Kömür schreibt FCA-Geschichte: “Ich will noch mehr Spiele spielen”

Mert Kömür (18) hat sich rechtzeitig zum Saisonfinale einen Namen gemacht beim FC Augsburg – und lechzt bereits nach mehr.

Stand im Saisonfinale im Mittelpunkt: Mert Kömür, hier umarmt von FCA-Coach Jess Thorup.

Stand im Saisonfinale im Mittelpunkt: Mert Kömür, hier umarmt von FCA-Coach Jess Thorup.

IMAGO/Sven Simon

Eine erste Vorahnung hatte Mert Kömür bereits im normalen Training, bei verschiedenen Spielformen. Viel rotiert wurde zwar von Trainer Jess Thorup, doch Kömür, das 18-jährige Mittelfeldtalent, fand sich zumeist in der vermeintlichen A-Elf wieder. Und hatte spätestens beim Abschlusstraining Gewissheit: Er würde beim Saisonfinale in Leverkusen erstmals ein Bundesliga-Spiel von Anfang an bestreiten. Ausgerechnet beim neuen deutschen Meister.

Nervös sei er gar nicht gewesen, berichtete Kömür nach seinem gelungenen Debüt selbst. “Ich habe mich eher gefreut auf das Spiel.” Und das sah man dem unbekümmerten Eigengewächs auch an. “Ich habe nicht viel nachgedacht, sondern einfach gespielt.”

Mit dem “Spielen” war das gegen stark kombinierenden Ligaprimus Leverkusen zwar eher relativ anzusehen, “aber es hat trotzdem Spaß gemacht”, fand Kömür. “Obwohl wir viel hinterhergelaufen sind.”

Jüngster FCA-Torschütze in der Bundesliga

Er selbst hat seine Chance genutzt, hat sich mehrfach in Szene gesetzt und Mitspieler bedient. Und in der 62. Minute, nachdem Arne Maier den Ball gegen den Leverkusener Amine Adli erobert hatte, ging Kömür noch ein paar Schritte, schaute und zog aus rund 15 Metern perfekt platziert ins rechte obere Eck ab. Das Tor beim Startelfdebüt und Geschichte zugleich: Mit 18 Jahren und 306 Tagen hat Kömür Kevin Danso (19 Jahre, 47 Tage) als jüngsten FCA-Torschützen in der Bundesliga abgelöst.

Es ist immer noch unbeschreiblich, ich kann mich nicht richtig erinnern an das Tor

Mert Kömür

“Ich glaube, ich realisiere es bis jetzt immer noch nicht”, strahlte der in Dachau geborene Zehner. “Ich habe in den Aktionen davor ein paarmal rüber gelegt, da habe ich mir gedacht: jetzt schieße ich mal selbst.” Ein “super Gefühl” sei das “auf jeden Fall” gewesen – aber auch nur ein kurzes Glücksgefühl: “Ich habe eigentlich nur an den Ausgleich gedacht und dass wir noch eins schießen müssen. Es ist immer noch unbeschreiblich, ich kann mich nicht richtig erinnern an das Tor. Auf jeden Fall ein unvergesslicher Moment.”

Jetzt also, wo es in die Sommerpause geht, hat Kömür bei Trainer Thorup nochmal einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen und strebt nach mehr. “Es hat Spaß gemacht”, bewertete er sein Debüt und kam aus dem Grinsen immer noch kaum heraus. “Ich will noch mehr Spiele spielen nächste Saison, jetzt geht’s aber erstmal in die Sommerpause. Und dann mal schauen, wie viele Spiele ich nächstes Jahr sammeln werde.”

Mario Krischel

Thorup: “Niemand traut uns etwas zu”

Nach vier Niederlagen in Serie droht dem FC Augsburg zum Saisonabschluss ein neuer Negativrekord – ausgerechnet beim Spalier für den neuen Meister in Leverkusen. Trainer Jess Thorup glaubt jedoch an eine Überraschung.

Optimist: FCA-Trainer Jess Thorup glaubt an einen Coup in Leverkusen.

Optimist: FCA-Trainer Jess Thorup glaubt an einen Coup in Leverkusen.

IMAGO/Pressefoto Baumann

Fünf Niederlagen am Stück kassierte der FCA in der Bundesliga noch nie. Bittere Ironie, sollte es ausgerechnet nun passieren, als es unter Thorup monatelang sehr gut lief und der Klassenerhalt frühzeitig feststand. Doch so schwer die Aufgabe inmitten der Leverkusener Meisterfeier sein mag: Der Däne glaubt an die Chance seiner Mannschaft, schöpft seine Motivation aus einer faustdicken Überraschung: “Wir sind die letzte Mannschaft, die Leverkusens Saison ohne Niederlage verhindern kann. Keiner traut uns in Leverkusen etwas zu, aber ich glaube daran.” Diesen Optimismus versah er auf der Pressekonferenz am Donnerstag mit dem Zusatz: “Wenn wir nicht daran glauben, können wir gleich daheim bleiben.”

Augsburg hat die 40er Marke vor Augen

Das Thema Europa kam am Donnerstag nicht mehr auf, auch wenn noch eine theoretische Chance für den FCA besteht. Vielmehr droht ihm nach dem jüngsten Abrutschen auf Rang zehn die neunte Spielzeit in der unteren Hälfte der Abschlusstabelle. Auch das hätte es nie zuvor gegeben. Bitter auch, wenn es bei 39 Punkten bliebe und das Verfehlen der 40er Marke seit 2017/18 eine Fortsetzung fände.

Beim Personal bleibt die Auswahl beschränkt. Neben den Langzeitausfällen Robert Gumny, Elvis Rexhbecaj, Fredrik Jensen und Finn Dahmen fehlt der gesperrte Kevin Mbabu. Ihn dürfte Mads Pedersen oder Maximilian Bauer ersetzen. Iago, Ruben Vargas, Pep Biel und Kristijan Jakic fehlten unter der Woche im Training. Sicher wird davon nur Iago zur Verfügung stehen, bei dem es persönliche Gründe waren. Bei Vargas sollte Thorup sich die letzte Partie vor der WM in Katar anschauen, als der Schweizer damals aus Angst vor einer Blessur völlig gehemmt agierte, ein- und alsbald wieder ausgewechselt worden war.

Sein “ganz großes Fazit” will Thorup erst nach dem letzten Spiel ziehen. “Es wird schwierig, das weiß ich. Aber wer weiß, vielleicht haben wir das Glück und gewinnen. Ich glaube daran.” Es wäre eine faustdicke Überraschung gegen jede Wahrscheinlichkeit und den Trend der vergangenen Wochen.

Ab in den Urlaub – Neustart am 8. Juli

Die Mannschaft wird direkt nach dem Spiel am Samstag heimfliegen, sich nach einem Treffen am Sonntag in den Urlaub verabschieden. Das erste Training ist laut Thorup für den 8. Juli geplant.

Frank Linkesch

Mbabu: “Augsburg ist eine sehr gute Option für mich”

Kevin Mbabu (29) hat sein letztes Spiel für den FC Augsburg bestritten – vorerst? Der Rechtsverteidiger über seine Optionen im Sommer.

Bleibt er in Augsburg? Kevin Mbabu.

Bleibt er in Augsburg? Kevin Mbabu.

IMAGO/Ulrich Wagner

Für einen Spieler, der gerade die vierte Partie in Folge verloren und noch dazu seine fünfte Gelbe Karte gesehen hatte, lachte Kevin Mbabu am späten Freitagabend ganz schön viel. “Ich weiß nicht”, sagte er immer wieder und ließ die weißen Zähne hervorblitzen.

Ob es sein letztes Heimspiel für den FC Augsburg war? “In dieser Saison, ja”, antwortete Mbabu grinsend. Und in der nächsten? “Ich weiß es noch nicht.”

Am Deadline Day des Vorjahres hatte der FCA Mbabu vom FC Fulham ausgeliehen und mit dem Rechtsverteidiger zumindest einen kleinen Coup gelandet. Der Schweizer entpuppte sich als klares Update zu Robert Gumny, schaltete sich immer wieder erfolgreich ins Offensivspiel ein und war am Ende ein entscheidender Faktor dafür, dass die Augsburger den Klassenerhalt schon frühzeitig gesichert hatten.

Das Problem aus Sicht des FCA: Eine Kaufoption konnten Sportdirektor Marinko Jurendic und Geschäftsführer Michael Ströll im Sommer nicht aushandeln, dafür war die Zeit am 1. September zu knapp. Heißt also, dass die Leihe am 30. Juni endet, und Mbabu – im Anschluss an die EM – nach London zurückkehrt. Theoretisch.

Jurendic hofft auf Mbabus Verbleib

“Es gibt Gespräche”, offenbarte der Spieler selbst, “aber wir müssen schauen.” Es folgte sein obligatorisches “weiß ich noch nicht” auf die Frage, wie diese Gespräche denn wohl ausgehen könnten. “Ich fühle mich sehr gut hier. Ich habe eine gute Beziehung zum Trainer, zur ganzen Mannschaft und auch zu Jure. Es ist eine sehr gute Option für mich. Aber ich will schauen, was auch mit den anderen Vereinen kommt.”

Sportdirektor Jurendic hofft auf einen Verbleib Mbabus, der dafür jedoch deutliche Einstriche beim Gehalt machen müsste. “Ob wir zusammenfinden können, kann ich heute nicht beurteilen”, erklärt Jurendic. “Das müssen wir alles in Ruhe klären.”

Mbabu jedenfalls hat jetzt schon Feierabend für diese Saison, nachdem er zum Abschluss in Leverkusen gesperrt fehlen wird. Auch ohne ihn könnte der FCA noch immer seine Minimalchance auf einen Conference-League-Platz wahrnehmen. Helfen würde es im Bestreben, Mbabu in Augsburg zu halten, sicherlich. “Nächste Woche holen wir vielleicht den internationalen Platz”, sagte Mbabu und grinste natürlich nochmal. “Es wäre ein Bonus.”

Mario Krischel

Dorsch: “Wenn du gegen so einen Gegner spielst …”

Niklas Dorsch (26) stand gegen Stuttgart erstmals seit Januar wieder in der Augsburger Startelf – und zog nach dem 0:1 ein durchaus positives Fazit.

Niklas Dorsch (li.) freute sich gegen den VfB Stuttgart über seinen ersten Startelf-Einsatz seit Januar.

Niklas Dorsch (li.) freute sich gegen den VfB Stuttgart über seinen ersten Startelf-Einsatz seit Januar.

IMAGO/kolbert-press

Sieben Sekunden lang überlegte Niklas Dorsch am Freitagabend, pustete einmal durch und grinste: “Tore”, sagte der Mittelfeldspieler des FC Augsburg und erläuterte seine knappe Antwort auf die Frage, was seiner Mannschaft in den letzten Wochen fehle. Einerseits “haben wir zu viele Tore kassiert”, erklärte Dorsch. “Die defensive Kompaktheit hat uns immer ausgezeichnet.”

Vierte FCA-Niederlage in Folge

Auf der anderen Seite gehen dem FCA die Umschaltmomente abhanden, “um dann gefährlich zu werden”, findet nicht nur der 26-Jährige. “Das fehlt uns in den letzten Spielen. Ich glaube, heute war es eher andersrum, dass wir gut standen, aber nach vorne hin wenig zusammen ging.”

Wenig traf es gut. Beim 0:1 gegen den VfB am Freitagabend, der vierten Augsburger Niederlage in Folge, lief der FCA fast nur hinterher, kam am Ende gerade mal auf 23 Prozent Ballbesitz und zwei eher halbgare Torchancen. “Wenn du gegen so einen Gegner spielst”, verteidigte Dorsch sich und seine Kollegen, “der fußballerisch immer Lösungen hat, und du 90 Minuten lang viel dem Ball hinterherläufst, dann ist es natürlich auch schwierig, im Ballbesitz die Körner zu haben, um entscheidend gefährlich zu werden.”

Zwei lange Bälle habe seine Mannschaft am Ende nochmal “eingestreut”, analysierte Dorsch, “aber ich muss heute auch einfach mal sagen, dass der Gegner extrem gut war. Und uns mit dem Ball auch ganz klar bespielt hat, und wir viele Schwierigkeiten hatten, in die Zweikämpfe zu kommen.”

“Es geht um die Art und Weise”

Trotzdem zeigte sich der Mittelfeldspieler zufrieden mit der Gangart seines Teams: “Es ist klar, es geht um die Art und Weise. In Dortmund, auch gegen Bremen war es nicht gut, da haben wir uns nicht gewehrt, haben es über uns ergehen lassen. Heute glaube ich schon, dass wir dagegengehalten haben.”

Auch er, der zum ersten Mal seit Januar wieder in der Startelf aufgetaucht war. “War schön”, freute sich Dorsch, der wie so oft in den vergangenen zwei Jahren mit anhaltenden Verletzungsproblemen zu kämpfen hatte. “Ich habe versucht, mich reinzuhauen, viel zu laufen. Wie gesagt, dass es schwer ist gegen so einen Gegner, ist ganz klar. Aber für mich persönlich ist es schön, dass ich wieder ran durfte.”

Mario Krischel

Enttäuschter Thorup setzt auf Grüppchenbildung

In den letzten drei Partien gab es für Jess Thorup und den FC Augsburg nichts zu holen. Vor dem Heimspiel gegen den VfB Stuttgart hofft der Däne auf die Rückkehr eines Leistungsträgers – und setzt auf eine ungewöhnliche Trainingsmethode.

Will den Negativlauf im Heimspiel gegen Stuttgart stoppen: Jess Thorup.

Will den Negativlauf im Heimspiel gegen Stuttgart stoppen: Jess Thorup.

IMAGO/kolbert-press

Der FC Augsburg blieb zwischen Januar und Februar bereits viermal in Folge ohne Sieg, drei aufeinanderfolgende Niederlagen wie zuletzt in Frankfurt (1:3), gegen Bremen (0:3) und gegen Dortmund (1:5) sind für die Fuggerstädter unter Jess Thorup dagegen Neuland. “Enttäuscht” sei der Cheftrainer nach den schwachen letzten Auftritten, “das ist klar”.

Im Duell mit dem VfB am Freitag (20.30 Uhr, LIVE! bei kicker), dem zugleich letzten Heimspiel der Saison, gehe es nun darum, alles dafür zu geben, den FCA-Fans “einen schönen Freitagabend” zu bescheren. “Das ist für mich ganz, ganz wichtig”, so Thorup.

Thorup sieht nach dem 1:5 nicht alles kritisch

Hoffnung schöpft der 54-Jährige nicht nur aus der voraussichtlich verbesserten Personallage, sondern in Teilen auch aus der 1:5-Klatsche beim auf zehn Positionen veränderten BVB. Dass nach der Partie “natürlich alle enttäuscht” waren, stehe außer Frage. Aber “wir haben schon einige Balleroberungen in der gegnerischen Hälfte, schon Möglichkeiten im letzten Drittel gehabt.”

Auch die Tatsache, dass man im Signal-Iduna-Park einen Expected-Goals-Wert von 2,25 hatte, stimme Thorup zumindest vorsichtig optimistisch.

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Jakic nach Sperre zurück – Hoffnung bei Iago

Die angesprochene Personalsituation verbessert sich derweil insofern, dass in Sechser Kristijan Jakic ein klarer Stammspieler nach abgesessener Gelsperre zurückkehrt. Und auch Linksverteidiger Iago, der die letzten fünf Spiele allesamt verletzungsbedingt verpasst hatte, “hat über die letzten paar Tage zumindest Teile [des Trainings] mitgemacht und sich gesteigert”. Bei ihm hoffe der Coach, “dass er bei seinem letzten Heimspiel zumindest im Kader dabei ist”, ehe der Brasilianer mit dem ablösefreien Wechsel zum EC Bahia in seine Heimat zurückkehrt.

Im Tor wird es indes zu keinem Wechsel kommen, nachdem auch Ersatzkeeper Tomas Koubek bei seinem ersten Saisoneinsatz am vergangenen Wochenende keine gute Figur gemacht hatte (kicker-Note 4,5). Für den Tschechen sei es nun die “Möglichkeit, über die letzten drei Spiele zu zeigen, wo er steht und was er der Mannschaft geben kann”.

Finn Dahmen wiederum wurde am Dienstag nach seiner Bänderverletzung erfolgreich operiert. Der Stammtorhüter werde dem FCA laut Thorup “über mehrere Wochen” fehlen, sollte bei planmäßigem Genesungsverlauf zum Vorbereitungsstart aber wieder verfügbar sein. Ob Koubek, dessen Vertrag am Saisonende ausläuft, dann immer noch an der Seite des 26-Jährigen trainieren wird, steht aktuell noch in den Sternen.

Viele Gespräche zwischen Trainer und Mannschaft

Gegen Stuttgart und in Leverkusen wird also erneut Dahmens Backup das FCA-Gehäuse hüten – und auf mehr Gegenwehr von seinen Vorderleuten hoffen. “Sehr in die Tiefe gegangen” sei Thorup in den Gesprächen am Folgetag des BVB-Spiels, sowohl mit den einzelnen Spielern als auch im Kollektiv.

So habe er die Mannschaft im Training am Mittwoch etwa einmal “in vier Gruppen aufgeteilt” und den jeweiligen Spielern dabei bestimmte Spielsequenzen gezeigt. “Sie hatten die Möglichkeit, die Bilder zu analysieren und mussten danach etwas dazu sagen.” Für Thourp “war es wichtig”, dass ihm die Spieler ihre eigenen Gedanken mitteilen konnten. “Das ist manchmal auch gut für einen Trainer zu hören, was die Spieler denken.”

Ob in Gruppenarbeit oder mit individueller Qualität – der FC Augsburg braucht am Freitagabend wohl einen Sahnetag, um gegen den baldigen Champions-League-Teilnehmer aus Stuttgart die vierte Niederlage in Serie zu vermeiden. Und auch, wenn es für Thorup “keinen Sinn macht, über Europa zu sprechen”, bliebe das internationale Geschäft mit einem Punktgewinn in greifbarer Nähe.

Thorup: “Wenn wir den Bus parken, können wir gleich zu Hause bleiben”

Jess Thorup hat Zeit benötigt, das 0:3 seines FC Augsburg gegen Werder Bremen zu verdauen. Nun geht der Blick des Trainers aber nach vorne. Mutig kündigt er an, am Samstag bei Borussia Dortmund auf Sieg spielen zu wollen.

Erwartet nach dem 0:3 gegen Bremen eine Reaktion von seinem Team: Jess Thorup.

Erwartet nach dem 0:3 gegen Bremen eine Reaktion von seinem Team: Jess Thorup.

IMAGO/kolbert-press

Seit dem 1:0 des BVB gegen Paris St. Germain am Mittwochabend steht fest: Die Bundesliga stellt in der kommenden Saison einen fünften Teilnehmer in der Champions League. Gewinnt der neue Deutsche Meister Bayer Leverkusen erwartungsgemäß auch das DFB-Pokalfinale gegen den 1. FC Kaiserslautern, genügt in der Bundesliga-Abschlusstabelle Rang acht für die Teilnahme an der Conference League. Und auf diesem steht trotz der zwei jüngsten Niederlagen in Frankfurt (1:3) und gegen Bremen (0:3) der FC Augsburg.

Thorup rechnet mit viel Rotation beim BVB

In Dortmund hat der FCA zwar seine jüngsten fünf Auswärtspartien verloren, erwischt den BVB aber vielleicht zu einem sehr guten Zeitpunkt zwischen den beiden Paris-Partien. Jess Thorup ging am Donnerstag jedenfalls davon aus, dass sein Gegenüber Edin Terzic der Frische wegen kräftig rotieren wird. “Wenn nicht alle elf, dann doch viele Spieler. Sie könnten mit zwei verschiedenen Mannschaften spielen, die beide oben in der Tabelle stehen würden”, ist Thorup überzeugt.

Auch wenn der Samstagabend nach Bremen schwer für ihn gewesen sei, er die Defizite am Sonntag deutlich zur Sprache gebracht habe, hat der Optimismus bei Thorup längst wieder die Oberhand. “Wir fahren dorthin, um zu gewinnen. Wenn wir nach Dortmund fahren, um den Bus vor unserem Tor zu parken, dann können wir gleich zu Hause bleiben.”

Iago steht erneut nicht zur Verfügung

Verzichten muss der FCA-Trainer auf den gelbgesperrten Sechser Kristijan Jakic. Ihn werde entweder Tim Breithaupt oder Niklas Dorsch ersetzen. Linksverteidiger Iago fehlt weiterhin mit einer Fußprellung. Zwar laufe er in Fußballschuhen im Reha-Training, er habe aber auch immer wieder schlechtere Tage, auch wenn es kein Rückfall sei. Thorup hofft auf den Brasilianer in den letzten beiden Saisonspielen.

Generell denke er nach dem 0:3 an personelle Wechsel, eine Entscheidung wolle er aber erst am Freitag fällen. Was er von seinem Team erwartet? “Viel mehr, als ich am vergangenen Samstag gesehen habe.” Unterstützen werden die Augsburger dabei rund 3000 Fans, die mitreisen.

Frank Linkesch

Thorup tief getroffen: “Die Art und Weise ist sehr enttäuschend”

Das Wort “Europa” steht beim FC Augsburg nach Jahren des Abstiegskampfes auf dem Index. Marinko Jurendic als Sportdirektor und Trainer Jess Thorup versuchen dennoch, eine neue Denkweise zu implementieren. Umso größer war ihre Enttäuschung über die Leistung beim 0:3 gegen Werder Bremen.

Kann den Auftritt seiner Mannschaft gegen Bremen nicht fassen: Jess Thorup.

Kann den Auftritt seiner Mannschaft gegen Bremen nicht fassen: Jess Thorup.

IMAGO/kolbert-press

Als Jess Thorup nach einem ernüchternden Nachmittag in der WWK-Arena gefragt wird, ob dies seine bislang größte Enttäuschung beim FC Augsburg sei, überlegt der Trainer ein paar Sekunden und antwortet mit einem klaren “Ja!” und erklärt: “Verlieren kannst du immer, aber die Art und Weise ist für mich sehr enttäuschend, so eine Leistung …”

Der 54-jährige Trainer predigt seit Monaten, dass er nie zufrieden ist, im Erfolg wie im Misserfolg. Er möchte das Team weiterentwickeln, in der Tabelle, bei der Leistung. Am Samstag ließ ihn das Team komplett im Stich, es verpasste mit einer “Nicht-Leistung”, wie Marinko Jurendic den Auftritt einstufte, die große Chance, sich im Kampf um den Startplatz in der Conference League von der Konkurrenz abzusetzen. Aber auch Thorups Maßnahmen griffen nicht, auch wenn die Umstellung auf Dreierkette zur Halbzeit nicht ursächlich für die Niederlage war, weil die ersten beiden Treffer nach ruhenden Bällen fielen. Auch seine Joker tauchten ab.

31. Spieltag

Eine Erklärung hatte Thorup für den Auftritt kurz nach dem Spiel nicht, fasste das Gesehene trotzdem zusammen: “Viel Energie, Lust auf Fußball, offensive Denkweise: Das habe ich heute alles nicht gesehen. Und ohne das wird es ganz schwierig.” Er habe seine Mannschaft nach dem Spiel gefragt, was los war. Traditionsspieltag, Feierstimmung im Stadion, die Möglichkeit Europa vor Augen, dann das. “Ich werde nie zufrieden sein nur mit dem Klassenerhalt. Wir hatten und haben Möglichkeiten, Schritte nach vorne zu machen, Punkte zu holen. Und dann liefern wir so ein Spiel, wenn man weiß, was möglich war”, rang er um Fassung.

Man ahnt, dass die Aufarbeitung dieses Auftritts etwas länger dauern wird als üblich. Das gilt auch für Jurendic, ein besonnener Analytiker, den wie Thorup der Ehrgeiz nach Mehr antreibt. “Es darf keine Genügsamkeit wie in der vorherigen Jahren reinkommen, wir dürfen mit 39 Punkten nicht zufrieden sein, müssen die Saison mit Würde und Anstand beenden”, forderte der Schweizer und legte nach: “Das ärgert mich ungemein. Wir müssen überlegen, was das bedeutet.”

Wer Jurendic kennt, der weiß: Dabei geht es auch schon um die Zukunft, Stichwort Kaderplanung: Mit wem ist der nächste Schritt möglich, wer erfüllt die Ansprüche auf mehr als den Klassenerhalt? Jurendic vermisste die Leistungsbereitschaft, kritisierte den Filmriss in der zweiten Halbzeit, wie schon beim 1:3 in Frankfurt vor einer Woche schenkte die Mannschaft die Partie kurz nach der Pause ab. Ziel sei es nun, ganz schnell wieder in die Spur zu kommen. Die letzten drei Gegner heißen Dortmund und Leverkusen auswärts, dazwischen Stuttgart daheim: “Das sind drei Spiele, in denen man Punkte holen kann, obwohl es Bretter sind”, sagt Jurendic. Er und Thorup treiben an, sie wollen mehr. Die große Frage nach Bremen: Kann und will es auch die Mannschaft?

Frank Linkesch

Thorup will eine Reaktion sehen: “Das ist für mich ganz wichtig”

Trotz der jüngsten Niederlage in Frankfurt (1:3) hat der FC Augsburg den Klassenerhalt bereits sicher. FCA-Coach Jess Thorup will sich damit aber nicht zufrieden geben – und fordert von seinem Team eine Reaktion.

Augsburg Trainer Jess Thorup sieht seine Mannschaft bereit für den atmosphärisch außergewöhnlichen Traditionsspieltag.

Augsburg Trainer Jess Thorup sieht seine Mannschaft bereit für den atmosphärisch außergewöhnlichen Traditionsspieltag.

picture alliance / Hasan Bratic

Die Vorfreude beim FC Augsburg auf die anstehende Partie am Samstagnachmittag (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) gegen Werder Bremen ist groß. Mit und rund um das Spiel wird am “Traditionsspieltag” an die Saison 1973/74 erinnert, die die Fuggerstädter als Regionalligameister abschlossen, den Aufstieg in die Bundesliga aber denkbar knapp um nur einen Punkt verpassten. Etliche Aktionen sind geplant, der FCA wird in einem Sondertrikot auflaufen.

“Ich weiß was der Traditionsspieltag bedeutet”, sagte FCA-Coach Thorup am Donnerstag auf der Pressekonferenz. “Wir haben ein ausverkauftes Stadion und eine besondere Stimmung, dafür müssen wir mental bereit sein, um die drei Punkte zu holen”, sagte der Däne und betonte: “Und wir sind bereit.”

Denn mit einem Sieg soll auch endgültig der Stachel der Enttäuschung über die Niederlage in Frankfurt (1:3) gezogen werden: “Für mich geht es darum, eine Reaktion zu zeigen”, forderte Thorup von seinem Team, “das ist für mich ganz wichtig.”

Wichtig ist für Thorup auch, die Spannung hochzuhalten. Denn trotz der Niederlage bei der Eintracht hat der FCA seit vergangenem Wochenende den Klassenerhalt auch rechnerisch sicher. Dass dies bereits vier Spieltage vor Rundenschluss der Fall ist, ist einerseits “perfekt, alle sind froh”, lobte Thorup. Andererseits bestehe die Gefahr, dass sich nun Zufriedenheit einschleicht. Deshalb erinnerte Thorup daran, dass “immer noch zwölf Punkte da draußen sind. Und davon wollen wir so viele wie möglich holen”.

Thorup erwartet ein Geduldsspiel – Iago fällt wohl weiter aus

Der Anfang soll gegen Bremen gemacht werden, wobei Thorup gegen die Hanseaten ein Geduldspiel erwartet. “Es ist gegen sie schwer, zu Chancen zu kommen”, ahnt Thorup, der deshalb erwartet, dass seine Elf vielleicht “ein oder zwei” Möglichkeiten bekommt. “Und in diesen Momenten müssen wir dann bereit sein.”

Nicht bereit sind auf jeden Fall die Langzeitverletzten Robert Gumny (Kreuzbandriss), Elvis Rexhbecaj (Mittelfußbruch), Fredrik Jensen (Waden-OP) und der erkrankte Reece Oxford (Long-COVID). Und auch Iago wird gegen Bremen wohl nicht sein Comeback feiern. Der Verteidiger, der an einer Fußprellung laboriert, hat in dieser Woche zwar “erstmals wieder in Fußballschuhen” trainiert, wie Thorup berichtete: “Aber das hat gestern nicht so gut geklappt.” Zwar hegt Thorup noch Hoffnung, dass es zumindest für einen Platz auf der Bank reicht, “aber das wird schwierig.”

Thorup zuversichtlich: “Pep Biel wird besser und besser”

Die Alternativen im Kader des FC Augsburg sind wegen diverser Ausfälle nicht allzu üppig. Die Offensivspieler Dion Beljo und Pep Biel müssen sich dennoch gedulden. Sehnlichst zurückerwartet wird dagegen Linksverteidiger Iago.

Augsburgs Pep Biel kommt der Startelf immer näher.

Augsburgs Pep Biel kommt der Startelf immer näher.

IMAGO/Eibner

Am Ostersonntag, beim 1:1 gegen den 1. FC Köln, stand Iago letztmals in der Startelf, zur Halbzeit musste er angeschlagen ausgewechselt werden. Seitdem plagt den Brasilianer, der nach dieser Saison in seine Heimat zurückkehren wird, eine schwere und hartnäckige Fußprellung. Am Dienstag absolvierte er in Fußballschuhen Individualtraining. Trainer Jess Thorup hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass Iago am Samstag gegen Werder Bremen zurückkehrt. Realistischer ist aber wohl eine Woche später das Auswärtsspiel bei Borussia Dortmund.

Dion Beljo und Pep Biel stehen Thorup zur Verfügung. Weil der Trainer jedoch prinzipiell mit den Leistungen seiner Stammelf der vergangenen Wochen zufrieden ist und ein stabiles Fundament permanenten Wechseln vorzieht, wird sich das Offensivduo mit einer Jokerrolle begnügen müssen.

Der Spanier Biel kam per Leihgeschäft am 31. Januar von Olympiakos Piräus, Thorup kennt ihn aus gemeinsamen Tagen beim FC Kopenhagen. Neun Jokereinsätze ohne Scorerpunkt sind eine ausbaufähige Bilanz, die Thorup aber erklären kann: “Als er kam, hatte er etwas Rückstand, weil er verletzt war und wenig gespielt hat. Wir mussten ihn erst aufbauen. Jetzt ist er fast da, braucht noch Spielminuten, vielleicht auch über 90 Minuten. Aber Ruben Vargas und Arne Maier machen es gut. Es ist deshalb nicht einfach, in die Mannschaft zu kommen, aber Pep wird besser und besser.” Ob das für eine feste Verpflichtung genügt? “Ob er über den Sommer bleibt, werden wir besprechen”, hält Thorup die Karten bedeckt. Zuletzt brachte er Biel immer auf der Zehnerposition als Joker für Ruben Vargas.

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Endlich mal wieder Joker sein dürfen, wäre für Beljo nach zwei Partien Ersatzbank über 90 Minuten ein Erfolgserlebnis. Genau diese fehlen ihm auf dem Platz, hat Sportdirektor Marinko Jurendic erkannt. Der 22-Jährige, der im Winter 2022 aus Osijek kam, begann gut, doch seit dem dritten Spieltag hat er nicht mehr getroffen. Am gesetzten Duo Ermedin Demirovic/Phillip Tietz kommt er nicht vorbei, zuletzt erhielt sogar Sven Michel als Einwechsler den Vorzug. “Im Moment fehlt Dion nicht viel, die anderen sind derzeit aber einen Tick besser. Die Minuten, die er bekommt, muss er nutzen”, fordert Thorup. Beljos Vertrag läuft bis 2027, Stand Ende April plant der FC Augsburg auch zur neuen Saison mit dem Stürmer.

Frank Linkesch

Vargas: “Ich bin morgens zum Training und war um 13 Uhr auf der Baustelle”

Im Januar hätte Ruben Vargas (25) nach Florenz wechseln können, blieb aber in Augsburg. Ein Gespräch über Sicherheit, Chancen – und Baseball.

Augsburgs Rubens Vargas ist stolz auf seine Maler-Karriere.

Augsburgs Rubens Vargas ist stolz auf seine Maler-Karriere.

IMAGO/Beautiful Sports

Vielleicht wäre alles ganz anders verlaufen, wenn die Schweiz nicht die Schweiz wäre, sondern mehr wie die USA. Vielleicht hätte Ruben Vargas dann eher das eine verfolgt und nicht das andere. So aber war Papa Victor gar nicht sauer, dass der kleine Ruben den Baseball-Handschuh wieder weglegte und die Fußballschuhe anzog. Und bei seiner Entscheidung blieb.

Ein bisschen anders war es im Vargas-Haushalt immer. Mama Fabienne Della Giacoma, einst eine begnadete Turnerin, war im italienischen Teil der Schweiz aufgewachsen, Papa Victor aus der Dominikanischen Republik rüber gewandert. Und weil in seiner Heimat der Baseball regierte, bekam der kleine Ruben nicht wie andere Kinder als erstes einen Fußball geschenkt, sondern einen Baseballhandschuh und einen Schläger.

Nur in der Schule, da spielten dann doch alle Fußball. Also ging Vargas abwechselnd zum Baseball- und zum Fußballtraining, und blieb irgendwann bei Letzterem. “Fußball hat mir einfach mehr Spaß gemacht”, sagt er im Gespräch mit dem kicker und grinst, als die Frage kommt, ob Papa Victor damals böse war. “Er hat es verstanden”, meint Vargas. “Weil ich in der Schweiz ja auch bessere Möglichkeiten hatte, öfter und besser Fußball als Baseball zu spielen. Hätte ich mit Baseball weitergemacht, hätte ich früher oder später wahrscheinlich in die USA gehen müssen, um es dort zu was zu bringen. Deswegen war mein Vater gar nicht sauer.”

Ausbildung beim FC Luzern

Vargas wechselte stattdessen vom Dorfverein in die U 11 des FC Luzern, durchlief weitere Jugendmannschaften des einmaligen Schweizer Meisters und merkte spätestens in der U 15, dass zu allem Spaß auch sehr viel Ernst gehörte. “Ich musste immer um meinen Platz kämpfen. Nach jeder Saison gab es eine Jahresbesprechung, in der ich gehofft habe, weiter dabei bleiben zu können.” Konnte er. Doch schaute sich auch anderweitig um.

“Ich wollte mal raus und einen Beruf lernen”

Nach neun Jahren Schule hatte Vargas genug vom Rumsitzen, “ich musste mich körperlich bewegen”. Also fing er eine Ausbildung als Maler an, bei einem Freund seines Stiefvaters. “Ich wollte mal raus und einen Beruf lernen”, sagt er. Verbinden mit dem Fußball ließ sich die Berufslaufbahn als Jugendspieler noch etwas leichter. “Mein Chef und die Kollegen waren da sehr verständnisvoll, ich durfte immer eine Stunde früher gehen, um es rechtzeitig zum Fußballplatz zu schaffen.”

Im dritten Jahr der Ausbildung war Vargas plötzlich Profi in Luzern, wollte die Maler-Karriere aber trotzdem noch nicht beenden. “Ich hatte schon auch Druck von meiner Familie, nicht kurz vor dem Ende aufzuhören”, erinnert er sich schmunzelnd, doch stellt auch klar, “dass ich das unbedingt wollte”. Also wurde der Alltag immer absurder: “Ich bin morgens zum Training und war um 13 Uhr auf der Baustelle. Und habe dann so bis halb fünf, fünf gearbeitet. Einmal die Woche hatte ich noch Schule. Als wir alle gemerkt haben, dass es ein bisschen viel wurde mit der Ausbildung, der Profikarriere und der Schule, musste ich letztlich nur noch für die Abschlussprüfung lernen. Und das habe ich dann durchgezogen.”

Erstes Bundesliga-Spiel vor über 80.000 Zuschauern in Dortmund

Der gelernte Maler Vargas startete in Luzern nun auch als Fußballer richtig durch, wechselte 2019 für vier Millionen Euro zum FC Augsburg und absolvierte sein erstes Bundesliga-Spiel vor über 80.000 Zuschauern in Dortmund. “Das wird mir ein Leben lang in Erinnerung bleiben”, sagt er stolz. “Aber ich habe trotzdem total befreit aufgespielt.”

“Vor allem diese erste Saison vor der Pandemie war schon ein ziemlicher Rausch”

So befreit, dass er im zweiten Bundesliga-Spiel zum ersten Mal traf, im dritten gleich doppelt. “Ich hatte wahrscheinlich noch diese gewisse Leichtigkeit”, vermutet er, “das hat sich ja auf dem Platz gezeigt. Vor allem diese erste Saison vor der Pandemie war schon ein ziemlicher Rausch.”

Für den FCA nur bedingt. Er beendete die Saison als Fünfzehnter, im Folgejahr als Dreizehnter, dann als Vierzehnter und wieder als Fünfzehnter. Erst jetzt, unter Trainer Jess Thorup, darf in Augsburg von Europa geträumt statt um den Klassenverbleib gebangt werden. “Das haben wir uns auch verdient, so wie wir jetzt spielen”, findet Vargas. “Das macht einfach Spaß.”

So viel Spaß, dass er im vergangenen Januar nochmal seine Meinung änderte. Eigentlich hatte Vargas die Verantwortlichen um Sportdirektor Marinko Jurendic gebeten, mit der AC Florenz zu verhandeln und sich bestenfalls zu einigen. Was die Augsburger auch taten, rund sieben Millionen Euro hätten die Italiener an den Bundesligisten überwiesen. Doch Vargas machte einen Rückzieher, wollte doch bleiben.

Thorup gab Vargas eine neue Rolle

“Das hatte mehrere Gründe”, sagt er und zählt auf: “Wir sind gut in Fahrt gekommen und ich habe mich auf der neuen Position sehr wohl gefühlt.” Vargas war unter Thorup kein Flügelspieler mehr, sondern der Zehner hinter Ermedin Demirovic und Phillip Tietz, hatte mehr Einfluss aufs Spiel. “Ich habe einfach ein gutes Gefühl in Augsburg, hier habe ich das gewohnte Umfeld. Gerade mit Blick auf die Europameisterschaft wollte ich das nicht aufgeben. Wer weiß, ob ich in Florenz sofort gespielt hätte? Es ist schwierig, im Winter ohne Vorbereitung zu wechseln. Da musst du sofort funktionieren. Es kamen viele Sachen zusammen, und ich habe mir gedacht: ‘Wenn ich so viel überlegen muss, dann ist es nicht das Richtige’.”

“Ich bin langsam ein gestandener Nationalspieler”

Der Verbleib in Augsburg zahlte sich aus. Vargas war weiterhin gesetzt, steuerte Assists und Tore bei und darf sich ziemlich sicher sein, mit der Schweiz zur EM zu fahren. “Ich war jetzt bei zwei Turnieren dabei und weiß schon ein bisschen, wie es abläuft. Ich denke, dass ich mir den Stammplatz durch meine Leistungen verdient habe. Ich bin langsam ein gestandener Nationalspieler.”

Der den FCA im Sommer dann vielleicht trotzdem verlässt. “Es ist ja kein Geheimnis, dass ich mich bereit fühle für den nächsten Schritt, wenn es der richtige für mich und den FCA ist”, sagt er. “Ich kann mir grundsätzlich alles vorstellen, deshalb mache ich mir da noch keinen Druck.” Nicht so wie damals auf der Baustelle, von 13 bis 17 Uhr.

Mario Krischel