Zé Roberto: “Ich tippe auf drei Kronen für Leverkusen”

Zé Roberto traut Bayer Leverkusen das Triple zu: “Und das Wundervolle daran ist, dass dies gar keinen Beigeschmack hat”, sagt der Brasilianer, der mit Bayer 2002 dreimal nur Zweiter wurde, im kicker-Interview (Dienstagausgabe).

Werkself-Vergangenheit: Zé Roberto, hier bei einem Besuch in Leverkusen anno 2019

Werkself-Vergangenheit: Zé Roberto, hier bei einem Besuch in Leverkusen anno 2019

Bongarts/Getty Images

Was der Brasilianer, der in der Bundesliga auch für Bayern München und den Hamburger SV gespielt hat, hervorhebt: “Diese Mannschaft hat einen beeindruckenden Fußball gezeigt, sich durchgehend als, ich bezeichne es mal, fliegende Mannschaft gezeigt.” Dass dabei einige Niederlagen mit Treffern in der Nachspielzeit noch verhindert worden sind, sei Ausdruck von “Können und mentaler Stärke.” Das habe man früher oft bei Bayern München gesehen. “Aber jetzt ist die Zeit von Bayer Leverkusen.”

Bayer 04 im Saisonfinale

In den beiden in dieser Woche anstehenden Endspielen um die Europa League und den DFB-Pokal könne Bayer die Saison abrunden. “Ich tippe auf drei Kronen für Leverkusen.” Auch wenn, etwa beim Spiel in Berlin, Kaiserslautern “ein Gegner ist, mit dem man vielleicht als Underdog sympathisiert, ein Verein, der selbst eine Legende ist.”

“Kluge Neuverpflichtungen”

Mit Blick auf die Stärke des neuen Deutschen Meisters hebt der frühere Nationalspieler neben der Arbeit von Trainers Xabi Alonso auch das Management hervor, der Verein habe “kluge Neuverpflichtungen getätigt”. Wolle der Klub aber auch dauerhaft in der Champions League angreifen, müsse der Kader dennoch verstärkt werden.

Jungstar Florian Wirtz ist für den 49-jährigen Zé Roberto, der seine aktive Karriere 2017 beendete, “der beste Spieler der Saison”. Gefragt zu dessen Weltklasse-Qualitäten erklärt der Brasilianer: “Er hat das Potenzial dieses Niveau zu erreichen, wenn er sein Spiel weiterentwickelt und seine Fähigkeiten verfeinert.”

Doch der 21-Jährige sei nicht der einzige Schlüsselspieler beim neuen Meister. Welche Namen Zé Roberto nennt und wie er die Arbeit von Xabi Alonso im Detail bewertet, lesen sie am Dienstag im kicker – oder ab Montagabend im eMagazine.

Jörg Wolfrum

Xabi Alonso adelt Atalanta: “Einer der härtesten Gegner in Europa”

Am Mittwoch spielt Bayer 04 in Dublin gegen Atalanta Bergamo im Finale der Europa League. Trainer Xabi Alonso spricht mit höchstem Respekt vor den Italienern, an denen Leverkusen 2022 im Achtelfinale verdient scheiterte, sieht aber einen entscheidenden Unterschied.

Die Meisterschale wurde bereits überreicht, nun möchten Xabi Alonso und die Werkself auch die verbleibenden Endspiele gewinnen.

Die Meisterschale wurde bereits überreicht, nun möchten Xabi Alonso und die Werkself auch die verbleibenden Endspiele gewinnen.

IMAGO/Sven Simon

Die Erinnerungen an den März 2022 sind noch nicht verblasst. Und sie sind nicht die angenehmsten. Im Achtelfinale der Europa League unterlag Bayer 04 Atalanta Bergamo in beiden Partien. 2:3 in Norditalien, 0:1 in der BayArena. “Es war eines meiner härtesten Spiele. Es ist ein sehr gutes Team. Sie sind taktisch sehr gut und haben sehr gute Spieler”, sagt Angreifer Amine Adli mit Blick auf jene Partien, in denen Atalanta der Werkself die Grenzen aufzeigte, “wenn sie im Finale sind, wissen alle, dass sie sehr gut sind.”

Daran sollte kein Zweifel bestehen. War damals die 2:3-Niederlage im Hinspiel ja doch sogar noch schmeichelhaft. Gegen die stark pressenden und überragend umschaltenden Ligurer entging eine taktisch überforderte Bayer-Mannschaft nur dank eines herausragenden Lukas Hradecky im Tor einem Debakel. 4:11 und 5:3 lautete das Chancenverhältnis in den beiden Vergleichen.

Xabi Alonso: “Wir erwarten ein super Finale. Es wird sehr eng”

Jetzt treffen die beiden Mannschaften im Finale der Europa League aufeinander. Und bei Atalanta, das auf Platz 5 in der Serie A sehr gute Chancen auf die Qualifikation für die Champions League besitzt, schwingt weiterhin Gian Piero Gasperini das Zepter auf der Trainerbank. Ein Kollege, von dem Xabi Alonso genauso in den höchsten Tönen schwärmt wie von dessen Team.

“Für mich sind sie einer der härtesten Gegner in Europa. Sie haben eine super Mentalität, einen Trainer, der sehr klar weiß, was er will. Sie haben einen breiten Kader, sie spielen sehr intensiv”, huldigt der Baske seinem Final-Konkurrenten, “und für jeden Gegner ist jedes Spiel gegen Atalanta sehr hart. Wir erwarten ein super Finale. Es wird sehr eng.”

Atalanta überzeugte sogar an der Anfield Road

Für diesen Respekt gibt es allerlei Gründe. Setzte sich Bergamo doch in der K.-o.-Runde gegen Sporting Lissabon (1:1; 2:1), den FC Liverpool (3:0; 0:1) und Olympique Marseille (1:1; 3:0) durch. Nicht nur deshalb ist Xabi Alonsos Schlussfolgerung klar: “Sie sind gegen Marseille und Lissabon verdient weitergekommen. Sie sind eine Top-Top-Mannschaft für mich.” Die beim 3:0-Sieg an der Anfield Road gegen überlegene Reds hoch effizient auftrat.

Ein gewachsenes Gebilde also. Taktisch unangenehm. Stark im Pressing und Umschaltspiel. Mit viel Tempo in der Offensive und hoher Effizienz. Ein Mix, der es auch den favorisierten Leverkusenern schwer machen kann. Weil eben viele Abläufe seit Jahren eingeschliffen sind.

Bayer-Coach erwartet keinen Überraschungseffekt

Doch all dies macht Bayer auch mit Blick auf das Achtelfinale von 2022 nicht Bange. “Die Idee, das Konzept von Atalanta sind nicht dieselben, aber es ist derselbe Trainer und auch viele Spieler von damals”, sagt Xabi Alonso, “das ist kein Gegner, den wir nicht kennen. Viele Spieler haben gegen sie gespielt. Es ist nichts Neues, was wir in Dublin erwarten.”

Der 42-Jährige geht also nicht davon aus, dass es am Mittwoch einen großen Überraschungseffekt gibt. Zumindest nicht für sein Team, fügt er doch selbstbewusst an: “Aber wir sind eine andere Mannschaft.” Was seine Spieler nicht nur mit ihrer Serie von 51 Pflichtspielen ohne Niederlage eindrucksvoll unterstrichen haben.

Stephan von Nocks

Schiedsrichter für Dublin steht fest: Kovacs pfeift das Finale mit Leverkusen

Am 22. Mai steigt das Finale in der Europa League zwischen Leverkusen und Atalanta Bergamo. Die UEFA hat am Montag bekanntgegeben, wer das Endspiel in Dublin pfeifen wird. Kein gutes Omen für Bayer 04?

Steht bereit für das Finale in Dublin: Schiedsrichter Istvan Kovacs.

Steht bereit für das Finale in Dublin: Schiedsrichter Istvan Kovacs.

IMAGO/Gribaudi/ImagePhoto

Ungeschlagen hat sich Leverkusen für das Finale (22.5., 21 Uhr) im Aviva Stadium in Dublin qualifiziert, dort wartet nach den beiden Halbfinalduellen mit der AS Rom (2:0, 2:2) mit Atalanta Bergamo ein weiterer Serie-A-Klub. Und das Duell mit den Italienern wird ein Rumäne leiten: Istvan Kovacs.

Die UEFA hat am Montag mitgeteilt, dass der 39-Jährige die Partie zwischen dem Deutschen Meister und dem Tabellenfünften der Serie A, der nach einem glatten 3:0-Erfolg nach einem 1:1 im Hinspiel gegen Olympique Marseille das Ticket fürs Finale gelöst hatte.

Kovacs bringt reichlich Erfahrung mit, schließlich hat er 22 Champions-League- und 20 Europa-League-Spiele in seiner Karriere gepfiffen, auch ein EM-Spiel steht in seiner Vita.

Dortmund mit positiven Erfahrungen

Mit einer deutschen Mannschaft hat er in der laufenden Saison schon Bekanntschaft gemacht, das 3:1 von Borussia Dortmund in der Gruppenphase der Königsklasse bei der AC Mailand stand unter seiner Leitung. Und Kovacs wusste in dieser Partie auch zu überzeugen. “Klare Körpersprache und ohne entscheidende Fehler. Der Handelfmeter gegen Schlotterbeck war nach internationaler Auslegung korrekt, der zweite Strafstoß unstrittig. Hätte allerdings Adli wegen eines taktischen Fouls verwarnen müssen (59.)”, lautete die kicker-Beurteilung, der Rumäne erhielt die kicker-Note 2.

Leverkusen mit negativen Erfahrungen

Leverkusen selbst allerdings hat keine guten Erinnerungen an Kovacs. Beim Debüt von Xabi Alonso in der Champions League auf der Bayer-Bank gab es ein 0:3 gegen den FC Porto, Kovacs erwischten einen ganz schlechten Tag und erhielt letztlich die kicker-Note 6, nachdem er sich “viele kleine und zwei gravierende Fehler” in Form von zwei völlig überzogenen Elfmetern für Porto geleistet hatte.

EM-Debüt mit Oranje

Sein Debüt bei einer Europameisterschaft feierte Kovacs 2021, als er beim 3:0 der Niederländer gegen Madzedonien eine gute Leistung ablieferte (kicker-Note 2,5).

Eintracht überträgt Endspiel gegen Rangers im Frankfurter Stadion

Die Euphorie vor dem Europa-League-Finale bei Eintracht Frankfurt ist riesig. Die SGE hat nun angekündigt, das Duell mit den Rangers im eigenen Stadion zu übertragen.

Auch im Frankfurter Stadion wird das Endspiel von Eintracht Frankfurt gegen die Rangers übertragen.

Auch im Frankfurter Stadion wird das Endspiel von Eintracht Frankfurt gegen die Rangers übertragen.

IMAGO/Schüler

Eintracht Frankfurt gab am Montag bekannt, dass der Bundesligist das Endspiel der Europa League gegen die Schotten im eigenen Stadion auf Großbildleinwand übertragen wird.

Vorverkauf läuft schon

Die SGE hat am heutigen Montag den Vorverkauf für diesen Stadionevent gestartet. Der Einlass ins Stadion ist ab 18 Uhr vorgesehen, das Finale in Sevilla wird um 21 Uhr (LIVE! bei kicker) angepfiffen.

Die Tickets für den Eintritt in das WM-Stadion von 2006 sollen zehn Euro kosten. Dort wird eine Leinwand mit der Größe von 400 Quadratmetern aufgestellt. Für Frankfurt ist es das erste internationale Endspiel seit 1980, als die Hessen in zwei Endspielen den UEFA-Cup gegen Borussia Mönchengladbach gewannen.

Für das Stadion von Sevilla haben die Hessen ein offizielles Kontingent von 10.000 Karten bekommen.

Verkauf gestartet: Eintracht Frankfurt erhält 10.000 Final-Tickets

Für das Europa-League-Finale in Sevilla erhält Eintracht Frankfurt 10.000 Karten. Das gaben die Hessen am Samstag bekannt.

Fans von Eintracht Frankfurt träumen vom Europa-League-Finale.

Fans von Eintracht Frankfurt träumen vom Europa-League-Finale.

IMAGO/Schüler

Für das Finale im Estadio Ramon Sanchez Pizjuan bekommt die SGE damit knapp ein Viertel der Karten als Kontingent zugewiesen. Die Heimstätte des FC Sevilla, in diesem Jahr Austragungsort der Europa League, bietet beim Finale rund 40.000 Zuschauern Platz.

Finale in Sevilla

Die Eintracht hat den Ticketverkauf am Samstagmorgen gestartet, er läuft bis Montag, 10 Uhr. “Bei der Bestellannahme gilt nicht das ‘first come, first served’-Prinzip. Die Tickets werden nach Beendigung der Bestellphase zugeteilt”, heißt es seitens der SGE.

Nach UEFA-Angaben stehen insgesamt 33.000 Karten den Fans des beiden Finalisten sowie der Öffentlichkeit zur Verfügung.

Das Europa-League-Finale zwischen Eintracht Frankfurt und den Glasgow Rangers findet am Mittwoch, 18. Mai, statt.

Verkauf gestartet: Eintracht Frankfurt erhält 10.000 Final-Tickets

Für das Europa-League-Finale in Sevilla erhält Eintracht Frankfurt 10.000 Karten. Das gaben die Hessen am Samstag bekannt.

Fans von Eintracht Frankfurt träumen vom Europa-League-Finale.

Fans von Eintracht Frankfurt träumen vom Europa-League-Finale.

IMAGO/Schüler

Für das Finale im Estadio Ramon Sanchez Pizjuan bekommt die SGE damit knapp ein Viertel der Karten als Kontingent zugewiesen. Die Heimstätte des FC Sevilla, in diesem Jahr Austragungsort der Europa League, bietet beim Finale rund 40.000 Zuschauern Platz.

Finale in Sevilla

Die Eintracht hat den Ticketverkauf am Samstagmorgen gestartet, er läuft bis Montag, 10 Uhr. “Bei der Bestellannahme gilt nicht das ‘first come, first served’-Prinzip. Die Tickets werden nach Beendigung der Bestellphase zugeteilt”, heißt es seitens der SGE.

Nach UEFA-Angaben stehen insgesamt 33.000 Karten den Fans des beiden Finalisten sowie der Öffentlichkeit zur Verfügung.

Das Europa-League-Finale zwischen Eintracht Frankfurt und den Glasgow Rangers findet am Mittwoch, 18. Mai, statt.

Ein Dosenöffner und der Glaube an Großes: Vier spezielle Gründe für den Finaleinzug der Rangers

In einer magischen Fußball-Nacht haben die Rangers RB Leipzig ausgeschaltet und ihre Hoffnungen genährt, den großen Triumph von 1972 wiederholen zu können.

Bereit für Großes: Rangers-Coach Giovanni van Bronckhorst.

Bereit für Großes: Rangers-Coach Giovanni van Bronckhorst.

Getty Images

Aus Glasgow berichtet Bernd Staib

Das Halbfinal-Rückspiel der Rangers gegen die Leipziger wird allen, die diese Nacht im Ibrox miterleben durften, im Gedächtnis bleiben – auch die 1000 mitgereisten Leipziger Fans dürften trotz des Ausscheidens ihrer Mannschaft noch lange vom Trip nach Glasgow erzählen. Was machte es so speziell?

Die traurige Vorgeschichte

Voller Vorfreude gingen die Rangers in die Woche des Halbfinales, ehe die überraschende Nachricht vom Tod des langjährigen Zeugwarts Jimmy Bell am Dienstag die Stimmung in tiefe Trauer umschlagen ließ. Zwei Tage lang stand der Klub aus dem Stadtteil Govan unter Schock. “Es war gut, dass wir unseren Trainingsplan modifiziert haben, das hat uns allen gutgetan”, sagte Giovanni van Bronckhorst nach dem Spiel.

Halbfinal-Rückspiel und Finale

Am Tag des Halbfinals legten der Trainer und Kapitän James Tavernier am Ibrox Stadion Kränze nieder. Kurz vor Anpfiff wurde ein Video mit Szenen aus 36 Jahren mit Jimmy Bell gezeigt. 50.000 standen auf und klatschten minutenlang Beifall. Spätestens jetzt war klar, dass dieser Abend “ready for magic” war. Eine Schweigeminute unmittelbar vor Anpfiff tat ihr Übriges – nach der Stille kam der Sturm.

Die “special relationship” zwischen Rangers, Bell und Torjäger Tavernier


James Tavernier

Spezialist für Dosenöffnungen: James Tavernier.
Getty Images

Seit Dienstag war klar, dass die Rangers in diese Partie mit einer extra Portion Motivation gehen würden. “Er hätte sich gewünscht, dass wir uns mit seinem Tod nicht lange aufhalten, sondern die Stutzen hochziehen und uns ins Spiel reinbeißen”, sagte Tavernier. Genau das taten die “Teddy Bears”, allen voran der Kapitän selbst. Der 30-jährige Außenbahnspieler nutzte die erste Chance der Rangers zur Führung. Es war sein siebtes Tor auf dieser Europa-Tour, allesamt in den K.-o.-Runden erzielt. “Wir müssen ihm eine höhere Rückennummer geben”, schmunzelte van Bronckhorst nach dem Spiel über den Mann mit der Nummer zwei. Tavernier ist damit der beste Torjäger, nicht nur der Rangers, sondern auch der gesamten Europa League. “Das war vor allem für Jimmy, er schaut jetzt stolz von oben auf uns herunter”, schwärmte Tavernier.

Der Faktor Historie

Die Leipziger Profis können nichts dafür, dass RB erst 2009 gegründet wurde und seit 2016 erstklassig spielt. Und doch war die “Wucht dieses Stadions” (Domenico Tedesco) ein ganz entscheidender Faktor. Und die Rangers-Fans lenkten die Stimmung ganz bewusst auf die Tradition ihres 150-jährigen Vereins. Kurz vor dem Anpfiff entrollten sie (politisch unkorrekt) ein Banner mit einem spanischen Stierkämpfer, darunter die Namen der 22 Spieler im europäischen Pokalsieger-Finale von 1972 – der bisher größte Erfolg des Klubs.

Die damals als “Barcelona Bears” in die Geschichte eingegangene Rangers-Elf sollte in direkter Verbindung mit jenen vom 5. Mai 2022 stehen. “Die Großtaten unserer Vorgänger sind unsere Inspiration heute.” Der 50 Meter lange Schriftzug ließ die van-Bronckhorst-Elf wissen, was von ihr erwartet wurde. Und sie lieferte.


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Rangers-Banner in Erinnerung an die Europapokalsieger von 1972.
IMAGO/Shutterstock

“Gio, Gio, Gio!” oder der Glaube an Großes

Der Bus vom Ibrox zurück ins Glasgower Zentrum schwankte nicht ganz so bedrohlich wie beim Abpfiff die Zuschauertribünen des legendären Stadions. Die stimmgewaltigen, glückseligen Rangers Fans ließen ihren neuen Trainer immer wieder hochleben. “Gio, Gio, Gio, Giovanni van Bronckhorst” intonierten sie aus Kehlen – für Menschen ohne Kenntnisse der Rangers-Lieder die einizige zu verstehende Zeile.

Der Niederländer, erst seit 18. November im Amt, gab den Rangers auf ihrer Europa-Reise den Glauben für Großes. “Man muss immer an etwas glauben, sonst kannst du keine großen Ziele erreichen”, so Barcelonas Champions-League-Sieger von 2006. “Und natürlich glauben wir daran, das Finale in Sevilla gewinnen zu können.” Bei allem Respekt vor Frankfurt, schob er noch schnell hinterher, schließlich haben die den FC Barcelona eliminiert.

In Andalusien wird am 18. Mai der Faktor Fans im Vergleich mit den ebenfalls reiselustigen Frankfurter Anhängerschaft nicht so klar pro Rangers sprechen. Dass van Bronckhorst auf die “Blaunasen”-Familie auch im Europa-League-Finale baut, versteht sich von selbst. “Sie fliegen überall mit uns hin, reisen uns mit Auto, dem Rad oder zu Fuß mit uns. Wegen mir schwimmen sie auch da hin”, schmunzelte der Coach.

Ein Dosenöffner und der Glaube an Großes: Vier spezielle Gründe für den Finaleinzug der Rangers

In einer magischen Fußball-Nacht haben die Rangers RB Leipzig ausgeschaltet und ihre Hoffnungen genährt, den großen Triumph von 1972 wiederholen zu können.

Bereit für Großes: Rangers-Coach Giovanni van Bronckhorst.

Bereit für Großes: Rangers-Coach Giovanni van Bronckhorst.

Getty Images

Aus Glasgow berichtet Bernd Staib

Das Halbfinal-Rückspiel der Rangers gegen die Leipziger wird allen, die diese Nacht im Ibrox miterleben durften, im Gedächtnis bleiben – auch die 1000 mitgereisten Leipziger Fans dürften trotz des Ausscheidens ihrer Mannschaft noch lange vom Trip nach Glasgow erzählen. Was machte es so speziell?

Die traurige Vorgeschichte

Voller Vorfreude gingen die Rangers in die Woche des Halbfinales, ehe die überraschende Nachricht vom Tod des langjährigen Zeugwarts Jimmy Bell am Dienstag die Stimmung in tiefe Trauer umschlagen ließ. Zwei Tage lang stand der Klub aus dem Stadtteil Govan unter Schock. “Es war gut, dass wir unseren Trainingsplan modifiziert haben, das hat uns allen gutgetan”, sagte Giovanni van Bronckhorst nach dem Spiel.

Halbfinal-Rückspiel und Finale

Am Tag des Halbfinals legten der Trainer und Kapitän James Tavernier am Ibrox Stadion Kränze nieder. Kurz vor Anpfiff wurde ein Video mit Szenen aus 36 Jahren mit Jimmy Bell gezeigt. 50.000 standen auf und klatschten minutenlang Beifall. Spätestens jetzt war klar, dass dieser Abend “ready for magic” war. Eine Schweigeminute unmittelbar vor Anpfiff tat ihr Übriges – nach der Stille kam der Sturm.

Die “special relationship” zwischen Rangers, Bell und Torjäger Tavernier


James Tavernier

Spezialist für Dosenöffnungen: James Tavernier.
Getty Images

Seit Dienstag war klar, dass die Rangers in diese Partie mit einer extra Portion Motivation gehen würden. “Er hätte sich gewünscht, dass wir uns mit seinem Tod nicht lange aufhalten, sondern die Stutzen hochziehen und uns ins Spiel reinbeißen”, sagte Tavernier. Genau das taten die “Teddy Bears”, allen voran der Kapitän selbst. Der 30-jährige Außenbahnspieler nutzte die erste Chance der Rangers zur Führung. Es war sein siebtes Tor auf dieser Europa-Tour, allesamt in den K.-o.-Runden erzielt. “Wir müssen ihm eine höhere Rückennummer geben”, schmunzelte van Bronckhorst nach dem Spiel über den Mann mit der Nummer zwei. Tavernier ist damit der beste Torjäger, nicht nur der Rangers, sondern auch der gesamten Europa League. “Das war vor allem für Jimmy, er schaut jetzt stolz von oben auf uns herunter”, schwärmte Tavernier.

Der Faktor Historie

Die Leipziger Profis können nichts dafür, dass RB erst 2009 gegründet wurde und seit 2016 erstklassig spielt. Und doch war die “Wucht dieses Stadions” (Domenico Tedesco) ein ganz entscheidender Faktor. Und die Rangers-Fans lenkten die Stimmung ganz bewusst auf die Tradition ihres 150-jährigen Vereins. Kurz vor dem Anpfiff entrollten sie (politisch unkorrekt) ein Banner mit einem spanischen Stierkämpfer, darunter die Namen der 22 Spieler im europäischen Pokalsieger-Finale von 1972 – der bisher größte Erfolg des Klubs.

Die damals als “Barcelona Bears” in die Geschichte eingegangene Rangers-Elf sollte in direkter Verbindung mit jenen vom 5. Mai 2022 stehen. “Die Großtaten unserer Vorgänger sind unsere Inspiration heute.” Der 50 Meter lange Schriftzug ließ die van-Bronckhorst-Elf wissen, was von ihr erwartet wurde. Und sie lieferte.


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Rangers-Banner in Erinnerung an die Europapokalsieger von 1972.
IMAGO/Shutterstock

“Gio, Gio, Gio!” oder der Glaube an Großes

Der Bus vom Ibrox zurück ins Glasgower Zentrum schwankte nicht ganz so bedrohlich wie beim Abpfiff die Zuschauertribünen des legendären Stadions. Die stimmgewaltigen, glückseligen Rangers Fans ließen ihren neuen Trainer immer wieder hochleben. “Gio, Gio, Gio, Giovanni van Bronckhorst” intonierten sie aus Kehlen – für Menschen ohne Kenntnisse der Rangers-Lieder die einizige zu verstehende Zeile.

Der Niederländer, erst seit 18. November im Amt, gab den Rangers auf ihrer Europa-Reise den Glauben für Großes. “Man muss immer an etwas glauben, sonst kannst du keine großen Ziele erreichen”, so Barcelonas Champions-League-Sieger von 2006. “Und natürlich glauben wir daran, das Finale in Sevilla gewinnen zu können.” Bei allem Respekt vor Frankfurt, schob er noch schnell hinterher, schließlich haben die den FC Barcelona eliminiert.

In Andalusien wird am 18. Mai der Faktor Fans im Vergleich mit den ebenfalls reiselustigen Frankfurter Anhängerschaft nicht so klar pro Rangers sprechen. Dass van Bronckhorst auf die “Blaunasen”-Familie auch im Europa-League-Finale baut, versteht sich von selbst. “Sie fliegen überall mit uns hin, reisen uns mit Auto, dem Rad oder zu Fuß mit uns. Wegen mir schwimmen sie auch da hin”, schmunzelte der Coach.