saison besondere Bedeutung

Solche Top-Leistungen werden auch nötig sein. Die Adler aus der Hauptstadt stehen mit der Rückkehr aus der Länderspielpause nämlich gleich vor einer saisonentscheidenden Woche: Erst soll am Dienstag (21.45 Uhr) im Rückspiel gegen Sporting im eigenen Estadio da Luz das Ergebnis von Ende Februar gedreht und das Pokalfinale klar gemacht werden. Vier Tage später wartet erneut der Stadtrivale, dann geht es im gegnerischen Estadio José Alvalade um die Tabellenführung in der Liga. Und kurz darauf wartet im Europa-League-Viertelfinale mit Olympique Marseille (11.4. und 18.4.) schon die nächste schwere Hürde.

Wir wollen die Chance nutzen und jeden bei Benfica glücklich machen.

Roger Schmidt

Bedeutungsschwer aufgeladen wird die Saison zudem durch den 120. Geburtstag des Vereins, den die Verantwortlichen, zahlreiche Ex-Spieler und Honoratioren vergangene Dienstag mit einer spektakulären Gala in Lissabon begingen. Doch Schmidt ist vor den anstehenden Wochen der Entscheidung nicht bange, die Vorfreude überwiegt: “Alles, was wir in den letzten acht, neun Monaten getan haben, war nur dazu da, für diese entscheidende Phase bereit zu sein. Wir wollen die Chance nutzen und jeden bei Benfica glücklich machen.”

Kökcü gerät durch Interview in Veruf – Di Maria erhält Morddrohung

Allerdings gab es zuletzt auch Misstöne im Vereinsumfeld. Zum einen war da der Fall Orkun Kökcü. Der 23-Jährige hatte sich gegenüber der niederländischen Zeitung “De Telegraaf” über seine Position auf dem Feld beschwert: “Ich werde von Schmidt zu sehr mit allen möglichen defensiven Aufgaben betraut. Aber eigentlich brauche ich die Freiheit auf dem Platz, dann bin ich am besten.” Daraufhin strich ihn der Coach aus dem Kader für das Ligaspiel gegen Casa Pia (1:0).

Doch dieser Streit ist nun ausgeräumt. “Wir haben uns unterhalten und er hat die Wendung der Dinge akzeptiert, wie ich es erwartet hatte”, so Schmidt. Das Interview des Niederländers sei für niemanden gut gewesen, aber: “Spieler machen Fehler. Es war nicht seine Absicht, Lärm oder Negativität zu erzeugen.”

Was passiert ist, zeigt, wie verrückt die Welt ist. Es ist eine Katastrophe, dass so etwas passiert.

Roger Schmidt über die Morddrohung gegen die Familie von Angel di Maria

Zuletzt sorgte zudem ein Drohbrief gegen Angel di Maria für Unruhe bei Benfica. Die Familie des argentinischen Stars hatte im heimischen Rosario eine Morddrohung erhalten, wie lokale Medien berichteten. Mittlerweile wurden erste Verdächtige festgenommen.

Schmidt nahm das Thema auf der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Chaves sichtbar mit: “Was passiert ist, zeigt, wie verrückt die Welt ist. Es ist eine Katastrophe, dass so etwas passiert, das sich auf den Spieler und den Menschen auswirkt.” Natürlich versuche der Verein, di Maria so gut wie möglich zu unterstützen, das sei in so einer Situation jedoch schwierig. “Wir haben darüber gesprochen, er versucht, es normal zu nehmen. Aber es bleiben natürlich Gedanken in unserem Kopf”, so der Benfica-Trainer.

Schmidt will Fokus auf das Sportliche legen

Diese Themen sollen jedoch in den kommenden Wochen in den Hintergrund rücken, dann zählt bei Benfica vor allem das Sportliche, um die Saison zum 120-jährigen Bestehens des Klubs zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen. “Alles, was nicht gut für uns ist, was uns unseren Fokus wegnehmen könnte, muss draußen bleiben. Es ist Zeit, eine gute Mentalität und Leistung auf dem Feld zu zeigen”, gab Schmidt den Weg für seine Mannschaft vor.

Und auch Ex-Spieler und Schmidt-Assistent Javi Garcia äußerte sich vergangene Woche voller Zuversicht auf Instagram: “Wir sind mit aller Illusion und Entschlossenheit in das letzte Saisondrittel gegangen. Komm schon, Benfica!”