Über 20 Millionen Euro: Atalanta zieht Klausel bei de Ketelaere

Atalanta Bergamo verstärkt seine Offensive dauerhaft: Wie der Europa-League-Sieger am Samstag mitteilte, hat er die Option im Leihvertrag von Stürmer Charles de Ketelaere gezogen und diesen damit fest verpflichtet. Milan freut sich über einen Geldregen – und eine Weiterverkaufsbeteiligung.

Größter Triumph seiner noch jungen Karriere: Charles de Ketelaere mit der Europa-League-Trophäe.

Größter Triumph seiner noch jungen Karriere: Charles de Ketelaere mit der Europa-League-Trophäe.

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Seit der vergangenen Saison ist Charles de Ketelaere in Italien so richtig angekommen. Das einstige belgische Top-Talent war im Sommer 2022 für über 35 Millionen Euro von Heimatklub Brügge zur AC Mailand gewechselt. Bei den Rossoneri kam er zwar auf 40 Pflichtspiel-Einsätze, schoss dabei aber kein einziges Tor und bereitete lediglich eines vor.

Die Rossoneri wollten dem EM-Fahrer Spielpraxis geben, weswegen sie de Ketelaere für zunächst drei Millionen Euro an Atalanta Bergamo ausliehen. Dort schlug der Stürmer voll ein, war in 50 Pflichtspielen an 25 Toren direkt beteiligt (14 Treffer, elf Assists).

Eine Investition, die sich für Atalanta ausgezahlt hat: Bergamo stürmte ins nationale Pokalfinale (0:1 gegen Juventus), qualifizierte sich über die Liga für die Champions League, die es durch den sensationellen Europa-League-Triumph auch ohne Platz vier in der Serie A erreicht hätte.

Atalanta wollte den Preis erst drücken

Wenig überraschend dachten de Ketelaere und Atalanta in der Folge über eine Weiterbeschäftigung nach. Bergamo soll nach übereinstimmenden italienischen Medienberichten allerdings zunächst versucht haben, den festgeschriebenen Preis für den 15-maligen belgischen Nationalspieler (zwei Tore) zu drücken. Milan blieb aber hart.

So zahlt Atalanta nun dem Vernehmen nach doch eine Ablöse in Höhe von rund 22 Millionen Euro, die durch diverse Boni noch um zwei Millionen Euro anwachsen könnte. Zudem soll es eine Weiterverkaufsbeteiligung geben – wohl in Höhe von zehn Prozent.

Wird Zirkzee Milans “neue Nummer 9”?

Für Milan ist es ein warmer Geldregen, den Zlatan Ibrahimovic in seiner neuen Funktion als Senior Advisor gerne annimmt. Der Schwede, der am Tag der Verkündung des neuen Milan-Trainers Paulo Fonseca erstmals öffentlich als Funktionär sprach, plante ohnehin nicht mehr mit de Ketelaere. Höchste Priorität genießt auf dem Transfermarkt eine “neue Nummer 9”, die durchaus Joshua Zirkzee heißen könnte.

Maestro Gasperini und der besiegte Fluch: “Wir haben Geschichte geschrieben”

Atalanta Bergamo hat sich in den letzten Jahren zu einem auch international beachteten Klub entwickelt, den großen Wurf aber immer verpasst. Bis jetzt: Die Lombarden und allen voran der hocherfahrene Trainer dürfen sich am Ziel sehen.

Erstmals mit Silberware ausgestattet: der langjährige Trainer und jetzige Atalanta-Coach Gian Piero Gasperini.

Erstmals mit Silberware ausgestattet: der langjährige Trainer und jetzige Atalanta-Coach Gian Piero Gasperini.

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Gian Piero Gasperini hat schon viel gesehen – zunächst als Mittelfeldmann von Juventus Turin, wo er allerdings nie den Durchbruch schaffte. Seine aktive Zeit hatte der heute 66-Jährige vornehmlich in Italiens Serie B verbracht und insgesamt nur einen ganz großen Erfolg verbucht, den Serie-A-Aufstieg 1987 mit Pescara Calcio.

Als Trainer führte ihn sein Weg über die Juve-Jugend schließlich von Crotone nach Genua, kurz zu Inter Mailand (2011) und über Palermo sowie nochmals CFC Genua nach Bergamo. 2016 übernahm er den Atalanta-Laden und transformierte den unter dem Radar fliegenden Traditionsklub zu einem waschechten Herausforderer. Die Saison 2017/18 mit der ersten Qualifikation für einen europäischen Bewerb seit 26 Jahren war dabei nur der Anfang, es folgte etwa auch eine Champions-League-Viertelfinalteilnahme und nun das Europa-League-Finale.

Was Gasperini in all den beeindruckenden Atalanta-Jahren begleitet hatte: das Scheitern kurz vor einem möglichen Titel. So verloren die Lombarden unter seiner Obhut gleich drei italienische Pokalendspiele – 2019 gegen Lazio, 2021 gegen Juventus und erst vor einer Woche erneut gegen Turin. Der Titelfluch war Gasperini und ganz Bergamo, das überhaupt nur 1962/63 einen Titel (Coppa Italia) gewonnen hatte, stets hold.

Bis jetzt. Bis zur starken Leistung beim 3:0 gegen Leverkusen. Beim deutlichen Finalsieg in Dublin. Bei der Dreierpacker-Gala von Ademola Lookman.

Gasperini dankt allen

“Das ist eine der besten Nächte meines Lebens”, sagte der aus einer starken bergamaskischen Mannschaft noch herausragende Stürmer kurz nach Schlusspfiff bei CBS, um dabei schnell auf den Erfolg des Vereins zu lenken: “Es war eine unglaubliche Leistung der Mannschaft. Wir haben es geschafft – fantastisch. Ich bin einfach nur glücklich. Wir haben Geschichte geschrieben.”

Und Strahlemann Gasperini, der mit seinen 66 Jahren und 117 Tagen der älteste Trainer geworden war, der in seinem ersten europäischen Finale direkt einen Sieg einfuhr? Der Maestro strahlte über beide Ohren und gab bei Sky Sport Italia zu Protokoll, dass ihm vor allem die Art und Weise imponiert hatte: “Das war außergewöhnlich. Wir haben die Leistungen gegen Liverpool und Lissabon (Gegner auf dem Weg zum Finale; Anm. d. Red.) wiederholt. Sporting hat die Meisterschaft gewonnen, Liverpool war ganz oben in der Premier League, als wir auf sie getroffen waren – und Leverkusen hat die Bundesliga dominiert.” Doch seine Schützlinge zogen weiter, weiter, zogen durch bis zum ultimativen Ziel und gewannen nun den ersehnten Titel: “Die Leistungen der Jungs war fantastisch, ich muss ihnen allen danken.”

Es gibt nicht den Hauch eines Zweifels.

Gian Piero Gasperini

Mit einem offensiven Ansatz um das Dreigestirn Gianluca Scamacca, Charles de Ketelaere und Lookman sowie Antreiber Teun Koopmeiners hatten die Norditaliener die Werkself vom Start weg auf dem falschen Fuß erwischt – und im gesamten Spielverlauf nie lockergelassen. Der verdiente Lohn aus Gasperinis Sicht: das auch in der Höhe absolut verdiente 3:0. “Wir wussten, dass solche Teams stark im Angriff sind, aber weniger gut, wenn man sie zum Verteidigen zwingt. Und wie wir das heute gemacht haben, war unglaublich wichtig. Es gibt nicht den Hauch eines Zweifels an unserem verdienten Sieg gegen solch eine starke Mannschaft.”

Gian Piero Gasperini

Erst daneben und letztlich mittendrin: Atalanta-Trainer Gian Piero Gasperini feiert mit seinem Team.
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Und nun? Erwarte Gasperini, der sich bei der Pokalübergabe erst distanziert neben seinem Team gezeigt hatte und dann doch den Pott krallte, eine Statue oder eine nach ihm benannte Straße in Bergamo? Seine bescheidene Antwort an den italienischen Journalisten: “Seien Sie nicht albern.” Auch die Tatsache, dass er in seiner langen Laufbahn erstmals einen großen Triumph feierte und nun nicht mehr auf seine titellose Laufbahn reduziert werden könne, werde ihn laut eigener Aussage nicht verändern: “Ich verstehe das Thema nicht, ich bin jetzt keine bessere Person als noch heute Nachmittag.”

Atalanta bucht die Champions League – Scamacca “droht” Leverkusen

Atalanta Bergamo wird in der Saison 2024/25 in der Champions League an den Start gehen – unabhängig vom Ausgang des Europa-League-Finals. Der formstarke Scamacca “drohte” in Lecce auch Leverkusen.

Nächster Serie-A-Sieg: Atalanta gewann auch in Lecce.

Nächster Serie-A-Sieg: Atalanta gewann auch in Lecce.

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Mit einem Auge wird Atalanta Bergamo am Samstagnachmittag auf Augsburg geschielt haben. Verliert Bayer 04 Leverkusen nicht vielleicht doch seinen Nimbus der Unbesiegbarkeit vor dem nahenden Europa-League-Finale in Dublin am Mittwoch? Die Werkself gab ihre Antwort mit einem 2:1-Heimsieg und beendete die Bundesliga als ungeschlagener Meister mit 90 Punkten.

Atalanta aber, das unter der Woche das Finale der Coppa Italia gegen Juventus mit 0:1 verloren hatte, fand am frühen Samstagabend seinerseits zurück in die Erfolgsspur. Durch das 2:0 in Lecce dürfen die Verantwortlichen einen Champions-League-Kader zusammenstellen. Die Roma liegt zwei Spieltage vor Schluss sechs Punkte und neun Tore hinter La Dea.

In den ersten 45 Minuten musste sich Bergamo allerdings gefühlt noch das Coppa-Endspiel aus den Kleidern schütteln. Zu Chancen kam die Mannschaft von Trainer Gian Piero Gasperini dennoch. Erst scheiterte Miranchuk aus der Distanz an Keeper Falcone, dann Pasalic aus nächster Nähe an Lecces Schlussmann (4., 7.).

Zappacosta donnert an den Pfosten

Anschließend schwammen sich die Hausherren frei, Piccoli – von Atalanta an Lecce ausgeliehen – scheiterte aber binnen 60 Sekunden zweimal an Musso (9.). Die beste Chance der ersten 45 Minuten hatte Zappacosta, dessen Schuss aus halblinker Position im Strafraum an den rechten Pfosten donnerte (39.). Auf der Gegenseite zählte das Abseitstor von Dorgu zu Recht nicht (45.).

Mit dem Seitenwechsel kamen zwei Neue, wobei das Trainerteam des Favoriten genau den richtigen Riecher beweisen sollte: Sekunden nach der Riesenchance für Lecce (Krstovic schoss drüber, 47.) ging Atalanta durch einen Joker in Führung – Scamacca bediente den enteilten de Ketelaere, der den Ball gefühlvoll über Falcone hinweghob (48.).

Falcone segelt vorbei – Immer wieder Scamacca

Bergamo war nun am Drücker und sorgte in Minute 53 für die Vorentscheidung. Diesmal sah Falcone schlecht aus, weil er sich bei einer Miranchuk-Ecke böse verschätzte und Scamacca einköpfte. Der 25-jährige Vollblutstürmer war in seinen letzten sechs Serie-A-Spielen an acht Toren direkt beteiligt. Leverkusen wird also gut beraten sein, dem 15-maligen italienischen Nationalspieler nicht zu viele Räume gewähren.

Die Partie war anschließend gelaufen, der Favorit sparte Kräfte mit Blick auf Mittwoch. Die letzte Chance hatte erneut Piccoli, der seinem Stammverein unbedingt ein Tor einschenken wollte, doch Musso lenkte den brandgefährlichen Freistoß gerade so an den Pfosten (86.).

Durch den 20. Sieg im 36. Serie-A-Spiel kann Atalanta vollen Fokus auf die Europa League richten, weil die abschließenden Ligapartien gegen Turin und Florenz zum Schaulaufen mutieren dürften.

De Keteleare trifft doppelt, Schlussoffensive der Roma kommt zu spät

Serie A – Highlights by DAZN 13.05.2024

De Keteleare trifft doppelt, Schlussoffensive der Roma kommt zu spät

6:38Atalanta Bergamo hat im Duell mit der AS Rom einen großen Schritt in Richtung CL-Quali gemacht. Dass es am Ende noch einmal spanend wurde, hatten die Gastgeber vor allem auch ihrer schwachen Chancenverwertung zu verdanken.

Atalanta schlägt Rom und feiert wichtigen Sieg im Kampf um CL-Quali

Atalanta Bergamo hat sich im Duell der EL-Halbfinalisten gegen die AS Rom durchgesetzt und einen großen Schritt in Richtung CL-Qualifikation gemacht. Ein lange Zeit einseitiges Spiel wurde am Ende noch einmal unerwartet spannend.

Nach dem Doppelschlag von Charles de Ketelaere sah es zwischen Atalanta und der AS Rom lange Zeit nach einer deutlichen Angelegenheit aus.

Nach dem Doppelschlag von Charles de Ketelaere sah es zwischen Atalanta und der AS Rom lange Zeit nach einer deutlichen Angelegenheit aus.

IMAGO/Gribaudi/ImagePhoto

Beide Teams waren noch am Donnerstag in der Europa League im Einsatz. Für Atalanta nahm das Halbfinal-Duell mit dem 3:0 gegen Marseille ein besseres Ende als für Rom, das gegen Leverkusen ausschied.

In der Liga rangierten beide Teams vor dem Spiel punktgleich auf den Rängen 5 und 6. Also ging es in diesem Duell um nicht weniger als Rang 5, der in der kommenden Saison für die Champions League berechtigt.

Entsprechend gering sahen die Rochaden im Vergleich zum Donnerstag aus. Atalanta-Trainer Gian Piero Gasperini nahm drei Wechsel vor. Torhüter Musso, Zappacosta und Lookman waren die einzigen Spieler, die eine Pause bekamen. Dafür begannen Carnesecchi, Hateboer und Pasalic. Auf der anderen Seite beließ es Daniele de Rossi lediglich bei zwei Wechseln. Kristensen und Baldanzi ersetzten Spinazzola und Azmoun.

Serie A, 36. Spieltag

Müde Römer chancenlos

Der Roma war das harte Programm der letzten Wochen mit den EL-Duellen gegen Milan und Leverkusen sowie Ligaspielen gegen Bologna, Napoli und Juventus jedoch deutlich anzumerken. Von Beginn an wirkte die Giallorossi müde, war in nahezu jeder Situation einen Schritt zu spät.

Während Djimsiti nach vier Minuten noch das Tor verfehlte, war es de Ketelaere, der in Minute 18 und 20 den Doppelpack schnürte und seine Elf innerhalb von zwei Minuten auf die Siegerstraße beförderte. Während er beim ersten Tor den schwach verteidigenden Mancini alt aussehen ließ, vollendete er bei Treffer Nummer zwei eine sehenswerte Kombination.

Atalanta dominierte die Partie nach Belieben und hätte nach weiteren hochkarätigen Chancen durch de Ketelaere (37.), Hateboer (37.), Koopmeiners (44.) und Pasalic (45.+1) eine weitaus höhere Halbzeitführung herausspielen können.

Schlussoffensive der Roma kommt zu spät

Auch nach dem Seitenwechsel blieb Bergamo das dominante Team. Scamcca (52.), Lookman (59.), de Roon (61.) und Pascalic (63.) ließen aber allesamt das dritte Tor liegen. Die schwache Chancenauswertung von Bergamo, das mit Blick auf das Pokalfinale am Mittwoch nach gut einer Stunde bereits de Ketelaere, Scamacca und Ruggeri herunternahm, sollte sich rächen.

Denn aus dem Nichts bekam die Roma nach Foul von de Roon an Abraham einen Elfmeter zugesprochen, den Pellegrini zum Anschlusstreffer verwandelte (66.). Angebahnt hatte sich der Treffer nicht, plötzlich witterte die Roma aber ihre Chance und hatte durch Pellegrini (77.), Bove (82.) und Lukaku (83.) gleich die nächsten guten Gelegenheiten.

Die Roma warf nun alles nach vorne, dadurch ergaben sich Räume für Atalanta. Doch Ederson/Touré (87.), Koopmeiners (89., 90.+4) sowie Miranchuk (90.+1) verpassten allesamt die Entscheidung.

Atalanta vor CL-Qualifikation

So blieb es trotz einer unerwartet spannenden Schlussphase beim letztlich hochverdienten Sieg der Gastgeber, der sich damit auf Rang 5 festsetzt und einen großen Schritt in Richtung der Champions-League-Qualifikation macht. Atalanta muss sich aber vorwerfen lassen, die zahlreichen Chancen nicht genutzt zu haben und Rom wieder ins Spiel geholt zu haben.

Für Atalanta geht es bereits am Mittwoch mit dem Finale der Coppa Italia gegen Juventus weiter (21 Uhr, LIVE! bei kicker), die Roma empfängt am kommenden Sonntag (20.45 Uhr) den CFG Genua.