Mit Terodde verlässt eine prägende Figur die Bühne

Simon Terodde hat über viele Jahre die 2. Liga geprägt, er verabschiedet sich nun als prägende Figur des FC Schalke 04. Ein Kommentar von kicker-Reporter Toni Lieto.

Hängt die Fußballschuhe an den Nagel: Simon Terodde.

Hängt die Fußballschuhe an den Nagel: Simon Terodde.

Als Schalke 04 vor ziemlich genau einem Jahr nach einer famosen Rückrunden-Aufholjagd das Wunder vom Erstliga-Klassenerhalt nur knapp verpasste und die Mannschaft am finalen Spieltag durch ein 2:4 in Leipzig zurück in die 2. Liga musste, reifte in Simon Terodde der Entschluss: Das kann es noch nicht gewesen sein!

Viele auf Schalke beknieten den Routinier seinerzeit, er solle doch einen Rückzieher vollziehen und sein wenige Wochen zuvor verkündetes Aus bei Schalke 04 revidieren (keine Verlängerung des auslaufenden Vertrags). Terodde ging in sich und ließ sich nicht lange bitten: Verein und Spieler einigten sich auf ein neues Arbeitspapier. Auf drei Jahre wurde es angelegt, allerdings mit dem maßgebenden Inhalt, nach jeder Saison neu über die Sinnhaftigkeit einer Fortführung beraten zu können.

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Es geht nicht irgendein Profi

Diese Vereinbarung bildete die Grundlage für Teroddes am Donnerstag verkündete Entscheidung, seine Karriere nach dieser Saison zu beenden. Mit ihm verlässt in wenigen Tagen nicht irgendein Profi die Fußballbühne. Seine offizielle Verabschiedung im Rahmen des finalen Heimspiels gegen Hansa Rostock am Samstag wird ein Gänsehaut-Moment.

Als Terodde sich vor einem Jahr umentschied, war er fest entschlossen gewesen, die Königsblauen erneut ins Oberhaus zu ballern – wie er es schon 2021/22 mit sagenhaften 30 Treffern als Torschützenkönig getan hatte. Das hat diesmal nicht annähernd so gut funktioniert, der Stürmer kommt aktuell lediglich auf fünf Saisontore.

Ein kluger Schritt

Es gibt Profis, die in so einer Situation kein Ende finden. Terodde musste abwägen, ob er nun den Schritt vollzieht, vor dem er nach eigener Aussage schon immer Angst hatte, oder ob er versucht sich durchzuhecheln – in der Hoffnung auf ein Happy End 2025. Der dreifache Familienvater hat sich nach reiflicher, von Emotionen begleiteter Überlegung dazu durchgerungen, kein weiteres Jahr dranzuhängen. Das ist klug.

Schalke 04 ist gut beraten, den Sympathieträger weiter im Klub einzubinden, in welcher Form auch immer. Man wird den Kapitän als Kopf und Kabinenversteher vermissen, doch für Terodde persönlich ist der Abschied der richtige Zeitpunkt. Der erfahrene Angreifer, der zuvor auch in anderen Traditionsvereinen wie dem Hamburger SV, VfL Bochum, VfB Stuttgart oder 1. FC Köln Duftmarken setzen konnte, hat sich ein Denkmal gebaut, das ihm seinen Platz bei Königsblau garantiert.

Den Stachel, der in ihm sitzt, wäre er auch bei einer Fortführung seiner Karriere nicht losgeworden. Der Spieler, dessen Marke in der 2. Liga mit aktuell 177 Treffern in 310 Partien möglicherweise für alle Zeiten unerreicht bleiben wird, konnte seine Tauglichkeit als Torjäger nie auch in der 1. Liga auf ähnlich formidable Art nachweisen (15 Tore in 90 Spielen). Die letzte Chance dazu bot sich ihm mit Schalke 2022/23. In der Saison also, an deren Ende er einen Rückzieher vom Rückzieher machte – und viele Menschen damit glücklich.

Zweitliga-Rekordtorschütze Terodde beendet Karriere im Sommer

Simon Terodde wird seine Karriere im Sommer beenden, das gab Schalke 04 am Donnerstag bekannt. Der 36-Jährige hat vor allem in der 2. Liga für Furore gesorgt.

Seine Karriere neigt sich dem Ende entgegen: Simon Terodde.

Seine Karriere neigt sich dem Ende entgegen: Simon Terodde.

picture alliance / Eibner-Pressefoto

“Rekordtorschütze der 2. Bundesliga, Aufstiegsheld, ein echtes Vorbild – unser Captain hängt die Schuhe an den Nagel”, schrieb Schalke via X. “Simon Terodde hat der Mannschaft soeben mitgeteilt, dass er nach der Saison seine Karriere beenden wird.”

Teroddes Vertrag ist zweigeteilt, die Gesamtlaufzeit des im Juni 2023 ausgehandelten Vertrags betrug drei Jahre. “Nach dem Ablauf einer jeden Saison wird die sportliche Leitung entscheiden, ob Terodde weiter für die Lizenzmannschaft aufläuft oder den Verein in anderer Funktion unterstützt”, hieß es damals in einer Vereinsmitteilung. Zudem ließ S04 verlauten, dass er ein Trainee-Programm absolvieren und “die volle Unterstützung bei dem Erwerb von Trainerlizenzen” bekommen würde.

Terodde ist in seiner Karriere viel herumgekommen. Vor seinem Engagement bei Schalke lief er im Profifußball für den MSV Duisburg, Fortuna Düsseldorf, den 1. FC Köln, Union Berlin, den VfL Bochum, den VfB Stuttgart und den Hamburger SV auf. In 90 Bundesligaspielen gelangen ihm 15 Tore, in der 2. Liga traf hingegen keiner häufiger als Terodde. Seine bisher 177 Tore in 310 Spielen sind Rekord im deutschen Unterhaus.

Weitere Informationen folgen in Kürze …

Schalke feiert kurz und richtet den Blick nach vorne

Das Zittern hat endlich ein Ende, Schalke 04 hat mit einem 4:0 gegen Osnabrück den Zweitliga-Klassenerhalt gesichert. Ausgiebig gefeiert wurde am Dienstag nicht, vielmehr geht der Blick nun nach vorne. Dabei spielt auch Ben Manga eine Rolle.

Froh über den Schalker Klassenerhalt: Henning Matriciani, Thomas Ouwejan, Keke Topp und Assan Ouedraogo (v. li.).

Froh über den Schalker Klassenerhalt: Henning Matriciani, Thomas Ouwejan, Keke Topp und Assan Ouedraogo (v. li.).

IMAGO/Revierfoto

Wenige Minuten nach dem Abpfiff erhörten die Spieler des FC Schalke 04 am Dienstagabend die Bitten der Fans vor den Toren des Millerntor-Stadions: “Wir woll‘n die Mannschaft seh‘n!” Sie kam tatsächlich umgehend – und feierte mit ihren Anhängern den mit einem 4:0 souverän eingetüteten Klassenerhalt gegen den nun als Absteiger feststehenden VfL Osnabrück. Trotz des Geisterspiels in Hamburg hatten etwa 100 Schalke-Fans die mehrere Hundert Kilometer lange Reise aus dem Ruhrgebiet auf sich genommen, um sich außerhalb des Stadions zu versammeln.

Torwart Marius Müller, der wenige Stunden vor dem Spiel aufgekommene Spekulationen um bereits stattgefundene Transfergespräche mit Bundesligist VfL Wolfsburg dementierte („Schalke ist mein erster Ansprechpartner“), stieg auf ein Metall-Tor, ballte die rechte Faust und jubelte für ein paar Sekunden ausgelassen mit den Anhängern. “Schon vor dem Spiel habe ich obligatorisch unserem Fanblock applaudiert, auch wenn da noch nichts zurückkam” – die Ränge waren schließlich vollkommen leer.

Erster Auswärtssieg in diesem Jahr

Müllers Anekdote zeigt: Die Stimmung im Schalke-Lager war ausgelassen so kurz nach dem Abpfiff, die ganz große Party stieg nach dem Sieg gegen den abgeschlagenen Tabellenletzten freilich nicht. Mit dem zwei Spieltage vor Saisonende endlich eingetüteten Klassenerhalt haben die mit Aufstiegsambitionen gestarteten Königsblauen nur das absolute Minimalziel erreicht. Die Erleichterung darüber, sich nun aller Sorgen rund um einen lange Zeit durchaus realistischen Abstieg aus der 2. Liga entledigt zu haben, ist zwar vorhanden, der Stolz auf das jetzt Erreichte hält sich jedoch in Grenzen.

Marius Müller

Euphorisch nach dem Spiel empfange: Marius Müller.
IMAGO/Revierfoto

“Wir haben viel auf die Fresse bekommen, zurecht und selbstverschuldet”, sagte Simon Terodde bei Sky mit Blick auf die vergangenen Monate. Insbesondere die Auswärtsauftritte des Absteigers seien mehrfach “desaströs und peinlich” gewesen, gab der Stürmer zu. Auf St. Pauli lief gegen Osnabrück diesmal nahezu alles nach Plan. Das 4:0, zu dem Teroddes unbekümmerter Sturm-Lehrling Keke Topp einen Doppelpack beisteuerte und Assan Ouedraogo nach seiner Einwechslung glänzte, war Schalkes erster Auswärtssieg im bisherigen Kalenderjahr.

Platz 11 nach 32 Spieltagen ist das Resultat eines Aufwärtstrends, der am 1. März mit dem 3:1-Heimsieg gegen den FC St. Pauli begann. Seitdem verlor Schalke nur noch einmal – 2:5 bei Hertha BSC. Das Spiel gegen Osnabrück war das sechste in Serie ohne Niederlage. Nun wollen die Gelsenkirchener auch die Partien gegen Hansa Rostock am Samstag zu Hause und eine Woche später in Fürth schadlos überstehen. Theoretisch ist sogar ein einstelliger Tabellenplatz noch möglich.

Wichtiger für den Moment ist: Schalke 04 kann nun voll einsteigen in die Planungen der neuen Saison, in der Karel Geraerts der Trainer bleiben soll – und dem Vernehmen nach auch bleiben will (Vertrag bis 2025). Zu klären ist unter anderem, wie die Spielerprofile potenzieller Zugänge aussehen sollen. Die Zusammenstellung der Mannschaft soll nicht nur in den Händen von Sportdirektor Marc Wilmots liegen, sondern maßgeblich beeinflusst werden von Ben Manga. Die offizielle Bestätigung, dass der frühere Frankfurter nun der Kaderplaner der Königsblauen wird, käme längst nicht mehr überraschend.

Toni Lieto

Keine klare Antwort auf die Schalker Feier-Frage

Mit einem Sieg am Dienstag im Geisterspiel auf St. Pauli gegen Osnabrück kann Schalke 04 den direkten Klassenerhalt perfekt machen. Nach Feiern ist den Gelsenkirchenern aber nicht so richtig zumute.

Karel Geraerts kann mit Schalke am Dienstag den Klassenerhalt klar machen.

Karel Geraerts kann mit Schalke am Dienstag den Klassenerhalt klar machen.

IMAGO/Steinbrenner

Schalke 04 war mit großen Aufstiegsambitionen in die Saison gestartet, der Etat gehört mit rund 20 Millionen Euro zur absoluten Spitze in der 2. Liga. Ihren Ansprüchen konnten die Königsblauen aber nie gerecht werden, der Abstiegskampf hat allen beim Pottklub schwer zugesetzt.

“Wir haben uns monatelang in schwerer Lage befunden”, sagt Karel Geraerts, dem die Beantwortung der Frage, ob dem Trainer und seinem Team bei einem Sieg gegen den VfL Osnabrück am Dienstag (18.30 Uhr, LIVE! bei kicker) überhaupt nach Feiern zumute sei, nicht leicht fiel.

Man müsse die Situation differenziert betrachten. Natürlich würde den Gelsenkirchenern ein Stein vom Herzen fallen, wenn sie den direkten Ligaverbleib im Geisterspiel am Millerntor eintüten könnten. Mit einem Sieg wären sie defintiv gerettet, in den beiden ausstehenden Spielen gegen Hansa Rostock am Samstag und in Fürth im Saisonfinale würde es dann nur noch um die bestmögliche Tabellenplatzierung (wichtig für die TV-Erlöse) gehen. Die Schalker haben das Zittern um den Klassenerhalt satt, der Jubel wäre aber wohl nur von kurzer Dauer. Für Geraerts ist es viel wichtiger, “dann genau zu schauen, wie wir überhaupt in diese Lage gekommen sind”.

Bleibt Geraerts?

Verbunden damit wäre der Blick nach vorne. Und hier geht es konkret auch um Geraerts. Verlässt er den Verein nach nicht einmal einem Jahr wieder? Der Trainer und die Vereinsführung wollen sich alsbald “zusammensetzen und darüber sprechen, wie sich der Klub den Kader der Zukunft vorstellt und wie ich das sehe”. Bekommt Geraerts den Eindruck, dass ihm der Verein eine Mannschaft zusammenstellen kann, mit der es möglich wäre, um den Aufstieg mitzuspielen, spricht nichts gegen einen Verbleib des Belgiers.

“Ich sehe viel Potenzial hier”

Andernfalls käme ein vorzeitiger Abschied nicht überraschend, wenngleich Geraerts am Montag auf der Pressekonferenz zum Spiel gegen Osnabrück betonte, dass er aktuell “nicht viele Gründe” sehe, Schalke 04 wieder zu verlassen. “Ich sehe viel Potenzial hier und arbeite auch in schwierigen Zeiten mit viel Freude bei Schalke 04.”

Fans dürfen am Dienstag bekanntlich nicht dabei sein, wenn Osnabrück und Schalke auf St. Pauli aufeinandertreffen, die Irrungen und Wirrungen im Vorfeld dieses Geisterspiels hat Geraerts kopfschüttelnd verfolgt. Die 2. Liga in Deutschland sei grundsätzlich “sehr gut organisiert”, daher sei es für den Belgier jetzt “schwer zu verstehen”, dass es nicht gelungen ist, eine Begegnung mit Fans zu organisieren.

Auf die Motivation haben die Rahmenbedingungen keinerlei Auswirkungen, unterstreicht Geraerts: “Man kann nicht motivierter sein als vor diesem Spiel, in dem wir das Kapitel Abstiegskampf endlich schließen können.”

Toni Lieto

“Mensch Herbert, hattest du schon wieder Geburtstag?”

Am 4. Mai wird Schalke 120 Jahre alt, fast ein Jahrhundert davon hat Herbert Plewka miterlebt. Mit dem kicker begibt sich der 97-jährige Gelsenkirchener auf eine Zeitreise.

Es ist ein ganz schöner Fußweg von der “Schalker Meile” bis zur Arena. Gute 45 Minuten die Kurt-Schumacher-Straße entlang, die meisten Fans nehmen nach dem Bierchen in der Kneipenstraße vor dem Spiel lieber die Straßenbahn.

Herbert Plewka läuft die Strecke gerne, auch wenn er von der anderen Richtung startet. Inzwischen wohnt er in der Nähe der Veltins-Arena. Wenn er mal wieder Richtung Gelsenkirchen-Bismarck spaziert, kommt er auch an der Glückauf-Kampfbahn vorbei. Und die Erinnerungen wieder hoch.

Will einer in Gelsenkirchen über die “guten alten Zeiten” sprechen, dann sollte er sich am besten an Plewka wenden – den beinahe Hundertjährigen, der Schalke 04 verfiel und eben nicht verschwand. Er kann dann erzählen, wie ihn sein Vater als Zehnjähriger erstmals mit in die Glückauf-Kampfbahn genommen hat. Wie Fritz Szepan, Ernst Kuzorra oder Ala Urban den Schalker Kreisel drehen ließen, dass den Gegnern schwindlig wurde. Heutzutage sei das Spiel ja schneller, findet Plewka. Der Kreisel sei nicht so schnell gewesen. “Aber der Ball, der lief da”, erinnert er sich. Die Abwehr? Brauchte S04 damals eigentlich nicht. Mit “zwei Verteidigern und fünf Stürmern” hätten sie damals gespielt, sagt er.

Plewka erinnert sich an erstaunlich viele Details. Und wenn es doch mal hakt, helfen ihm Katharina, die Enkelin seines Bruders Hubert, und deren Ehemann Evans Ankomah-Kissi, selbst Jugendtrainer auf Schalke, ein wenig auf die Sprünge. “Erzähl doch mal von der Schalker Straße, Onkel Herbert”, sagt Katharina dann, “das hast du uns doch mal erzählt.” Und schon sprudelt es heraus aus Plewka senior.

Die Glückauf-Kampfbahn im Jahr 1965.

Die Glückauf-Kampfbahn im Jahr 1965.
imago images

Als gebürtiger Gelsenkirchener natürlich im charmanten Ruhrpott-Dialekt inklusive Plusquamperfekt: “Wenn man da hinging, inne Glückauf-Kampfbahn – da war ne Stimmung gewesen! Überall waren blau-weiße Fahnen, wenn Schalke gespielt hat. Da saßen sie noch auf den Zäunen und in den Bäumen, um den Kreisel zu sehen.” Wenn er mal für seinen Vater zum Zigarrenkaufen geschickt wurde, war das für ihn keine Strafe. Dann bot sich für den jungen Plewka schließlich die Chance zum Fachsimpeln mit dem Besitzer. Der Tabakladen gehörte Ernst Kuzorra.

Es war eine Zeit, in der Schalke kaum zu bezwingen war. Zwischen 1934 und 1942 wurden die Knappen allein sechsmal Deutscher Meister, 1937 holten sie als erster deutscher Verein überhaupt das Double. Dauerparty am Schalker Markt.

Der zweite Weltkrieg bringt die Zäsur. Leistungsträger wie Urban oder Bernhard Füller fallen an der Front. Plewka, Jahrgang 1926, wird als 17-Jähriger eingezogen und bei der Kriegsmarine in Norwegen stationiert. “Minenräumdienst, das war eine gefährliche Sache”, sagt er. 1946 kehrt er nach Hause zurück, doch das Schalke 04, das er vorfindet, ist nicht mehr das alte Schalke 04. Die Vormachtstellung im deutschen Fußball verlieren die Königsblauen, und sie haben sie bis heute nie mehr zurückerlangt.

Auf ein Bierchen mit Bernie Klodt

Ein Schalker mit Schale: Fans begrüßen Bernie Klodt im Jahr 1958.

Ein Schalker mit Schale: Fans begrüßen Bernie Klodt im Jahr 1958.
imago/Horstmüller

Vielmehr erleben S04 und Plewka von nun an ein Auf und Ab. Der gelernte Elektriker steht mit Spalier, als die Spieler nach der letzten gewonnenen Meisterschaft 1958 die Schale präsentieren. “Da ist die Mannschaft im offenen Wagen über die Bahnhofstraße gefahren, die ganze Schalker Meile war beflaggt”, weiß er noch. Bester Spieler des Teams ist der gebürtige Gelsenkirchener Bernie Klodt, der auch eine Kneipe besitzt. “Warst du da nicht auch regelmäßig?”, fragt Kissi. “Ja, da war ich oft in der Wirtschaft”, sagt Plewka. “Wir haben uns häufiger unterhalten und auch mal ein Bier getrunken.” Mit Kuzorra und Klodt über Schalkes Meisterschaften plaudern: Wofür sich so mancher S04-Fan eine Zeitkapsel wünschen würde, Plewka hat‘s erlebt.

Auch danach ist Plewka nicht weit, wenn was los ist auf Schalke. Er ärgert sich mit seinen Freunden über den Bundesligaskandal 1971, als sich fast alle Schalker Spieler bestechen ließen (“Da waren die Leute in Gelsenkirchen sehr enttäuscht”). Er reibt sich auf der Haupttribüne im Parkstadion die Augen, als er zusieht, wie ein 18-Jähriger 1984 im DFB-Pokal gegen den FC Bayern drei Tore schießt (“Die wollten den Olaf Thon sofort mit nach München nehmen”). Er ist begeistert von den Euro-Fightern, die 1997 den UEFA-Cup holen (“Das war eine schöne Zeit”). Er tröstet seinen weinenden Bruder Hubert und dessen Sohn Frank, als Schalke 2001 in letzter Sekunde die Meisterschaft durch die Lappen geht (“Wir haben schon auf dem Rasen gefeiert, dann kam die Enttäuschung”).

Sein elf Jahre jüngerer Bruder ist 2008 verstorben, vermacht hat er Herbert seine Dauerkarte in der Veltins-Arena. Wäre er nicht damals erst Mitglied geworden, man hätte auf Schalke wohl eine Sonder-Ehrennadel für ihn anfertigen müssen.

Trauer über Assauer und Hemden voller Ruß

Familienfoto: Katharina, Frank und Herbert auf Schalke.

Familienfoto: Katharina, Frank und Herbert auf Schalke.
privat

Die Arena besucht er meist mit Neffe Frank, sie ist inzwischen Plewkas zweites Zuhause. War er vom Parkstadion nicht so begeistert, spürt er nun wieder den Enthusiasmus der Fans, wie damals, in der Glückauf-Kampfbahn. Getroffen hat ihn, als Arena-Macher Rudi Assauer verstarb, die Choreographie der Fans damals für die “Klublegende” hat ihn sehr berührt. Für ihn war es ein Wendepunkt in der Vereinshistorie. “Seitdem er nicht mehr da ist, geht es auf Schalke bergab.”

Inzwischen droht sogar der Absturz in Liga drei. Wenn Plewka vor den Spielen die Vereinshymne und das Steigerlied hört, denkt er besonders gerne an die guten alten Zeiten zurück. An die Glückauf-Kampfbahn und den Schalker Kreisel, denn “da brauchtest du keine Angst zu haben, dass die mal verlieren”. An die Tage, wenn er mit hellem Hemd an den inzwischen geschlossenen Zechen in Gelsenkirchen vorbeigelaufen ist und das Hemd danach rauchig und grau war. Oder auch mal an seine aktive Zeit bei Grün-Weiß Heßler, einer Kirchenmannschaft. Außenstürmer sei er gewesen und mächtig schnell. Seine Schwächen? Da fallen ihm keine ein, lacht Plewka.

Die Erfolge sind vielleicht verschwunden, doch die Fans sind geblieben. “Die sind immer noch da und peitschen die Mannschaft nach vorne. Das ist eine wunderbare Sache, das anzusehen.” Auch der Ruhrpott habe sich nicht verändert. “Die Menschen hier, die sind immer noch wie früher”, findet er.

Ich habe immer genug Geld auf meiner Knappenkarte.

Herbert Plewka

Im Revier, so heißt es ja, hält man zusammen, weswegen sich Plewka auch für Schalkes ewigen Widersacher Borussia Dortmund freuen kann. “Unsereins hatte das gar nicht so empfunden, dass wir direkte Rivalen waren. Man gönnte es den Dortmundern genauso wie den Schalkern oder den Bochumern.” Ein Champions-League-Sieger Borussia Dortmund? Plewka würde sich drüber freuen.

Kult im Block: Herbert Plewka gibt gerne mal einen aus.

Kult im Block: Herbert Plewka gibt gerne mal einen aus.
privat

Ein bisschen besser spielen darf aber auch das Schalke im Jahr 2024 natürlich. “Die haben keine guten Stürmer, sie sollten mal paar Talente kaufen, aber das Geld fehlt auch. Ich hoffe, dass es bald aufwärts geht”, sagt er. Doch auch wenn nicht, wird Plewka weiterhin in die Arena “zu seinen Freunden” gehen. “Blau und weiß ein Leben lang” singen die Fans dort. Für Plewka ist‘s ein langes Leben in blau und weiß.

Im Block ist der S04-Veteran längst Kult geworden. Wer fast 100 Jahre Schalke überlebt, dem muss man ja auch einfach Respekt zollen! Dass er gerne die Spendierhosen anhat, hat seiner Beliebtheit auch nicht geschadet. “Ich habe immer genug Geld auf meiner Knappenkarte. Die geht dann immer rum, weil ich einen ausgebe”, lacht Plewka. “Die anderen fragen dann immer: ‘Mensch Herbert, hattest du schon wieder Geburtstag?'”

Hat er tatsächlich bald. Am 13. Mai, zwei Tage nach dem letzten Heimspiel, wird Herbert Plewka 98 Jahre alt. Einen ausgeben kann er dann ja in der kommenden Saison. In Block F, Reihe 16, Platz 6. Wo Schalkes wohl treuester Fußball-Fan sitzt.

Christoph Laskowski

Inklusive Schienbein-Nagel: Klassiker und Kuriositäten im Schalke-Museum

120 Jahre Schalke 04! Im Schalke-Museum kann der Besucher auf Entdeckungsreise durch die sich am 4. Mai jährende Vereinshistorie gehen und bekommt allerhand zu sehen – von Klassikern wie getragenen Trikots bis hin zu Kuriositäten wie Klaus Fischers etwa 30 Zentimeter langem Nagel aus dem operierten Schienbein.

Schalke-Fachmann durch und durch: Museumsleiter Sebastian Pantförder.

Schalke-Fachmann durch und durch: Museumsleiter Sebastian Pantförder.

Trophäen und Medaillen? Gibt es natürlich zu bestaunen im Museum des FC Schalke 04, dem siebenmaligen deutschen Meister, dreimaligen Zweitligachampion, fünfmaligen DFB-Pokalsieger und UEFA-Cup-Gewinner von 1997.

Sehenswert sind sie natürlich, all die Pokale (inklusive der imposanten “Victoria” aus den Meisterjahren 1934 bis 1942) hinter dem blitzeblank geputzten Glas im Eingangsbereich des Museums, das voll ist mit Klassikern aus längst vergangenen Tagen. Getragene Trikots wie etwa das von Olaf Thon aus dem UEFA-Cup-Finale 1997 gegen Inter Mailand oder die ramponierten Aberglaube-Schuhe von Mike Büskens werden zur Schau gestellt. Aber diese Räume inmitten des Gästebereichs inklusive Blick direkt in die Arena haben auch allerhand Kurioses zu bieten.

Zum Beispiel ein etwa 30 Zentimeter langes Eisenteil, von dem man sich nur schwer vorstellen kann, dass es einmal in einem menschlichen Bein verbaut war. Genauer: Im Unterschenkel von Klaus Fischer. Wie bei fast allen rund 500 Exponaten der Dauerausstellung wird auf einem Schildchen kurz der Hintergrund erklärt. Der Betrachter erfährt hier: “Diesen Nagel trug Klaus Fischer 16 Monate in seinem Schienbein und erzielte damit in 17 Bundesligaspielen der Rückrunde 80/81 noch 6 Tore.”

Ein Meistershirt, das nie getragen wurde

Auch ein Meistershirt liegt in einer Vitrine. Das Kuriose daran: Es stammt von 2001, getragen wurde es also nie, zumindest nicht in aller Öffentlichkeit. Die meisten der damals vorsorglich produzierten Exemplare sind längst nicht mehr existent. Der Grund ist bekannt: Im Mai 2001 durften sich die Schalker nur vier Minuten lang als Deutscher Meister fühlen, dann entriss ihnen der FC Bayern durch ein spätes 1:1 beim HSV den Titel.

Viele Exponate im Museum der Königsblauen stammen aus den vergangenen 50 Jahren, aber es gibt natürlich auch Schätze aus der weiter zurückliegenden Vergangenheit des am 4. Mai 1904 im Gelsenkirchener Stadtteil Schalke gegründeten FC Schalke 04. Die von Hans Klodt getragenen Originalschuhe aus dem Meisterschaftsfinale 1939 zum Beispiel “berühren mich persönlich sehr”, sagt Sebastian Pantförder aus der “Abteilung Tradition”.

Zigarrenreste von Assauer

Der 49-jährige Museumsleiter verbindet die braunen Ledertreter mit den weißen Schnürsenkeln “mit der berühmten Schalker Kreisel-Zeit, die den Mythos Schalke 04 bis heute ausmacht”. Etliche Vereinslegenden wie die Kreisel-Koryphäen Ernst Kuzorra und Fritz Szepan finden in den Museumsräumen ihre Würdigung, natürlich auch Rudi Assauer, von dem es ein Sakko zu sehen gibt, garniert mit Zigarren-Überbleibseln.

Das 2000 gegründete “älteste Fußballvereinsmuseum Deutschlands”, wie Pantförder nicht ohne Stolz betont, zählt nach seiner Aussage rund 50.000 Besucher pro Jahr – was beachtlich ist, wenn man bedenkt, dass es keine Laufkundschaft gibt. Das Museum befindet sich seit 2005 auf dem abgeriegelten Stadiongelände.

Man muss das Schalker Museum, das auch mit Sonderausstellungen und vielen interessanten Programmreihen mit Prominenten lockt, also gezielt aufsuchen. Was kein Problem ist: Eine Klingel am Eingang West 1 öffnet Tür und Tor für einen Besuch der Schalker Schatzkiste, die an Spieltagen hochfrequentiert ist. Geöffnet ist das Museum bis auf Montag an allen Wochentagen von 10 bis 17 Uhr.

Toni Lieto

Spielverlegung? Schalke beharrt auf Samstag und macht drei konkrete Vorschläge

Die DFL hat sich noch nicht dazu geäußert, ob – und wenn ja wo – das Spiel des VfL Osnabrück gegen den FC Schalke 04 stattfinden kann. Klar ist, die Königsblauen beharren auf dem Termin am kommenden Samstag.

Osnabrück gegen Schalke - in der Veltins-Arena?

Osnabrück gegen Schalke – in der Veltins-Arena?

IMAGO/RHR-Foto

Am Dienstag kam die überraschende Nachricht aus Osnabrück, dass die Bremer Brücke aufgrund von Mängeln in der Dachkonstruktion gesperrt ist und die für Samstag um 13 Uhr angesetzte Partie des heimischen VfL gegen den FC Schalke auf der Kippe steht.

Die Nutzungsuntersagung hatte Osnabrück der DFL und Schalke weitergegeben, die Lila-Weißen suchen fieberhaft nach Lösungen. Für S04, das hat der Klub schon am Dienstag angedeutet, kommt eine Spielverlegung nicht infrage, der Verein hat “die Erwartungshaltung, dass das Spiel wie geplant am Samstag stattfinden kann”.

Am Mittwoch legte Schalke in einem Schreiben an die DFL noch einmal nach. Mit der drohenden Absage der Partie des 32. Spieltags “sieht der FC Schalke 04 die Integrität des Wettbewerbs akut gefährdet”, ließ der Verein wissen und verwies darauf, dass an den noch drei verbleibenden Spieltagen, bei denen es um Auf- und Abstieg geht, “von Klubs und Ligaverband sichergestellt sein muss, dass der Wettbewerb fair und gleich gestaltet wird”.

Schalke moniert, dass Osnabrück schon länger von den baulichen Mängeln wusste und sieht daher keinen Fall von höherer Gewalt. Zudem prangert der Zweitligist an, dass Osnabrück “nicht unmittelbar nach Bekanntwerden der Probleme oder zumindest zu Wochenbeginn Gespräche mit potenziellen Ausweichstadien aufgenommen” hatte, um die Austragung “der Partie am 4. Mai zu garantieren”.

Dies sei “für Schalke 04 nicht nachvollziehbar”, der Vorstand hinterlegt entsprechend bei der DFL, einer zeitlichen Verlegung des Spiels zu widersprechen.

Zumal Schalke bei einer Neuansetzung, die zwischen dem 33. und 34. Spieltag erfolgen müsste, ein Wettbewerbsnachteil mit drei Spielen in acht Tagen, damit weniger Regeneration, und dann auch noch mit zwei Auswärtsspielen zum Abschluss, entstehen würde.

Vor weniger oder ohne Zuschauer in Osnabrück?

Am Dienstag schon hat S04 aufgrund der Situation bei der DFL und auch dem VfL daher drei konkrete Vorschläge unterbreitet, um die Partie doch wie geplant am Samstag über die Bühne gehen zu lassen.

So könnte nach Schalker Auffassung die Partie vor weniger oder sogar ohne Zuschauer in Osnabrück stattfinden, soweit dies von Behörden und Experten beim Blick auf die Sicherheitsauflagen erlaubt wird. Eine andere Möglichkeit sieht S04 darin, das Spiel in der heimischen Veltins-Arena zu spielen mit reduzierter Zuschauerkapazität oder auch vor leeren Rängen, in dem Fall kostenneutral für Osnabrück. Der dritte Vorschlag basiert darauf, das Spiel auf neutralem Grund (Stadion der Bundesliga oder 2. Bundesliga wegen VAR-Technik) abzuhalten.

Sollte die Begegnung dennoch abgesagt werden, “behält sich der Klub alle rechtlichen Mittel vor, um die Interessen des Vereins und seiner Mitglieder zu schützen”, heißt es zum Abschluss des Schreibens an die DFL.

Schalke muss ab sofort auf Soppy verzichten

Brandon Soppy, bis Saisonende von Atalanta ausgeliehen, wird nicht mehr für Schalke 04 zum Einsatz kommen. Hintergrund ist eine Operation wegen einer Verletzung, die er schon seit Monaten mit sich herumschleppt.

Saison-Aus: Schalkes Brandon Soppy wird operiert.

Saison-Aus: Schalkes Brandon Soppy wird operiert.

IMAGO/Moritz Müller

Für Schalkes Rechtsverteidiger Brandon Soppy ist die Saison vorzeitig beendet – und damit auch sein Engagement bei den Königsblauen, die ihn im Winter für die Rückrunde von Atalanta ausgeliehen hatten. Der 22-Jährige kann ab sofort aber nicht mehr dabei helfen, den Klassenerhalt einzutüten, bereits am Montag wird er in Antwerpen operiert.

Die Verletzung ist allerdings alles andere als frisch. Soppy schleppt sich schon seit Monaten mit ihr herum. Vor rund acht Wochen gewannen Schalke und der Spieler nach eingehenden Untersuchungen die Erkenntnis, dass eine Sehne im Oberschenkel nicht strapazierfähig genug ist. Sie soll nun operativ verstärkt werden.

Der Eingriff hätte auch schon direkt nach der Diagnose erfolgen können, damals kam man aber überein, dass Soppy lieber versuchen will, der Mannschaft im Abstiegskampf zu helfen. Noch am vergangenen Wochenende beim 1:1 gegen Fortuna Düsseldorf hatte er in der Startelf gestanden. Mitte der zweiten Hälfte wurde er ausgewechselt. Als Alternative stehen für das Spiel am Samstag in Osnabrück (13 Uhr, LIVE! bei kicker) Henning Matriciani und Steven van der Sloot bereit.

Fragen nach dem körperlichen Zustand

Die Verpflichtung Soppys im Winter warf damals Fragen nach seinem körperlichen Zustand auf. Schalke 04 hat vom ersten Tag an betont, dass bei den medizinischen Tests alles in Ordnung gewesen sei. Unverkennbar war hingegen der Fitnessrückstand des Abwehrspielers. Den musste man erst einmal über mehrere Wochen aufarbeiten.

“Brandon hat leider eine Problematik an einer Sehne im Oberschenkel, die ihn davon abhält, sein vollständiges Leistungsniveau abzurufen”, sagt Sportdirektor Marc Wilmots. “Als vor einigen Wochen feststand, dass Brandon sich irgendwann operieren lassen muss, um das Problem dauerhaft zu lösen, hat er erklärt, vor dem Eingriff so viele Spiele wie möglich machen zu wollen, um Schalke zu helfen. Brandon hat gespielt, bis es jetzt einfach nicht mehr ging. Dafür sind wir ihm sehr dankbar, das war großer Einsatz für Schalke 04.”

Toni Lieto

Schallenberg bezeichnet Schalke aktuell als “sehr stabil”

Torwart Marius Müller und Torjäger Kenan Karaman haben sich als Schalkes größte Garanten im Abstiegskampf entpuppt. Ein Sieg aus den letzten drei Spielen dürfte Schalke für die endgültige Rettung reichen. Chefsechser Ron Schallenberg erklärt, was ihn optimistisch stimmt.

Schalkes Chefsechser Ron Schallenberg ist derzeit zufrieden.

Schalkes Chefsechser Ron Schallenberg ist derzeit zufrieden.

IMAGO/Steinbrenner

Schalke 04 hat von den jüngsten acht Spielen in der 2. Liga nur das bei Hertha BSC verloren (2:5). Der ganz große Befreiungsschlag gelang angesichts der vielen Unentschieden gegen Karlsruhe (0:0) sowie Hannover, Elversberg und nun Düsseldorf (jeweils 1:1) zwar immer noch nicht, doch dank gleichzeitiger Punktverluste von Konkurrenten schleichen sich die Königsblauen klamm und heimlich weg von den Abstiegsrängen. Ein Sieg aus den letzten drei Spielen gegen Osnabrück, Rostock und Fürth dürfte für die endgültige Rettung reichen.

Ron Schallenberg hält die Mannschaft aktuell für “sehr stabil”, wie Schalkes Chefsechser nach dem 1:1 am Samstag erklärte. “Wir schaffen es immer wieder, dem Gegner unser Spiel aufzudrücken. Wir sind stark bei langen und zweiten Bällen, gegen uns ist es derzeit nicht angenehm zu verteidigen.”

“Absoluter Unterschiedsspieler, der keine Nerven zeigt”

Der defensive Mittelfeldspieler verweist darauf, dass “wir unser System mit der Raute im Mittelfeld gefunden” haben. “Wenn man da Paul Seguin und Yusuf Kabadayi neben sich hat, sind die Rollen klar verteilt. Paul hilft mir auf der Sechs immer wieder, Yusuf hat den offensiveren Part und lauert auf Konter.” Direkt vor Schallenberg agiert Kenan Karaman im zentralen Mittelfeld. Schallenberg adelt den 30-Jährigen als “absoluten Unterschiedsspieler, der keine Nerven zeigt”.

Längst haben sich beim FC Schalke 04 zwei Säulen herauskristallisiert, ohne die das Team von Trainer Karel Geraerts deutlich tiefer im Abstiegssumpf stecken würde. Geraerts’ Garanten heißen Marius Müller und Karaman. Der Torwart und der Torjäger rückten nun auch beim 1:1 gegen Fortuna Düsseldorf in den Blickpunkt – der eine mit starken Paraden, der andere mit seinem elften Saisontreffer.

Karaman hat 20 Scorerpunkte gesammelt

Karaman ist mit nun elf Treffern (neun Assists) der mit Abstand torgefährlichste Spieler seiner Mannschaft. Mit 20 Scorerpunkten kommt der Angreifer auf exakt doppelt so viele wie der aktuell zweiterfolgreichste namens Simon Terodde (5/5).

Müller glänzte gegen Düsseldorf derweil mit einem erneut starken Auftritt. Der Torwart verhinderte nach einem abgefälschten Schuss von Matthias Zimmermann bravourös den 0:1-Rückstand (25.), einen Schuss von Christos Tzolis fischte er mustergültig aus dem Eck (74.). Der kicker kürte Müller zum “Spieler des Spiels”.

Toni Lieto

Geraerts zeigt sich zufrieden: “Hätten die drei Punkte heute verdient gehabt”

Zum fünften Mal in Serie nicht verloren. Schalke 04 sammelt Woche für Woche Punkte im Kampf gegen den Abstieg. Gegen Fortuna Düsseldorf wären es beinahe sogar drei geworden, die laut S04-Trainer Karel Geraerts auch verdient gewesen wären.

Zeigte sich mit der Leistung seiner Elf einverstanden: Karel Geraerts.

Zeigte sich mit der Leistung seiner Elf einverstanden: Karel Geraerts.

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Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen ist wohl ein Sprichwort, dass auf Schalke 04 derzeit besser denn je zutrifft. Das 1:1 gegen Fortuna Düsseldorf markierte inzwischen das vierte Remis aus den letzten fünf Spielen. Punkt für Punkt sammelt die Elf von Karel Geraerts momentan Zähler gegen den Abstieg. “Jeder Punkt ist wichtig. Wir haben jetzt 37. Jeder sagt, man braucht 40, um die Liga zu halten, also brauchen wir noch einige”, wusste der S04-Trainer bei Sky im Anschluss an die Partie gegen Düsseldorf einzuschätzen.

2. Bundesliga, 31. Spieltag

Geraerts “stolz” auf seine Spieler

Das 1:1 gegen die Fortuna, die sich noch mitten im Kampf um den Aufstieg befindet, ginge laut dem Belgier angesichts des Spiels auch absolut in Ordnung. Er zeigt sich äußerst zufrieden mit dem, “was ich heute gesehen habe. Es war eine gute Leistung über 90 Minuten. […] Ich bin stolz auf meine Spieler und sie hätten die drei Punkte heute verdient gehabt.” Ähnliche Worte fanden auch seine Schützlinge. “Am Ende vielleicht ein gerechtes Ergebnis. War ein gutes Niveau heute von beiden Mannschaften. Mit einem Quäntchen Glück gewinnen wir das Spiel vielleicht”, fand auch Torschütze Kenan Karaman.

“Nach dem Tor hätten wir noch mehr Druck machen können, auf das zweite gehen können”, fand er derweil aber auch Punkte, die sich Königsblau vorwerfen lassen muss. “Ich glaube, Fortuna war da schon unsicher, wir hatten die Fans hinter uns.” Stattdessen habe man sich “dann zu sehr nach hinten fallen” lassen. In der Arbeit gegen den Ball wiederum habe Schalke “einen Schritt nach vorne gemacht.”

Insbesondere in puncto “Kompaktheit zwischen den Ketten – das ist uns sehr, sehr wichtig. Der Trainer fordert das immer wieder ein und da sind wir echt diszipliniert geworden.” S04-Torhüter Marius Müller pflichtete ihm bei. “In den letzten Wochen hat man gesehen, dass wir gerade gegen gute Mannschaften absolut mithalten können.” Das läge vor allem daran, dass die “Gegentorflut gut aufgefangen” worden sei.

Elfmeter-Szene sorgt für Diskussionen

Harmonische Worte nach einem Punkt gegen eine der Top-Mannschaften der Liga. Wäre da nicht noch die Szene kurz vor dem Ende gewesen, bei der Assan Ouedraogo im Duell mit Joshua Quarshie im Strafraum zu Fall gekommen war. Der Unparteiische Harm Osmers zeigte zunächst auf den Punkt, entschied sich mithilfe des VAR und nach Ansicht der Bilder aber gegen den Strafstoß. Eine Entscheidung, über die es verschiedene Meinungen gab. “Meine Meinung ist sehr einfach”, machte Garaerts gleich klar. “Es gab einen Kontakt mit Assan Ouedraogo, also kann der VAR in diesem Moment nicht eingreifen. Es gab einen kleinen Kontakt, also ist es keine klare Fehlentscheidung.”  Entsprechend sei es für ihn “ein Fehler” gewesen, die auf dem Feld getroffene Entscheidung zu revidieren.

“Er hätte es sich auch einfach machen können hier vor 60.000 Leuten und auf dem Punkt bleiben” können, hielt sein Gegenüber Daniel Thioune dagegen. “Kontakt bedeutet nicht immer gleich Foulspiel und entsprechend war es glaube ich eine gute Entscheidung.”

Müller hielt sich aus der Debatte derweil zurück. “Ich will ehrlich gesagt nicht drüber urteilen. Am Ende ist es so, dass der Schiri gepfiffen hat aus dem Spiel heraus und das ist für mich am Ende das, was ausschlaggebend sein muss. Ob es am Ende einer ist oder nicht, überlasse ich dann gerne dem Stammtisch morgen früh.” Vielmehr kritisierte er, dass es “keine klaren Linien mehr” gebe. “Das ist ja mal so, mal so. Vielleicht wäre der Elfmeter vor zwei Wochen gegeben worden.”

Gegeben wurde er bekanntermaßen nicht und so blieb es bei nur einem Punkt. Ein Punkt, der am Ende aber auch jede Menge wert sein kann, der aber nicht der letzte auf dem Konto des S04 sein soll. “Wenn wir uns auf uns fokussieren, bin ich mir sicher, dass wir da schnellstmöglich die Punkte holen”, befindet auch Müller. Am besten soll damit bereits am kommenden Wochenende beim VfL Osnabrück begonnen werden.