Von der Kreisklasse in die 2. Bundesliga: Pledls Märchen erreicht vorläufigen Höhepunkt

Innerhalb von einem Jahr übersprang Marco Pledl satte acht Ligen. Keine 365 Tage liegen zwischen seinem bis dato letzten Kreisklassen-Spiel und seinem Zweitligadebüt.

Stand gegen den KSC in Paderborns Startelf: Marco Pledl.

Stand gegen den KSC in Paderborns Startelf: Marco Pledl.

IMAGO/Christian Schroedter

1. FC Viechtach, SV Habischried oder auch die SpVgg Patersdorf – vor einem Jahr konnten die drei Mannschaften aus der Kreisklasse Regen den damaligen Torjäger vom SV Bischofsmais nicht bremsen: Alleine in diesen drei Spielen verhalf Marco Pledl mit sieben Toren Bischofsmais zu neun Punkten.

Am Samstag sahen die Kreisklassen-Verteidiger ihren letztjährigen “Angstgegner” dann im Fernsehen. Pledl feierte beim SC Paderborn sein Zweitliga-Debüt (kicker-Note 4). Lukas Kwasniok beorderte den 23-Jährigen im Heimspiel den KSC gleich in die Startelf. “Er hat gut mittrainiert und war jetzt an der Reihe”, erklärte der SCP-Coach nach dem 1:1 auf der Pressekonferenz.

In der einen oder anderen Flankensituation war der Fuß noch nicht auf Zweitliga-Niveau eingestellt.

Lukas Kwasniok

Es war der vorläufige Höhepunkt seines Märchens. In nicht einmal 365 Tagen übersprang Pledl acht Ligen! Der Linksfuß war nach einer beeindruckenden Saison in Bischofsmais (35 Treffer und 25 Vorlagen in 24 Partien) im vergangenen Sommer zur DJK Vilzing in die Regionalliga Bayern, in der er schon in den Spielzeit 2019/20 und 2021/22 für Schalding-Heining gespielt hatte, gewechselt.

Ein halbes Jahr und 15 Scorerpunkte später (vier Tore, elf Vorlagen) verpflichtete Paderborn ihn zunächst für die U 21. Aufgrund seiner Leistungen in den Spielen der Zweitvertretung und im Training der Profis schenkte Kwasniok ihm am Samstag das Vertrauen. “Marco hat es für sein erstes Zweitligaspiel absolut solide gemacht”, so Kwasniok. Lediglich von den Hereingaben des Außenspielers erwartet das Trainerteam mehr. “In der einen oder anderen Flankensituation, die wir uns erhofft haben, war der Fuß noch nicht auf Zweitliga-Niveau eingestellt”, erläuterte 42-Jährige, fügte anschließend aber auch an: “Er hat es in sich drin. Ich freue mich, dass er da ist.”

Bruder Thomas war einer der ersten Gratulanten

Pledl selbst, der am “Anfang sehr nervös” gewesen sei, verriet nach seinem Debüt das Rezept für einen rasanten Aufstieg. “Man muss nur fest dran glauben und hart arbeiten”, sagte der Offensivspieler im Interview mit der Neuen-Westfälischen. Natürlich ploppten nach dem Abpfiff zahlreiche Nachrichten auf seinem Smartphone auf. Einer der ersten Gratulanten war sein Bruder Thomas (29), der für den MSV Duisburg aktiv ist.

Paderborn II: Schmitt lobt das Team – und Winterzugang Pledl

Das 0:0 gegen den SV Rödinghausen war für die Reserve des SC Paderborn ein Schritt nach vorne, auch wenn dieser tabellarisch nicht zu erkennen ist. Nach einem starken Auftritt hätte man durchaus Chancen auf die vollen drei Punkte gehabt.

Die Richtung stimmt: Cheftrainer Dennis Schmidt ist mit der Entwicklung seiner Mannschaft zufrieden

Die Richtung stimmt: Cheftrainer Dennis Schmidt ist mit der Entwicklung seiner Mannschaft zufrieden

IMAGO/Dünhölter SportPresseFoto

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Der U 21 des SC Paderborn 07 gelang im Kampf um den Klassenverbleib in der Regionalliga West mit dem torlosen Unentschieden gegen den formstarken SV Rödinghausen (sieben Spiele ohne Niederlage) zwar nicht der ganz große Wurf. Aber das Team von Cheftrainer Dennis Schmitt (30) zeigte am Ostersonntag eine starke Leistung, beendete seinen Negativlauf von zuvor drei Niederlagen in Folge und baute den Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz immerhin auf fünf Punkte aus.

“Wir haben uns viele Chancen erarbeitet, aus unserer Überlegenheit aber zu wenig herausgeholt”, bemängelte Schmitt im Gespräch vor allem die Chancenauswertung. So scheiterte Joel Vega Zambrano (19) zweimal freistehend vor SVR-Torhüter Luis Weber und Angreifer Moritz Flotho (21) traf nur die Latte. “Im letzten Drittel waren wir zu unsauber”, vermisste Schmitt die nötige Kaltschnäuzigkeit und Effektivität.

Rotation zeigt Wirkung

Schmitt hatte gegenüber der Partie gegen die U 23 des FC Schalke 04 (0:3) gleich fünf Veränderungen an seiner Startelf vorgenommen und sah nach zehn Gegentoren aus den vorherigen drei Spielen gegen Rödinghausen “einen Schritt nach vorne”. “Wichtig war, dass wir wieder zu Null gespielt und uns im Vergleich zu den letzten Auftritten in allen Bereichen stark verbessert haben”, lobte der Trainer. “Wir sind aggressiv angelaufen, hatten extrem viel Ballbesitz und gute Lösungen gefunden. Wenn wir diese Leistung in den nächsten Wochen bestätigen, werden wir die nötigen Punkte für den Klassenverbleib holen.”

Generell ist Schmitt mit der Entwicklung seines jungen Kaders in der ersten Regionalliga-Saison überhaupt für eine Paderborner U 21 sehr zufrieden. So standen mit Jascha Brandt (21), Bruder von Borussia Dortmunds Nationalspieler Julian Brandt, sowie Medin Kojic (18) erneut zwei Spieler im Profikader, wurden in der Partie beim Zweitliga-Tabellenführer FC St. Pauli (1:2) allerdings nicht eingesetzt. Auch Mittelstürmer Moritz Flotho (21) sowie die Innenverteidiger Vincent Gembalies (24) und Martin Ens (22) durften sich schon mehrfach oben zeigen, Ens sogar dreimal über 90 Minuten, ehe ihn eine Rotsperre bremste.

Winterneuzugang überzeugt

Ganz besondere Freude bereitet auch die Entwicklung von Winterzugang Marco Pledl (23). Der offensive Mittelfeldspieler, dessen älterer Bruder Thomas beim Drittligisten MSV Duisburg unter Vertrag steht, hat einen bemerkenswerten Karrieresprung hingelegt, stand gegen Eintracht Braunschweig (1:2) ohne Einsatz ebenfalls schon im Profikader. Vor gerade einmal zehn Monaten spielte der 23-Jährige noch für den SV Bischofsmais in der Kreisliga, bevor er zum Bayern Regionalligisten DJK Vilzing wechselte – und dort durchstartete.

“Wir wollen und können keine fertigen Spieler zum SCP07 holen, bemühen uns deshalb um Jungs, in denen wir großes Entwicklungspotenzial sehen. Marcos Werdegang steht explizit für den Weg, den wir in Paderborn gehen wollen”, sagt U-21-Trainer Dennis Schmitt. “Er hatte in Vilzing mit zahlreichen Scorerpunkten auf sich aufmerksam gemacht. Er hat einen außergewöhnlich guten linken Fuß, ist ein toller Junge, der mit Sicherheit noch Schritte nach vorne machen wird.”

Am kommenden Freitag, 19.30 Uhr, geht es für den Aufsteiger zur U 21 des 1. FC Köln. “Ich hoffe, dass wir dort weitermachen, wo wir gegen Rödinghausen aufgehört hatten und uns In Köln für unseren Aufwand belohnen”, blickt Schmitt optimistisch nach vorne.

Peter Haidinger