Die Bilanz der Deutschen: Sturm hängt Crosby ab – Draisaitl schreibt leise Geschichte

Die Bilanz der Deutschen: Sturm hängt Crosby ab – Draisaitl schreibt leise Geschichte

Sieben Deutsche spielen in der NHL, für den Großteil beginnt nach dem Ende der Regular Season der Urlaub. Lediglich Superstar Leon Draisaitl hat mit seinen Edmonton Oilers die Playoffs erreicht. Die Bilanz aus deutscher Sicht fällt gemischt aus.

Unterschiedliche Gefühlslagen zum Ende der Regular Season bei Nico Sturm (li.) und Leon Draisaitl.

Unterschiedliche Gefühlslagen zum Ende der Regular Season bei Nico Sturm (li.) und Leon Draisaitl.

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Tim Stützle: Beim Center der Ottawa Senators wird schnell vergessen, dass er immer noch erst 22 Jahre jung ist. Stützles Bilanz fällt aufgrund seines Talents und des hohen Anspruchs an ihn durchwachsen aus, auch weil das klare Verpassen der Playoffs eine Enttäuschung darstellt. Mit 70 Scorerpunkten (18 Tore, 52 Vorlagen) war Stützle hinter Kapitän Brady Tkachuk zweitbester Scorer der Senators, allerdings sind das 20 Scorerpunkte weniger als in der Vorsaison. Der Wert von -17 zeigt zudem, dass Stützle im Defensivspiel zulegen muss.

J.J. Peterka: Der 22-jährige Rechtsaußen hat sich endgültig in der besten Liga der Welt akklimatisiert und zählt bei den Buffalo Sabres als viertbester Scorer zu den positiven Überraschungen und Leistungsträgern. 28 Tore in der zweiten vollen NHL-Saison sind ein toller Wert. Addiert man die 22 Assists dazu, kommt Peterka auf gute 50 Scorerpunkte, 18 mehr als 2022/23. Den Plus/Minus-Wert hat Peterka von -15 auf +10 verbessert. Mit dem talentierten Team muss das Ziel lauten, in der nächsten Saison die Playoffs zu schaffen.

Moritz Seider: Welch ein Drama, welch eine bittere Enttäuschung für Moritz Seider und die Detroit Red Wings. Im letzten Saisonspiel verpassten sie die Playoffs, punktgleich mit den Washington Capitals, die mehr Siege in der regulären Spielzeit nach 60 Minuten einfuhren. Der vielseitige Verteidiger kam wie in der vorherigen Saison auf 42 Scorerpunkte, davon neun Treffer. Der 23-Jährige gehört längst zu den Säulen des Teams, im Sommer geht es nun um einen neuen Vertrag, der Seider zum Multi-Millionär machen dürfte.

Für Draisaitl zählt nur noch der Stanley Cup

Leon Draisaitl: Von der vielleicht unbemerktesten 100-Punkte-Saison eines Spielers schrieb das Online-Portal Oilers Nation kürzlich. Das Überragende ist beim 28-Jährigen längst Normalität, wird als selbstverständlich hingenommen. Mit 106 Punkten landete der Center auf Rang sieben der NHL-Scorerwertung, Freund und Teamkollege Connor McDavid kam auf 132. Die Hunderter-Marke knackte er als 20. Spieler der NHL-Geschichte zum fünften Mal, mit 41 Toren übertraf er die 40-Treffer-Grenze ebenfalls zum fünften Mal. Werte eines Stars, der einmal in die Hall of Fame einziehen wird. Vor einem Jahr scorte Draisaitl mit 128 Punkten noch besser, dafür hat er seinen Plus/Minus-Wert von +7 auf +26 gesteigert. Bei allen persönlichen Top-Werten zählt für Draisaitl nur noch eines: Der Stanley Cup mit den Oilers. Auch deshalb wurde er im letzten Saisonspiel beim 1:5 in Colorado wie viele andere Stars geschont.

Nico Sturm: Der Stanley-Cup-Sieger von 2021 mit Colorado spielt mittlerweile beim schwächsten Team der Liga, den San Jose Sharks. Und doch ist der 28-Jährige in einer Kategorie Spitze: Seine 60,1 Prozent gewonnener Face-offs toppt niemand in der gesamten Liga, ein echter Spezialist. Sturm ließ in dieser Kategorie Stars wie John Tavares (Toronto, 59,3 Prozent), Vincent Trochek (New York Rangers, 58,7 Prozent) und Sidney Crosby (Pittsburgh, 58,2 Prozent) hinter sich. Der Center der vierten Sturmreihe kam bei 63 Einsätzen auf 13 Scorerpunkte (fünf Tore, acht Assists) und muss hoffen, dass sich das Team verbessert.

Reichel muss sich weiter steigern

Lukas Reichel: Mit 65 Einsätzen fasste der 21-jährige Linksaußen Fuß bei den Chicago Blackhawks, die sich im Rebuild befinden. Teils durfte Reichel an der Seite von Top-Talent Connor Bedard ran, teils musste er wieder ins Farmteam, für das er nun die AHL-Playoffs bestreitet. Fünf Tore und elf Assists sind in der ersten richtigen NHL-Saison in Ordnung, werden aber auf Dauer nicht reichen, um sich in einer offensiven Rolle bei den Blackhawks zu etablieren. Dennoch: Reichel ist den nächsten Schritt gegangen.

Philipp Grubauer: Der Goalie fehlte den Seattle Kraken länger verletzt, verlor seinen Status als Nummer 1 zumindest zeitweise an Joey Daccord. Am Ende stand der 32-Jährige in 36 Spielen im Tor, von denen er 14 gewann. Der Gegentorschnitt von 2,85 ist noch okay, die Fangquote von 89,9 Prozent könnte besser sein, Top-Goalies kommen hier auf einen Wert von über 91 Prozent.

Frank Linkesch