Milans Aufbäumen kommt zu spät: Mancini und Dybala schießen dezimierte Roma ins Halbfinale

Trotz knapp 70 Minuten in Unterzahl hat die AS Rom auch das Rückspiel im Viertelfinale der Europa League gegen Milan für sich entschieden. Am Ende stand ein verdienter 2:1-Sieg der Römer.

Den Blick aufs Halbfinale gerichtet: Paulo Dybala traf im Viertelfinal-Rückspiel gegen Milan zum zwischenzeitlichen 2:0.

Den Blick aufs Halbfinale gerichtet: Paulo Dybala traf im Viertelfinal-Rückspiel gegen Milan zum zwischenzeitlichen 2:0.

picture alliance / NurPhoto

Seit dem 1:0 -Hinspielerfolg im Viertelfinale der Europa League gegen Ligakonkurrent Milan hatte die AS Rom bewegte Tage erlebt. Aufgrund eines Zusammenbruchs des Ex-Frankfurters Ndicka auf dem Spielfeld war das Gastspiel bei Udinese Calcio am vergangenen Wochenende beim Stand von 1:1 abgebrochen worden. Nichtsdestotrotz stand nur vier Tage später das Rückspiel gegen die Rossoneri an und ein Ticket ins Halbfinale auf dem Spiel. Dafür veränderte Roma-Coach Daniele de Rossi seine Aufstellung auf einer Position im Vergleich zum Hinspiel: Bove ersetzte den gesperrten Cristante. Milan-Trainer Stefano Pioli tauschte seinerseits zweimal, Tomori und Musah ersetzten Thiaw und Reijnders (beide Bank).

Europa-League-Viertelfinale, Rückspiele

Trotz der Ablenkungen fanden die Hausherren einen temporeichen Start in die Partie, nach zwölf Minuten durfte das Stadio Olympico bereits erstmals jubeln. Nach einem tollen Schlenzer von Pellegrini, der an den Pfosten prallte, schaltete Mancini am schnellsten und besorgte wie schon im Hinspiel die 1:0-Führung für die Hauptstädter (12.). Lange auf sich warten ließ die Antwort der Rossoneri allerdings nicht, nur acht Minuten später hatte Loftus-Cheek per Direktabnahme die Chance auf den Ausgleich (20.).

Weil der Versuch des Engländers aber nur an den Querbalken prallte, blieb das Momentum aufseiten der Römer und die nutzten das eiskalt aus. Nach einem starken Lauf samt eigentlich abgefangener Flanke landete Gabbias schwache Klärungsaktion in den Füßen von Dybala, der aus acht Metern per Schlenzer auf 2:0 stellte (22.). Damit hatten die Römer nun einen Drei-Tore-Vorsprung auf Milan, der Halbfinaleinzug der Hausherren schien beschlossene Sache. Schien, denn knappe zehn Minuten nach dem 2:0 erwies Celik seiner Mannschaft einen Bärendienst, als er Rafael Leao an der Mittellinie von hinten in die Beine grätschte und folgerichtig mit Rot vom Platz gestellt wurde (31.).

Gabbias Anschlusstreffer bleibt ohne Folgen – Theo-Platzverweis wird zurückgenommen

Das Momentum war fortan aufseiten der Gäste, die vor wie auch nach dem Seitenwechsel unermüdlich anliefen, jedoch kaum ein Durchkommen gegen ein solides Bollwerk der Römer fanden. Auch die größeren Chancen in Durchgang zwei gingen so auf das Konto der Hausherren, die über Konter gefährlich blieben. Zunächst scheiterte Spinazzola nach einem schönen Lauf von El Shaarawy an Maignan, dann setzte Abraham seinen Versuch aus kurzer Distanz über das Tor der Gäste (57./66.).

Die Uhr tickte so gnadenlos gegen die Rossoneri, die einen verzweifelten Anlauf nach dem nächsten starteten, jedoch stets an der gut postierten Roma-Defensive abprallten. Erst in der Schlussphase durften die Mailänder dann doch noch einmal hoffen, nachdem Gabbia eine Flanke von Rafael Leao in die Maschen genickt hatte (85.).

Der Anschlusstreffer kam schlussendlich aber zu spät, in den Schlussminuten bot sich keine Möglichkeit mehr für die Rossoneri. Stattdessen sah Theo in der Nachspielzeit nach einem handelsüblichen Foul an El Sharaawy vermeintlich noch die zweite Rote Karte der Partie, Schiedsrichter Marciniak korrigierte diese viel zu harte Entscheidung nach einem VAR-Eingriff aber schnell (90.+2). Dennoch blieb es beim Halbfinaleinzug der Römer, die dort auf den neuen deutschen Meister Bayer Leverkusen treffen werden.

Milan erwartet bereits am Montag das nächste Highlight der Spielzeit: Ab 20.45 Uhr (LIVE! bei kicker) steigt das Derby della Madonnina gegen Stadtrivale Inter, in dem die Rossonerei sich für die 1:5-Klatsche im Hinspiel revanchieren wollen. Die Roma empfängt bereits um 18.30 Uhr den FC Bologna.

Römische Enttäuschung: Die Latte verhindert in Lecce Schlimmeres

Daniele de Rossi, Roma-Trainer seit 16. Januar 2024, hat den Hauptstadtklub voll auf Kurs gebracht – das gilt auch nach diesem Osterwochenende noch. Allerdings erlebten die römischen Profis in Lecce doch einen Enttäuschung.

Hat die Roma mehr als stabilisiert, braucht aber dennoch noch einige Erfolgserlebnisse: Coach Daniele de Rossi.

Hat die Roma mehr als stabilisiert, braucht aber dennoch noch einige Erfolgserlebnisse: Coach Daniele de Rossi.

IMAGO/ABACAPRESS

Allen Grund für eine Schimpftirade hatte Daniele de Rossi an diesem Serie-A-Osterspieltag. Denn sein Team, zuletzt gut in Schwung und zu reichlich Punkten im Kampf um die Champions League geeilt, hatte in Lecce ganz schwache erste 45 Minuten erwischt.

Vom abstiegsbedrohten Außenseiter, dessen Team wie das der Römer Giallorossi genannt werden kann, ließen sich die favorisierten Hauptstädter nahezu über den gesamten ersten Abschnitt den Schneid abkaufen. Das einzig Gute: Die AS-Abwehr stand in den meisten Fällen gut und konnte sich auf Torwart Svilar, der seit Wochen die vorherige Nummer eins Rui Patricio verdrängt hat, verlassen.

Der 24-jährige belgisch-serbische Schlussmann nämlich parierte etwa gegen den früheren Bundesliga-Spieler Pongracic (8. Minute), gegen Dorgu (33.) und gegen Piccoli (40.). Außerdem verfehlten noch Gallo (28.) sowie nochmals Piccoli (42.) ihr Ziel recht knapp.

Roma wacht spät auf

Mehr zur Serie A

Einzig eine Paredes-Ecke, die Falcone vor der Torlinie entschärft hatte (6.), und der erst im Winter aus Empoli geholte Baldanzi (11.) konnten mal leichte Gefahr vor Lecces Kasten entfachen. Bis unmittelbar vor der Pause war allerdings aus Roma-Sicht gähnende Leere angesagt, auch von Zielspieler Lukaku war gefühlt gar nichts zu sehen. Dann aber hätte es klingeln müssen, doch AS-Eigengewächs Zalewski brachte den Ball aus nächster Nähe nicht im Netz unter, während Angelino bei einem kurz ausgeführten Standard haarscharf verfehlte (45.+1).

Das Aluminium rettet

Ob de Rossi nun in Katekomben laut geworden war? Nicht bekannt. Allerdings präsentierten sich die Mannen aus der “Ewigen Stadt” besser, ließen den Ball mehr zirkulieren und defensiv längere Zeit kaum mehr etwas anbrennen. Und doch fehlte es an zündenden Offensivideen, lediglich Baldanzi konnte mal freigespielt werden – sein Versuch kam hier aber viel zu überhastet und ungenau daher (60.). Auch Lukaku lenkte seinen Kopfball in der 68. Minute nicht genau genug auf den US-Kasten, während der eingewechselte Mittelfeldmann Aouar die womöglich beste Roma-Möglichkeit an Ostern vor Keeper Falcone vergab (71.). Joker El Shaarawy zielte noch direkt in Falcons Arme (78.).

Am Ende des Tages, am Ende dieses 30. Serie-A-Spieltags musste allerdings konstatiert werden: Mehr als ein 0:0 in Apulien hatten die Römer auch nicht verdient – zumal die erst seit März von Luca Gotti trainierten Spieler Lecces eigentlich selbst noch hätten gewinnen müssen. Doch Dorgu schoss nach tollem Angriff quasi alleinstehend vor dem leeren Kasten rechts daneben (68.), Banda verzweifelte an den Fingerspitzen von AS-Torwächter Svilar (85.), Sansone verzog viel zu hektisch (86.) – und Oudin striff mit seinem späten Distanzhammer noch die Oberkante der Latte (90.+4). Bei diesem Roma-Punktgewinn, den auch Joker Dybala (zuletzt abermals ausgefallen und nur für wenige Minuten einsatzbereit) nicht mehr verhindern konnte – der Argentinier kam nur einmal vor den Kasten, wurde aber geblockt.

Und so verloren die Hauptstadt-Giallorossi trotz eines weiterhin starken Jahres 2024 Platz 4 und den FC Bologna (3:0 gegen US Salernitana) bei nun fünf Punkten Rückstand etwas aus den Augen, während die Apulien-Giallorossi etwas Boden im Keller gutmachten.

Zu oft verletzt: Totti würde über einen Dybala-Verkauf nachdenken

Francesco Totti hat sich ganz aktuell über Roma-Ass Paulo Dybala geäußert – und den Bossen in der “Ewigen Stadt” quasi indirekt geraten, über einen Verkauf des argentinischen Künstlers nachzudenken. Der Grund: Verletzungen.

Schätzt Paulo Dybala sehr als Roma-Spieler, weniger seine vielen Verletzungspausen: Ikone Francesco Totti.

Schätzt Paulo Dybala sehr als Roma-Spieler, weniger seine vielen Verletzungspausen: Ikone Francesco Totti.

IMAGO/Sportimage

Paulo Dybala ist zweifelsohne ein Garant im Roma-Kader. Wenn der argentinische Weltmeister aufläuft, kann er immer den Unterschied machen – und hat das zuletzt wieder eindrucksvoll getan.

So hat der 30-jährige Offensivkünstler etwa beim 4:0-Hinspielsieg im Europa-League-Achtelfinale gegen Brighton & Hove Albion ebenso getroffen wie einen Dreierpack beim 3:2 in der Serie A gegen Torino erzielt sowie zwei Scorer beim 4:1 in Monza gesammelt. Insgesamt kommt der im Sommer 2022 nach seinem Abschied von Juventus (2015 bis 2022) und von den Romanisti auf besondere Art und Weise gefeierte Angreifer in dieser Spielzeit auf zwölf Treffer und sieben Vorlagen in 20 Ligapartien.

Und genau diese 20 Serie-A-Spiele sind abermals ein Stichwort für die Schattenseite seiner gesamten Laufbahn. Es sind eben nur 20.

Totti rückt von seiner Meinung ab

13 weitere mögliche Matches hat Dybala allein 2023/24 schon wieder verpasst aufgrund von körperlichen Beschwerden – zuletzt etwa das Rückspiel im Europa-League-Achtelfinale bei Brighton & Hove (0:1) sowie das Ligaspiel gegen Sassuolo Calcio (1:0).

Für Roma-Legende Francesco Totti ist das Grund genug, um etwas anzumahnen. “Wenn ich Sportdirektor wäre”, formulierte der 47-Jährige relativ hart in einem Interview mit dem Corriere dello Sport, “würde ich über einen Spieler nachdenken, der nur 15 Spiele pro Jahr macht. Ich als Klub verfolge wichtige Ziele (die Champions-League-Qualifikation und die bevorstehenden EL-Viertelfinals gegen Milan; Anm. d. Red.) – und einer meiner besten Spieler steht nur für ein Drittel zur Verfügung.”

Damit rückte Totti zugleich von seiner Meinung aus dem Januar ab, hier hatte sich “El Capitano” noch klar für einen Verbleib Dybalas ausgespochen. Nun legte der ewige Römer und Meisterspieler der Saison 2000/01 den aktuellen AS-Machern quasi einen Verkauf nahe.

Dybalas derzeitiger Kontrakt läuft noch bis 30. Juni 2025 – und beinhaltet eine Ausstiegsklausel in Höhe von 13 Millionen Euro für ausländische Klubs sowie 20 Millionen Euro für Vereine aus der Serie A. Die Giallorossi könnten die Klausel laut Medienangaben mit einer Gehaltserhöhung für den Dribbelkünstler, der damals ablösefrei von Rekordmeister Juve gekommen ist, streichen.

Lesen Sie auch: Roma-Legende Totti – “Ich habe den ganzen Tag geweint”

Ein Spiel wie eine karge Wüste – und dann kommt Pellegrini

Mit einem Sieg am Sonntagnachmittag hält die Roma den Anschluss an die Top-vier der Serie A. Sassuolo hingegen hat nach dem jüngsten Sieg gegen Frosinone Hoffnung im Keller geschöpft.

Ging als gebürtiger Römer sowie als Roma-Kapitän einmal voran, traf und feierte mit Herzgruß: Lorenzo Pellegrini.

Ging als gebürtiger Römer sowie als Roma-Kapitän einmal voran, traf und feierte mit Herzgruß: Lorenzo Pellegrini.

IMAGO/ZUMA Press

Mitten im Kampf um einen Champions-League-Rang befindet sich die AS Roma seit Monaten – und hat unter dem neuen Trainer Daniele de Rossi längst Lunte gerochen. So war der Europa-League-Viertelfinalist, wo es serie-a-intern bald gegen Milan gehen wird, mit drei Ligasiegen und einem Remis in das Duell mit Kellerkind US Sassuolo an diesem 29. Spieltag gegangen.

Und was soll man sagen? Obwohl sich mitunter müde Beine zeigten, gerade offensiv der Esprit nahezu komplett fehlte, Stoßstürmer Lukaku gefühlt dauerhaft in der Luft hing und obendrein Sassuolo insgesamt ordentliche Arbeit verrichtete, folgte der nächste Dreier für die Römer.

Warum? Weil sich Kapitän Pellegrini kurz nach dem Seitenwechsel auf der linken Außenbahn ein Herz fasste. Der Führungsspieler, seines Zeichens auch gebürtiger Römer, marschierte schnurstracks Richtung Mitte. Richtung Strafraum. Richtung Schussfenster. Und das alles ohne Gegenwehr. Am Ende zog der Standardexperte und Passgeber via Schlenzer ab und traf extrem präzise zum 1:0 ins rechte untere Eck (50. Minute). Da musste sich die Defensivabteilung der Neroverdi wirklich Vorwürfe gefallen lassen, so einen schussstarken Mann freie Bahn zu gewähren.

Pfosten rettet

Serie A, 29. Spieltag

Zumal genau diese Aktion letztlich das Zünglein an der Waage war und die heimstarken Giallorossi, die erst zweimal in dieser Serie-A-Spielzeit im Olimpico verloren haben, über drei weitere wichtige Punkte feiern ließ.

Dabei durften sich die Hauptstädter allerdings einmal auch auf Fortuna verlassen. Denn als sich das offensiv zumeist blasse Sassuolo spät anschickte, doch etwas Druck aufzubauen, fiel um ein Haar das 1:1. Einwechselspieler Bajrami dribbelte sich auf dem rechten Flügel in Position, flankte scharf – und im Zentrum bugsierte der etwas ungelenk hingehende AS-Verteidiger Llorente durch die Beine seines Keepers Svilar beinahe das Eigentor. Der Pfosten rettete (81.) – und somit blieben die Römer mit nun 51 Punkten am FC Bologna (54) dran. Die Gäste dagegen versauern weiterhin im Keller unter dem Strich.

Dybala fehlt, Abraham ist zurück

Zwei personelle Nachrichten hatte diese Partie außerdem zu bieten: Roma-Star Dybala, der zuletzt in herausragender Verfassung gewesen war, brach einmal mehr weg – eine Adduktorenverletzung in diesem Fall (Ausfalldauer ungewiss). Währenddessen kehrte der fast 300 Tage wegen einer schwierigen Kreuzbandangelegenheit fehlende Stürmer Abraham zurück. Der Engländer nahm auf der Bank Platz, bekam aber noch keine Minuten von de Rossi – Sicherheit ging da ganz offenbar vor.

Zehn Geschichten: Darum lohnt sich ein Blick auf Inter vs. Juventus

Wenn sich Inter Mailand und Juventus Turin an diesem Mittwochabend (21 Uhr, LIVE! bei kicker) im Finale der Coppa Italia gegenüberstehen, dann steht neben dem Titel auch Prestige auf dem Spiel. Und dazu individuelle Dinge.

Jubeltraube: Verteidigt Juventus beim Klassiker gegen Inter den Titel in der Coppa Italia?

Jubeltraube: Verteidigt Juventus beim Klassiker gegen Inter den Titel in der Coppa Italia?

picture alliance / AA

1. Der Klassiker: Inter und Juventus sind die beiden erfolgreichsten italienischen Klubs der Geschichte – und folglich seit langer, langer Zeit Rivalen. Seit den 60er Jahren hat sich der heute bekannte Zusatz “Derby d’Italia” etabliert, zumal sich die Mailänder und Turiner insgesamt schon weit über 200-mal in Pflichtspielen duelliert haben. Allein in der Serie A sind es 178 Partien (85 Juve-Siege, 45 Remis, 48 Inter-Erfolge).

2. Titelsammler: Die Alte Dame hat gegenüber den Nerazzurri aber deutlich mehr Titel gewonnen. Sind es in der Serie A schon ganze 36 Scudetti (Inter hat 19), gibt es an diesem Abend die Chance der Coppa-Titelverteidigung – und damit die Chance auf Erfolg Nummer 15. Für die Mailänder stehen im Pokal bis dato “nur” sieben Triumphe zu Buche, damit liegt der Traditionsklub auf Rang drei hinter der Roma (9).

3. Die Dirigenten: Auch in Sachen Trainer haben die Turiner statistisch die Nase vorn. Massimiliano Allegri hat mit Juventus schon fünf Scudetti sowie vier Pokalsiege gesammelt und zweimal das Champions-League-Finale erreicht (gegen Barcelona und Real verloren). Für Gegenüber Simone Inzaghi, der vor dieser Saison als Nachfolger von Antonio Conte zu Inter gekommen ist, steht mit Ex-Klub Lazio dagegen ein Coppa-Sieg zu Buche (2018/19).

4. Fragezeichen: Die Juve-Mannschaft hat in dieser Spielzeit viele Täler durchlaufen müssen (schwacher Serie-A-Start, verfrühtes CL-Aus). Immerhin ist zuletzt die erneute Qualifikation für die Königsklasse – das absolute Mindestziel – gelungen. Allegri befindet sich mit seinem Team inmitten eines Umbruchs, der mit dem Abgang von Cristiano Ronaldo kurz nach Saisonstart endgültig begonnen hat. Der Trainer dazu: “Es ist doch klar, dass es schwierig war, als Ronaldo nur drei Tage vor Ende des Sommertransferfensters gegangen ist. Federico Chiesa haben wir dann auch noch verloren (Kreuzband; Anm. d. Red.). Wir haben uns vielen Problemen stellen müssen. Wir haben mit der Champions-League-Qualifikation aber ein wichtiges Ziel erreicht und versuchen nun einfach weiter, uns zu verbessern.”

5. Abschied I: Eines der Juve-Probleme ist auch wieder einmal Paulo Dybala (28) gewesen. Der 2015 aus Palermo gekommene Argentinier, über dessen fußballerische Qualitäten es keine Zweifel gibt (u.a. zehn Serie-A-Tore, fünf Vorlagen in dieser Saison), hat einmal mehr oft verletzt oder angeschlagen gefehlt. Das hat nach langen Diskussionen am Ende nicht zu einer Vertragsverlängerung geführt. So hat “La Joya” nach fünf errungenen Meisterschaften und vier Pokalsiegen mit diesem Coppa-Finale nur noch diese letzte Chance auf einen Titel mit Juve.


Paulo Dybala

Zwei Geschichten und eine Gewissheit: Der spielerisch starke und oft verletzte Paulo Dybala verlässt die Juve.

6. Offenes Ziel: Apropos! Wohin es Dybala in der neuen Saison ziehen wird, ist noch gänzlich offen. Einer der großen Interessenten soll aber Inter, also der heutige Gegner, sein. Sollte es wirklich dazu kommen, könnte der Argentinier seinem baldigen Arbeitgeber im Stadio Olimpico mit einer an diesem Abend starken Leistung gehörig in die Suppe spucken.

7. Abschied II: Gibt es darüber hinaus noch ein weiteres Juve-Ciao? Der seit 2004 für die Alte Dame auflaufende Giorgio Chiellini, der zuletzt schon sein Karriereende in der Nationalmannschaft offiziell gemacht hat, will sich in den nächsten Tagen äußern. Und es könnte laut italienischen Medien durchaus sein, dass der 37-jährige Routinier und Europameister von 2021 einen Schlussstrich unter seine erfolgreiche Juve-Zeit (u.a. neun Scudetti) ziehen wird.

8. Der DFB-Legionär: Auch aus deutscher Sicht lohnt sich ein Blick auf dieses Pokalfinale zwischen diesen beiden Giganten des italienischen Fußballs. Der im Winter von Atalanta Bergamo zum FC Internazionale gestoßene DFB-Nationalspieler Robin Gosens, der wegen einer Oberschenkelverletzung mit einem Handicap zum Team gekommen ist und seither Jokereinsätze ansammelt (sechs Serie-A-Einwechslungen), kann nun seinen ersten großen Titel seiner steilen Profikarriere eintüten.

9. Die Kampfansage: Nach zwischenzeitlich neun Meisterschaften in Serie hat Inter dem großen Konkurrenten aus Turin zuletzt den Rang abgelaufen. In der Serie A können die Nerazzurri einerseits nach dem Scudetto 2021 den Titel in diesem Jahr direkt verteidigen (Duell mit Milan) – und in der Coppa eben den Rivalen beim direkten Vergleich entthronen. Sportchef Beppe Marotta, früher viele Jahre für Juventus im Management tätig, führt dazu gegenüber “Sky Sport Italia” aus: “Die Spieler haben das Ziel klar vor Augen und sind besonders motiviert. Sie und wir wollen den Fans ein ganz besonders Geschenk mit einem Sieg über Juve machen.”

10. Die Stars: Auch ohne ein Fanherz für den italienischen Fußball lohnt ein Blick auf dieses Spiel an diesem Mittwochabend (21 Uhr, LIVE! bei kicker im Ticker und im Stream bei DAZN). Es treffen zwei taktisch hervorragend trainierte Mannschaften aufeinander, die sich seit vielen Jahrzehnten intensive Duelle liefern und auch in diesem Jahr reihenweise Top-Spieler auffahren. Während bei Inter etwa Akteure wie Milan Skriniar, Stefan de Vrij, Nicolo Barella, Hakan Calhanoglu, Lautaro Martinez oder Routinier Edin Dzeko auflaufen, schicken sich die Bianconeri etwa mit Alex Sandro, Juan Cuadrado, Top-Wintereinkauf Dusan Vlahovic und eben auch Paulo Dybala Richtung Titel an.

90.+6! Criscitos Elfmeter besiegelt Genuas Last-Minute-Sieg gegen Juve

Juventus sah bei der CFC Genua lange Zeit wie der sichere Sieger aus. Was sich in den Schlussminuten abspielte, war furios und packend: Nach einem späten Doppelschlag, den Criscito mit seinem Elfmeter krönte, brachen alle Dämme.

Genau setzt sich mit einem späten Doppelschlag gegen Juventus Turin durch.

Genau setzt sich mit einem späten Doppelschlag gegen Juventus Turin durch.

AFP via Getty Images

Juventus Turin startete mit sechs Neuen gegen die CFC Genua: Cuadrado, Rugani, de Sciglio, Arthur, Dybala und Kean starteten für Morata, Pellegrini, Zakaria, Bernardeschi, Danilo und de Ligt.

Dementsprechend unsicher und kaum eingespielt trat Juve zwar spielbestimmend, aber wenig zwingend auf. Die einzige Großchance vergab Kean nach fünf Minuten, ehe Cuadrado drei Minuten später vergeblich auf einen Elfmeterpfiff wartete. Zuvor war der quirlige Rechtsaußen an seinem Gegenspieler vorbeigezogen und an der Grenze des Strafraums zu Boden gerissen worden. Eine strittige Entscheidung, die zugleich auch den letzten Aufreger der ersten Hälfte bieten sollte.

Bis zum Seitenwechsel verzeichneten beide Mannschaften nicht mehr als Halbchancen, weshalb sie sich torlos in die Kabine verabschiedeten.

Dybala trifft ungewohnt mit dem rechten Fuß

Aus der Kabine heraus fand Dybala dann plötzlich die entscheidende Lücke: Nach Keans entschiedenem Körpereinsatz wurde der feine Linksfuß 20 Meter vor dem Tor bedient und setzte den Ball mit dem schwächeren Rechten in die Maschen (48.). Ein Wirkungstreffer kurz nach der Pause für die Hausherren.

Denn danach folgten zumindest weitere Chancen auf das 2:0 für Juventus Turin: Erst traf Dybala nur den Pfosten (69.), dann scheiterten Kean (70.) und der bis dato blasse Vlahovic (72.) an Sirigu. Doch alles, was dem Spiel bisher fehlte, bot dann die unfassbare Schlussphase.

Was für ein Finish: Genua kommt zurück

Nachdem ein Elfmeter der Turiner Gäste zu Recht aberkannt worden war (83.) – Gudmundsson spielte gegen Aké nur den Ball – trat der isländische Joker auf der Gegenseite ins Rampenlicht: Nach schöner Vorarbeit verwandelte er im Eins-gegen-eins aus halblinker Position in die rechte Ecke (87.). Was dann folgte, war die Auferstehung der CFC Genua. Plötzlich schwamm Juve und Genua vergab in Person von Amiri, früher für Leverkusen und Hoffenheim aktiv, die Riesenchance zum Sieg: Der Mittelfeldspieler scheiterte aus elf Metern fernab von jeglichen Gegenspielern kläglich (89.).

Doch es kam noch besser: Auf der Gegenseite bediente Morata, der ohnehin auch problemlos selbst abschließen hätte können, den mitgelaufenen Kean, der aus circa sieben Metern neben das leere Tor schoss (90.+5)! Im direkten Gegenzug, dem vermutlich letzten Angriff der Partie, holte Yeboah einen Elfmeter heraus, den Kapitän Criscito unten rechts verwandelte (90.+6).

Tore und Karten

0:1
Dybala (48′)

1:1
A. Gudmundsson (87′)

2:1
Criscito (90′, Elfmeter)

Tore und Karten

0:1
Dybala (48′)

1:1
A. Gudmundsson (87′)

2:1
Criscito (90′, Elfmeter)

CFC Genua 1893

Melegoni (43. ), Badelj (78. )

Juventus Turin

Dybala (29. ), Rugani (34. ), Arthur (44. )


CFC Genua 1893

Genua


CFC Genua 1893

Genua

Aufstellung

Einwechslungen

Reservebank

Trainer:


Juventus Turin

Juventus


Juventus Turin

Juventus

Aufstellung

Einwechslungen

Reservebank

Trainer:

Schiedsrichter-Team

Simone Sozza

Schiedsrichter-Team

Simone Sozza

Spielinfo


Stadion

Luigi Ferraris

Spielinfo


Anstoß

06.05.2022, 21:00 Uhr


Stadion

Luigi Ferraris Genua


Eckenverhältnis

9:2

Im Stadion brachen alle Dämme. Denn: Genua ist wieder zurück im Abstiegskampf und nur noch einen Zähler vom rettenden Ufer entfernt. Der aktuelle Tabellen-Siebzehnte Salernitana kann am Sonntag gegen Cagliari aber nachziehen. Für Juve geht es nach der Last-Minute-Niederlage am übernächsten Montag mit dem Heimspiel gegen Lazio weiter, Genua – mit Coach Alexander Blessin – gastiert bei der Mission Klassenerhalt am kommenden Samstag bei der SSC Neapel.