Nach Verhandlungen in London: Amorim entschuldigt sich

Am Sonntag kann er mit Sporting Meister werden, am Montag reiste Ruben Amorim zu Vertragsverhandlungen mit West Ham United nach England. Nun räumte er seinen Fehler ein.

Könnte Sporting Lissabon im Sommer nach etwas mehr als vier Jahren verlassen: Ruben Amorim.

Könnte Sporting Lissabon im Sommer nach etwas mehr als vier Jahren verlassen: Ruben Amorim.

IMAGO/Maciej Rogowski

Es sollte eigentlich ein heimlicher Kurztrip werden, doch das Ergebnis sah anders aus: Als Ruben Amorim am Dienstag um kurz nach Mitternacht wieder in Portugal landete, wartete am Flughafen bereits eine Journalistenschar auf ihn. Der Erfolgstrainer von Sporting Lissabon war nach London geflogen, um, wie sich bald herausstellte, Gespräche mit West Ham United zu führen – und das wenige Tage bevor seine Mannschaft die Meisterschaft perfekt machen kann.

Nachdem er am Flughafen noch jeglichen Kommentar verweigert hatte, sprach er das Thema am Samstag selbst an und entschuldigte sich öffentlich. “Meine Reise war ein Fehler, das Timing war völlig falsch”, erklärte der 39-Jährige reumütig. “Vor allem, wenn ich so hohe Ansprüche an meine Spieler habe.” Er sei der Erste, der sie stets daran erinnere, dass der Einzelne nicht über dem Team stehe. “Ich habe schon Spieler für deutlich weniger aus der Mannschaft genommen.”

Bei West Ham steht Moyes auf der Kippe

Amorim betonte allerdings, dass Sportings Klubführung über seine Reise informiert gewesen sei. Laut A Bola hatte West Ham diese organisiert. Die Hammers sondieren gerade den Trainermarkt, weil David Moyes nach einer durchwachsenen Saison auf der Kippe steht.

Amorim, der schon in den Wochen zuvor ein Bekenntnis zu seinem Arbeitgeber vermieden hatte und angeblich eine Ausstiegsklausel in seinem Vertrag hat, schien zunächst beim FC Liverpool weit oben auf der Wunschliste zu stehen. Inzwischen läuft aber alles darauf hinaus, dass Feyenoord-Trainer Arne Slot Nachfolger von Jürgen Klopp in Anfield wird.

2020/21 hatte Amorim Sporting in seiner ersten vollständigen Saison im Amt zur ersten Meisterschaft seit 19 Jahren geführt. Schon an diesem Wochenende könnte der nächste Titel folgen. Patzt Titelverteidiger Benfica gegen Sporting Braga und gewinnt Sporting am Sonntag beim Tabellendritten FC Porto, wäre bereits drei Spieltage vor dem Saisonende alles klar.

Ein potenzieller 100-Millionen-Stürmer – und sein rätselhafter Torjubel

Viktor Gyökeres zählt zu den begehrtesten Stürmern in ganz Europa. Über einen schwedischen Nationalspieler, der St. Pauli als Sprungbrett nutzte, bald 100 Millionen Euro in Sportings Kasse spülen könnte – und ein Geheimnis um seinen mysteriösen Torjubel macht.

Alle Augen auf ihn: Viktor Gyökeres.

Alle Augen auf ihn: Viktor Gyökeres.

imago images (3)

In Zeiten, in denen Pau Cubarsi mit 17 und Lamine Yamal mit 16 Jahren ein Champions-League-Viertelfinale mit Barcelona bestreiten, erscheint ein Durchbruch mit 25 Jahren spät. Eigentlich zu spät. Mit Viktor Gyökeres befindet sich allerdings ein Stürmer genau dieses Alters aktuell auf der Überholspur – und weckt dabei in ganz Europa Begehrlichkeiten.

Der Schwede mit ungarischen Wurzeln schießt in seiner ersten Saison bei Sporting gerade alles kurz und klein. 38 Tore und 16 Vorlagen in 45 Pflichtspielen sprechen eine überdeutliche Sprache. Die Herzen in Portugals Hauptstadt hat Gyökeres im Sturm erobert. “Er ist nicht nur für die Sporting-Fans ein Idol, sondern für alle, sogar sein Torjubel wird von allen genutzt”, erklärte sein Trainer und Förderer Ruben Amorim zuletzt: “Er ist sehr freundlich, die Leute lieben ihn. Selbst wenn er drei Elfmeter verschießen würde, würden sie seinen Namen schreien.”

Keiner lag bislang richtig.

Viktor Gyökeres über seinen Torjubel

Der Torjubel ist ein zentrales Thema beim Hype um Gyökeres – weil er ein ungelüftetes Mysterium ist. Trifft der schwedische Nationalspieler (20 Länderspiele, sechs Tore, zwei Assists), was in dieser Saison häufig genug vorkommt, verschlingt der Angreifer die Finger wie vor dem Gebet ineinander und presst sie an den Mund. Die Daumen zeigen dabei gen Stirn.

“Es gab Hannibal Lector, Batman-Bösewicht Bane, alles Mögliche, aber keiner lag bislang richtig”, sagte Gyökeres noch zu Zeiten in Englands zweiter Liga: “Es ist irgendwie auch lustig, wenn alle fragen. Vielleicht erzähle ich es euch eines Tages.” Nur auf den Knien nach einem Tor zu rutschen, sei ihm “zu langweilig” gewesen.

Dass er wie angekündigt das Rätsel lüften wird, “wenn Sporting die Meisterschaft feiert”, darf zumindest angezweifelt werden. Schon als Profi von Coventry City verwies er mit einer Auflösung auf das Saisonende – und ließ es doch wieder offen.

Josh Eccles, einst Mitspieler bei Coventry, mutmaßte in englischen Medien, dass Gyökeres derart juble, weil er seine Gegenspieler “auffrisst”. Eine Formulierung, die viel über den Spielertypen Gyökeres aussagt. Schon in seiner Jugendzeit in Schweden stach seine aggressive Spielweise hervor, dabei ist der 1,87 Meter große Angreifer wuchtig und wendig zugleich. Was es für die Gegenspieler noch schwerer macht, ihn zu packen zu kriegen.

Gefürchtet waren seine Dribblings auf der Insel – und sie sind es auch heute in Portugal. Im von Sporting fast ausschließlich praktizierten flachen 3-4-3-System gibt Gyökeres nur formell den Stoßstürmer. Regelmäßig weicht er auf die Flügel aus – bevorzugt den linken -, um den Gegner in Dribblings und Eins-gegen-eins-Duellen vor Probleme zu stellen.

Luhukay schwärmte: “Wie ein Rennpferd”

Gegen tief stehende Gegner kommen Gyökeres’ Stärken nicht so sehr zu Tragen wie beim Umschalt- und Konterspiel. Gleichzeitig fällt es ihm aber auch nicht schwer, Bälle als Wandspieler festzumachen. Eine spezielle Mischung, die ihn weit oben auf die Wunschzettel europäischer Großklubs wandern ließ.

Schon während seiner Leihstation auf St. Pauli in der Saison 2019/20 scheute Gyökeres nicht davor zurück, weite Wege zu gehen, mit nach hinten zu arbeiten, mal auf der linken Defensivseite auszuhelfen. Nach dem überlebenswichtigen 3:1 im Kellerduell mit Wiesbaden, in dem der Schwede zwei Tore erzielte und ein weiteres vorbereitete, lobte Trainer Jos Luhukay: “Viktor ist gelaufen wie ein Rennpferd. Und das bis in die Schlussphase. Ich glaube, der wollte noch eine halbe Stunde länger spielen. Der war nicht kaputt zu kriegen.”

Der kicker machte ihn zum “Spieler des Tages”. Luhukay sah einen Offensivspieler, der “mit vollem Herzen, unglaublich viel Ehrgeiz und Freude bei St. Pauli” war: “Das ist bei Leihspielern nicht immer selbstverständlich.” Natürlich wollte Luhukay den Schweden (sieben Tore und vier Vorlagen in 26 Zweitliga-Einsätzen), der nicht zu halten war, gerne halten.

Sporting reibt sich wohl schon die Hände

Stammverein Brighton & Hove Albion, der nicht genügend Vertrauen in die Stärke Gyökeres’ besaß, verlieh ihn stattdessen an Swansea City und nur ein halbes Jahr später an Coventry City. Dort spürte er uneingeschränktes Vertrauen, wurde für umgerechnet schlanke 1,2 Millionen Euro fest verpflichtet und kam in zweieinhalb Jahren auf 43 Tore und 17 Assists in 116 Pflichtspielen. Es sind die mit Abstand meisten Partien, die er für einen einzigen Verein machte.

Doch auch für den englischen Zweitligisten war “Rennpferd” Gyökeres nicht zu halten. Und dann schwang er sich plötzlich zum doppelten Rekordtransfer auf: Die kolportierten 24 Millionen Euro machten ihn zum teuersten Abgang der Engländer und zum teuersten Zugang in Sportings Historie.

Eine Investition, die sich auszahlen sollte – und bald womöglich fast vierfach zurückgezahlt wird. Gyökeres besitzt einen Vertrag bis 2028, der eine Ausstiegsklausel in Höhe von 100 Millionen Euro beinhalten soll. Gerade Klubs aus der Premier League sollen bereits Bereitschaft signalisiert haben, tief in die Tasche zu greifen. Sporting würde sich bei einem möglichen Wettbieten wohl die Hände reiben.

Was den Transfer in diesem Sommer für potenzielle Abnehmer ebenfalls attraktiv macht: Gyökeres, der sich wegen Schwedens verpasster EM-Teilnahme nicht ins Schaufenster stellen kann, würde die Saison 2024/25 ausgeruht angehen.

Berater: “Ich habe Viktor nur wegen Amorim zu Sporting geholt”

Die Personalie Amorim ist indes offenbar eng an die von Gyökeres geknüpft. Sportings Erfolgstrainer, der jüngst eine Einigung mit dem FC Liverpool dementierte, wird ab Sommer auf der Insel gesehen. Gyökeres’ Berater Hasan Cetinkaya wurde deswegen in der portugiesischen Zeitung Record bereits deutlich: “Ich habe Viktor nur wegen Amorim zu Sporting geholt. Ich kannte seine Philosophie und wusste, wie er Viktor auf das nächste Level bringen kann. Wir haben noch acht Spiele vor uns, und dann werden wir eine Entscheidung treffen, aber die Zukunft hängt auch stark davon ab, was mit Amorim passiert.”

Für Gyökeres gebe es wenig überraschend “viele Interessenten” und Sporting sei ein Klub, “der verkaufen muss”. Die Zuneigung, mit der sein Klient in Lissabon überschüttet wird, ist laut Cetinkaya allerdings auch nicht selbstverständlich: “Es gibt so viel Liebe für ihn – so etwas habe ich noch nie gesehen.”

Gyökeres hat aber auch die Champions League noch nie gesehen – geschweige denn ein Viertelfinale in diesem Wettbewerb. Und er ist ja keine 17 mehr.

Maximilian Schmidt

“Diese Personen brauchen wir nicht”: Benfica-Fan bewirft Schmidt mit Wasserflasche

Benfica Lissabon wird die Meisterschaft in dieser Saison aller Voraussicht nach verpassen. Teile des Anhangs quittieren dies mit Pfiffen und Kritik. Roger Schmidt hat sich in Faro am Montagabend gewehrt.

Muss Kritik der Benfica-Fans über sich ergehen lassen: Roger Schmidt.

Muss Kritik der Benfica-Fans über sich ergehen lassen: Roger Schmidt.

IMAGO/Maciej Rogowski

Auch ein 3:1-Sieg beim SC Farense konnte die Wogen nicht glätten. Rund um Benfica herrscht weiterhin keine gute Stimmung. Zwar brachte der Dreier an der Algarve den amtierenden Meister wieder auf sieben Punkte an den tags zuvor ebenfalls siegreichen Stadtrivalen Sporting heran. Doch es sind nur noch vier Spieltage im portugiesischen Oberhaus – ein Wunder muss her.

Die meisten Benfica-Fans glauben an ein solches nicht. Nach dem Spiel wurden Roger Schmidt und seine Mannschaft lautstark ausgepfiffen, der deutsche Trainer von einem Anhänger aus dem Gästeblock beim Verlassen des Feldes sogar mit einer Wasserflasche beworfen.

Schmidt (57) übte danach deutliche Kritik. “Diese Leute sind für mich keine Benfica-Fans”, sagte der ehemalige Leverkusener Coach, seit 2022 für den Traditionsklub tätig. “Ich weiß, dass ich das nicht ändern kann. Ich will nur sagen, dass wir unsere Fans brauchen. Wir wollen nichts Besonderes, nur Unterstützung in schwierigen Spielen.”

Aus in Pokal und Europa League

Den Fans geht es offensichtlich nicht nur um den Tabellenplatz, die Spielweise der Mannschaft um die argentinischen Routiniers Nicolas Otamendi und Angel di Maria (beide 36) gefällt dem Publikum nicht.

Das war zuletzt auch nach dem 2:1-Erfolg im Viertelfinal-Hinspiel der Europa League gegen Olympique Marseille offenkundig geworden – als hätten die Fans eine Ahnung gehabt, dass das nicht reichen würde, kam es im Rückspiel in Südfrankreich zum dramatischen Aus im Elfmeterschießen.

Auch vor einem Liga-Spiel hatte es gegen Schmidt und sein Team von Teilen des Benfica-Anhangs Pfiffe sowie Buhrufe gegeben. “Wir brauchen positive Fans, die Benfica lieben und die Mannschaft unterstützen. Aber diese Personen brauchen wir nicht. Ich hoffe, dass sie demnächst zu Hause bleiben”, sagte Schmidt, der Anfang des Monats auch im nationalen Pokal-Halbfinale an Sporting gescheitert war.

Patzt Sporting in Porto?

Es droht also eine titellose Benfica-Saison. Was ist noch drin für die Adler? Gegen Braga, bei Famalicao, gegen Arouca und bei Rio Ave muss wohl die Maximalzahl von zwölf Punkten eingefahren werden. Die Hoffnung besteht darin, dass Sporting am Sonntagabend beim FC Porto stolpert und dann das große Nervenflattern bekommt gegen Mannschaften, die allesamt tief in den Abstiegskampf verstrickt sind.

Gelingt Benfica im Endspurt noch die Aufholjagd? Im Tabellenrechner zur portugiesischen Liga kannst du das Saisonfinale durchspielen.

Titellose Saison nimmt Formen an: Schmidt hat wohl zwei Chancen

Roger Schmidt war mit der Leistung seiner Mannschaft in Marseille zufrieden, ausgeschieden ist Benfica in der Europa League trotzdem. Jetzt bleiben dem Trainer noch fünf Spiele für zwei Optionen.

Die eigenen Fans hat Roger Schmidt aktuell nur bedingt im Rücken.

Die eigenen Fans hat Roger Schmidt aktuell nur bedingt im Rücken.

IMAGO/Sports Press Photo

Er ist der Trainer, der den portugiesischen Rekordmeister in der vergangenen Saison zum ersten Titel seit 2019 führte, doch davon hat Roger Schmidt bei Benfica aktuell nicht mehr viel. Die Rückschläge reißen einfach nicht ab, die damit verbundene Unzufriedenheit erst recht nicht.

“Ich muss mich nicht rechtfertigen”, erklärte der 57-Jährige nach Benficas Aus im Elfmeterschießen im Europa-League-Viertelfinale gegen Olympique Marseille gegenüber Sport TV+. Er habe seine Mannschaft phasenweise als bessere gesehen, so der ehemalige Trainer von Bayer Leverkusen, der allerdings offen ihre Chancenverwertung bemängelte.

Die Mourinho-Gerüchte sprechen Bände

Wie es in ihr aussieht, ist von außen schwer einzusehen, große Teile des Anhangs weiß Schmidt jedoch kaum noch hinter sich. Unlängst war er von den Rängen mit Gegenständen beworfen worden – er warf auch zurück -, speziell seine Spielphilosophie, die offensive Herangehensweise mit riskantem Pressing, wird zunehmend in Frage gestellt.

Passend dazu kursierten zuletzt vom Verein dementierte Gerüchte, der aktuell vereinslose José Mourinho könnte Schmidt zeitnah beerben. Ausgerechnet “The special one”, dessen Spielphilosophie Schmidts alles andere als gleicht. Mourinho war 2000, als Nachfolger von Jupp Heynckes, schon einmal kurzzeitig Benfica-Trainer gewesen.

Überzeugung oder Silberware: Schmidt bleiben zwei Chancen

Nahezu wöchentlich deutet aktuell immer weniger darauf hin, dass Schmidt seinen noch bis 2026 gültigen Vertrag erfüllen wird. Die Entscheidung, wie es weitergeht, liegt in erster Linie bei Benfica-Präsident Rui Costa, der zuletzt etwas auf Zeit zu spielen schien. Doch mit der nächsten geplatzten Titelchance – im Pokal-Halbfinale war Benfica vor zwei Wochen an Erzrivale Sporting gescheitert – steigt die Wahrscheinlichkeit, dass ein sichtlich entnervter Schmidt vorzeitig gehen muss.

Im bekannten portugiesischen Fußball-Blatt A Bola stand nach dem Aus gegen Marseille zwar geschrieben, dass der verpasste EL-Titel nichts am Wesentlichen ändere. Weil es thematisch mehr um Schmidts Fußball gehe, der Costa und Co. in puncto Nachhaltigkeit überzeugen muss. Dafür bleiben ihm jetzt aber nur noch fünf Spieltage. Natürlich auch für seine zweite Chance, die sieben Punkte Rückstand auf Sporting aufzuholen. Mit einem Meistertrainer hat man wahrscheinlich mehr Geduld.

Sporting-Coach Amorim genervt: “Gab keine Gespräche mit Liverpool”

Doch nicht Klopp-Nachfolger? 11.04.2024

Sporting-Coach Amorim genervt: “Gab keine Gespräche mit Liverpool”

0:41Ruben Amorim gilt als heißester Kandidat auf die Klopp-Nachfolge beim FC Liverpool. Darauf angesprochen reagierte der Portugiese allerdings etwas genervt und gab an, dass noch keine Gespräche stattgefunden hätten.

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Umworbener Amorim: “Wenn wir keine Titel gewinnen, verlasse ich Sporting”

Mehrere Topklubs sind auf Trainersuche, auch Ruben Amorim wird dabei gehandelt. Am Freitag erklärte Sportings Chefcoach, warum er sich nicht wie Xabi Alonso festlegen kann.

Gefragter Trainer: Ruben Amorim.

Gefragter Trainer: Ruben Amorim.

IMAGO/Sports Press Photo

Mit dem FC Bayern, dem FC Liverpool und dem FC Barcelona suchen drei europäische Großklubs offiziell einen neuen Cheftrainer für die kommende Saison, andere wie der FC Chelsea könnten noch folgen. Zu den vielen gehandelten Namen gehört, allen voran mit Blick auf Jürgen Klopps Nachfolge bei den Reds, Ruben Amorim von Sporting Lissabon.

Der seit Januar 39-Jährige ist zwar mit dem portugiesischen Topklub im Europa-League-Achtelfinale an Atalanta Bergamo gescheitert (1:1/1:2), hat aber noch beste Aussichten auf das nationale Double. Und ganz offensichtlich macht er auch davon abhängig, ob er in Lissabon bleibt.

Auf die Frage, ob er wie Xabi Alonso bei Bayer 04 Leverkusen garantieren könne, dass er über die Saison hinaus im Amt bleibt, antwortete Amorim auf seiner Pressekonferenz am Freitag: “Nein, das kann ich nicht garantieren.” Schließlich habe er sein Wort gegeben: “Ich werde Sporting verlassen, wenn wir keine Titel gewinnen. Das war von Anfang an sehr klar.”

Amorim, der diese Ansage nicht zum ersten Mal öffentlich machte, ließ allerdings offen, ob der umgekehrte Fall seinen Verbleib bedeuten würde. “Wir werden Titel gewinnen, und dann werden wir die Dinge entscheiden”, sagte er bloß und ließ sich auch nicht entlocken, wie er reagieren würde, sollte ein Klub seine Ausstiegsklausel – angeblich in Höhe von 15 Millionen Euro – ziehen.

Sporting zahlte für Amorim zehn Millionen Euro Ablöse

Damit die Fans eine Chance auf eine weitere Saison mit Amorim haben, muss Sporting nach Amorims Worten entweder in der Liga Titelverteidiger Benfica, das am Samstagabend (21.30 Uhr) zum Topspiel Erster gegen Zweiter kommt, hinter sich lassen, oder den Pokal gewinnen. Dort gelang unter der Woche gegen den Stadtrivalen der Einzug ins Finale (2:1/2:2).

Amorim war Anfang 2020 mit 35 Jahren unter ungewöhnlichen Umständen zu Sporting gewechselt. Obwohl er bei Sporting Braga erst zwei Monate und 13 Pflichtspiele als Chefcoach hinter sich hatte, zahlten die Lissaboner zehn Millionen Euro Ablöse, um den ehemaligen portugiesischen Nationalspieler sofort zu verpflichten. Prompt führte er Sporting in der Folgesaison zur ersten Meisterschaft seit 19 Jahren.

“Für diese Phase bereit sein”: Benfica steht vor entscheidenden Wochen

Zwei Spiele gegen den Stadtrivalen Sporting können für Benfica Lissabon in der kommenden Woche über Wohl und Wehe der Saison entscheiden. Trainer Roger Schmidt freut sich auf die Wochen der Entscheidung, jedoch gibt es auch Unruhe im Vereinsumfeld.

Steht mit Benfica Lissabon vor Wochen der Entscheidung: Roger Schmidt.

Steht mit Benfica Lissabon vor Wochen der Entscheidung: Roger Schmidt.

IMAGO/GlobalImagens

Es sah schon düster aus für Roger Schmidt bei Benfica Lissabon. Ende Februar verlor Benfica im Halbfinal-Hinspiel der Taca de Portugal, dem portugiesischen Pokalwettbewerb, mit 1:2 gegen den Stadtrivalen Sporting Lissabon. Drei Tage später gingen die Adler im portugiesischen Clássico gegen den FC Porto mit 0:5 unter.

Schmidt sah nach der Pleite zwar “keinen Grund, sich zu entschuldigen”, denn: “Wir haben es nicht absichtlich getan, es war einfach nicht unser Tag”. Doch Vereinspräsident Rui Costa war ganz anderer Auffassung: “Dieser Abend entspricht nicht den Maßstäben und Zielen des Klubs, er war für alle katastrophal!” Danach galt der 57-jährige Trainer trotz eines Vertrags bis 2026 als angezählt.

Schmidt: “Liegt an uns, die Chance zu nutzen”

Knapp vier Wochen später sieht es schon wieder anders aus: Benfica hat als Tabellenzweiter lediglich einen Punkt Rückstand auf Spitzenreiter Sporting (bei einem absolviertem Spiel mehr), in der Europa League setzte man sich im Achtelfinale gegen die Glasgow Rangers durch (2:2 und 1:0) und auch im Pokal hat man trotz der Niederlage im Hinspiel noch Hoffnung. Kurz: Benfica hält weiter alle Trümpfe in der eigenen Hand für eine erfolgreiche Saison.

“Wenn du Ende März noch drei Titel gewinnen kannst, dann ist es eine sehr gute Saison”, gab sich Schmidt vor der Pflichtaufgabe in der Liga gegen Abstiegskandidat GD Chaves am Karfreitag (19 Uhr) erfreut. “Die entscheidende Phase der Saison beginnt nun und es liegt nur an uns, die Chance zu nutzen und unser Top-Level in allen Bereichen zu zeigen.”

120. Vereinsgeburtstag gibt Saison besondere Bedeutung

Solche Top-Leistungen werden auch nötig sein. Die Adler aus der Hauptstadt stehen mit der Rückkehr aus der Länderspielpause nämlich gleich vor einer saisonentscheidenden Woche: Erst soll am Dienstag (21.45 Uhr) im Rückspiel gegen Sporting im eigenen Estadio da Luz das Ergebnis von Ende Februar gedreht und das Pokalfinale klar gemacht werden. Vier Tage später wartet erneut der Stadtrivale, dann geht es im gegnerischen Estadio José Alvalade um die Tabellenführung in der Liga. Und kurz darauf wartet im Europa-League-Viertelfinale mit Olympique Marseille (11.4. und 18.4.) schon die nächste schwere Hürde.

Wir wollen die Chance nutzen und jeden bei Benfica glücklich machen.

Roger Schmidt

Bedeutungsschwer aufgeladen wird die Saison zudem durch den 120. Geburtstag des Vereins, den die Verantwortlichen, zahlreiche Ex-Spieler und Honoratioren vergangene Dienstag mit einer spektakulären Gala in Lissabon begingen. Doch Schmidt ist vor den anstehenden Wochen der Entscheidung nicht bange, die Vorfreude überwiegt: “Alles, was wir in den letzten acht, neun Monaten getan haben, war nur dazu da, für diese entscheidende Phase bereit zu sein. Wir wollen die Chance nutzen und jeden bei Benfica glücklich machen.”

Kökcü gerät durch Interview in Veruf – Di Maria erhält Morddrohung

Allerdings gab es zuletzt auch Misstöne im Vereinsumfeld. Zum einen war da der Fall Orkun Kökcü. Der 23-Jährige hatte sich gegenüber der niederländischen Zeitung “De Telegraaf” über seine Position auf dem Feld beschwert: “Ich werde von Schmidt zu sehr mit allen möglichen defensiven Aufgaben betraut. Aber eigentlich brauche ich die Freiheit auf dem Platz, dann bin ich am besten.” Daraufhin strich ihn der Coach aus dem Kader für das Ligaspiel gegen Casa Pia (1:0).

Doch dieser Streit ist nun ausgeräumt. “Wir haben uns unterhalten und er hat die Wendung der Dinge akzeptiert, wie ich es erwartet hatte”, so Schmidt. Das Interview des Niederländers sei für niemanden gut gewesen, aber: “Spieler machen Fehler. Es war nicht seine Absicht, Lärm oder Negativität zu erzeugen.”

Was passiert ist, zeigt, wie verrückt die Welt ist. Es ist eine Katastrophe, dass so etwas passiert.

Roger Schmidt über die Morddrohung gegen die Familie von Angel di Maria

Zuletzt sorgte zudem ein Drohbrief gegen Angel di Maria für Unruhe bei Benfica. Die Familie des argentinischen Stars hatte im heimischen Rosario eine Morddrohung erhalten, wie lokale Medien berichteten. Mittlerweile wurden erste Verdächtige festgenommen.

Schmidt nahm das Thema auf der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Chaves sichtbar mit: “Was passiert ist, zeigt, wie verrückt die Welt ist. Es ist eine Katastrophe, dass so etwas passiert, das sich auf den Spieler und den Menschen auswirkt.” Natürlich versuche der Verein, di Maria so gut wie möglich zu unterstützen, das sei in so einer Situation jedoch schwierig. “Wir haben darüber gesprochen, er versucht, es normal zu nehmen. Aber es bleiben natürlich Gedanken in unserem Kopf”, so der Benfica-Trainer.

Schmidt will Fokus auf das Sportliche legen

Diese Themen sollen jedoch in den kommenden Wochen in den Hintergrund rücken, dann zählt bei Benfica vor allem das Sportliche, um die Saison zum 120-jährigen Bestehens des Klubs zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen. “Alles, was nicht gut für uns ist, was uns unseren Fokus wegnehmen könnte, muss draußen bleiben. Es ist Zeit, eine gute Mentalität und Leistung auf dem Feld zu zeigen”, gab Schmidt den Weg für seine Mannschaft vor.

Und auch Ex-Spieler und Schmidt-Assistent Javi Garcia äußerte sich vergangene Woche voller Zuversicht auf Instagram: “Wir sind mit aller Illusion und Entschlossenheit in das letzte Saisondrittel gegangen. Komm schon, Benfica!”