“Für diese Phase bereit sein”: Benfica steht vor entscheidenden Wochen

“Für diese Phase bereit sein”: Benfica steht vor entscheidenden Wochen

Zwei Spiele gegen den Stadtrivalen Sporting können für Benfica Lissabon in der kommenden Woche über Wohl und Wehe der Saison entscheiden. Trainer Roger Schmidt freut sich auf die Wochen der Entscheidung, jedoch gibt es auch Unruhe im Vereinsumfeld.

Steht mit Benfica Lissabon vor Wochen der Entscheidung: Roger Schmidt.

Steht mit Benfica Lissabon vor Wochen der Entscheidung: Roger Schmidt.

IMAGO/GlobalImagens

Es sah schon düster aus für Roger Schmidt bei Benfica Lissabon. Ende Februar verlor Benfica im Halbfinal-Hinspiel der Taca de Portugal, dem portugiesischen Pokalwettbewerb, mit 1:2 gegen den Stadtrivalen Sporting Lissabon. Drei Tage später gingen die Adler im portugiesischen Clássico gegen den FC Porto mit 0:5 unter.

Schmidt sah nach der Pleite zwar “keinen Grund, sich zu entschuldigen”, denn: “Wir haben es nicht absichtlich getan, es war einfach nicht unser Tag”. Doch Vereinspräsident Rui Costa war ganz anderer Auffassung: “Dieser Abend entspricht nicht den Maßstäben und Zielen des Klubs, er war für alle katastrophal!” Danach galt der 57-jährige Trainer trotz eines Vertrags bis 2026 als angezählt.

Schmidt: “Liegt an uns, die Chance zu nutzen”

Knapp vier Wochen später sieht es schon wieder anders aus: Benfica hat als Tabellenzweiter lediglich einen Punkt Rückstand auf Spitzenreiter Sporting (bei einem absolviertem Spiel mehr), in der Europa League setzte man sich im Achtelfinale gegen die Glasgow Rangers durch (2:2 und 1:0) und auch im Pokal hat man trotz der Niederlage im Hinspiel noch Hoffnung. Kurz: Benfica hält weiter alle Trümpfe in der eigenen Hand für eine erfolgreiche Saison.

“Wenn du Ende März noch drei Titel gewinnen kannst, dann ist es eine sehr gute Saison”, gab sich Schmidt vor der Pflichtaufgabe in der Liga gegen Abstiegskandidat GD Chaves am Karfreitag (19 Uhr) erfreut. “Die entscheidende Phase der Saison beginnt nun und es liegt nur an uns, die Chance zu nutzen und unser Top-Level in allen Bereichen zu zeigen.”

120. Vereinsgeburtstag gibt Saison besondere Bedeutung

Solche Top-Leistungen werden auch nötig sein. Die Adler aus der Hauptstadt stehen mit der Rückkehr aus der Länderspielpause nämlich gleich vor einer saisonentscheidenden Woche: Erst soll am Dienstag (21.45 Uhr) im Rückspiel gegen Sporting im eigenen Estadio da Luz das Ergebnis von Ende Februar gedreht und das Pokalfinale klar gemacht werden. Vier Tage später wartet erneut der Stadtrivale, dann geht es im gegnerischen Estadio José Alvalade um die Tabellenführung in der Liga. Und kurz darauf wartet im Europa-League-Viertelfinale mit Olympique Marseille (11.4. und 18.4.) schon die nächste schwere Hürde.

Wir wollen die Chance nutzen und jeden bei Benfica glücklich machen.

Roger Schmidt

Bedeutungsschwer aufgeladen wird die Saison zudem durch den 120. Geburtstag des Vereins, den die Verantwortlichen, zahlreiche Ex-Spieler und Honoratioren vergangene Dienstag mit einer spektakulären Gala in Lissabon begingen. Doch Schmidt ist vor den anstehenden Wochen der Entscheidung nicht bange, die Vorfreude überwiegt: “Alles, was wir in den letzten acht, neun Monaten getan haben, war nur dazu da, für diese entscheidende Phase bereit zu sein. Wir wollen die Chance nutzen und jeden bei Benfica glücklich machen.”

Kökcü gerät durch Interview in Veruf – Di Maria erhält Morddrohung

Allerdings gab es zuletzt auch Misstöne im Vereinsumfeld. Zum einen war da der Fall Orkun Kökcü. Der 23-Jährige hatte sich gegenüber der niederländischen Zeitung “De Telegraaf” über seine Position auf dem Feld beschwert: “Ich werde von Schmidt zu sehr mit allen möglichen defensiven Aufgaben betraut. Aber eigentlich brauche ich die Freiheit auf dem Platz, dann bin ich am besten.” Daraufhin strich ihn der Coach aus dem Kader für das Ligaspiel gegen Casa Pia (1:0).

Doch dieser Streit ist nun ausgeräumt. “Wir haben uns unterhalten und er hat die Wendung der Dinge akzeptiert, wie ich es erwartet hatte”, so Schmidt. Das Interview des Niederländers sei für niemanden gut gewesen, aber: “Spieler machen Fehler. Es war nicht seine Absicht, Lärm oder Negativität zu erzeugen.”

Was passiert ist, zeigt, wie verrückt die Welt ist. Es ist eine Katastrophe, dass so etwas passiert.

Roger Schmidt über die Morddrohung gegen die Familie von Angel di Maria

Zuletzt sorgte zudem ein Drohbrief gegen Angel di Maria für Unruhe bei Benfica. Die Familie des argentinischen Stars hatte im heimischen Rosario eine Morddrohung erhalten, wie lokale Medien berichteten. Mittlerweile wurden erste Verdächtige festgenommen.

Schmidt nahm das Thema auf der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Chaves sichtbar mit: “Was passiert ist, zeigt, wie verrückt die Welt ist. Es ist eine Katastrophe, dass so etwas passiert, das sich auf den Spieler und den Menschen auswirkt.” Natürlich versuche der Verein, di Maria so gut wie möglich zu unterstützen, das sei in so einer Situation jedoch schwierig. “Wir haben darüber gesprochen, er versucht, es normal zu nehmen. Aber es bleiben natürlich Gedanken in unserem Kopf”, so der Benfica-Trainer.

Schmidt will Fokus auf das Sportliche legen

Diese Themen sollen jedoch in den kommenden Wochen in den Hintergrund rücken, dann zählt bei Benfica vor allem das Sportliche, um die Saison zum 120-jährigen Bestehens des Klubs zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen. “Alles, was nicht gut für uns ist, was uns unseren Fokus wegnehmen könnte, muss draußen bleiben. Es ist Zeit, eine gute Mentalität und Leistung auf dem Feld zu zeigen”, gab Schmidt den Weg für seine Mannschaft vor.

Und auch Ex-Spieler und Schmidt-Assistent Javi Garcia äußerte sich vergangene Woche voller Zuversicht auf Instagram: “Wir sind mit aller Illusion und Entschlossenheit in das letzte Saisondrittel gegangen. Komm schon, Benfica!”