Bitter: “Es geht auch um unseren Stolz”

Bitter: “Es geht auch um unseren Stolz”

Sechs Punkte Rückstand auf den rettenden Rang 16, obendrein ein mieses Torverhältnis bei nur noch drei ausstehenden Saisonspielen: Der MSV Duisburg steht ganz dicht davor, sich aus dem Profifußball zu verabschieden.

Joshua Bitter kämpft mit dem MSV Duisburg hart im Abstiegskampf.

Joshua Bitter kämpft mit dem MSV Duisburg hart im Abstiegskampf.

IMAGO/Revierfoto

MSV-Verteidiger Joshua Bitter spricht im kicker-Interview darüber, warum die Duisburger in ihrer nahezu aussichtslosen Situation noch an den Klassenerhalt in der 3. Liga glauben.

Joshua Bitter, wie groß ist Ihr Glaube daran, dass der MSV Duisburg doch noch in der 3. Liga bleibt?

Wir sind uns der Situation absolut bewusst und können sie realistisch einschätzen, aber natürlich glimmt in uns allen noch das Fünkchen Hoffnung, solange der Klassenerhalt rechnerisch noch erreichbar ist.

Wie will die Mannschaft das doch noch hinbiegen?

Es geht auch um unseren Stolz, um den Stolz eines jeden Einzelnen. Niemand rechnet noch mit uns, wir stehen mit dem Rücken zur Wand. Wenn wir schon runtergehen müssten, dann wollen wir das wenigstens erhobenen Hauptes.

Warum ist der MSV Duisburg aus Ihrer Sicht in diese missliche Lage geraten?

Wir haben eine unglaublich hohe Profierfahrung in unserem Kader, eigentlich erwartet da natürlich jeder, dass man eher um den Aufstieg mitspielt. Ich denke, dass einfach einiges zusammenkam. Wichtige Spieler haben sich im Laufe der Saison verletzt, außerdem haben wir phasenweise als Mannschaft nicht so funktioniert, da muss sich sicher jeder an die eigene Nase fassen. Ich weiß nicht, warum wir teilweise Schwierigkeiten hatten, als Mannschaft zu funktionieren, aber ich denke, dass das jedem Einzelnen bewusst ist. Wir müssen uns die letzten drei Spiele als Mannschaft zusammenraufen und zusammenhalten. Dass es am Ende dennoch zum Klassenerhalt reicht, wünsche ich mir sehr.

Der MSV spielt am Freitag in Lübeck, dann noch gegen Aue und Dresden. Wie bewerten Sie sportlich das Restprogramm?

In unserer Liga kann jeder jeden schlagen. Was unsere nächste Aufgabe betrifft: Der Abstieg der Lübecker steht bereits fest, was aus meiner Sicht wiederum bedeutet, dass sie nichts mehr zu verlieren haben. Sie werden bestimmt befreit gegen uns auftreten, das kann gefährlich sein. Dafür sind wir aber gewappnet.

Ihr Vertrag endet nach der Saison. Sie sind jetzt 27 Jahre alt – welchen weiteren Karriereweg streben Sie an?

Als Leistungssportler will man für sich immer das Maximum erreichen. Wo sich das befindet, hängt immer auch von verschiedenen Faktoren ab. Manche Dinge kann man beeinflussen, manche nicht. Ich will einfach versuchen, die beste Version von mir selbst zu sein und jede Chance, die sich bietet, zu nutzen.

Gibt es schon Angebote respektive Interessenten?

Darüber habe ich mir Stand jetzt wenig Gedanken gemacht, aufgrund der herausfordernden Saison. Mein Berater ist mit Vereinen im Austausch, aber ich wollte davon zum jetzigen Zeitpunkt bewusst nichts wissen, bis klar ist, wie es mit dem MSV weitergeht. Es werden sicherlich in den nächsten Wochen Gespräche stattfinden.

Welche Qualitäten und Fähigkeiten zeichnen Sie aus?

Ich finde es wichtig, dass man im Fußball, der sehr schnelllebig ist, nicht nur auf eine Position festgelegt ist. Ich fühle mich mittlerweile nicht nur als Rechtsverteidiger wohl, sondern auch hinten in der Dreierkette, als einer der drei zentralen Verteidiger. Dort kann ich durch aggressives Vorverteidigen meine Zweikampfstärke noch mehr zur Geltung bringen. Außerdem mag ich es, hoch zu stehen und scheue auch keine Laufduelle. Zudem ist es mir wichtig, meinen Mitspielern auf dem Platz immer so gut es geht zur Seite zu stehen und ihnen ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln.

“Ich bin sicher, dass Schalke jetzt die Klasse hält”

Ausgebildet wurden Sie in der Knappenschmiede, zwölf Jahre trugen Sie das königsblaue Trikot. Was sagen Sie zur aktuellen Situation des FC Schalke 04?

Ich verfolge es intensiv und finde die Entwicklung ziemlich tragisch. Zu meiner Zeit war Schalke eine deutsche Topmannschaft, die Vizemeister war und international gespielt hat. Ich durfte mit Größen wie Klaas Jan Huntelaar, Leon Goretzka, Sead Kolasinac oder Naldo trainieren. Ich bin sicher, dass Schalke jetzt die Klasse hält und überzeugt davon, dass dieser Verein über kurz oder lang in die Bundesliga zurückkehrt.

Sie haben damals auf Schalke Ihren ersten Profivertrag unterschrieben, eingesetzt wurden Sie im Profibereich dort aber nie. Wie schade finden Sie das?

Ich bin traurig darüber, keine Frage, empfinde aber keinen Groll. Ich habe dort viele tolle Menschen kennengelernt, die ich sehr schätze, unter anderem Norbert Elgert, der auch heute noch gute Ratschläge parat hat. Schalke ist nach wie vor ein toller Klub. Man muss immer ehrlich zu sich selbst sein, deshalb glaube ich, dass ich sportlich und vom Kopf her damals einfach noch nicht so weit war.

Interview: Toni Lieto