Mister Zuverlässig und die Wundertüte: Spaniens mögliche Startelf im Kurz-Check

Mister Zuverlässig und die Wundertüte: Spaniens mögliche Startelf im Kurz-Check

Das DFB-Team trifft am Freitag auf die bislang stärkste Mannschaft bei dieser EM. Was die Spieler der spanischen Startelf auszeichnet – und wo ihre Schwächen liegen.

Diese spanische Elf soll es wohl auch gegen Deutschland richten.

Diese spanische Elf soll es wohl auch gegen Deutschland richten.

IMAGO/Marco Canoniero

Unai Simon

Der Keeper von Athletic Bilbao beteiligt sich rege am Spielaufbau und geht dabei häufig viel Risiko. Gegen Kroatien leistete er sich einen Fehler mit einem schlampigen Pass, der letztlich zu einem Elfmeter führte – den aber parierte Simon. Der vor dem Turnier nicht unumstrittene 27-Jährige kassierte lediglich beim 4:1 gegen Georgien einen Gegentreffer, und das von seinem eigenen Mitspieler Robin Le Normand. kicker-Durchschnittsnote: 3,0

Dani Carvajal

Über den 32-Jährigen muss man nicht mehr viele Worte verlieren. Kaum ein Titel, den der Rechtsverteidiger mit der Seleccion oder Real Madrid nicht gewonnen hat. Mister Zuverlässig, bissig im Zweikampf – und auf seine alten Tage offensivstärker denn je. Trotz seiner Größe von 1,73 Meter kopfballstark bei Standards, so gelang ihm auch im Champions-League-Finale das 1:0. Auch bei der EM gegen Kroatien durfte er schon jubeln. Vorsehen muss sich die DFB-Elf vor dem Provokateur Carvajal. Fairness ist nicht gerade ein Markenzeichen des Polizistensohns. kicker-Durchschnittsnote: 2,83

Robin Le Normand

Einer von neun Basken im Kader der Spanier. Für einen der großen Vereine hat der gebürtige Franzose nie gespielt, seit 2016 steht er bei Real Sociedad unter Vertrag – aber spielt erst seit 2018 in der ersten Mannschaft. Nun steht allerdings ein Wechsel zu Atletico Madrid bevor. Dem kopfballstarken Innenverteidiger unterlief gegen Georgien ein Eigentor, seine mangelnde Erfahrung auf großer Bühne könnte sich das DFB-Team womöglich zunutze machen. kicker-Durchschnittsnote: 3,25

Aymeric Laporte

Wechselte im Sommer 2023 im besten Fußballeralter von Manchester City in die Saudi Professional League zu Al-Nassr und Cristiano Ronaldo. Laporte, ebenfalls ein in Frankreich geborener Baske, kam bei den Citizens kaum mehr zum Einsatz und musste zudem häufig auf der Linksverteidigerposition aushelfen, was ihm nicht sonderlich schmeckte. Der Wechsel scheint ihm nicht geschadet zu haben, von einem Leistungseinbruch ist bei der EM nichts zu erkennen. Aufgrund seines starken linken Fußes gibt er den linken Innenverteidiger. Im ersten Spiel fehlte er angeschlagen. kicker-Durchschnittsnote: 3,0

Marc Cucurella

Hierzulande schwer vorstellbar, dass nicht der Leverkusener Alejandro Grimaldo links hinten verteidigt. Chelsea-Profi Cucurella erhielt den Vorzug und bislang gibt es auch keinen Grund, an ihm zu zweifeln. Mit seiner Schnelligkeit und kompromisslosen Zweikampfführung weiß der 25-Jährige mit der auffälligen Haarpracht zu gefallen, gegen Kroatien und Italien gehörte er zu den besten bei den Iberern. Offensiv hat Cucurella allerdings noch Potenzial nach oben. kicker-Durchschnittsnote: 2,67

Rodri

Wie auch bei Manchester City ein absoluter Schlüsselspieler im zentralen, defensiven Mittelfeld der Spanier. Der 28-Jährige, Siegtorschütze im CL-Finale 2023, steuert das Spiel der Iberer, ist Dreh- und Angelpunkt. Als 53-maliger Nationalspieler geht er auf dem Platz voran und auch gerne dahin, wo es weh tut, sein Treffer zum 1:1 gegen Georgien brachte die Seleccion im Achtelfinale wieder in die Spur. Mit 104 Ballkontakten pro Spiel, einer herausregenden Passquote (93,5 Prozent) und Zweikampfquote (69,6 Prozent) hat er Fabelwerte vorzuweisen. kicker-Durchschnittsnote: 2,17

Pedri

Allmählich wird’s schnell und quirlig, Pedri ist das erste Beispiel. Den Achter vom FC Barcelona zeichnet unter anderem eine erstklassige Technik und ebenfalls eine herausragende Passquote (91 Prozent) aus – Vergleiche mit Altmeister Xavi liegen da nahe. Gegen Kroatien bereitete er einen Treffer vor, im Achtelfinale lieferte er nicht seine beste Leistung ab. In all seinen drei EM-Einsätzen wurde das Leichtgewicht ausgewechselt. kicker-Durchschnittsnote: 2,67

Fabian

Eine der großen Entdeckungen des Turniers. Gegen Kroatien und auch gegen Georgien glänzte er mit je einem Tor und einem Assist, sein Tor gegen die Kroaten war eines der schönsten bei der EM. Der PSG-Akteur hilft aber auch mit, dem offensiven Trio den Rücken freizuhalten, im Spielaufbau glänzt er mit starker Technik und guten Ideen. Bei den Weitschüssen des Linksfußes sollte Keeper Manuel Neuer hochkonzentriert sein. kicker-Durchschnittsnote: 1,83

Nico Williams

Über Spaniens Youngster Yamal und Williams

Viele erwarteten den Durchbruch des Linksaußen von Athletic Bilbao schon bei der WM 2022, doch Nico Willams musste offenbar noch zwei Jahre reifen, um ihn zu schaffen. Der 21-Jährige ist ein ständiger Unruheherd, dribbelstark, blitzschnell, wendig und mutig. Er gab neun Torschussvorlagen, dribbelte 22-mal und schoss siebenmal aufs Tor, beim 4:1 gegen Georgien setzte er den Schlusspunkt. Gegenspieler Joshua Kimmich ist nicht zu beneiden, der Rechtsverteidiger wird vermutlich unter Dauerstress stehen. kicker-Durchschnittsnote: 2,0

Alvaro Morata

Der 31-Jährige debütierte für die Seleccion vor fast zehn Jahren, inzwischen ist er Spaniens Kapitän. An guten Tagen reicht ein Alvaro Morata allein, um gegnerische Abwehrreihen zu zerlegen, an schlechten bringt er die Fans mit ausgelassenen Großchancen am Fließband um den Verstand. Wundertüte Morata weicht schon mal auf den Flügel aus, obwohl er – auch dank seiner Kopfballstärke – im Zentrum besser aufgehoben ist. Ein Tor und ein Assist stehen schon in seiner EM-Statistik. kicker-Durchschnittsnote: 2,83

Lamine Yamal

Der jüngste Spieler der EM hat die gleichen Stärken wie der fast auf den Tag genau fünf Jahre ältere Williams. Der Frühreife ging schon 23-mal ins Dribbling, bereitete elf Schüsse vor und versuchte es auch selbst elfmal – bislang ohne Erfolg. Der Abschluss ist das größte Manko des Dribbelkünstlers, das wurde hier und da auch schon beim FC Barcelona ersichtlich. Auf der Hut sein muss die Innenverteidigung bei Yamals Spezialität, die man auch schon bei Barcelona häufig zu Gesicht bekommen hat. Seine scharf mit links getretenen Flanken aus dem rechten Halbfeld haben bei dieser EM schon zu zwei Toren geführt. kicker-Durchschnittsnote: 2,17