MSV und Waldhof werden zur Kasse gebeten

Das DFB-Sportgericht bittet mit Duisburg und Mannheim gleich zwei Drittligisten zur Kasse.

Verfehlungen der eigenen Fans kommen Duisburg nun teuer zu stehen.

Verfehlungen der eigenen Fans kommen Duisburg nun teuer zu stehen.

IMAGO/Beautiful Sports

Wie der DFB am Mittwoch mitteilte, wurde der MSV im Einzelrichterverfahren nach Anklageerhebung durch den DFB-Kontrollausschuss wegen dreier Fälle eines unsportlichen Verhaltens seiner Anhänger mit drei Geldstrafen belegt. Die Gesamtstrafe beläuft sich auf 28.950 Euro, 9500 Euro davon können die Zebras für sicherheitstechnische oder gewaltpräventive Maßnahmen verwenden – etwaige Maßnahmen müssen bis zum 31. Dezember 2024 gegenüber dem DFB nachgewiesen werden.

Beim 0:2 in Bielefeld am 31. März 2024 hatten Duisburger Zuschauer 24 Bengalische Fackeln und zwei Rauchkörper gezündet, was nun mit einer Strafe von 9100 Euro geahndet wurde. 350 Euro Strafe gibt es derweil dafür, dass ein Duisburger Zuschauer in der 35. Minute beim 1:1 gegen den SV Waldhof Mannheim am 12. April 2024 einen Rauchkörper gezündet hatte.

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19.500 Euro “bescherte” den Meiderichern das Gastspiel bei Rot-Weiss Essen am 7. April 2024 (1:4). Während des Spiels waren vor und während des Spiels Knallkörper geworfen worden, wodurch mehrere Personen ein Knalltrauma erlitten haben. Darüber hinaus wurden zu Beginn der zweiten Halbzeit und im weiteren Verlauf der Partie 20 Bengalische Fackeln, acht Rauchkörper, sieben Blinker und weiterer Knallkörper gezündet. Nach dem Spiel wurden weitere drei Bengalische Fackeln entfacht, eine davon wurde auch noch in den Innenraum Richtung Ordner geworfen.

Auch Mannheim wird zur Kasse gebeten

Mannheim wiederum muss ebenfalls blechen – und zwar 14.050 Euro, 4650 Euro kann der Waldhof für sicherheitstechnische oder gewaltpräventive Maßnahmen verwenden. Der Grund ist, dass beim 1:0 gegen Arminia Bielefeld am 15. März 2024 Zuschauer eine Rakete abgefeuert und mindestens 35 Bengalische Fackeln gezündet hatten. In der 16., 32. und 75. Minute brannten die Heimanhänger jeweils eine weitere Bengalische Fackel ab.

Beide Vereine haben den Urteilen zugestimmt, sodass diese rechtskräftig sind.

Erstmals viertklassig: Der MSV Duisburg steigt in die Regionalliga ab

Im August 2022 setzte sich der MSV Duisburg das Ziel, 2025 wieder in der 2. Bundesliga zu spielen. Doch nach einer Saison, in der die Zebras seit dem 2. Spieltag in der Abstiegszone steckten, steht fest: Es geht eine Liga runter und nicht eine Liga hoch.

Am Boden: Santiago Castaneda und der MSV Duisburg sind abgestiegen.

Am Boden: Santiago Castaneda und der MSV Duisburg sind abgestiegen.

picture alliance / Eibner-Pressefoto

Nach dem Mannheimer 1:1-Remis beim FC Ingolstadt herrscht beim MSV Duisburg traurige Gewissheit: Die Meidericher stehen nach Freiburg II und Lübeck als Absteiger aus der 3. Liga fest und gehen in der kommenden Spielzeit in der Regionalliga West an den Start.

Und das hatte sich angedeutet. Namhafte Sommer-Abgänge wie Kapitän Moritz Stoppelkamp, Sturm-Juwel Julian Hettwer oder die drei Stammspieler Leroy Kwadwo, Marvin Ajani und Marlon Frey konnten von Beginn an nicht kompensiert werden. Die Neuzugänge vor der Saison, wie die erst- und zweitligaerfahrenen Alexander Esswein und Thomas Pledl, schlugen – mit Ausnahme des jungen Santiago Castaneda (19), der als Perspektivspieler kam, sich aber früh zur Stammkraft entwickelte – nicht ein. So fand sich der Verein vom Start weg im Tabellenkeller wieder.

Ziegner muss früh gehen, kein Aufschwung unter Schommers

Schon am 2. Spieltag rutschte der MSV auf einen der Abstiegsplätze, die man fortan nicht mehr verlassen konnte. Nach dem 2:3 gegen den SC Verl am 6. Spieltag musste Trainer Torsten Ziegner gehen. U-19-Coach Engin Vural (mittlerweile Fortuna Düsseldorf U 19) sprang beim damaligen Schlusslicht für vier Partien ein und sammelte immerhin vier Punkte, bevor die Duisburger eine neue, permanente Lösung präsentierten: Boris Schommers.

Der 45-Jährige hatte zuvor in der Regionalliga West mit dem 1. FC Düren für mächtig Furore gesorgt, den er auf einem überraschenden Platz 2, punktgleich mit Tabellenführer Fortuna Köln, nach zehn Spieltagen in Richtung Duisburg verließ. Doch auch Schommers und die erfahrenen Winterneuzugänge Daniel Ginczek, Ahmet Engin sowie Erik Zenga konnten den Klub nicht aus dem Keller führen.

Trainerwechsel Nummer 2 mit Blick auf Liga 4

In einer ohnehin schon schwierigen Lage musste der MSV in den vergangenen Monaten auch noch auf die beiden Leistungsträger Sebastian Mai (Kreuzbandriss) und Casper Jander (Knieverletzung) verzichten. Am 34. Spieltag wurde Schommers, der in 24 Ligaspielen 23 Punkte sammelte und im Niederrheinpokal bei Oberligist KFC Uerdingen (0:1 n. V.) scheiterte, freigestellt.

3. Liga, 36. SPieltag

Die Aufgabe war zu diesem Zeitpunkt allerdings bereits nahezu unlösbar, die Entscheidung bereits ein Vorgriff auf die Regionalliga: Die Interimstrainer Uwe Schubert und Branimir Bajic übernahmen die Mannschaft vier Spieltage vor Schluss auf Rang 18, mit acht Punkten Rückstand auf das rettende Ufer.

Durch den 3:1-Sieg gegen den SV Sandhausen konnte das Duo den Abstieg zunächst abwenden, spätestens das 3:5 am Freitag gegen Mitabsteiger Lübeck raubte jedoch die letzten Hoffnungen.

Duisburg erstmals in der Regionalliga

Für das Bundesliga-Gründungsmitglied ist es der erste Gang in die Viertklassigkeit seit der Einführung vergleichbarer Ligastrukturen. Schon vor der Premierensaison der überregionalen Bundesliga hatten die Duisburger – mit einjähriger Unterbrechung in der Saison 1955/56 – zwischen 1951 und 1963 in der Oberliga West, der höchsten Westdeutschen Spielklasse gespielt.

Im neugegründeten Oberhaus hielt sich der Verein über viele Jahre konstant, bis in der 19. Saison (1981/82) erstmals der Abstieg in die 2. Bundesliga und wiederum vier Jahre später in die Oberliga Nordrhein (3. Liga) feststand. Im dritten Anlauf gelang jedoch die Zweitliga-Rückkehr und nur zwei Jahre später, 1990/91, gar der Bundesliga-Aufstieg.

Mehr als zwei Jahrzehnte pendelten die Zebras anschließend zwischen der 1. und 2. Liga – bis sie 2012 in finanzielle Schieflage gerieten. Die Insolvenz konnte damals zwar abgewendet werden, dennoch kam es zum Zwangsabstieg in die 3. Liga, wo sich der Verein zumindest sportlich wieder stabilisierte. Es folgten zwei Aufstiege in die 2. Bundesliga (2014/15 und 2016/17), nach denen es jedoch jeweils schnell wieder in die Drittklassigkeit ging (2015/16 und zuletzt 2018/19).

Talfahrt nach verspieltem Aufstieg 2019/20

In der anschließenden Saison 2019/20 sah es lange Zeit so aus, als würden die Duisburger unter Trainer Torsten Lieberknecht erneut den Wiederaufstieg meistern. Mit nur einem Sieg in den letzten sieben Spielen verspielte der MSV aber erst die Tabellenführung, dann den Aufstieg und letztlich auch die Relegation, die man als Fünfter um einen Zähler verpasste. Fortan sollte es bergab gehen.

Gleich zweimal in Folge retteten sich die Meidericher nur knapp als 15. der 3. Liga – die Überzeugung, schon bald wieder ganz oben anzugreifen, trug man dennoch selbstbewusst nach außen. Auf der Jahreshauptversammlung im August 2022 hatte der Vorstandsvorsitzende Ingo Wald vorgegeben: “Unsere klare Zielvorgabe heißt: 2. Bundesliga in 2025!” Tabellarisch hielt man sich aber weiterhin in der unteren Drittliga-Hälfte auf: 2022/23 folgte Platz 12, nun sogar der Abstieg.

Umbruch steht bevor

Auf Geschäftsführer Michael Preetz, der das Amt erst im Januar übernahm, und die Verantwortlichen kommt damit nicht nur die Suche nach einem neuen Trainer, sondern auch eine Neuausrichtung des Kaders für Liga 4, die einen großen Umbruch mit sich bringt, zu. Nach Informationen der WAZ verfügen lediglich die beiden Eigengewächse Maximilian Braune und Batuhan Yavuz über einen für die Regionalliga gültigen Vertrag.

Klar ist in Duisburg damit vorerst nur eines: Das ursprüngliche Ziel, 2025 in der 2. Bundesliga an den Start zu gehen, wurde deutlich verfehlt.

“Wir steigen ab und ihr kommt mit” – MSV-Fans wollen in Lübeck in den Innenraum

Die Mannschaft des MSV Duisburg musste in Lübeck viel Häme über sich ergehen lassen – aus beiden Fanlagern. Der Spielverlauf passte zur Stimmungslage beim Traditionsverein.

Frustrierte Fans des MSV Duisburg im Stadion in Lübeck.

Frustrierte Fans des MSV Duisburg im Stadion in Lübeck.

IMAGO/Nordphoto

3:5 nach 3:1. Die Niederlage des MSV bei Absteiger VfB Lübeck war vermeidbar und schmerzt daher umso mehr. Ein Sieg hätte die Meidericher zumindest noch eine Weile hoffen lassen. So steht der Absturz in die Viertklassigkeit jedoch so gut wie fest.

Dass es trotz des Heimsiegs über Sandhausen keine Wohlfühlatmosphäre im hohen Norden geben würde, war schon vor dem Anpfiff klar. Ein Banner mit der Aufschrift “Ihr seid eine Schande für Duisburg” hing im MSV-Block und war an die eigenen Spieler gerichtet.

Die hatten nach Startschwierigkeiten dennoch gute Phasen, gingen durch Benjamin Girth zweimal in Führung, Santiago Castaneda stockte in der 56. Minute sogar auf 3:1 auf. Der Auswärtssieg schien auf dem Weg.

Furiose Aufholjagd des VfB

Was folgte, war eine furiose Aufholjagd der Marzipanstädter, die den Spieß eingeläutet durch Felix Drinkuths sehenswerten Dropkick binnen neun Minuten umdrehten. Debütant Mika Lehnfeld verzückte die heimischen Fans bei seinem frechen Einstand mit dem 4:3 (77.).

Nun ergoss sich Häme gleich aus beiden Fanlagern über das MSV-Team. “Wir steigen ab und ihr kommt mit”, skandierten die Hausherren, während die frustrierten Gäste auf der Gegenseite ihre Banner einrollten und erneut von “Schande” die Rede war.

Tarik Gözüsirin machte mit seinem verwandelten Foulelfmeter zum Endstand in der Nachspielzeit alles klar. Während die Lübecker trotz Abstieg feierten, war auf der Gegenseite Wunden lecken angesagt.

“Das schaut sehr schlecht für uns aus”

“Das ist schwierig in Worte zu fassen”, sagte der zur Pause ausgewechselte und reichlich bediente Thomas Pledl im MagentaSport-Interview nach Spielende. Die Erklärung für den Einbruch im zweiten Durchgang? “Wir haben einen Tick zu wenig gemacht, haben uns einen Tick zu sicher gefühlt”, vermutete der 29-Jährige und sah das zweite Gegentor als Knackpunkt an: “Nach dem 2:3 waren wir null im Spiel und völlig ungeordnet.”

Dem sportlichen Niedergang entgegenblickend, gestand Pledl, der “komplette Leere” verspürte: “Das schaut sehr schlecht für uns aus.” Nach 35 Jahren neigt sich das Kapitel Profifußball bei den Zebras dem Ende entgegen. Der Abstieg kann bereits am Wochenende Realität werden, sollte Halle am Sonntag gegen Unterhaching gewinnen oder Mannheim in Ingolstadt punkten.

Passend zum Bild, das der MSV am Ende abgab: Einige der mitgereisten Fans wollten ihren Frust nach Schlusspfiff auf dem Rasen loswerden, brachen ein Fluchttor auf und stürmten den Innenraum. Ordner hielten sie mit Hilfe der Polizei zurück und drängten sie wieder in den Block. Nach wenigen Minuten hatte sich die Lage beruhigt.

Bitter: “Es geht auch um unseren Stolz”

Sechs Punkte Rückstand auf den rettenden Rang 16, obendrein ein mieses Torverhältnis bei nur noch drei ausstehenden Saisonspielen: Der MSV Duisburg steht ganz dicht davor, sich aus dem Profifußball zu verabschieden.

Joshua Bitter kämpft mit dem MSV Duisburg hart im Abstiegskampf.

Joshua Bitter kämpft mit dem MSV Duisburg hart im Abstiegskampf.

IMAGO/Revierfoto

MSV-Verteidiger Joshua Bitter spricht im kicker-Interview darüber, warum die Duisburger in ihrer nahezu aussichtslosen Situation noch an den Klassenerhalt in der 3. Liga glauben.

Joshua Bitter, wie groß ist Ihr Glaube daran, dass der MSV Duisburg doch noch in der 3. Liga bleibt?

Wir sind uns der Situation absolut bewusst und können sie realistisch einschätzen, aber natürlich glimmt in uns allen noch das Fünkchen Hoffnung, solange der Klassenerhalt rechnerisch noch erreichbar ist.

Wie will die Mannschaft das doch noch hinbiegen?

Es geht auch um unseren Stolz, um den Stolz eines jeden Einzelnen. Niemand rechnet noch mit uns, wir stehen mit dem Rücken zur Wand. Wenn wir schon runtergehen müssten, dann wollen wir das wenigstens erhobenen Hauptes.

Warum ist der MSV Duisburg aus Ihrer Sicht in diese missliche Lage geraten?

Wir haben eine unglaublich hohe Profierfahrung in unserem Kader, eigentlich erwartet da natürlich jeder, dass man eher um den Aufstieg mitspielt. Ich denke, dass einfach einiges zusammenkam. Wichtige Spieler haben sich im Laufe der Saison verletzt, außerdem haben wir phasenweise als Mannschaft nicht so funktioniert, da muss sich sicher jeder an die eigene Nase fassen. Ich weiß nicht, warum wir teilweise Schwierigkeiten hatten, als Mannschaft zu funktionieren, aber ich denke, dass das jedem Einzelnen bewusst ist. Wir müssen uns die letzten drei Spiele als Mannschaft zusammenraufen und zusammenhalten. Dass es am Ende dennoch zum Klassenerhalt reicht, wünsche ich mir sehr.

Der MSV spielt am Freitag in Lübeck, dann noch gegen Aue und Dresden. Wie bewerten Sie sportlich das Restprogramm?

In unserer Liga kann jeder jeden schlagen. Was unsere nächste Aufgabe betrifft: Der Abstieg der Lübecker steht bereits fest, was aus meiner Sicht wiederum bedeutet, dass sie nichts mehr zu verlieren haben. Sie werden bestimmt befreit gegen uns auftreten, das kann gefährlich sein. Dafür sind wir aber gewappnet.

Ihr Vertrag endet nach der Saison. Sie sind jetzt 27 Jahre alt – welchen weiteren Karriereweg streben Sie an?

Als Leistungssportler will man für sich immer das Maximum erreichen. Wo sich das befindet, hängt immer auch von verschiedenen Faktoren ab. Manche Dinge kann man beeinflussen, manche nicht. Ich will einfach versuchen, die beste Version von mir selbst zu sein und jede Chance, die sich bietet, zu nutzen.

Gibt es schon Angebote respektive Interessenten?

Darüber habe ich mir Stand jetzt wenig Gedanken gemacht, aufgrund der herausfordernden Saison. Mein Berater ist mit Vereinen im Austausch, aber ich wollte davon zum jetzigen Zeitpunkt bewusst nichts wissen, bis klar ist, wie es mit dem MSV weitergeht. Es werden sicherlich in den nächsten Wochen Gespräche stattfinden.

Welche Qualitäten und Fähigkeiten zeichnen Sie aus?

Ich finde es wichtig, dass man im Fußball, der sehr schnelllebig ist, nicht nur auf eine Position festgelegt ist. Ich fühle mich mittlerweile nicht nur als Rechtsverteidiger wohl, sondern auch hinten in der Dreierkette, als einer der drei zentralen Verteidiger. Dort kann ich durch aggressives Vorverteidigen meine Zweikampfstärke noch mehr zur Geltung bringen. Außerdem mag ich es, hoch zu stehen und scheue auch keine Laufduelle. Zudem ist es mir wichtig, meinen Mitspielern auf dem Platz immer so gut es geht zur Seite zu stehen und ihnen ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln.

“Ich bin sicher, dass Schalke jetzt die Klasse hält”

Ausgebildet wurden Sie in der Knappenschmiede, zwölf Jahre trugen Sie das königsblaue Trikot. Was sagen Sie zur aktuellen Situation des FC Schalke 04?

Ich verfolge es intensiv und finde die Entwicklung ziemlich tragisch. Zu meiner Zeit war Schalke eine deutsche Topmannschaft, die Vizemeister war und international gespielt hat. Ich durfte mit Größen wie Klaas Jan Huntelaar, Leon Goretzka, Sead Kolasinac oder Naldo trainieren. Ich bin sicher, dass Schalke jetzt die Klasse hält und überzeugt davon, dass dieser Verein über kurz oder lang in die Bundesliga zurückkehrt.

Sie haben damals auf Schalke Ihren ersten Profivertrag unterschrieben, eingesetzt wurden Sie im Profibereich dort aber nie. Wie schade finden Sie das?

Ich bin traurig darüber, keine Frage, empfinde aber keinen Groll. Ich habe dort viele tolle Menschen kennengelernt, die ich sehr schätze, unter anderem Norbert Elgert, der auch heute noch gute Ratschläge parat hat. Schalke ist nach wie vor ein toller Klub. Man muss immer ehrlich zu sich selbst sein, deshalb glaube ich, dass ich sportlich und vom Kopf her damals einfach noch nicht so weit war.

Interview: Toni Lieto

Bitter im Interview: “Es geht auch um unseren Stolz”

Sechs Punkte Rückstand auf den rettenden Rang 16, obendrein ein mieses Torverhältnis bei nur noch drei ausstehenden Saisonspielen: Der MSV Duisburg steht ganz dicht davor, sich aus dem Profifußball zu verabschieden.

Joshua Bitter kämpft mit dem MSV Duisburg hart im Abstiegskampf.

Joshua Bitter kämpft mit dem MSV Duisburg hart im Abstiegskampf.

IMAGO/Revierfoto

MSV-Verteidiger Joshua Bitter spricht im kicker-Interview darüber, warum die Duisburger in ihrer nahezu aussichtslosen Situation noch an den Klassenerhalt in der 3. Liga glauben.

Joshua Bitter, wie groß ist Ihr Glaube daran, dass der MSV Duisburg doch noch in der 3. Liga bleibt?

Wir sind uns der Situation absolut bewusst und können sie realistisch einschätzen, aber natürlich glimmt in uns allen noch das Fünkchen Hoffnung, solange der Klassenerhalt rechnerisch noch erreichbar ist.

Wie will die Mannschaft das doch noch hinbiegen?

Es geht auch um unseren Stolz, um den Stolz eines jeden Einzelnen. Niemand rechnet noch mit uns, wir stehen mit dem Rücken zur Wand. Wenn wir schon runtergehen müssten, dann wollen wir das wenigstens erhobenen Hauptes.

Warum ist der MSV Duisburg aus Ihrer Sicht in diese missliche Lage geraten?

Wir haben eine unglaublich hohe Profierfahrung in unserem Kader, eigentlich erwartet da natürlich jeder, dass man eher um den Aufstieg mitspielt. Ich denke, dass einfach einiges zusammenkam. Wichtige Spieler haben sich im Laufe der Saison verletzt, außerdem haben wir phasenweise als Mannschaft nicht so funktioniert, da muss sich sicher jeder an die eigene Nase fassen. Ich weiß nicht, warum wir teilweise Schwierigkeiten hatten, als Mannschaft zu funktionieren, aber ich denke, dass das jedem Einzelnen bewusst ist. Wir müssen uns die letzten drei Spiele als Mannschaft zusammenraufen und zusammenhalten. Dass es am Ende dennoch zum Klassenerhalt reicht, wünsche ich mir sehr.

Der MSV spielt am Freitag in Lübeck, dann noch gegen Aue und Dresden. Wie bewerten Sie sportlich das Restprogramm?

In unserer Liga kann jeder jeden schlagen. Was unsere nächste Aufgabe betrifft: Der Abstieg der Lübecker steht bereits fest, was aus meiner Sicht wiederum bedeutet, dass sie nichts mehr zu verlieren haben. Sie werden bestimmt befreit gegen uns auftreten, das kann gefährlich sein. Dafür sind wir aber gewappnet.

Ihr Vertrag endet nach der Saison. Sie sind jetzt 27 Jahre alt – welchen weiteren Karriereweg streben Sie an?

Als Leistungssportler will man für sich immer das Maximum erreichen. Wo sich das befindet, hängt immer auch von verschiedenen Faktoren ab. Manche Dinge kann man beeinflussen, manche nicht. Ich will einfach versuchen, die beste Version von mir selbst zu sein und jede Chance, die sich bietet, zu nutzen.

Gibt es schon Angebote respektive Interessenten?

Darüber habe ich mir Stand jetzt wenig Gedanken gemacht, aufgrund der herausfordernden Saison. Mein Berater ist mit Vereinen im Austausch, aber ich wollte davon zum jetzigen Zeitpunkt bewusst nichts wissen, bis klar ist, wie es mit dem MSV weitergeht. Es werden sicherlich in den nächsten Wochen Gespräche stattfinden.

Welche Qualitäten und Fähigkeiten zeichnen Sie aus?

Ich finde es wichtig, dass man im Fußball, der sehr schnelllebig ist, nicht nur auf eine Position festgelegt ist. Ich fühle mich mittlerweile nicht nur als Rechtsverteidiger wohl, sondern auch hinten in der Dreierkette, als einer der drei zentralen Verteidiger. Dort kann ich durch aggressives Vorverteidigen meine Zweikampfstärke noch mehr zur Geltung bringen. Außerdem mag ich es, hoch zu stehen und scheue auch keine Laufduelle. Zudem ist es mir wichtig, meinen Mitspielern auf dem Platz immer so gut es geht zur Seite zu stehen und ihnen ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln.

“Ich bin sicher, dass Schalke jetzt die Klasse hält”

Ausgebildet wurden Sie in der Knappenschmiede, zwölf Jahre trugen Sie das königsblaue Trikot. Was sagen Sie zur aktuellen Situation des FC Schalke 04?

Ich verfolge es intensiv und finde die Entwicklung ziemlich tragisch. Zu meiner Zeit war Schalke eine deutsche Topmannschaft, die Vizemeister war und international gespielt hat. Ich durfte mit Größen wie Klaas Jan Huntelaar, Leon Goretzka, Sead Kolasinac oder Naldo trainieren. Ich bin sicher, dass Schalke jetzt die Klasse hält und überzeugt davon, dass dieser Verein über kurz oder lang in die Bundesliga zurückkehrt.

Sie haben damals auf Schalke Ihren ersten Profivertrag unterschrieben, eingesetzt wurden Sie im Profibereich dort aber nie. Wie schade finden Sie das?

Ich bin traurig darüber, keine Frage, empfinde aber keinen Groll. Ich habe dort viele tolle Menschen kennengelernt, die ich sehr schätze, unter anderem Norbert Elgert, der auch heute noch gute Ratschläge parat hat. Schalke ist nach wie vor ein toller Klub. Man muss immer ehrlich zu sich selbst sein, deshalb glaube ich, dass ich sportlich und vom Kopf her damals einfach noch nicht so weit war.

Interview: Toni Lieto

Preetz appelliert: Regionalliga anzunehmen, ist “erste Bürgerpflicht”

Geschäftsführer bereitet sich auf Duisburg-Abstieg vor 27.04.2024

Preetz appelliert: Regionalliga anzunehmen, ist “erste Bürgerpflicht”

4:38Der MSV Duisburg hat sein Spiel zwar 3:1 gegen Sandhausen gewonnen, die Hoffnung auf den Klassenerhalt ist trotzdem kaum noch zu spüren. Schon vor dem Spiel stand Geschäftsführer Michael Preetz Rede und Antwort.

Interimstrainer Schubert: “Nicht mehr viel zu verlieren”

Trainerwechsel, mit mehr als einem Bein in der Regionalliga: Der MSV Duisburg kann in den letzten Spielen der Saison befreit aufspielen. Das sieht auch Übergangscoach Uwe Schubert so – lässt aber einige Personalfragen offen.

Uwe Schubert möchte mit dem MSV Duisburg noch so viele Punkte wie möglich sammeln.

Uwe Schubert möchte mit dem MSV Duisburg noch so viele Punkte wie möglich sammeln.

IMAGO/Nico Herbertz

Hatte zwischenzeitlich noch einmal Hoffnung bestanden im Abstiegskampf der dritten Liga, ist spätestens seit dem 0:2 in Ingolstadt am letzten Wochenende klar, dass der MSV Duisburg in der kommenden Saison in der Regionalliga West antreten muss. Die Weichen werden dementsprechend schon jetzt für die kommende Spielzeit gestellt. Am Dienstag musste Trainer Boris Schommers gehen, NLZ-Leiter Uwe Schubert übernimmt bis Saisonende – und hat “nicht mehr viel zu verlieren”, wie er auf der Pressekonferenz vor dem Heimspiel gegen Sandhausen zugab.

Rechnerisch ist der Abstieg zwar noch nicht durch, bei einem Mannheimer Sieg in Verl würde der MSV jedoch bereits am Samstagabend als Absteiger feststehen – sollte er nicht selber gewinnen. Dass ein Sieg den sich abzeichnenden Gang in Liga vier bestenfalls aufschieben würde, ist den Beteiligten an der Wedau trotzdem klar, so Schubert: “Wir stehen nicht ohne Grund da, wo wir stehen. Sonst wäre ich auch nicht der vierte Trainer. Da gibt es mit Sicherheit viele, viele Gründe, die in Summe dann die Ursache waren.”

Ich werde die Spieler an ihrer Ehre packen, dass wir bis zum Schluss alles geben.

Interimstrainer Uwe Schubert

Dennoch betont der Übergangstrainer: “Natürlich möchten wir so viele Punkte wie möglich holen, aber auch das Auftreten der Mannschaft wird etwas Entscheidendes für mich sein. Ich werde die Spieler an ihrer Ehre packen, dass wir bis zum Schluss alles geben.” Auch für die treuen Anhänger, die in der Vergangenheit oft leiden mussten: “In Duisburg stehen die Fans wie eine Macht hinter dem MSV, hinter der Mannschaft. Wenn man Leistungen abliefert und versucht, alles zu geben”, so der Interimscoach der Meidericher. “Ich denke, dass das unsere Aufgabe sein wird. Nochmal alles versuchen, dass die Mannschaft einfach brennt.”

So werden die letzten Spiele auf bundesweiter Ebene für die Spieler auch eine Möglichkeit darstellen, sich noch einmal zu präsentieren: “Es ist eine Möglichkeit, dass sich jeder zeigen kann”, sagt Schubert. “Wir werden im Trainerteam entscheiden, was die Trainingsleistungen in der Woche ausgesagt haben.” Eine andere Ausrichtung werde er explizit nicht ausschließen.

Möglicherweise stehen in den letzten Wochen der Saison dann auch einige U-19-Spieler auf dem Rasen, die NLZ-Leiter Schubert bestens bekannt sein sollten – und sich für einen Platz in der neuen Regionalligamannschaft empfehlen könnten. Konkrete Personalentscheidungen seien an der Stelle aber noch nicht gefallen. In jedem Fall wollen die Zebras nach letzter Woche die Saison erhobenen Hauptes zu einem versöhnlichen Ende bringen  – damit zusammen mit den Fans in der kommenden Saison der Angriff auf die Rückkehr in den Profifußball unternommen werden kann.