Nach Xabi-Alonso-Sperre: Andrich bremst Spielertrainer Xhaka aus

Auch ohne Mittelfeld-Boss Granit Xhaka bleibt Bayer 04 unbesiegt. Jetzt muss der Werksklub im nächsten Ligaspiel aber auf seinen Trainer ebenfalls wegen einer Gelbsperre verzichten. Ganz zum Unverständnis des Basken.

Leader: Granit Xhaka.

Leader: Granit Xhaka.

IMAGO/Moritz Müller

Selbst ohne den Chef auf dem Platz hat Bayer 04 seinen Nimbus der Unbesiegbarkeit gewahrt. Das 2:2 gegen den VfB Stuttgart war das 46. (!) Pflichtspiel des neuen Deutschen Meisters in dieser Saison ohne Niederlage. Und gegen die Schwaben hielt dieser sensationelle Lauf, obwohl mit Granit Xhaka der uneingeschränkte Boss der Werkself wegen seiner fünften Gelben Karte fehlte.

Dafür, dass diese Serie weitergeht, sorgten dann auch in entscheidender Funktion Robert Andrich und Exequiel Palacios, die also Duo auf der Doppelsechs aufliefen, in der normalerweise nur einer der beiden mit Xhaka zusammen beginnt. Und beide machten einen guten Job. Auch wenn Andrich vor dem 0:2 ein Fehler unterlief, überzeugte der deutsche Nationalspieler – und sorgte mit seinem Last-Minute-Treffer für den späten Ausgleich.

Spielbericht

Und Palacios, der argentinische Weltmeister, beeindruckte vor allem vor der Pause mit herausragender Zweikampfführung und spielerischem Geschick, mit dessen Hilfe sich er und seine Mannschaft oft aus dem Stuttgarter Pressing lösen konnten. Mit dem Duo vor der Abwehr konnte Bayer 04 Xhakas Fehlen gut abfedern – und die Chance auf eine Bundesligasaison als die “Invincibles”, die Unbesiegbaren, wahren.

Xabi Alonso war letzte Saison “schon nah dran”

Am Sonntag in Frankfurt steht Bayer dabei aber nach dem Halbfinal-Hinspiel in der Europa League bei der AS Rom am Donnerstag vor einer besonderen Herausforderung. Denn dann muss Leverkusen nicht auf seinen Denker und Lenker auf dem Platz, sondern auf Trainer Xabi Alonso selbst verzichten, der gegen Stuttgart seine vierte Gelbe Karte sah.

Völlig unerwartet erwischte es den 42-Jährigen nicht, der an der Seitenlinie sein Temperament manchmal nicht unter Kontrolle hat. “Ich war bei der zweiten Mannschaft von San Sebastian auch schon mal gesperrt”, gab Xabi Alonso mit Blick auf seine dreijährige Trainertätigkeit in Spaniens 3. und 2. Liga zu und fügte an: “Letzte Saison war ich schon nah dran.” Damals drohte ihm sowohl in der Liga als auch vor dem Halbfinale in der Europa League eine Gelbsperre.

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Unverständnis für Zwayer

Dass es ihn diesmal erwischte, schmeckte Xabi Alonso aber nicht wirklich. Sah er sich doch zu Unrecht bestraft. “Es war Leidenschaft und Emotion auf der Bank. Das Spiel war sehr intensiv, aber es ist nichts Besonderes auf der Bank passiert. Es gab Diskussionen mit dem Schiedsrichter und der anderen Bank, aber voller Respekt”, erklärte er, “ich verstehe die Gelbe Karte nicht so richtig, um ehrlich zu sein.” Es war nicht die einzige Szene, in der Felix Zwayer, einer von zwei deutschen EM-Schiedsrichtern, bei beiden Trainern für Verwunderung sorgte.

Fakt bleibt aber: Xabi Alonso wird in Frankfurt auf der Leverkusener Bank fehlen. Ob dann Granit Xhaka, der selbst mit dem Erwerb der entsprechenden Lizenzen schon an seiner Karriere als Trainer arbeitet, nicht als Spielertrainer fungieren könne, wurde Andrich gefragt, der seinen Teamkollegen auf dieser neuen Position aber mit einem Augenzwinkern ausbremste: “Das ist, glaube ich, noch ein bisschen zu früh. Da muss er noch ein paar Stunden absitzen …”

Stephan von Nocks

Bayers Kampf um die Serie: Wo Xhaka fehlen wird und wo nicht

Kommt Bayer 04 ungeschlagen durch diese Bundesligasaison? Am Samstag steht Leverkusen gegen Stuttgart für dieses Ziel vor seiner größten verbliebenen Herausforderung. Doch ausgerechnet dann fehlt erstmals Mittelfeld-Boss Granit Xhaka.

Granit Xhaka fehlt Bayer gesperrt.

Granit Xhaka fehlt Bayer gesperrt.

IMAGO/Moritz Müller

Auch wenn Bayer 04 bereits seit knapp zwei Wochen als Deutscher Meister feststeht, haben weder die Spieler noch Trainer Xabi Alonso die aktuelle Bundesligasaison bereits abgehakt. Das wurde spätestens am Sonntagabend deutlich, nachdem die Werkself in der Dortmunder Arena in der siebten Minute der Nachspielzeit das 1:1 erzielt hatte.

Bejubelten doch Profis, Trainerstab und Betreuer den späten Ausgleich frenetisch. Sorgte dieser schließlich dafür, dass Leverkusen in dieser Saison weiterhin unbesiegt ist. So besitzen Xabi Alonso und seine Kicker weiterhin die historische Chance, als erster Bundesligist, als die “Invincibles”, die Unbesiegbaren, in die Liga-Geschichte einzugehen.

Nicht umsonst stellte Leverkusens Trainer, der selbst zur Spielertraube vor dem Bayer-Block gerannt war, nachher fest: “Wir haben fast mehr gefeiert als letzte Woche. Das war super.” Statt einen Spannungsabfall zu erleiden, der nachvollziehbar gewesen wäre, produziert die Werkself nur noch immer mehr Ambitionen.

“Das zeigt den Spirit dieser Mannschaft”

“Der Sonntag hat den Ehrgeiz der Mannschaft gezeigt: Egal, gegen wen, egal um was es geht, und in welcher Konstellation immer alles zu geben”, schwärmt Geschäftsführer Simon Rolfes auch noch Tage danach, “das zeigt den Spirit dieser Mannschaft.” Vier Liga-Spiele muss Bayer noch unbeschadet überstehen.

Wobei der Werksklub am Samstag wohl vor der mit Abstand höchsten Hürde steht: Der VfB Stuttgart gastiert in Leverkusen, der sowohl in der Liga beim 1:1 in der Hinrunde als auch im Viertelfinale des DFB-Pokals, das Bayer durch ein Last-Minute-Tor von Jonathan Tah mit 3:2 gewann, zweimal am Rande einer Niederlage hatte.

Und ausgerechnet gegen den Tabellendritten, den viele Experten zurecht als die spielstärkste Mannschaft hinter Bayer 04 in dieser Saison einstufen, muss Bayer zum ersten Mal in dieser Bundesligasaison ohne Chef-Stratege Granit Xhaka auskommen.

Beim 1:1 in Dortmund sah der Sechser seine 5. Gelbe Karte und fehlt gesperrt. So stellt sich die Frage, wie sehr die Absenz des Chef-Strategen das Spiel der Werkself beeinflussen wird. Gilt Xhaka doch als der Schlüsseltransfer für diese außergewöhnliche Bayer-Saison.

Palacios und Andrich bilden die Doppelsechs

“Granit ist ja lange ohne 5. Gelbe Karte ausgekommen. Aber wir haben einen guten Kader. Das werden wir auch auffangen”, zeigt sich Rolfes optimistisch. Gegen den VfB werden Exequiel Palacios und der deutsche Nationalspieler Robert Andrich die Doppelsechs bilden. “Beide haben letztes Jahr in der Europa League gezeigt, dass sie die Qualität haben, zusammen ein Spiel auf Top-Niveau zu machen”, betont der Geschäftsführer.

Defensiv sollte das Fehlen Xhakas, der seine 4. Gelbe Karte bereits am 19. Spieltag gesehen hatte, in der Tat nicht groß ins Gewicht fallen. Ist Andrich doch mit 54,5 Prozent gewonnener Duelle sogar zweikampfstärker als Xhaka (51,4), und Palacios, der ungekrönte König des Gegenpressings, mit einer Quote von 67 Prozent ohnehin der größte Faktor in dieser Disziplin. Und dass Andrich in Ballbesitz diszipliniert und positionstreu agieren kann, um dem Gegner nach Leverkusener Ballverlust keine Räume anzubieten, bewies er schon im Vorjahr, als Xabi Alonso ihn vom Box-to-box-Spieler zur Holding Six umfunktionierte.

Palacios kann auch den Rhythmus angeben

Doch wie wird sich Xhakas Fehlen in Ballbesitz auswirken? Da gibt im Regelfall der Schweizer Rekordnationalspieler den Takt vor. “Pala ist auch ein Rhythmusgeber”, argumentiert Rolfes. Die Statistik unterstreicht dies: Mit 103 Pässen pro 90 Minuten bewegt sich der Argentinier fast auf dem Niveau von Passmaschine Xhaka (105). Seine Erfolgsquote ist mit 92,5 Prozent gegenüber 92,2 Prozent angekommener Pässe sogar minimal besser.

Dennoch stellt der Weltmeister schon rein vom Spielertyp her keinen Eins-zu-eins-Ersatz dar, wie sich in der Europa League bei Qarabag Agdam zeigte, als Xabi Alonso Xhaka anfangs schonte. Bis zu dessen Einwechslung agierte Bayer damals desolat. Palacios, allerdings im ersten Startelfeinsatz nach längerer Verletzung, konnte Leverkusens Spiel nicht ordnen, machte Fehler, die ihm mit Nebenmann Xhaka so noch nicht unterlaufen waren. Mit dem Chef drehte Bayer die Partie dann noch von 0:2 auf 2:2.

“Granit ist eher der Anker, Pala der mobilere Spieler”

Weil sich an Xhaka offensichtlich das ganze Spiel aufhängt. “Granit ist eher der Anker, Pala der mobilere Spieler”, beschreibt Rolfes die Konstellation. Für Xabi Alonso stellt Xhaka den ruhenden Punkt dar, um den sich Bayers Spiel in Höchstgeschwindigkeit dreht, ohne aus der Bahn zu fliegen.

Ausgerechnet gegen den spielstarken VfB, gegen den Bayer auch seine Serie auf wettbewerbsübergreifend 46 Spiele ohne Niederlage ausbauen möchte, fehlt dieser Aufhängepunkt. So muss Andrich als Anker im Duett mit Palacios mit dafür sorgen, dass Bayer die Chance bewahrt, die Saison am Ende historisch abschließen zu können.

Stephan von Nocks

Bayers Kampf um die Serie: Wo Xhaka fehlen wird und wo nicht

Kommt Bayer 04 ungeschlagen durch diese Bundesligasaison? Am Samstag steht Leverkusen gegen Stuttgart für dieses Ziel vor seiner größten verbliebenen Herausforderung. Doch ausgerechnet dann fehlt erstmals Mittelfeld-Boss Granit Xhaka.

Granit Xhaka fehlt Bayer gesperrt.

Granit Xhaka fehlt Bayer gesperrt.

IMAGO/Moritz Müller

Auch wenn Bayer 04 bereits seit knapp zwei Wochen als Deutscher Meister feststeht, haben weder die Spieler noch Trainer Xabi Alonso die aktuelle Bundesligasaison bereits abgehakt. Das wurde spätestens am Sonntagabend deutlich, nachdem die Werkself in der Dortmunder Arena in der siebten Minute der Nachspielzeit das 1:1 erzielt hatte.

Bejubelten doch Profis, Trainerstab und Betreuer den späten Ausgleich frenetisch. Sorgte dieser schließlich dafür, dass Leverkusen in dieser Saison weiterhin unbesiegt ist. So besitzen Xabi Alonso und seine Kicker weiterhin die historische Chance, als erster Bundesligist, als die “Invincibles”, die Unbesiegbaren, in die Liga-Geschichte einzugehen.

Nicht umsonst stellte Leverkusens Trainer, der selbst zur Spielertraube vor dem Bayer-Block gerannt war, nachher fest: “Wir haben fast mehr gefeiert als letzte Woche. Das war super.” Statt einen Spannungsabfall zu erleiden, der nachvollziehbar gewesen wäre, produziert die Werkself nur noch immer mehr Ambitionen.

“Das zeigt den Spirit dieser Mannschaft”

“Der Sonntag hat den Ehrgeiz der Mannschaft gezeigt: Egal, gegen wen, egal um was es geht, und in welcher Konstellation immer alles zu geben”, schwärmt Geschäftsführer Simon Rolfes auch noch Tage danach, “das zeigt den Spirit dieser Mannschaft.” Vier Liga-Spiele muss Bayer noch unbeschadet überstehen.

Wobei der Werksklub am Samstag wohl vor der mit Abstand höchsten Hürde steht: Der VfB Stuttgart gastiert in Leverkusen, der sowohl in der Liga beim 1:1 in der Hinrunde als auch im Viertelfinale des DFB-Pokals, das Bayer durch ein Last-Minute-Tor von Jonathan Tah mit 3:2 gewann, zweimal am Rande einer Niederlage hatte.

Und ausgerechnet gegen den Tabellendritten, den viele Experten zurecht als die spielstärkste Mannschaft hinter Bayer 04 in dieser Saison einstufen, muss Bayer zum ersten Mal in dieser Bundesligasaison ohne Chef-Stratege Granit Xhaka auskommen.

Beim 1:1 in Dortmund sah der Sechser seine 5. Gelbe Karte und fehlt gesperrt. So stellt sich die Frage, wie sehr die Absenz des Chef-Strategen das Spiel der Werkself beeinflussen wird. Gilt Xhaka doch als der Schlüsseltransfer für diese außergewöhnliche Bayer-Saison.

Palacios und Andrich bilden die Doppelsechs

“Granit ist ja lange ohne 5. Gelbe Karte ausgekommen. Aber wir haben einen guten Kader. Das werden wir auch auffangen”, zeigt sich Rolfes optimistisch. Gegen den VfB werden Exequiel Palacios und der deutsche Nationalspieler Robert Andrich die Doppelsechs bilden. “Beide haben letztes Jahr in der Europa League gezeigt, dass sie die Qualität haben, zusammen ein Spiel auf Top-Niveau zu machen”, betont der Geschäftsführer.

Defensiv sollte das Fehlen Xhakas, der seine 4. Gelbe Karte bereits am 19. Spieltag gesehen hatte, in der Tat nicht groß ins Gewicht fallen. Ist Andrich doch mit 54,5 Prozent gewonnener Duelle sogar zweikampfstärker als Xhaka (51,4), und Palacios, der ungekrönte König des Gegenpressings, mit einer Quote von 67 Prozent ohnehin der größte Faktor in dieser Disziplin. Und dass Andrich in Ballbesitz diszipliniert und positionstreu agieren kann, um dem Gegner nach Leverkusener Ballverlust keine Räume anzubieten, bewies er schon im Vorjahr, als Xabi Alonso ihn vom Box-to-box-Spieler zur Holding Six umfunktionierte.

Palacios kann auch den Rhythmus angeben

Doch wie wird sich Xhakas Fehlen in Ballbesitz auswirken? Da gibt im Regelfall der Schweizer Rekordnationalspieler den Takt vor. “Pala ist auch ein Rhythmusgeber”, argumentiert Rolfes. Die Statistik unterstreicht dies: Mit 103 Pässen pro 90 Minuten bewegt sich der Argentinier fast auf dem Niveau von Passmaschine Xhaka (105). Seine Erfolgsquote ist mit 92,5 Prozent gegenüber 92,2 Prozent angekommener Pässe sogar minimal besser.

Dennoch stellt der Weltmeister schon rein vom Spielertyp her keinen Eins-zu-eins-Ersatz dar, wie sich in der Europa League bei Qarabag Agdam zeigte, als Xabi Alonso Xhaka anfangs schonte. Bis zu dessen Einwechslung agierte Bayer damals desolat. Palacios, allerdings im ersten Startelfeinsatz nach längerer Verletzung, konnte Leverkusens Spiel nicht ordnen, machte Fehler, die ihm mit Nebenmann Xhaka so noch nicht unterlaufen waren. Mit dem Chef drehte Bayer die Partie dann noch von 0:2 auf 2:2.

“Granit ist eher der Anker, Pala der mobilere Spieler”

Weil sich an Xhaka offensichtlich das ganze Spiel aufhängt. “Granit ist eher der Anker, Pala der mobilere Spieler”, beschreibt Rolfes die Konstellation. Für Xabi Alonso stellt Xhaka den ruhenden Punkt dar, um den sich Bayers Spiel in Höchstgeschwindigkeit dreht, ohne aus der Bahn zu fliegen.

Ausgerechnet gegen den spielstarken VfB, gegen den Bayer auch seine Serie auf wettbewerbsübergreifend 46 Spiele ohne Niederlage ausbauen möchte, fehlt dieser Aufhängepunkt. So muss Andrich als Anker im Duett mit Palacios mit dafür sorgen, dass Bayer die Chance bewahrt, die Saison am Ende historisch abschließen zu können.

Stephan von Nocks

Warum Xhakas Gelbe Karte nach VAR-Einsatz regelkonform ist

Lange konnte Granit Xhaka eine Gelbsperre umgehen. Beim 1:1 in Dortmund sah Leverkusens Stratege jetzt doch seine fünfte Gelbe Karte. Die Art und Weise, wie diese zustande kam, ärgerte den Schweizer und warf eine Frage auf.

In Dortmund gab es am Sonntag viel Gesprächsbedarf: Granit Xhaka diskutiert mit Schiedsrichter Daniel Siebert.

In Dortmund gab es am Sonntag viel Gesprächsbedarf: Granit Xhaka diskutiert mit Schiedsrichter Daniel Siebert.

IMAGO/Eibner

Am Sonntag in Dortmund ist es dann doch passiert. Seitdem Granit Xhaka am 19. Spieltag beim 0:0 gegen Mönchengladbach seine vierte Gelbe Karte gesehen hatte, war es dem Schweizer geglückt, eine Sperre zu umgehen. Zehn Bundesligapartien hatte Leverkusen Sechser seitdem schadlos überstanden, ehe es ihn in der elften, beim 1:1 gegen den BVB, kurz vor Ende der regulären Spielzeit doch erwischte.

Allerdings auf eher ungewöhnliche Art. So zog Xhaka bei einer Rudelbildung in der 88. Minute BVB-Verteidiger Nico Schlotterbeck eher ohne böse Absicht von hinten mit dem rechten Arm zu Boden, hatte dabei die Hand am Hals des BVB-Profis. Ein gelbwürdiges Vergehen – das aber erst nach Einsatz des VAR geahndet wurde.

Gelb nach VAR-Check? Was die Regeln hergeben

Wodurch auch im Leverkusener Lager die Frage aufgeworfen wurde, ob dies überhaupt regelkonform sei. “Es war überraschend für mich, dass er durch den VAR die Gelbe Karte bekommt. Aber der Schiri hat mir das erklärt”, sagte Trainer Xabi Alonso nach der Partie.

Die Verwunderung war verständlich. Schließlich ist der Einsatz des Video-Referees nur nach Toren, Platzverweisen, Strafstößen und Spielerverwechslungen vorgesehen. Da allerdings Schiedsrichter Daniel Siebert Bayer-Stürmer Victor Boniface fälschlicherweise nach dem Gerangel die Rote Karte gezeigt hatte, waren die Voraussetzungen dafür gegeben, dass der VAR eingreifen durfte.

Und dann, so sehen es die Regeln vor, soll der Schiedsrichter die gesamte Situation so bewerten und sanktionieren, wie er es gemacht hätte, wenn er sie direkt richtig wahrgenommen hätte. So war es also korrekt, den Platzverweis von Boniface zurückzunehmen, aber eben auch, Xhaka für sein Eingreifen zu verwarnen.

Xhaka genervt: “Es tut auf jeden Fall weh”

Was den Schweizer genauso nervte wie die erste Nachfrage zu der Situation. “Müssen wir jetzt über diese Gelbe Karte diskutieren?”, antwortete der 31-Jährige rhetorisch, um dann – nach Hinweis auf seine wochenlang geglückten Bemühungen, nicht mehr verwarnt zu werden – zu erklären: “Jetzt muss ich leider Pause machen. Es tut auf jeden Fall weh, weil die Gelbe Karte ein bisschen unnötig war.”

Xhaka, der auch vor dem Spitzenspiel gegen Bayern München (3:0) Anfang Februar in Darmstadt (2:0) den Drahtseilakt, eine Sperre im Liga-Gipfel zu umgehen, gemeistert hatte, wurmt der Zeitpunkt seiner Zwangspause. “Das ärgert mich schon, weil ich gegen Stuttgart gerne gespielt hätte”, ordnete er seine fünfte Gelbe Karte ein, “ich habe aber, glaube ich, sehr lange durchgehalten auch gegen Mannschaften, gegen die es schwieriger war. Aber das ist part of the game (Teil des Spiels, Anm. d. Red.), alles gut.”

Palacios wird Xhaka ersetzen

Jetzt muss Xhaka also doch einmal in der Liga aussetzen, in der Trainer Xabi Alonso ihn bislang an allen bisherigen 30 Spieltagen in die Startelf berufen hatte. Ausgerechnet gegen den VfB, den stärksten der verbleibenden vier Gegner, muss Xhaka passen. Weltmeister Exequiel Palacios wird Leverkusens Chef-Strategen vertreten. Und Xhaka muss von außen tatenlos zusehen, ob die Werkself auch gegen die Schwaben ihren Nimbus der Unbesiegbarkeit nach bislang 45 Pflichtspielen ohne Niederlage in dieser Saison wahren kann.

Stephan von Nocks

Xhaka feiert historische Bestmarke: “Das ist schon unfassbar”

Bayers Führungsspieler mag eigentlich keine Statistiken 19.04.2024

Xhaka feiert historische Bestmarke: “Das ist schon unfassbar”

0:44Granit Xhaka betont nach dem Halbfinaleinzug in der Europa League, dass er eigentlich “kein Mann von Statistiken” sei. Angesichts des Rekords von Bayer Leverkusen mit 44 ungeschlagenen Spielen in Serie kommt aber selbst der Mittelfeldspieler ins Schwärmen.

Xhaka übt Kritik: “Genau das getan, was sie wollten”

West Ham United stellte Bayer Leverkusen vor große Probleme, doch auch in London verlor die Werkself nicht. Eine Steigerung nach der Pause machte es möglich.

Granit Xhaka feierte mit Jonathan Tah den Halbfinal-Einzug.

Granit Xhaka feierte mit Jonathan Tah den Halbfinal-Einzug.

IMAGO/Martin Dalton

Nachdem am Sonntag gegen Bremen der erste Meistertitel der Vereinsgeschichte eingetütet wurde und Leverkusen dies anschließend auch gebührend gefeiert hatte, stand die Frage nach einem möglichen Leistungsabfall im Raum. Zumal vier Tage später bereits wieder die nächste schwierige Aufgabe wartete, bei West Ham musste ein 2:0-Vorsprung aus dem Hinspiel ins Ziel gebracht werden.

Bei den “Hammers”, die bereits gegen Freiburg eine Hinspiel-Niederlage wettgemacht hatten, war die Feierlaune schnell beendet. Die Londoner legten ein Offensivfeuerwerk hin, was Granit Xhaka bei RTL als “typisch England” beschrieb. “Sobald die eine gute Aktion haben, und die zweite kommt und die dritte kommt, dann sind die Fans sofort da”, so der Schweizer, der aber auch monierte, dass Leverkusen dabei ordentlich mitgeholfen hatte. “Wir haben jeden Ball nach hinten gespielt, das war genau das, was sie wollten. Das haben wir überhaupt nicht gut gemacht”, kritisierte Xhaka die Spielweise der Werkself im ersten Durchgang.

Viele Ballverluste, schwache Zweikampfführung, kaum Entlastung – Leverkusen hatte große Probleme im ersten Durchgang. Laut Kapitän Jonathan Tah habe sich Bayer 04 “verunsichern lassen”, die Feierlichkeiten vom Wochenende sollen dabei aber keine Rolle gespielt haben. “Alle waren sehr motiviert und fokussiert”, versicherte Tah.

Xhaka lobt Kovar

Dass es zur Pause nur 0:1 stand, hatte Leverkusen laut Xhaka Keeper Matej Kovar zu verdanken. “Zwei, drei hundertprozentige” habe der Tscheche entschärft, beim Gegentor – ebenso wie ein an diesem Abend schwacher Odilon Kossounou – sah der Schlussmann jedoch nicht gut aus. Ebenfalls lobend erwähnte Xhaka die Leistungssteigerung nach der Pause. Leverkusen spielte nun deutlich konzentrierter, gewann mehr direkte Duelle und setzte sich häufiger in der gegnerischen Hälfte fest. “Nach dieser Halbzeit so eine zweite zu spielen, zeigt den Charakter und die Mentalität dieser Mannschaft”, so der 31-Jährige.

Xabi Alonso hatte zur Pause Victor Boniface und Jeremie Frimpong gebracht, “durch die Einwechslungen hatten wir mehr Schnelligkeit in der letzten Linie”, erklärte der Spanier. Der Niederländer war es letztlich auch, der die erste Pflichtspielniederlage der Saison verhinderte – in Minute 89 traf Frimpong zum 1:1. Spätestens nach dem Treffer war West Ham geschlagen, die Engländer wirkten bereits nach einer Stunde müde.

Somit steht Leverkusen wie schon im Vorjahr im Halbfinale der Europa League – und wieder heißt der Gegner dort AS Rom. “Wir wissen, was letztes Jahr passiert ist”, erinnerte sich Xabi Alonso an das bittere Ausscheiden, als die Werkself zweimal ohne eigenes Tor blieb und der Defensiv-Taktik von José Mourinho zum Opfer fiel. “Extra-Motivation brauchen wir nicht”, sagte Xabi Alonso, die Runde der letzten Vier sei Motivation genug. Dennoch wolle es Leverkusen dieses Jahr natürlich besser machen. Am 2. Mai steigt das Hinspiel in der italienischen Hauptstadt.

“Das ist typisch England”: Xhaka erklärt Stimmung im Stadion gegen West Ham

Nach 13 Minuten lag Bayer bereits in Rückstand 19.04.2024

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2:05Fast wäre sie zu Ende gegangen, die Ungeschlagen-Serie von Bayer 04 Leverkusen. Doch Leverkusen zeigte Moral, glich spät gegen West Ham aus und buchte damit auch das Europa-League-Halbfinale. Granit Xhaka erklärte die Stimmung im Stadion.

Xhakas Rückkehr: Vom Titel-Trauma zum Triple-Traum

Das Rückspiel im Viertelfinale der Europa League bei West Ham United stellt für Granit Xhaka ein besonderes dar. Dort, wo für ihn vor einem Jahr das Titel-Trauma mit dem FC Arsenal begann, kämpft er nun mit Bayer um den Traum vom Triple.

Hier sollen Sie hin, die Titel: Nach der Meisterschaft träumen Granit Xhaka und Bayer Leverkusen von der Europa League und dem DFB-Pokal.

Hier sollen Sie hin, die Titel: Nach der Meisterschaft träumen Granit Xhaka und Bayer Leverkusen von der Europa League und dem DFB-Pokal.

IMAGO/Sven Simon

Aus London berichtet Stephan von Nocks

Wenn Granit Xhaka am Donnerstag mit Bayer 04 im Londoner Olympiastadion bei West Ham United antritt, wird es für den Schweizer Rekordnationalspieler eine emotionale Rückkehr sein. “Sieben wunderbare Jahre” spielte der Sechser, der im Sommer 2023 nach Leverkusen wechselte, für West Hams Lokalrivalen FC Arsenal. Und erlebte in jenem Stadion im Londoner Eastend den Anfang einer großen Enttäuschung.

“Ich würde nicht sagen, dass wir die Meisterschaft hier verspielt haben, aber hier hat es angefangen”, blickt der Schweizer auf das 2:2 gegen die Hammers am 31. Spieltag der Saison 2022/23 zurück. Mit diesem Unentschieden begann die Negativserie der Gunners, die dem Klub schließlich die lange fast schon als sicher geglaubte Meisterschaft in der Premier League kostete. Aus sechs Punkten Vorsprung wurden an den letzten acht Spieltagen fünf Punkte Rückstand auf ManCity, das sich wieder die Trophäe holte. Ein Trauma, an dem der 31-Jährige lange zu knabbern hatte.

Wir wissen, dass wir in Leverkusen 90 Minuten super gegen West Ham gespielt haben – und wollen das am Donnerstag nochmal beweisen.

Granit Xhaka

Der Gewinn der Deutschen Meisterschaft hat den Schmerz des Mittelfeldspielers gelindert. Am Donnerstag möchte Xhaka nun an gleicher Stätte in London mit Bayer 04 den nächsten Schritt in der Europa League machen. Der 2:0-Sieg im Hinspiel legte in der Vorwoche den Grundstein für das Halbfinale. Nach gewonnener Meisterschaft und erreichtem Pokalfinale stellt die Europa League die große Herausforderung für die Werkself dar, um den Traum vom Triple Wirklichkeit werden zu lassen.

Die Chance, etwas gutzumachen, sieht Xhaka am Donnerstag im Londoner Olympiastadion aber nicht. “Das ist ein anderer Wettbewerb. Das ist nicht Premier League, nicht Bundesliga”, sagt er, betont aber seine Zuversicht, dass diesmal ein gutes Ergebnis gegen West Ham rausspringen wird. “Wir kommen mit großen Selbstvertrauen hierhin. Wir wissen, dass wir in Leverkusen 90 Minuten super gegen West Ham gespielt haben – und wollen das am Donnerstag nochmal beweisen.” Damit der Traum vom Triple mit Bayer das Trauma weiter überdeckt.

“So krass war es selten”: Bayers 2:0 gegen West Ham als Spiel der Extreme

Das Hinspiel zwischen Bayer 04 und West Ham United im Viertelfinale der Europa League war eine Partie der Extreme. Zum einen, weil sich die Hammers äußerst defensiv präsentierten. Zum anderen, weil die Werkself in Ballbesitz für Superlative sorgte.

Lange dominiert, spät gejubelt: Bayer 04 Leverkusen.

Lange dominiert, spät gejubelt: Bayer 04 Leverkusen.

IMAGO/Mika Volkmann

Es war legitim, aber alles andere als ansehnlich, mit welcher taktischen Marschroute West Ham United in Leverkusen zum Erfolg kommen wollte. Mit einer Fünferkette und extrem tief postiert verstellten die Engländer Bayer 04 die Räume. Teilweise agierte die Elf von David Moyes so defensiv, dass vor der Pause Leverkusens Abwehrchef Jonathan Tah nah am gegnerischen Strafraumkreis (!) als letzte Absicherung der Gastgeber agierte.

Purer Beton, der ein attraktives Spiel nur schwer möglich machte. “In der krassen Form, dass sich Mannschaften hinten reinstellen, haben wir es auch nicht so oft gehabt. Sie haben sehr tief gestanden. Da musst du Geduld haben, immer wieder anlaufen. Das ist manchmal etwas zäh und man verzweifelt manchmal auch ein bisschen”, erklärte Joker und Matchwinner Jonas Hofmann.

Der Spielbericht

Doch Bayer hat solche Situationen schon oft erfolgreich bewältigt. So verweist der Nationalspieler auf das Wissen um die eigene Stärke, “unsere Erfahrung, die wir immer wieder gemacht haben, hinten heraus Tore zu schießen. Diese Momente nutzen wir gerade sehr für uns.”

Mit welcher Ruhe und Konsequenz Bayer 04 dabei den eigenen Ansatz des Kombinationsfußballs durchzieht, ist beeindruckend und spiegelt sich auch in den Daten zu den einseitigen 90 Minuten gegen den Tabellensiebten der Premier League wider. Brachten diese doch wieder einige bemerkenswerte Zahlen und auch neue Bestmarken hervor.

78 Ballkontakte im gegnerischen Strafraum

So gab Leverkusen gegen West Ham 33 Torschüsse ab – das gelang in dieser Saison zuvor nur einer Mannschaft: Leverkusen selbst beim 3:2 gegen Qarabag Agdam im Achtelfinale. Sonst knackte noch kein anderer Europa-League-Teilnehmer die Marke von 30 Abschlüssen.

Elf Torschüsse kamen auf den Kasten von West-Ham-Keeper Lukasz Fabianski – noch keine andere Mannschaft brachte in dieser Europa-League-Saison so viele Abschlüsse auf das Tor des jeweiligen Gegners.

Leverkusen hatte gegen West Ham 78 Ballkontakte im gegnerischen Strafraum, das gab es seit deren Erfassung zur Europa-League-Saison 2016/17 noch nie.

Leverkusen ließ nur einen gegnerischen Torschuss zu – das gelang zuvor noch keiner Mannschaft in dieser Saison. Zuvor lag die Bestmarke bei nur drei zugelassenen Torschüssen des Gegners. Das gelang unter anderem Leverkusen am 3. Gruppen-Spieltag beim 5:1 gegen Qarabag Agdam.

Bereits zum fünften Mal in dieser Saison hatte Leverkusen in dieser Europa-League-Saison eine Passquote von über 90 Prozent (dieses Mal 90,7%) – sonst hatten nur die AC Mailand (3) und Brighton & Hove Albion (2) öfter als einmal eine Passquote von mindestens 90 Prozent.

Leverkusen hatte 73 Prozent Ballbesitz – das wurde nur von Brighton & Hove Albion am 1. Spieltag (75%) sowie vom FC Liverpool im Achtelfinal-Rückspiel gegen Sparta Prag (77%) übertroffen. Ballmagnet war Granit Xhaka mit 157 Ballkontakten – das wurde nur von Brightons Lewis Dunk am 3. Spieltag getoppt (167).

Das Hinspiel-Ergebnis: Gut, aber gefährlich

Zahlen, die eine eindeutige Sprache sprechen, die Bayers brutale Überlegenheit dokumentieren. Die aber nicht zu dem Fehlschluss führen sollen, dass es beim Rückspiel in London eine ähnlich einseitige Angelegenheit geben werde, wie Mittelfeld-Stratege Xhaka mahnt.

“Wir müssen in London probieren, ein Tor zu erzielen. Mit dann drei Toren insgesamt können wir es schaffen”, erklärt der ehemalige Arsenal-Profi warnend, “ich rede aus Erfahrung. Ich habe sieben Jahre dort gegen West Ham gespielt. Ich weiß, wie schwer es da ist. Sie haben 60.000, 70.000 Zuschauer im Rücken – das wird eine andere Mannschaft sein am Donnerstag. Die werden kommen, die werden gepusht von den eigenen Fans.”

Und so betont Xhaka nochmal, dass der Drops trotz des einseitigen Hinspiels noch nicht gelutscht ist. “2:0 ist ein gutes Ergebnis, aber nicht perfekt. Es ist auch ein ganz gefährliches Ergebnis, deswegen müssen wir konzentriert bleiben.” Wozu das führen kann, haben Xhaka und Co. im Hinspiel demonstriert.

Stephan von Nocks