Mit Terodde verlässt eine prägende Figur die Bühne

Simon Terodde hat über viele Jahre die 2. Liga geprägt, er verabschiedet sich nun als prägende Figur des FC Schalke 04. Ein Kommentar von kicker-Reporter Toni Lieto.

Hängt die Fußballschuhe an den Nagel: Simon Terodde.

Hängt die Fußballschuhe an den Nagel: Simon Terodde.

Als Schalke 04 vor ziemlich genau einem Jahr nach einer famosen Rückrunden-Aufholjagd das Wunder vom Erstliga-Klassenerhalt nur knapp verpasste und die Mannschaft am finalen Spieltag durch ein 2:4 in Leipzig zurück in die 2. Liga musste, reifte in Simon Terodde der Entschluss: Das kann es noch nicht gewesen sein!

Viele auf Schalke beknieten den Routinier seinerzeit, er solle doch einen Rückzieher vollziehen und sein wenige Wochen zuvor verkündetes Aus bei Schalke 04 revidieren (keine Verlängerung des auslaufenden Vertrags). Terodde ging in sich und ließ sich nicht lange bitten: Verein und Spieler einigten sich auf ein neues Arbeitspapier. Auf drei Jahre wurde es angelegt, allerdings mit dem maßgebenden Inhalt, nach jeder Saison neu über die Sinnhaftigkeit einer Fortführung beraten zu können.

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Es geht nicht irgendein Profi

Diese Vereinbarung bildete die Grundlage für Teroddes am Donnerstag verkündete Entscheidung, seine Karriere nach dieser Saison zu beenden. Mit ihm verlässt in wenigen Tagen nicht irgendein Profi die Fußballbühne. Seine offizielle Verabschiedung im Rahmen des finalen Heimspiels gegen Hansa Rostock am Samstag wird ein Gänsehaut-Moment.

Als Terodde sich vor einem Jahr umentschied, war er fest entschlossen gewesen, die Königsblauen erneut ins Oberhaus zu ballern – wie er es schon 2021/22 mit sagenhaften 30 Treffern als Torschützenkönig getan hatte. Das hat diesmal nicht annähernd so gut funktioniert, der Stürmer kommt aktuell lediglich auf fünf Saisontore.

Ein kluger Schritt

Es gibt Profis, die in so einer Situation kein Ende finden. Terodde musste abwägen, ob er nun den Schritt vollzieht, vor dem er nach eigener Aussage schon immer Angst hatte, oder ob er versucht sich durchzuhecheln – in der Hoffnung auf ein Happy End 2025. Der dreifache Familienvater hat sich nach reiflicher, von Emotionen begleiteter Überlegung dazu durchgerungen, kein weiteres Jahr dranzuhängen. Das ist klug.

Schalke 04 ist gut beraten, den Sympathieträger weiter im Klub einzubinden, in welcher Form auch immer. Man wird den Kapitän als Kopf und Kabinenversteher vermissen, doch für Terodde persönlich ist der Abschied der richtige Zeitpunkt. Der erfahrene Angreifer, der zuvor auch in anderen Traditionsvereinen wie dem Hamburger SV, VfL Bochum, VfB Stuttgart oder 1. FC Köln Duftmarken setzen konnte, hat sich ein Denkmal gebaut, das ihm seinen Platz bei Königsblau garantiert.

Den Stachel, der in ihm sitzt, wäre er auch bei einer Fortführung seiner Karriere nicht losgeworden. Der Spieler, dessen Marke in der 2. Liga mit aktuell 177 Treffern in 310 Partien möglicherweise für alle Zeiten unerreicht bleiben wird, konnte seine Tauglichkeit als Torjäger nie auch in der 1. Liga auf ähnlich formidable Art nachweisen (15 Tore in 90 Spielen). Die letzte Chance dazu bot sich ihm mit Schalke 2022/23. In der Saison also, an deren Ende er einen Rückzieher vom Rückzieher machte – und viele Menschen damit glücklich.