“Die richtige Entscheidung, für Italien zu spielen”: Retegui glänzt mit Toren und Bescheidenheit

Roberto Mancini hat ihn gefördert, nun bringt Italiens aktueller Nationaltrainer Luciano Spalletti den aktuellen Torgaranten Mateo Retegui für die anstehende EM in Stellung. Der Spieler selbst ist sich derweil noch gar nicht sicher, wirklich für Deutschland nominiert zu werden.

Erfolgreicher Strahlemann im Azzurri-Trikot: Mateo Retegui (hier mit Roma-Kapitän Lorenzo Pellegrini).

Erfolgreicher Strahlemann im Azzurri-Trikot: Mateo Retegui (hier mit Roma-Kapitän Lorenzo Pellegrini).

IMAGO/Icon Sportswire

Mit seiner beängstigenden Torquote im Nationaldress der Italiener macht Mateo Retegui immer mehr auf sich aufmerksam. Der 24-jährige Stürmer steht nach seinem jüngsten Doppelpack beim Testspiel gegen Venezuela (2:1) nunmehr bei vier Toren in erst fünf Länderspielen.

Das Bemerkenswerte dabei: Der in Argentinien geborene Retegui, der sich aufgrund italienischer Ursprünge im Februar 2023 noch unter Italiens Trainer Roberto Mancini für die Squadra Azzurra entschieden hatte und aus seiner Heimat im Sommer 2023 in die Serie A zum solide dastehenden Aufsteiger CFC Genua gewechselt ist (22 Ligaspiele, sechs Tore), zeigt sich extrem bescheiden.

Dabei wird der Hoffnungsträger längst gefeiert – von der Gazzetta dello Sport etwa: “Der Mittelstürmer zweier Welten schlägt erneut zu – mit beeindruckender Regelmäßigkeit.” Die Sportzeitung lobte dabei nach Reteguis zwei schönen Treffern – jeweils aus der Drehung erzielt – vor allem das Offensichtlichste: “Zwei Bälle, zwei Tore gegen Venezuela, eines in jeder Halbzeit – das Wesentliche des Fußballs.”

Und in der Tat: Beide Male hatte sich der Zielspieler richtig im gegnerischen Strafraum positioniert, sich in Lauerstellung gebracht und letztlich jeweils wie im Lehrbuch fein aus der Drehung präzise ins Eck gefeuert.

Das insgesamt überschaubare Auftreten der Italiener, die bei der Europameisterschaft in Deutschland im Sommer (15. Juni bis 15. Juli) als amtierender Champion ins Rennen gehen und in der schweren Gruppe B auf Spanien, Kroatien sowie Außenseiter Albanien treffen werden, bekam so das Prädikat: siegreich.

“Fußball ist mein Leben”

Nach Zeiten “der stürmischen Unsicherheit” mit letztlich inkonstanten Akteuren wie Mario Balotelli (14 Tore in 36 Länderspielen), Ciro Immobile (17 in 57) oder anderen eingesetzten Angreifern könnte Retegui die italienische Sehnsucht nach einem dauerhaften Torgaranten stillen.

Mateo Retegui

Ist zuerst für die italienischen Nationalmannschaft nominiert worden – und dann in die Serie A zum CFC Genua gewechselt: Torjäger Mateo Retegui.
IMAGO/Marco Canoniero

Doch der Profi des CFC Genua, wo er noch bis 2028 unter Vertrag steht und aktuell vom 2006er Weltmeister sowie Ex-Stürmer Alberto Gilardino lernt, lässt ganz offensichtlich keinen Druck an sich ran. Der von Ex-Coach Mancini mit Serie-A-Legende Gabriel Batistuta verglichene Retegui umhüllt sich viel lieber mit purer Bescheidenheit, Arbeitswillen und Hoffnung – schließlich sieht sich der Torjäger selbst noch nicht mal als fester Bestandteil des EM-Kaders für diesen Sommer.

“Fußball ist mein Leben”, so Retegui in einem aktuellen Interview mit der Gazzetta: “Aber bis Deutschland ist noch viel Zeit hin – und ich weiß nicht, ob ich bei der EM dabei sein werde. Ich muss mir den Job verdienen. Der Trainer (inzwischen Luciano Spalletti; Anm. d. Red.) hat gesagt, dass noch niemand sicher dabei ist.” Und sollte der aus dem Hut gezauberte Oriundo am Ende – des unwahrscheinlichen Falles zum Trotz – wirklich nicht nominiert werden, “dann werde ich von daheim aus Italien anfeuern”.

Woher Retegui diese gesunde Einstellung hat? “Meine Familie ist immer mit dabei – und sie hat mir geholfen, zu dem Menschen zu werden, der ich heute bin. Sie alle waren auch zufrieden mit meiner Leistung, auch mein Pate war mit dabei. Wir haben uns dann alle umarmt und Kaffee getrunken – ein schöner Moment. Nun ruhe ich mich für Ecuador (Testspiel am Sonntagabend um 21 Uhr; Anm. d. Red.) aus, falls mich Spalletti wieder braucht. Und dann geht es zurück nach Genua, wo ich versuchen werde, weitere Tore für die Rossoblu zu machen.”

In jedem Fall sei es aus seiner Sicht Anfang 2023 “die richtige Entscheidung gewesen, für Italien zu spielen”. Das Recht, für die Squadra Azzurra aber weiterhin auflaufen zu dürfen, “muss ich mir verdienen. Da darf ich nicht nachlassen. Ich habe mich dafür entschieden.”

90.+6! Criscitos Elfmeter besiegelt Genuas Last-Minute-Sieg gegen Juve

Juventus sah bei der CFC Genua lange Zeit wie der sichere Sieger aus. Was sich in den Schlussminuten abspielte, war furios und packend: Nach einem späten Doppelschlag, den Criscito mit seinem Elfmeter krönte, brachen alle Dämme.

Genau setzt sich mit einem späten Doppelschlag gegen Juventus Turin durch.

Genau setzt sich mit einem späten Doppelschlag gegen Juventus Turin durch.

AFP via Getty Images

Juventus Turin startete mit sechs Neuen gegen die CFC Genua: Cuadrado, Rugani, de Sciglio, Arthur, Dybala und Kean starteten für Morata, Pellegrini, Zakaria, Bernardeschi, Danilo und de Ligt.

Dementsprechend unsicher und kaum eingespielt trat Juve zwar spielbestimmend, aber wenig zwingend auf. Die einzige Großchance vergab Kean nach fünf Minuten, ehe Cuadrado drei Minuten später vergeblich auf einen Elfmeterpfiff wartete. Zuvor war der quirlige Rechtsaußen an seinem Gegenspieler vorbeigezogen und an der Grenze des Strafraums zu Boden gerissen worden. Eine strittige Entscheidung, die zugleich auch den letzten Aufreger der ersten Hälfte bieten sollte.

Bis zum Seitenwechsel verzeichneten beide Mannschaften nicht mehr als Halbchancen, weshalb sie sich torlos in die Kabine verabschiedeten.

Dybala trifft ungewohnt mit dem rechten Fuß

Aus der Kabine heraus fand Dybala dann plötzlich die entscheidende Lücke: Nach Keans entschiedenem Körpereinsatz wurde der feine Linksfuß 20 Meter vor dem Tor bedient und setzte den Ball mit dem schwächeren Rechten in die Maschen (48.). Ein Wirkungstreffer kurz nach der Pause für die Hausherren.

Denn danach folgten zumindest weitere Chancen auf das 2:0 für Juventus Turin: Erst traf Dybala nur den Pfosten (69.), dann scheiterten Kean (70.) und der bis dato blasse Vlahovic (72.) an Sirigu. Doch alles, was dem Spiel bisher fehlte, bot dann die unfassbare Schlussphase.

Was für ein Finish: Genua kommt zurück

Nachdem ein Elfmeter der Turiner Gäste zu Recht aberkannt worden war (83.) – Gudmundsson spielte gegen Aké nur den Ball – trat der isländische Joker auf der Gegenseite ins Rampenlicht: Nach schöner Vorarbeit verwandelte er im Eins-gegen-eins aus halblinker Position in die rechte Ecke (87.). Was dann folgte, war die Auferstehung der CFC Genua. Plötzlich schwamm Juve und Genua vergab in Person von Amiri, früher für Leverkusen und Hoffenheim aktiv, die Riesenchance zum Sieg: Der Mittelfeldspieler scheiterte aus elf Metern fernab von jeglichen Gegenspielern kläglich (89.).

Doch es kam noch besser: Auf der Gegenseite bediente Morata, der ohnehin auch problemlos selbst abschließen hätte können, den mitgelaufenen Kean, der aus circa sieben Metern neben das leere Tor schoss (90.+5)! Im direkten Gegenzug, dem vermutlich letzten Angriff der Partie, holte Yeboah einen Elfmeter heraus, den Kapitän Criscito unten rechts verwandelte (90.+6).

Tore und Karten

0:1
Dybala (48′)

1:1
A. Gudmundsson (87′)

2:1
Criscito (90′, Elfmeter)

Tore und Karten

0:1
Dybala (48′)

1:1
A. Gudmundsson (87′)

2:1
Criscito (90′, Elfmeter)

CFC Genua 1893

Melegoni (43. ), Badelj (78. )

Juventus Turin

Dybala (29. ), Rugani (34. ), Arthur (44. )


CFC Genua 1893

Genua


CFC Genua 1893

Genua

Aufstellung

Einwechslungen

Reservebank

Trainer:


Juventus Turin

Juventus


Juventus Turin

Juventus

Aufstellung

Einwechslungen

Reservebank

Trainer:

Schiedsrichter-Team

Simone Sozza

Schiedsrichter-Team

Simone Sozza

Spielinfo


Stadion

Luigi Ferraris

Spielinfo


Anstoß

06.05.2022, 21:00 Uhr


Stadion

Luigi Ferraris Genua


Eckenverhältnis

9:2

Im Stadion brachen alle Dämme. Denn: Genua ist wieder zurück im Abstiegskampf und nur noch einen Zähler vom rettenden Ufer entfernt. Der aktuelle Tabellen-Siebzehnte Salernitana kann am Sonntag gegen Cagliari aber nachziehen. Für Juve geht es nach der Last-Minute-Niederlage am übernächsten Montag mit dem Heimspiel gegen Lazio weiter, Genua – mit Coach Alexander Blessin – gastiert bei der Mission Klassenerhalt am kommenden Samstag bei der SSC Neapel.