Erstmals viertklassig: Der MSV Duisburg steigt in die Regionalliga ab

Erstmals viertklassig: Der MSV Duisburg steigt in die Regionalliga ab

Im August 2022 setzte sich der MSV Duisburg das Ziel, 2025 wieder in der 2. Bundesliga zu spielen. Doch nach einer Saison, in der die Zebras seit dem 2. Spieltag in der Abstiegszone steckten, steht fest: Es geht eine Liga runter und nicht eine Liga hoch.

Am Boden: Santiago Castaneda und der MSV Duisburg sind abgestiegen.

Am Boden: Santiago Castaneda und der MSV Duisburg sind abgestiegen.

picture alliance / Eibner-Pressefoto

Nach dem Mannheimer 1:1-Remis beim FC Ingolstadt herrscht beim MSV Duisburg traurige Gewissheit: Die Meidericher stehen nach Freiburg II und Lübeck als Absteiger aus der 3. Liga fest und gehen in der kommenden Spielzeit in der Regionalliga West an den Start.

Und das hatte sich angedeutet. Namhafte Sommer-Abgänge wie Kapitän Moritz Stoppelkamp, Sturm-Juwel Julian Hettwer oder die drei Stammspieler Leroy Kwadwo, Marvin Ajani und Marlon Frey konnten von Beginn an nicht kompensiert werden. Die Neuzugänge vor der Saison, wie die erst- und zweitligaerfahrenen Alexander Esswein und Thomas Pledl, schlugen – mit Ausnahme des jungen Santiago Castaneda (19), der als Perspektivspieler kam, sich aber früh zur Stammkraft entwickelte – nicht ein. So fand sich der Verein vom Start weg im Tabellenkeller wieder.

Ziegner muss früh gehen, kein Aufschwung unter Schommers

Schon am 2. Spieltag rutschte der MSV auf einen der Abstiegsplätze, die man fortan nicht mehr verlassen konnte. Nach dem 2:3 gegen den SC Verl am 6. Spieltag musste Trainer Torsten Ziegner gehen. U-19-Coach Engin Vural (mittlerweile Fortuna Düsseldorf U 19) sprang beim damaligen Schlusslicht für vier Partien ein und sammelte immerhin vier Punkte, bevor die Duisburger eine neue, permanente Lösung präsentierten: Boris Schommers.

Der 45-Jährige hatte zuvor in der Regionalliga West mit dem 1. FC Düren für mächtig Furore gesorgt, den er auf einem überraschenden Platz 2, punktgleich mit Tabellenführer Fortuna Köln, nach zehn Spieltagen in Richtung Duisburg verließ. Doch auch Schommers und die erfahrenen Winterneuzugänge Daniel Ginczek, Ahmet Engin sowie Erik Zenga konnten den Klub nicht aus dem Keller führen.

Trainerwechsel Nummer 2 mit Blick auf Liga 4

In einer ohnehin schon schwierigen Lage musste der MSV in den vergangenen Monaten auch noch auf die beiden Leistungsträger Sebastian Mai (Kreuzbandriss) und Casper Jander (Knieverletzung) verzichten. Am 34. Spieltag wurde Schommers, der in 24 Ligaspielen 23 Punkte sammelte und im Niederrheinpokal bei Oberligist KFC Uerdingen (0:1 n. V.) scheiterte, freigestellt.

3. Liga, 36. SPieltag

Die Aufgabe war zu diesem Zeitpunkt allerdings bereits nahezu unlösbar, die Entscheidung bereits ein Vorgriff auf die Regionalliga: Die Interimstrainer Uwe Schubert und Branimir Bajic übernahmen die Mannschaft vier Spieltage vor Schluss auf Rang 18, mit acht Punkten Rückstand auf das rettende Ufer.

Durch den 3:1-Sieg gegen den SV Sandhausen konnte das Duo den Abstieg zunächst abwenden, spätestens das 3:5 am Freitag gegen Mitabsteiger Lübeck raubte jedoch die letzten Hoffnungen.

Duisburg erstmals in der Regionalliga

Für das Bundesliga-Gründungsmitglied ist es der erste Gang in die Viertklassigkeit seit der Einführung vergleichbarer Ligastrukturen. Schon vor der Premierensaison der überregionalen Bundesliga hatten die Duisburger – mit einjähriger Unterbrechung in der Saison 1955/56 – zwischen 1951 und 1963 in der Oberliga West, der höchsten Westdeutschen Spielklasse gespielt.

Im neugegründeten Oberhaus hielt sich der Verein über viele Jahre konstant, bis in der 19. Saison (1981/82) erstmals der Abstieg in die 2. Bundesliga und wiederum vier Jahre später in die Oberliga Nordrhein (3. Liga) feststand. Im dritten Anlauf gelang jedoch die Zweitliga-Rückkehr und nur zwei Jahre später, 1990/91, gar der Bundesliga-Aufstieg.

Mehr als zwei Jahrzehnte pendelten die Zebras anschließend zwischen der 1. und 2. Liga – bis sie 2012 in finanzielle Schieflage gerieten. Die Insolvenz konnte damals zwar abgewendet werden, dennoch kam es zum Zwangsabstieg in die 3. Liga, wo sich der Verein zumindest sportlich wieder stabilisierte. Es folgten zwei Aufstiege in die 2. Bundesliga (2014/15 und 2016/17), nach denen es jedoch jeweils schnell wieder in die Drittklassigkeit ging (2015/16 und zuletzt 2018/19).

Talfahrt nach verspieltem Aufstieg 2019/20

In der anschließenden Saison 2019/20 sah es lange Zeit so aus, als würden die Duisburger unter Trainer Torsten Lieberknecht erneut den Wiederaufstieg meistern. Mit nur einem Sieg in den letzten sieben Spielen verspielte der MSV aber erst die Tabellenführung, dann den Aufstieg und letztlich auch die Relegation, die man als Fünfter um einen Zähler verpasste. Fortan sollte es bergab gehen.

Gleich zweimal in Folge retteten sich die Meidericher nur knapp als 15. der 3. Liga – die Überzeugung, schon bald wieder ganz oben anzugreifen, trug man dennoch selbstbewusst nach außen. Auf der Jahreshauptversammlung im August 2022 hatte der Vorstandsvorsitzende Ingo Wald vorgegeben: “Unsere klare Zielvorgabe heißt: 2. Bundesliga in 2025!” Tabellarisch hielt man sich aber weiterhin in der unteren Drittliga-Hälfte auf: 2022/23 folgte Platz 12, nun sogar der Abstieg.

Umbruch steht bevor

Auf Geschäftsführer Michael Preetz, der das Amt erst im Januar übernahm, und die Verantwortlichen kommt damit nicht nur die Suche nach einem neuen Trainer, sondern auch eine Neuausrichtung des Kaders für Liga 4, die einen großen Umbruch mit sich bringt, zu. Nach Informationen der WAZ verfügen lediglich die beiden Eigengewächse Maximilian Braune und Batuhan Yavuz über einen für die Regionalliga gültigen Vertrag.

Klar ist in Duisburg damit vorerst nur eines: Das ursprüngliche Ziel, 2025 in der 2. Bundesliga an den Start zu gehen, wurde deutlich verfehlt.