Letzte PK in Liverpool: Die Klopp-Awards und ein Ratschlag an die Nachfolger

Am Freitag hat Jürgen Klopp (56) letztmals als Trainer des FC Liverpool eine Pressekonferenz gegeben. Es wurde gelacht, sich erinnert und nach vorne geschaut.

Raus mit Applaus: Liverpool-Trainer Jürgen Klopp.

Raus mit Applaus: Liverpool-Trainer Jürgen Klopp.

IMAGO/PA Images

Es hatte zu diesen Anlässen über die Jahre auch immer mal wieder Scharmützel mit manchen Journalisten und kleinere Wutreden gegeben, doch die letzte Pressekonferenz von Jürgen Klopp beim FC Liverpool begann so, wie die meisten begonnen hatten: mit lockerem Gelächter. Man schätzt sich am Ende doch.

Am Freitagvormittag ließ sich der scheidende Reds-Trainer eine ganz spezielle Lockerheit anmerken, eine Gelöstheit, aber auch das volle Bewusstsein. “Wir müssen nicht so tun, als wäre es eine normale Woche, weil es das nicht ist”, meinte Klopp vor seinem letzten Spiel in aktueller Funktion, dem Heimspiel gegen Wolverhampton an der Anfield Road (Sonntag, 17 Uhr, LIVE! bei kicker). Es wird besonders. Auch wenn die Meisterschaft woanders entschieden wird.

Erste Zeremonien nach knapp neun denkwürdigen Jahren sind bereits im Gange. “Gestern haben sich die Spieler verabschiedet, wir haben hier gegrillt”, verriet Klopp. “Zwischendurch habe ich immer wieder sehr emotionale Momente.” Missen will er sie nicht. “Wenn der Abschied nicht schwer wäre, würde es bedeuten, dass man keine gute Zeit zusammen hatte”, so der 56-Jährige. “Es war mir immer klar, dass es ein sehr schwerer Abschied wird.”

Mit Klopp gehen wird nicht nur sein Trainerteam. Eine gute Stunde vor der PK hatten die Reds bekanntgegeben, dass die auslaufenden Verträge von Joel Matip und Thiago nicht verlängert werden. “Haben Sie je einen besseren ablösefreien Transfer gesehen?”, raunte Klopp zufrieden zur Personalie Matip. “Ich hätte seine Karriere gerne ohne Verletzungen erlebt”, sagte er über Thiago.

“Klopp-Awards” für Alisson und Alexander-Arnold

Der gebürtige Stuttgarter, gewohnt redselig, gab so einige Einschätzungen zum Besten, verlieh auf Nachfrage quasi ein paar Klopp-Awards. Den Preis für den besten Fußball gab er der Leistung seiner Mannschaft gegen Manchester City im März (1:1), als spektakulärstes Spiel kürte Klopp das Champions-League-Halbfinal-Rückspiel gegen Barcelona 2019. Sein liebstes Tor erzielte Alisson, die beste Parade zeigte der Torhüter auch. Den besten Assist gab Trent Alexander-Arnold per Ecke – gegen Barcelona. Auf dem Weg zum CL-Titel.

“Dreimal im CL-Finale zu stehen, ist eine unglaubliche Leistung”, schwärmte Klopp, als er nach seinem Urteil über seine Ausbeute in knapp neun Jahren Liverpool gefragt wurde. “Ich weiß, dass wir mehr hätten gewinnen können”, räumte er angesichts von “nur” einer Meisterschaft und “nur” einem Henkelpott ein, “aber das ist okay für mich”. Er sei mit sich und seiner Zeit an der Anfield Road im Reinen. Das strahlte er auch aus. Es sei “die beste Zeit” gewesen, “die ich hatte – beim besten Klub, den ich mir hätte vorstellen können”.

Im letzten Drittel der PK ging es hauptsächlich um das besondere Band zwischen Klub und Fans, aber auch zwischen Fans und Klopp. Er selbst machte das weniger an seiner Person fest. Mehr an seiner Herangehensweise. “Wir alle sind so glücklich, wie wir es sind, weil wir uns darauf eingelassen haben.” Diesen Optimismus als Ratschlag legte Klopp dem LFC auch für die Zeit nach seiner Ära nahe.

Dass er nach seinen Stationen in Mainz und Dortmund auch bei einem der größten Klubs der Welt zu so einer beliebten Identifikationsfigur geworden ist, hatte Klopp übrigens “nicht geplant. Ich hatte das nicht erwartet. Aber es bedeutet mir unglaublich viel.”

Liverpool verabschiedet Matip und Thiago

Am Sonntag endet in Liverpool nicht nur das Kapitel Jürgen Klopp. Die Reds verabschieden auch Joel Matip und Thiago.

Ein Kuss für die Champions-League-Trophäe: Joel Matip.

Ein Kuss für die Champions-League-Trophäe: Joel Matip.

imago images / Sportfoto Rudel

Der FC Liverpool hat zwei Tage vor dem letzten Saisonspiel bekanntgegeben, dass Joel Matip und Thiago den Verein im Sommer verlassen werden. Die Verträge laufen aus und werden nicht verlängert.

Matip spielte acht Jahre in Liverpool, gehörte damals zu den ersten Neuverpflichtungen von Jürgen Klopp. Der gebürtige Bochumer wechselte 2016 ablösefrei von Schalke 04 auf die Insel und absolvierte seitdem 201 Pflichtspiele für die Reds. Seine größten Erfolge waren der Champions-League-Gewinn 2019 und ein Jahr später der Meistertitel in der Premier League.

“In all den Jahren, in denen ich mit Fußball zu tun habe, bin ich mir nicht sicher, ob ich auf allzu viele Spieler gestoßen bin, die mehr geliebt werden als Joel Matip. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob es möglich wäre, etwas Schlechtes über ihn zu sagen”, sagte Klopp über Matip, der aktuell noch an den Folgen eines Kreuzbandrisses laboriert. Klopp beschrieb den 32-jährigen Innnenverteidiger als “einen wunderbaren Profi, einen wunderbaren Fußballer und einen wunderbaren Menschen”: “Wir waren gesegnet, ihn so lange bei uns zu haben, und jetzt können wir ihm nur noch alles Gute wünschen, wenn er eine neue Richtung einschlägt.”

Thiago geht nach schwieriger Saison

Wenig später vermeldeten die Reds auch den Abschied von Thiago, dessen Vertrag ebenfalls ausläuft. Der spanische Mittelfeldspieler wechselte 2020 nach dem Triple-Gewinn der Bayern an die Anfield Road und absolvierte in vier Jahren 98 Pflichtspiele. 2022 holte er mit dem FC Liverpool den englischen Pokal, erzielte beim 6:5-Erfolg im Elfmeterschießen ein Tor.

In dieser Saison kam der 33-Jährige verletzungsbedingt nur auf einen Einsatz. “Ich weiß, dass Verletzungen für ihn und auch für uns frustrierend waren, aber das Niveau, auf dem er spielen konnte, als er verfügbar war, war unglaublich. Daran werde ich mich erinnern”, unterstrich Klopp.

Beim Heimspiel am Sonntag gegen die Wolverhampton Wanderers (17 Uhr, LIVE! bei kicker) fällt für Matip und Thiago der letzte Vorhang in Liverpool. Es wird schon allein wegen Klopp ein emotionaler Abschied werden.

“Klopp weiß fünf Minuten nach Spielende, wie Mainz gespielt hat”

Christian Heidel hat bis heute ein enges Verhältnis zu Jürgen Klopp. Mit dem kicker sprach er über dessen einmalige Karriere-Leistung – und eine mögliche Rückkehr nach Mainz.

Christian Heidel (re.) im September 2023 mit Jürgen Klopp am Mainzer Bruchweg.

Christian Heidel (re.) im September 2023 mit Jürgen Klopp am Mainzer Bruchweg.

IMAGO/Martin Hoffmann

Am Sonntag ertönt für Jürgen Klopp der letzte Abpfiff als Trainer des FC Liverpool. Und dann? Auf jeden Fall wird der 56-Jährige in den kommenden Monaten öfter mal Christian Heidel begegnen, seinem einstigen Vorgesetzten beim 1. FSV Mainz 05. Beide besitzen Fincas auf Mallorca, die nicht weit voneinander entfernt liegen, und sind auch sonst noch eng verbunden.

“Ich freue mich jetzt auf ein paar mehr Tage mit ihm zusammen”, sagt Heidel im Gespräch mit dem kicker über seinen “engen Freund”. “Wir sind fast Nachbarn.” Auch wenn ihre gemeinsame Zeit in Mainz bereits 16 Jahre zurückliegt, stehen sie noch “sehr, sehr regelmäßig Kontakt”, verrät der FSV-Sportvorstand. “Auch unsere beiden Familien sind sehr eng beieinander. Das ist ein überaus großes Vertrauensverhältnis. Manchmal weiß ich Dinge, die andere nicht wissen, und er von mir ganz genauso.”

Nur eines kann sich Heidel bei Klopp “überhaupt nicht vorstellen”

Weiß Heidel also, was Klopp in seiner Trainerkarriere noch vorhat? “Wenn es sich einer verdient, einfach mal das Leben mit seiner Familie zu genießen, dann ist es er, und ich glaube, vieles wird davon abhängig sein, wie er dieses Leben findet. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass er sagt: Ja, jetzt möchte ich – irgendwann geht auch er auf die 60 zu – das Leben einfach mal genießen. Genauso kann es sein, dass er nach einem Jahr sagt: Das war ja ganz lustig, aber ich möchte nochmal diesen Druck erleben. Ich weiß es heute auch nicht, und wenn ich es wüsste, würde ich es auch nicht sagen, muss ich zugeben.”

Nur eines kann sich Heidel “überhaupt nicht vorstellen”: dass Klopp “auf die Idee kommt, nach drei Monaten wieder einzusteigen”, wie es 2015 nach seinem Abschied aus Dortmund war, dem sich schnell das Engagement in Liverpool anschloss.

“Gefühlt ist Mainz seine Heimat”

Ob dafür eines Tages eine Rückkehr zum FSV infrage kommt? Heidel will “lieber nicht darüber nachdenken” und Klopp “auch nicht unter Druck setzen”. Aber: “Jürgen Klopp ist zwar nicht in Mainz geboren, aber gefühlt ist Mainz seine Heimat und dieser Verein hängt ihm sehr, sehr am Herzen. Auch wenn er die Premier League mit dem FC Liverpool gewonnen hat, weiß er fünf Minuten nach Spielende in Mainz, wie Mainz 05 gespielt hat. Das ist ein ganz, ganz besonderes Verhältnis.”

Sollte es tatsächlich zu einem Comeback kommen, “würden die Leute wahrscheinlich Kopf stehen hier”, meint Heidel. “Aber Fakt ist auch: Das Thema stellt sich zurzeit natürlich nicht.”

“Klopp ist im Grunde ein sehr guter Verlierer”

Im Gespräch mit dem kicker schildert Journalist Raphael Honigstein, wie Jürgen Klopp bei TV-Interviews wirklich tickt – und wie es für diesen nach der Liverpool-Ära weitergehen könnte.

Vor allem für Sky hat der Journalist Raphael Honigstein während der vergangenen fast neun Jahre regelmäßig über Jürgen Klopp und den FC Liverpool berichtet, häufig mit Einblendungen vom Spielfeldrand. Im Interview mit dem kicker spricht er über seine Erfahrungen.

Herr Honigstein, warum ist es so spannend, Jürgen Klopp nach dem Spielende zu interviewen?

Weil es immer extrem aufschlussreich ist. Klopp braucht nur einen kleinen Anstupser, dann erzählt er sehr detailliert das Spiel nach und liefert dazu gerne ein paar taktische Beobachtungen mit. Er wird meist verkannt: Klopp kommt als Trainer nicht nur über Emotionen, sondern auch über sehr genaue Analysen. Es ist schon ungewöhnlich, dass man kurz nach Schlusspfiff regelmäßig so viel von seinem Gesprächspartner erfährt.

Es heißt, alle guten Trainer müssen schlechte Verlierer sein. Wie ordnen Sie diesen Kontext bei Klopp ein, auch in Interviews?

Klopp ist im Grunde ein sehr guter Verlierer, weil er Niederlagen extrem gut wegstecken kann. Aber kurz nach Spielende ist der Frust sehr groß. Im einen oder anderen Fall lässt er das auch schon mal an Journalisten aus. Hinterher tut ihm das oft auch leid. Was hilft, ist ein bisschen Sensibilität als Fragesteller.

Heißt?

Dass er auch nach Niederlagen sehr sachlich und ehrlich analysieren kann. Wenn man in der Frage aber schon die Bewertung vorwegnimmt, im Sinne von “Das reicht nicht” oder “Liverpool ist jetzt weg vom Fenster”, dann wird es schwierig. Klopp wehrt sich, wenn er das Gefühl hat, dass von außen grundsätzliche Debatten oder Zweifel an seinen Methoden in die Mannschaft getragen werden könnten. Ganz unabhängig von den Medien: Er ist sicher nicht immer der “liebe Kloppo”, der alle in den Arm nimmt, sondern legt klare Verhaltensregeln fest. Du kannst nur Teil der Familie sein, du kannst nur umarmt werden, wenn du aus innerer Überzeugung an das Ganze glaubst und deinen Teil beiträgst. Intern knallt es dann auch mal.

Er sucht sich seine Klubs nicht nach soziologischen Kriterien aus.

Raphael Honigstein

Ihr Buch, das Sie über ihn geschrieben haben, heißt ja auch so. Der Titel zitiert Klopp: “Ich mag, wenn’s kracht”. Warum mag er das?

Das bezieht sich komplett auf den Fußball, die Art und Weise, wie er spielen lässt. Diese Intensität lebt auch von der Wechselwirkung mit dem Publikum. Das Buch habe ich über ihn geschrieben, nicht mit ihm. Aber er hat mir bei der Recherche keine Türen verschlossen. Tatsächlich war es schwer, Leute zu finden, die eine negative Meinung von ihm hatten.

Es wirkte wie eine Mischung aus Selbsteinschätzung und Kokettieren, als Klopp sich 2015 als “Normal One” vorstellte. War er das rückblickend wirklich?

Ja, aber da steckt auch feine Selbstironie drin. Er ist in Liverpool so beliebt, weil man ihn in der Nähe seines Hauses im Pub ansprechen kann, weil man ihn mit seinem Hund beim Spaziergang trifft. Er hat ein Gespür und Gehör für die Gefühle und Probleme der Leute und hat während der Corona-Zeit sich auch finanziell um viele Bedürftige gekümmert. Er gibt ihnen das Gefühl, einer von ihnen zu sein, und die Leute fühlen sich verstanden – diese Art des “Normal-Seins” macht ihn so besonders. Einer seiner Trümpfe ist auch, Dinge mit Humor aufzulösen.

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Klientel und Menschenschlag sind sich im Ruhrgebiet und am Mersey zumindest ähnlich. Braucht Klopp genau dieses Umfeld, um erfolgreich zu sein, oder würde seine Art auch bei einem anderen Typus Mensch funktionieren?

Er ist als Trainer so gut, intelligent und anpassungsfähig, dass er überall arbeiten könnte, er sucht sich seine Klubs nicht nach soziologischen Kriterien aus. Das ist ja auch Teil der Arbeit, des Handwerks: zu schauen, was braucht es, damit eine Stadt “brennt”.

Es wird etwas kommen, was ihn reizt. Das kann durchaus die Nationalmannschaft sein, das kann irgendwann auch der FC Bayern sein.

Raphael Honigstein

Jetzt lassen wir ihn, wie er es sagte, erst mal bis 2025 pausieren. Wo sehen Sie ihn danach, wann auch immer?

Vielleicht macht er auch mal drei Jahre gar nichts.

Oder hört er komplett auf?

Nein, das kann ich mir nicht vorstellen. Es wird etwas kommen, was ihn reizt. Das kann durchaus die Nationalmannschaft sein, das kann irgendwann auch der FC Bayern sein. Weil, wie gesagt, er überall funktionieren würde, inklusive München. Auch in Liverpool hat er Ratschläge angenommen wie von Michael Edwards nicht Julian Brandt, sondern Mo Salah zu holen (Edwards war Sportdirektor des FC Liverpool, kehrt nun mit erweiterten Kompetenzen im Fußballbetrieb der Fenway Sports Group zurück; Anm. d. Red.).

Liverpool, Jürgen Klopp

Der wohl größte Erfolg in der Zeit von Jürgen Klopp beim FC Liverpool: der Gewinn der Champions League im Jahr 2019.
imago images/Shutterstock

Wenn wir es mal aus Sicht des Klubs betrachten: Klopp hinterlässt eine große Lücke in Liverpool, es gab Tränen. Aber ist seine Entscheidung nicht auch eine Chance für den FC Liverpool, weil sich gewisse Dinge nach neun Jahren einfach abschleifen müssen?

Jeder Wechsel bietet eine Chance. Edwards kommt als neuer starker Mann. Andererseits hat Klopp bewiesen, wie viel Kraft dieses trainerzentrische System entwickeln kann, wenn da der Richtige als Gesicht des Klubs auf der Bank sitzt. Die Mannschaft ist so aufgebaut, dass sie auf Jahre konkurrenzfähig sein sollte. Anderseits fragt man sich, ob Liverpool, ob diese Spieler auch ohne Klopp derart stark performen werden.

Wie schafft es ein Journalist, wie schaffen Sie es, dass Sie auch beim Menschenfänger Klopp nicht ihre Objektivität ihm gegenüber verlieren?

Die absolute Objektivität gibt es natürlich nicht. Jeder mag bestimmte Vereine, Trainer oder auch Spielweisen. Entscheidend ist Fairness – dass gewisse Sympathien oder Vorlieben nicht das Urteilsvermögen trüben.

Wie hat es Klopp geschafft, alle Spieler mitzunehmen, dass auch noch die Nummer 19 im Kader für ihn durchs Feuer geht?

Weil er jeden spüren lässt, dass er wichtig für das Große und Ganze ist. Er hat zum Beispiel 2015 dafür gesorgt, dass sich alle Spieler bei den Mitarbeitern des Trainingszentrums in Melwood persönlich vorstellen. Es geht um Wertschätzung, um Anerkennung. Klopp umarmt keinen, der ständig etwas falsch macht. Aber er ist für Spieler berechenbar und vor allem: ehrlich. Sie wissen bei ihm immer, woran sie sind.

Dieses Interview erschien erstmals in der kicker-Ausgabe vom 6. Mai

Interview: Thomas Böker

Klopp gratuliert dem BVB – und könnte letztes Liverpool-Spiel verpassen

Jürgen Klopp hat Dortmunds Einzug ins Champions-League-Finale begeistert verfolgt. In seinem vorletzten Spiel als Liverpool-Trainer hat er am Montag eine klare Mission.

Am Montag zum vorletzten Mal vor der Liverpool-Bank in Aktion: Jürgen Klopp, hier eine Szene vom jüngsten 4:2-Sieg gegen Tottenham.

Am Montag zum vorletzten Mal vor der Liverpool-Bank in Aktion: Jürgen Klopp, hier eine Szene vom jüngsten 4:2-Sieg gegen Tottenham.

picture alliance / empics

Auch privat schaut Jürgen Klopp viele Fußballspiele, und natürlich war das dabei, das am Dienstagabend in Paris stattfand: Sein Ex-Arbeitgeber Borussia Dortmund erreichte gegen PSG das Champions-League-Finale – erstmals seit 2013, als Klopp gegen den FC Bayern noch selbst auf der BVB-Bank saß.

“Ich freue mich sehr darüber”, erklärte der inzwischen 56-Jährige am Freitag in Liverpool. “Es war wirklich cool, das anzuschauen. Eine große, große Leistung. Und fast das gleiche Finale wie 2013. Eine richtig schöne Geschichte.”

Auf Nachfrage bestätigte Klopp, dass er auch das Finale zwischen Dortmund und Real Madrid am 1. Juni nur als Fan verfolge – nicht etwa als TV-Experte. “Sind Sie verrückt?”, entgegnete er. “Um zu erklären, wie man ein Champions-League-Finale verliert?” Klopp triumphierte 2019 zwar mit Liverpool gegen Tottenham, war neben 2013 aber auch 2019 und 2022 (jeweils gegen Real Madrid) nur zweiter Sieger.

Klopp droht noch eine Gelbsperre

Nun geht auch Klopps Liverpool-Ära bald zu Ende. Am Montag (21 Uhr, LIVE! bei kicker) steht bei Aston Villa, das kurz davor ist, Arsenal, Manchester City und Liverpool in die Champions League zu folgen, sein vorletzter Auftritt an der Seitenlinie an. Oder sogar der letzte? Sollte Klopp eine Gelbe Karte erhalten, wäre er für das finale Heimspiel gegen Wolverhampton gesperrt.

Er müsse nicht dabei sein, “aber es wäre cool”, meinte er am Freitag trocken und erntete Gelächter. Seine klare Mission im Villa Park: “Ich werde absolut alles versuchen, um nicht in irgendwelche Diskussionen verwickelt zu werden.” Dass er erst bei zwei Verwarnungen steht, während einige Trainerkollegen bereits Sperren absitzen mussten, wertet er als Zeichen dafür, “über die Jahre offenbar ruhiger geworden” zu sein.

Seine bisherigen beiden Gelben Karten in dieser Saison sah Klopp in Luton (5. November, 1:1) und gegen Burnley (10. Februar, 3:1), jeweils hatte er sich über einen nicht gegebenen Elfmeter beschwert. Seitdem überstand er zwölf Liga-Spiele unbeschadet. Mikel Arteta (Arsenal) und Roberto de Zerbi (Brighton) führen das Karten-Ranking mit jeweils fünf Verwarnungen an.

Klopp buries row with ‘outstanding’ Salah, hails ‘special’ Anfield

TNT Sports presents the premium live sports rights previously carried by BT Sport including the Premier League, UEFA Champions League, UEFA Europa League, UEFA Conference League, Gallagher Premiership Rugby, Investec Champions Cup, EPCR Challenge Cup, MotoGP, Cricket, UFC, Boxing and WWE. The streaming home for TNT Sports in the UK is discovery+, where fans can enjoy a subscription that includes TNT Sports, Eurosport and entertainment in one destination.

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Klopp schießt gegen TV-Sender: “Ich habe auf Amnesty International gewartet”

Warum hinkt die Premier League in dieser Europapokal-Saison derart hinterher? Jürgen Klopp glaubt den Grund zu kennen – und legte sich deshalb offen mit einem TV-Sender an.

Hat genug von

Hat genug von “Saftpressen”: Jürgen Klopp.

IMAGO/PA Images

Die Saison ist für den FC Liverpool gelaufen, das ist auch Jürgen Klopp klar. “Der Druck ist weg, es ist vorbei”, sagte der scheidende Reds-Coach am Freitag zur Tabellensituation, in der Arsenal und Manchester City den Titel untereinander ausmachen werden und Liverpool die Champions-League-Qualifikation dank Tottenhams 0:2 bei Chelsea sicher hat (“Ich war wirklich glücklich gestern”).

Und weil auch der öffentlichkeitswirksame Disput mit Mohamed Salah Klopp zufolge “komplett geklärt” ist (“Wir respektieren uns zu sehr”), konnte er sich bei seiner Pressekonferenz – ungefragt – einem anderen Thema zuwenden: dem schwachen Abschneiden der Premier-League-Klubs im Europapokal. Der einzige englische Halbfinalist, Aston Villa in der Conference League, verlor sein Hinspiel gegen Olympiakos Piräus am Donnerstag zuhause mit 2:4.

Den naheliegenden Schluss, die Premier-League-Teams seien in dieser Saison hinter den Erwartungen zurückgeblieben, lässt Klopp nicht zu. “Ich schaue viel Fußball, und die Premier League ist die beste Liga der Welt. Sie ist nicht überschätzt, die Spieler sind überlastet. So einfach ist das”, erklärte er. Mit den zusätzlichen Spielen in der neuen Champions-League-Saison werde die Lage nur noch dramatischer.

“Das ist ein kleiner Rat eines alten Mannes vor dem Abschied”

Die Verantwortlichen müssten wieder “Partner des Fußballs” werden statt “Saftpressen” zu sein, appellierte Klopp. “Das ist ein kleiner Rat eines alten Mannes vor dem Abschied. Ich werde weiterhin viel Fußball schauen, aber nicht alles. Die Leute können ab und zu ohne einen Spieltag überleben. Dass City, Arsenal und wir in den Viertelfinals rausfliegen, spiegelt nicht wirklich die Qualität wider, sondern dass wir an dem Tag nicht abliefern konnten, als es nötig war.” Auch wenn es in anderen Ländern “zweifellos” ebenfalls sehr gute Mannschaften gebe.

Vor dem Heimspiel gegen Tottenham am Sonntag (17.30 Uhr, LIVE! bei kicker) hatten die Reds zwar eine freie Trainingswoche (“Wir mussten Trainingseinheiten planen!”), davor jedoch im Rhythmus Donnerstag-Sonntag-Mittwoch-Samstagmittag gespielt. “Das ist ein Verbrechen”, schimpfte Klopp besonders über die jüngste 13.30-Uhr-Ansetzung des übertragenden Senders TNT. “Ich habe echt darauf gewartet, dass Amnesty International eingreift.”

Klopp als Fußballfunktionär? “Ich würde nicht überleben”

Ihm werde immer gesagt: “Aber sie bezahlen euch!” Doch “so ist es nicht, es ist genau umgekehrt: Der Fußball bezahlt sie”, meinte Klopp und schoss sich regelrecht auf den Bezahlsender ein, der früher mal BT Sport hieß: “Ich werde TNT nie wieder schauen. Sie sind happy, sammeln Abonnenten” – Klopp blickte direkt in die Kamera: “Mich könnt ihr von der Liste nehmen. Falls ihr je einen Experten sucht, ich könnte es machen, ich spreche Englisch, aber …” – er schüttelte lächelnd den Kopf.

Wäre er nicht ohnehin besser als Fußballfunktionär geeignet, um selbst an den genannten Missständen zu arbeiten? “Stellt euch mich als FIFA-Präsident vor!”, lachte Klopp auf entsprechende Nachfrage. “Es ist offensichtlich ein gut bezahlter Job, deswegen wollen ihn alle machen. Aber ich glaube nicht, dass ich mein Leben damit verbringen werde. Allein kannst du nichts verändern. Ich würde in diesem Haifischbecken wahrscheinlich nicht überleben.”

Liverpool präsentiert Heimtrikot für Saison 2024/25

Ohne Jürgen Klopp geht der FC Liverpool in die Saison 2024/25 – dafür mit einem Trikot, das an die größten Zeiten der Reds erinnern soll.

Natürlich rot, aber mit einigen Neuerungen: das Liverpooler Heimtrikot für die erste Saison nach Klopps Ära.

Natürlich rot, aber mit einigen Neuerungen: das Liverpooler Heimtrikot für die erste Saison nach Klopps Ära.

Screenshot store.liverpoolfc.com

Weil Jürgen Klopp nach fast neun Jahren dann nicht mehr da ist, muss sich der FC Liverpool zur Saison 2024/25 neu aufstellen. Eines aber ändert sich mit Abschluss der erfolgreichen Trainer-Ära natürlich nicht: Die Reds tragen zuhause weiterhin Rot.

Am Donnerstag veröffentlichte der Tabellendritte der Premier League sein neues Heimtrikot. Im Vergleich zum aktuellen, das sehr schlicht gestaltet ist, kommen mehrere dünne, weiße Längsstreifen und ein ungewöhnlich geformter Kragen hinzu, außerdem sind Klub- und Ausrüster-Logo nicht mehr in Weiß, sondern in Gold gehalten.

All das verstehen die Liverpooler und Ausrüster Nike als Hommage an die große Mannschaft, die 1984 in ähnlicher Optik unter Trainer Joe Fagan das Triple bestehend aus dem Europapokal der Landesmeister (4:2 i.E. gegen die AS Rom), dem Ligapokal und der 15. von inzwischen 19 Meisterschaften gewann.

Van Dijk findet’s “toll, dass wir den Retro-Look zurückbringen”

Kapitän Virgil van Dijk outete sich bereits als “großer Fan” des neuen Trikots, das umgerechnet knapp 94 Euro kostet. “Ich finde es toll, dass wir den Retro-Look zurückbringen. Wir sind ein geschichtsträchtiger Verein, und die Mannschaft von 1984 war eine unserer erfolgreichsten überhaupt. Ich bin sicher, dass unsere Fans die Anspielung auf diese Vereinslegenden zu schätzen wissen werden”, sagte der Abwehrchef, der beim Fotoshooting mitwirkte, auch wenn seine Zukunft über die Saison hinaus noch ungewiss ist.

Ebenso unklar ist, wie lange Nike noch die Reds ausrüstet. Im Raum steht, dass der Verein zur Spielzeit 2025/26 zu Adidas zurückwechselt – dann wäre es das vorerst letzte Liverpooler Jersey, das vom US-amerikanischen Unternehmen entworfen wurde. Dieses hatte 2020/21 New Balance als Ausrüster abgelöst.

In dieser Saison stehen nur noch zwei Heimspiele für den LFC an, der drei Spieltage vor dem Saisonende nur noch theoretische Chancen auf die Meisterschaft hat: am Sonntag (17.30 Uhr) gegen Tottenham und am finalen Spieltag gegen Wolverhampton, wenn Klopp letztmals an der Seitenlinie steht.