Elversberger Zurückhaltung bei der 40: “So wird es nur ein Radler oder zwei”

Viel fehlt nicht mehr, bis der Klassenerhalt der SV Elversberg auch rechnerisch sicher ist. Bis dahin hält sich Trainer Horst Steffen mit dem Feiern noch zurück – zieht aber eine äußerst positive Zwischenbilanz.

Daumen hoch für eine starke Saison: Hugo Vandermersch (re.) feiert mit den Elversberger Fans.

Daumen hoch für eine starke Saison: Hugo Vandermersch (re.) feiert mit den Elversberger Fans.

IMAGO/Fussball-News Saarland

Die Fans feierten ihre Mannschaft nach dem Schlusspfiff am Freitagabend noch ausgiebig, Linksverteidiger Maurice Neubauer kündigte an, dass auch sein Team “auf jeden Fall” ein wenig feiern könne. Der Grund: Die SV Elversberg hat durch das Remis gegen Schalke (1:1) die 40-Punkte-Marke erreicht, der Klassenerhalt in Liga zwei ist so gut wie sicher.

Einen Traum habe man sich bereits mit dem Aufstieg im Vorjahr erfüllt, blickte Neubauer bei Sky zurück. Umso schöner sei es nun, “dass wir hier in der Liga unsere Leistungen abrufen konnten und der gesamten Liga gezeigt haben, dass wir mithalten können”. Platz 10 steht nach 30 absolvierten Spielen zu Buche. Und eben die 40 Punkte. Ein mehr als achtbares Zwischenergebnis, mit dem nicht viele gerechnet hatten.

Podcast

Vorsicht Falle! Entscheidet Tottenham den Titelkampf in England?


14:37 Minuten

alle Folgen

Das weiß auch Trainer Horst Steffen, der von einer “fantastischen Reise” sprach. “Dass wir uns so stark präsentieren, das war nicht zu erwarten.” Sein erster Mini-Rückblick auf die erste Zweitliga-Saison der Vereinsgeschichte fällt entsprechend positiv aus. “Zu Beginn waren die Spiele nicht schlecht. Wir haben zwar nicht die Punkte geholt, aber alle haben gesagt: Ui, die Elversberger können Fußball spielen.”

Diese ersten Respektsbekundungen habe man “mit Punkten untermauert”, sich eine “tolle Vorrunde ermöglicht”. Nach der Winterpause waren dann mehr “nicht ganz so begeisternde Spiele” dabei, mit ein paar Ausnahmen: “Fürth und St. Pauli haben das entschädigt”, meinte Steffen mit Blick auf den 4:1-Auswärtserfolg beim Kleeblatt und der 4:3-Überraschung beim damaligen Spitzenreiter St. Pauli.

Steffen will noch keine Glückwünsche für den Klassenerhalt

Nun treffe er im Saarland “viele begeisterte Menschen” an – von denen die meisten schon vorzeitig den Klassenerhalt feiern dürften. Steffen gehört nicht dazu. “Ich nehme keine Gratulation zum Klassenerhalt entgegen”, bekräftigte er auf der Pressekonferenz nach dem Schalke-Spiel, “weil ich nicht genau weiß, wie es weitergeht. Ich feiere erst, wenn es wirklich entschieden ist. Wenn wir den Klassenerhalt rechnerisch erreicht haben.”

Abstiegskampf in der 2. Liga

Das könnte am kommenden Samstag der Fall sein. Bei aktuell neun Punkten Vorsprung auf den Relegationsrang und bei noch vier ausstehenden Spielen fehlt nicht mehr viel. Sollte Rostock am Freitagabend verlieren, könnte die SVE am Samstag im Auswärtsspiel gegen Paderborn (13 Uhr, LIVE! bei kicker) mit einem Punktgewinn alles klar machen.

So oder so ist es sehr unwahrscheinlich, dass Elversberg noch sechs Plätze zurückfällt. Und: Seit der Wiedereinführung der Relegation zur Saison 2008/09 haben 40 Punkte nur einmal nicht zum direkten Klassenerhalt gereicht. 2018 musste Erzgebirge Aue trotz der 40 Zähler in der Relegation nachsitzen, blieb aber in der 2. Liga.

Wir haben nicht geplant, die letzten vier Spiele allesamt zu verlieren.

Sportvorstand Ole Book

“Wir haben eine sehr große Chance, dass wir es schaffen”, ist sich auch Sportvorstand Ole Book am Sky-Mikrofon sicher. “Wir haben auch nicht geplant, die letzten vier Spiele allesamt zu verlieren.” Idealerweise sollen in den Spielen in Paderborn, gegen die Hertha, in Nürnberg und gegen Karlsruhe noch ein paar Punkte dazu kommen, noch ein paar Tabellenplätze gewonnen werden, was sich auch positiv auf die TV-Gelder auswirken würde.

“Es ist immer gut für uns, ein gutes Spiel zu machen – natürlich finanziell, aber auch in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit, vielleicht auch für potenzielle Neuzugänge und Spieler, die wir halten wollen”, blickte Book voraus. Mit den Spielern feiern wollte auch er am Freitagabend noch nicht, genau wie Steffen. Der Cheftrainer wartet mit der großen Sause, bis der Klassenerhalt auch rechnerisch sicher ist: “So wird heute es nur ein Radler oder zwei.”

In nur zwei Minuten: Elversberg dreht Partie und stürzt St. Pauli von Rang 1

St. Pauli hat nach dem 1:2 in Karlsruhe erneut verloren und gibt somit die Tabellenführung an Kiel ab. Die Kiez-Kicker gaben gegen Elversberg zwei Führungen aus der Hand und verlieren erstmals in dieser Saison zu Hause.

Die Elversberger Spieler hatten beim FC St. Pauli immer wieder Grund zum jubeln.

Die Elversberger Spieler hatten beim FC St. Pauli immer wieder Grund zum jubeln.

IMAGO/Fussball-News Saarland

St. Paulis Coach Fabian Hürzeler wechselte im Vergleich zum 1:2 in Karlsruhe dreimal: Für Wahl, der in Karlsruhe Gelb-Rot gesehen hatte, Ritzka und Kemlein (beide Bank) begannen Smith, Treu und Metcalfe.

Elversbergs Trainer Horst Steffen nahm nach dem 0:0 gegen Magdeburg eine personelle Änderung vor: Für Stock (nicht im Kader) startete Dürholtz.

St. Pauli begann wie erwartet dominant, blieb jedoch immer wieder an der sicheren Elversberger Abwehr hängen. Zudem musste Treu früh verletzt ausgewechselt werden, Ritzka spielte stattdessen (9.). Auf der Gegenseite setzte die SVE Nadelstiche: Bei der ersten guten Chance scheiterte Schnellbacher an Vasiljs Parade und Rochelt im Nachschuss (11.)

Vasilj verhindert SVE-Führung – Eggestein sticht zu

Ab diesem Zeitpunkt dominierten die Kiez-Kicker statistisch, klar gefährlicher agierten die mutigen Gäste. Wanner scheiterte bei einer Doppel-Chance an Vasilj (20.) und der Torhüter parierte auch stark gegen Feil, der zuvor im Strafraum die Kugel von Dzwigala erobert hatte (25.).

2. Bundesliga – 29. Spieltag

Wie so oft im Fußball rächte sich die schwache Chancenverwertung schließlich – Eggestein brachte die lange harmlosen Hausherren nach einer Eckballvariante in Führung (39.). Der Stürmer hatte die beste Gelegenheit St. Paulis zuvor noch leichtfertig liegengelassen (35.).

Tolle Kombination führt zum 1:1

Nach der Pause schien St. Pauli alles im Griff zu haben, kassierte aber dann den Ausgleich. Infolge eines Ballverlustes von Irvine kombinierte sich die SVE schnell nach vorne und Neubauer schloss gekonnt ab – 1:1 (52.). Die Kiez-Kicker vergaben derweil leichtfertig Gelegenheiten, Metcalfe schlug ein Luftloch (50.), Saad scheiterte im Nachschuss an einen parierten Dzwigala-Kopfball an sich selbst (59.).

Das Hürzeler-Team entfachte weitgehend zu wenig Gefahr. Und obwohl St. Pauli nach einer Willensleistung durch Hartel erneut in Führung gegangen war (69.), gewannen die Hamburger nicht an Sicherheit. Stattdessen kassierten sie im direkten Gegenzug bei einem Konter durch den kurz zuvor eingewechselten Boyamba das 2:2 (70.).

Wanner und Vandermersch nach Kontern erfolgreich

Die Kiez-Kicker lernten nicht aus ihren Fehlern, stattdessen gaben sie das Spiel in der Schlussphase aus der Hand: Binnen zwei Minuten konterte die SVE über Joker Martinovic jeweils erfolgreich, Wanner (81.) und Vandermersch (83.) schlugen nach sehenswerten Kombinationen doppelt zu. St. Pauli blieb am Drücker, doch einfallslos und Irvines 3:4 kam zu spät (90.+3).

Erstmals in dieser Saison verlor das Hürzeler-Team somit am Millerntor, der Vorsprung auf Rang 3 und Düsseldorf beträgt nur noch fünf Punkte. Elversberg macht derweil einen wichtigen Schritt in Richtung Klassenerhalt, acht Zähler beträgt der Vorsprung auf den 16. Rostock.

St. Pauli gastiert am Sonntag (13.30 Uhr) in Hannover. Elversberg empfängt am Freitagabend um 18.30 Uhr Schalke 04.