Abstiegs-Angst beim VfR Aalen? “Möchte jetzt nicht über die Oberliga reden”

Abstiegs-Angst beim VfR Aalen? “Möchte jetzt nicht über die Oberliga reden”

Die anhaltenden Spannungen beim VfR Aalen entluden sich jüngst in einem gewaltigen Beben, das am Ende Cheftrainer Markus Pflanz und Präsident Michael Weißkopf aus ihren Ämtern riss. Nun äußerte sich der Verein über die Gründe und wie doch noch der Turnaround im Keller erzwungen werden soll.

Der VfR Aalen steuert auf den Abstieg aus der Regionalliga zu.

Der VfR Aalen steuert auf den Abstieg aus der Regionalliga zu.

IMAGO/Eibner

Mehr zur Regionalliga südwest

Die sportliche Talfahrt hat beim VfR Aalen schon vor dem personellen Beben für Unruhen gesorgt. Mehrere Sponsoren haben sich nach der 1:2-Niederlage beim Bahlinger SC zu Wort gemeldet und verkündet, dass die Oberliga nicht interessant für sie sei. Und dass sie sofort eine Reaktion erwarten. Präsidiumsmitglied Michael Schäfer sagt, dass das “schon weh getan hat”, aber nicht ausschlaggebend für die Freistellung von Trainer Markus Pflanz und die Rücktritte seines seit längerem umstrittenen Präsidiumskollegen Michael Weißkopf und dessen Beraters Marco Grüttner war.

Vor allem zur Personalie Markus Pflanz sagt Michael Schäfer, dass es diese Diskussion schon vor dem Spiel gegen Schott Mainz (2:3) gegeben  habe. “Wir haben uns überlegt, wie wir als Verein weiter agieren können.” Der 48-jährige A-Lizenz-Inhaber hat in den knapp vier Monaten beim VfR Aalen nur ein Spiel gewonnen und einen enttäuschenden Punkteschnitt von 0,78 hingelegt.

“Meistermacher” Scharinger stand in den Startlöchern

Nach der Entlassung des Trainers wurde beim VfR sofort der Name Rainer Scharinger gehandelt. Der Aalener Meistermacher von 2010 hätte als “Feuerwehrmann” einspringen sollen. Präsidiumsmitglied Schäfer bestätigt, dass sich die Verantwortlichen mit Scharinger beschäftigt hätten. Aber: “Wir haben bewusst gesagt, dass wir das Aalener Modell fahren wollen. Und dem bisherigen Co-Trainer Petar Kosturkov und Torwarttrainer Tobias Linse eine Chance geben wollen.”

Das neue Duo hat bereits am Dienstag die erste Einheit geleitet. Der UEFA-Pro-Lizenz-Inhaber und Pflanz-Nachfolger Kosturkov sagt offen, dass “die Stimmung am Anfang nicht gut war”. Dazu trägt auch die personelle Lage bei. Denn: Das etatmäßige Innenverteidigerduo Ali Odabas und Lasse Jürgensen ist am Sonntag (14 Uhr) im Heimspiel gegen den FSV Frankfurt gelb-gesperrt. Für die beiden werden Michael Schaupp und Johannes Kraus in die Startelf rücken – beide sind in dieser Saison bislang nur zweite Wahl gewesen.

Es geht um Nuancen

Kosturkov lässt trotzdem eine Kampfansage folgen: “Wir haben es nach wie vor in der eigenen Hand. Die Mannschaft hat die Qualität, sie muss nur an sich glauben und befreit aufspielen.” Michael Schäfer ist ähnlich optimistisch: “Die Jungs haben gezeigt, dass sie Fußball spielen können. Es geht nur um kleine Nuancen.” Abseits des Platzes versuchen die Verantwortlichen alles, um noch einmal für eine Aufbruchstimmung zu sorgen. So hat der Namensgeber der “Centus-Arena” vor dem Spiel gegen den FSV Frankfurt erklärt, dass er die Zusammenarbeit ligaunabhängig fortsetzen werde. “Das ist ein wichtiges Signal”, sagt Schäfer.

Bei mir haben sich viele Spieler gemeldet. Viele haben gesagt, dass ich der beste Trainer gewesen sei, den sie je hatten.

Der frisch entlassene Cheftrainer Markus Pflanz (48) hat sich nichts vorzuwerfen

Unterdessen hat Markus Pflanz Aalen bereits verlassen und seine Wohnung geräumt. Der bisherige Trainer war auch nicht in Aalen, als am späten Montagabend sein Aus beschlossen wurde. Zwei Tage nach der Niederlage beim Bahlinger SC ist der angehende Fußballlehrer zu einer mehrtägigen Hospitanz zum Bundesligisten RB Leipzig gefahren. Pflanz hat noch versucht, die Zeit beim Bundesligisten RB Leipzig angesichts der prekären Lage beim VfR Aalen zu verschieben. “Das ging aber nicht”, sagt er. Und stellt klar, dass “mit dem Verein abgesprochen war, dass ich angesichts meiner Fußballlehrer-Ausbildung immer wieder mal fehlen werde”.

Man merkt Pflanz an, dass ihm die frühzeitige Entlassung nach nur 115 Tagen im Amt mitnimmt. Man spürt Enttäuschung. Und er sagt, dass er “in der freien Wirtschaft niemals rausgeschmissen worden wäre”. Denn: “Wir haben unter der Woche super Arbeit abgeliefert, nur am Wochenende haben die Ergebnisse gefehlt.” Und: “Von der Arbeitsweise kann ich mir nichts vorwerfen.” Entsprechend seien die Reaktionen nach der Trennung gewesen. “Bei mir haben sich viele Spieler gemeldet. Von denen habe ich nur lobende Worte bekommen. Viele haben gesagt, dass ich der beste Trainer gewesen sei, den sie je hatten.” Der entlassene Trainer ist außerdem “zu 100 Prozent” überzeugt, dass der VfR Aalen in der Liga bleibt. “Es wird vier Absteiger geben. Aalen braucht neun Punkte für den Klassenerhalt, und ich bin mir sicher, dass das Team noch drei Spiele gewinnt.”

Und was passiert mit dem Traditionsverein, wenn es am Ende doch schief gehen sollte? “Wir werden die Oberliga spielen. Zu 100 Prozent”, sagt Michael Schäfer und stellt klar: “Aber ich möchte jetzt nicht über die Oberliga reden.”

Alexander Haag