Die vielen hohen Siege in der neuen Champions-League-Saison werden bei einem Vergleich mit der Vorsaison noch auffälliger. Steckt die UEFA-Reform dahinter?
Keine Ausnahme: Der BVB feierte am Dienstag einen klaren Sieg in der Champions League.
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Zu den vielen Vorteilen, die sich die UEFA vom neuen Champions-League-Modus versprach, gehörte auch dieser: Weil die Klubs bei der Auslosung aus jedem Topf zwei Gegner erhalten, kommt es in der Ligaphase zu mehr Duellen auf Augenhöhe – auf dem Papier zumindest. Denn die Ergebnisse der ersten eineinhalb Spieltage wollen dazu noch nicht so recht passen.
Elf der 27 Partien gewann eine Mannschaft mit mindestens drei Toren Unterschied, acht davon gar mit mindestens vier. Der FC Bayern feierte gleich zum Auftakt beim 9:2 gegen Dinamo Zagreb den höchsten Sieg der deutschen Champions-League-Historie, Borussia Dortmund ließ am zweiten Spieltag beim 7:1 gegen Celtic Glasgow den höchsten in der Klubgeschichte folgen, und auch Bayer 04 Leverkusen hatte sich beim 4:0 bei Feyenoord Rotterdam gleich torhungrig gezeigt.
Ein Vergleich zur Vorsaison zeigt: Normal ist das nicht. 2023/24 hatte es in der gesamten Gruppenphase – mit 32 statt 36 Teams – insgesamt nur neun Siege mit mindestens drei Toren Unterschied gegeben, nur zwei mit mindestens vier. In 27 Spielen hat die neue Champions League also geschafft, was der alten nicht mal in 96 gelang.
Hohe Siege helfen – Guardiola reichen auch nur Siege
Ist das Zufall? Längst hat sich herumgesprochen, dass es sich in diesem Jahr lohnen könnte, hohe Siege einzufahren, also bis zum Schluss auf weitere Tore zu gehen, anstatt Kräfte zu sparen. In der Gesamttabelle zählt bei Punktgleichheit schließlich als erstes Kriterium die Tordifferenz, und punktgleiche Teams könnten in einer 36er-Liga nach acht Spielen keine Seltenheit sein.
Ob man als Achter direkt fürs Achtelfinale qualifiziert ist oder als Neunter den Umweg über die K.-o.-Runden-Play-offs gehen muss, kann also im Zweifel davon abhängen, ob man am zweiten Spieltag 5:0 oder 3:0 gewonnen hat. Und vielleicht kommt der Tabellen-24. auch deswegen weiter, weil ein Konkurrent sich einmal zu oft abschießen ließ.
Deswegen hätte der VfB Stuttgart wahrscheinlich nichts dagegen gehabt, wenn Pep Guardiola seine Mannschaft am Dienstag in Bratislava zu weiteren Toren animiert hätte, anstatt Erling Haaland frühzeitig auszuwechseln. “Das habe ich auch gehört, aber darüber denke ich nicht nach”, meinte Manchester Citys perfektionistischer Trainer nach dem 4:0-Sieg zum Faktor Tordifferenz. “Es wird reichen, Spiele zu gewinnen.”
Dass auch die Erweiterung um vier Klubs der Ausgeglichenheit schadet, lässt sich dagegen bislang nicht feststellen: Zwar wirken Teams wie Bratislava, Zagreb oder die Young Boys Bern bislang überfordert, mit Stade Brest hat der vielleicht größte Underdog dagegen einen Sechs-Punkte-Start hingelegt. Und der Ligue-1-Dritte profitierte unmittelbar davon, dass es nun 36 Champions-League-Klubs gibt.