Wenn alles zusammenkommt: Freiburgs gebrauchte Halbzeit

Wenn alles zusammenkommt: Freiburgs gebrauchte Halbzeit

Für rund eine Stunde spult der SC Freiburg eine der besten Leistungen in dieser Saison ab, verliert am Ende aber mit 1:2 gegen den VfL Wolfsburg. Die Beteiligten waren etwas ungläubig ob der gesammelten Portion Pech.

Den Halt verloren: Roland Sallai rutscht weg und vergibt den Elfmeter zum möglichen 2:1.

Den Halt verloren: Roland Sallai rutscht weg und vergibt den Elfmeter zum möglichen 2:1.

IMAGO/Steinsiek.ch

Zuhause läuft’s gerade nicht für den SC Freiburg. Zumindest rein ergebnistechnisch. Seit dem 3:2-Erfolg zum Rückrundenauftakt gegen die TSG Hoffenheim vergingen sieben Spiele in der Bundesliga ohne Sieg. Einen solchen Negativlauf vor eigenem Publikum hatten die Breisgauer zuletzt von Mai bis Dezember 2013, als man zu Hause achtmal hintereinander nicht gewann. Das jüngste 1:2 gegen den VfL Wolfsburg, die vierte Heimniederlage in besagtem Zeitraum, war fraglos die unglücklichste.

Lacroix macht den einmal in fünf oder zehn Jahren.

Christian Streich über das Siegtor des VfL

Es gibt im Fußball diese Tage im Fußball, an denen alles zusammenkommt, an denen alles gegen einen läuft. Der SC Freiburg erlebte einen solchen am Samstag. “Bis zur 63. Minute haben wir alles richtig gemacht. Dann kommt die Rote Karte, und es war auch noch okay. Wolfsburg hat ja keine Torchancen in Fülle gehabt”, beschrieb Christian Streich die Phase der Partie, als der Sport-Club bis auf die mangelhafte Chancenverwertung alles im Griff hatte. Doch dann schlug sich das gesammelte Glück auf Seiten des VfL. “Lacroix macht den einmal in fünf oder zehn Jahren. Genauso der Freistoß von Maxi Arnold”, kommentierte Streich die beiden Traumtore der Gäste.

Für die Freiburger Akteure war es gar nicht so einfach, das Spiel einzuordnen. “Die erste Halbzeit war richtig gut. Aber wir hätten 2:0, 3:0 weg sein können. Das müssen wir uns vorwerfen”, haderte Maximilian Eggestein. Kapitän Christian Günter pflichtete ihm bei: “Man kann der Mannschaft keinen Vorwurf machen. Wir sind mit viel Elan ins Spiel, haben fußballerisch einen großen Schritt nach vorne gemacht, haben uns Chancen erarbeitet.”

Die Unterzahl war nicht das Problem

Aus Freiburger Sicht hatte das Spiel zwei Schlüsselmomente. Zum einen die Rote Karte für Kilian Sildillia, der nach seinem rüden Einsteigen gegen Kevin Paredes schuldbewusst und mucksmäuschenstill gegenüber Schiedsrichter Frank Willenborg in die Kabine trottete. “Es ist Glück, dass der Bursche heute auf zwei gesunden Beinen stehen kann”, sagte Wolfsburgs Coach Ralph Hasenhüttl am Sonntag. Die reine Unterzahl war aber erstmal kein größeres Problem, der SC verteidigte weiter alles weg vom Tor. Doch die notwendige taktische Umstellung wurde dem Team zum Verhängnis.

Dass Roland Sallai in Abwesenheit des eigentlichen Schützen Vincenzo Grifo einen Elfmeter zum möglichen 2:1 über den Kasten setzte, weil er unglücklich wegrutschte, passte ins Bild des zunehmend gebrauchten Nachmittags. “Wenn die Rote Karte nicht kommt, muss der Vince nicht aus taktischen Gründen raus. Er hat ein gutes Spiel gemacht, war sehr präsent. So kommt alles zusammen”, haderte Streich. Sallai hatte keinen guten Tag erwischt. Der Ungar war zwar immer wieder an Offensivaktionen beteiligt, ging mit seinen Chancen aber verschwenderisch um.

Es winkt ein neuer Rekord

“Es hat zu dem Tag gepasst”, stellte Günter fest und gab die Marschroute vor: “Mund abputzen, wir haben noch drei Spiele. Die anderen haben auch nicht gepunktet. Das ist das Positive an dem Tag.” Mit Eintracht Frankfurt, dem FC Augsburg und der TSG Hoffenheim ist die direkte Konkurrenz um die Europa-Cup-Plätze ebenfalls leer ausgegangen, mit Werder Bremen dafür ein neuer Aspirant hinzugekommen.

Noch haben es Streich und Co. aber in der eigenen Hand. Mit einem Sieg beim 1. FC Köln könnte Freiburg am kommenden Samstag nicht nur einen großen Schritt Richtung Europa machen, sondern mit dann vier Auswärtssiegen in Serie auch einen neuen Vereinsrekord aufstellen. “Das ist Ansporn genug”, kommentierte Eggestein. Eine Woche darauf gilt es dann, Streich in seinem letzten Heimspiel gegen Heidenheim mit einem Sieg zu verabschieden. “Er hätte das maximal verdient, damit er in Ruhe danach ein Glas Wein trinken und sich aufs aller letzte Spiel freuen kann”, betonte Günter

Moritz Kreilinger