Jiri Pavlenka durfte mal wieder im Werder-Tor stehen – und gab eine unglückliche Figur ab. Alles läuft auf einen Abschied im Sommer hinaus, der dem langjährigen Bremer Keeper eigentlich nicht gerecht wird.
Steckt im Karriere-Tal: Bremens Torwart Jiri Pavlenka.
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Ivan Hasek hat klare Prinzipien: Ohne Einsätze im Verein besteht kaum eine Aussicht auf eine Nominierung für die Nationalmannschaft. Seit Anfang des Jahres ist der 60-Jährige nun als tschechischer Nationaltrainer im Amt – und verzichtete bei seinem ersten Länderspiel-Lehrgang dieser Tage somit auch auf Jiri Pavlenka. Der 31-Jährige hat seinen Stammplatz beim SV Werder Bremen seit dem 8. Spieltag verloren. Die Nummer eins, die er noch im Oktober auf seinem Nationaltrikot getragen hat, ist mittlerweile an Jindrich Stanek von Slavia Prag übergegangen, der beim 2:1-Auftaktsieg unter Hasek am Freitag in Norwegen auch 90 Minuten im Tor stand.
Die anvisierte EM-Teilnahme in Deutschland, wo Pavlenka seit 2017 aktiv ist, erscheint nach aktuellem Stand äußerst unrealistisch – weil sich an seiner Situation im Verein bis Saisonende wohl kaum noch etwas ändern dürfte. Die neue Werder-Nummer-1 Michael Zetterer hat dem langjährigen Stammkeeper in mehrerlei Hinsicht den Rang abgelaufen. Insbesondere seine fußballerischen Fertigkeiten verleihen den Bremer Defensivspielern mehr Sicherheit im Zusammenspiel.
Pavlenkas haarsträubende Aktionen
Zumal sich Pavlenka, als er nun im Testspiel gegen Hannover 96 mal wieder zu einem 90-minütigen Einsatz kam, teilweise haarsträubende Aktionen geleistet hatte – und somit keine Eigenwerbung betreiben konnte. In der 13. Minute misslang ihm erst ein langer Ball, der beim Hannoveraner Muhammed Damar landete und zu einer aussichtsreichen Chance führte. Dann, in der 29. Minute, unterlief dem Bremer Schlussmann fast ein Eigentor, als er den Ball wieder nicht richtig mit dem Fuß traf – die Kugel passierte den Pfosten dann nur knapp. Und kurz darauf hatte er auch mit einer hohen Ballannahme seine Probleme, wieder gab es Ecke für 96.
Auch Cheftrainer Ole Werner musste feststellen, dass Pavlenka die fehlende Spielpraxis anzumerken war: “Er war in der einen oder anderen Situation ungenau mit dem Fuß. Aber das ist auch eine Frage von fehlendem Rhythmus. Das ist gerade bei Torhütern ein großes Thema.” Gleichwohl verwies er auch auf einige Rettungstaten, die eine noch höhere Bremer Niederlage als das 1:3 verhindert hatten: “Er hat dafür in anderen Situationen sehr gut gehalten.”
Werder plant mit Zetterer und Backhaus
Allmählich jedoch scheint die Zeit des drittdienstältesten Werder-Profis an der Weser abzulaufen – weil sein Vertrag ausläuft und die Planungen für die kommende Saison wohl das Torwart-Duo Zetterer und Mio Backhaus vorsehen. Der aktuelle deutsche U-20-Nationalkeeper gilt als großes Talent, ist mit 19 Jahren Stammtorwart bei seiner aktuelle Leihstation FC Volendam aus der Eredivisie – und kündigte zuletzt im kicker-Interview selbstbewusst an: “Natürlich ist es mein Ziel, irgendwann die Nummer 1 zu werden.” Möglichst bald.
Pavlenka hatte sich in der Winterpause zumindest nach Wechsel-Möglichkeiten für mehr Spielpraxis erkundigt, um seine EM-Chancen zu wahren – doch die Bremer wollten auf der Position zumindest kein Risiko durch einen möglichen Abgang eingehen. Deshalb intern für Unruhe zu sorgen, dafür ist der Tscheche nicht der Typ. Hat er trotzdem noch eine Perspektive im Klub? Noch wollen die Verantwortlichen seinem Aus nicht vorgreifen. Aktuell läuft jedoch alles auf einen eher bitteren Abschied des 221-maligen Werder-Profis aus Bremen hinaus.