Freiburg und der Faktor Gulde: “Hat sich wahnsinnig durchgebissen”

In der Defensive gehen dem SC Freiburg während der Rückrunde immer mehr die Spieler aus, wegen Verletzungen und Sperren. Die Freiburger freuen sich deshalb, dass zumindest Innenverteidiger Manuel Gulde ein stabiler Faktor im Saisonfinale ist.

Manuel Gulde hält aktuell die Freiburger Defensive zusammen.

Manuel Gulde hält aktuell die Freiburger Defensive zusammen.

picture alliance/dpa

Auf Manuel Gulde ist Verlass, das hat Trainer Christian Streich über die Jahre hinweg immer wieder betont. Manchmal war der Innenverteidiger Teilzeitkraft, weil andere die Nase vorn hatten, hat aber im Normalfall immer seine Leistung abrufen können, wenn er mal wieder reingeworfen wurde. Einige Male musste er selbst passen, weil er verletzt war. Von Januar 2018 bis Januar 2019 war seine beste Phase beim Sport-Club, als er zwölf Monate lang verletzungsfrei blieb und fast alle Spiele komplett bestritt. In seiner aktuell achten Saison in Freiburg ist er nun wieder mal gefragt.

Zehn Spiele über 90 Minuten

Auf 34 Pflichtspieleinsätze kommt er, 25 davon in der Bundesliga. In den vergangenen zehn Bundesligaspielen war er über die kompletten 90 Minuten auf dem Feld. “Mit Manuel bin ich maximal zufrieden”, sagte Streich vor dem Auswärtsspiel beim 1. FC Köln (Samstag, 18.30 Uhr). “Er hat sich wahnsinnig durchgebissen, teilweise zwischen zwei Spielen, er hatte schon auch seine Wehwehchen, aber von ihm hörst du nichts. Er tut alles, damit er stabil ist, und das hat er super hingekriegt.” Dafür arbeitet der 33-Jährige auch zusätzlich mit einem externen Physiotherapeuten.

Nachdem die Stamm-Innenverteidigung der Vorsaison, Matthias Ginter und Philipp Lienhart, verletzungsbedingt weggebrochen war, “war es elementar wichtig, dass er so viel spielen konnte”, sagte der SC-Coach über Gulde. Anfang des Jahres wurde sein Vertrag beim Sport-Club erneut verlängert, womit er selbst gar nicht unbedingt gerechnet hatte, weil er in der vergangenen Saison – auch wegen des stabilen Duos Ginter/Lienhart in Topform – nicht so oft gebraucht wurde.

Gulde wird auch in der kommenden Saison die Konstante bleiben

Er hat sich mit seiner Rolle arrangiert, und er wird sie auch in der kommenden Saison wieder annehmen, wenn seine Konkurrenten wieder voll dabei sind, wie die Freiburger hoffen. Auch die jungen Spieler aus dem eigenen Verein, Kenneth Schmidt und Max Rosenfelder, sollen dann eine Option sein. Sie sind beide nahezu die komplette Saison verletzt ausgefallen.

Nachdem nun auch noch Kiliann Sildillia mit einer Rotsperre die letzten Saisonspiele verpassen wird, baut der Sport-Club in Köln und auch in den Spielen danach zu Hause gegen Heidenheim und zum Abschluss bei Union Berlin erst recht auf einen weiterhin fitten und einsatzbereiten Manuel Gulde. Wer neben ihm spielen wird, ist dagegen momentan von Woche zu Woche die größere Frage.

Daniela Frahm

Streich hofft auf “richtig Druck auf dem Schläger”

Der mögliche Vereinsrekord von vier Auswärtssiegen in Folge dürfte für die Freiburger eine untergeordnete Rolle spielen, wenn sie am Samstagabend (18.30 Uhr) beim 1. FC Köln antreten. Viel wichtiger wären die drei Punkte, um weiter im Rennen um die internationalen Plätze dabei zu bleiben.

Hofft auf einen

Hofft auf einen “kühlen Kopf” seines Teams am Samstag in Köln: Freiburgs Coach Christian Streich.

IMAGO/Steinsiek.ch

“Es wird sehr emotional und laut werden”, sagte SC-Trainer Christian Streich vor der Partie im ausverkauften Kölner Stadion gegen einen stark abstiegsgefährdeten Effzeh, der noch nach dem letzten Strohhalm greift. “Köln kämpft um alles, und wir müssen einen kühlen Kopf bewahren.” Nach der bitteren Heimniederlage gegen Wolfsburg “sollten wir hochmotiviert sein, aber mit einem guten Maß an Balance”, betonte der SC-Coach.

Streich: “Der Sonntag war kein schöner Sonntag”

Das 1:2 gegen den VfL, bei dem die Freiburger zahlreiche gute Chancen und auch einen Elfmeter vergeben hatten, wirkte bei ihm noch nach. “Der Sonntag war kein schöner Sonntag”, sagte Streich. Trotzdem sei die Videoanalyse kurz ausgefallen, und auch im Training sei dosiert worden. Schließlich haben einige schon sehr viele Spiele gemacht, und es sollen keine weiteren Verletzten riskiert werden. In Köln müssen zusätzlich auch noch die gesperrten Kiliann Sildillia (Rotsperre) und Mittelfeldspieler Nicolas Höfler (Gelbsperre) ersetzt werden.

Für Sildillia dürfte der zuvor gesperrte Lukas Kübler wieder in die Startelf zurückkehren. Schwieriger wird der Ersatz für Höfler. “Viele Sechser haben wir nicht mehr”, sagte Streich. Wenn er Yannik Keitel von der Dreierkette auf seine eigentliche Position ins Mittelfeld vorzieht, müsste er die letzte Reihe wieder umstellen. Auch Sildillia wäre ein möglicher Kandidat gewesen, erklärte der SC-Trainer, da der Franzose bis zur Roten Karte gegen Wolfsburg “eins seiner besten Spiele seit Monaten” gemacht habe. Stürmer Lucas Höler, der diese Position schon mal übernommen hat, könnte die Lösung heißen. “Ich kann nicht sagen, was wir konkret machen”, sagte Streich, der dem Gegner keine Hinweise geben wollte. Taktisch sei “eine Mischform möglich und denkbar”.

“Köln muss und wir müssen nicht”

Streich hofft in den verbleibenden drei Spielen auch auf die Profis, die in den vergangenen Wochen trotz der vielen Ausfälle nicht so oft zum Zug gekommen sind. “Es ist enorm wichtig, dass sie so auf den Platz kommen, dass sie sich und uns richtig helfen können”, erklärte er. Die Kölner hätten es zuletzt in Mainz vorgemacht, als die Einwechselspieler für “richtig Druck auf dem Schläger” gesorgt hätten. “Das brauchen wir auch. Wir müssen alles dafür tun, dass wir uns am Ende der Saison alle noch mal richtig freuen können.”

Die Chancen, dass sich der Sport-Club zum dritten Mal in Folge für den Europapokal qualifiziert, sind durch den bereits gesicherten fünften Champions-League-Platz für die Bundesliga weiter gestiegen. Im Kampf um die Plätze hinter den ersten fünf mischen nun aber auch Bremen und Heidenheim noch mit. “Da sind jetzt noch mehr Mannschaften im Rennen”, sagte Streich. Aber während Köln “sehr unter Druck” stehe, habe Freiburg das Saisonziel erreicht, so dass nur noch die Kür folge. “Köln muss und wir müssen nicht. Wenn wir auf unserem Platz bleiben würden, wäre ich ziemlich glücklich”, meinte der SC-Coach. In Köln soll sein Team nun erst mal “gegenhalten, aber auch die Ruhe und Qualität am Ball behalten, dann wird es auch Räume geben”.

Daniela Frahm

Freiburg und Köln: So nah beisammen und doch so weit entfernt

Während der SC Freiburg am Samstag einen großen Schritt Richtung Europa machen kann, droht dem 1. FC Köln der siebte Abstieg der Vereinsgeschichte. So unterschiedlich die tabellarische Lage ist, so nah sind sich die Klubs in mancher Statistik.

Nah beisammen auch beim letzten Spiel: In der Hinrunde hat Freiburg mit 2:0 gewonnen.

Nah beisammen auch beim letzten Spiel: In der Hinrunde hat Freiburg mit 2:0 gewonnen.

IMAGO/Sportfoto Rudel

Ein berauschendes Offensivfestival in Köln erwartet ohnehin niemand, der den “Effzeh” in dieser Saison hat spielen sehen. Die Erwartungen an das Spiel gegen den SC Freiburg am Samstagabend (18.30 Uhr, LIVE! bei kicker) erhalten durch folgende Statistik also keinen großen Dämpfer: Nur die Aufsteiger Darmstadt (549) und Heidenheim (597) haben in dieser Saison weniger Ballkontakte im gegnerischen Strafraum als Köln (598) und Freiburg (609).

Der Minimalismus in Köln und Freiburg führt jedoch zu Recht unterschiedlichen Ausgängen. Dass man mit nur 24 Toren nach 31 Spielen vermutlich nicht die Klasse halten kann, beweist Köln gerade. Da hilft die verhältnismäßig ordentliche Abwehr mit “nur” 54 Gegentoren auch nicht. Spannend ist: Freiburg hat sogar ein Gegentor mehr kassiert.

Mit negativer Tordifferenz nach Europa? Typisch SC

Doch die 43 geschossenen Tore reichen vermutlich für einen Europa-Pokal-Platz. Der Sport-Club liegt mit einer Tordifferenz von minus zwölf auf Rang 7 der Tabelle. Das ist insofern bemerkenswert: Nur einmal schloss eine Mannschaft mit einer solch schwachen Torbilanz die Saison so weit oben ab: Freiburg selbst hatte in der Saison 2016/17 sogar eine Torbilanz von minus 18 und wurde dennoch Siebter.

Falls in Köln angesichts der bescheidenen Zahlen aus Freiburg neue Hoffnung aufkeimen sollte, aufgepasst. Neben der allgemein bekannten Lage beider Klubs spricht fast alles für die Breisgauer:  Köln verlor die jüngsten drei Duelle mit Freiburg jeweils zu Null. Gegen keine andere Mannschaft wartet der FC aktuell länger auf etwas Zählbares. Unter Christian Streich feierte Freiburg elf Siege in 16 Duellen mit Köln (ein Remis, vier Niederlagen). Mehr Siege gab es für die Breisgauer unter ihrem aktuellen Trainer nur gegen Augsburg (12), allerdings in 23 Duellen (sechs Remis, fünf Niederlagen).

Bei Freiburger Sieg fallen zwei Rekorde

Während die Kölner vier der jüngsten fünf Heimspiele verloren, ging Freiburg zuletzt drei Mal in Serie als Sieger in der Fremde vom Feld. Es winkt ein neuer Vereinsrekord: Vier Auswärtssiege nacheinander gab es in der Freiburger Bundesligageschichte noch nie. Dieser Rekord würde zwangsläufig zu einem anderen führen: Köln hat bereits neun Heimspiele verloren, der Negativrekord aus den Spielzeiten 2003/04, 2017/18 sowie 2020/21 ist bereits eingestellt. Zehn Niederlagen im eigenen Stadion gab es noch nie.

Sollte es dazu kommen, könnte Köln am Sonntagabend als Absteiger feststehen, sofern Mainz 05 in Heidenheim (19.30 Uhr) gewinnt. Es wäre der siebte Abstieg in der Vereinsgeschichte. Dabei waren die Kölner erst 1998 erstmals aus dem Oberhaus abgestiegen. Keine andere Mannschaft stieg in der Drei-Punkte-Ära so oft ab wie die Kölner.  Der Abstieg würde zugleich die längste Phase Bundesliga-Zugehörigkeit des FC in diesem Jahrtausend beenden. Seit 2019 und damit seit fünf Spielzeiten sind die Rheinländer erstklassig.

Und der SC Freiburg? Der könnte mit einem Sieg einen großen Schritt machen, um zum dritten Mal in Folge eine Saison in der oberen Tabellenhälfte zu beenden. Vor dieser Phase war es den Breisgauern kein einziges Mal gelungen, zweimal hintereinander unter den ersten neun Plätzen zu landen.

Moritz Kreilinger, Ullrich Schindler

Personalnot im Zentrum: Welche Optionen hat Streich?

Die Sperren von Kilian Sildillia und Nicolas Höfler zwingen den SC Freiburg mal wieder zum Improvisieren. Ganz so problematisch, wie es Christian Streich darstellt, ist die Lage aber gar nicht.

Muss sein Personal umstellen: SCF-Coach Christian Streich.

Muss sein Personal umstellen: SCF-Coach Christian Streich.

IMAGO/Steinsiek.ch

Die Enttäuschung stand Christian Streich am Samstagnachmittag ins Gesicht geschrieben. Den höchst unglückliche Spielverlauf beim 1:2 gegen den VfL Wolfsburg musste der Freiburger Coach erst noch verarbeiten. Auch der Blick nach vorne auf das anstehende Spiel beim 1. FC Köln am Samstag (18:30 Uhr) diente nicht als Stimmungsaufheller. Der Grund: Streichs Puzzlespiele in der Startelf gehen in die nächste Runde.

Kiliann Sildillia hat vom DFB für seine Rote Karte eine Sperre von drei Spielen aufgebrummt bekommen, die Saison ist für den 21-jährigen Franzosen also beendet. Damit summiert sich die Liste der nicht zur Verfügung stehenden Innenverteidiger auf einen gesamten Spieltagskader: Matthias Ginter (Achillessehnen-OP), Philipp Lienhart (Knieprobleme) und Kenneth Schmidt (Bauchmuskel-OP) sind bereits zum Zuschauen verdammt. Immerhin kehrt Lukas Kübler nach abgesessener Gelbsperre zurück.

Wir haben keine Sechser mehr.

Christian Streich

Im Mittelfeldzentrum ist die Personaldecke noch etwas dünner. Weil Nicolas Höfler am kommenden Samstag in Köln wegen seiner zehnten Gelben Karte fehlen wird und Merlin Röhl (Muskelfaserriss) weiter keine Option, stellte Streich mit einem ernüchternden Unterton fest: “Wir haben keine Sechser mehr. Da spielen wir mit jemandem, der noch nie Sechser gespielt hat. Das gibt eine neue Erfahrung.”

Keitel wäre eine Option

So ganz stimmt diese Aussage ja nicht. Mit Yannik Keitel stünde ein gelernter defensiver Mittelfeldspieler bereit. Streichs Aussage vermittelt jedoch, dass er den 24-Jährigen, der im Sommer zum VfB Stuttgart wechseln wird, weiter im Zentrum der Dreierkette einplant. Mitte Februar beim Europa-League-Spiel in Lens (0:0) musste Keitel mangels Alternativen erstmals in diese Rolle schlüpfen – und stellte sich gut an. Mit seiner guten Spieleröffnung und der Zweikampfstärke liegt ihm die Position, die sich von einer defensiven Sechs gar nicht groß unterscheidet.

Manuel Gulde und Kübler dürften an seiner Seite spielen. Hoffenheim-Leihgabe Attila Szalai sieht Streich scheinbar nicht als Option für die Startelf – sonst könnte Keitel ja nach vorne rücken. Der Ungar durfte in den vergangenen zehn Spielen nur einmal ran, für 15 Minuten. Diese magere Spielzeit trotz des durchweg bestehenden Engpasses in der Abwehr macht deutlich: diese Leihe hat allen drei Parteien nichts gebracht.

Höler hat schon Erfahrung im Mittelfeld

Eine Umstellung auf einer Viererkette ist unwahrscheinlich, da weder Keitel noch der eigentliche Rechtsverteidiger Kübler diese Rolle im Zentrum gewohnt sind. Also zurück ins Mittelfeld, wo ja weiter die Position neben Maximilian Eggestein zu besetzen ist. Zumindest einen Spieler hat Streich noch in Petto, für den die Sechs keine völlige Unbekannte ist: Lucas Höler.

Das zweikampfstarke Arbeitstier hat schon vereinzelt im Mittelfeldzentrum gespielt. In der Startelf zuletzt am 13. März 2021 beim 0:1 in Mainz. Die Formation damals, wie heute: ein 3-4-3. Ganz so ernüchtert muss Streich also nicht Richtung Köln schauen.

Und überhaupt: Das ständige Improvisieren, speziell in der Defensive, ist zur Konstante in seiner letzten Saison geworden. “Deswegen muss man das Ganze, wie wir dieses Jahr aufgetreten sind, sehr hoch anrechnen. Dass wir drei Spieltage vor Schluss noch voll mitmischen um Europa ist Stand jetzt wirklich sensationell”, kommentierte Christian Günter. Mit einem Sieg in Köln könnte Freiburg nicht nur einen großen Schritt Richtung Europa machen, sondern mit dann vier Auswärtssiegen in Serie auch einen neuen Vereinsrekord aufstellen.

Moritz Kreilinger

DFB setzt Sildillias Saison ein Ende

Für Kiliann Sildillia beginnt die Sommerpause vorzeitig. Der Verteidiger des SC Freiburg wurde nach seiner Roten Karte gegen den VfL Wolfsburg für die abschließenden drei Spiele gesperrt.

Kiliann Sildillia wurde vom DFB für drei Spiele gesperrt.

Kiliann Sildillia wurde vom DFB für drei Spiele gesperrt.

IMAGO/Steinsiek.ch

Mit einem Sieg gegen den VfL Wolfsburg hätte der SC Freiburg am Samstag einen gewaltigen Schritt in Richtung europäisches Geschäft gehen können. Die TSG Hoffenheim hatte bereits am Freitagabend in Bochum verloren, der FC Augsburg kam parallel zum Freiburger Heimspiel gegen Werder Bremen unter die Räder – vier Punkte hätte der Vorsprung auf Rang acht im Erfolgsfall bereits betragen.

Streich: “Bis zur 63. Minute haben wir alles richtig gemacht”

Danach sah es nach einer dominanten Vorstellung im ersten Durchgang und der hochverdienten 1:0-Führung auch aus, doch am Ende stand eine 1:2-Niederlage, weil es der Sport-Club verpasste, den Sack frühzeitig zuzumachen – und die Wolfsburger in einer fulminanten Schlussphase das Spiel drehten, nachdem Roland Sallai einen Foulelfmeter verschossen hatte.

“Bis zur 63. Minute haben wir alles richtig gemacht”, erklärte Trainer Christian Streich nach dem Spiel. Was dann passierte? Kiliann Sildillia traf Gegenspieler Kevin Paredes mit gestrecktem Bein und offener Sohle im Kniebereich. Schiedsrichter Frank Willenborg blieb nichts anderes übrig, als dem 21 Jahre alten Verteidiger die Rote Karte für “rohes Spiel” zu zeigen.

Engpass in der Abwehr

Ein Platzverweis mit weitreichenden Folgen: Der Franzose wurde vom DFB-Sportgericht nun für drei Spiele gesperrt. Damit ist auch klar, dass Sildillia in der laufenden Saison nicht mehr zum Einsatz kommen wird. Die Partien im Rennen um Europa gegen den 1. FC Köln, den 1. FC Heidenheim und Union Berlin werden ohne Sildillia vonstatten gehen.

Den Freiburgern fehlen in Matthias Ginter (Achíllessehnen-OP), Philipp Lienhart (Knieprobleme) und Kenneth Schmidt (Bauchmuskel-OP) aktuell bereits drei Verteidiger. Immerhin kehrt Lukas Kübler nach Gelbsperre für die Partie am Samstag in Köln zurück.

Wenn alles zusammenkommt: Freiburgs gebrauchte Halbzeit

Für rund eine Stunde spult der SC Freiburg eine der besten Leistungen in dieser Saison ab, verliert am Ende aber mit 1:2 gegen den VfL Wolfsburg. Die Beteiligten waren etwas ungläubig ob der gesammelten Portion Pech.

Den Halt verloren: Roland Sallai rutscht weg und vergibt den Elfmeter zum möglichen 2:1.

Den Halt verloren: Roland Sallai rutscht weg und vergibt den Elfmeter zum möglichen 2:1.

IMAGO/Steinsiek.ch

Zuhause läuft’s gerade nicht für den SC Freiburg. Zumindest rein ergebnistechnisch. Seit dem 3:2-Erfolg zum Rückrundenauftakt gegen die TSG Hoffenheim vergingen sieben Spiele in der Bundesliga ohne Sieg. Einen solchen Negativlauf vor eigenem Publikum hatten die Breisgauer zuletzt von Mai bis Dezember 2013, als man zu Hause achtmal hintereinander nicht gewann. Das jüngste 1:2 gegen den VfL Wolfsburg, die vierte Heimniederlage in besagtem Zeitraum, war fraglos die unglücklichste.

Lacroix macht den einmal in fünf oder zehn Jahren.

Christian Streich über das Siegtor des VfL

Es gibt im Fußball diese Tage im Fußball, an denen alles zusammenkommt, an denen alles gegen einen läuft. Der SC Freiburg erlebte einen solchen am Samstag. “Bis zur 63. Minute haben wir alles richtig gemacht. Dann kommt die Rote Karte, und es war auch noch okay. Wolfsburg hat ja keine Torchancen in Fülle gehabt”, beschrieb Christian Streich die Phase der Partie, als der Sport-Club bis auf die mangelhafte Chancenverwertung alles im Griff hatte. Doch dann schlug sich das gesammelte Glück auf Seiten des VfL. “Lacroix macht den einmal in fünf oder zehn Jahren. Genauso der Freistoß von Maxi Arnold”, kommentierte Streich die beiden Traumtore der Gäste.

Für die Freiburger Akteure war es gar nicht so einfach, das Spiel einzuordnen. “Die erste Halbzeit war richtig gut. Aber wir hätten 2:0, 3:0 weg sein können. Das müssen wir uns vorwerfen”, haderte Maximilian Eggestein. Kapitän Christian Günter pflichtete ihm bei: “Man kann der Mannschaft keinen Vorwurf machen. Wir sind mit viel Elan ins Spiel, haben fußballerisch einen großen Schritt nach vorne gemacht, haben uns Chancen erarbeitet.”

Die Unterzahl war nicht das Problem

Aus Freiburger Sicht hatte das Spiel zwei Schlüsselmomente. Zum einen die Rote Karte für Kilian Sildillia, der nach seinem rüden Einsteigen gegen Kevin Paredes schuldbewusst und mucksmäuschenstill gegenüber Schiedsrichter Frank Willenborg in die Kabine trottete. “Es ist Glück, dass der Bursche heute auf zwei gesunden Beinen stehen kann”, sagte Wolfsburgs Coach Ralph Hasenhüttl am Sonntag. Die reine Unterzahl war aber erstmal kein größeres Problem, der SC verteidigte weiter alles weg vom Tor. Doch die notwendige taktische Umstellung wurde dem Team zum Verhängnis.

Dass Roland Sallai in Abwesenheit des eigentlichen Schützen Vincenzo Grifo einen Elfmeter zum möglichen 2:1 über den Kasten setzte, weil er unglücklich wegrutschte, passte ins Bild des zunehmend gebrauchten Nachmittags. “Wenn die Rote Karte nicht kommt, muss der Vince nicht aus taktischen Gründen raus. Er hat ein gutes Spiel gemacht, war sehr präsent. So kommt alles zusammen”, haderte Streich. Sallai hatte keinen guten Tag erwischt. Der Ungar war zwar immer wieder an Offensivaktionen beteiligt, ging mit seinen Chancen aber verschwenderisch um.

Es winkt ein neuer Rekord

“Es hat zu dem Tag gepasst”, stellte Günter fest und gab die Marschroute vor: “Mund abputzen, wir haben noch drei Spiele. Die anderen haben auch nicht gepunktet. Das ist das Positive an dem Tag.” Mit Eintracht Frankfurt, dem FC Augsburg und der TSG Hoffenheim ist die direkte Konkurrenz um die Europa-Cup-Plätze ebenfalls leer ausgegangen, mit Werder Bremen dafür ein neuer Aspirant hinzugekommen.

Noch haben es Streich und Co. aber in der eigenen Hand. Mit einem Sieg beim 1. FC Köln könnte Freiburg am kommenden Samstag nicht nur einen großen Schritt Richtung Europa machen, sondern mit dann vier Auswärtssiegen in Serie auch einen neuen Vereinsrekord aufstellen. “Das ist Ansporn genug”, kommentierte Eggestein. Eine Woche darauf gilt es dann, Streich in seinem letzten Heimspiel gegen Heidenheim mit einem Sieg zu verabschieden. “Er hätte das maximal verdient, damit er in Ruhe danach ein Glas Wein trinken und sich aufs aller letzte Spiel freuen kann”, betonte Günter

Moritz Kreilinger

Freiburgs Röhl droht Saison-Aus

Während der Gegner aus Wolfsburg noch um den Klassenerhalt bangen muss, halten die Freiburger die ganze Saison über Anschluss an die internationalen Plätze, was angesichts der anhaltenden Verletzungssorgen umso bemerkenswerter ist. Neuester Ausfall: Merlin Röhl.

Von einer Verletzung ausgebremst: Merlin Röhl.

Von einer Verletzung ausgebremst: Merlin Röhl.

IMAGO/Steinsiek.ch

Schon nach dem 1:1 am vergangenen Sonntag gegen Mainz hatte Trainer Christian Streich gesagt, dass es Merlin Röhl “hinten reingefahren” sei. Jetzt steht fest, dass der U 21-Nationalspieler einen Muskelfaserriss im Oberschenkel hat. “Er macht alles, Tag und Nacht, mental und physiologisch, die Ärzte und Physios auch. Aber bei einem Muskelfaserriss ist nicht davon auszugehen, dass er in den nächsten drei Wochen noch einmal spielen kann”, sagte der SC-Coach vor dem Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg (Samstag, 15.30 Uhr).

“Das ist ein Verlust für uns”, so Streich, denn dadurch fehle Röhls “Dynamik, extreme Körperlichkeit und Schnelligkeit”. Der 21-Jährige wird nun nicht dabei helfen könne, wenn die Freiburger “um die letzten paar Meter auf der Zielgeraden kämpfen, auf der es um so viel geht”, wie der SC-Trainer betonte: “Wir können etwas Außergewöhnliches schaffen in so einer harten und unruhigen Saison.”

Podcast

Droht Köln bei Abstieg der komplette Zerfall? (mit Dominic Maroh)

13:41 Minuten

alle Folgen

Schließlich ist der Sport-Club trotz der vielen – teilweise auch langfristigen – Ausfälle vor dem 31. Spieltag Siebter, und hat die dritte Europapokal-Qualifikation in Folge vor Augen. “Die Jungs wissen, was es bedeutet, wo wir stehen. Wir hatten wunderbare Reisen die letzten Jahre, wir reisen gerne weiter – aber es ist kein Selbstläufer”, sagte Streich.

Vor drei Jahren hätten wir zwei Tage frei gegeben und ein Fest gemacht.

Christian Streich

Die insgesamt gestiegenen Ansprüche intern und extern machte er auch daran fest, dass das Erreichen der 40-Punkte-Marke mit dem Remis gegen Mainz gar kein Thema war. “Vor drei Jahren hätten wir zwei Tage frei gegeben und ein Fest gemacht”, sagte Streich. “Wir hatten jetzt einen Erfolg nach dem anderen, da gewöhnt man sich extrem dran.” Nun wolle das Team “unter allen Umständen auf 43 Punkte kommen, aber das ist eine brutal schwere Aufgabe”.

Schließlich stecke Wolfsburg zwar im Abstiegskampf, sei von der individuellen Qualität aber ganz anders einzuschätzen. “Wenn du sie spielen lässt, wenn du ihnen Luft lässt, dann wirst du Probleme kriegen”, warnte Streich. VfL-Trainer Ralph Hasenhüttl versuche “taktisch variabel zu sein, um den Gegner vor Aufgaben zu stellen”, das habe die Spielvorbereitung ganz klar gezeigt.

“Die wünschen sich nichts mehr, als dass wir sie und jeden einzelnen unterschätzen, dann schlagen sie zu”, sagte der SC-Coach. “Das darf auf keinen Fall passieren, das habe ich auch die ganze Woche mit den Jungs besprochen, dass wir sehr diszipliniert und klar arbeiten auf dem Trainingsplatz.” Sie müssten so kompakt und stabil agieren wie gegen Mainz, forderte er. “Sie hatten phasenweise mehr den Ball, aber hatten nicht die ganz großen Torchancen, wir hatten die besseren übers ganze Spiel”, blickte er noch mal auf das 1:1 zurück.

Streichs Personalpuzzle

Allerdings muss der Sport-Club nicht nur wegen Röhls Verletzung umplanen. Zusätzlich fehlt Verteidiger Lukas Kübler wegen einer Gelbsperre. Die hat Roland Sallai hingegen abgesessen und ist wieder eine Option für die Startelf. Auch die Fans würden am Samstag eine wichtige Rolle spielen, erklärte Streich: “Wir brauchen die hundertprozentige Unterstützung, um einen großen Fight liefern zu können. Dann können wir vielleicht das Spiel gewinnen, und dann weiß jeder, wo wir drei Spieltage vor Schluss stehen würden.”

Außerdem warten die Freiburger nun schon seit Januar auf ihren zweiten Heimsieg in der Rückrunde. Obwohl der Sport-Club zuletzt auswärts dreimal in Folge gewonnen hat, freut sich Streich auf ein weiteres Heimspiel, “aber wir müssen ruhig und klar bleiben und die ganzen Dinge, die wir abarbeiten müssen, auf den Platz bringen”.

Daniela Frahm

Freiburgs Röhl droht Saison-Aus

Während der Gegner aus Wolfsburg noch um den Klassenerhalt bangen muss, halten die Freiburger die ganze Saison über Anschluss an die internationalen Plätze, was angesichts der anhaltenden Verletzungssorgen umso bemerkenswerter ist. Neuester Ausfall: Merlin Röhl.

Von einer Verletzung ausgebremst: Merlin Röhl.

Von einer Verletzung ausgebremst: Merlin Röhl.

IMAGO/Steinsiek.ch

Schon nach dem 1:1 am vergangenen Sonntag gegen Mainz hatte Trainer Christian Streich gesagt, dass es Merlin Röhl “hinten reingefahren” sei. Jetzt steht fest, dass der U 21-Nationalspieler einen Muskelfaserriss im Oberschenkel hat. “Er macht alles, Tag und Nacht, mental und physiologisch, die Ärzte und Physios auch. Aber bei einem Muskelfaserriss ist nicht davon auszugehen, dass er in den nächsten drei Wochen noch einmal spielen kann”, sagte der SC-Coach vor dem Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg (Samstag, 15.30 Uhr).

“Das ist ein Verlust für uns”, so Streich, denn dadurch fehle Röhls “Dynamik, extreme Körperlichkeit und Schnelligkeit”. Der 21-Jährige wird nun nicht dabei helfen könne, wenn die Freiburger “um die letzten paar Meter auf der Zielgeraden kämpfen, auf der es um so viel geht”, wie der SC-Trainer betonte: “Wir können etwas Außergewöhnliches schaffen in so einer harten und unruhigen Saison.”

Podcast

Droht Köln bei Abstieg der komplette Zerfall? (mit Dominic Maroh)

13:41 Minuten

alle Folgen

Schließlich ist der Sport-Club trotz der vielen – teilweise auch langfristigen – Ausfälle vor dem 31. Spieltag Siebter, und hat die dritte Europapokal-Qualifikation in Folge vor Augen. “Die Jungs wissen, was es bedeutet, wo wir stehen. Wir hatten wunderbare Reisen die letzten Jahre, wir reisen gerne weiter – aber es ist kein Selbstläufer”, sagte Streich.

Vor drei Jahren hätten wir zwei Tage frei gegeben und ein Fest gemacht.

Christian Streich

Die insgesamt gestiegenen Ansprüche intern und extern machte er auch daran fest, dass das Erreichen der 40-Punkte-Marke mit dem Remis gegen Mainz gar kein Thema war. “Vor drei Jahren hätten wir zwei Tage frei gegeben und ein Fest gemacht”, sagte Streich. “Wir hatten jetzt einen Erfolg nach dem anderen, da gewöhnt man sich extrem dran.” Nun wolle das Team “unter allen Umständen auf 43 Punkte kommen, aber das ist eine brutal schwere Aufgabe”.

Schließlich stecke Wolfsburg zwar im Abstiegskampf, sei von der individuellen Qualität aber ganz anders einzuschätzen. “Wenn du sie spielen lässt, wenn du ihnen Luft lässt, dann wirst du Probleme kriegen”, warnte Streich. VfL-Trainer Ralph Hasenhüttl versuche “taktisch variabel zu sein, um den Gegner vor Aufgaben zu stellen”, das habe die Spielvorbereitung ganz klar gezeigt.

“Die wünschen sich nichts mehr, als dass wir sie und jeden einzelnen unterschätzen, dann schlagen sie zu”, sagte der SC-Coach. “Das darf auf keinen Fall passieren, das habe ich auch die ganze Woche mit den Jungs besprochen, dass wir sehr diszipliniert und klar arbeiten auf dem Trainingsplatz.” Sie müssten so kompakt und stabil agieren wie gegen Mainz, forderte er. “Sie hatten phasenweise mehr den Ball, aber hatten nicht die ganz großen Torchancen, wir hatten die besseren übers ganze Spiel”, blickte er noch mal auf das 1:1 zurück.

Streichs Personalpuzzle

Allerdings muss der Sport-Club nicht nur wegen Röhls Verletzung umplanen. Zusätzlich fehlt Verteidiger Lukas Kübler wegen einer Gelbsperre. Die hat Roland Sallai hingegen abgesessen und ist wieder eine Option für die Startelf. Auch die Fans würden am Samstag eine wichtige Rolle spielen, erklärte Streich: “Wir brauchen die hundertprozentige Unterstützung, um einen großen Fight liefern zu können. Dann können wir vielleicht das Spiel gewinnen, und dann weiß jeder, wo wir drei Spieltage vor Schluss stehen würden.”

Außerdem warten die Freiburger nun schon seit Januar auf ihren zweiten Heimsieg in der Rückrunde. Obwohl der Sport-Club zuletzt auswärts dreimal in Folge gewonnen hat, freut sich Streich auf ein weiteres Heimspiel, “aber wir müssen ruhig und klar bleiben und die ganzen Dinge, die wir abarbeiten müssen, auf den Platz bringen”.

Daniela Frahm